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Vollständige Version anzeigen : Mord an Politowskaja reine Medienkampagne



blumenau
08.10.2006, 14:41
Da wird flächendeckend gegen Putin gehetzt, obwohl gar nicht feststeht, wer dafür verantwortlich ist.

Namentlich in Foren erscheinen seltsame Beiträge gegen Putin, normal ist es umgekehrt, daß erst die Systempresse abhetzt.

Man weiß nichts und ist am hetzen.

Das spricht dafür, daß sich Putin der neuen NWO noch nicht willig untergeordnet hat.

ÜBer den Fall selbst sagt das gar nichts.

Die Artikel der Politkowskaja (seltsamer Name, Nomen = Omen?) hätten Putin nicht geschadet, der Mord nützt ihm nichts. Cui bono? Es schadet Putin.

Offenbar wird hier aus dem letzten Loch gepfiffen. Die Summe der Einzelmeldungen allerdings ist schon verdächtig. Die Foren sind alle verwarzt.

Justas
08.10.2006, 14:50
Hetzen ist ihr Beruf.

Tell05
08.10.2006, 14:51
Der Widerruf ist nicht annähernd so effektiv, wie die Behauptung. ;)
Ansonsten ist wohl kaum nötig, einen weiteren Thread zu eröffnen, oder? Es sei denn, eine "Kommunistenseele" fühlt sich heftig ge/betroffen.
MFG
http://politikforen.de/showthread.php?t=31194

dr_seltsam
08.10.2006, 14:59
Da wird flächendeckend gegen Putin gehetzt, obwohl gar nicht feststeht, wer dafür verantwortlich ist.


Nein. Aber wir wissen wer für den 2. Weltkrieg verantwortlich ist!

Hier noch einmal Prof.Dr. Werner Maser

aktuell bei amazon...

http://www.amazon.de/F%E4lschung-Dichtung-Wahrheit-Hitler-Stalin/dp/3789281344

***

Zitat aus :

