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Vollständige Version anzeigen : Der türkische Genozid an den Christen.



Madday
11.10.2006, 09:22
[...]

Herr Professor Grulich, vor neunzig Jahren waren in der Türkei dreißig Prozent der Einwohner Christen - heute sind es nur noch 0,2 Prozent. Wie kam das?

Das kam durch politische Ereignisse, zunächst durch den Ersten Weltkrieg, als die Osmanische Türkei den ersten Holocaust des 20. Jahrhunderts begann, und zwar 1915 mit der „Endlösung“ der Armenierfrage. Nach dem Ersten Weltkrieg kam hinzu, dass durch den griechisch-türkischen Bevölkerungsaustausch, der in Wahrheit ein christlich-muslimischer Austausch gewesen ist, alle Christen Kleinasien verlassen mussten.

Es hat also im letzten Jahrhundert nirgendwo einen so großen Rückgang des Christentums gegeben, wie in der Türkei - nicht einmal in der Sowjetunion.

[...]

Wir haben gesagt, dass bis ins letzte Jahrhundert dreißig Prozent der Einwohner der Türkei Christen waren. Das lässt darauf schließen, dass das Zusammenleben mit den Muslimen nicht nur negativ gewesen sein kann.

[...]

Wie viele Armenier sind denn ums Leben gekommen?

Es hat damals über zwei Millionen Armenier auf dem Gebiet der heutigen Türkei gegeben. Heute leben höchstens hunderttausend in der Türkei. Wenn man davon ausgeht, dass viele flüchten konnten, muss man trotzdem die Zahl der getöteten Armenier mit über einer Million ansetzen.

Steckten hinter dem Massaker eher religiöse oder politische Gründe?

Es waren vielleicht nicht nur politische, sondern sogar rassistische Gründe. Die damaligen drei jungtürkischen Führer der Türkei, das Triumvirat von Enver Pascha, Cemal Pascha und Talaat Pascha, wollten das „Türkentum“ stärken – und da waren die Armenier in Anatolien und im ganzen Reich für sie ein Dorn im rassistischen Auge. Dass dieser Rassismus im Vordergrund stand, sehen wir auch daran, dass in den Anweisungen zur Deportation und Vernichtung oft von der „verfluchten Rasse“ gesprochen wurde, die man auszurotten habe; und daran, dass man auch andere nichttürkische Gruppierungen, vor allem die christlichen Aramäer und Assyrer einem Holocaust ausgeliefert hat: Sie hatten über eine halbe Million Opfer von 1915 bis 1918, von denen heute kaum noch jemand spricht – außer die Nachkommen der Opfer in Deutschland, die ja gute Kontakte zu „Kirche in Not“ haben. Bedauerlich ist, dass die damalige türkische Führung die muslimische Karte ausgespielt hat und es gelungen ist, nichttürkische muslimische Gruppen auf ihre Seite zu bekommen, leider auch die Kurden und vor allem die Tscherkessen. Gerade diese muslimischen nichttürkischen Minderheiten haben sich bei den Massakern hervorgetan.

[...]

Der Völkermord an den Armeniern war nicht das einzige Drama, das sich in der Türkei im vergangenen Jahrhundert abgespielt hat. Das nächste war dann die Vertreibung der griechischen Bevölkerung.

Es hat bereits während des Ersten Weltkriegs Übergriffe auf die griechische Bevölkerung des westlichen Kleinasiens gegeben, aber es gab auch Griechen, die in der osmanischen Armee gekämpft haben.

[...]

Eine andere christliche Minderheit hat ja länger überlebt, im Osten der Türkei. Das waren syrische Christen im Raum von Tur Abdin. Aber die sind ja auch sehr dezimiert worden im Laufe der Jahrzehnte.

[...]

http://www.kath.net/detail.php?id=14697

Ein Land mit dieser Geschichte hätte kein EU-Beitrittskandidat werden dürfen, solange dort nur ansatzweise der Völkermord geleugnet wird. Erst eine glaubhafte moralische und finanzielle Wiedergutmachung über Jahrzehnte würde die Türkei in diesem Punkt glaubhafter machen. Man könnte fast meinen, daß Gegner der türkischen Kritik wie Verheugen den christlichen Genozid verschweigen bzw. gutheißen wollen. Die Türkei darf kein EU-Mitgliedsstaat werden, solange sie massiv, regelrecht unverschämt, den Genozid leugnet.

