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Vollständige Version anzeigen : Soll sich die Linkspartei (WASG/PDS) zum Sozialismus bekennen?



Beverly
21.12.2006, 10:58
Derzeit debattieren sie bei PDS und WASG über das neue Grundsatzprogramm der neuen gemeinsamen Partei. Dabei geht es auch um das Bekenntnis zum Sozialismus, bei der PDS vorhanden, bei der WASG nicht.

Die Frage: soll sich die Linkspartei zum Sozialismus bekennen? ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil es Argumente dafür und dagegen gibt.
Die Argumente dagegen leiten sich aus den schlechten Erfahrungen mit der DDR und ihrem Staatssozialismus ab. Den Menschen wurde eine Ideologie aufoktroyiert, ob sie wollten oder nicht. Eine sozialistische Staatspartei wucherte in alle Lebensbereiche, Karriere ging nur über die SED. Ökonomisch blieb das System immer weiter hinter den führenden kapitalistischen Ländern zurück und gipfelte in einem Enteingnungswahn gegen Hausbesitzer und kleine Gewerbetreibende. Die Suche nach eine Kneipe wurde im real existierenden Sozialismus zu einem Abenteuer, weil es so wenig gab.

Heute scheint es leichter zu sein, Menschen von den konkreten inhaltlichen Anliegen der Linkspartei - z. B. Mindestlohn - als von einem neuen Sozialismus zu überzeugen.So setzt dann auch der gemäßigte Flügel auf "Politikwechsel" statt Umsturz und eine Abkehr von neoliberaler Ideologie anstelle (Wieder-)Einführung des Sozialismus. "Kapitalismus mit menschlichem Antlitz" anstelle unmenschlichem Neoliberalismus.
Die Wahlergebnisse scheinen ihnen recht zu geben: Bei den Bundestagswahlen hatte die Linkspartei über 8 Prozent, die rechtsextreme NPD 1,6 Prozent und die linksextreme MLPD war irgendwo bei 0,1 Prozent.

Doch braucht es zur friedlichen Reform eines Systems ein System, das sich auf reformieren lassen will und damit sieht es im Fall der BRD schlecht aus. Was nützt es, wenn PDS-Chef Bisky nach den Landtagswahlen vom 17. September fett und bräsig von der "demokratischen Linken" fabuliert, alldiweil die bürgerlichen Hetzer weiter munter mit ihren rot=braun-Diskursen und der Gleichstellung mit der SED das Internet vollspammen? Durch ihren Status als im Bundestag vertretene Partei hat es die Linkspartei erreicht, dass bei diversen Talkrunden und Debatten die Neoliberalen nicht unter sich sind. Das ist wichtig, aber reicht es schon aus?

Zudem waren viele Wahlergebnisse der neuen Partei nicht so prickelnd wie das der Bundestagswahl 2005. Bei den folgenden Landtagswahlen gelang der WASG in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg nicht der Einzug ins Parlamen, 3 Prozent war alles (sowas schafft by the way manchal auch die NPD). In Berlin büßte die PDS ihre Regierungsbeteiligung mit satten 9 Prozent Stimmenverlusten. In meiner Heimatregion waren es bei den Kreistagswahlen ganze 2 Prozent, in einer Gemeinderatswahl 4 Prozent. Erfolge sehen anders aus :rolleyes:
Ach ja, verrechnet man die Wahlprozente noch mit den Prozenten der Wahlbeteiligung, bleibt unterm Strich noch weniger übrig. Z. B. bei der o. g. Kommunalwahl nur 1 Prozent aller Wahlberechtigten :rolleyes:

Ich glaube, auf der Linken spielt sich das Gleiche ab, was schon bei den Rechten zu beobachten ist: wer radikal ist und vom System enttäuscht, will von Halbheiten nichts mehr wissen. Rechts sind die REPs tot, NPD ist angesagt. Der Paria-Status der NPD macht sie nicht nur für hartgesottene Rechtsextremisten, sondern auch für Protestwähler attraktiv. Als braune Parias sind sie nämlich nicht teil der alles Konstruktive zersetzende und korrumpierenden Diskurse des BRD-Systems. Dass der Paria-Status durch ihr Viertes-Reich-Auftreten nicht unverdient ist, stört da nicht :rolleyes:

Gibt sich die Linkspartei gemäßigt, vertritt sie das Konzept einer butterweichen "demokratischen Linken", wird sie trotzdem vom System nicht akzeptiert und verliert gleichzeitig an Zuspruch bei den von diesem System Enttäuschten. Die gehen dann in der Regel nicht mehr wählen und in den Parlamenten bleiben bei immer niedrigerer Wahlbeteiligung die Etablierten unter sich. Von Parteien und Parlamenten verspreche ich mir zwar nicht furchtbar viel, aber z. B. sächsische Verhältnisse im Bundestag würden es sehr viel schwerer machen, die neoliberalen Diskurse fortzusetzen. Damit wäre schon einiges gewonnen.

Sinnlos-Extremismus nach Art der NPD kann es für die Linkspartei aber nicht sein, Apologien der DDR oder Josef Stalins würden auch die noch vergraulen, welche trotz manchmal enttäuschender Performance sie noch wählen.
Meines Erachtens müsste ein geschärftes Profil her, sowohl beim "reformistischen" wie bein sozialistischen Flügel. Beide Flügel müssten sich vom reformunfähigen, oligarchischem BRD-System distanzieren, das sie nicht will und braucht.
Die Diskussionen würden sich dann vielleicht an Gegensätzen wie "Anarchokapitalismus vs. Sozialismus" festmachen, wäre ja auch spannend.

Kaiser
21.12.2006, 11:16
Das ist eine interessante Frage. Doch was nützt es sich im Parteibuch zum Sozialismus zu bekennen, aber gleichzeitig mit den neoliberalen Etablierten ins Bett zu legen und ihre Politik des Sozialabbaus zu unterstützen. Wie du selbst schreibst, ist ihr das z.B. in Berlin nicht gelungen. Doch nicht nur dort.

Natürlich nicht, denn darunter leidet die Glaubwürdigkeit.

Doch will sie sich zum Sozialismus bekennen und ihre Glaubwürdigkeit bewahren, so kann und darf sie keine Bündnisse mit den Etablierten mehr eingehen. Sie darf dann auch nicht mehr zu den Etablierten gehören. Sie muß zum Paria werden. Sprich, sie muß zu einer linken NPD werden. Sie muß sich damit abfinden für Jahre wenn nicht Jahrzehnte in der Opposition zu sein.

Doch so hätte sie eine gute Chance sich als starke politische Kraft zu etablieren und auf den Tag X zu warten. Den Tag des Ruins der BRD.

Würde die umbenannte SED diesen Kurs einschlagen, so würde sie den Tag X beschleunigen. Denn dort wo damals wie heute rot-rot regiert, wäre rechnerisch und machtpolitisch nur noch die große Koalition möglich.

Doch was die bringen, wissen wir aus Erfahrung. Sie bringt nichts außer politischer Lethargie, massiver Sozialabbau, Förderung des schwarz-roten Filz und eine Stärkung der politischen "Ränder".

Hätte die PDS das betrieben statt sich von den Etablierten einkaufen zu lassen und ihre "Werte" auf dem Altar des Neoliberalismus geopfert, wäre sie heute weit stärker als sie es ist. Selbst in Berlin wäre sie dann problemlos zwischen 20-30 % angesiedelt, wenn sie die Stadt der Großen Koalition überlassen hätte.

Solch einen Fehler werden wir gewiss nicht begehen.

Frei-denker
21.12.2006, 11:17
Durch den Seitenwechsel der SPD von einer Arbeiterpartei zu einer neoliberalen Kapitalistenpartei (Unternehmenssteuerreform, Hartz4) ist links der Mitte ein riesiges Loch entstanden. Es gibt de Fakto momentan keine politische Arbeitervertretung mehr.

Und in diese Lücke könnte die PDS stoßen, wenn sie es schafft, sich von dem altkommunistischem Ruf zu lösen. Da ist enormes Wählerpotential - allein die ganzen Arbeitslosen.

Der einzige Grund, warum die PDS noch keine 30% erhalten hat, sind ihre personellen- und vielleicht noch ideologischen Altlasten aus der DDR-Zeit.