Werner Maser- Der Wortbruch
Hitler, Stalin und die Legende vom »Überfall«


Der Zusammenbruch des Sowjetimperiums mit seiner ideologisch instrumentalisierten
Geschichtsdarstellung verhalf der Geschichtsschreibung - vorübergehend - zu Quellen,
die zur Neubewertung nicht nur bestimmter Details, sondern ganzer Phasen der Geschichte zwingen.
Falsch ist, was Jahrzehnte hindurch in der gesamten Fachliteratur stand, deren Autoren
nämlich behaupteten, dass die Deutschen der Sowjetunion den Hitler-Stalin-Pakt und das
Geheimabkommen zum Beispiel über die Aufteilung Polens angeboten und die Sowjets
letztlich nur zugestimmt hatten, weil sie Deutschland fürchteten - oder 1939 objektiv gar
hatten fürchten müssen.
Nachweisbar ist: Pakt und Geheimabkommen wurden von Molotow in Stalins Auftrag
formuliert, den Deutschen angeboten und von ihnen nahezu wortwörtlich akzeptiert.
Falsch ist, dass Hitler Stalin vorgeschlagen habe, Polen restlos aufzuteilen. Stalin war es,
der Hitler vorschlug, Polen untereinander restlos aufzuteilen und den polnischen Staat
auszulöschen.
Falsch ist, dass Stalin die Rote Armee erst 17 Tage nach Kriegsbeginn in Polen eingreifen
ließ, weil » die Rote Armee nicht fertig gewesen« sei. Zutreffend ist: Im August hatte
Stalin Frankreich und England vorgeschlagen, sofort 136 Divisionen, ein Heer von
2.584.000 Mann mit 10.000 Panzern, für einen gemeinsamen Krieg gegen Deutschland
zur Verfügung zu stellen. Stalin wollte im September 1939 lediglich verhindern, dass die
Westmächte auch ihm wie Hitler - den Krieg erklärten. Er blieb stattdessen ständig mit
den Briten in Kontakt und schloss mit ihnen (bereits am 10. Oktober 1939) einen
sowjetisch-britischen Vertrag.
Unbestreitbar ist: Sowohl Deutschland als auch die Sowjetunion bereiteten synchron
einen Angriff gegen den Vertragspartner vor. Hitler kam Stalin lediglich zuvor, der
Deutschland bereits im Herbst 1938 - während des Münchener Abkommens - und dann
nochmals im bzw. nach dem sowjetischen Angriffskrieg gegen Finnland im Frühjahr 1940
mit einem Angriffskrieg ü beziehen wollte.
Da Stalin, der insgesamt 84mal vor einem deutschen Angriff im Sommer 1941 gewarnt
wurde, Hitlers »Weisung Nr. 21: Fall Barbarossa« vom 18. September 1940 für r einen
Angriffskrieg gegen die Sowjetunion bereits seit Ende Dezember 1940 - durch Verrat des
einstigen Zentrumsabgeordneten und Hitler-Gegners Erwin Respondek - kannte, kann die
stalinistisch bestimmte Version vom » verbrecherischen deutschen Überfall« auf die auf
einen Krieg nicht vorbereitete friedliche Sowjetunion und vom » Grollen Vaterländischen
Krieg« der Sowjetunion nicht nachvollzogen werden.
Dass die Rote Armee sich seit 1938 zudem auf einen Angriffskrieg gegen Deutschland
vorbereitet hatte, ist inzwischen lückenlos bewiesen. Im September 1938, zur Zeit des
Münchener Abkommens zwischen Deutschland, England und Frankreich, das die Sowjets
als » Kulminationspunkt der Forderung der imperialistischen Politik« charakterisierten,
machte die UdSSR in der Ukraine und im belorussischen Militärbezirk gegen Deutschland
mobil. Doch dabei blieb es auch. Allein wollte Stalin es nicht auf sich nehmen, das von
ihm zum gigantischen » Aggressor« stilisierte Deutschland anzugreifen.
Die Erklärung der Sowjets nach 1945, 1938 Deutschland nicht angegriffen zu haben, weil
die Tschechoslowakei sich nicht mit der Bitte an Moskau gewandt habe, Deutschland
entgegenzutreten, ist allzu durchsichtig. Allerdings ist nicht zu übersehen, dass die
Sowjetunion sich nach der Entscheidung Frankreichs, Prag nicht zu unterstützen, in
keiner einfachen Lage befand, zumal Polen und Rumänien sich weigerten, der Roten
Armee Durchmarschrechte einzuräumen. Doch selbst wenn Rumänien sich anders
verhalten hatte, Ware es den Russen infolge des total desolaten und primitiven
rumänischen Eisenbahnnetzes kaum möglich gewesen, ihre erste Division in weniger als
drei Monaten über Rumänien in die Slowakei zu befördern.
George F. Kennan, der als Berater des amerikanischen Botschafters in Moskau fungierte,
resümierte seinerzeit nach einem Gespräch mit dem deutschen Militärattaché in Prag:
» Die russische Erklärung der Bereitschaft zum Beistand der Tschechoslowakei, wenn
Frankreich dergleichen tut, war eine Geste, die Moskau sehr wenig kostete. Man kann
behaupten, dass für die Tschechen aus verschiedenen Gründen gute Aussichten
bestanden, gerettet zu werden, wenn sie sich zum Widerstand entschlossen hatten. Man
kann jedoch kaum behaupten, dass sie durch die Truppen der Sowjetunion gerettet
worden wären. «
Während die Reichsregierung seit Ende Juli 1939 nach beiderseitigen diplomatischen
Vorarbeiten und Hinhaltestrategien auf rasche amtliche Entscheidungen der Sowjets im
Hinblick auf eine deutsch-sowjetische Übereinkunft drängte und die Regierung der UdSSR
- als demonstratives Zeichen ihres Entgegenkommens deutsche Landwirtschaftsfachleute
nach Moskau einladen ließ, paraphierten sowjetische Vertreter in denselben Tagen,
nämlich am 23. und am 24. Juli, einen von den Westmächten am 8. und 17. Juli 1939
vorgelegten Vertrag mit einem Zusatzprotokoll, nachdem Molotows Forderung
zugestimmt worden war, gegen Deutschland gerichtete Militärverhandlungen zwischen
der Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich einzuleiten. Und während Staatssekretär
von Weizsäcker vom Auswärtigen Amt die deutsche Botschaft in Moskau am 3. August
wissen ließ, dass die deutsche Regierung bereit sei » ganz konkret über die Sowjetunion
interessierende Fragen zu sprechen« , genehmigte Stalin am Tag danach ein von den
Volkskommissariaten für r Verteidigung und Äußeres ausgearbeitetes Dokument, das den
Titel » Vorstellungen zu den Verhandlungen mit England und Frankreich« trug und in fünf
Variationen militärische Maßnahmen für den » Aufmarsch unserer Kräfte« gegen den
» Hauptaggressor« , also Deutschland, behandelte. » Im Falle eines Angriffs ... gegen uns,
müssen wir von England und Frankreich« , so hieß es in den sowjetischen
» Vorstellungen« , 1. die » Stellung von 86 Infanterie-Divisionen fordern, 2. einen
entschiedenen Vormarsch ihrerseits vom 16. Tag der Mobilisierung an, 3. eine aktive
Teilnahme Polens am Krieg und 4. ebenfalls einen ungehinderten Durchmarsch unseres
Heeres durch das Territorium Galiziens und des Korridors von Wilna 5. bei gleichzeitiger
Zurverfügungstellung von rollendem Material.«
Generalstabsmäßig festgelegt war nicht nur, wie viele Panzer und Flugzeuge und welchen
Anteil an Artillerie die Sowjetunion, England und Frankreich jeweils stellen sollten,
sondern auch die Richtung der »Hauptschlage« und die Koordinierung der militärischen
Aktionen.
Ab 13. und 14. August verhandelten britische und französische Militärmissionen in
Moskau mit den vom sowjetischen Marschall Woroschilow angeführten sowjetischen
Militärs und Hochangesiedelten politischen Funktionsträgern Kusnetzow, Loktionow,
Smorodionow und Schaposchnikow, deren Trachten weisungsgemäß darauf gerichtet
war, über ihre Verhandlungspartner aus London und Paris verbindliche Zusagen von
deren Regierungen für einen Militärpakt mit der Sowjetunion für einen Krieg » gegen
Deutschland und seine Verbündeten« zu gewinnen. Stalin, der die Strategie und Taktik
der seit dem 14. Juni 1939 - nach Sondierungsgesprächen in der zweiten Märzhälfte - in
Moskau verhandelnden Briten und Franzosen mehrfach verärgert kommentiert hatte, fuhr
bis zum 20. August 1939 zielstrebig zweigleisig. Er ließ einerseits Molotow, Astachow,
Babarin, Potemkin und Mikojan monatelang mit Ribbentrop und dessen engsten
Mitarbeitern konferieren, die deutschen Vorbehalte gegenüber der Sowjetunion
systematisch abbauen, die » Friedfertigkeit« sowohl seiner Regierung als auch seines
Regimes als selbstverständliche Vorgaben suggerieren und von Molotow einen (bereits
mit einem » Geheimprotokoll« versehenen) » Nichtangriffspakt« formulieren, in dem vom
»Wunsch nach Festigung der Sache des Friedens« die Rede war - und drängte
andererseits England und Frankreich, sich mit ihm für einen vermeintlich notwendigen
» Präventivkrieg« gegen das Reich zu verbunden.
