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Vollständige Version anzeigen : Zwischen den Zeilen des Armutreports



Ka0sGiRL
09.12.2006, 11:05
Armut - Definition nach Wahrig
das Armsein, Mangel am Notwendigsten, Not, Elend, Bedürftigkeit, Entbehrung;

Armut - Definition nach "Der Brockhaus in einem Band"eine Lebenslage, in der es Einzelnen oder ganzen Bev.-Gruppen nicht möglich ist, sich ihren Lebensbedarf (Existenzminimum) aus eigenen Kräften zu beschaffen. Absolute A. ist eine Mangelsituation, in der die Existenz des Menschen unmittelbar (durch Verhungern etwa) oder mittelbar (durch mangelnde Resistenz bei Erkrankungen) bedroht ist. Bei relativer A. wird das soziokulturelle Existenzminimum deutlich unterschritten. Nach Angaben der Weltbank leben derzeit (2000) rd. 1,2 Mrd. Menschen in absoluter A. (Einkommen pro Tag weniger als 1 US-$).


Armut - Definition nach Wikipedia
Armut bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, das gewissen Minimalstandards entspricht. Die Maßstäbe für diese Standards und die Vorstellungen über die Ursachen von Armut sind örtlich und zeitlich sehr verschieden. Die WHO definiert Armut beispielsweise anhand des Verhältnisses des individuellen Einkommens zum Durchschnittseinkommen im Heimatland einer Person. Danach sei arm, wer monatlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens (Median) seines Landes zur Verfügung hätte.


Was ist also arm?


Als armutsgefährdet gelten Menschen, die 2004 pro Monat weniger als 856,- Euro zur Verfügung hatten, das sind 60 Prozent des mittleren Einkommens von 1427,- Euro. Eine Familie mit zwei Kindern ist demnach armutsgefährdet, wenn ihr weniger als 1798,- Euro zur Verfügung (also netto) stehen. Soweit die Statistik. (....)

Demnach verdient die Gruppe der Facharbeiter, und das ist wohl die zahlenmäßig größte Gruppe in unserem Land, nach der Statistik zwischen 2177 bis 2291 Euro brutto. Setzen wir nun mal den Facharbeiter mit Familienstand verheiratet, zwei Kinder, also Steuerklasse 3, für unsere Betrachtung ein, dann werden diesem Facharbeiter, grob gerechnet, ca. 760 Euro von seinem Bruttolohn für Steuern und Sozialversicherung abgezogen. Bleiben ihm für die Lebenshaltung noch ca. 1560,- Euro zur Verfügung, also 238 Euro unter der statistischen Armutsgefährdungsgrenze. Das heißt aber im Klartext, dass 238,- Euro unter der Armutsgefährdungsgrenze bereits Armut im statistischen Sinne bedeutet.

Rechnen wir jetzt noch die Kosten für Miete und Versicherungen ab, bleiben dem Facharbeiter, also der Stütze unserer Wirtschaft und unseres Wohlstandes, noch 1000,- Euro pro Monat zur Versorgung einer vierköpfigen Familie. Das wiederum bedeutet, dass allein verdienende Familienväter oder -mütter, mit guter Ausbildung und hoher beruflicher Verantwortung, vom Statistischen Bundesamt, nach deren Kriterien, so mir nichts dir nichts zu armen Schluckern erklärt werden. Oder setzt die Statistik gar voraus, dass, wenn die Masse der Arbeitnehmer in Deutschland nicht als arm gelten soll, in jedem Fall die Doppelverdienerschaft zwingend erforderlich ist, oft zu Lasten unmündiger Kinder? Was soll damit bezweckt werden, den Menschen einzutrichtern: ihr seid arm?
Quelle (http://www.rp-online.de/hps/client/opinio/public/pjsub/production_long.hbs?hxmain_object_id=PJSUB::ARTICL E::123773&hxmain_category=::pjsub::opinio::/politik___gesellschaft/deutschland/leben)

Die Frage wäre tatsächlich interessant: Wem nützt das?

Davon abgesehen wurde ein kleiner Aspekt des Armutsreports nicht wirklich erörtert:
In den neuen Ländern sind elf Prozent der über 65-Jährigen von Armut bedroht, in der alten Bundesrepublik sind das 16 Prozent.

5 % mehr arme Rentner im Westen Deutschlands - wobei man hier wohl mehrheitlich von tatsächlicher Armut ausgehen kann, ohne Handy und Markenklamotten - das ist schon skandalös!

