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Vollständige Version anzeigen : Quorum oder Wahlpflicht?



Geronimo
15.12.2006, 20:17
In einem anderen Strang fragte der User "Orakel": "Bei welcher Wahlbeteiligung hört Demokratie auf?". Er meinte natürlich "Nicht-Wahl-Beteiligung". Dabei fiel mir eine Regelung aus meiner Studienzeit betr. der ASTA-Wahlen ein.
Damals musste eine "Quorum", d.h. eine Mindestwahlbeteiligung erreicht werden. Wahlbeteiligung unter 66,66% machte die Wahl automatisch ungültig. Es musste nochmal gewählt werden - und zwar so lange, bis die Wahlbeteiligung ausreichte.

Haltet ihr das auch für ein Mittel unsere Politiker zu zwingen bürgernäher zu agieren? Oder, als Alternative eine Wahlpflicht wie z.B. in Belgien. Mit Geldstrafe für Nichtwähler. Dann hätten möglicherweise auch Nicht-mainstream-Parteien eine Chance. Vlaams-Block scheint jedenfalls davon zu profitieren.

Gruß
Geronimo

-jmw-
15.12.2006, 20:24
In einem anderen Strang fragte der User "Orakel": "Bei welcher Wahlbeteiligung hört Demokratie auf?".
Hmm...
Gute Frage.
Gibt es darauf überhaupt eine richtige Antwort?
Man mag sagen, dass, solange die Leut wählen können, es Demokratie ist, auch dann, wenn das Gros NICHT wählt.
Oder, dass die Wahl nur dann gültig ist, wenn sich mindestens die Hälfte der Wahlberechtigten an die Urne bemüht. (Die Demokratie hat's ja mit Hälften.)


Es musste nochmal gewählt werden - und zwar so lange, bis die Wahlbeteiligung ausreichte.
Gab es irgendwelche Regelungen für den Fall, dass auch beim zehnten und zwanzigsten Male die Wahlbeteiligung unter 2/3 würde liegen?


Oder, als Alternative eine Wahlpflicht wie z.B. in Belgien. Mit Geldstrafe für Nichtwähler.
Geldstrafe?
Würd ich nicht zahlen.

mfg

EDIT: Wo wir grad bei Wahlrechtsreformen sind: Ich würd's so einrichten, dass man seine Wahlunterlagen ein paar Wochen vor der entsprechenden Wahl auf dem Amt bestellen muss.
So würden diejenigen ausscheiden, die sich eh kaum für Politik interessieren und spontan wählen für Kandidaten, die nett aussehen oder dolle Volksredner sind.

ErhardWittek
16.12.2006, 00:10
....

... Ich würd's so einrichten, dass man seine Wahlunterlagen ein paar Wochen vor der entsprechenden Wahl auf dem Amt bestellen muss.
So würden diejenigen ausscheiden, die sich eh kaum für Politik interessieren und spontan wählen für Kandidaten, die nett aussehen oder dolle Volksredner sind.
Guter Vorschlag.
Meiner wäre, den Dummen und Desinteressierten das Wahlrecht zu entziehen. Dann würden die Linken ganz schön alt aussehen.

Aber darauf hoffen wir wohl vergeblich, daß manipulierbares blödes Stimmvieh außen vor bleiben muß. Das ist schließlich die Jongliermasse, um die sich alle balgen können, wie ein Rudel Hunde um einen Haufen Knochen. Dadurch bestimmt dann wie so oft, nicht die etwaige Kompetenz der Kandidaten, sondern rhetorisches Geschick und raffinierte Lügen das jeweilige Wahlverhalten.

Haloperidol
16.12.2006, 00:19
Guter Vorschlag.
Meiner wäre, den Dummen und Desinteressierten das Wahlrecht zu entziehen. Dann würden die Linken ganz schön alt aussehen.



Wenn die Dummen nicht wählen dürften, dann wäre die Rechte längst ein Absurdum der Geschichte.

Kaiser
16.12.2006, 00:52
Wenn die Dummen nicht wählen dürften, dann wäre die Rechte längst ein Absurdum der Geschichte.

Ich würde es eher als Dummheit bezeichnen permanent eine Partei zu wählen, welche sich wiederholt als völlig inkompetent in der Bewältigung deutscher Probleme erwiesen hat und stets gezeigt hat das sie sich nicht um gegebene Wahlversprechen schert.

Kurz um, den Etablierten als treuer Wähler zu dienen.

-jmw-
16.12.2006, 12:22
Guter Vorschlag.
Ich weiss. :)


Meiner wäre, den Dummen und Desinteressierten das Wahlrecht zu entziehen.
Nun, ich denke, es bringt nix, unter der Prämisse einer Wahlrechtsreform innerhalb der BRD über grundgesetzwidrige Vorschläge zu diskutieren.
Artikel 38.1 Grundgesetz verlangt klar, dass Wahlen allgemein und gleich zu sein hätten.