In einer neokapitalistischen Globalisierungsbewegung ist große Nachfrage nach einer Arbeiterpartei. Es hat sich bisher halt nur noch keine wählbare Arbeitervertretung etabliert. Und den Ossis kann man es nicht zumuten, daß sie ihre ehemaligen Unterdrücker wählen.

Im Grunde bräuchten wir eine komplett neue Arbeiter- und Arbeitslosenpartei.

Efna
21.12.2006, 11:40
Durch den Seitenwechsel der SPD von einer Arbeiterpartei zu einer neoliberalen Kapitalistenpartei (Unternehmenssteuerreform, Hartz4) ist links der Mitte ein riesiges Loch entstanden. Es gibt de Fakto momentan keine politische Arbeitervertretung mehr.

Und in diese Lücke könnte die PDS stoßen, wenn sie es schafft, sich von dem altkommunistischem Ruf zu lösen. Da ist enormes Wählerpotential - allein die ganzen Arbeitslosen.

Der einzige Grund, warum die PDS noch keine 30% erhalten hat, sind ihre personellen- und vielleicht noch ideologischen Altlasten aus der DDR-Zeit.

In einer neokapitalistischen Globalisierungsbewegung ist große Nachfrage nach einer Arbeiterpartei. Es hat sich bisher halt nur noch keine wählbare Arbeitervertretung etabliert. Und den Ossis kann man es nicht zumuten, daß sie ihre ehemaligen Unterdrücker wählen.

Im Grunde bräuchten wir eine komplett neue Arbeiter- und Arbeitslosenpartei.


Die meisten Stimmen kommen doch aus dem Osten. Ausserdem gibt es mittlerweile eine neue Generation von jungen Leuten die nichts mehr mit den Altlasten zu tun haben.

Schleifenträger
21.12.2006, 11:44
Die Antikommunisten können sich doch bekennen, wozu sie wollen, sie bleiben Antikommunisten. Wir können ihr reaktioäres Wirken seit Jahren in Landesregierungen und Parlamenten beobachten.

Besser wäre, sie bekennten sich nicht zum Sozialismus, um diesen Begriff nicht zu besudeln.

Frei-denker
21.12.2006, 11:47
Die meisten Stimmen kommen doch aus dem Osten. Ausserdem gibt es mittlerweile eine neue Generation von jungen Leuten die nichts mehr mit den Altlasten zu tun haben.

Mag ja sein, daß da neue Leute nachwachsen. Ein nicht unerheblicher Teil ist jedoch alter Kommunisten-Kader. Diesen Ruf wird die PDS natürlich nicht los, wenn diese weiterhin in den Reihen sitzen. Und damit wird sie für viele Menschen unwählbar.

Wäre vielleicht geschickter gewesen, wenn die jungen Leute eine komplett neue Partei ohne Mauerschützenbefehler gegründet hätten.

Efna
21.12.2006, 11:52
Die Antikommunisten können sich doch bekennen, wozu sie wollen, sie bleiben Antikommunisten. Wir können ihr reaktioäres Wirken seit Jahren in Landesregierungen und Parlamenten beobachten.

Besser wäre, sie bekennten sich nicht zum Sozialismus, um diesen Begriff nicht zu besudeln.

Ich weiss nicht was du wirklich für politische Vorstellung hast, möchtest du etwa die Sowjets wieder zurück? Das solltest einfach mal einsehen das der Weg deen die Sowjetunion ging der volkommewn der falsche. Ich halte die PDS deswegen für die beste weil sie weder Sowjet Verehrer sind noch irgendwelche Grünen Blümchenpflücker. Deswegen ist die PDS die einzigste Partei die ich zur Zeit als Linker wählen würde.

Schleifenträger
21.12.2006, 12:56
Ich weiss nicht was du wirklich für politische Vorstellung hast, möchtest du etwa die Sowjets wieder zurück? ...
Deswegen ist die PDS die einzigste Partei die ich zur Zeit als Linker wählen würde.

Anders als mit einer Räterepublik wird's nicht gehen.

Die PDS hat, nachdem die SPD ihren Platz im extrem reaktionären Lager nicht mehr vertuschen kann, deren Platz als Arbeiterverräter und Volksbeschwichtiger eingenommen. Grundsatz: Heftig links blinken, scharf rechts abbiegen.

Schau Dir doch die Politik in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin an. Genauso reaktionär wie in CDU-regierten Ländern.

