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Vollständige Version anzeigen : Diffamierung und heile-Welt-Propaganda



Schleifenträger
18.10.2006, 14:46
Ich war einigermaßen erstaunt, daß in der BRD auf so breiter Front die Diskussion um "abgehängtes Prekariat" (welch üble Wortschöpfung, die entweder auf "Abhängen" der Opfer oder deren Ausstoßung anspielt) oder auch einfach "Untermenschen", ach nein, noch heißt das ja "Unterschicht, losgetreten wird.

Nun, einmal sicherlich, um diesen Personenkreis noch weiter diffamieren zu können. Dumm, faul und willenlos (naja, Politiker drücken das immer ein wenig verlogen und scheinbar harmloser aus). Wer will da schon dazugehören? Oder mit Jemandem befreundet oder auch nur bekannt sein, der dazugehört. So treibt man Versteckspiel und Isolierung weiter voran.

Ein weiterer möglicher Grund fiel mir ein, als ich die Grafik aufgrund der Daten der Stiftung, welche nach dem bekannten Arbeiterverräter Ebert benannt ist, sah. Das war so eine Tortengrafik, in welcher die Menschen in der BRD in alle möglichen unsinnigen Kategorien eingeteilt sind. Nach den Kriterien und der Vorgehensweise der Erfassung möchte ich da lieber erst gar nicht fragen. Da gibts: Leistungsindividualisten 11%, Etablierte Leistungsträger 15%, Kritische Bildungseliten 9%, Engagiertes Bürgertum 10%, zufriedene Aufsteiger 13%, Bedrohte Arbeitnehmermitte 16%, Selbstgenügsame Traditionalisten 11%, Autoritätsorientierte Geringqualifizierte 7%, Abgehängtes Prekariat 8%.

So entsteht der Eindruck, als sei nur ein kleiner Teil der Bevölkerung unzufrieden und / oder gar verarmt. Als hätten nur 8% die Hoffnung auf Besserung der gesellschaftlichen und ihrer persönlichen Verhältnisse verloren. Als ginge es mehr als der Hälfte der Bevölkerung richtig gut.

Nun, zum Glück hat der Mensch Augen zum Sehen, Ohren zum Hören und - als Sahnehäubchen - einen Kopf zum Denken. Damit kann Jeder selbst wahrnehmen und verarbeiten, was in seiner Umgebung geschieht. Und diese Propaganda z.B. ins Verhältnis zu Wahlbeteiligung und Wahlergebnissen setzen und ist nicht auf die Volksverdummung angewiesen, die im Auftrag einer bestimmten Personengruppe von einer Stiftung erarbeitet wird, die den Namen eines der größten deutschen Arbeiterverräter trägt.

Uri Gellersan
18.10.2006, 17:46
Yo, diese Grafik habe ich auch betrachtet und lange überlegt, in welche Kategorie ich denn wohl hineinpassen würde. Fazit: in keine. Zwar passen immer mal 2, 3 Kriterien, nie aber sämtliche. So bin ich mal zufriedener Aufsteiger, dann wieder kritische Bildungselite und plötzlich selbstgenügsamer Taditionalist. Sehr merkwürdig.
Aber so ist das in einer Dienstleistungsgesellschaft, die sich den Kopf darüber zerbricht, Grafiken, Statistiken und Gesetze zu erstellen.
Bezug zur Realität des Lebens dabei: NULL.

Zur Ehrrettung der Erhebung muss man jedoch anmerken, dass tatsächlich bis zu 10 Mio Menschen in diesem 'blühenden Land' in tw. ziemlich bitterer Armut leben.
Nicht zuletzt durch die immer wieder gern kaschierte Geldentwertung durch den T€uro. Mir selbst fiel gerade gestern erst wieder auf, dass 3 Sorten Aufschnitt (320 gr.) in meinem örtlichen Supermarkt € 8,35 kosteten. 1999 war das noch für DM 6,80 zu kriegen. Wen wundert es da, dass die Leute 'nicht genug konsumieren'.
Aber das ist ein anderes Thema.

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