Dann würden die Linken ganz schön alt aussehen.
Mag sein.
Muss aber nicht.
Müsst man ne Statistik zu haben.


Aber darauf hoffen wir wohl vergeblich, daß manipulierbares blödes Stimmvieh außen vor bleiben muß. Das ist schließlich die Jongliermasse, um die sich alle balgen können, wie ein Rudel Hunde um einen Haufen Knochen. Dadurch bestimmt dann wie so oft, nicht die etwaige Kompetenz der Kandidaten, sondern rhetorisches Geschick und raffinierte Lügen das jeweilige Wahlverhalten.
Das ist eben Massendemokratie. :(

mfg


PS: Man sollte das Wahlalter auf 30 Jahre heraufsetzen. Da haben die Leut wenigstens schon a bissl Lebenserfahrung.

Orakel
16.12.2006, 13:19
Was wäre denn Wahlpflicht. Das ich zur Wahl gehe und meine Stimme ungültig mache. Oder steht dann einer hinter mir und passt auf das ich ja eine Partei ankreuze.
Ich bin eigentlich ein sehr politischer Mensch aber war glaube das letzte mal im Jahr 2000 bei einer Wahl.
Und ist es nicht so, das von den Nichtwählern die kleinen Parteien profitieren. Was ich ja begrüße.

Haloperidol
16.12.2006, 15:20
Ich würde es eher als Dummheit bezeichnen permanent eine Partei zu wählen, welche sich wiederholt als völlig inkompetent in der Bewältigung deutscher Probleme erwiesen hat und stets gezeigt hat das sie sich nicht um gegebene Wahlversprechen schert.

Kurz um, den Etablierten als treuer Wähler zu dienen.

Ich merke wie gut die Österreichischen Rechten arbeiten, die es nicht einmal schaffen einen Antrag durchzurechnen bevor sie ihn ins Parlament bringen. Nur weil es andere nicht machen dürfen, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie es besser machen würden, und wenn ich mir die deutsche rechte Parteienlandschaft ansehe, liegt der Schluss nahe, dass sie ihren Politkollegen der etablierten Parteien in Punkto Wahlversprechen und Fantasterei um nichts nachstehen, wenn sie sie zumindest in zweiterem nicht schon überholt haben.

Gärtner
16.12.2006, 16:29
In einem anderen Strang fragte der User "Orakel": "Bei welcher Wahlbeteiligung hört Demokratie auf?". Er meinte natürlich "Nicht-Wahl-Beteiligung". Dabei fiel mir eine Regelung aus meiner Studienzeit betr. der ASTA-Wahlen ein.
Damals musste eine "Quorum", d.h. eine Mindestwahlbeteiligung erreicht werden. Wahlbeteiligung unter 66,66% machte die Wahl automatisch ungültig.
Auch wenn's tendentiell offtopic ist: wann war das denn? ?( Ich habe zu meinen Unizeiten keine einzige ASta-Wahl erlebt, die eine höhere Wahlbeteiligung als 25% gehabt hätte und das ist mittlerweile auch bald 20 Jahre her. Schwer vorstellbar, daß das Interesse der Studenten an diesen Wahlen so gestiegen sein soll...

~~~

Zum Thema: Die USA leben offensichtlich gut damit, daß die Wahlbeteiligung seit Jahrzehnten regelmäßig unter 50% liegt.

Und eine Wahlpflicht? Habe ich früher mal vehement befürwortet, eingedenk der Regelung in der griechischen Antike, daß derjenige sein Bürgerrecht verlor, wer sich an einer Volksabstimmung nicht beteiligte. Allerdings setzt dergleichen eigentlich eine wählbare Alternative voraus, und die kann ich derzeit nicht so sehr erkennen.

Mark Mallokent
16.12.2006, 16:30
Wenn dumme Wähler dumme Politiker wählen, dann ist das Demokratie. :smoke:

-jmw-
16.12.2006, 17:10
Wenn dumme Wähler dumme Politiker wählen, dann ist das Demokratie. :smoke:
Democracy is the theory that the common people know what they want and deserve to get it good and hard. (H.L. Mencken)
:)

Geronimo
16.12.2006, 20:38
Auch wenn's tendentiell offtopic ist: wann war das denn? ?( Ich habe zu meinen Unizeiten keine einzige ASta-Wahl erlebt, die eine höhere Wahlbeteiligung als 25% gehabt hätte und das ist mittlerweile auch bald 20 Jahre her. Schwer vorstellbar, daß das Interesse der Studenten an diesen Wahlen so gestiegen sein soll...

~~~

Zum Thema: Die USA leben offensichtlich gut damit, daß die Wahlbeteiligung seit Jahrzehnten regelmäßig unter 50% liegt.

