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Vollständige Version anzeigen : Das Fliegen bleibt vorerst sicher über Deutschland



Stechlin
25.10.2006, 17:51
Was ist denn mit unserem Bundespräsidentendarsteller* Horst Köhler los? Laut folgender Meldung wird einem der Mann ja richtig sympathisch.

Was ist geschehen? Nachdem der Bundestag im April dieses Jahres beschlossen hat, die Deutsche Flugsicherung (DFS) per Gesetz zu privatisieren, hat Bundespräsident Horst Köhler diesem Ansinnen seinen Segen verweigert, da es "evident gegen die Verfassungswirklichkeit" verstößt. Artikel 87 des GG schreibt vor, daß sonderpolizeiliche und damit hoheitlich wahrgenommene Aufgaben, zu der die Flugsicherung zweifelsfrei gehört, von einer bundeseigenen Verwaltung durchzuführen sind.

Interessant ist auch, was der CSU-Fraktionschef im bayrischen Landtag, Joachim Herrmann, am Dienstag dazu sagte: "In der Union müsse wieder grundsätzlicher über Industriepolitik und über die Aufgaben des Staates geredet werden.

So nah waren sich CSU und PDS noch nie gewesen, könnte man meinen. Die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, Dorothèe Menzner, kommentierte die Entscheidung Köhlers als "schallende Ohrfeige gegen jene, die Positionen der Linksfraktion aus ideologischen Gründen nicht zur Kenntnis nehmen." Die Linke hatte im Frühjahr geschlossen gegen die Privatisierung der DFS gestimmt.

Hier der entsprechende Artikel der jungen Welt - absolut lesenswert:
http://www.jungewelt.de/2006/10-25/028.php

Auszug:


Die Bundesregierung hatte die geplante Privatisierung damit begründet, daß die DFS mehr Freiraum für unternehmerisches Handeln gewinnen müsse. Hintergrund ist die bevorstehende Öffnung des europäischen Luftraumes für den Wettbewerb im kommenden Jahr. Zu den Interessenten an dem staatlichen DFS-Aktienpaket gehören neben deutschen Fluggesellschaften, Luftfahrt- und Reiseunternehmen auch internationale Finanzinvestoren.
(...)
Kritiker haben immer wieder auf drohende Abstriche bei der Luftsicherheit und den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten hingewiesen, sollte der Luftraum zum Spekulationsobjekt werden. So hatten Ermittlungen zum Zusammenstoß einer russischen Tupolew mit einer Boeing über dem Bodensee im Sommer 2002 ergeben, daß die Katastrophe und der Tod von 71 Menschen durch eine technische und personelle Unterausstattung der Schweizer Flugsicherung Skyguide verschuldet worden waren. Das Prüfverfahren des Bundespräsidenten hatte zusätzliche Brisanz durch ein Urteil des Landgerichts Konstanz erfahren. Demnach muß die Bundesrepublik für die Folgen des Unglücks haften, weil keine wirksame Übertragung der als hoheitliche Aufgabe ausgestalteten Flugsicherung an die Schweiz stattgefunden habe. Der Unfall hatte sich über Überlingen, also in deutschem Luftraum ereignet.
(...)
Die DSF versucht, ihren Marktwert seit über einem Jahrzehnt mit einem rigiden Sparkurs hochzutreiben. Der »Umstrukturierung« sollen bis 2010 bis zu 1000 der gegenwärtig noch 5400 Beschäftigten zum Opfer fallen. Bei der Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) registrierte man Köhlers Entscheidung deshalb auch mit »höchster Zufriedenheit«. Das einzige wirkliche Interesse der Bundesregierung bestehe in dem kalkulierten Verkaufserlös in Höhe von einer Milliarde Euro, der dazu verwendet werden solle, »die chronisch leeren Kassen« aufzufüllen, hieß es in einem Pressestatement.

Auch der Eigner des Düsseldorfer Ferienfliegers LTU, Hans-Rudolf Wöhrl, begrüßte den Privatisierungsstopp. »Die Flugsicherung nicht zu privatisieren, ist absolut richtig«, sagte Wöhrl der Rheinischen Post (Mittwochausgabe). Ein Verkauf an einen privaten Investor wäre »einer Gebührenerhöhung gleichgekommen, da ein Investor ja auch eine Rendite verlangen darf«. (...)

*Urban Priol

Don
25.10.2006, 18:41
Was ist denn mit unserem Bundespräsidentendarsteller* Horst Köhler los? Laut folgender Meldung wird einem der Mann ja richtig sympathisch.