Es wundert mich, das dieser Punkt komplett untergegangen ist.

politisch Verfolgter
09.12.2006, 11:19
Erklärung:
Sog. KMU's (kleine und größere mittelständische Unternehmen) halten angebl. 99,7 % sog. "Arbeitsplätze".
Damit eignen angebl. 3 % der Privathaushalte 70 % des Privatvermögens.
Abhilfe strukturiere ich laufend.

Ka0sGiRL
09.12.2006, 11:24
Erklärung:
Sog. KMU's (kleine und größere mittelständische Unternehmen) halten angebl. 99,7 % sog. "Arbeitsplätze".
Damit eignen angebl. 3 % der Privathaushalte 70 % des Privatvermögens.
Abhilfe strukturiere ich laufend.

?? ?( Ich verstehe nicht was du meinst...

politisch Verfolgter
09.12.2006, 11:30
?? ?( Ich verstehe nicht was du meinst...

Ganz einfach: (70/3)/(30/97) = ca. 75.
D.h. Eine(r) aus dem Segment der 3 % Wohlhabendsten hat ca. 75 mal soviel wie Eine(r) aus dem restlichen Segment.
Doch das restliche Bevölkerungs-Segment der 97 % ist sicher wiederum extrem stark verteilungs-gekrümmt vermögensgeschichtet.

Und wo wird umverteilt?:
Natürlich in Betrieben "zumutbarkeitsrechtlich" nach "oben hin" und per sozialstaatlich zwangsalimentierter Zwangsverarmung nach "unten hin".

Wobei die damit verheerend gekrümmte Eink./Verm.-Verteilung nicht mit der mentalen Verteilung korreliert:
Wir haben also eine Leistungsunterbindungs-Gesellschaft.

Don
09.12.2006, 11:31
@Kaosgirl:

Es gab mal das schöne Apercu, wen die Armutskriterien nach WHA im Tessin oder in Dubai angewandt werden, ist dort die Mehrzahl der Bentleyfahrer von bitterer Armut gepeinigt.

Für unsere Journaillie ist diese Definition natürlich ein gefundenes Fressen, insbesondere vor Weihnachten. Täglich werden wir nun bombardiert mit "Reportagen" in denen "Arme" es sich nicht leisten können, ihren Kindern die neue Nintendo Wii Konsole als Geschenk unter den Baum zu legen.

Ball paradox.

politisch Verfolgter
09.12.2006, 11:39
Don, nun setze man mal das Geld für eine neue Nintendo Wii Konsole in Relation zum Vermögen der jeweiligen Eltern.
Denn darauf kommts ja an.
Wollen Sie eine Nintendo-Währung einführen? ;-)

Ka0sGiRL
09.12.2006, 11:40
Und wo wird umverteilt?:
Natürlich in Betrieben "zumutbarkeitsrechtlich" nach "oben hin" und per sozialstaatlich zwangsalimentierter Zwangsverarmung nach "unten hin".


Die Umverteilungshypothese mag ja noch hinkommen, aber "Zwangsverarmung" ist ja wohl reichlich übertrieben, zumal die Definition den Begriffes Armut, wie auch Don es erläutert hat, sehr flexibel ist.

Ka0sGiRL
09.12.2006, 11:41
@Kaosgirl:

Es gab mal das schöne Apercu, wen die Armutskriterien nach WHA im Tessin oder in Dubai angewandt werden, ist dort die Mehrzahl der Bentleyfahrer von bitterer Armut gepeinigt.

Für unsere Journaillie ist diese Definition natürlich ein gefundenes Fressen, insbesondere vor Weihnachten. Täglich werden wir nun bombardiert mit "Reportagen" in denen "Arme" es sich nicht leisten können, ihren Kindern die neue Nintendo Wii Konsole als Geschenk unter den Baum zu legen.

Ball paradox.


Im Bentley zähle ich mich auch gerne zu den Armen. Völlig schmerzlos.

politisch Verfolgter
09.12.2006, 11:45
Ka0sGiRL, wieso "Hypothese"?
Es ist vielmehr Verteilungsfakt.
Zwangsverarmung erfolgt per "zumutbarkeitsrechtlichem" "Sozialstaatsprinzip".
Ich nehme an, es ist von Armut in innerdeutschen Relationen die Rede, und nicht im Weltmaßstab.
Also, wer nur 1/75el dessen hat, was 3 % Andere haben, der dürfte sich rel. zu denen reichlich arm vorkommen.
Wobei es unter diesen 97 % ja nun wiederum sehr Viele gibt, die nicht mal 1/75el sondern viell. nur 1/1000el haben oder gar noch weniger.