Obwohl er, der » eiskalte Rechner« , wie Hitler Stalin nannte, London und Paris
unterstellte, sich » insgeheim mit Hitler zu arrangieren« , bot er den beiden Westmächten
an, eine gewaltige Streitmacht gegen Deutschland und seine möglichen Verbündeten
Lettland, Estland, Rumänien und Ungarn für r den Fall aufzubieten, dass sie bereit waren,
sich mit der Sowjetunion für einen Krieg gegen Deutschland zu verbünden. Das
Sitzungsprotokoll der » Militärmissionen der UdSSR/Großbritanniens und Frankreichs«
vom 14. August 1939 spricht für sich: »Auf Ersuchen der Militärmissionen
Großbritanniens und Frankreichs stelle ich«, erklärte der sowjetische Armeekommandeur
Schaposchnikow, » im Auftrage der Militärmission der UdSSR den Aufmarschplan der
Streitkräfte der UdSSR an deren Westgrenze dar.
Die Rote Armee lässt im europäischen Teil der UdSSR gegen eine Aggression in Europa
aufmarschieren und Front machen: 120 Infanteriedivisionen, 16 Kavalleriedivisionen,
5000 schwere Geschütze einschließlich Kanonen und Haubitzen, 9000 bis 10.000 Panzer,
5000 bis 5500 Kampfflugzeuge, Bomber und Jäger und zusätzlich: Hilfsflugzeuge. In
dieser Zahl sind nicht einbegriffen: die Truppenteile der Befestigungsbereiche, die
Flugabwehr-, die -Küstenschutz- und die Reserveverbände, der Ersatz (Depots) und die
rückwärtigen Dienste ... Die Kriegsstärke der Division betragt 19.000 Mann ... In
Alarmbereitschaft versetzt werden die Verbände in den Befestigungsbereichen innerhalb
von vier bis sechs Stunden.
Befestigungsbereiche hat die UdSSR entlang ihrer gesamten Westgrenze, vom Nördlichen
Eismeer bis zum Schwarzen Meer. Der Aufmarsch der Armee wickelt sich innerhalb von
acht bis 20 Tagen ab. Das Eisenbahnnetz ermöglicht es, die Armee in der genannten Zeit
nicht nur an der Grenze zusammenzuziehen, sondern sie auch entlang der Front
umzugruppieren. Entlang der Westgrenze haben wir in einer Tiefe bis zu 300 km drei bis
fünf Rochiermöglichkeiten. « Nach dieser Stärkenaufrechnung, die der britische Admiral
Drax, der Leiter der britischen Mission, (auf Anfrage) mitschreiben durfte, erläuterte
Schaposchnikow: » Ich will nun die von der Militärmission der UdSSR gebilligten drei
Varianten für ein eventuelles gemeinsames Vorgehen der Streitkräfte Großbritanniens,
Frankreichs und der UdSSR im Falle einer Aggression in Europa darlegen.«
Auch diese » Varianten« sind von so außerordentlicher historischer Bedeutung, dass sie
wenigstens auszugsweise wiedergegeben werden sollen.
1. Vorschlag für den Fall, dass der Block der Aggressoren Großbritannien und Frankreich
angreift. In diesem Fall stellt die UdSSR 70 Prozent der Streitkräfte, die von
Großbritannien und Frankreich unmittelbar gegen den Hauptaggressor - Deutschland -
eingesetzt werden. Genauer: Wenn zum Beispiel Frankreich und Großbritannien gegen
Deutschland unmittelbar 90 Infanteriedivisionen aufstellen wurden, so wurde die UdSSR
63 Infanteriedivisionen, sechs Kavalleriedivisionen mit entsprechender Anzahl Artillerie,
Panzer, Flugzeuge, in Gesamtstärke von rund zwei Millionen Mann, bereitstellen.
2. Vorschlag » ... die Nordflotte der UdSSR fuhrt Operationen vor den Küsten Finnlands
und Norwegens außerhalb ihrer Hoheitsgewässer gemeinsam mit einem britischfranzösischen
Geschwader durch ... die Baltische Flotte der UdSSR kann Unterseeboote
einsetzen und vor den Küsten Ostpreußens und Pommerns Minen legen. Die U-Boote der
Baltischen Flotte der UdSSR werden den gegnerischen Transport von Rohstoffen aus
Schweden stören ... falls die Aggression sich gegen Polen und Rumänien richtet ... (kann
eine) Teilnahme der UdSSR am Kriege ... nur dann erfolgen, wenn Frankreich und
Großbritannien mit Polen und möglichst auch mit Litauen und Rumänien den
Durchmarsch und Operationen unserer Truppen durch den Korridor von Wilna ü über
Galizien und Rumänien vereinbaren. In diesem Fall stellt die UdSSR 100 Prozent der
Streitkräfte, mit denen Großbritannien und Frankreich unmittelbar gegen Deutschland
antreten. Wenn zum Beispiel Frankreich und Großbritannien gegen Deutschland 90
Infanteriedivisionen antreten lassen, stellt die UdSSR 90 Infanteriedivisionen und zwölf
Kavalleriedivisionen mit entsprechenden Artillerie-, Flieger- und Panzerkräften ... Im
Süden sperrt die Schwarzmeerflotte der UdSSR das Donaudelta gegen das Eindringen
von Unterseebooten des Aggressors (Deutschland) und eventuellen anderen
Marinekräften und riegelt den Bosporus ab, um feindlichen Geschwadern und
Unterseebooten den Zugang zum Schwarzen Meer zu verwehren ...
3. Vorschlag für den Fall, dass der Hauptangreifer sich über das Territorium Finnlands,
Estlands und Lettlands hinweg gegen die UdSSR richtet. In diesem Fall werden
Frankreich und Großbritannien unverzüglich in den Krieg gegen den Aggressor oder den
Aggressorblock eintreten müssen. Durch Vertrage mit Großbritannien und Frankreich
verbunden, muss Polen unbedingt gegen Deutschland antreten und unseren Truppen, laut
Vereinbarung der Regierungen Großbritanniens und Frankreichs mit der Regierung
Polens, durch den Korridor von Wilna und Galizien Durchlass gewähren.«
Die Sowjets lockten ihre westlichen Verhandlungspartner 1939 mit gigantischen Zahlen.
So sollte die erste Welle der Luftwaffe 5000 bis 5500 Kampfflugzeuge auf dem
westeuropäischen Kriegsschauplatz umfassen, dem gegebenenfalls monatlich 900 bis 950
neue Maschinen zur Verfügung gestellt werden konnten.
Eindeutig den Angriffscharakter der geplanten Operationen heraushebend, erklärte der
Armeekommandeur Loktionow: » Die Reichweite der Bomber betragt 1800 bis 4000
Kilometer. Die Bombenladung reicht von 600 Kilogramm ... bis 2500 Kilogramm ... Das
Verhältnis zwischen Bombern, Jagd- und Armeefliegern betragt prozentual 55 :40: 15.«
Doch die beiden westlichen Militärmissionen, die sich erst elf Tage nach der Zustimmung
ihrer Regierungen - mit einem Passagierdampfer - auf den Weg nach Moskau begeben
hatten, wofür sie sechs Tage benötigten, ließen sich Zeit. Wahrend die Sowjets die
Westmächte drängten, sich für Stalins Krieg gegen Deutschland zu entscheiden,
versuchten sie gleichzeitig, die Deutschen zu beruhigen und ihnen einzureden, dass sich
die deutsch-sowjetischen Verhältnisse im Hinblick auf eine gedeihliche Zusammenarbeit
positiv verändert hatten. Tatsächliche Streitfragen gäbe es ja eigentlich nicht mehr, so
dass aggressive Tendenzen nicht mehr zur Debatte stunden.
Am 14. August 1939 erklärte Woroschilow den zaudernden westlichen Militarmissionen
wörtlich, » dass die (geplanten) Operationen der sowjetischen Truppen gegen Ostpreußen
und Galizien und Operationen Englands und Frankreichs im Westen das Ende
Deutschlands bedeuten wurden«, wenn sie, die Briten und die Franzosen, bereit seien,
den sowjetischen Plan zu akzeptieren. Doch die Westmächte waren zu einer solchen
Aktion nicht bereit. Sie beriefen sich auf das geltende Völkerrecht und verwiesen darauf,
dass die Sowjetunion und Deutschland keine gemeinsamen Grenzen hatten und Polen den
sowjetischen Truppen den Durchmarsch durch Polen nicht gestatte. Damit war Stalins
Plan zur Makulatur geworden, das militärisch und wirtschaftlich nicht entfernt auf einen
solchen Krieg vorbereitete Deutsche Reich, dessen Führung nachweisbar bis 1941 noch
nicht einmal ü über einen Kriegsplan verfugte, niederzuwerfen und ihm, wie Woroschilow
sagte, ein » Ende« zu bereiten.
Als Stalin am 19. August 1939 von Woroschilow erfuhr, dass Großbritannien und
Frankreich sich nicht in seinen Plan einspannen ließen, wandelte er sich innerhalb von 24
Stunden » vom Saulus zum Paulus«. Molotow, der sicherheitshalber bereits Mitte August
beim deutschen Botschafter von der Schulenburg ventiliert hatte, wie Deutschland zu
einem sowjetisch-deutschen Pakt stehen wurde, musste nun auf diese Karte setzen und in
bestürzender Eile den Hitler-Stalin-Pakt vorbereiten. Wie die sowjetische Bevölkerung
und die Weltöffentlichkeit auf diese Wendung reagieren wurden, interessierte Stalin
persönlich wenig. Die Funktionsträger des Regimes hatten damit fertig zu werden. Und
noch ehe die deutsche Regierung sich naher mit dem sowjetischen Anerbieten