Yasin
11.10.2006, 21:16
Ein Land mit dieser Geschichte hätte kein EU-Beitrittskandidat werden dürfen, solange dort nur ansatzweise der Völkermord geleugnet wird. Erst eine glaubhafte moralische und finanzielle Wiedergutmachung über Jahrzehnte würde die Türkei in diesem Punkt glaubhafter machen. Man könnte fast meinen, daß Gegner der türkischen Kritik wie Verheugen den christlichen Genozid verschweigen bzw. gutheißen wollen. Die Türkei darf kein EU-Mitgliedsstaat werden, solange sie massiv, regelrecht unverschämt, den Genozid leugnet.

gehört das nicht eher in den geschichtsthread??

der angebliche völkermord an den armeniern ist die größte lüge der menschheitsgeschichte!
Hier (http://www.politikforen.de/showthread.php?t=30946 Adresse) wird der schon die ganze zeit disskutiert.

P.S.: an alle, die noch auf eine antwort von mir auf ihre beiträge warten:
da ich (leider) zurzeit in schulstress bin und auch noch ellenlange artikel für meinen blog schreiben muss wird es ein bisschen dauern, bis ich antworte (es ist schon ein wunder, dass ich überhaupt hier noch irgendwas schreiben und mich umsehen kann).
aber keine sorge, antworten kommen schon noch.:]

Felixhenn
11.10.2006, 21:26
Wenn innerhalb von 90 Jahren der Bevölkerungsanteil der Christen von 30% auf 0,2% sinkt, kann man das wohl kaum mit freiwilliger Auswanderung erklären.

Madday
12.10.2006, 08:10
gehört das nicht eher in den geschichtsthread??

der angebliche völkermord an den armeniern ist die größte lüge der menschheitsgeschichte!
Hier (http://www.politikforen.de/showthread.php?t=30946 Adresse) wird der schon die ganze zeit disskutiert.

P.S.: an alle, die noch auf eine antwort von mir auf ihre beiträge warten:
da ich (leider) zurzeit in schulstress bin und auch noch ellenlange artikel für meinen blog schreiben muss wird es ein bisschen dauern, bis ich antworte (es ist schon ein wunder, dass ich überhaupt hier noch irgendwas schreiben und mich umsehen kann).
aber keine sorge, antworten kommen schon noch.:]

Geschichte die bis in die Gegenwart reicht und die von der Türkei immer noch geleugnet wird. Die Türkei ist nach aktuellen Stand nichts weiter als ein Massenmörderstaat.

sparty2
12.10.2006, 15:50
Wenn innerhalb von 90 Jahren der Bevölkerungsanteil der Christen von 30% auf 0,2% sinkt, kann man das wohl kaum mit freiwilliger Auswanderung erklären.
Nein sondern vor allem mit dem im Vertrag von Lausanne festgeschriebnen Bevölkerungsaustausch mit Griechenland... :]

sparty2

Felixhenn
12.10.2006, 15:50
gehört das nicht eher in den geschichtsthread??

der angebliche völkermord an den armeniern ist die größte lüge der menschheitsgeschichte!
Hier (http://www.politikforen.de/showthread.php?t=30946 Adresse) wird der schon die ganze zeit disskutiert.


Hier kann man mal wieder das gesamte Ehrverständnis der Türken sehen:

In der Türkei ist es „ehrenhaft“ wenn die Schwester ermordet wird, nur weil sie einen Deutschen Freund hat.

Es ist „ehrenhaft“ wenn man nach Deutschland geht, sich dort als Familienpascha aufführt und die Sozialkassen ausplündert.

Aber es ist nicht „ehrenhaft“ wenn man eigene Schuld aus der Vergangenheit eingesteht.

Zum Glück hat Deutschland ein total anderes Verständnis von dem Begriff „Ehre“. Bis auf ein paar unbedeutende Spinner, ist hier jeder in der Lage, die Schuld aus der Vergangenheit einzugestehen.

Felixhenn
12.10.2006, 15:51
Nein sondern vor allem mit dem im Vertrag von Lausanne festgeschriebnen Bevölkerungsaustausch mit Griechenland... :]

sparty2

Und die Armenier sind freiwillig nach Griechenland?

PS.: Vorschlag: Wir reduzieren jetzt unseren Anteil an Moslems auf 0,2%

Felixhenn
12.10.2006, 15:54
Geschichte die bis in die Gegenwart reicht und die von der Türkei immer noch geleugnet wird. Die Türkei ist nach aktuellen Stand nichts weiter als ein Massenmörderstaat.

