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Vollständige Version anzeigen : Skandal im Sperrbezirk - sollen Linkspartei und NPD zusammenarbeiten?



Beverly
09.01.2007, 09:53
Anbei eine Umfrage, ob Linkspartei und NPD in irgendeiner Form zusammenarbeiten sollen - Koalition, gemeinsame Aktionen, gemeinsame Ziele definieren.

Ist natürlich absurd und ich selbst werde deshalb erst einma nicht abstimmen. Ich will einfach wissen, was die anderen User von so einer Idee halten.

Aus meine - linken - Sicht ist natürlich die NPD selbst das größte Argument gegen eine Zusammenarbeit in IRGENDEINER Form: Sammelbecken gewalttätiger Extremisten, Hitleristen und Dritte-Reich-Nostalgiker. Radikalität und populistischen Proest würde ich ihr ebensowenig vorwerfen wie den permanenten Klau linker Argumente. Nur kann man bei einem gelegentlichen Blick auf die NPD-Homepage sehen, wie sich unter einer Schale bunten Protestes - Hartz IV, Umwelt, Jugend - ein tiefbrauner Kern verbirgt: Todesstrafe, Gebietsansprüche an Polen, Hetze gegen Afro-Deutsche (anlässlich eines Schwarzen in der Fußballnationalmannschaft).

So wären die Kameraden eigentlich abgegessen, nur sind da Aspekter, über die ich mir sehr unsicher bin - auch deshalb eine Umfrage, wo ich selbst vorerst nicht abstimme:

1. Die Argumente der Antifa "keinen Fußbreit für die Nazis" kann ich zwar gut nachvoillziehen. Nur stehen sie in keinem Widerspruch zu Sauerländers Argumenten, "das System" spiele Linke und Rechte gegeneinander aus. IMHO läuft es so in meiner Heimatregion: die Antifa plättet die Nazis, doch dabei werden Energien gebunden, die man eigentlich für den Kampf gegen das entsetzliche Treiben der vorgeblich "demokratischen" Parteien braucht. Damit sind wir bei

2. Linke bekämpfen NPD und co. weil sie ein Remake des Faschismus verhindern wollen. Isr auch richtig so und dass die Kameraden oft von Polizei eingerahmt demonstrieren müssen, tut mir nicht Leid. Aaaber den Faschismus, den die Linke "gegen Rechts" verhindern will, servieren ihr am Ende die vorgeblich "demokratischen" Parteien. Es war kein NPDler, der einen Freund von mir dazu zwingen wollte, auf einer Verkehrinsel Unkraut zu rupfen, sondern - richtig, das JobCenter :rolleyes: Führt sich die NPD so auf, wie sie nun einam ist, bekommt sie Gegenwind - bei "demokratischen" Parteien werden vergleichbare Schweinereien apathisch hingenommen.

3. Als die NPD in den sächsischen Landtag einzog, veranstalteten alle anderen Parteien einschließlich der PDS eine auf die Dritte-Reich-Nostalgie gemünzte "Gedenkveranstaltung". Später las ich dann in diesem Forum, wie NPD-Anhänger gegen die "Mauermörder" der PDS hetzten und sich sächsische NPD-Abgeordnete bei der CDU als Warner vor der "SED-Nachfolgepartei" PDS einschleimten.
Sorry, aber wenn sich PDS und NPD a. gegenseitig eines auf die Mütze hauen b. jede zu den Etablierten rennt und vor der anderen warnt, lachen sich die Etablierten doch nur über beide kaputt. Damit sind wir bei

4. Als Linker, Linkspartei-Wähler, nützt es gegenüber "dem System" herzlich wenig, den Kameraden etwa beim Umgang mit Einwanderern oder Drittem Reich zumindest verbal eines auf die Glatze zu geben. Trotzdem wird die Linkspartei von einschlägigen bürgerlichen Kreisen entweder mit der SED oder - richtig - mit der NPD gleichgesetzt. Distanz und Distanzierung zur NPD - ja. Aber ich bin es leid, mich dabei einem System andienen zu wollen, das für meine Vorstellungen von einer lebenswerten Welt auch nichts übrig hat und mich am Ende mit eben jener NPD gleichsetzt.

5. Viele werden argumentieren, dass man - abgesehen von den inhaltlichen Unvereinbarkeiten - mit so einer Diskussion nur eine braune Kleinpartei aufwertet. Ist noch nachvollziehbar. Aber nicht nachvollziehbar ist, wie die Linke in den eigenen Reihen organisatorische Befindlichenkeiten und Eitelkeiten pflegt. Da jammern WASGler über den Verlust ihrer Identität beim Zusammengehen mit der PDS - als ob die WASG eine andere "Identität" zu verlieren hat, als bei dem meisten Wahlen unter 5 Prozent geblieben zu sein.

6. Ich erlebe es an mir selbst und sehe es auch bei anderen Linken - die das nicht gern zugeben - dass die NPD irgendwie Thema ist. Nicht aufgrund ihrer Ideologie oder ihrer im Grunde peinlichen Existenz als randständigen Teil des BRD-Parteiensystems. Sondern ausschließlich wegen: Protest - Radikalität - Skandal! Wenn nicht mit der NPD, sollte die Linke das ohne die NPD wieder mehr in den Vordergrund rücken. Aber realiter schafft die NPD das auch nicht, ihre Scheinerfolge in Berlin haben allenfalls zu mehr Intoleranz geführt.