beschäftigen konnte, erreichte sie bereits am nächsten Tag, am 20. August, ein
Telegramm des deutschen Botschafters aus Moskau, der Molotows Wunsch ankündigte,
sich möglichst umgehend mit Deutschland zu arrangieren. Die UdSSR redete von einem
Nichtangriffspakt, während sie in Moskau intensiv dabei war, die Militärmissionen
Großbritanniens und Frankreichs für einen Krieg gegen Deutschland zu gewinnen.
Auf den Nachvollzug des Faktabschlusses vom 23. August 1939, der sich als Schleuse für r
den Krieg in Europa erwies, kann hier verzichtet werden. An dieser Stelle zunächst nur so
viel: Das wirtschaftliche und militärische Kräfteverhältnis Sowjetunion Deutschland bot
Stalin zu jener Zeit keinen tatsächlichen Anlass, Besorgnis oder gar Furcht zu suggerieren
und die Welt glauben zu machen, dass Hitler in der Lage sei, die Sowjetunion ernsthaft zu
gefährden. Die Auswertung der Ereignisse und Dokumente lässt vielmehr die Vermutung
zu, dass es Stalin darum gegangen ist, » Hitler-Deutschland« propagandistisch frühzeitig
und systematisch mit dem Stigma des » Aggressors« zu versehen, um späteren eigenen
Operationen aggressiven Charakters psychologisch den Boden zu bereiten. Die
richtungweisenden Bemühungen der sowjetischen Funktionsträger während der
Verhandlungen mit den westlichen Militärmissionen bis zum 19. August 1939 sind mehr
als ein Indiz dafür.
Die eigene Basis strafte Stalin Lügen. Die sowjetische Luftwaffe erhielt beispielsweise
vom 1. Januar 1939 bis zum 22. Juni 1941 17.745 Kampfflugzeuge und die Artillerie
99.578 Geschütze, Kanonen und Granatwerfer gegen die erreichte Gesamtzahl von 7184
Geschützen der deutschen Artillerie bis zum Juni 1941. Die sowjetische
Rüstungsindustrie, die 1941 43,4 Prozent des gesamten sowjetischen Staatshaushaltes
beanspruchte und zwischen 1928 und 1941 von neun Millionen »Werktätigen« auf 23
Millionen angewachsen war, verfügte bereits 1941 über einen Frauenanteil von 39
Prozent. Hatten 1928 rund 100.000 Ingenieure und Techniker in den Diensten der
sowjetischen Rüstungsindustrie gestanden, waren es 1940 mehr als eine Million.
Am 22. Juni 1941 verfügte die Rote Armee gegenüber der Wehrmacht über die fünffache
Anzahl an Flugzeugen und über die siebenfache Menge an Panzern, was Hitler 1941
weder wusste noch hatte wahrhaben wollen. »Hätte mir einer« drei oder vier Tage vor
dem Beginn des Russlandkrieges erklärt, die Russen » haben 10.000 Panzer« , so Hitler in
der Nacht vom 5. zum 6. Januar 1942,,,ich hätte geantwortet: Sind Sie wahnsinnig?«
Hatte die Friedensstärke der Roten Armee 1933 885.000 Mann betragen, waren es 1937
1.433.000, 1939 2.100.000, im Januar 1941 4.200.000 und im Juni 1941 weit über fünf
Millionen Mann. Und die Gegenseite? Nach einer Forderung Hitlers von 1936 sollten die
Wehrmacht und die Wirtschaft zwar 1940 auf einen Kriegsfall vorbereitet und voll
einsatzfähig sein, doch das Rüstungsprogramm war - gemessen an der deutschen
Industriekapazität - nur schwerfällig angelaufen.
Bis September 1939 gab es in kaum einem deutschen Wirtschaftszweig eine Produktion,
die größere Kriegsvorbereitungen auch nur ahnen ließ. Noch im dritten Kriegsjahr gab es
weder einen zentral gelenkten Rüstungsplan noch eine zentral gelenkte
Rüstungsproduktion. Jeder Wehrmachtsteil, das Heer, die Luftwaffe und die Marine,
rüstete für sich nach Programmen, die Hitler gebilligt hatte. Den fast 6000 Mitarbeitern
und einer » kriegsstarken Kompanie Generale«, die beispielsweise allein das
Heereswaffenamt beschäftigte, war darüber hinaus auch die unumgängliche
Massenproduktion von Munition und Waffen fremd. Ständiger Streit um Rohstoffe und
Arbeitskräfte war nur eine der paralysierenden Folgen des Zuständigkeits- und
Kompetenzgerangels. Gemeinsame Absprachen gab es nicht.
Da es in Deutschland bis zu jener Zeit noch keinen Kriegsplan gab, fehlte geradezu
zwangsläufig auch ein differenzierter, zentraler Rüstungsplan. Der Vierjahresplan mit
Hermann Göring als oberster Instanz hatte zwar für die Sicherung der für die Rüstung
wichtigen Rohstoffe zu sorgen, wobei Sonder- und Generalbevollmächtigte für Chemie
und Kraftfahrwesen Engpässe innerhalb spezieller Bereiche zu unterbinden hatten, doch
sie bewirkten nicht, was Hitler erwartete. Zwar verfügte Göring ü über alle nötigen
Vollmachten, doch er nutzte sie nicht angemessen. Infolge seiner vielen Ämter war er
eindeutig überfordert. Allein seine Position als Oberbefehlshaber der Luftwaffe nahm ihn
so in Anspruch, dass er schwerlich in der Lage war, sich » nebenbei« auch noch
ausreichend mit den Rüstungsproblemen und deren Umfeld zu befassen.
Ein Problem für sich bildete die Kriegsmarine. Zwar sollte sie nach der Kündigung des
deutsch-britischen Flottenabkommens durch Hitler im April 1939 nach dem so genannten
» Z-Plan« zehn Schlachtschiffe, vier Flugzeugträger, 20 schwere und 48 leichte Kreuzer,
22 Spähkreuzer, 66 Zerstörer, 90 Torpedoboote und 249 U-Boote bekommen; doch diese
Stärke war erst für das Jahr 1948 vorgesehen. 1939 war all das pure Zukunftsträumerei.
Zwar hatten - mit Kriegsbeginn am 1. September 1939 - fortan monatlich 29 U-Boote die
Werften verlassen sollen, was Admiral Karl Dönitz, der Befehlshaber der U-Boot-Flotte,
hinsichtlich seiner Konzeptionen immer noch als viel zuwenig ansah, doch noch in der
zweiten Hälfte des Jahres 1940 waren es faktisch nur sechs Boote pro Monat.
Deutschland verfügte sowohl am 1. September 1939 als auch am 1. September 1940
insgesamt über lediglich 57 U-Boote. Die Anzahl der für den Einsatz im Atlantik
geeigneten Boote sank bis Februar 1941 sogar von 26 auf 22. Im Oktober 1940 befanden
sich im Nordatlantik mehr italienische als deutsche U-Boote. Was immer Stalin in diesem
Zusammenhang auch verbreitete und glauben machen wollte: Er wusste, wie stark die
deutsche Wehrmacht in Wirklichkeit war. Als Schukow ihm beispielsweise am 14. Mai
1941 meldete, dass allein im » baltischen, im westlichen, im Kiewer und im Odessaer
Wehrkreis« 149 Divisionen der Roten Armee stünden, bemerkte er lapidar: » Die
Deutschen haben nach unseren Informationen nicht so viele Truppen«, was den
Tatsachen sehr nahe kam!
Am 22. Juni 1941 trat die Wehrmacht mit 152 Divisionen zum Angriff auf die Sowjetunion
an: 3.500.000 Mann. Die Rote Armee verlor allein während des ersten Kriegsjahres
4.500.000 Mann (Tote, Verwundete und Gefangene), ohne dass sich dies gravierend
auswirkte. Die hoch entwickelte deutsche Technik und Industrie, die eisfreien Ostseehafen
und die Tür zum Westen waren Wunsche, die in Russland über eine etablierte Tradition
verfugten. Dass Stalin nur » Ruhe und grundlegende politische Sicherheiten« und » von
Deutschland die Anerkennung der Unverletzlichkeit des Status quo und damit die
unverrückbare Stabilität in Osteuropa« im Blick gehabt habe, wie beispielsweise Ingeborg
Fleischauer, die ihre marxistisch-leninistische Herkunft nicht verbergen kann, in ihrem
stalinfreundlichen Buch »Der Pakt« behauptet, trifft angesichts der zuverlässigen Quellen
nicht zu. auch wenn der Reigen derjenigen, die diese ideologisch instrumentalisierte
These verfechten, immer noch Legion ist.
Wie angesichts der Entstehungsgeschichte des Paktes vom 23. August 1939 und des
Grenz- und Freundschaftsvertrages vom 28. September 1939 sowie der Struktur der
beiden Paktpartner nicht anders zu erwarten gewesen war, versiegten die Verhandlungen
trotz mancher diplomatischer Querelen nicht. Das Streitobjekt, die Okkupation fremden
Territoriums, bildete das Scharnier, das die Verbindung aufrechterhielt. Das Baltikum, als
sowjetische militärische Basis für r Stalins Ambitionen und zukunftsorientierte Sowjetpolitik
sehr viel wichtiger als für r Hitler, blieb der Zankapfel. Kaum dass der Krieg gegen Polen
beendet war, drängte Stalin zunächst Estland, Lettland und Litauen » Beistands- und
Handelsabkommen« auf, die ihm ermöglichten, in diesen Staaten » legal« Verbande der
sowjetischen Luftwaffe, der Flotte und des Heeres zu stationieren.
Nachdenklich stimmen musste im Hinblick auf die Formulierung des Grenz- und