Alles erfolgt per sog. "Arbeitsmarkt" "zumutbarkeitsrechtlich".

politisch Verfolgter
09.12.2006, 11:50
Ach ja, zum sog. "durchschnittllichen Einkommen":
Addiert man alle individuellen Einkommen und teilt diese Summe durch die Gesamtzahl dieser Individuen, so landet man damit auf einem Betrag, der bei unserer stark gekrümmten Eink.-Verteilung nicht auf %Rang 50 liegt (wie man es mit dem Begriff "Durchschnitt" ja assoziieren könnte), sondern auf %Rang 80 oder gar darüber.
Damit sehen Leute mit Einkommen auf %Rang 50 (also 50 % der Einkommensbezieher liegen bei denen in etwa darüber und 50 % darunter) reichlich alt aus ;-)

Ka0sGiRL
09.12.2006, 12:01
Ka0sGiRL, wieso "Hypothese"?
Es ist vielmehr Verteilungsfakt.
Zwangsverarmung erfolgt per "zumutbarkeitsrechtlichem" "Sozialstaatsprinzip".
Ich nehme an, es ist von Armut in innerdeutschen Relationen die Rede, und nicht im Weltmaßstab.
Also, wer nur 1/75el dessen hat, was 3 % Andere haben, der dürfte sich rel. zu denen reichlich arm vorkommen.
Wobei es unter diesen 97 % ja nun wiederum sehr Viele gibt, die nicht mal 1/75el sondern viell. nur 1/1000el haben oder gar noch weniger.

Alles erfolgt per sog. "Arbeitsmarkt" "zumutbarkeitsrechtlich".

Definiere doch einmal "arm". Was bedeutet Armut für dich?

politisch Verfolgter
09.12.2006, 12:10
Definiere doch einmal "arm". Was bedeutet Armut für dich?

Wenn z.B. zwischen dem Eink.-%Rang, der dem sog. "mentalen %Rang" entspricht und zw. dem realen Eink.-%Rang horizontal 40 %Punkte liegen und wenn diese beiden %Ränge vertikal genau den särksten Krümmungsbereich der Eink.-Verteilungskruve markieren, womit absolute Einkommensdiskrepanzen im Bereich von mind. 150% bis 200% vorliegen.

Und Langzeit-Einkommensdiskrepanzen führen zu einer noch verheerender zinseszins-dynamisch gekrümmten Vermögensverteilung.

Don
09.12.2006, 12:10
Don, nun setze man mal das Geld für eine neue Nintendo Wii Konsole in Relation zum Vermögen der jeweiligen Eltern.
Denn darauf kommts ja an.
Wollen Sie eine Nintendo-Währung einführen? ;-)

Blödsinnige Politisierung simpler Lebensumstände.
Können die grundlegenden Bedürfnisse des täglichen Lebens gedeckt werden ( Nahrung, Kleidung, Dach über dem Kopf in unseren Breiten), ist man nicht arm.
Darüberhinaus gehende Bedürfnisse fallen unter die Kategorie Luxus.
Will ich den, muss ich dafür arbeiten. Oder Glück haben. Punkt.

Ka0sGiRL
09.12.2006, 12:12
Wenn z.B. zwischen dem Eink.-%Rang, der dem sog. "mentalen %Rang" entspricht und zw. dem realen Eink.-%Rang horizontal 40 %Punkte liegen und wenn diese beiden %Ränge vertikal genau den särksten Krümmungsbereich der Eink.-Verteilungskruve markieren, womit absolute Einkommensdiskrepanzen im Bereich von mind. 150% bis 200% vorliegen.

Und Langzeit-Einkommensdiskrepanzen führen zu einer noch verheerender zinseszins-dynamisch gekrümmten Vermögensverteilung.

