Stechlin
21.12.2006, 16:59
Litwinenko,
Thatcher, McDonnald´s und Rolls Royce -
Die Geschichte eines Medienmärchens
Aber während ich hier liege, kann ich ganz deutlich das Flügelschlagen des Todesengels hören. Diesen, im schönsten Stil des vergangenen victorianischen Zeitalters verfaßten Satz, soll der Russe Alexander Litwinenko, seines Zeichens zum Schluß konvertierter Muslim, geschrieben haben. Schreibt so ein Agent, der dazu noch nicht einmal englischer Muttersprachler ist? Wenn Russen sentimental werden, hört sich das jedenfalls ganz anders an. Für wen also ist diese Botschaft eigentlich gedacht? Oder anders gefragt, wer steckt hinter dieser Botschaft, welches Ziel verfolgt sie?
Fragen über Fragen. Beginnen wir am 1.November 2006, als in London ein Mann unter falschem Namen in ein Londoner Krankenhaus mit Vergiftungserscheinungen eingeliefert wird. Warum nur meldete sich Litwinenko erst am 11.November via BBC? Die Fotos des von der Krankheit schwer gezeichneten russischen Ex-Spions gingen um die Welt und erreichten ihr Ziel: Der Kreml stand im Kreuzfeuer der Kritik. Kein westliches Medium machte sich die Mühe, hinter die Kulissen dieser kleinen dreckigen Mafia-Geschichte zu schauen. Putin war´s, schallte es durch sämtliche westlichen Nachichtenticker. Die Kampagne hatte begonnen.
Mit den Medien verhält es sich wie mit Tieren im Zoo: man braucht ihnen nur ein schmackhaftes Futter hinhalten, und sie fressen einem aus der Hand. Die Rolle des edlen Futterspenders spielt in diesem Fall die PR-Agentur Chime Communications, deren Kampagnenchef Timothy Bell von der britischen Premierministerin Magaret Thatcher in den Adelsstand erhoben wurde, nachdem es Thatcher mithilfe seiner ausgeklügelten Werbezüge dreimal in Folge gelungen war, die Wahlen in GB zu gewinnen. Aber auch solch "klangvolle" Firmen wie McDonnalds, Rolls Royce sowie der Sultan von Brunnei gehören zum festen Kundenkreis dieser ausgebufften PR-Agentur.
Wer ist dieser Bell? Dazu die junge Welt von heute: Anfang der neunziger Jahre arbeitete Bell für den damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin. Dessen Politik der Schockprivatisierung ermöglichte es Kriminellen wie Boris Beresowski, staatliches Eigentum zu Spottpreisen zu ergaunern. Als Jelzin 2000 an der Staatsspitze abgelöst wurde, gerieten die Oligarchen unter Druck. Beresowski setzte sich nach London ab und nahm dort den Kontakt zu Bell wieder auf. Dritter im Bunde war Alex Goldfarb, ebenfalls ein Exilrusse. Als Freund Litwinenkos bat er Chime Communications im November um Unterstützung.
Dann erschien sozusagen als letzter Trumpf des mit dem Tode ringenden Alexander Litwinenko sein politisches Testament, angeblich von ihm selbst verfaßt. Darin heißt es medienwirksam und wie bestellt: Sie werden mich vielleicht erfolgreich zum Schweigen bringen, aber dieses Schweigen hat seinen Preis. Sie haben sich genauso barbarisch und unbarmherzig gezeigt, wie es ihre schlimmsten Kritiker behaupten. Mit Sie war der Kreml, genauer, Wladimir Putin gemeint. Das war es, was die Reporter in ihre Blöcke zu diktieren hatten.
Jedoch scheint dieses Testament unter sehr merkwürdigen Bedingungen zustande gekommen zu sein. Das Schreiben ist datiert vom 21.November, wurde aber erst am 23.November, also nach Litwinenkos Tod, veröffentlicht. Merkwürdig auch, daß der sterbende Litwinenko es auf englisch, und nicht in seiner Muttersprache Russisch verfaßt hat. Doch der Merkwürdigkeiten nicht genug, stellt man sich die Frage, warum dieses Dokument auf einem Computer getippt wurde, auf dem sich nur Litwinenkos Unterschrift befindet, mehr nicht.