Ich rede hier nicht von der oft fortschrittlichen Basis der Partei, welche Jahr um Jahr aus unerfindlichen Gründen auf Besserung hofft, sondern von den Verrätern und Demagogen an der Spitze, welche sich zur Tarnung sogar ein linkes Feigenblättchen gönnen, wie z.B. die Rosa-Luxemburg-Imitatorin Sahra.

Ich weiß nicht, wie viele Programme, Forderungen, Erklärungen und sonstigen Unsinn ich von der PDS in den letzten Jahren gelesen habe, aber es war KEIN EINZIGER Fall dabei, der über hohles populistisches Gelaber hinausging.

ppp
21.12.2006, 13:08
wenn die pds sich deutlich links positionierte könnte bewirken, daß auch die spd sich auf ihre werte zurückbesinnt. insofern wäre mir das sehr recht.

Schleifenträger
21.12.2006, 14:03
wenn die pds sich deutlich links positionierte ...

... wäre das mit Sicherheit gelogen, was die Leute auch schnell merken würden.

Wie sagte Jesus? "An ihren Früchten sollt Ihr sie erkennen." Die Früchte der PDS werden von der PDS angepriesen wie Nektar und Ambrosia, aber sie sind faul und hohl.

Beverly
21.12.2006, 17:15
Das ist eine interessante Frage. Doch was nützt es sich im Parteibuch zum Sozialismus zu bekennen, aber gleichzeitig mit den neoliberalen Etablierten ins Bett zu legen und ihre Politik des Sozialabbaus zu unterstützen. Wie du selbst schreibst, ist ihr das z.B. in Berlin nicht gelungen. Doch nicht nur dort.

Natürlich nicht, denn darunter leidet die Glaubwürdigkeit.

Doch will sie sich zum Sozialismus bekennen und ihre Glaubwürdigkeit bewahren, so kann und darf sie keine Bündnisse mit den Etablierten mehr eingehen. Sie darf dann auch nicht mehr zu den Etablierten gehören. Sie muß zum Paria werden. Sprich, sie muß zu einer linken NPD werden. Sie muß sich damit abfinden für Jahre wenn nicht Jahrzehnte in der Opposition zu sein.

Doch so hätte sie eine gute Chance sich als starke politische Kraft zu etablieren und auf den Tag X zu warten. Den Tag des Ruins der BRD.

Würde die umbenannte SED diesen Kurs einschlagen, so würde sie den Tag X beschleunigen. Denn dort wo damals wie heute rot-rot regiert, wäre rechnerisch und machtpolitisch nur noch die große Koalition möglich.

Doch was die bringen, wissen wir aus Erfahrung. Sie bringt nichts außer politischer Lethargie, massiver Sozialabbau, Förderung des schwarz-roten Filz und eine Stärkung der politischen "Ränder".

Hätte die PDS das betrieben statt sich von den Etablierten einkaufen zu lassen und ihre "Werte" auf dem Altar des Neoliberalismus geopfert, wäre sie heute weit stärker als sie es ist. Selbst in Berlin wäre sie dann problemlos zwischen 20-30 % angesiedelt, wenn sie die Stadt der Großen Koalition überlassen hätte.

Solch einen Fehler werden wir gewiss nicht begehen.

In Berlin war es so, dass die 9 Prozent, welche die PDS bei den Wahlen verloren hat, von Grauen Panthern - 3,5 Prozent - WASG - knapp 3 Prozent und NPD - 2 Prozent - plus noch kleineren "Sonstigen" aufgefangen wurden. War alles nicht sehr konstruktiv :rolleyes:

Grundsätzlich ist aber das Dilemma, dass die Linkspartei in der Opposition ebenso "versauern" könnte wie in der Regierung mit einer neoliberalen SPD. Neoliberale "Kacke" mitzutragen, kreiden ihr die Kritiker jetzt an, sich zu "verweigern" würden ihr die Kritiker - am Ende die gleichen Personen - im Falle von Fundamentalopposition ankreiden.
In Berlin wäre es ganz konkret so, dass die PDS bei einem Ausstieg aus der Regierung als Oppositionspartei in der Pflicht stände, den Menschen zu helfen, die danach von einer rein neoliberalen Regierung noch mehr terrorisiert würden. Was wäre, wenn der Senat ohne PDS Studiengebühren einführen würde, die Höchstgrenze für Wohngeld bei AG II von 360 Euro senken würde? Natürlich in der üblichen Salami-Taktik, um Widerstand nicht aufkommen zu lassen. Den Leuten, die nicht mehr studieren können oder in Billig-Slums in die Peripherie umziehen sollen, hilft das Warten auf den Zusammenbruch der BRD auch nicht :rolleyes:

