Perezoso
01.11.2006, 08:56
Die beste Analyse der angeblichen "Wunder des Koran" ist meines Erachtens diese:
Zur Embryologie des Korans (Auszug)
Von Imran Aijaz
Die ausführlichste Kritik der Bücher von Maurice Bucaille und Keith Moore über die angeblichen Wunder des Koran stammt von einem Muslim selbst, nämlich von Ziauddin Sardar, in seinem Buch „Explorations in Islamic Science“ von 1989. Darin legt er den Standpunkt der Islam-Apologeten folgendermaßen dar: 1) Wenn bestimmte Aussagen des Korans von der modernen Wissenschaft bestätigt werden, ist damit auch der übernatürliche Ursprung dieses Buches (theoretisch) bestätigt, und 2) Wenn moderne wissenschaftliche Theorien im Koran auftauchen, bedeutet das, dass diese über die gleiche Wahrheit verfügen, wie die göttliche Offenbarung.
Das Problem dabei ist, laut Sardar, dass für Muslime der Koran eigentlich keine Bestätigung braucht, da er für den Gläubigen gewissermaßen a priori wahr ist. Wenn Islam-Apologeten nun versuchen, den Koran mit der Wissenschaft in Übereinstimung zu bringen, gehen sie damit stillschweigend von der Voraussetzung aus, dass das heilige Buch der Wissenschaft nachgeordnet ist, und dass es letztere ist, die entscheidet, was wahr und was falsch ist.
Nun, die Struktur der apologetischen Argumentation ist folgende:
1)Der Koran enthält den Vers X
2)Vers X bezieht sich auf eine wissenschaftlich festgestellte Tatsache
3)Solche wissenschaftlichen Tatsachen waren zur Zeit der Entstehung des Korans noch nicht bekannt
4)Daher kann nur Gott der Autor des Koran sein
Punkt 1 ist unstrittig. Der Fehler liegt im Übergang von Punkt 1 zu Punkt 2. Keiner der Apologeten hat jemals seine Auffassung von wissenschaftlicher Forschung dargelegt, oder seinen Standpunkt sonst wie legitimiert.
Stattdessen wird einfach angenommen, dass von einer ganzen Reihe von Interpretationsmöglichkeiten ausgerechnet jene wahr ist, die mit den Ergebnissen der Wissenschaften vereinbar ist. Dies zeigt eine völlige Missachtung der Prinzipien wissenschaftlicher Forschung. Warum sollten wir eher annehmen, bestimmte Verse des Koran seien moderne, wissenschaftliche Aussagen, anstatt sie als allegorische, metaphorische oder symbolische Verse zu verstehen? Das ist der Grund, warum ich glaube, dass diejenigen, die über wissenschaftliche Wunder des Koran sprechen, gegen das für alle Forschung fundamentale Prinzip der Bevorzugung möglichst einfacher Erklärungen (Ockhams Rasiermesser) verstoßen. Die meisten dieser Erklärungen werden in den Koran hineingelesen, nicht aus ihm heraus.
Wie Sardar bemerkt, haben wir, wenn die Apologeten die Wissenschaft ins Spiel bringen, einen Maßstab der Wahrheit, der nicht nur zur Verifizierung dient (wie die Apologeten es behaupten), sondern auch zur Falsifizierung (was sie bestreiten). Die Vertreter der wissenschaftliche Wunder des Korans müssen, wenn sie ihren Standpunkt ernsthaft vorbringen, davon ausgehen, dass die Wissenschaften ein großes Vermögen zur Erklärung natürlicher Phänomene besitzen. Und sie können immer in doppelter Weise benutzt werden, nämlich um Hypothesen zu bestätigen, oder um sie zu verwerfen. Falsifikation ist ein unerlässlicher Bestandteil von Wissenschaft.
