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Vollständige Version anzeigen : Ruhrpott-Kohle in Volkes Hand?



Roter Prolet
07.10.2006, 14:01
Kampf um die Kohle

Vor 60 Jahren: Bildung des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen mit der ersten Sitzung des Landtags in Düsseldorf. Debatte um Enteignungen in der Grundstoffindustrie

Am 2. Oktober 1946 traten die 200 von der Militärregierung ernannten Abgeordneten des Landtags von Nordrhein-Westfalen (NRW) zur ersten Sitzung in Düsseldorf zusammen. Damit war der Prozeß der Bildung eines neuen Landes, bestehend aus den beiden ehemals preußischen Provinzen Westfalen und den zur britischen Zone gehörenden Teilen der Rheinprovinz, abgeschlossen, auch wenn später noch das Land Lippe hinzukam. Die Auflösung Preußens und die Neugliederung entsprach dem gemeinsamen Willen der Alliierten

(...)

Schon bei den früh organisierten Betriebsratswahlen – bei denen die Kommunisten 44 Prozent der Mandate erreichten – als auch bei den ersten gewerkschaftlichen Zusammenkünften ging es zum einen um die Verbesserung der unmittelbaren Lebensbedingungen, andererseits um die zukünftigen Eigentumsverhältnisse im Bergbau. So beschloß z. B. eine Betriebsrätekonferenz aller Schachtanlagen des Ruhrgebietes in Bochum am 14. November 1945 die Organisierung des gemeinsamen Kampfes für folgende Forderungen: »Überführung der Schachtanlagen in die Hände der Provinzialregierungen, Säuberung der Betriebe und Verwaltungen von aktiven Nazis und die volle Mitbestimmung der Betriebsräte und Gewerkschaften in allen Fragen des Betriebes.«

(...)

Die britische Militärverwaltung begriff sehr wohl diesen Zusammenhang zwischen Arbeits- und Leistungswillen der Kumpels und ihren antifaschistischen und antimonopolistischen Forderungen. Um diese Stimmungen aufzufangen, wurden am 22. Dezember 1945 67 Bergbaugesellschaften der Kontrolle der Militärregierung unterstellt und etwa 40 der unbeliebtesten Nazimanager verhaftet und interniert. Zugleich blieb die Mehrzahl der alten Betriebsleitungen im Amt. Doch die Beschlagnahme der Unternehmen war kein Auftakt für ihre zukünftige Überführung in Gemeineigentum, wie viele hofften – begann die Labour-Regierung in England doch gerade mit der Verstaatlichung des Berg-baus –, sondern diente einer effektiveren Neuorganisation der Konzerne. An die Spitze der zentralen Behörde für die Entflechtung und Neuorganisation des Bergbaus setzten die Briten keine Gewerkschafter, sondern den ehemaligen Generaldirektor der Vereinigten Stahlwerke AG, den Wehrwirtschaftsführer Heinrich Dinkelbach.

(...)

Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/09-30/064.php

Hat jemand Fragen dazu? Ich finde, dass das Überführen der Produktionsmittel ins demokratisch kontrollierte Gemeineigentum heute in der inzwischen grösser gewordenen Bundesrepublik wieder auf die Tagesordnung gehören soll.

-jmw-
07.10.2006, 14:23
Wäre ich durchaus für, ABER ich würde Bedingungen stellen:

1. Keine Steuermittel mehr für die Kohle!
2. Selbstverwaltung durch die Beschäftigten, ihre gewählten Vertreter und von ihnen selber angestellte Leitungssachverständige!
3. Aufbau als "Offene Betriebsassoziation", in die jede natürliche Person eintreten und Kapital einbringen darf (und entsprechend gewinnbeteiligt wird).

klartext
07.10.2006, 14:49
Wäre ich durchaus für, ABER ich würde Bedingungen stellen:

1. Keine Steuermittel mehr für die Kohle!
2. Selbstverwaltung durch die Beschäftigten, ihre gewählten Vertreter und von ihnen selber angestellte Leitungssachverständige!
3. Aufbau als "Offene Betriebsassoziation", in die jede natürliche Person eintreten und Kapital einbringen darf (und entsprechend gewinnbeteiligt wird).
Du hast Roter Prolet nicht verstanden. Er will Staatskapitalismus nach DDR-Muster, also Abschaffung des Privateigentums.
Jedermann kann sich per Aktienkauf an einem Unternehmen beteiligen, das haben wir schon heute.

Obi-Wan Kenobi
07.10.2006, 15:04
Hat jemand Fragen dazu? Ich finde, dass das Überführen der Produktionsmittel ins demokratisch kontrollierte Gemeineigentum heute in der inzwischen grösser gewordenen Bundesrepublik wieder auf die Tagesordnung gehören soll.

Auf keinen Fall, wir leben in keiner Utopie.

Black Hawk
07.10.2006, 15:33
Auf keinen Fall, wir leben in keiner Utopie.


Richtig!

Yggdrasil
07.10.2006, 17:54
Alles dichtmachen, statt ewig zu subventionieren.