Könntest du das bitte mal decyphern? ?(

politisch Verfolgter
09.12.2006, 12:18
Könntest du das bitte mal decyphern? ?(

Wo liegt Ihr Problem damit?
Stellen Sie sich eine stark gekrümmte Kurve vor.
Auf der horizontalen Achse liegen %Ränge von 0...100 und auf der vertikalen die jedem %Rang zugeordneten absoluten Einkommens- oder Vermögenswerte.
%Rang 50 heißt also: ca. 50 % liegen darüber und ca. 50 % darunter.
Oberhalb %Rang 97 liegen die eingangs erwähnten 3%, die damit angebl. im Schnitt 75mal mehr Vermögen haben, als im Schnitt die restlichen %.
Die haben aber nicht 75mal mehr Einkommen, sondern eben einen Zinseszins-Vorteil durch Langzeit-Einkommen, die aber immer noch deutlich über denen der darunter liegenden %Ränge liegen.
Dert größte Zinseszins-Faktor sind Betriebe, wie man wohl unschwer nachvollziehen kann.
Dort wird "zumutbarkeitsrechtlich" umverteilt.

politisch Verfolgter
09.12.2006, 12:23
Blödsinnige Politisierung simpler Lebensumstände.
Können die grundlegenden Bedürfnisse des täglichen Lebens gedeckt werden ( Nahrung, Kleidung, Dach über dem Kopf in unseren Breiten), ist man nicht arm.
Darüberhinaus gehende Bedürfnisse fallen unter die Kategorie Luxus.
Will ich den, muss ich dafür arbeiten. Oder Glück haben. Punkt.
Ja, die "zumutbarkeitsrechtliche" Politisierung der Lebensumstände ist blödsinnig!
Wobei es bei marktwirtschaftl. Wertschöpfung selbstverständlich um weltbürgerliche Existenzen geht, und nicht ums tägliche (Über)Leben.
Die Politgangster bezwecken per sog. "Arbeitsmarkt" die Reduktion zimillionen Bürger(innen) und deren sinkender Nachkommen zu lifestyle-Minimalisten.
Das ist kriminell und wird per Zwangsarbeit erzwungen.

Skorpion968
10.12.2006, 04:46
Armut - Definition nach Wahrig
das Armsein, Mangel am Notwendigsten, Not, Elend, Bedürftigkeit, Entbehrung;

Armut - Definition nach "Der Brockhaus in einem Band"eine Lebenslage, in der es Einzelnen oder ganzen Bev.-Gruppen nicht möglich ist, sich ihren Lebensbedarf (Existenzminimum) aus eigenen Kräften zu beschaffen. Absolute A. ist eine Mangelsituation, in der die Existenz des Menschen unmittelbar (durch Verhungern etwa) oder mittelbar (durch mangelnde Resistenz bei Erkrankungen) bedroht ist. Bei relativer A. wird das soziokulturelle Existenzminimum deutlich unterschritten. Nach Angaben der Weltbank leben derzeit (2000) rd. 1,2 Mrd. Menschen in absoluter A. (Einkommen pro Tag weniger als 1 US-$).


Armut - Definition nach Wikipedia
Armut bezeichnet den Mangel an Chancen, ein Leben zu führen, das gewissen Minimalstandards entspricht. Die Maßstäbe für diese Standards und die Vorstellungen über die Ursachen von Armut sind örtlich und zeitlich sehr verschieden. Die WHO definiert Armut beispielsweise anhand des Verhältnisses des individuellen Einkommens zum Durchschnittseinkommen im Heimatland einer Person. Danach sei arm, wer monatlich weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens (Median) seines Landes zur Verfügung hätte.


Was ist also arm?

Dieses Definitionsgehampel geht doch am eigentlichen Diskussionsgegenstand meilenweit vorbei. Genauer gesagt: Sie wird von einigen Leuten absichtlich daran vorbeigeführt.

Ich hab letztens ne Diskussion zwischen Professor Unsinn und Roger Willemsen gesehen, in der unser IFO-Guru ebenfalls über Definitionsklauberei die Auseinandersetzung mit Armut vom Tisch wischen wollte.

1. Die Definition von Armut KANN NUR RELATIV sein. Alles andere wäre Unfug. Eine absolute Armutsdefinition kann es gar nicht geben. Das liegt schon daran, dass man jeden Menschen in dem jeweiligen System betrachten muss, in dem er lebt und in dem er sich ernähren muss.
Daher macht es z.B. keinen Sinn, wenn du die Einwohner der BRD mit den Einwohnern Somalias vergleichen und dann schlussfolgern würdest, dass alle Menschen der BRD ja gar nicht arm sein können, weil die Einwohner Somalias ja großteils noch viel weniger haben. Eine absolute Armutsgrenze kann es nicht geben. Die wäre so niedrig, dass damit in der BRD niemand überleben könnte.