Freundschaftsvertrages, der die gleichen formellen Mangel aufwies wie der Vertrag vom
23. August 1939, dass in ihm weder eine Geltungsdauer und Kündigungsfrist noch eine
Strafandrohung für r die Verletzung der Vereinbarungen enthalten waren. Darüber hinaus
kann die Feststellung im Artikel IV, dass » die vorstehende Regelung als ein sicheres
Fundament für r eine fortschreitende Entwicklung der freundschaftlichen Beziehungen
zwischen ihren Völkern« zu betrachten sei, schwerlich als Ersatz für r eine gegenseitige
Zusicherung » friedlichen Verhaltens« gelten.
Schon diese Argumente lassen die - nicht zweifelsfrei zu beantwortende - Frage zu, ob
die Vertragspartner sich damit freie Hand für r Aggressionen vorbehalten wollten, ohne das
Odium des Vertragsbruches zu riskieren. Mit einiger Sicherheit jedenfalls kann
festgestellt werden, dass Stalin und Molotow - ebenso auch Hitler - seit Anbeginn der
Vereinbarungen nicht daran gedacht haben, sich buchstabengetreu an sie zu halten.
Nachdem Hitler beispielsweise während seiner Unterredung mit Molotow in Berlin am 13.
November 1940 moniert hatte, dass die Sowjetunion die vertraglichen Vereinbarungen
missachtet hatte, soweit es um Okkupationen fremder Gebiete ginge, entgegnete Molotow
in aggressiv skrupelloser Offenheit, dass » das Abkommen von 1939 auf eine bestimmte
Etappe der Entwicklung« bezogen worden sei, die » mit der Beendigung des Polenkrieges
abgeschlossen wurde« , so dass die von der Sowjetunion » vorgenommenen Korrekturen«
schließlich als Entgelt für die Unterstützung der UdSSR gelten durften, die Deutschland
letztlich auch ermöglicht hatte, Frankreich niederzuwerfen.
Vor Mitte Mai 1941 - wahrscheinlich unmittelbar nach dem Heß-Flug nach England - und
nach mehreren Stalin-Äußerungen, dass die Sowjetunion einen Krieg gegen Deutschland
beginnen werde, wenn Hitler nicht komme, legten Schukow und Timoschenko dem
Sowjetführer einen vom späteren Marschall Wassilewski ausgearbeiteten und in
Kanzleischrift eigenhändig niedergeschriebenen Operationsplan mit der Bitte vor, ihn zu
genehmigen, was Stalin auch tat. Das an » den Vorsitzenden des Rates der
Volkskommissare der UdSSR, den Genossen Stalin« gerichtete Dokument begann mit
dem Satz: » Ich trage Ihnen zur Begutachtung die Erwägungen für r den strategischen
Aufmarschplan der Streitkräfte der Sowjetunion für r den Fall eines Krieges mit
Deutschland und seinen Verbündeten vor ...«
Vernichtet werden sollten von der Roten Armee danach als erstes strategisches Ziel
zunächst die südlich von Demblin aufmarschierten deutschen Streitkräfte. Bis zum 30.
Tag der Operation sollte die allgemeine Frontlinie Ostrolenka, der Fluss Narev, Lodz,
Kreuzburg, Oppeln und Olmütz erreicht sein, um den sowjetischen Kräften der
Südwestfront die Möglichkeit zu eröffnen, den Hauptschlag in Richtung Krakau-Kattowitz
zu führen und auf diesem Wege die deutschen Streitkräfte von den südlichen
Verbündeten abzuschneiden.
Durch einen » Nebenschlag« sollte die Kräftegruppierung um Warschau gebunden und die
Voraussetzung geschaffen werden, der sowjetischen Südfront die Vernichtung der
deutschen Truppen zu erleichtern. Gegen Finnland, Ostpreußen, Ungarn und Rumänien
sollte eine bewegliche Verteidigung geführt werden, um bei günstiger Lage für einen
vernichtenden Schlag gegen Rumänien bereit zu sein. Gleichzeitig sollten die deutschen
Streitkräfte um Krakau » zerschlagen« und der » Raum Kattowitz in Besitz« genommen
werden. Dies sollte im Hinblick auf die Absicht geschehen, den Angriff nach Norden und
Nordwesten fortsetzen und das ehemalige Polen und » Ostpreußen in Besitz« nehmen zu
können. Nach diesen Vorgaben folgten Weisungen zur Sicherstellung konzentrierter
Schlage gegen Rumänien und zur Vernichtung der rumänischen Armee.
Die dargelegten Maßnahmen sind so umzusetzen, hielt es weiter, dass es der
sowjetischen Führung möglich sei, einen » Überraschungsangriff« » sowohl von der Luft
als auch auf dem Festland« zu führen. » Ausgehend von der Absicht des strategischen
Aufmarschplanes« , hieß es wörtlich weiter, » ist für die Streitkräfte der UdSSR folgende
Kräftegruppierung vorgesehen: Die Landstreitkräfte der Roten Armee in der Starke von
198 Schützen-Divisionen, 61 Panzer-Divisionen, 31 motorisierten Divisionen, 13
Kavallerie-Divisionen (insgesamt 303 Divisionen mit 5.757.000 Mann) und 74
Artillerieregimentern als Reserve des Oberkommandos« sollten auf vier » Fronten«
verteilt werden: auf die Nordfront (Militärbezirk Leningrad), die Nordwestfront
(besonderer Militärbezirk Baltikum), die Westfront (besonderer Militärbezirk West) und
die Südwestfront.
Ausdrücklich kodifizierte der strategische Aufmarschplan:
» 1. Unter dem Anschein von Übungen für Soldaten der Reserve ist eine geheime
Mobilmachung der Truppe durchzuführen.
2. Unter dem Anschein, in Ausbildungslager auszurücken« , hieß es weiter, » sind in der
Nähe der Westgrenze geheime Truppen zusammenzuziehen, und vorrangig sind alle
Armeen für die Reserve des Oberkommandos zusammenzuziehen.
3. Aus den entlegenen Militärbezirken sind die Luftstreitkräfte geheim auf Feldflugplätzen
zu konzentrieren, und mit dem Einrichten der rückwärtigen Dienste der Luftstreitkräfte
ist sogleich zu beginnen ...
4. Um sich von einem möglichen feindlichen Überraschungsstoß zu sichern, ist das
Zusammenziehen der Kräfte und der Aufmarsch der eigenen zu decken und ihr Übergang
zum Angriff vorzubereiten . . . «
» Ich ersuche«, so hieß es unter der Ziffer IX des Aufmarschplanes, ,,1. Den vorgelegten
Plan für r den strategischen Aufmarsch der Streitkräfte der UdSSR und den beabsichtigten
Einsatzplan für r den Fall eines Krieges mit Deutschland zu bestätigen ... Die konsequente
Durchführung der geheimen Mobilmachung und die geheime Zusammenziehung
vorrangig aller Armeen der Reserve des Oberkommandos und der Luftwaffe (bitten wir)
rechtzeitig zu genehmigen« und » Die Industrie verbindlich zu verpflichten, den
Produktionsausstoß für r Panzer und Flugzeuge als auch den Plan für r die Herstellung und
Zufuhr von Munition und Kraftstoff innerhalb der vorgegebenen Zeit genauestens zu
erfüllen.« [1]
General Wassilewski hatte die Aufzählung der für r den Angriffskrieg gegen Deutschland
zur Verfügung stehenden » Vorräte« an Munition, Treib- und Schmierstoffen und Bomben
am Schluss seines (von Stalin mit » J. St.« ) paraphierten Operationsplanes mit der
Formulierung eingeleitet: »Der Aufmarsch der Truppen und ihr Einsatz werden durch die
nachstehend angeführten Vorräte sichergestellt« , was nicht unbedingt auf beabsichtigte
Verteidigungsoperationen hinwies. Seine Aufschlüsselung bestätigte es ebenfalls. So
registrierte er beispielsweise für r die Flugabwehr einen Vorrat von lediglich fünf Tagen für r
37-mm-Munition und von elf Tagen für r 85-mm-Munition, was eindeutig gegen eine
Absicht sprach, sich an den Grenzen auf Defensivoperationen vorzubereiten und einen
Verteidigungskrieg führen zu wollen.
Ebenso verhielt es sich hinsichtlich der » Fliegermunition« und der Treib- und
Schmierstoffe: » Betonbrechende Munition« lag für r zehn Tage bereit, Benzin für r
zweieinhalb Monate. » Betonbrechende Munition« konnte im Verteidigungskrieg im
eigenen Land nicht eingesetzt werden. Die großen Treibstoffmengen in Grenznahe
schlossen Verteidigungsabsichten als dominierendes Motiv ebenso aus. Eine Million
Tonnen Treibstoff wurden Anfang Juni aus dem Landesinneren in Grenznähe geschafft,
wo sie im Falle eines Verteidigungskrieges rasch ein Opfer der feindlichen Luftwaffe
werden mussten, wie es bereits am ersten Tag des deutschsowjetischen Krieges auch
geschehen ist. Ähnlich verhielt es sich im Zusammenhang mit den
Munitionsbereitstellungen. 4216 - in » Grenznähe geparkte« - Eisenbahnwagen mit
Munition wurden unmittelbar bei Kriegsbeginn allein an der Westfront vernichtet. Allein
auf dem Bahnhof Kalinowka an der Südwestfront standen 1500 Eisenbahnwaggons voller
Munition bereit, was nicht zu den Ausnahmen gehörte. An allen Frontabschnitten
befanden sich in angemessener Entfernung von den Grenzen fahrbereite Munitionszüge,
deren Besatzungen auf Anweisungen für r ihre Weiterfahrten harrten.