Damit sind wir bei

7. Ich nehem politische Parteien nicht sehr ernst. Sie haben nichts zu entscheiden, sondern nur die Politik einer menschenverachtenden Oligarchie umzusetzen. Dafür "geht man in eine Partei" - um Karriere zu machen, vom Proletensohn zum Gasprom-Aufsichtsrat zu werden und sich dabei der Bourgeoisie als zuverlässiger Diener zu zeigen.
Wenn eine oder zwei Parteien, die so gut zusammenpassen wie Kater Garfield und Nachbars brauner Pitbull, dazu dienen, diese auf subtile Weise immer entsetzlicheren Verhältnisse aufzubrechen, ist das für mich so, wie wenn man zwei Patronen abfeuert. Die Schüsse können treffen, man kann sich auch ins Knie schießen - um die Patronen ist es nicht sonderlich schade.
Der Skandal- und Protestfaktor von Rot-Braun ist für mich fast so etwas wie ein ziemlich verzweifelter Versuch, Apathie und Lähmung zu überwinden.

ppp
09.01.2007, 10:42
du sagst ja selber, daß das eine völlig absurde idee ist. im übrigen ist die pds/linke inzwischen auch nur bedingt eine nicht-etablierte partei sondern eine regionale volkspartei.

da du politische parteien nicht ernst nimmst -ich tue mich inzwischen auch schwer, die parteien wie sie jetzt sind ernst zu nehmen- stelt sich die frage, welche alternative zu parteien es gibt.

- neue partei?
- vorhandene partei ändern bzw. unterwandern?
- was ganz anderes, aber was?

sex money and fun ist mir alls gesellshaftliches konzept zu wenig.

Gärtner
09.01.2007, 11:22
Ich erlebe es an mir selbst und sehe es auch bei anderen Linken - die das nicht gern zugeben - dass die NPD irgendwie Thema ist. Nicht aufgrund ihrer Ideologie oder ihrer im Grunde peinlichen Existenz als randständigen Teil des BRD-Parteiensystems. Sondern ausschließlich wegen: Protest - Radikalität - Skandal!
...bißchen dünn, so als inhaltliche Alternative, hm? Nur "dagegen sein" ist eine Position, mit der sich populistische Augenblickserfolge erringen, aber keine dicken Bretter bohren lassen.


Wenn nicht mit der NPD, sollte die Linke das ohne die NPD wieder mehr in den Vordergrund rücken.
Nur dann, wenn die Linke ebenfalls als oberflächliche Brüllaffenhorde erscheinen will.

Ich sage das notabene, ohne der Linken oder der NPD irgendeine Sympathie entgegenzubringen. Ich sage das, weil ich eine wirkliche, inhaltlich fundierte Opposition für wünschenswert hielte.

Jodlerkönig
09.01.2007, 11:32
ich kann keine unterschiede zwischen links und rechts aussen erkennen. eine fusion beider seiten stünde nix entgegen. und es hätte den vorteil, hirnlose studenten, hartz4ler, geisteskranke, wären an einem tisch unter kontrolle :))

Efna
09.01.2007, 11:33
Ich wäre voll und ganz dagegen, ich halte Nationalisten für ebenso schlimm wie Neoliberale.

Sauerländer
09.01.2007, 11:36
Ich wäre voll und ganz dagegen, ich halte Nationalisten für ebenso schlimm wie Neoliberale.
Dann beschwer dich hinterher nicht, wenn diese beiden Konzepte sich wieder gegenseitig "befruchten" und in der nächsten großen Krise wieder massiv...Überschussvernichtung hervorbringen.

Roter Prolet
09.01.2007, 11:46
Linkspartei.PDS und NPD zusammenarbeiten?! Das mag in den Augen mancher "Rot=Braun"-Apologeten vielleicht eine willkommene Bestätigung für ihre These sein, aber mal ehrlich, nur weil beide sich als antikapitalistisch darstellen (obwohl die L.PDS viel viel eher diesem Anspruch gerecht ist) und gegen das (kapitalistische) System zu sein scheinen, heisst das nicht, dass beide sich ähneln (sic!) würden oder gar zusammenarbeiten (sic!!!). Allein wegen ihrer Herkunft, ihrer (Vor-)Geschichte und ihren internen Strömungen!

Biskra
09.01.2007, 12:20
Hatten wir schon mal in der Weimarer Republik. Ergebnis bekannt.

Roter Prolet
09.01.2007, 12:25
Hatten wir schon mal in der Weimarer Republik. Ergebnis bekannt.

Werde konkret.

Biskra
09.01.2007, 12:42
Werde konkret.

Zusammenarbeit von KPD und NSDAP, z.B. beim Berliner BVB-Streik 1932 oder auch Abstimmungsverhalten von KPD und NSDAP im Reichstag.

Beverly
09.01.2007, 13:09
du sagst ja selber, daß das eine völlig absurde idee ist. im übrigen ist die pds/linke inzwischen auch nur bedingt eine nicht-etablierte partei sondern eine regionale volkspartei.

da du politische parteien nicht ernst nimmst -ich tue mich inzwischen auch schwer, die parteien wie sie jetzt sind ernst zu nehmen- stelt sich die frage, welche alternative zu parteien es gibt.

- neue partei?
- vorhandene partei ändern bzw. unterwandern?
- was ganz anderes, aber was?


Aus dem von dir Geschriebenen geht hervor,, dass wir was ganz anderes brauchen.

Beverly
09.01.2007, 13:13
...bißchen dünn, so als inhaltliche Alternative, hm? Nur "dagegen sein" ist eine Position, mit der sich populistische Augenblickserfolge erringen, aber keine dicken Bretter bohren lassen.


Nur dann, wenn die Linke ebenfalls als oberflächliche Brüllaffenhorde erscheinen will.

Ich sage das notabene, ohne der Linken oder der NPD irgendeine Sympathie entgegenzubringen. Ich sage das, weil ich eine wirkliche, inhaltlich fundierte Opposition für wünschenswert hielte.