2. Da eine Armutsdefinition immer nur relativ sein kann, musst du da im Einzelfall jeweils mehrere Faktoren berücksichtigen.
Erstens die jeweilige finanzielle Ausstattung eines Menschen, zweitens das Bezugssystem, in dem er lebt, und drittens die Kosten für den Lebenserhalt in diesem jeweiligen Bezugssystem. Die sind in der BRD z.B nun mal um ein Vielfaches höher als in den meisten anderen Ländern dieser Welt.
Es macht auch keinen Sinn, nun Dubai oder das Tessin als Vergleiche heranzuziehen. Wer solche Vergleiche zieht, der macht sich über Armut lustig.

3. Die Definition der WHO ist in der Tat fragwürdig und trifft den Kern nicht. Die Bezugsgröße kann nicht das durchschnittliche Einkommen sein, sondern nur die durchschnittlichen Lebenserhaltungskosten. Nimmst du das durchschnittliche Einkommen als Massstab, dann kommt es natürlich zwangsläufig zu diesen Verzerrungen. Dann kann es sein, dass in einem bestimmten Land alle Einwohner über der Überlebensgrenze liegen und in einem anderen Land 90% darunter, von denen dann aber nur wiederum 60% als arm gelten. Massstab können also nur die jeweiligen Lebenserhaltungskosten sein.
Du kannst es so definieren, indem du an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit die Kosten ermittelst, die ein Überleben an diesem Ort und zu dieser Zeit mindestens verlangt. Das mag z.B. in Somalia derzeit 1 Euro/Tag sein, in Deutschland sind es sicherlich mehr als 5 Euro/Tag.
JEDER, der diese Kosten aus eigener Kraft nicht mehr decken kann, befindet sich unterhalb der Armutsgrenze, und zwar unterhalb einer Grenze, die überlebensbedrohlich ist. Und unter dieser Grenze befinden sich aktuell in Deutschland mehrere Millionen Menschen, darunter viele Kinder.
Da kann Professor Unsinn noch so viel über Definitionen quatschen, das ändert daran rein gar nichts. Diese Menschen können sich hier nur noch mit der Unterstützung der Gemeinschaft ernähren.

4. Darüber hinaus würde ich eine zweite Grenze der Armut ziehen. Nämlich die Grenze, unter der Menschen zwar noch fressen und scheißen können (wie blumenau es so treffend ausdrückt), aber nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können. Und diese Grenze unterschreitet JEDER, der sich in diesem Land aktuell keine 10 Euro/Tag mehr erwirtschaften kann. Und die Anzahl der Menschen, die unter diese zweite Armutsgrenze fallen, ist noch einmal wesentlich höher.

Sämtliches Gelaber von Bentleys oder Nintendo Konsolen ist hochgradig zynisch und geht meilenweit an der Realität vorbei.
Es gibt tatsächlich Leute, die ihren Kindern trotz Armut angemessene Kleidung oder auch Nintendo Konsolen kaufen wollen, weil sie ihre Kinder nicht dem Spott anderer Kinder ausliefern wollen. Diese Ausgaben werden dann oft beim Essen eingespart, entweder an der Quantität oder an der Qualität oder an beidem. Die Folge ist eine große Anzahl hier inzwischen fehl- oder unterernährter Kinder.

Ich kann dir und Don nur empfehlen euch mal einen Tag in die Bahnhofsmission oder in eine Suppenküche zu stellen oder in einer sog. "Tafel" mitzuarbeiten. Ich garantiere euch, danach stellt ihr solche unsinnigen Fragen nach Armutsdefinitionen nicht mehr.

politisch Verfolgter
10.12.2006, 09:09
Ja, es geht um massive relationale (Beziehungen betreffend, z.B. sog. Lobbyismus und Behörden, deren Beziehungen zu Inhabern denen Zwangsarbeit garantieren) und distributive (also die Verteilung betreffende) Ungleichwertigkeiten.

Zum Gleichwertigkeitsbegriff, der nichts mit Gleichheit zu tun hat:
In einer Leistungsgesellschaft hätten sich Einkommen und Vermögen gemäß den individuellen mentalen %Rängen zu verteilen, also gemäß der mentalen Verteilung, wobei die Verteilungskurven kaum gekrümmt sein müßten und rel. flach verlaufen könnten.

