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Vollständige Version anzeigen : Sind mehrere Leben mehr Wert als ein Einzelnes?



Kenshin-Himura
01.11.2006, 17:35
Sollte man lieber zwei Menschenleben retten, und dafür einen einzelnen Menschen sterben lassen, oder sind solche Abwägungen nicht zulässig?

In diesem Forum wurde ich nämlich bereits häufig (besonders von Linken) massiv dafür angegriffen, dass ich der Meinung bin, dass jedes Menschenleben wertvoll ist, und nicht erst dann, wenn Alle gerettet werden. Ich wollte deswegen diese Frage mal einer klärenden Diskussion unterziehen! :rolleyes:

- Kenshin. -

Waldgänger
01.11.2006, 17:37
Wenn ich entscheiden müsste zwischen Kind oder Greis, würde ich das Kind wählen. Hart aber ist so. Ansonsten würde ich versuchen beide zu retten. Aber wenn ich durch den Tod einer einzigen Person viele Menschen retten kann, sehe ich darin nichts verwerfliches, obwohl es natürlich ein innerer Gewissenskampf wäre.

Kenshin-Himura
01.11.2006, 17:41
Wenn ich entscheiden müsste zwischen Kind oder Greis, würde ich das Kind wählen. Hart aber ist so. Ansonsten würde ich versuchen beide zu retten. Aber wenn ich durch den Tod einer einzigen Person viele Menschen retten kann, sehe ich darin nichts verwerfliches, obwohl es natürlich ein innerer Gewissenskampf wäre.

Ich kann dir da nur voll zustimmen. Hier geht es allerdings jetzt noch nicht so besonders um die Frage, wen man bei der Entscheidung zwischen Kind oder Greis oder Sonstigem rettet, sondern allein um die Anzahl. Beispiel: Man stürmt eine Halle, in der Geiseln gefangengehalten werden, um die Geiseln zu retten, weiß aber schon vorher, dass durch die Erstürmung einige Geiseln wohl sterben werden. Man nimmt es aber in Kauf, weil man befürchtet, dass die Entführer sonst alle Geiseln töten würden, was man durch die Erstürmung verhindert.

- Kenshin. -

George Rico
01.11.2006, 17:53
Ich kann dir da nur voll zustimmen. Hier geht es allerdings jetzt noch nicht so besonders um die Frage, wen man bei der Entscheidung zwischen Kind oder Greis oder Sonstigem rettet, sondern allein um die Anzahl. Beispiel: Man stürmt eine Halle, in der Geiseln gefangengehalten werden, um die Geiseln zu retten, weiß aber schon vorher, dass durch die Erstürmung einige Geiseln wohl sterben werden. Man nimmt es aber in Kauf, weil man befürchtet, dass die Entführer sonst alle Geiseln töten würden, was man durch die Erstürmung verhindert.

- Kenshin. -

Man sollte natürlich erst sämtliche Alternativen ausloten, bevor man sich zu solch einem Schritt entschließt. Generell würde ich aber sagen, dass das Heil des Kollektivs einen höheren Stellenwert als als das des Einzelnen innehat. Hierzu kann man sich auch sehr gut auf die Debatte um mögl. Abschussgenehmigungen für von Terroristen gekaperte Flugzeuge beziehen. Ich denke, dass die mögliche Rettung von vielen Leben den Abschuss und den damit verbundenen Tod von einigen legitimiert. Aber das lässt sich aus dem Sessel heraus natürlich entspannt beurteilen. Ich wüßte nicht genau, wie ich handeln würde, sollte ich mich in einer Situation befinden, derartiges entscheiden zu müssen.

Kenshin-Himura
01.11.2006, 17:57
Man sollte natürlich erst sämtliche Alternativen ausloten, bevor man sich zu solch einem Schritt entschließt.

Da stimme ich natürlich voll zu und da sind wir uns ja sicherlich auch hier einig!


Hierzu kann man sich auch sehr gut auf die Debatte um mögl. Abschussgenehmigungen für von Terroristen gekaperte Flugzeuge beziehen.