Ich glaube, eine fundierte Opposition mit Alternativen jenseits altbackener Ideologien wird noch schneller beiseite gewischt als die "oberflächlichen Brüllaffen", die man wenigstens hört. Zu dem Niedergang gibt es ja Alternativen - Arbeitszeitverkürzung, Bürgergeld, "Bürgerarbeit", Werkstudentenmodelle statt Studiengebühren, Modelle kooperativer Unternehmen statt der Konzerne - doch sie werden nicht wahrgenommen. Allmählich glaube ich, auch um ihnen zum Durchbruch zu verhelfen, kommen wir ohne Gebrüll nicht aus.

Beverly
09.01.2007, 13:18
Zusammenarbeit von KPD und NSDAP, z.B. beim Berliner BVB-Streik 1932 oder auch Abstimmungsverhalten von KPD und NSDAP im Reichstag.

Aber NSDAP und KPD haben keine Regierung gebildet, die wäre selbst im schlimmsten Fall nicht über Episodencharakter hinausgekommen.

Die NSDAP ging dann mit den bürgerlichen Kräften zusammen - mit bekanntem Ergebnis :rolleyes:

Drosselbart
09.01.2007, 13:25
Zusammenarbeit von KPD und NSDAP, z.B. beim Berliner BVB-Streik 1932 oder auch Abstimmungsverhalten von KPD und NSDAP im Reichstag.

Streikposten von SA und RFB einträchtig nebeneinander. Das hat den etablierten Parteien und ihren Problem-Politikern einen Heidenschrecken eingejagt.

Rein spaßeshalber sollte man auch heute wieder einmal auf bewährte Methoden des Etablierten-Derbleckens zurückgreifen, denn die Herren sind mittlerweile derart träge, bräsig und "sicher" geworden, daß es sie scheinbar vor gar nichts mehr graust.

Ein heilsamer Schock könnte nicht schaden.

Beverly
09.01.2007, 13:35
Zitat:
Zitat von Efna [Beitrag anzeigen]
Ich wäre voll und ganz dagegen, ich halte Nationalisten für ebenso schlimm wie Neoliberale.


Dann beschwer dich hinterher nicht, wenn diese
beiden Konzepte sich wieder gegenseitig "befruchten" und in der nächsten großen Krise wieder massiv...Überschussvernichtung hervorbringen.

@Efna

ich kann so pauschaul wie über Neoliberale eine Aussage über Nationalisten nicht treffen. Wenn wir mal über unseren deutschen Tellerrand hinausblicken, reicht das Spektrum der "Nationalisten" von linken Lateinamerikanern und Palästinensern bis zu jener Sorte Leute, bei denen sich Kapitalismus und nationaler Chauvinismus "befruchten". Also weltweit viel zu heterogen und das spiegelt sich auch im Internet wieder - es gibt Nationalisten, welche die USA-Hörigkeit und den Neoliberalismus ablehnen und es gib welche, die zu beidem ja und amen sagen.

Zudem habe ich die Befürchtung, dasss uns das System irgendwann anstelle der ranständigen NPD eine "seriöse Rechte" serviert - ultrakapitalistisch, latent imperialistisch ("wir müssen die Rohstoffversorung sichern"), selbstverständlich "demokratisch", Pro-USA und mit Israelflagge im Avatar. Diese Kameraden dürfen dann auch ein bisschen politisch unkorrekt gegen die Menschengruppen hetzen, welche ökonomisch nutzlos geworden sind.
Harte Rechte, welche die Zeichen der Zeit nicht erkannt haben, landen dann mit Linken und renitenten Transen in der AFU - Aufruhrbekämpfungszentrale :rolleyes: Solche Visionen sozusagen der Fortentwicklung von Hartz IV liegen bei mir als Schreibversuche im Computer, in Wirklichkeit will ich sie nicht erleben.

Beverly
09.01.2007, 13:38
Streikposten von SA und RFB einträchtig nebeneinander. Das hat den etablierten Parteien und ihren Problem-Politikern einen Heidenschrecken eingejagt.

Wie auch immer, DARAN ist die Weimarer Republik nicht kaputt gegangen. Das Ende kam, als die SA es vorzog, linke Arbeiter totzutrampeln (in Potempa und ihren KZs).

Beverly
09.01.2007, 13:54
ich kann keine unterschiede zwischen links und rechts aussen erkennen. eine fusion beider seiten stünde nix entgegen. und es hätte den vorteil, hirnlose studenten, hartz4ler, geisteskranke, wären an einem tisch unter kontrolle :))

Ja sicher unter Kontrolle. Studenten, Erwerbslose, Frustrierte und psychisch Kranke sind ja üüüüberhaupt keine gefährliche Mischung :rolleyes:;)

Jodlerkönig
09.01.2007, 14:51
Ja sicher unter Kontrolle. Studenten, Erwerbslose, Frustrierte und psychisch Kranke sind ja üüüüberhaupt keine gefährliche Mischung :rolleyes:;) transen und anarchisten fehlen in meiner aufzählung :)) wichtig ist, daß man sie ausmachen und feststellen kann. dann sind sie keine gefahr!

Drosselbart
09.01.2007, 14:57
Wie auch immer, DARAN ist die Weimarer Republik nicht kaputt gegangen. Das Ende kam, als die SA es vorzog, linke Arbeiter totzutrampeln (in Potempa und ihren KZs).


Potempa und die Justizquerelen darum herum sind bekannt. Mir fällt da jetzt spontan auch ein Fall ein, wo SS-Leute 2 ihrer Kameraden (keine Ahnung ob die vorher linke Arbeiter waren) im KL tottrampelten.

Biskra
09.01.2007, 15:12
Streikposten von SA und RFB einträchtig nebeneinander. Das hat den etablierten Parteien und ihren Problem-Politikern einen Heidenschrecken eingejagt.

