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Vollständige Version anzeigen : Werte in der BRD



Klopperhorst
01.12.2006, 08:37
Der erste und wichtigste Wert in der BRD heisst "Wirtschaftswachstum". Alles dreht sich darum. Die Menschen wollen mehr Wohlstand, mehr Sicherheit und mehr Konsum. Supermärkte und gigantische Warenhäuser sind Zeichen dieser Kultur, Arbeitswut und verstopfte Straßen ebenso.

Heisst es nicht schon in der Bibel "Unser täglich Brot gib uns heute", und ist nicht der Magen vielen Menschen näher als alles andere? Doch wie viel Brot wollen wir fressen?

Schaut man in die Zeitungen, so gibt es offensichtlich nur dieses Thema. Alles andere leitet sich davon ab. Es ist z.B. gut, wenn es wenig Kriminalität gibt, weil es dann mehr Sicherheit gibt und die Menschen in Ruhe konsumieren können. Kriminalität findet statt, wenn bestimmte Menschen oder Gruppen nicht konsumieren können, weil sie zu wenig Geld haben oder es an Arbeit mangelt. So steht es in den Büchern.

Arbeit, Geld, Konsum, Sicherheit; ein großer Kreislauf ewigen Glücks.

Die Medien zeigen, was man konsumieren sollte und was man vor allem zu Weihnachten kaufen muss. Sie setzen Trends, z.B. in den Unterhaltungssendungen, in denen Menschen zu Superstars gemacht werden. Diese Menschen stehen für ewiges Glück. Meist sind es Menschen, die dunkle Haut haben, also cool aussehen, oder eine spezielle Frisur haben oder die es mit Männern und Frauen treiben. Dann kann man sich amüsieren oder neidisch werden. Viele dieser Stars singen auch, dann sind sie Idole. Jugendliche sollten sich Poster an die Wand kleben von ihnen.

Neben Wirtschaftswachstum, Konsum, Arbeit, Geld und Sicherheit gibt es in der BRD auch noch einen anderen Wert, der nennt sich Demokratie. Demokratie ist gut, und sie ist der Gegensatz zum Faschismus und zum Kommunismus.

Mit letzteren zwei Dingen hat Deutschland schlechte Erfahrungen gemacht, deswegen brauchte es die Demokratie. Die Demokratie steht für ewiges Glück, denn sie bedeutet Freiheit, und Freiheit heisst, daß jeder Mensch so viel konsumieren kann, wie er Geld hat.

Damit es keine Verteilungskämpfe ums Geld gibt, wurden zudem Menschenrechte erdacht und das Gebot, andere nicht zu benachteiligen, wenn sie z.B. blasse Haut oder blaue Augen haben. Wenn man heute so aussieht, wird man auch Kartoffel genannt, denn man ist zweifellos nicht cool, wie ein Superstar. Menschenrechte sind aber nur theoretisch, weil die Katroffeln eigentlich keine Rechte haben sollten, sie stammen nämlich von Faschisten ab, die ja undemokratisch waren und somit gegen Freiheit, Geld, Arbeit, Konsum, Sicherheit und also gegen ewiges Glück im Glückstaat BRD.


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Der Gerechte
06.12.2006, 20:54
...und damit dieser ganze Plunder auch zu Weihnachten gekauft werden kann, werden sonntags die Geschäfte geöffnet und ab nächstes Jahr die Ladenöffnungszeiten von Montag bis Freitag abgeschafft.
So können wir dann rund um die Uhr nutzlose Dinge erwerben.

Haloperidol
06.12.2006, 21:04
Auf was willst du hinaus Horst?

EinDachs
06.12.2006, 22:28
Konsum und Werbung zerstört die Werte unserer Gesellschaft.

Waldgänger
06.12.2006, 22:46
Gute Analyse Klopper. Die heutige "westliche Wertegemeinschaft" ist eine Anhäufung von hedonistischen Individuen und dem Endergebnis einer degenerierten Zivilisation. Spengler hatte recht, das Abendland wird untergehen, soll es doch. Was sich im Fallen befindet muss noch gestoßen werden, so wollte es auch Nietzsche. Die abendländische Zivilisation des Bürgertums muss fallen, damit das Neue Europa geboren werden kann. Hierzu bedarf es einer Kulturrevolution, die über den gesamten Kontinent fegt.

arnd
06.12.2006, 22:54
Gute Analyse Klopper. Die heutige "westliche Wertegemeinschaft" ist eine Anhäufung von hedonistischen Individuen und dem Endergebnis einer degenerierten Zivilisation. Spengler hatte recht, das Abendland wird untergehen, soll es doch. Was sich im Fallen befindet muss noch gestoßen werden, so wollte es auch Nietzsche. Die abendländische Zivilisation des Bürgertums muss fallen, damit das Neue Europa geboren werden kann. Hierzu bedarf es einer Kulturrevolution, die über den gesamten Kontinent fegt.

Ich hoffe du meinst keine Maoistische Kulturrevolution.

