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Vollständige Version anzeigen : Orient-Fernhandel in Nordeuropa vor 3000 Jahren? - Das Weltbild bröckelt



Klopperhorst
10.12.2006, 16:37
Ah, Nordeuropa war wohl auch vor 3000 Jahren ein Affenstall, ein Haufen Wilder, dem erst die Kultur beigebracht werden musste?

Die neuen Entdeckungen passen nicht mehr ins Bild (Himmelsscheibe von Nebra, Tempelkreise in Kyhna, Neudatierung der Megalithbauten usw.).

Und jetzt auch noch das:


Göttertränen im Watt

Bernstein für den Pharao, Zinn nach Mykene — schon das bronzezeitliche Nordeuropa betrieb Fernhandel. Scherbenfunde vor der norddeutschen Küste sorgen nun für Verwirrung: Gab es vor 3000 Jahren sogar einen direkten Schiffsverkehr von Pellworm bis zu den Pyramiden?


Den Blick streng auf den Boden geheftet, schlurfte Wattführer Karsten Hansen, 65, nahe der Hallig Südfall durch die trockengefallene Nordsee. Ihn umgab endloser grauer Modder, der bei jedem Schritt unter seinen nackten Füßen schmatzte. Plötzlich sah der Mann einen freigespülten blauen Stein. Das Fundstück leuchtete: Lapislazuli, ein etwa zehn Zentimeter großer Rohling aus Afghanistan. So etwas wurde in der Bronzezeit gern als Gastgeschenk verwendet. Wie kommt der Schmuckstein ins Watt? Hansen gehört zur Crew des Ethnologen Hans Peter Duerr, der schon seit 1994 – auf eigene Faust und widerrechtlich – an der Nordseeküste nach Spuren der mittelalterlichen Stadt Rungholt sucht. Mit einem abgetakelten Segler fährt die Truppe alljährlich hinaus, lässt sich trockenfallen und schwärmt mit Gummistiefeln in den Schlick aus. Die letzte Expedition fand im August statt. Duerr zufolge machte seine Mannschaft bei ihrer Schlick-Fahndung reiche, ja sensationelle Beute.

Sie fand

► griechische Münzen aus dem 4. und 3. vorchristlichen Jahrhundert;
► Schweinezähne der bronzezeitlichen Haustiere;
► Reste eines phönizischen Kochtopfs und
► Scherben einer Bügelkanne sowie einen Schiffsanker, beides aus minoischer Zeit (um 1300 vor Christus).

Der phantasiebegabte Gelehrte hat für die Anhäufung mediterraner Altertümer im Wattenmeer nur eine Erklärung: „Vor der Küste liegt ein alter Fernhandelsplatz. Im 14. Jahrhundert vor Christus ist dort eine griechische Galeere gekentert.” Ein Knüller? Seitdem Duerr seine erstaunlichen Trümmer im Fototeil eines Buches vorstellte, kocht in der Fachwelt eine feindselige Debatte. Das Archäologische Landesamt in Schleswig (ALSH) hält den Mann für unglaubwürdig. Ein Mitarbeiter argwöhnt: „Vielleicht haben seine eigenen Leute die Scherben ins Gelände geworfen, um ihn zu verulken.” Die Ansicht, während der Mittleren Bronzezeit in Norddeutschland (ab 1550 vor Christus) habe es einen Fernhandel zur See gegeben, sei „pure Phantasie”, meint ALSH-Forscher Hans Joachim Kühn. „Vor 3500 Jahren gab es höchstens einen regionalen Tausch von Hand zu Hand und Stamm zu Stamm.” Doch der Gerügte kontert jetzt. Mehrere seiner Helfer haben dem SPIEGEL gegenüber die Funde bezeugt. Zudem liegen neue, handfestere Beweismittel vor. Die alte Lehrmeinung bekommt Risse:

►Das Bonner Helmholtz-Institut für Strahlen- und Kernphysik hat die strittigen Scherben einer Neutronenaktivierungsanalyse unterzogen. Dabei wird der Materialmix des gebrannten Tons auf milliardstel Gramm genau untersucht. So entsteht eine Art Fingerabdruck. Ergebnis: Die Scherben im Watt stammen „mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der zentralkretischen Region um Knossos und Phaistos” — und sind wirklich etwa 3500 Jahre alt.

►Die Schmutzpartikel, die den Stücken anhaften, ließ Duerr ebenfalls untersuchen — am Berliner Rathgen-Forschungslabor. Der Dreck entspricht in etwa dem „Bodenmilieu des Watts”. Die Keramik könnte dort wahrhaftig lange gelegen haben.

