Analyser
02.11.2006, 00:41
Der Comedystar Sacha Baron Cohen tritt seit heute kinoweit in einer Improvisationskomödie unter dem Namen "Borat" auf, die mit teils rabenschwarzem, typisch britischem Humor alles aufs Korn nimmt, was ihr vor die Kameralinse kommt: Bushs Nahostpolitik, den Baywatch-Kult, Vorurteile über zentralasiatische Staaten, Schwule, Feministinnen in den USA und vieles mehr.
Der Film erntet weltweit teils hervorragende Kritiken und genießt unter einigen Filmjournalisten bereits Kultstatus [1].
Aber jemandem, der seit 25 Jahren daran arbeitet, das Wort "Zigeuner" aus der deutschen Sprache zu tilgen, passt das gar nicht: "Der Verein Europäisches Zentrum für Antiziganismusforschung wirft dem britischen Comedystar Sacha Baron Cohen Beleidigung, Aufruf zur Gewalt gegen Roma und Sinti sowie einen Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz vor." [2]
Es tritt jetzt genau das ein, was ich befürchtet hatte und wovor auch andere Kritiker immer wieder gewarnt haben: Das Gleichbehandlungsgesetz wird als Waffe missbraucht, um Satire bzw. die Meinungsfreiheit allgemein einzuschränken und unter das erbarmungslose Schwert der political-correctness zu stellen.
Gewiss, der Comedy-Film ist sicher streitbar, für Schöngeister teilweise geschmacklos, er provoziert und polarisiert: So wie es sich aber für einen guten Satire-Film gehört.
Man könnte zudem einwenden: Lasst sie doch klagen! Aber dieser Einwurf übersieht das Drohpotenzial fragwürdiger Rechtsvorschriften: Die pc-Lobbyisten haben inzwischen so eine Macht in der deutschen Gesellschaft, dass die 20th Century Fox Of Germany alle Hinweise auf das Wort "Zigeuner" im Film von der deutschen Medienlandschaft beseitigt hat. Die Vollzensur wurde dokumentiert [3].
Die Seite welt.de, die mit "Borat" ein Interview geführt haben, wurde auch gleich mitverklagt.
Ebenso wird gegen RTL, SAT1 und Prosieben geklagt, die Trailer zu dem Film gezeigt hatten.
Hieß es nicht mal: "Satire darf alles"? Morgen werde ich - vor dem Kinobesuch - wohl erstmal ein Zigeunerschnitzel essen.
[1] http://www.filmstarts.de/kritiken/Borat.html
[2] http://www.welt.de/data/2006/11/01/1095314.html
[3] http://www.romnews.com/community/index.php?newlang=deu
- Internet: Von der Borat Website sind alle Elemente, die Hinweise auf
sog. "Zigeuner" enthalten, von uns entfernt worden.
- Internet: Borat-Trailer, in denen Elemente enthalten sind, von denen
sich die Volksgruppe der Sinti und Roma beleidigt fühlen könnte, sind entfernt worden.
- TV - Werbung: TV-Spots, die die strittigen Elemente der Car-Dealer- Szene (Jeep-Verkäufer) enthalten, werden verändert bzw. ausgetauscht. Dies ist bereits geschehen bzw. geschieht aus technisch-organisatorischen Gründen Zug um Zug, so dass spätestens mit Ablauf des Freitags keine solche TV Trailer mehr laufen werden.
Der Film erntet weltweit teils hervorragende Kritiken und genießt unter einigen Filmjournalisten bereits Kultstatus [1].
Aber jemandem, der seit 25 Jahren daran arbeitet, das Wort "Zigeuner" aus der deutschen Sprache zu tilgen, passt das gar nicht: "Der Verein Europäisches Zentrum für Antiziganismusforschung wirft dem britischen Comedystar Sacha Baron Cohen Beleidigung, Aufruf zur Gewalt gegen Roma und Sinti sowie einen Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz vor." [2]
Es tritt jetzt genau das ein, was ich befürchtet hatte und wovor auch andere Kritiker immer wieder gewarnt haben: Das Gleichbehandlungsgesetz wird als Waffe missbraucht, um Satire bzw. die Meinungsfreiheit allgemein einzuschränken und unter das erbarmungslose Schwert der political-correctness zu stellen.
Gewiss, der Comedy-Film ist sicher streitbar, für Schöngeister teilweise geschmacklos, er provoziert und polarisiert: So wie es sich aber für einen guten Satire-Film gehört.
Man könnte zudem einwenden: Lasst sie doch klagen! Aber dieser Einwurf übersieht das Drohpotenzial fragwürdiger Rechtsvorschriften: Die pc-Lobbyisten haben inzwischen so eine Macht in der deutschen Gesellschaft, dass die 20th Century Fox Of Germany alle Hinweise auf das Wort "Zigeuner" im Film von der deutschen Medienlandschaft beseitigt hat. Die Vollzensur wurde dokumentiert [3].
Die Seite welt.de, die mit "Borat" ein Interview geführt haben, wurde auch gleich mitverklagt.
Ebenso wird gegen RTL, SAT1 und Prosieben geklagt, die Trailer zu dem Film gezeigt hatten.
Hieß es nicht mal: "Satire darf alles"? Morgen werde ich - vor dem Kinobesuch - wohl erstmal ein Zigeunerschnitzel essen.
[1] http://www.filmstarts.de/kritiken/Borat.html
[2] http://www.welt.de/data/2006/11/01/1095314.html
[3] http://www.romnews.com/community/index.php?newlang=deu
- Internet: Von der Borat Website sind alle Elemente, die Hinweise auf
sog. "Zigeuner" enthalten, von uns entfernt worden.
- Internet: Borat-Trailer, in denen Elemente enthalten sind, von denen
sich die Volksgruppe der Sinti und Roma beleidigt fühlen könnte, sind entfernt worden.
- TV - Werbung: TV-Spots, die die strittigen Elemente der Car-Dealer- Szene (Jeep-Verkäufer) enthalten, werden verändert bzw. ausgetauscht. Dies ist bereits geschehen bzw. geschieht aus technisch-organisatorischen Gründen Zug um Zug, so dass spätestens mit Ablauf des Freitags keine solche TV Trailer mehr laufen werden.