Da hat die PR-Agentur des Beresowski-Freundes Timothy Bell nicht annähernd gute Arbeit geleistet, da diese ganzen Unstimmigkeiten doch zu auffällig sind, als daß man sie erklären könnte. Allein die Tatsache, daß hier eine einschlägige PR-Firma mit guten Beziehungen zur russischen Oligarchenmafia damit beschäftigt ist, der Presse zu diktieren, wie und warum A.Litwinenko ums Leben kam, läßt ahnen, wessen Spiel hier versucht wurde zu spielen. Ziel dieser Kampagne war und ist es, den Kreml, und damit die Person Wladimir Putin in eine kriminelle Ecke zu stellen. Dieses Vorhaben muß zunächst als gescheitert angesehen werden, doch der Ruf eines außer Rand und Band geratenen russischen Geheimdienstes wird sich noch eine Weile in den Köpfen so mancher Medienopfer, zu denen vor allem der deutsche Außenminister gehört, halten. Doch der russische Bär wird sich davon nicht beirren lassen.
Rußland wird seinen Weg gehen - mit oder ohne den Westen. Solche Kampagnen oder die erneute "Ermahnung" des Frank Walter Steinmeiers heute in Moskau, die Fälle Politowskaja und Litwinenko zügig aufzuklären, lassen eher das Szenarion reifen, daß Rußland sich auf einen fortgesetzten Kalten Krieg einrichten muß - bis im Kreml wieder die Statthalter des internationalen Finanzkapitals sitzen. Das allerdings wird leider ausfallen.
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Die Nachrichtenagentur AP meldete, daß den Scotland-Yard-Leuten, die am 4. Dezember 2006 in Moskau eintrafen, "vollständige und umfassende Unterstützung" gewährt wurde.
Siehe auch diesen Themenstrang: http://www.politikforen.de/showthread.php?t=34706
Thatcher, McDonnald´s und Rolls Royce -
Die Geschichte eines Medienmärchens
Aber während ich hier liege, kann ich ganz deutlich das Flügelschlagen des Todesengels hören. Diesen, im schönsten Stil des vergangenen victorianischen Zeitalters verfaßten Satz, soll der Russe Alexander Litwinenko, seines Zeichens zum Schluß konvertierter Muslim, geschrieben haben. Schreibt so ein Agent, der dazu noch nicht einmal englischer Muttersprachler ist? Wenn Russen sentimental werden, hört sich das jedenfalls ganz anders an. Für wen also ist diese Botschaft eigentlich gedacht? Oder anders gefragt, wer steckt hinter dieser Botschaft, welches Ziel verfolgt sie?
Fragen über Fragen. Beginnen wir am 1.November 2006, als in London ein Mann unter falschem Namen in ein Londoner Krankenhaus mit Vergiftungserscheinungen eingeliefert wird. Warum nur meldete sich Litwinenko erst am 11.November via BBC? Die Fotos des von der Krankheit schwer gezeichneten russischen Ex-Spions gingen um die Welt und erreichten ihr Ziel: Der Kreml stand im Kreuzfeuer der Kritik. Kein westliches Medium machte sich die Mühe, hinter die Kulissen dieser kleinen dreckigen Mafia-Geschichte zu schauen. Putin war´s, schallte es durch sämtliche westlichen Nachichtenticker. Die Kampagne hatte begonnen.
Mit den Medien verhält es sich wie mit Tieren im Zoo: man braucht ihnen nur ein schmackhaftes Futter hinhalten, und sie fressen einem aus der Hand. Die Rolle des edlen Futterspenders spielt in diesem Fall die PR-Agentur Chime Communications, deren Kampagnenchef Timothy Bell von der britischen Premierministerin Magaret Thatcher in den Adelsstand erhoben wurde, nachdem es Thatcher mithilfe seiner ausgeklügelten Werbezüge dreimal in Folge gelungen war, die Wahlen in GB zu gewinnen. Aber auch solch "klangvolle" Firmen wie McDonnalds, Rolls Royce sowie der Sultan von Brunnei gehören zum festen Kundenkreis dieser ausgebufften PR-Agentur.