Nicht nur ein Massenmörderstaat, ein Massenmörderstaat, der seine Verbrechen leugnet.

sparty2
12.10.2006, 15:54
In der Türkei ist es „ehrenhaft“ wenn die Schwester ermordet wird, nur weil sie einen Deutschen Freund hat.

Nein, in der Türkei steht darauf Lebenslänglich...
Es heisst dort auch nicht "Ehrenmord" sondern "Sittenmord"... :(


Aber es ist nicht „ehrenhaft“ wenn man eigene Schuld aus der Vergangenheit eingesteht.

Ja aber welche? Eine "Kollektivschuld" wie in Deutschland?


Zum Glück hat Deutschland ein total anderes Verständnis von dem Begriff „Ehre“. Bis auf ein paar unbedeutende Spinner, ist hier jeder in der Lage, die Schuld aus der Vergangenheit einzugestehen.
Es ist aber schon was Anderes wenn man eine objektive Schuld aus der Vergangenheit bedauert oder ob man eine "Schuld" eingesteht von der der Andere nur behauptet es gäbe sie, sie aber nicht belegen kann... :]

sparty2

sparty2
12.10.2006, 16:06
Und die Armenier sind freiwillig nach Griechenland?

Felixhenn, durch Deine so salopp vorgetragene Unwissenheit im Bezug auf die Geschichte erweisst Du Dir nicht unbedingt einen Gefallen... :cool2:
Auf Grund des Vertrags von Lausanne (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Lausanne) wurden die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,5 Mio) nach Griechenland ausgewiesen, die in dem nun Griechenland zugefallenen Teil Makedoniens beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Mio) mussten in die Türkei auswandern.

sparty2

Pinocchio
12.10.2006, 16:12
Schön, so sieht man mal wieder, wie weit Deutschland der Türkei und anderen demokratischen Ländern in seiner Entwicklung und Politik sowie dem Umgang seiner Geschichte und der Verarbeitung voraus ist.

Felixhenn
12.10.2006, 17:14
Felixhenn, durch Deine so salopp vorgetragene Unwissenheit im Bezug auf die Geschichte erweisst Du Dir nicht unbedingt einen Gefallen... :cool2:
Auf Grund des Vertrags von Lausanne (http://de.wikipedia.org/wiki/Vertrag_von_Lausanne) wurden die in Kleinasien ansässigen türkischen Staatsangehörigen griechisch-orthodoxen Glaubens (etwa 1,5 Mio) nach Griechenland ausgewiesen, die in dem nun Griechenland zugefallenen Teil Makedoniens beheimateten griechischen Staatsangehörigen muslimischen Glaubens (ca. 0,5 Mio) mussten in die Türkei auswandern.

sparty2

Der polnische Rechtsanwalt Raphael Lemkin, der den Begriff „Genozid" 1943/44 erstmals einführte, bezog diesen schon damals u.a. auf den Völkermord an den Armeniern.

http://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lkermord_an_den_Armeniern

Anobsitar
12.10.2006, 17:40
Ganz aktiuell in dem Zusammenhang:

... Die Leugnung des Völkermords an den Armeniern vor 90 Jahren soll in Frankreich unter Strafe gestellt werden. Die Nationalversammlung stimmte am Donnerstag in erster Lesung für ein Gesetz, das für die Leugnung des Genozids im damaligen Osmanischen Reich bis zu einem Jahr Gefängnis und 45.000 Euro Geldstrafe vorsieht. Für das von den Sozialisten eingebrachte Gesetz votierten 106 Abgeordnete, dagegen 19. Die Mehrzahl der 577 Abgeordneten war zum Zeitpunkt der Stimmabgabe nicht anwesend.
...
Zusätzliches Gewicht erhielt der Streit durch die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk, der seine Regierung wegen ihrer Haltung zu Armenien angegriffen hatte und sich daraufhin zwischenzeitlich vor Gericht wegen Beleidigung des Türkentums verantworten mußte. (Siehe auch: FAZ.NET-Spezial: Nobelpreis für Orhan Pamuk) Pamuk hatte in einem Interview gesagt, niemand in der Türkei wage es, über die Tötung von mehr als einer Million Armeniern zwischen 1915 und 1923 zu sprechen. Daraufhin war gegen ihn in seinem Heimatland ein Prozeß angestrengt worden, der nach internationalen Protesten eingestellt wurde.
...
Das neue Gesetz ergänzt das am 29. Januar 2001 verabschiedete Gesetz über die Anerkennung des armenischen Genozids. Den französischen Sozialisten reichte es nicht aus, daß der Völkermord in einem Gesetz offiziell als solcher qualifiziert wird. Sie wollten auch die Leugnung oder das Verschweigen des Genozids ins Strafgesetzbuch aufgenommen wissen, wie dies seit 1990 für die Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Frankreich der Fall ist.
...