Schon rel. geringe Eink.-Diskrepanzen führen über Jahrzehnte zu massiven Vermögensunterschieden - per Zinseszinseffekt und zur Vermögensbildung erübrigbarem Kapital.
Wer somit "nur" das Doppelte (sagen wir einfach mal 3 T€ netto) eines Anderen an Einkommen hat, der kann damit u.U. rel. zum Letzteren (der ebenfalls 1,5 T€ monatl. benötigt) in 20 Jahren mit etwas Zinseszins 500 T€ aufbauen, während Letzterer nach 20 Jahren nix hätte.
So entstehen mit rel. geringen Eink.-Diskrepanzen gewaltige Vermögensunterschiede.
Und sog. "angelegtes" Umverteilungs-Kapital wird von sog. "Arbeitnehmern" immer weiter angehäuft und aufgetürmt.
Bis hin zu dem Zinseszins für die Staatsgläubiger und für einen wohlbestallten und ausgeuferten ÖD.

Einem Nachwuchs würde ich diesen Irrsinn niemals zumuten, weswegen er entfällt.

In 25 Jahren gibt es über 8 Mrd Menschen.
Da wird D zerrieben, wenn die Deutschen weiterhin der Deutschen erbittertster Feind bleiben.

Don
10.12.2006, 10:48
Dieses Definitionsgehampel geht doch am eigentlichen Diskussionsgegenstand meilenweit vorbei. Genauer gesagt: Sie wird von einigen Leuten absichtlich daran vorbeigeführt.

Korrekt.



Ich hab letztens ne Diskussion zwischen Professor Unsinn und Roger Willemsen gesehen, in der unser IFO-Guru ebenfalls über Definitionsklauberei die Auseinandersetzung mit Armut vom Tisch wischen wollte.


Ich auch. Das auffallendste daran ist die Unfähigkeit der Diskutanten sich auf dieselbe Kommunikationsebene zu begeben.

Willemsen ist ein schöngeistiger Vollpfosten. Emotional bis zum Erbrechen, kann er sich auch leisten. Aber kein Fünkchen analytischer Verstand.
Und fährt natürlich auf der Sprachschiene unvermeidlicherweise die Mitleidstour, wobei er natürlich kein Jota an Lösungsmöglichkeiten anzubieten hat.

Sinn ist ein kühler Technokrat. Das prägt selbstredend seine Ausdrucksweise.
Ich kann die sehr gut verstehen, Leute die sich und andere lediglich emotional begreifen und zu denen offensichtlich auch Du gehörst, natürlich nicht.

Keiner der Technokraten sieht über die Probleme hinweg. Auch Sinn nicht.
Nur sehen sie Lösungsansätze des Problems nicht in der tränendrüsenstimulierenden mitleidsrhetorischen Betrachtungsweise der emotionsbeladenen Umverteilungsapologeten.


Diese zwei Parteien KÖNNEN nicht miteinander reden, diese Diskussionen sind absolut zwecklos. Das größte Problem dabei ist m.E., daß niemand mit sachlichenArgumenten gegen die ausgehärteten Feindbilder in den Hirnen unserer Gefühlsmenschen ankommt.

politisch Verfolgter
10.12.2006, 11:27
Fest steht: die verheerend exponanzialisierte Eink./Verm.-Verteilung und deren Nichtkorrelation mit der mentalen Verteilung ist gesetzl. verankert, insitutionalisiert und mit öffentl. Mitteln gefördert.
Verteilungsfakten haben rechtsräumliche Ursachen.

Die Verteilungsrelationen zwischen den Deutschen werden immer katastrophaler.
Ein Basisfaktor ist dabei der Zinseszins-Effekt.
Er bewirkt, das bereits rel. geringfügige Einkommensdiskrepanzen über Jahrzehnte zur erheblichen Vermögensdiskrepanzen führen.
Und er wird dadurch laufend in sich selbst verstärkt, indem dieses Kapital von Betriebslosen immer weiter verzinseszinst wird.

Auf der einen Seite "Löhne", die "zum Leben" reichen.
Auf der anderen Seite die Verzinseszinsung bereits massiver Umverteilungs-Kapital-Lawinen durch derartige sog. "Lohnempfänger".
Damit kommt bei den Einen kaum was dazu, während bei den Anderen rel. leistungslose Vermögenszuwächse zinseszins-dynamisch explodieren.

Wobei das derart umverteile Kapital globalisierend im Ausland immer besser rentiert.

Dagegen hilft nur, Betriebe gegen Bezahlung eigenverantwortlich verantwortungsgemeinschaftlich korrelationseffizient und leistungsadäquat nutzen zu können.

Dazu sind Sozialstaat und ÖD um mind. 90 % abzubauen.