Wer ist dieser Bell? Dazu die junge Welt von heute: Anfang der neunziger Jahre arbeitete Bell für den damaligen russischen Präsidenten Boris Jelzin. Dessen Politik der Schockprivatisierung ermöglichte es Kriminellen wie Boris Beresowski, staatliches Eigentum zu Spottpreisen zu ergaunern. Als Jelzin 2000 an der Staatsspitze abgelöst wurde, gerieten die Oligarchen unter Druck. Beresowski setzte sich nach London ab und nahm dort den Kontakt zu Bell wieder auf. Dritter im Bunde war Alex Goldfarb, ebenfalls ein Exilrusse. Als Freund Litwinenkos bat er Chime Communications im November um Unterstützung.
Dann erschien sozusagen als letzter Trumpf des mit dem Tode ringenden Alexander Litwinenko sein politisches Testament, angeblich von ihm selbst verfaßt. Darin heißt es medienwirksam und wie bestellt: Sie werden mich vielleicht erfolgreich zum Schweigen bringen, aber dieses Schweigen hat seinen Preis. Sie haben sich genauso barbarisch und unbarmherzig gezeigt, wie es ihre schlimmsten Kritiker behaupten. Mit Sie war der Kreml, genauer, Wladimir Putin gemeint. Das war es, was die Reporter in ihre Blöcke zu diktieren hatten.
Jedoch scheint dieses Testament unter sehr merkwürdigen Bedingungen zustande gekommen zu sein. Das Schreiben ist datiert vom 21.November, wurde aber erst am 23.November, also nach Litwinenkos Tod, veröffentlicht. Merkwürdig auch, daß der sterbende Litwinenko es auf englisch, und nicht in seiner Muttersprache Russisch verfaßt hat. Doch der Merkwürdigkeiten nicht genug, stellt man sich die Frage, warum dieses Dokument auf einem Computer getippt wurde, auf dem sich nur Litwinenkos Unterschrift befindet, mehr nicht.
Da hat die PR-Agentur des Beresowski-Freundes Timothy Bell nicht annähernd gute Arbeit geleistet, da diese ganzen Unstimmigkeiten doch zu auffällig sind, als daß man sie erklären könnte. Allein die Tatsache, daß hier eine einschlägige PR-Firma mit guten Beziehungen zur russischen Oligarchenmafia damit beschäftigt ist, der Presse zu diktieren, wie und warum A.Litwinenko ums Leben kam, läßt ahnen, wessen Spiel hier versucht wurde zu spielen. Ziel dieser Kampagne war und ist es, den Kreml, und damit die Person Wladimir Putin in eine kriminelle Ecke zu stellen. Dieses Vorhaben muß zunächst als gescheitert angesehen werden, doch der Ruf eines außer Rand und Band geratenen russischen Geheimdienstes wird sich noch eine Weile in den Köpfen so mancher Medienopfer, zu denen vor allem der deutsche Außenminister gehört, halten. Doch der russische Bär wird sich davon nicht beirren lassen.
Rußland wird seinen Weg gehen - mit oder ohne den Westen. Solche Kampagnen oder die erneute "Ermahnung" des Frank Walter Steinmeiers heute in Moskau, die Fälle Politowskaja und Litwinenko zügig aufzuklären, lassen eher das Szenarion reifen, daß Rußland sich auf einen fortgesetzten Kalten Krieg einrichten muß - bis im Kreml wieder die Statthalter des internationalen Finanzkapitals sitzen. Das allerdings wird leider ausfallen.
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Die Nachrichtenagentur AP meldete, daß den Scotland-Yard-Leuten, die am 4. Dezember 2006 in Moskau eintrafen, "vollständige und umfassende Unterstützung" gewährt wurde.
Siehe auch diesen Themenstrang: http://www.politikforen.de/showthread.php?t=34706