Und eine Wahlpflicht? Habe ich früher mal vehement befürwortet, eingedenk der Regelung in der griechischen Antike, daß derjenige sein Bürgerrecht verlor, wer sich an einer Volksabstimmung nicht beteiligte. Allerdings setzt dergleichen eigentlich eine wählbare Alternative voraus, und die kann ich derzeit nicht so sehr erkennen.

Doch, doch. Bei mir ist es schon knapp 30 Jahre her. Dann wurde das HRG in NRW (gegen massiven Widerstand) geändert und auch das Quorum abgeschafft. Was die Wahlpflicht betrifft - jeder kann ja seinen Stimmzettel ungültig machen. Man stelle sich vor 30% oder mehr ungültige Stimmen bei einer Wahl. DAS wäre Protest.

Gruß
Gero

Kaiser
16.12.2006, 21:15
Ich merke wie gut die Österreichischen Rechten arbeiten, die es nicht einmal schaffen einen Antrag durchzurechnen bevor sie ihn ins Parlament bringen. Nur weil es andere nicht machen dürfen, heißt das nicht zwangsläufig, dass sie es besser machen würden, und wenn ich mir die deutsche rechte Parteienlandschaft ansehe, liegt der Schluss nahe, dass sie ihren Politkollegen der etablierten Parteien in Punkto Wahlversprechen und Fantasterei um nichts nachstehen, wenn sie sie zumindest in zweiterem nicht schon überholt haben.

Die Etablierten fürchten uns nicht deswegen, weil wir nicht zu unseren Wahlversprechen und Programmen stehen. Ganz im Gegenteil.

Haloperidol
17.12.2006, 22:09
Die Etablierten fürchten uns nicht deswegen, weil wir nicht zu unseren Wahlversprechen und Programmen stehen. Ganz im Gegenteil.

Wenn ich die NPD Politiker im TV sehe, schwindet meine Furcht sehr schnell.

Wenn es etwas an der NPD zu fürchten gibt, dann ist es, dass sie rechtsextremen Gruppen unter ihrem Parteideckmäntelchen zuflucht geben, aber damit sehe ich wenigstens mit wem ich es zu tun habe.

Kaiser
17.12.2006, 22:28
Wenn ich die NPD Politiker im TV sehe, schwindet meine Furcht sehr schnell.


Du meinst bei den einigen Sekunden dauernden Interviews, wo sie nicht einmal einen ganzen Satz ausreden dürfen?

Wenn das alles wäre, wovon man sich ein Bild machen würde, hättest du Recht.

Doch die Etablierten wissen es besser als ihre dumm gehaltenen Fußsoldaten.

:)) :)) :))

Haloperidol
17.12.2006, 22:35
Du meinst bei den einigen Sekunden dauernden Interviews, wo sie nicht einmal einen ganzen Satz ausreden dürfen?

Wenn das alles wäre, wovon man sich ein Bild machen würde, hättest du Recht.

Doch die Etablierten wissen es besser als ihre dumm gehaltenen Fußsoldaten.

:)) :)) :))

Wenn ich ihr Programm lese, geht es mir nicht anders. Das hat nichts mit dumm gehaltenen Fußsoldaten zu tun. Agendasetting ist heute in der Politik Tagesordnung, und auf dem Gebiet sind sie mehr als lächerlich.

Wenn es nach mir ginge, hätten sie längst einen eigenen TV Kanal, in dem nur sie Tag und Nacht sich der Öffentlichkeit presentieren würden. Die beste Werbung gegen sich sind sie selbst.

klartext
18.12.2006, 01:10
Die Etablierten fürchten uns nicht deswegen, weil wir nicht zu unseren Wahlversprechen und Programmen stehen. Ganz im Gegenteil.
Die Etablierten fürchten sich nicht, Rechtsaussen überschätzt sich. Solange die grossen Parteien SPD/CDU eine regierungsfähige Mehrheit bilden können, wird sich nichts ändern.

Don
18.12.2006, 08:28
Und eine Wahlpflicht? Habe ich früher mal vehement befürwortet, eingedenk der Regelung in der griechischen Antike, daß derjenige sein Bürgerrecht verlor, wer sich an einer Volksabstimmung nicht beteiligte. Allerdings setzt dergleichen eigentlich eine wählbare Alternative voraus, und die kann ich derzeit nicht so sehr erkennen.

Ein auch zu meinem Leidwesen wohl nicht realisierbares, dennoch äußerst bestechendes Prinzip.:cool:
Hinsichtlich mangelnder Alternativen hätte ich weniger Bedenken. Der Markt würde es richten. Wird die Nachfrage (in diesem Fall durch Zwang) erzeugt, bildet sich auch das Angebot.