Ist dem schillernden Ethnologen also tatsächlich ein Coup gelungen? Feilschten schon die Zeitgenossen Tutanchamuns mit den Fietjes von der Waterkant? Die Archäologen aus Schleswig mögen das nicht glauben. Sie halten Duerr für einen Trickser. „Statt die Verunreinigungen auf den Scherben von einem unabhängigen Wissenschaftler abkratzen zu lassen, hat er das selbst getan und die Tüte ans Labor verschickt”, wirft ihm Kühn vor. „Wer beweist, dass er dabei nicht schwindelte?” Aber vielleicht knurren die Gralshüter der Schulmeinung nur deshalb so laut, weil ihre eigene Position ins Wanken gerät. Auch andere Befunde machen jetzt deutlich: Die Bevölkerung der Bronzezeit trieb weit mehr Handel als bislang gedacht. Es sind die modernen Prüftechniken der Mineralogie und Archäometallurgie, die nun zeigen, über welch ungeheure Distanzen hinweg die Vorzeit seltene Rohstoffe handelte:

► Der Gletschermann Ötzi etwa hatte feinsten Feuerstein vom Gardasee in der Tasche.

► Das Kupfer für die berühmte „Himmelsscheibe von Nebra” stammt aus den Ostalpen.

►Schon vor über 3000 Jahren ahmten die Urgermanen ägyptische Klappstühle nach. In ihren Grüften lagen „Schleifennadeln” aus Zypern und Glasperlen aus Griechenland.

Europa war durchlässiger als lange vermutet, Luxuswaren und religiöse Ideen wurden per Paddelboot quer über den Kontinent verbracht. Sogar auf hohe See wagten sich die Händler Alteuropas hinaus. Schon in der Steinzeit bestand ein Fährverkehr nach Helgoland. Der Grund: Auf der Insel kommt ein seltener roter Feuerstein vor. Die neolithischen Kaufleute tauschten ihn bis nach Holland. Noch vor wenigen Jahren schien all das undenkbar.

[...]

Es könnte eine Verbindung gegeben haben vom Watt bis in die Wüste. Bewiesen ist allerdings noch nichts. Weil er formaljuristisch nicht graben darf, hütet der Ethnologe seine Scherben in einem Versteck. Eine Übergabe an das Landesamt verweigert er. Feindlich stehen sich Parteien gegenüber. „Es ist eine Tragödie”, meint Albert Panten, ein Historiker aus Niebüll, „alle blockieren sich gegenseitig.” Er regt deshalb eine unabhängige Kommission an, die nun alle strittigen Watt-Trümmer prüfen soll. „Es muss etwas geschehen”, sagt Panten, „vielleicht steckt hinter den Scherben wirklich eine Sensation.

(Spiegel Nr. 49 / 4.12.2006, S. 160ff)






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politisch Verfolgter
10.12.2006, 19:15
Unter Bröckeln von Weltbildern verstehe ich aber weit mehr, z.B. user value ;-)
Was damals auch immer gewesen sein mag - es war für die Katz'.

Odin
10.12.2006, 22:01
Ja, hat Odin heute gelesen. Das Verhalten der sog. Wissenschaftler ist bezeichnend für diese kleinkindliche Bande von Historikern, die immer noch nicht wahrhaben will, daß wir allein die Kulturschöpfer auf diesem und anderen Planeten sind.

Aber selbstverständlich wird trotz der Ansätze von Kritik nicht wirklich am gefälschten Geschichtsbild gerüttelt - die Germanen sind natürlich nur eingeborene Händler mit bruchfälligen Wassermöhren, die zufällig über ein paar Naturschätze verfügten und als Gegenleistung hohe Kulturgüter erhalten hätten.

Aber nein, das ist nicht der Fall.

Klopperhorst
11.12.2006, 10:04
Ja, hat Odin heute gelesen. Das Verhalten der sog. Wissenschaftler ist bezeichnend für diese kleinkindliche Bande von Historikern, die immer noch nicht wahrhaben will, daß wir allein die Kulturschöpfer auf diesem und anderen Planeten sind.

Aber selbstverständlich wird trotz der Ansätze von Kritik nicht wirklich am gefälschten Geschichtsbild gerüttelt - die Germanen sind natürlich nur eingeborene Händler mit bruchfälligen Wassermöhren, die zufällig über ein paar Naturschätze verfügten und als Gegenleistung hohe Kulturgüter erhalten hätten.

Aber nein, das ist nicht der Fall.

Die Verweigerung von Grabungslizenzen ist bezeichnend für das System, welches die Aufweichung der klassischen Schulmeinung verhindert. Ich selbst sammel nun schon seit Jahren jedes Faktum, das das Welt aufzeigen wird, von wem einst die kulturelle Katalyse der Antike ausgegangen ist.

Dazu passt jetzt auch die neuerliche Grabungsaktivität im Schwarzmeergebiet (Donau-Mündung, Krim, Don-Gebiet), welche m.E. bald ein besseres Licht auf die nordische Herkunft der Hellenen werfen wird.