Das Dilemma ist so heillos, dass ich der PDS trotz ihres Agierens und einem Koalitionspartner, der so unterirdisch ist wie die Berliner SPD keinen grundsätzlichen Vorwurf daraus machen kann, im Abgeordnetenhaus nicht in der Opposition zu sitzen.
Ich hoffe vielmehr auf rege Beteiligung an der Luxemburg-Liebknecht-Demo im Januar ;)

-jmw-
21.12.2006, 19:35
Soll sich die Linkspartei (WASG/PDS) zum Sozialismus bekennen?
Ist mir eigentlich latz.
Sie würde dadurch für mich weder mehr noch weniger wählbar. :)

Strategisch gesehen hat "Kaiser" ja schon einiges gesagt;
dem stimme ich soweit ziemlich zu.
Als sozusagen Fundamentalopposition könnt die LP anwachsen.
Allerdings riskiert sie dabei den Vorwurf, ihre Macht nicht zur tatsächlichen Verbesserung der Lage ihrer Wähler einzusetzen.
Sowas kann in die Hose gehen.

mfg


PS: Wenn die LP Sozialismus will, wie wär's denn mit Mühsam und Landauer?
Wär doch mal was Neues, nicht?

Kaiser
22.12.2006, 18:12
Grundsätzlich ist aber das Dilemma, dass die Linkspartei in der Opposition ebenso "versauern" könnte wie in der Regierung mit einer neoliberalen SPD. Neoliberale "Kacke" mitzutragen, kreiden ihr die Kritiker jetzt an, sich zu "verweigern" würden ihr die Kritiker - am Ende die gleichen Personen - im Falle von Fundamentalopposition ankreiden.


Darin sehe ich kein Dilemma. Was sind die Optionen? Entweder man bekämpft (vermutlich wenig erfolgreich) neoliberale Politik der Regierungsparteien in der Opposition und wird dadurch politisch durch Stimmenwächse immer stärker. Oder man trägt neoliberale Politik in der Regierung mit und erlebt wie einem die Wähler davonlaufen.

Und auf "Kritiker" würde ich ohnehin nicht achten. Das sind doch jene, welche ohnehin erst Lipa wählen würden, wenn die Partei soweit verdreht ist, dass sogar Sahra Wagenknecht vom Lohn- und Sozialabbau sprechen würde.



In Berlin wäre es ganz konkret so, dass die PDS bei einem Ausstieg aus der Regierung als Oppositionspartei in der Pflicht stände, den Menschen zu helfen, die danach von einer rein neoliberalen Regierung noch mehr terrorisiert würden. Was wäre, wenn der Senat ohne PDS Studiengebühren einführen würde, die Höchstgrenze für Wohngeld bei AG II von 360 Euro senken würde? Natürlich in der üblichen Salami-Taktik, um Widerstand nicht aufkommen zu lassen. Den Leuten, die nicht mehr studieren können oder in Billig-Slums in die Peripherie umziehen sollen, hilft das Warten auf den Zusammenbruch der BRD auch nicht :rolleyes:

Das Dilemma ist so heillos, dass ich der PDS trotz ihres Agierens und einem Koalitionspartner, der so unterirdisch ist wie die Berliner SPD keinen grundsätzlichen Vorwurf daraus machen kann, im Abgeordnetenhaus nicht in der Opposition zu sitzen.


Man kann den Menschen nicht helfen, indem man als "sozialistische" Partei neoliberale Politik unterstützt. Man hilft ihnen nicht einmal, wenn man den neoliberalen Kurs durch eine Regierungsbeteiligung abmildert. Man verlängert dadurch nur das etablierte Elend. Wenn die Menschen den etablierten Sozialraub in voller Stärke am eigenen Leib erleben, mag das kurzfristig schlimmer sein, doch trägt das dazu bei, dass sie am ehsten gewillt sein werden politisch die Maßnahmen zu greifen, welche mittelfristig zu Sturz der Etablierten beitragen.