Hätte die Rote Armee sich auf einen Verteidigungskrieg vorbereitet, wären diese Vorräte
nicht auf mobilen Fahrzeugen gelagert, sondern an vorbereiteten Verteidigungsstellen
deponiert worden. Die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten der Roten Armee wussten
spätestens seit Ende 1938, dass das Gerede über die Sowjetarmee als
» Verteidigungsarmee« nur eine Version der Propaganda war. Und sie bestätigten dies
nach ihrer Gefangennahme auch nahezu ausnahmslos.
Nachdem Stalin die Auffassung geäußert hatte, dass ein deutscher Angriff nach
Herbstbeginn 1941 nicht erwartet werden könne, weil der Zeitpunkt » für r einen deutschen
Angriff zu spät« sei, wurde in der Sowjetunion alles darauf vorbereitet, den deutschen
Möglichkeiten mit einem umgehenden eigenen Angriff » zuvorzukommen« , wie der von
Timoschenko und Schukow unterzeichnete Operationsplan es vorsah. Die sowjetische
Eisenbahn trug dabei einen wesentlichen Teil der Hauptlasten. Zu den bereits genannten
Zahlen gesellte sich die Tatsache, dass allein 1320 Eisenbahnzüge (nicht etwa Waggons,
sondern Züge) mit Kraftwagen auf den Schienen bereitstanden. Angesichts dieses schier
uns übersehbaren Aufwandes und der sowjetischen Organisationsmangel kam es vor und
bei Kriegsbeginn zu Pannen, die den deutschen Streitkräften zugute kamen. Ein Großteil
der Einheiten der 21. Armee beispielsweise wurde ebenso auf dem Transport vom
Kriegsausbruch ü überrascht wie das 43. Schützenkorps, elf Divisionen der 21. und 22.
Armee und die 19. und 16. Armee. »Die ungeheure Ansammlung von Waggons lähmte
den Betrieb vieler Eisenbahnknotenpunkte nahezu vollständig«, überlieferte Kowaljow,
der stellvertretende Volkskommissar für r Staatskontrolle, was General Klemin vier Jahre
später mit dem Hinweis bestätigte, dass sich 47.000 Waggons mit Kriegsmaterialien auf
den Strecken befanden und zu spät zum Einsatz zur Verfügung gestanden hatten.
Stalins Kalkül, Hitler frühestens Anfang 1942 » kommen« wurde, hatte nicht nur ihn
getrogen, sondern auch die Militärs bewogen, ihre Vorbereitungen nicht mit der Eile zu
betreiben, die angesichts der Sachlage am Platze gewesen wäre. Wer davon ausgeht, dass
auch Stalin seine Offensive erst 1942 habe auslösen wollen, übersieht die Tatsache, dass
die Rote Armee in dem Falle im Freien hatte ü überwintern müssen oder aber den
gesamten Aufmarsch durch die Rückführung in die Standorte oder an Orte mit
ausreichenden festen Winterquartieren hätte bewältigen müssen, um kurze Zeit danach
die ganze Prozedur noch einmal vor sich gehen zu lassen.
Wenn Stalin, wie Molotow zwischen 1969 und 1986 mehrfach bestätigte, 1941 fest
überzeugt gewesen ist, dass Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion nicht mehr 1941
beginnen wurde, erübrigt sich zwangsläufig jede weitere Diskussion ü über den Charakter
des gigantischen sowjetischen Aufmarsches an der deutschen Ostgrenze. Stalin wollte
1941 mit dem - auch nach seiner Meinung » unvermeidlichen Krieg gegen Deutschland«
beginnen.
Zwar gehörten länger währende » Sommerlager« im offenen Gelände zum
grundsätzlichen Ausbildungsprogramm der Roten Armee, doch der personelle und
materielle Aufwand, der 1941 für r jedermann sichtbar - getrieben wurde, war beispiellos
und irritierte sowohl das Militär als auch die Bevölkerung. Nur bestimmten Chargen und
Funktionsträgern war bewusst, was bevorstand. Die Soldaten und die Bevölkerung der
UdSSR, die bereits 1940 nach dem sowjetisch-finnischen Krieg und den teilweise
beängstigend wirkenden Spannungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion besorgt
registriert hatten, dass das militärische Sommerlager außergewöhnliche Ausmaße
angenommen hatte, bedurften keiner prophetischen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass
die Dinge 1941 anders lagen, zumal seit Mitte Mai die westlichen Grenzregionen sowohl
für r Ausländer als auch für r Russen, die nicht in den Gebieten lebten, gesperrt worden
waren.
Was sowjetische Militärs, Historiker, Politiker und Publizisten gewöhnlich meinten, wenn
sie die von ihnen stereotyp kolportierte Version verbreiteten, dass die Rote Armee im Juni
1941 noch nicht » voll auf den Krieg vorbereitet« gewesen sei, brachte bereits die
Sowjetzeitschrift »Die sowjetischen Streitkräfte« 1978 auf die Formel: Nicht ausreichend
vorbereitet seien im Juni 1941 gewesen: (Die) » Vorbereitung von Ausgangsstellungen für r
einen Angriff. (Die) Anlage von Kolonnenmarschbewegungen ... (die) Maßnahmen zur
Räumung von Sperren ... (die) Organisation des Zusammenwirkens von Infanterie und in
den Sturmgruppen (und die) Vorkehrungen für r gewaltsame Flussüberquerungen.« Der
deutsche Angriff stieß mitten in die sowjetischen Angriffsvorbereitungen hinein, die
spätestens Mitte Juli 1941 abgeschlossen sein sollten. Er vereitelte nicht nur ihre
Vollendung, sondern zwang der UdSSR zugleich auch das Dilemma auf, zu der Zeit ü über
eine Offensivarmee zu verfügen, die auf die Verteidigung nahezu gar nicht vorbereitet
war. Am 22. Juni 1941 standen beispielsweise die sowjetischen Kriegsflugzeuge, die für r
den Offensivaufmarsch der Roten Armee zunächst bereitgestellt worden waren, nicht auf
Horsten in rückwärtigen Gebieten der UdSSR, was im Falle von Verteidigungsabsichten
selbstverständlich gewesen wäre, sondern - wie zum Appell - Tragfläche an Tragfläche
auf Flugfeldern und an deren Rändern in der Nahe der Grenze. So war es möglich, bereits
am ersten Tag des Krieges Aufklärer, Bomber und Jagdflugzeuge zu Hunderten am Boden
- allein durch den Einsatz von 2-kg-Splitterbomben - zu zerstören.
Entsprechend verhielt es sich mit den gewaltigen Mengen von Treib- und Schmierstoffen,
Munitionsvorräten, Waffen aller Art, Eisenbahnschienen, Baumaterialien und Kohle,
Pferden, Pferdewagen, Autos und Motorrädern, die in Grenznähe sowohl der deutschen
Artillerie als auch der Luftwaffe leicht zerstörbare Ziele boten. Weder die Infanterie noch
die Panzer und die Artillerie hatten sich für r den Verteidigungsfall eingegraben.
Zusätzliche Eisenbahnlinien oder auch nur Schienenstrange für r mögliche Rücktransporte
in die Tiefe der UdSSR gab es nicht.
Von den im Juni 1941 insgesamt rund 6700 Kilometern Schienenwegen waren lediglich
2008 Kilometer zweispurig angelegt, was Eisenbahntransporte außerordentlich
erschwerte, wie es sich beim Aufmarsch drastisch erwies. Brücken, die zum eigenen
Angriff genutzt werden konnten, waren nicht gesprengt worden, so dass sie den
Deutschen unversehrt in die Hände fielen und ihren Vormarsch erleichterten. Die
sowjetische Führung war davon ausgegangen, sie für r ihre Offensive zu benötigen.
Darüber hinaus waren die ursprünglich für r Verteidigungszwecke angelegten Minenfelder
seit dem 20. Juni ebenso geräumt worden, wie die in Brücken, Bahnhofsanlagen und
anderen wichtigen Gebäuden eingebauten Sprengladungen entfernt worden waren.
Tausende Kilometer Stacheldrahtverhaue, die einen angreifenden Feind behindern
sollten, existierten am 22. Juni nicht mehr, weil sie eine eigene Offensive erschwert
hatten.
Wie sehr die sowjetische Geschichtsschreibung und die deutschen sowjethörigen
Historiker die Geschichte fälschten, manipulierten und im Sinne der marxistischleninistischen
Geschichtsdarstellung instrumentalisierten, exemplifiziert dieser
Aufmarschplan auf ganz besondere Weise. Valentin Falin beispielsweise, der einstige
Leiter der Internationalen Abteilung beim ZK der KPdSU, behauptete noch im Mai 1993,
dass es sich bei dem Wassilewski-Schukow-Timoschenkow-Dokument von Mai 1941 um
eine Fälschung handele, obwohl er spätestens seit 1990 wusste, dass dies nicht der Fall ist.
Und nicht nur er log. Andere, wie z. B. Forschungsamtsmitarbeiter und Altstallnisten,
versuchten Stalins maßgebliche Rolle mit der Behauptung abzuschwächen, dass er das
Dokument möglicherweise gar nicht gelesen oder bekommen habe
.
Nachdem nun die russischen Militärhistoriker General Juri Solnyschkow und Oberst Iwan
Kusmin von der Moskauer Militärakademie im November 1994 in ihrer Stellungnahme zu
meinem Buch » Der Wortbruch. Hitler, Stalin und der Zweite Weltkrieg« [2] - einer