Bestimmt. :)) Ulbricht und Goebbels auf einer Bühne, das hat was gehabt. Gehört eigentlich in jedes Geschichtsbuch. :]

Drosselbart
09.01.2007, 15:16
Bestimmt. :)) Ulbricht und Goebbels auf einer Bühne, das hat was gehabt. Gehört eigentlich in jedes Geschichtsbuch. :]


http://www.google.de/search?hl=de&ie=ISO-8859-1&q=rfb&meta=lr%3Dlang_de

Weder reisen für behinderte noch sonstiges. Aktivisten vom Roten Frontkämpferbund. Viele sind später dann - der Einfachheit halber - gleich in die SA eingetreten.

erwin r analyst
09.01.2007, 15:52
Da würde sich gleich zu gleich gesinnen, in wirtschaftspolitischer Hinsicht!

Beverly
09.01.2007, 16:33
Bestimmt. :)) Ulbricht und Goebbels auf einer Bühne, das hat was gehabt. Gehört eigentlich in jedes Geschichtsbuch. :]

Falls es in einem Paralleluniversum ein rot-braunes Kabinett Hitler-Thälmann gegeben hat, werden sich v. a. bürgerliche und liberale Autoren in den Geschichtsbüchern darüber als Sumpfblüte ereifern. Wüssten sie, was in unserer Welt auf das braun-bürgerliche Kabinett Hitler-von Papen folgte, wären sie ein bisschen vorsichtiger in ihren Urteilen.

Beverly
09.01.2007, 16:38
Da würde sich gleich zu gleich gesinnen, in wirtschaftspolitischer Hinsicht!

Wirtschaftspolitisch brauchen wir bald nur noch zwei Parteien: fürneoliberal, Globalisierung, Konzernherrschaft und dagegen.

Sauerländer
09.01.2007, 16:57
Da würde sich gleich zu gleich gesinnen, in wirtschaftspolitischer Hinsicht!
Zum einen bestehen politische Standpunkte aber nicht nur aus Wirtschaftspolitik, und zum anderen sind Phrasen und Inhalt zwei Paar Schuhe.
Der durchschnittliche NPDler meint mit Sozialismus etwas...ein wenig anderes als der durchschnittliche Linkspartei-Mensch.

Andererseits ist das ständige neoliberale Betonen, Rechtsaussen und Linksaussen sei das Gleiche, vollauf zu begrüßen - irgendwann glauben wir es selbst.

Und dann geht die Post ab.:D

Kaiser
09.01.2007, 18:46
@Beverly

Deine Punkten lesen sich zwar interessant, doch aus unserer Warte kann es aus einem einfachen Grund keine Zusammenarbeit mit der SED/PDS/Lipa geben.

Sie ist keine rot gefärbte Oppositionspartei wider dem BRD-System, sondern sie gehört schlicht und ergreifend zum etablierten Parteienkartell. Aller DDR-Nostalgie und Sozialismus-Gequatsche zum Trotz betreibt die Lipa überall dort wo sie mitregiert denselben Murks wie die anderen Etablierten auch. Sie ist wie unser Freund Gerald sagen würde "staatstragend".

Mit solch einer Partei arbeiten wir ebensowenig zusammen wie mit den Grünen, FDP, SPD oder Union.

Wenn sich die Lipa aus dem Sumpf des etablierten Parteikartells befreien würde, könnte man darüber nachdenken in einzelnen Gebieten zu kooperieren. Allerdings eine Kooperation, die sich darin erschöpft in der Opposition gemeinsam auf die Etablierten einzuschlagen.

Programmatisch sehe ich dagegen so oder so keine ausreichende Basis für eine Kooperation auf Regierungsebene.

Beverly
09.01.2007, 21:47
Andererseits ist das ständige neoliberale Betonen, Rechtsaussen und Linksaussen sei das Gleiche, vollauf zu begrüßen - irgendwann glauben wir es selbst.

Und dann geht die Post ab.:D

Die endlose rot=braun-Rhetorik fällt IMHO auf ihre Urheber zurück. Wieso soll man als Linke den vernunftresistenten Urhebern dieser Rhetorik noch gut zureden wollen?

Ausonius
09.01.2007, 22:04
Allerdings eine Kooperation, die sich darin erschöpft in der Opposition gemeinsam auf die Etablierten einzuschlagen.

Mehr hat die NPD doch sowieso nicht zu bieten....

Beverly
10.01.2007, 14:13
Zitat:
Allerdings eine Kooperation, die sich darin erschöpft in der Opposition gemeinsam auf die Etablierten einzuschlagen.


Mehr hat die NPD doch sowieso nicht zu bieten.... und mehr erwarten viele NPD-Wähler auch nicht von ihr

Kaiser
10.01.2007, 18:49
Mehr hat die NPD doch sowieso nicht zu bieten....

Warte ab, bis wir regieren. :D

Kaiser
10.01.2007, 18:54
@Beverly

Was sagst du zu meiner Ausführung?

Beverly
11.01.2007, 10:35
@Beverly

Deine Punkten lesen sich zwar interessant, doch aus unserer Warte kann es aus einem einfachen Grund keine Zusammenarbeit mit der SED/PDS/Lipa geben.

Sie ist keine rot gefärbte Oppositionspartei wider dem BRD-System, sondern sie gehört schlicht und ergreifend zum etablierten Parteienkartell. Aller DDR-Nostalgie und Sozialismus-Gequatsche zum Trotz betreibt die Lipa überall dort wo sie mitregiert denselben Murks wie die anderen Etablierten auch. Sie ist wie unser Freund Gerald sagen würde "staatstragend".

Mit solch einer Partei arbeiten wir ebensowenig zusammen wie mit den Grünen, FDP, SPD oder Union.

Wenn sich die Lipa aus dem Sumpf des etablierten Parteikartells befreien würde, könnte man darüber nachdenken in einzelnen Gebieten zu kooperieren. Allerdings eine Kooperation, die sich darin erschöpft in der Opposition gemeinsam auf die Etablierten einzuschlagen.