Richtig, zum Beispiel. Im Forum gab es schon einige Diskussionen, wo man diese philosophische Frage sich als Vorraussetzung stellen muss. Beispielsweise bei der Diskussion um den Irak-Krieg. Und ich bin auch der Meinung, dass eine solche Abschussgenehmigung in ausweglosen Fällen durchaus erteilt werden sollte, wenn man keine andere Lösung sieht.

- Kenshin. -

Genosse 93
01.11.2006, 18:08
Jedes Menschenleben ist wertvoll und MUSS versucht gerettet zu werden!

etwas
01.11.2006, 18:34
Ich wünsche mir, niemals vor einer solchen Entscheidung zu stehen.
Aber rein logisch betrachtet ist es natürlich sinnvoll, wenn wirklich nur noch diese Auswahlmöglichkeit besteht: Entweder rette ich die zwei oder den einen.

Das komplizierte an der Sache ist glaube ich, dass man niemals alle möglichen Wege vorher überlegen kann sondern häufig schnelle Handlungen nötig sind.
Wenn hinterher einige Zeit mehr vergangen ist könnte man sich über weitere Wege klar werden, die die Rettung aller möglich gemacht hätten, und dann hagelt es natürlich Vorwürfe an den Verantwortlichen.

Stechlin
01.11.2006, 19:00
Allein diese Frage aufzuwerfen, zeugt von tiefer Mißachtung gegenüber der Menschlichkeit. Die Frage stellt sich doch gar nicht, abzuwägen, ob man einen Menschen tötet, damit man zwei retten kann. Wenn dieser eine Mensch, der getötet werden soll, an der Bedrohung der anderen beiden (jetzt mal rein fiktiv gesprochen) gar keinen Anteil hat, dann ist es absolut abzulehnen, für Kollateralschäden zu sorgen. Es wäre ein Akt tiefster Barbarei und stellt alles in Frage, was die Menschheit bis heute in Punkto Völkerrecht an Einigkeit erzielt hat. Denn es muß auch die Frage gestellt werden, wer wem das Recht gibt, über das Leben oder den Tod von unschuldigen Menschen zu bestimmen.

Die Unterhöhlung des Völkerrechtes durch die USA und Israel ist schon schlimm genug. Aber wie man sieht, fallen immer noch viele Menschen auf das Gesabbel von "Freedom and Democracy" rein.

-jmw-
01.11.2006, 20:09
Sollte man lieber zwei Menschenleben retten, und dafür einen einzelnen Menschen sterben lassen
Sterben lassen?
Ja, das würd ich tun;
wobei 's bei der Abwägung durchaus drauf ankäme, wie nah mir diese eine Person steht oder wie wichtig er ist.

ABER: 's sieht schon anders aus, wenn's nicht ums sterbenlassen geht, sondern ums Töten!
Zwar mag jeder hier für sich entscheiden, ob er zwei retten will durch Tötung eines einzelnen, jedoch muss er damit rechnen, im Nachhinein wegegn Mordes zur Rechenschaft gezogen zu werden genau dann, wenn dieser einzelne nix getan hat, was so einen Angriff auf sein Lebensrecht rechtfertigte.

mfg

Klopperhorst
01.11.2006, 20:11
Um es mal kurz und knapp zu sagen: JA



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Genosse 93
01.11.2006, 20:14
Erst wen man alles daran gesetzt hat einen Menschen zu retten, erst dan kann man behaupten alles getan zu haben. Wen man aber einen Menschen nur aus rechnerischen Gründen sterben lässt dan ist es einfach nur Verachtung des Menschlichen lebens.

Stechlin
01.11.2006, 20:31
Erst wen man alles daran gesetzt hat einen Menschen zu retten, erst dan kann man behaupten alles getan zu haben. Wen man aber einen Menschen nur aus rechnerischen Gründen sterben lässt dan ist es einfach nur Verachtung des Menschlichen lebens.

:top:

Sehr gut formuliert und haargenau getroffen. Damit wäre das Thema ausdiskutiert, denn mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.

Kenshin-Himura
01.11.2006, 22:55
:top:

Sehr gut formuliert und haargenau getroffen. Damit wäre das Thema ausdiskutiert, denn mehr gibt´s dazu nicht zu sagen.