erstmaligen offiziellen russischen Stellungnahme zu einem Buch ü über den deutschsowjetischen
Krieg überhaupt in ihrer Bedrängnis und durchsichtigen Hilflosigkeit
plötzlich zugegeben haben, dass Stalin den Aufmarschplan der Roten Armee gegen
Deutschland nicht nur gelesen, sondern paraphiert und damit bestätigt und genehmigt
hat, ist russischerseits auch diese gezielte sowjetische Fehlinformation ad absurdum
geführt worden.
Adalbert Weinstein, der einstige Generalstäbler und international renommierte
Militärexperte der » Frankfurter Allgemeinen Zeitung«, schrieb am 14. Januar 1995 in der
» Deutschen Tagespost« in seiner Besprechung des Buches » Der Wortbruch. Hitler, Stalin
und der Zweite Weltkrieg« unter anderem: »Die sowjetischen Historiker haben niemals
Geschichte sachlich gedeutet und historische Ereignisse objektiv bewerten dürfen. Ihre
Geschichtsschreibung ist von der Partei manipuliert und der jeweiligen inneren Lage
angepasst worden. Ihre Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges ist ein Gewebe
von Lüge, Anmaßung, Personenkult und Lob auf den Sowjetpatriotismus. Dass sie
ausgerechnet in einer dunklen Zeit ihrer Geschichte die Wahrheit bekennen sollen,
empfinden sie als Demütigung. «
Wer jetzt noch davon redet, dass die deutschen Streitkräfte 1941 einen friedliebenden
und auf einen Krieg nicht vorbereiteten Gegner verbrecherisch überfallen hatten, muss
sich gefallen lassen, als Ignorant oder als politisch korrumpierter Zeitgenosse bezeichnet
zu werden.
Dass Hitler seit 1925 fest davon überzeugt war, die Sowjetunion im Rahmen eines
Raubkrieges eines Tages niederwerfen und ausbeuten zu müssen, ist eine so altbekannte
Tatsache, dass hier darüber nicht detailliert gesprochen zu werden braucht. Seine
ursprünglich gedachten Termine waren - wie andererseits auch bei Stalin hinsichtlich
seines Angriffes gegen Deutschland - nach seinen gescheiterten Kalkulationen seit 1938 -
die Jahre 1942/43.
Hitlers tatsächlicher Angriff von 1941 resultierte hingegen nicht aus seinen ursprünglich
ideologisch orientierten Überlegungen. Er wurde von militärisch-strategischen
Erwägungen diktiert, die durch Stalins militärische Maßnahmen herausgefordert wurden.
Der Artikel IV, der vorletzte Absatz in der »Weisung 21: Fall Barbarossa« vom 18.
Dezember 1940, erweist sich hierbei als ein historisches Dokument, das aus dieser
Perspektive - trotz der ungezählten Debatten - noch nicht sachgerecht und
unvoreingenommen in die Geschichte eingeordnet worden ist.
Hieß es dort doch: » Alle von den Herren Oberbefehlshabern auf Grund dieser Weisung zu
treffenden Anordnungen müssen eindeutig dahin abgestimmt sein, dass es sich um
Vorsichtsmaßnahmen handelt für r den Fall, dass Russland seine bisherige Haltung gegen
uns ändern sollte. Die Zahl der frühzeitig zu den Vorarbeiten herabzuziehenden Offiziere
ist so klein wie möglich zu halten, weitere Mitarbeiter sind so spät wie möglich und nur in
dem für die Tätigkeit jedes Einzelnen erforderlichen Umfang einzuweisen. Sonst besteht
die Gefahr, dass durch ein Bekannt werden unserer Vorbereitungen, deren Durchführung
zeitlich noch gar nicht festliegt, schwerste politische und militärische Nachteile
entstehen. «
dass diese Formulierungen indes nicht als Beweis dafür r gewertet werden kennen, dass
Hitler den Krieg gegen die Sowjetunion gegebenenfalls - und letztlich - gar nicht gewollt
habe, bezeugen unzählige Fakten. Er wollte den Krieg, wie Stalin seinerseits auch, jedoch
erst 1942 oder 1943. Unbestreitbar jedenfalls ist: Sowohl Deutschland als auch die
Sowjetunion bereiteten synchron einen Angriff gegen den Vertragspartner vor. Hitler kam
Stalin lediglich zuvor.
Die jüngste Darstellungstendenz zahlreicher russischer wie auch deutscher Historiker
bezeugt deutlich, dass die seit Stalin instrumentalisierte Deutung immer noch ihre
Anhänger hat. Michail Gorbatschow, der als Generalsekretär der KPdSU(B) Stalin am 8.
Mai 1985 im Kreml als Sieger im » Großen Vaterländischen Krieg« gefeiert und als GUSPräsident
wider besseres Wissen geleugnet hatte, das geheime Zusatzprotokoll zum
Hitler-Stalin-Pakt vom 23. August 1939 zu kennen, zog sich am 8. April 1994 mit einer
(in seinem Auftrag von Prof. Galkin unterschriebenen) Telefax-Erklärung mit der
durchsichtigen Feststellung aus der Affäre, dass die in Deutschland und in der
Sowjetunion synchron verlaufenen Kriegsvorbereitungen » außerhalb des Bereiches seiner
wissenschaftlichen Interessen« lagen.
Als Gerhard Mahler, deutscher Staatssekretär a. D., 1994 nach den Moskauer
Gesprächen Klaus Naumanns, des Generalinspekteurs der Bundeswehr, unter
Einschaltung des Verteidigungsattaché s und des Marineattaché s der deutschen Botschaft
in Moskau die Bitte äußerte, die in meinem Buch »Der Wortbruch« genannten
Militärarchive der ehemaligen Sowjetunion benutzen zu dürfen, wurde ihm der Zutritt
durch ein Schreiben des Oberst Semin, der als Stellvertretender Vorsitzender des
historischen Archivs und des kriegsgeschichtlichen Zentrums des Generalstabs der
bewaffneten Streitkräfte der russischen Föderation fungiert, ohne Angabe von Gründen
untersagt. In Moskau wurde die Arbeit an einer neuen zehnbändigen Enzyklopädie, die
1995 zum 50. Jahrestag des Sieges erscheinen und laut » Iswestija« » alle Lügengebilde
ü über den Großen Vaterländischen Krieg« aus der Welt schaffen sollte, ohne Begründung
eingestellt. Der renommierte russische Historiker Prof. Alexander Kolesnik verließ das
Moskauer Militärhistorische Institut, weil dort - wie er sich ausdruckte - » alle wie gelähmt
an den Schreibtischen« säßen und die Interpretation der Geschichte wieder ausschließlich
» auf Weisung von oben« zu geschehen habe.
Bezeichnend erscheint in diesem Zusammenhang nicht zuletzt, dass sowohl von
russischen Kollegen als auch von den deutschen Historikern, zumal des
Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, selbst die zum Teil bereits vor rund drei
Jahrzehnten veröffentlichten Feststellungen und Berichte der Sowjetmarschälle
Wassilewski und Schukow ebenso ignoriert werden wie beispielsweise die 1991 von
Tschujew in Moskau veröffentlichten Eingeständnisse Molotows, die Publikationen des
sowjetischen Obersts und Historikers Walerij Danilow und Miachail Milstejns, des
sowjetischen Generals und maßgeblichen Mitarbeiters der ehemaligen
Aufklärungsabteilung der Roten Armee. dass auch den jüngsten und in vielfacher Hinsicht
die überkommenen stalinistischen Mythen ad absurdum führenden Feststellungen des
Stalin- und Lenin-Biographen (Generaloberst Prof. Dr.) Dimitrij Wolkogonow keine
Bedeutung eingeräumt wird, ist eine der fatalen Konsequenzen der Entwicklung
hinsichtlich des instrumentalisierten Nachvollzugs des Zweiten Weltkriegs.
Als Bilanz bleibt: Solange Russland die einschlägigen Archive nicht dauerhaft öffnet und
deren Bestände ausländischen - und eigenen - Fachhistorikern zugänglich macht, kann es
den nachweisbaren Vorwurf nicht entkräften oder gar widerlegen, die Geschichte, die
doch selbstverständliche Grundlage unserer gemeinsamen Annäherungsbemühungen und
Freundschaft sein muss, nach wie vor ideologisch zu manipulieren, zu Instrumentalisieren
und ihren tatsachengerechten Nachvollzug zu boykottieren.
Anmerkungen
1. Der Aufmarschplan wurde hier relativ ausführlich zitiert, weil er zu den brisantesten
Dokumenten aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gehört und von maßgeblicher
russischer Seite noch bis 1995/96 geleugnet wurde.
2. Olzog Verlag, München 1994. Taschenbuchausgabe Heyne, 1997. In diesem Buch von
Prof. Maser finden sich exakte Quellenbelege für r die im vorliegenden Aufsatz (der auf
eine Vorlesung an der Universität Halle zurückgeht) zitierten Dokumente sowie zahlreiche
weitere, einschlägige Quellen- und Sachhinweise. »Der Wortbruch« ist unter anderem
bereits in Prag, Moskau, Peking und Warschau übersetzt worden und wird in Russland
trotz ursprünglicher Widerstände der Moskauer Militär-Akademie - als das Standardwerk
ü über den deutsch-sowjetischen Krieg ausgewiesen.
(aus dem Sammelband „ Armee im Kreuzfeuer“ )