Programmatisch sehe ich dagegen so oder so keine ausreichende Basis für eine Kooperation auf Regierungsebene.

1. Die Linkspartei bekleckert sich in Koalitionen mit der SPD nicht unbedingt mit Ruhm, aber sie gehört NICHT zum neoliberalen Parteienkartell. Sie ist oft sogar die Einzige, die Alternativen zu derzeitigen Politik formuliert. Hier kann ich im Gegenteil den Rechten vorwerfen, außer Demagogie, Zoff mit Einwanderern und altbackener Ideologie nichts zu bieten.

2. Eindreschen auf die Etablierten ist das, was sich viele Menschen von glaubwürdigen Oppositionsparteien wünschen. Mehr erwarten sie realistischerweise vielleicht auch nicht.

3. Programmatisch trennen die Linkspartei und die NPD in der Gesellschaftspolitik und auch dem Politikverständnis Welten. Die Gesellschaftspolitik der NPD ist reaktionär.
Im Politikverständnis nehmt ihr das mit der Demokratie wohl nicht unbedingt ernst. Dazu kommt noch die nie überwundene Nähe zu Hitlerismus und Drittem Reich. Ich sehe da Bestrebungen, eine Diktatur zu errichten und ihr gebt euch nicht einmal große Mühe, das zu verheimlichen :rolleyes: Diktatur ist schon schlimm genug, aber ich fürchte, ihr könntet dabei wie eure Vorgängerpartei zum Werkzeug von Kräften in jenem System werden, dass ihr vorgeblich abschaffen wollt.

Gemeinsamkeiten gibt es eigentlich nur bei den Positionen, welche die NPD von den Linken geklaut hat - gegen Hartz IV, Kritik an Auslandseinsätzen der Bundeswehr, Austritt aus der NATO, Pöbeleien gegen "bourgeoise" Politiker und Distanzierung vom Neoliberalismus.
4. Ich wünschte mir zwar, die Linkspartei würde qua Regierungsbeteiligung einen Politikwechsel herbeiführen, aber die dafür in Frage kommenden Partner SPD und Grüne entwickeln sich v. a. im Falle der SPD in eine fast ebenso fragwürdige Richtung wie die NPD. Viele Anliegen von Grünen-Anhängern kann ich noch verstehen, aber der grüne Funktionärskorpus macht sich durch gnaden- und prinzipienlosen Opportunismus nur noch lächerlich. Ja, ja, Jamaika, reif für die Insel, reif für den Abdecker und wenn die Schwarze Ampel kommt, sehen die Grünen-Anhänger hoffentlich rot.
Allein fehlen der Lipa so 42 Prozent der Stimmen zur absoluten Mehrheit und selbst mit 20 Prozent kann das neoliberale Parteienkartell sie gnadenlos in der Opposition versauern lassen. In Ostdeutschland hat sie ja oft 20 Prozent und trotzdem ist die Politik dort wie sie ist.

Bei der NPD ist es noch viel düsterer. Sie kann ab und zu Krawall machen und nach Hartz XIV vielleicht sogar den Einzug in den Bundestag schaffen. Dann geht das Gezeter in der Fraktion los, Blamage mit Hitler-Apologien oder Austritt von Fraktionsmitgliedern. Nach einer Legislaturperiode ist der Spuk vorbei und die NPD wird wieder zur braunen Kleinpartei, wie sie es seit den 1970ern ist.
Durch Wahlen an die Macht zu kommen, ist - zum Glück - für die NPD ausgeschlossen. Ihr hofft vielleicht auf die Konkursmasse der SPD, aber versprecht euch nicht zu viel davon.
Dass ihr dann - wie die Lipa - entweder in der Opposition versauern könnt oder euch von den Etablierten ggfs. auch korrumpieren lassen könnt, wäre vielleicht ein Anlass, alte Positionen zu überdenken.

5. Sollte einmal bei zu vielen Menschen z. B. der Kühlschrank leer sein, was auch gut ist, weil der Strom wegen unbezahlter Rechnungen abgeschaltet wurde, stehen IMHO Linkspartei und die NPD - falls es sie dann noch gibt - unter dem Druck, etwas zu machen - notfalls gemeinsam, um den Skandaleffekt zu nutzen. Der Spruch "Das Fressen kommt vor der Moral" stammt von Brecht, also einem Linken. Und wenn das Fressen alle ist, interessieren organisatorische Befindlichkeiten der Linken ebensowenig wie rückwärtsgewandte Ideale der Rechten. Beide Parteien werden dann feststellen wie sehr sich die Masse ihrer Wähler für ideologische Feinheiten interessiert - nämlich garnicht. Möglicherweise kocht dann die Diskussion, die wir jetzt mit Internet-Anschluss und dem Hintern in der zentralgeheizten Wohnung führen, unter ganz anderen Umständen wieder hoch. By the way scheint mir die Drohung damit fast das einzige, was den Etablierten noch ihre Dickfelligkeit austreiben kann. "Wenn ihr so weiter macht, dann ...!"