Dies ist das Problem der Apologeten, die nicht fair spielen. Eine islamische Webseite (http://www.it-is-truth.org/it-is-truth/Index.shtml) drückt es folgendermaßen aus: „Es muss natürlich klar sein, dass der Glaube der Muslime nicht davon abhängt, ob die Ergebnisse der Wissenschaften mit dem Inhalt des Koran übereinstimmen, oder nicht. Wenn die Übereinstimmung gegeben ist, so wird es als Bestätigung dessen verstanden, was schon vorher als wahr bestimmt wurde. Wenn ein wissenschaftlicher Wiederspruch zum Koran auftaucht, sind die Muslime verpflichtet, sich an die religiösen Texte zu halten, und die Wissenschaften abzulehnen.“
Ich finde diese Einstellung äußerst irritierend. Für Muslime ist der Koran das Wort Gottes, und muss genauso wenig bewiesen werden, wie dass 1+1=2 ist, oder dass es keinen verheirateten Junggesellen gibt; Aussagen, die keinen Beweis verlangen, da sie durch sich selbst verständlich sind. Das ist natürlich eine angreifbare Position, denn dass etwas im Koran steht, sagt an sich noch nichts über seine Wahr- oder Falschheit aus. Es ist daher absurd, den Koran als a priori wahr zu betrachten. Es ist vielmehr eine Tatsache, dass die meisten Muslime einfach in fideistischer Weise an den Koran glauben (Fideismus = Vorrang des Glaubens vor der Vernunft).
Das ist an sich in Ordnung, solange man konsequent fideistisch bleibt. Die Apologeten wollen aber den Kuchen aufessen und ihn gleichzeitig behalten. Auf der einen Seite behaupten sie, dass ihr Glaube nicht falsifizierbar ist, da er auf übernatürlichen Gründen beruht, die jenseits der Vernunft sind, auf der anderen Seite wollen sie dem Ungläubigen erzählen, dass es irrational wäre, die wissenschaftlichen Beweise für die Wahrheit des Korans abzulehnen, die beweisen, dass er Gottes Werk ist. Der Apologet würde aber seinerseits jede Evidenz, die versucht, den Koran zu wiederlegen (z.b. die Unmöglichkeit der unbefleckten Empfängnis o.ä.) ablehnen mit der Begründung, man könne den Koran nicht an den Maßstäben der Wissenschaft messen.
Ich denke, man sollte entweder ein konsequenter Fideist sein und alle wissenschaftliche Apologetik ablehnen,. Oder man sollte so konsequent sein, die eigene Position wissenschaftlicher Überprüfung auszusetzen und die Ergebnisse zu akzeptieren
.
http://www.geocities.com/critical_discourse/aplgtcs.htm#science
Zur Embryologie des Korans (Auszug)
Von Imran Aijaz
Die ausführlichste Kritik der Bücher von Maurice Bucaille und Keith Moore über die angeblichen Wunder des Koran stammt von einem Muslim selbst, nämlich von Ziauddin Sardar, in seinem Buch „Explorations in Islamic Science“ von 1989. Darin legt er den Standpunkt der Islam-Apologeten folgendermaßen dar: 1) Wenn bestimmte Aussagen des Korans von der modernen Wissenschaft bestätigt werden, ist damit auch der übernatürliche Ursprung dieses Buches (theoretisch) bestätigt, und 2) Wenn moderne wissenschaftliche Theorien im Koran auftauchen, bedeutet das, dass diese über die gleiche Wahrheit verfügen, wie die göttliche Offenbarung.
Das Problem dabei ist, laut Sardar, dass für Muslime der Koran eigentlich keine Bestätigung braucht, da er für den Gläubigen gewissermaßen a priori wahr ist. Wenn Islam-Apologeten nun versuchen, den Koran mit der Wissenschaft in Übereinstimung zu bringen, gehen sie damit stillschweigend von der Voraussetzung aus, dass das heilige Buch der Wissenschaft nachgeordnet ist, und dass es letztere ist, die entscheidet, was wahr und was falsch ist.
Nun, die Struktur der apologetischen Argumentation ist folgende:
1)Der Koran enthält den Vers X
2)Vers X bezieht sich auf eine wissenschaftlich festgestellte Tatsache
3)Solche wissenschaftlichen Tatsachen waren zur Zeit der Entstehung des Korans noch nicht bekannt
4)Daher kann nur Gott der Autor des Koran sein
Punkt 1 ist unstrittig. Der Fehler liegt im Übergang von Punkt 1 zu Punkt 2. Keiner der Apologeten hat jemals seine Auffassung von wissenschaftlicher Forschung dargelegt, oder seinen Standpunkt sonst wie legitimiert.