Mehr gibt's dazu offenbar doch zu sagen, wie das Ergebnis der Umfrage zeigt.

- Kenshin. -

etwas
02.11.2006, 01:04
Erst wen man alles daran gesetzt hat einen Menschen zu retten, erst dan kann man behaupten alles getan zu haben. Wen man aber einen Menschen nur aus rechnerischen Gründen sterben lässt dan ist es einfach nur Verachtung des Menschlichen lebens.

Gut gesagt: ja. Thema getroffen: nicht vollständig.
Niemand redet davon einen Menschen aus rein rechnerischen Gründen sterben zu lassen. Was sind überhaupt rein rechnerische Gründe?
Rein rechnerisch ist das größte Plus immernoch, 3 Menschen zu retten, nicht 2 retten und einen sterben lassen.
Wenn aber nun die reine Wahl bestünde, entweder zwei zu retten oder einen zu retten, das ist die Frage. Oder meinetwegen auch 1000 gegen 100.
Würdest du lieber 1000 sterben lassen um 100 zu retten oder doch lieber 100 sterben lassen und dafür tausend retten?

politisch Verfolgter
02.11.2006, 13:03
Sein eigenes Leben hat für Jeden gleich viel wert sein zu können.

Aus genau diesem Grund ist es die Verpflichtung von uns Allen, uns Allen und damit uns selbst die Naturgesetze immer dienstbarer zu bekommen.

Damit dennoch krankheitsbedingt erzwungene Abwägungen müssen medizinsich begründet werden können (z.B. bei Orangspenden oder Katastrophen).
So hat es u.U. auch dazu kommen zu können, aus ethischen Gründen zu Gunsten Anderer Organe Ablehnenden ein Sterben in Würde zu ermöglichen.
Wer also weiß, daß statt ihm ein Anderer stirbt, und wer das nicht haben will, der muß in Würde einschlafen können.

Die Betroffenen selbst sollten also rechtzeitig das letzte Wort haben, wo immer das nur möglich ist.

Also: "rein rechnerische Gründe" darf es nicht geben, es darf erst gar nicht so weit kommen, das Leben Gesunder gegeneinander abwägen zu müssen.

Genosse 93
02.11.2006, 13:24
Gut gesagt: ja. Thema getroffen: nicht vollständig.
Niemand redet davon einen Menschen aus rein rechnerischen Gründen sterben zu lassen. Was sind überhaupt rein rechnerische Gründe?
Rein rechnerisch ist das größte Plus immernoch, 3 Menschen zu retten, nicht 2 retten und einen sterben lassen.
Wenn aber nun die reine Wahl bestünde, entweder zwei zu retten oder einen zu retten, das ist die Frage. Oder meinetwegen auch 1000 gegen 100.
Würdest du lieber 1000 sterben lassen um 100 zu retten oder doch lieber 100 sterben lassen und dafür tausend retten?

Ich habe ja schon gesagt, man muss alles daran setzen jedes Leben zu retten und nicht ausrechnen wie viele man retten kann. Man rettet so viel wie man schafft und nicht weniger! Punkt und aus.

Frei-denker
02.11.2006, 13:36
Die Threadüberschrift impliziert eine unbewiesene These, nämlich die, daß der Mensch überhaupt einen objektiven Wert hätte.

Geht man jedoch davon aus, daß der Mensch eine durch Evolution entstandene Mutation ist, so ist er auch nicht mehr wert, als ein Grashalm, der heute steht und morgen von einer Kuh gefressen wird.

Die Vorstellung, daß wir einen Wert hätten resultiert vermutlich aus unserem innigsten Wunsch etwas wert zu sein. Unser Wert ist also nicht objektiv, sondern eine Idee, eine Wunschvorstellung, ein moralisches Axiom.

Demnach wäre es nur logisch, das Leben von mehreren über das eines Einzelnen zu stellen, halt aus rein rechnerischem Kalkül.

Alles was darüber hinaus an Menschenrechten, Menschenwürden, Moral u.ä. formuliert wird, ist nicht objektiv, sondern Wunschvorstellung.