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Misteredd
11.12.2006, 10:10
Es ist doch seltsam, dass die deutschen Archäologen helfen hellenische oder altägyptische Fundstellen auszugraben, hierzulande aber kaum etwas passiert.

Klopperhorst
11.12.2006, 10:20
Es ist doch seltsam, dass die deutschen Archäologen helfen hellenische oder altägyptische Fundstellen auszugraben, hierzulande aber kaum etwas passiert.

Unter der Leitung von des Bochumer Archäologen Volkmar v. Graeve wird zur Zeit die griechische Kolonie Milet (südlich von Izmir) freigelegt.

Und wo befindet sich das Pergamon-Museum?

Es scheint eine Affinität der Nordeuropäer zu ihren einstigen Kulturgebieten zu geben. Die heute dort ansässigen Völker können selbstverständlich damit nichts anfangen, weil es nicht ihrem Entwicklungspfad entspringt.


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Biskra
11.12.2006, 10:24
Es ist doch seltsam, dass die deutschen Archäologen helfen hellenische oder altägyptische Fundstellen auszugraben, hierzulande aber kaum etwas passiert.

Das liegt daran, daß es inzwischen hierzulande unter Archäologen Usus ist, nur noch dort zu graben, wo wegen Baumaßnahmen archäologische Stätten eh gefärdet sind. Tatsache ist nämlich, daß solche Stätten, einmal ausgegraben, unwiderruflich verfallen, während die Stätten, die in Ruhe gelassen werden noch Jahrtausende Informationsgewinn für zukünftige Generationen sein können, denen höchstwahrscheinlich von unserer Epoche auch nicht viel mehr bleiben wird, als ein paar Joghurtbecher und etwas Atommüll.

Misteredd
11.12.2006, 10:46
Unter der Leitung von des Bochumer Archäologen Volkmar v. Graeve wird zur Zeit die griechische Kolonie Milet (südlich von Izmir) freigelegt.

Und wo befindet sich das Pergamon-Museum?

Es scheint eine Affinität der Nordeuropäer zu ihren einstigen Kulturgebieten zu geben. Die heute dort ansässigen Völker können selbstverständlich damit nichts anfangen, weil es nicht ihrem Entwicklungspfad entspringt.


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Das stimmt, ich habe mir Phaselis angesehen, eine griechische Stadt weiter südlich, in der Nähe von Myra. Alle Ausgrabungsarbeit wird von Europäern oder Amerikanern finanziert, aber stets kontrolliert. Alleine machen die Türken dort wohl nichts!

Misteredd
11.12.2006, 10:48
Das liegt daran, daß es inzwischen hierzulande unter Archäologen Usus ist, nur noch dort zu graben, wo wegen Baumaßnahmen archäologische Stätten eh gefärdet sind. Tatsache ist nämlich, daß solche Stätten, einmal ausgegraben, unwiderruflich verfallen, während die Stätten, die in Ruhe gelassen werden noch Jahrtausende Informationsgewinn für zukünftige Generationen sein können, denen höchstwahrscheinlich von unserer Epoche auch nicht viel mehr bleiben wird, als ein paar Joghurtbecher und etwas Atommüll.

Das gilt wohl für jede Grabung.

Klopperhorst
11.12.2006, 11:25
Das stimmt, ich habe mir Phaselis angesehen, eine griechische Stadt weiter südlich, in der Nähe von Myra. Alle Ausgrabungsarbeit wird von Europäern oder Amerikanern finanziert, aber stets kontrolliert. Alleine machen die Türken dort wohl nichts!

Nun, was sollen die Türken auch mit dieser Kultur anfangen?

Das sind doch letztendlich "Hurensöhne" für die, mit denen man nichts zu tun hat.


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Biskra
11.12.2006, 12:24
Das gilt wohl für jede Grabung.

Ja, nur hat sich diese Einstellung eben noch nicht überall durchgesetzt.

-jmw-
11.12.2006, 16:43
Interessanter Artikel.
Aber dass das

Ah, Nordeuropa war wohl auch vor 3000 Jahren ein Affenstall, ein Haufen Wilder, dem erst die Kultur beigebracht werden musste?
die allgemein akzeptierte Lehrmeinung sein soll, erstaunt mich schon.
Vielleicht bin ich als Ur-&-Frühgeschichte-Nebenfächler im Grundstudium auch nur noch nicht eingefahren genug. :))

mfg

Odin
16.12.2006, 01:20
Interessanter Artikel.
Aber dass das

die allgemein akzeptierte Lehrmeinung sein soll, erstaunt mich schon.
Vielleicht bin ich als Ur-&-Frühgeschichte-Nebenfächler im Grundstudium auch nur noch nicht eingefahren genug. :))

mfg

Offenbar, denn es ist die allgemeine Lehrmeinung.

-jmw-
17.12.2006, 00:15
Offenbar, denn es ist die allgemeine Lehrmeinung.
Nun, dann wird man das ändern müssen, nicht wahr?