Trotz vollem Kühlschranks merke ich das bei mir selbst. Ich habe an der Abstimmung noch nicht teilgenommen und mein schlussendliches Abstimmungsverhalten wird wohl von der Tagesform abhängen. Machen Rechte z. B. durch Schändungen jüdischer Friedhöfe auf sich aufmerksam oder betätigt sich der Briefträger als Unheilsbote mit Hiobsbotschaften vom "System"?

postman
11.01.2007, 20:39
Linkspartei.PDS und NPD zusammenarbeiten?! Das mag in den Augen mancher "Rot=Braun"-Apologeten vielleicht eine willkommene Bestätigung für ihre These sein, aber mal ehrlich, nur weil beide sich als antikapitalistisch darstellen (obwohl die L.PDS viel viel eher diesem Anspruch gerecht ist) und gegen das (kapitalistische) System zu sein scheinen, heisst das nicht, dass beide sich ähneln (sic!) würden oder gar zusammenarbeiten (sic!!!). Allein wegen ihrer Herkunft, ihrer (Vor-)Geschichte und ihren internen Strömungen!so ist es. wir wissen, dass solche gedanken weniger aus unwissenheit, denn aus einer klaren demagogischen, im kern antisozialistischen motivation heraus resultieren. die mit der luxenburg und liebknecht ermordet habenden noske-partei koalierende und soziale grausamkeiten exekutierende rechte l.pds-führung mag als opportunismus dem klassenfeind zuzuordnen sein, viel schlimmer jedoch ist der arbeitermörderische nazi-nachfolge-sumpf in und um die npd herum. diese prioritäten der ablehnung darf man nicht aus den augen verlieren - beide nicht gleichsetzen. die ultralinke sozialfaschismus-theorie haben wir überwunden, die antikommunistisch-erzbürgerliche totalitarismus-theorie-lüge gilt es als solche zu entlarven.


Zusammenarbeit von KPD und NSDAP, z.B. beim Berliner BVB-Streik 1932 oder auch Abstimmungsverhalten von KPD und NSDAP im Reichstag.es gab keine zusammenarbeit bei diesem streik, ebenso kein gemeinsam-festgelegtes abstimmungsverhalten. solche lügen werden von genau jenen kreisen, insbesondere den arbeiterverrätertrupps der noske-zörgiebel-scheindemann-brüning-partei, propagiert, die anlass haben, ihre mitschuld an faschismus und krieg zu verschleiern. dem bürgerlichen lager verfolgt mit ihrer totalitarismus-lüge den zweck, ihr bündnis mit den hitlerfaschisten, ihre mitschuld an diesem nationalen unglück zu vertuschen und ausgerechnet auf jene abzuwälzen, die als einzige erklärten: wer hindenburg wählt (wie die spd), wählt hitler, wer hitler wählt, wählt den krieg. schuld daran trägt das gesamte reaktionäre lager, von rechter spd-führung bis hin zu rechts-bürgerlichen kapitalisten und politikern. sie haben die nazis in die regierungsverantworung gehievt, haben unendliche schuld auf sich geladen.

»Keine Gewerkschaft«
Die NSBO und ihre Haltung zum Streik.
Arbeiterklasse und Faschismus:
http://www.kurt-gossweiler.de/artikel/nsbo.htm

Kaiser
11.01.2007, 20:59
@Beverly

Dann stimmen wir ja überein, dass es keine programmatische Zusammenarbeit geben kann.

Doch der erste Absatz ist besonders interessant:



1. Die Linkspartei bekleckert sich in Koalitionen mit der SPD nicht unbedingt mit Ruhm, aber sie gehört NICHT zum neoliberalen Parteienkartell. Sie ist oft sogar die Einzige, die Alternativen zu derzeitigen Politik formuliert. Hier kann ich im Gegenteil den Rechten vorwerfen, außer Demagogie, Zoff mit Einwanderern und altbackener Ideologie nichts zu bieten.


Alternativen zur derzeitigen Politik FORMULIEREN aber an der Regierung neoliberale Politik zu betreiben, nenne ich verlogen. Es wäre so als wenn die NPD an der Regierung eine Einwanderungpolitik betreiben würde.

Wem das bloße Formulieren ohne danach zu Handeln als Politikalternative aussreicht, ist bei den Grünen, SPD, CDU und ja sogar der FDP genausogut bedient wie bei der Lipa.

Seit wann reicht dir das aus, Beverly? :)

Der Donner
11.01.2007, 22:49
Beverly JUHU endlich hab ich mal mit einen linksparteiwähler fast die gleiche meinung

vielen dank dafür

aber du verwechselst da etwas
nicht die npd und die nazis sind das problem sondern die etablierten parteien und die ausländer

hier in bremen beginnt so langsam der wahlkampf
auf dem plakaten der linken steht "nazis raus aus den köpfen"
ja fangt mal bei euch selbst damit an lol

die PDS ist systempartei/etabliert daher --> nicht wählbar

Biskra
12.01.2007, 11:44
es gab keine zusammenarbeit bei diesem streik

Doch, die gab es, auch wenn das euch zeitgenössischen Kommunisten ein Dorn im Auge ist. :]

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/ka/d/d4/Goebbels-Ulbricht.jpg

Der da den römischen Gruß macht, ist Genosse Walter Ulbricht, links vorne im Bild Josef Goebbels auf einer gemeinsamen Veranstalltung in Berlin-Friedrichshain anlässlich des BVB-Streiks. Ist mir schon klar, daß das im Osten nicht in den Lehrbüchern stand. :D

Walter Hofer
12.01.2007, 12:09
Das läuft heute unter Jugendsünden, wie bei Cohn-Bendit, Fischer und den Alt-Commis Ulla Schmidt und Jürgen Trittin.

Walter Ulbricht wurde später ein richtiger Spießer. Nicht mal Pornos aus dem Westen guckt er, im Gegensatz zum Genossen Honnecker. Lotte Ulbricht war sehr prüde.

Biskra
12.01.2007, 12:35
Das läuft heute unter Jugendsünden, wie bei Cohn-Bendit, Fischer und den Alt-Commis Ulla Schmidt und Jürgen Trittin.