Es ist wie mit dem Frosch auf der Herdplatte. Setzt man einen Frosch in einen Wasserbottich, der sich auf einer Herdplatte befindet, die sich nur sehr langsam erhitzt, dann wird der Frosch bei lebendigem Leibe langsam gekocht, weil die geringe Temperaturzunahme pro Zeiteinheit für den Frosch nicht erkennbar ist und er deshalb nicht flieht. Würde man den Frosch dagegen in bereits kochendes Wasser werfen, würde er sofort herausspringen.

Der Frosch sympolisiert die deutschen Arbeitnehmer. Die gegenwärtige Politik der Lipa das langsame Erhitzen der Herdplatte. Den Rest kannst du dir sicher denken.



Ich hoffe vielmehr auf rege Beteiligung an der Luxemburg-Liebknecht-Demo im Januar ;)

Demos sind eine Demonstration der eigenen Machtlosigkeit und bewirken nichts. Was spielt es also für eine Rolle, ob bei der Luxemburg-Liebknecht-Demo hundert oder hunderttausend Menschen anwesend sind? Denk mal z.B. an die Hartz4-Demos.

xjanjan
25.12.2006, 17:12
Ich weiss nicht was du wirklich für politische Vorstellung hast, möchtest du etwa die Sowjets wieder zurück? Das solltest einfach mal einsehen das der Weg deen die Sowjetunion ging der volkommewn der falsche. Ich halte die PDS deswegen für die beste weil sie weder Sowjet Verehrer sind noch irgendwelche Grünen Blümchenpflücker. Deswegen ist die PDS die einzigste Partei die ich zur Zeit als Linker wählen würde.

das einzigste was man als linker am wahltag machen kan ist zuhause zubleiben
man kan ein ernsthaft sozialistische partei nicht über eine demokraite wählen die wie unsers so kapitalitischen zwängen unterliegt

auserdem sähe ich für eine wirkliche alternative eher die dkp als die pds mit ihren selbstdarstellern

xjanjan
25.12.2006, 17:15
Anders als mit einer Räterepublik wird's nicht gehen.

Die PDS hat, nachdem die SPD ihren Platz im extrem reaktionären Lager nicht mehr vertuschen kann, deren Platz als Arbeiterverräter und Volksbeschwichtiger eingenommen. Grundsatz: Heftig links blinken, scharf rechts abbiegen.

Schau Dir doch die Politik in Mecklenburg-Vorpommern und Berlin an. Genauso reaktionär wie in CDU-regierten Ländern.

Ich rede hier nicht von der oft fortschrittlichen Basis der Partei, welche Jahr um Jahr aus unerfindlichen Gründen auf Besserung hofft, sondern von den Verrätern und Demagogen an der Spitze, welche sich zur Tarnung sogar ein linkes Feigenblättchen gönnen, wie z.B. die Rosa-Luxemburg-Imitatorin Sahra.

Ich weiß nicht, wie viele Programme, Forderungen, Erklärungen und sonstigen Unsinn ich von der PDS in den letzten Jahren gelesen habe, aber es war KEIN EINZIGER Fall dabei, der über hohles populistisches Gelaber hinausging.

sehe ich ähnlich was aber nichts an der tatsache ändert das mann mit der sozialistschen\demokratischen basis was anfangen kan
die spd und pds müssten sich auf ihre alten werte zurück besinnen und nicht nur den sozialismus im namen tragen

Teutone
25.12.2006, 17:57
Ja, sie sollen endlich aufhören, ihre antidemokratische Gesinnung zu verbergen.
Aber nein, sie haben sich ja bereits bestens in das Gefüge der etablierten
Parteien eingefügt.

Wenn unter Sozialismus das zu verstehen ist, was Parteien wie diese
absondern, dann bin ich entschiedener Gegner des Sozialismus.

Sie behaupten für soziale Gerechtigkeit einzutreten, doch jeder der noch
halbwegs bei Verstand ist, hat ihre fadenscheinigen Machenschaften längst
durchschaut.