Da war ich auch überrascht. Außerdem stimme ich Dir zu. Die Privatisierung hoheitlicher Aufgaben wie der Flugsicherung ist eine Schnapsidee von Vollpfosten. Aber davon haben wir ja genügend.

klartext
26.10.2006, 00:12
Da war ich auch überrascht. Außerdem stimme ich Dir zu. Die Privatisierung hoheitlicher Aufgaben wie der Flugsicherung ist eine Schnapsidee von Vollpfosten. Aber davon haben wir ja genügend.
Das Grundgesetz wird geändert, die Privatisierung kommt. Köhler kann kein Gesetz verhindern, nur Verzögern.
Die PDSED sollte sich besser um den verfassungswidrigen Haushalt in Berlin kümmern.

IM Redro
26.10.2006, 09:39
Wir haben ja in Überlingen gesehen zu was ein Privatisierung führen kann....

Da knallts halt mal in 10k m Höhe.


Gott sei Dank bleibt die DFS staatlich.

Ich sage mal, ich habe ein gewisses wirtschafliches Interesse daran. :rolleyes:

Don
26.10.2006, 10:23
Das Grundgesetz wird geändert, die Privatisierung kommt. Köhler kann kein Gesetz verhindern, nur Verzögern.
Die PDSED sollte sich besser um den verfassungswidrigen Haushalt in Berlin kümmern.

Halte ich nicht für ausgeschlossen.
Ich denke, ich habe mich ausreichend als Gegner staatlichen Wirtschaftens ausgesprochen, jedoch existieren Bereiche die nicht in privatwirtschaftliche Hände gehören.

Dazu gehören hoheitliche Aufgaben wie auch die Flugsicherung, sowie die Sicherstellung der Versorgung und Verfügbarkeit von Gemeineigentum, wie z.B. die Wasserversorgung.

klartext
26.10.2006, 17:41
Halte ich nicht für ausgeschlossen.
Ich denke, ich habe mich ausreichend als Gegner staatlichen Wirtschaftens ausgesprochen, jedoch existieren Bereiche die nicht in privatwirtschaftliche Hände gehören.

Dazu gehören hoheitliche Aufgaben wie auch die Flugsicherung, sowie die Sicherstellung der Versorgung und Verfügbarkeit von Gemeineigentum, wie z.B. die Wasserversorgung.
Hintergrund ist, dass der Bund eine Einnahme von einer Milliadre EUR erwartet, die schon verpalnt sind. Die Änderung des GG wurde bereits angekündigt.

Stechlin
26.10.2006, 17:49
Hintergrund ist, dass der Bund eine Einnahme von einer Milliadre EUR erwartet, die schon verpalnt sind. Die Änderung des GG wurde bereits angekündigt.

1 Milliarde Euro - wow. Neueste Schätzungen der Steuereinnahmen sprechen von einer Mehreinnahme allein dieses Jahr in Höhe von über 35 Milliarden Euro.

An dieser Milliarde hängt das Wohl des Staates ab. Und für eine Millarde Euro setzen wir gerne das Leben und die Sicherheit von Menschen aufs Spiel. Ist ja Grundgesetzlich abgesichert.

Typisch neoliberales Geschwätz - Profit geht vor Menschenleben. Man kann Dir jedenfalls nicht vorwerfen, die Gesetzmäßigkeiten des Wirtschaftsliberalismus nicht verstanden zu haben.

klartext
27.10.2006, 15:35
1 Milliarde Euro - wow. Neueste Schätzungen der Steuereinnahmen sprechen von einer Mehreinnahme allein dieses Jahr in Höhe von über 35 Milliarden Euro.

An dieser Milliarde hängt das Wohl des Staates ab. Und für eine Millarde Euro setzen wir gerne das Leben und die Sicherheit von Menschen aufs Spiel. Ist ja Grundgesetzlich abgesichert.

Typisch neoliberales Geschwätz - Profit geht vor Menschenleben. Man kann Dir jedenfalls nicht vorwerfen, die Gesetzmäßigkeiten des Wirtschaftsliberalismus nicht verstanden zu haben.
Die Fehleinschätzung, dass der Staat, also ein Beamtenapparat, alles besser könne als der Normalbürger, ist eine Fehleinschätzung aller Sozialisten und Kommunisten. Die Realtität zeigt, dass dies ein Irrtum ist.
Hier einen einzelnen Vorfall herauszugreifen und darüber das System zu definieren, ist unsinnig. Das bisher deuschte Staatliche System hat schon mehrfach zu Fastzusammenstössen geführt. Wo der Mensch tätig ist, geschehen Fehler. Es kommt also darausf an, die Fehlerquote niedrig zu halten. Das können Private auch.

sunbeam
27.10.2006, 15:39
Ich bin wahrlich kein Kommunist, aber die Privatisierung der Flugsicherung hate ich für einen Fehler und kan H.Köhler nur zustimmen in seiner ablehnenden Haltung dem gegenüber!