quelle: http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E9F4F93390DD44F91A11C82AD03CB2081~ATpl~Ecommon ~Scontent.html

Madday
12.10.2006, 18:17
Ganz aktiuell in dem Zusammenhang:

... Die Leugnung des Völkermords an den Armeniern vor 90 Jahren soll in Frankreich unter Strafe gestellt werden. Die Nationalversammlung stimmte am Donnerstag in erster Lesung für ein Gesetz, das für die Leugnung des Genozids im damaligen Osmanischen Reich bis zu einem Jahr Gefängnis und 45.000 Euro Geldstrafe vorsieht. Für das von den Sozialisten eingebrachte Gesetz votierten 106 Abgeordnete, dagegen 19. Die Mehrzahl der 577 Abgeordneten war zum Zeitpunkt der Stimmabgabe nicht anwesend.
...
Zusätzliches Gewicht erhielt der Streit durch die Vergabe des Literatur-Nobelpreises an den türkischen Schriftsteller Orhan Pamuk, der seine Regierung wegen ihrer Haltung zu Armenien angegriffen hatte und sich daraufhin zwischenzeitlich vor Gericht wegen Beleidigung des Türkentums verantworten mußte. (Siehe auch: FAZ.NET-Spezial: Nobelpreis für Orhan Pamuk) Pamuk hatte in einem Interview gesagt, niemand in der Türkei wage es, über die Tötung von mehr als einer Million Armeniern zwischen 1915 und 1923 zu sprechen. Daraufhin war gegen ihn in seinem Heimatland ein Prozeß angestrengt worden, der nach internationalen Protesten eingestellt wurde.
...
Das neue Gesetz ergänzt das am 29. Januar 2001 verabschiedete Gesetz über die Anerkennung des armenischen Genozids. Den französischen Sozialisten reichte es nicht aus, daß der Völkermord in einem Gesetz offiziell als solcher qualifiziert wird. Sie wollten auch die Leugnung oder das Verschweigen des Genozids ins Strafgesetzbuch aufgenommen wissen, wie dies seit 1990 für die Leugnung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Frankreich der Fall ist.
...

quelle: http://www.faz.net/s/Rub28FC768942F34C5B8297CC6E16FFC8B4/Doc~E9F4F93390DD44F91A11C82AD03CB2081~ATpl~Ecommon ~Scontent.html

Ich habe es eben in den Nachrichten gehört und bin auf die weiteren Beitrittsgespräche mit der Türkei zur EU gespannt. Die Türkei leugnet den Völkermord, Frankreich stellt die Leugnung unter Strafe. Mal ehrlich, glaubt ihr wirklich Frankreich wird dem EU-Beitritt der Türkei zustimmen? Mein Tipp, Frankreich wird nicht das einzige Land sein, das in Zukunft die Leugnung unter Strafe stellt und dann hat die Türkei ein massives Problem.

Bye, bye türkischer EU-Beitritt. :))

PERIKLIS
13.10.2006, 08:12
Nein sondern vor allem mit dem im Vertrag von Lausanne festgeschriebnen Bevölkerungsaustausch mit Griechenland... :]

sparty2

Falsch, denn dieser Bevölkerungsaustausch bezog sich erstens nur auf die Griechen, und zweitens waren die Griechen auf Tenedos und Imbros sowie die Griechen Konstantinopels davon ausgenommen.
Diese sollten noch besonders geschützt werden und die auf Imbros und Tendeos sollten sogar eine Teilautonomie erhalten.

Pustekuchen!
Trotz Verträge wurden diese ebenfalls aus dem Land gescheucht, deren Besitz entwendet und die Rechte beschnitten!


PS: Etwa ein gleich großer Teil moslemischer Osmanen(Pomaken, Türken, etc.) durften, bzw sollten ebensfalls innerhalb der griechischen Grenze bleiben dürfen, die jedoch auch noch immer dort leben.
Anders als die Türkei wurden die Menschenrechte und die Verträge geachtet ;)