Sie fördern, ja sie kultivieren und pflegen den Hass der unterschiedlichen
sozialen Schichten aufeinander, um durch diesen Klassenkampf,
der ein Land von innen her vergiftet und zugrunde richtet, ihren Einfluss zu
festigen und auszudehnen.

In einem Staat, der auf wahrer Gerechtigkeit basiert weiß auch ein jeder,
wo er seinen Platz hat und alle Bürger bringen von ihrer jeweiligen Position
aus den Fortschritt und Wohlstand voran, der allen, die dafür kämpfen und
arbeiten zuteil wird.

Doch unsere Gesellschaft wurde durch die Habgier von Radikalkapitalisten
und derartige linke Bazillen, die daraus ihren Nutzen ziehen zerrissen.

Wenn sich die SED/PDS/Linkspartei also zu irgendetwas bekennt,
dann soll sie sich zu ihren hinterhältigen Vorhaben, ihren wahren Absichten,
ihrer eigenen Parteihistorie, und nicht zuletzt zu den
Schicksalen von Millionen von ermordeten, eingesperrten, gefolterten und unterdrückten Menschen in aller Welt, die das wahre Gesicht der marxistischen Wahnidee am eigenen Leib zu spüren bekommen haben.

Niemand braucht diese roten volkszersetzenden Heuchler.
Was wir brauchen ist zu allererst eine gründliche und konsequente Entstasifizierung.

xjanjan
25.12.2006, 19:28
Ja, sie sollen endlich aufhören, ihre antidemokratische Gesinnung zu verbergen.
Aber nein, sie haben sich ja bereits bestens in das Gefüge der etablierten
Parteien eingefügt.

Wenn unter Sozialismus das zu verstehen ist, was Parteien wie diese
absondern, dann bin ich entschiedener Gegner des Sozialismus.

Sie behaupten für soziale Gerechtigkeit einzutreten, doch jeder der noch
halbwegs bei Verstand ist, hat ihre fadenscheinigen Machenschaften längst
durchschaut.

Sie fördern, ja sie kultivieren und pflegen den Hass der unterschiedlichen
sozialen Schichten aufeinander, um durch diesen Klassenkampf,
der ein Land von innen her vergiftet und zugrunde richtet, ihren Einfluss zu
festigen und auszudehnen.

In einem Staat, der auf wahrer Gerechtigkeit basiert weiß auch ein jeder,
wo er seinen Platz hat und alle Bürger bringen von ihrer jeweiligen Position
aus den Fortschritt und Wohlstand voran, der allen, die dafür kämpfen und
arbeiten zuteil wird.

Doch unsere Gesellschaft wurde durch die Habgier von Radikalkapitalisten
und derartige linke Bazillen, die daraus ihren Nutzen ziehen zerrissen.

Wenn sich die SED/PDS/Linkspartei also zu irgendetwas bekennt,
dann soll sie sich zu ihren hinterhältigen Vorhaben, ihren wahren Absichten,
ihrer eigenen Parteihistorie, und nicht zuletzt zu den
Schicksalen von Millionen von ermordeten, eingesperrten, gefolterten und unterdrückten Menschen in aller Welt, die das wahre Gesicht der marxistischen Wahnidee am eigenen Leib zu spüren bekommen haben.

Niemand braucht diese roten volkszersetzenden Heuchler.
Was wir brauchen ist zu allererst eine gründliche und konsequente Entstasifizierung.

der fehler liegt am system nicht an den menschen die mit dem selben zu recht kommen müssen

franz
26.12.2006, 16:46
Hallo Teutone

ich würde sagen Volltreffer !! :] :] kurz und knackig.

Gruß franz :)

Kaiser
01.01.2007, 22:18
Ja, sie sollen endlich aufhören, ihre antidemokratische Gesinnung zu verbergen.
Aber nein, sie haben sich ja bereits bestens in das Gefüge der etablierten
Parteien eingefügt.


Seit wann sind eine antidemokratische Gesinnung und das etablierte Parteienkartell ein Widerspruch? ?(

Roter Prolet
01.01.2007, 22:45
Wenn sich diese neue Partei zum Sozialismus als gesellschaftliche Alternative zur kapitalistischen Barberei bekennen würde, dann wäre das in der Tat was Gutes.