Stattdessen wird einfach angenommen, dass von einer ganzen Reihe von Interpretationsmöglichkeiten ausgerechnet jene wahr ist, die mit den Ergebnissen der Wissenschaften vereinbar ist. Dies zeigt eine völlige Missachtung der Prinzipien wissenschaftlicher Forschung. Warum sollten wir eher annehmen, bestimmte Verse des Koran seien moderne, wissenschaftliche Aussagen, anstatt sie als allegorische, metaphorische oder symbolische Verse zu verstehen? Das ist der Grund, warum ich glaube, dass diejenigen, die über wissenschaftliche Wunder des Koran sprechen, gegen das für alle Forschung fundamentale Prinzip der Bevorzugung möglichst einfacher Erklärungen (Ockhams Rasiermesser) verstoßen. Die meisten dieser Erklärungen werden in den Koran hineingelesen, nicht aus ihm heraus.
Wie Sardar bemerkt, haben wir, wenn die Apologeten die Wissenschaft ins Spiel bringen, einen Maßstab der Wahrheit, der nicht nur zur Verifizierung dient (wie die Apologeten es behaupten), sondern auch zur Falsifizierung (was sie bestreiten). Die Vertreter der wissenschaftliche Wunder des Korans müssen, wenn sie ihren Standpunkt ernsthaft vorbringen, davon ausgehen, dass die Wissenschaften ein großes Vermögen zur Erklärung natürlicher Phänomene besitzen. Und sie können immer in doppelter Weise benutzt werden, nämlich um Hypothesen zu bestätigen, oder um sie zu verwerfen. Falsifikation ist ein unerlässlicher Bestandteil von Wissenschaft.
Dies ist das Problem der Apologeten, die nicht fair spielen. Eine islamische Webseite (http://www.it-is-truth.org/it-is-truth/Index.shtml) drückt es folgendermaßen aus: „Es muss natürlich klar sein, dass der Glaube der Muslime nicht davon abhängt, ob die Ergebnisse der Wissenschaften mit dem Inhalt des Koran übereinstimmen, oder nicht. Wenn die Übereinstimmung gegeben ist, so wird es als Bestätigung dessen verstanden, was schon vorher als wahr bestimmt wurde. Wenn ein wissenschaftlicher Wiederspruch zum Koran auftaucht, sind die Muslime verpflichtet, sich an die religiösen Texte zu halten, und die Wissenschaften abzulehnen.“
Ich finde diese Einstellung äußerst irritierend. Für Muslime ist der Koran das Wort Gottes, und muss genauso wenig bewiesen werden, wie dass 1+1=2 ist, oder dass es keinen verheirateten Junggesellen gibt; Aussagen, die keinen Beweis verlangen, da sie durch sich selbst verständlich sind. Das ist natürlich eine angreifbare Position, denn dass etwas im Koran steht, sagt an sich noch nichts über seine Wahr- oder Falschheit aus. Es ist daher absurd, den Koran als a priori wahr zu betrachten. Es ist vielmehr eine Tatsache, dass die meisten Muslime einfach in fideistischer Weise an den Koran glauben (Fideismus = Vorrang des Glaubens vor der Vernunft).
Das ist an sich in Ordnung, solange man konsequent fideistisch bleibt. Die Apologeten wollen aber den Kuchen aufessen und ihn gleichzeitig behalten. Auf der einen Seite behaupten sie, dass ihr Glaube nicht falsifizierbar ist, da er auf übernatürlichen Gründen beruht, die jenseits der Vernunft sind, auf der anderen Seite wollen sie dem Ungläubigen erzählen, dass es irrational wäre, die wissenschaftlichen Beweise für die Wahrheit des Korans abzulehnen, die beweisen, dass er Gottes Werk ist. Der Apologet würde aber seinerseits jede Evidenz, die versucht, den Koran zu wiederlegen (z.b. die Unmöglichkeit der unbefleckten Empfängnis o.ä.) ablehnen mit der Begründung, man könne den Koran nicht an den Maßstäben der Wissenschaft messen.
Ich denke, man sollte entweder ein konsequenter Fideist sein und alle wissenschaftliche Apologetik ablehnen,. Oder man sollte so konsequent sein, die eigene Position wissenschaftlicher Überprüfung auszusetzen und die Ergebnisse zu akzeptieren
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http://www.geocities.com/critical_discourse/aplgtcs.htm#science