Eisbrecher
07.12.2006, 02:49
Wirtschaftswachstum ist sicherlich kein Wert ansich, aber er ergibt sich aus Innovationen. Wir entdecken eben immer wieder neue Wege, die sich als besser als die alten erwiesen haben.
Und verglichen mit einstigen 80-Wochenstunden Arbeitstagen scheint mir keine Arbeitswut zu existieren. Warum wohl floriert die Freizeitindustrie?

Und ich seh auch nichts schlimmes darin, wenn Anbieter mir ihr Produkt vorstellen und es bekannt machen. Und ich wüßte auch nicht, welche Werte nun genau dadurch bedroht sein sollten.
Und offenbar bist du auch nicht auf den profanen und naheliegenden Gedanken gekommen, daß Sendungen wie "Superstar" einfach nur unterhalten wollen. Der Hype um die dortigen Personen ist genausowenig Kulturzerstörend wie der Hype um die Beatles, Take That oder was weiß ich.

Schleifenträger
07.12.2006, 08:02
Der erste und wichtigste Wert in der BRD heisst "Wirtschaftswachstum".

Nicht ganz. Auch der hat wiederum eine grundlegendere Ursache: Profitstreben. Und nach Profit streben können definitionsgemäß nur Kapitalisten, die den ganzen übrigen Mist, die Untertanen"werte", beim Rest der Bevölkerung prägen (lassen).

Oder wie Marx und Engels im "Manifest der kommunistischen Partei schrieben":

Die herrschenden Ideen einer Zeit waren stets nur die Ideen der herrschenden Klasse.

Man kann problemlos statt "Ideen" auch "Werte" einsetzen.

-SG-
07.12.2006, 11:25
schleifenträger

das galt vielleicht noch vor 150 jahren

heute ist es wohl eher eine verflechtung von medien und öffentlicher meinung, die durch wechselseitige Prägung sehr unabhängig der "herrschenden Klasse" ist, wen auch immer man zu letzterer zählt

marx' these zu widerlegen reicht schon die heutige bild-zeitung aufzuschlagen: "skandal: porsche-chefs verdoppeln ihr gehalt!"
ansonsten müsste das ja heißen: "toll: mehr geld für die fleißigen und klugen spitzenmanager! ein vorbild für alle, was zeigt, dass echte leistung bezahlt wird!"

Schleifenträger
07.12.2006, 12:29
heute ist es wohl eher eine verflechtung von medien und öffentlicher meinung ...

Wem gehören diese Medien und wer steuert damit die öffentliche MEINUNG?

-SG-
07.12.2006, 15:09
die gehören verschiedenen konkurrierenden verlegern unterschiedlicher weltanschauung und ohne gemeinsame interessenbasis, schon gar nciht eine die an den "herrschenden" orientiert ist

Schleifenträger
07.12.2006, 17:17
die gehören verschiedenen konkurrierenden verlegern unterschiedlicher weltanschauung ...

Klar, darunter zu gleichen Teilen Arbeitslose, Kommunisten, "Globalisierungsgegner" ...

Glaubst Du nur jeder beliebigen Scheißhausparole oder begehst Du auch eigene Irrtümer?

-SG-
08.12.2006, 11:02
Klar, darunter zu gleichen Teilen Arbeitslose, Kommunisten, "Globalisierungsgegner" ...

Glaubst Du nur jeder beliebigen Scheißhausparole oder begehst Du auch eigene Irrtümer?

untersuch doch einfach mal die dt. medien auf ihre "regimetreue"

du musst gar nicht erst kampfblätter wie die junge welt oder einschlägige internetdienste nehmen (die wohlbemerkt als medium zur meinungsbilung beitagen genau wie alle anderen medien, oder woher soll ich glauben dass du dein paranoides paradigma her hast wenn nicht institutionell gefördert hier)

aber nein wir leben ja im totalitären überwachungsstaat und länder wie iran, wo nichtstaatliche medien gar nicht erlaubt sind, die müssen wir bejubeln, weil die bieten dem bösen westen wenigstens noch paroli

Klopperhorst
09.12.2006, 09:45
Wirtschaftswachstum ist sicherlich kein Wert ansich, aber er ergibt sich aus Innovationen. Wir entdecken eben immer wieder neue Wege, die sich als besser als die alten erwiesen haben.

Wirtschaftswachstum ist das A&O in der BRD. Alles orientiert sich daran. Sie würden uns verkaufen (und tun es ja), nur um ihre paar Promille Wirtschaftswachstum zu erreichen.

Das stumpfsinnige Volk ist mittlerweile darauf dressiert.


Und verglichen mit einstigen 80-Wochenstunden Arbeitstagen scheint mir keine Arbeitswut zu existieren. Warum wohl floriert die Freizeitindustrie?

Durchschnitte sagen nichts. Die, die heute Arbeit haben, damit meine ich die Privatwirtschaft, nicht halb-sozialistische Betriebe, arbeiten oft 10 Stunden am Tag, inkl. 2stündiger An- und Abfahrt zum Arbeitsort.


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