Über den Autor:

Werner Maser, geb. 1922 in Ostpreußen, lehrte als Professor für Geschichte und
Völkerrecht in München, Helsinki und Tokio und von 1991 bis 1993 an der »Martin-
Luther-Universität« Halle-Wittenberg über Hitler, das Dritte Reich, das NS-Regime, den
Nürnberger Prozess und die Weimarer Republik. Vom » Spiegel« als » Institution« für Hitler
und das NS-Regime gerühmt, brachten ihm seine Bücher über Hitler, das NS-Regime,
den Nürnberger Prozess, die Weimarer Republik, über Friedrich Ebert, Hindenburg und
Helmut Kohl, die in mehr als 100 Ausgaben und Übersetzungen erschienen sind, in West
und Ast internationales Ansehen als Historiker und Bestsellerautor.

Stechlin
08.10.2006, 15:03
Wer mit dem Feuer spielt, läuft Gefahr, darin umzukommen. Friede der Asche ihrer Akten!

Zurück zur Tagesordnung.

dr_seltsam
08.10.2006, 15:08
Wer mit dem Feuer spielt, läuft Gefahr, darin umzukommen. Friede der Asche ihrer Akten!Zurück zur Tagesordnung.

Mitteldeutschland hat der Russe ja zum Glück verlassen...

Viel schlimmer sind die zurück gebliebenen (nicht nur geistig *g*) Kader der SED. Die kriegen wir aber auch noch.

Stechlin
08.10.2006, 15:16
Mitteldeutschland hat der Russe ja zum Glück verlassen...

Viel schlimmer sind die zurück gebliebenen (nicht nur geistig *g*) Kader der SED. Die kriegen wir aber auch noch.

Du bist wohl das Alter-Ego des Neutralen, oder er gar selbst?

Roter Prolet
08.10.2006, 15:28
Du bist wohl das Alter-Ego des Neutralen, oder er gar selbst?


Naja, sein Geschichtsrevisionismus und seine Bezeichnung der ehemaligen DDR-Gebiete als "Mitteldeutschland" lassen schon erahnen, welcher Gesinnung Dr. Seltam anhängt :rolleyes:

Stechlin
08.10.2006, 15:29
Naja, sein Geschichtsrevisionismus und seine Bezeichnung der ehemaligen DDR-Gebiete als "Mitteldeutschland" lassen schon erahnen, welcher Gesinnung Dr. Seltam anhängt :rolleyes:

Seltsam eben!