Als Abgeordneter des Reichstags und Mitglied des ZK der KPD wird er da wohl kaum mal einem Privatvergnügen nachgegangen sein. ;)

Und mit knapp 40 macht man keine Jugendsünden mehr.

postman
12.01.2007, 14:34
jeder weiss, dass es sich hier um eine der damals üblichen allgemeinen wahlversammlungen ("aussprachen") handelte, zu der vertreter aller parteien geladen waren. ulbricht hat es gekonnt verstanden, trotz widerstände der faschisten, das wort zu ergreifen und die sozialdemagogie und arbeiterfeindschaft derselben zu entlarven. das brachte die braunen interessensvertreter des "unternehmertums" so in rage, dass sie mit gewalt gegen anwesende klassenbewusste arbeiter vorgingen. genossse ulbricht entging nur knapp dem faschistischem terror.

klar ist natürlich, dass die noske-truppler im bunde mit anderem offen-bürgerlichem klientel ihre verursacherrolle an ersten und zweiten weltkrieg, hitlerfaschismus und millionenfaches massenmorden gerne loswerden wollen und deshalb versuchen, ihrem extremen ausläufer, das nazitum, gerade denen in die schuhe zu schieben, die am klarsten und von anfang an gegen die hitlerbande auftraten. dem dient also die totalitarismuslüge: der leugnung eigener schuld und mitschuld an faschismus und krieg und der gleichzeitigen diskreditierung von sozialismus und antifaschismus.

konservatismus als wegbereiter und
bundesgenosse des faschismus
(1919-1933)
--> http://www.kurt-gossweiler.de/artikel/konswegb.htm

Biskra
12.01.2007, 15:08
jeder weiss, dass es sich hier um eine der damals üblichen allgemeinen wahlversammlungen ("aussprachen") handelte, zu der vertreter aller parteien geladen waren.

Von deinem ideologischen Nonsens mal abgessehen, hast du schon recht, die Veranstaltung endete in einer Massenschlägerei zwischen RFB und SA. Beim Streik kam es jedoch zu einem gemeinsamen Vorgehen.

postman
12.01.2007, 22:55
Beim Streik kam es jedoch zu einem gemeinsamen Vorgehen.auch das ist nonsens. die nazis haben sich erst herausgehalten, streikbrecher und arbeiterfeinde halt. als sie merkten, dass sie ihrer sozialen demagogie gemäß nicht mehr länger aussen vor bleiben konnten, da der streik grosse sympatien in der werktätigen bevölkerung hatte, ihre irregeführten proletarischen anhänger nach aktion riefen, hingen sie sich wie kletten kurzzeitig in diesen streik hinein. von "zusammenarbeit" zwischen kpd und nazi-partei konnte hierbei keine rede sein, wobei klar ist, dass kollegen halt zusammen streikten, was denn sonst. egal ob rgo, freigewerkschaftler oder nsbo-mitglied.

es ist schon ein wenig lächerlich, von bürgerlichen kräften diesen einen bvg-streik unter entstellung der tatsachen herzunehmen für ihre totalitarismustheorie. keiner soll halt von harzburger front reden, keiner von der finanzierung hitlers durch die deutsche und internationale bourgeoisie, kein wort davon, wo die meisten wähler der nazis herkamen (nicht aus der arbeiterschaft!), kein wort davon, wer ihn 33 in die regierung eingesetzt hat, wer die ganze zeit über verharmloste und stattdessen den antikommunismus bediente, wie die spd.

von all dem bürgerlich-konservativ-nazistischen geklüngel mitsamt direkter und indirekter unterstützung der opportunisten von ders spd, soll nun abgelenkt werden, das ist es. darum gehts, das klassenwesen des faschismus zu verdecken!

Hitler sagte in einer Antwort auf die Frage des Reichspräsidenten Hindenburg zum BVG-Streik: »Die Leute sind sehr erbittert. Wenn ich meine Leute von der Beteiligung abgehalten hätte, hätte der Streik doch stattgefunden, aber ich hätte meine Anhänger in der Arbeiterschaft verloren, das wäre auch kein Vorteil für Deutschland.« Daher gab »die Parteiführung grünes Licht für die Beteiligung der NSBO am BVG-Streik«. – Offenbar mit zwiespältigen Absichten. Denn:

»Die Zentrale Streikleitung, der immerhin auch vier nationalsozialistische Arbeiter angehörten, warf der NSBO-Führung vor, die Streikfront seit der ersten Stunde des Kampfes gespalten und somit geschwächt zu haben«. »Diese gab am zweiten Streiktag den Befehl, sich vom Massenstreikschutz fernzuhalten. Statt dessen wies sie SA- und NSBO-Mitglieder an, Reichsbannerlokale zu überfallen« usw.
http://www.trend.infopartisan.net/trd0201/t220201.html
Rote und Braune Hand in Hand? Der Streik der Berliner Verkehrsarbeiter und der Nektar, den Antikommunisten aus ihm saugen wollen

Motive der Nazis: Reine Taktik

Die Motive der Nazis entsprangen reiner Taktik, noch dazu einer gewandelten, denn bis dahin war die NSDAP strikt gegen Streiks aufgetreten. Sie schielten seit Sommer 1932 verstärkt auf neue Wähler aus der Arbeiterschaft, um die Regierungsgewalt erringen zu können. Dabei erwies sich der Berliner NSDAP-Gauleiter Goebbels als gewiefter Taktiker: »Viele bürgerliche Kreise werden durch unsere Teilnahme am Streik abgeschreckt. Das ist aber nicht das Entscheidende. Diese Kreise kann man später sehr leicht wiedergewinnen; hat man aber den Arbeiter einmal verloren, dann ist er auf immer verloren.«