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und fordere die umgehende Verstaatlichung der Energiekonzerne!!!!!

Stechlin
27.10.2006, 16:19
Die Fehleinschätzung, dass der Staat, also ein Beamtenapparat, alles besser könne als der Normalbürger, ist eine Fehleinschätzung aller Sozialisten und Kommunisten. Die Realtität zeigt, dass dies ein Irrtum ist.
Hier einen einzelnen Vorfall herauszugreifen und darüber das System zu definieren, ist unsinnig. Das bisher deuschte Staatliche System hat schon mehrfach zu Fastzusammenstössen geführt. Wo der Mensch tätig ist, geschehen Fehler. Es kommt also darausf an, die Fehlerquote niedrig zu halten. Das können Private auch.

Einer Fehleinschätzung unterliegst Du. Nehmen wir mal das Beispiel der Privatisierung der Britschen Staatsbahn. Eine einzige Katastrophe, weil die privaten Betreiber natürlich am Personal und an der Sicherheit sparten, bis es im wahren Sinne des Wortes quietschte. Das Ergebnis war ein heruntergekommenes Schienennetz, fehlende oder veraltete Sicherheitseinrichtungen, was zur Folge hatte, daß sich die Unfälle bei der britischen Eisenbahn in unverantwortlicher Zahl mehrten. Das Ende vom Lied ist, daß der britische Staat mittlerweile das Schienennetz wieder in eigener Regie führt. Ja, da kommen auf uns in Deutschland herrliche Zeiten zu. Eschede war da nur der Anfang und Aktionäre benutzen sowieso nur das Flugzeug.

Hier noch ein paar Links, wo Du Dich mal informieren kannst, was die Folgen der wilden Privatisierung sind:

http://www.comtact.net/archiv04/gesundheitswesen_privatisierung.html

http://www.geocities.com/kleineba/gesundh.htm

http://www.wsws.org/de/2005/apr2005/arzn-a13.shtml

dimu
27.10.2006, 16:30
Ich bin wahrlich kein Kommunist, aber die Privatisierung der Flugsicherung hate ich für einen Fehler und kan H.Köhler nur zustimmen in seiner ablehnenden Haltung dem gegenüber!

unterschreibe ich!

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und fordere die umgehende Verstaatlichung der Energiekonzerne!!!!!
auch hier, unterschreibe ich!

nach letzten bekanntgaben soll eine grundlegende gesetzesänderung zu gunsten einer privatisierung erfolgen.
.

klartext
27.10.2006, 16:36
Einer Fehleinschätzung unterliegst Du. Nehmen wir mal das Beispiel der Privatisierung der Britschen Staatsbahn. Eine einzige Katastrophe, weil die privaten Betreiber natürlich am Personal und an der Sicherheit sparten, bis es im wahren Sinne des Wortes quietschte. Das Ergebnis war ein heruntergekommenes Schienennetz, fehlende oder veraltete Sicherheitseinrichtungen, was zur Folge hatte, daß sich die Unfälle bei der britischen Eisenbahn in unverantwortlicher Zahl mehrten. Das Ende vom Lied ist, daß der britische Staat mittlerweile das Schienennetz wieder in eigener Regie führt. Ja, da kommen auf uns in Deutschland herrliche Zeiten zu. Eschede war da nur der Anfang und Aktionäre benutzen sowieso nur das Flugzeug.

Hier noch ein paar Links, wo Du Dich mal informieren kannst, was die Folgen der wilden Privatisierung sind:

http://www.comtact.net/archiv04/gesundheitswesen_privatisierung.html

http://www.geocities.com/kleineba/gesundh.htm

http://www.wsws.org/de/2005/apr2005/arzn-a13.shtml
Wir sind hier nicht in England.
Übrigens, Tschernobyl war staatlich, die deutschen AKW sind privat.

Stechlin
27.10.2006, 16:43
Wir sind hier nicht in England.
Übrigens, Tschernobyl war staatlich, die deutschen AKW sind privat.

Mehr fällt Dir dazu nicht ein? Daß wir hier nicht in Großbritanien sind, weiß ich auch allein. Dennoch verfuhren die nach dem gleichen Rezept, wie es Deutschland auch tun möchte. Zähle eins und eins zusammen.

Und lies Dir die Links mal vollständig durch, dann wirst Du verstehen, auf was ich hinauswollte!