Roter Prolet
07.10.2006, 22:31
Du hast Roter Prolet nicht verstanden. Er will Staatskapitalismus nach DDR-Muster, also Abschaffung des Privateigentums.
Jedermann kann sich per Aktienkauf an einem Unternehmen beteiligen, das haben wir schon heute.

Du hast mich ebenfalls falsch verstanden.

Zum ersten war die DDR doch sozialistisch gerichtet. Nur war das ganze administrativ-zentralistisch organisiert, was trotz zahlreicher Erfolge scheiterte. Das hängt im übrigen auch mit dem Mangel an Demokratie zusammen, weil die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben zwar formell Eigentümer waren, aber letztendlich eine Handvoll von Bürokraten den Plan angebten, die dennoch nicht die Gewinne einkassieren konnten. Von Staatskapitalismus ist also nicht die Rede.

Zum zweiten verfolge ich selbstverständlich das Ziel, den Kapitalismus zugunsten einer sozialistischen Alternative zu überwinden, aber habe ganz sicher nicht vor, die Fehlentwicklungen und Irrwege, die in der DDR schlussendlich zum Scheitern (mit-)führten, zu wiederholen.

Und das mit dem Privateigentum ist schon richtig, jedoch meine ich nicht den kleinen Kioskmann an der Ecke oder Oma´s kleines Häuschen, sondern die Fabriken, Kraftwerke, grosse Plantagen, Finanzwesen etc. also die wesentliche Reichtums- und Lebensquellen.

Waldgänger
09.10.2006, 11:07
Du hast mich ebenfalls falsch verstanden.

Zum ersten war die DDR doch sozialistisch gerichtet. Nur war das ganze administrativ-zentralistisch organisiert, was trotz zahlreicher Erfolge scheiterte. Das hängt im übrigen auch mit dem Mangel an Demokratie zusammen, weil die Arbeiter und Angestellten in den Betrieben zwar formell Eigentümer waren, aber letztendlich eine Handvoll von Bürokraten den Plan angebten, die dennoch nicht die Gewinne einkassieren konnten. Von Staatskapitalismus ist also nicht die Rede.

Eben genau das nenne ich Staatskapitalismus. Das Privateigentum an Produktionsmitteln wurde nicht vergesellschaftet, sondern verstaatlicht.
Wenn der Staat die Kontrolle über die Produktionsmittel und das Kapital hat,
dann wurde der liberale Privatkapitalismus durch den bolschewistischen
Staatskapitalismus ausgetauscht. Ich vertrete in dieser Hinsicht die Analyse
der Rätekommunisten, auch wenn ich nicht so weit gehen würde mich als Kommunisten zu betiteln. Sozialismus herrschte in keinem einzigen Ostblockland.

Nehmen wir an, dass die zentrale Leitung die Produktenmasse nach dem
Lebensniveau rechtmäßig verteilen würde, dann bleibt trotz des glatten
Ablaufs der Geschäfte die Tatsache bestehen, dass die Produzenten in
Wirklichkeit nicht die Verfügung über den Produktionsapparat haben. Es
wird nicht ein Apparat von den Produzenten, sondern über ihnen sein. Das
kann zu nichts anderem als zu einer heftigen Unterdrückung gegenüber
Gruppen führen, die zu dieser Leitung in Widerspruch stehen. Die
zentrale ökonomische Macht ist zugleich die politische Macht. Jedes
oppositionelle Element, welches die Dinge in politischer oder
ökonomischer Hinsicht anders als die zentrale Leitung will, wird mit
allen Mitteln des gewaltigen Apparates unterdrückt. So wird aus der
Assoziation freier und gleicher Produzenten, die Marx verkündete, ein
Zuchthausstaat, wie wir ihn noch nicht kannten.



Zum zweiten verfolge ich selbstverständlich das Ziel, den Kapitalismus zugunsten einer sozialistischen Alternative zu überwinden, aber habe ganz sicher nicht vor, die Fehlentwicklungen und Irrwege, die in der DDR schlussendlich zum Scheitern (mit-)führten, zu wiederholen.

Ich kann mich Deiner Meinung anschließen. Es geht darum die Produktionsmittel
zu vergesellschaften, die Arbeiter an der geplanten Ökonomie zu beteiligen, den Mehrwert zu brechen und diesen dem werktätigen Volk zurückführen.



Und das mit dem Privateigentum ist schon richtig, jedoch meine ich nicht den kleinen Kioskmann an der Ecke oder Oma´s kleines Häuschen, sondern die Fabriken, Kraftwerke, grosse Plantagen, Finanzwesen etc. also die wesentliche Reichtums- und Lebensquellen.

Wie gesagt, es geht im Sozialismus nicht um die Kollektivierung von Zahnbürsten oder
Seifendosen, sondern darum, dass das Volk den vollen erarbeiteten Wert in Form von Dienstleistungen und Konsumgütern erhält.

Manitu
09.10.2006, 19:14
So etwas ähnliches erleben wir zur Zeit in China, glaube ich.