Während des Streiks stand Goebbels mit Hitler »in stündlicher telephonischer Verbindung«. Seinem Tagebuch vertraute er am 2. November an: »Wir haben auch für die Partei die Parole zum Streik ausgegeben. Die ganze Presse schimpft toll auf uns. Sie nennt das Bolschewismus; und dabei bleibt uns eigentlich gar nichts anderes übrig. Wenn wir uns diesem Streik, der um die primitivsten Lebensrechte der Straßenbahnarbeiter geht, entzogen hätten, dann wäre damit unsere feste Position im arbeitenden Volk ins Wanken gekommen. Hier haben wir vor der Wahl noch einmal die große Gelegenheit, der Öffentlichkeit zu zeigen, daß unser antireaktionärer Kurs (gedacht ist hier an die Auseinandersetzung mit der DNVP und deren Vorsitzenden Alfred Hugenberg, M.W.) wirklich von innen heraus gemeint und gewollt ist ...«

Zwei Tage später schrieb Goebbels: »Unser Ruf bei der Arbeiterschaft hat sich in ganz wenigen Tagen glänzend gehoben. Wenn sich das auch bei dieser Wahl noch nicht auswirken sollte, für die Zukunft ist dieser Aktivposten von gar nicht abzumessender Bedeutung. Man muß auch hier in längeren Zeiträumen rechnen lernen; denn schließlich wollen wir ja Berlin erobern, und da kommt es nicht darauf an, ob man bei einer mehr oder weniger belanglosen Wahl ein paar zehntausend Stimmen verliert, die im aktiven, revolutionären Kampf ohnehin keine Bedeutung haben.« Und als der Streik seinem Ende entgegen ging, hatte er nichts anderes als die Losung »Abspringen!« auf den Lippen. Dem folgte am 11. November der Eintrag: »Unsere Attacken gegen die KPD müssen jetzt mit größerer Schärfe vorgetragen werden. Während des Streiks gerieten wir zu ihr in eine unangenehme aber unvermeidliche Tuchfühlung. Jetzt muß wieder Abstand genommen werden.«

»Abstand« war indessen bereits während des Streiks gewahrt worden: Die NSBO zog mit eigenen Posten und Parolen vor bestreikte Betriebsteile. Sie beteiligte sich lediglich an den ersten beiden Tagen an Schutzaktionen für die Streikposten. In der Nazi-Presse erschienen keine Mitteilungen der Zentralen Streikleitung, was diese zu dem Vorwurf veranlaßte, es komme der NSBO wohl nur darauf an, »die Parteisuppe zu kochen, Wahlagitation zu betreiben«. Nachdem der Streik einen Tag nach der Reichstagswahl abgebrochen wurde, ließen die Nazis noch am 8. November verkünden »Wir streiken weiter!« Berichtet wurde auch über eine Anweisung der NSDAP-Gauleitung, Streikende sollten Lokale des »Reichsbanners« überfallen, was ganz offensichtlich eine Vertiefung der Gegensätze zwischen Kommunisten und Sozialdemokraten bezwecken sollte. Die Zentrale Streikleitung hatte solches Ansinnen nachdrücklich zurückgewiesen und als ein »Verbrechen« charakterisiert.

RGO: Den Streik etwa absagen?

RGO und KPD haben sich trotz der Absage des Gesamtverbandes und trotz der Nazi-Beteiligung für den Streik entschieden, nicht wegen des Verhaltens der anderen. So zahlreich die politischen Fehler der deutschen Kommunisten in jener Zeit gewesen sind: In diesem Falle traten sie vorrangig für existentielle Lebensnotwendigkeiten der Arbeiter ein und blieben aller Erfahrung verbunden, die da besagte, daß Lohnsenkungen nur durch Kampf zu verhindern, soziale Verbesserungen nur dank gemeinsamer Aktionen der Betroffenen zu erreichen sind.
http://www.marxistische-bibliothek.de/geschbvg.html

Biskra
13.01.2007, 17:34
Also wenn das keine politische Zusammenarbeit zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels war, dann weiß ich auch nicht, wie du Zusammenarbeit definieren willst. Zusammenarbeit aus rein taktischen Erwägungen ist die Regel in der Politik, so what?

postman
13.01.2007, 17:49
Also wenn das keine politische Zusammenarbeit zum Erreichen eines gemeinsamen Ziels war, dann weiß ich auch nicht, wie du Zusammenarbeit definieren willst. Zusammenarbeit aus rein taktischen Erwägungen ist die Regel in der Politik, so what?wenn der eine etwas gezwungenermaßen tut, widerwillig, halbherzig, entgegen seiner programmatik und bisherige politik vor- und nachher, wie die nazis bezüglich ihrer teilnahme am bvg-streik, bei den anderen, den kommunisten also, das genaue gegenteil vorliegt, zudem die rgo nicht deshalb auf den bvg-streik verzichten konnte, weil die nazis sich versuchten, hineinzudrängen, kann von einer "politischen zusammenarbeit" keine rede sein.

wer das behauptet, das sind jene, die ihre schmutzige weste, durch mitschuld an faschismus und krieg, reinwaschen wollen, gleichzeitig die arbeiterbewegung beschmutzen. wer die bourgeoisie kennt, wundert sich über soviel verlogenheit nicht mehr, sondern verachtet sie, wie ihre faschistischen brüder im antikommunistischen, rechten geiste.

Biskra
13.01.2007, 18:09
wer das behauptet, das sind jene, die ihre schmutzige weste, durch mitschuld an faschismus und krieg, reinwaschen wollen, gleichzeitig die arbeiterbewegung beschmutzen. wer die bourgeoisie kennt, wundert sich über soviel verlogenheit nicht mehr, sondern verachtet sie, wie ihre faschistischen brüder im antikommunistischen, rechten geiste.

Viel Spaß beim Verachten Spartakus, es soll auch Menschen geben, die nicht "klassenbewußt" denken, dein Anwurf ist ein klassischer kommunistischer Zirkelschluß.

Der Patriot
13.01.2007, 18:32
Ich möchte weder Kommunismus noch Nazi-Diktatur. Und Nazi-Kommunismus ist doch gleiche Scheiße.