Nun muss man als ständiger beobachter dieses Parteibildungsprozesses aber sagen, dass die Chance dazu mehr als gering ist. In beiden Parteien dominieren trotz interner Gegner zur Zeit der kapitalismus-konforme bzw. reformistische Flügel, die, wie anhand der jeweiligen Programmatik-Geschichte (also ab 1989 bzw. 2005) sowie der veröffentlichten Dokumenten und Erklärungen (wie dieses "Manifest") erkennen kann, langsam aber sicher soziale, friedenspolitische sowie antikapitalistische Kernpunkte aufweicht bzw. aufkündigt.

Ganz zu schweigen von der Linkspartei, die ihre eigene Geschichte (SED-Vergangenheit) eher schändlich in den Dreck zieht als das sie die ernsthaft verarbeiten und daraus die richtige Schlüsse ziehen würde.

Berlin ist wohl das erschreckendste Beispiel dafür.

Kaiser
01.01.2007, 22:51
Was wäre der "richtige" Schluß?

Roter Prolet
02.01.2007, 20:44
Was wäre der "richtige" Schluß?

Zum welchen Punkt?

Kaiser
03.01.2007, 20:58
Zum welchen Punkt?

So wie du es formuliert hast.

alberich1
04.01.2007, 17:53
Hallo Beverly,schoen zu sehen,dass auch Du hierhin gewechselt bist.

Aber zu Deiner Frage
Die neue Linke sollte sich zu einem reformierten Sozialismus bekennen,indem sie sich von den Fehlern jener Systeme der Vergangenheit,die sich zwar sozialistisch nennen,es aber niemals wirklich waren,distanziert und daraus lernt.

Dazu zaehlen ebenso die alten kommunistisch genannten Systeme des ehemaligen Ostblocks als auch die Politik der sogenannten "Sozial"demokraten,die sich ja immernoch als Mitglied der Sozialistischen Internationalen verstehen.
Wenn sie es dann schaffen dies durch praktische Arbeit beim Volke etc. dem fernsehpropaganda-hypnotisierten Buerger weis zu machen,koennte noch Hoffnung fuer Deutschland bestehen.:smoke:

Kazuya
04.01.2007, 18:11
Wenn sich diese neue Partei zum Sozialismus als gesellschaftliche Alternative zur kapitalistischen Barberei bekennen würde, dann wäre das in der Tat was Gutes.

Nun muss man als ständiger beobachter dieses Parteibildungsprozesses aber sagen, dass die Chance dazu mehr als gering ist. In beiden Parteien dominieren trotz interner Gegner zur Zeit der kapitalismus-konforme bzw. reformistische Flügel, die, wie anhand der jeweiligen Programmatik-Geschichte (also ab 1989 bzw. 2005) sowie der veröffentlichten Dokumenten und Erklärungen (wie dieses "Manifest") erkennen kann, langsam aber sicher soziale, friedenspolitische sowie antikapitalistische Kernpunkte aufweicht bzw. aufkündigt.

Ganz zu schweigen von der Linkspartei, die ihre eigene Geschichte (SED-Vergangenheit) eher schändlich in den Dreck zieht als das sie die ernsthaft verarbeiten und daraus die richtige Schlüsse ziehen würde.

Berlin ist wohl das erschreckendste Beispiel dafür.
Dieser Beitrag trifft den Nagel auf den Kopf!
:top:

Roter Prolet
07.01.2007, 13:45
Die neue Linke sollte sich zu einem reformierten Sozialismus bekennen,indem sie sich von den Fehlern jener Systeme der Vergangenheit, die sich zwar sozialistisch nennen, es aber niemals wirklich waren, distanziert und daraus lernt.

Pff, was soll das wieder heissen? Hälst du etwa sozialistische Aufbauprozesse für garantiert fehlerlos, ohne Widersprüche, unumkehrbar und/oder friedlich, ohne dass sich (antisozialistischer) Widerstand bilden könnte?

Roter Prolet
07.01.2007, 13:50
Dieser Beitrag trifft den Nagel auf den Kopf!
:top:

Danke für die Zustimmung.

Ich möchte noch hinzufügen, dass der Kampf für den Sozialismus auch unumgänglich die Frage des Eigentums (an den wichtigen Produktionsmitteln) und der Macht voraussetzt.

Was laut des Grundgesetz ja erlaubt ist (Artikel 14 und 15).