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Vollständige Version anzeigen : Bioregionalismus



Waldgänger
02.10.2006, 19:45
Der Bioregionalismus

Was ist Bioregionalismus?

Eine Bioregion stellt ein geographisches Gebiet dar, in der alle Lebewesen und die Landschaft eine Einheit bilden. Anstatt willkürlich gezogener Verwaltungsgrenzen treten natürliche Kriterien , wie z.B. eine einheitliche Flora, Fauna und Landschaftsstruktur. Der Bioregionalismus umfasst die Ideen einer Kreislaufökonomie die sich auf die Bedarfsdeckung der Region ausrichtet, ein ausgeprägtes regionalkulturelles Bewusstsein, Naturachtung, sowie eine tiefe Heimatverbundenheit. Oberstes Ziel ist es den Bewohnern einer Region zu ermöglichen, sich in ihre natürliche Umwelt einzufügen, d.h. Teil der Natur zu sein, ohne sich dabei an die Spitze zu setzen und alles ausbeuten zu wollen.

Bioregionalismus: Schlüssel zu Vaterlandsliebe und Demokratie

Erst durch eine tiefe Verwurzelung mit der angestammten Region ist es möglich, dass die/der Volksangehörige echte Gemeinschaft auf Grundlage der gemeinsamen ethnokulturellen Abstammung und den gemeinsamen Werten der hemischen Volks- und Regionalkultur erlebt. Ohne Grundlage eines volklichen Miteinanders und einer gesunden Regionalidentität, kann die Liebe zur Nation und zur Lebensart des Volkes nicht erblühen. Deutschland ist eines der Länder innerhalb Europas, welches eine große Vielfalt von unterschiedlichen Lebensweisen je nach Region aufweist, das Konzept des Bioregionalismus bietet sich hier besonders an.

Desweiteren fördert der Regionalismus die Kompetenzen an der Basis und geht mit einer volksnahen Demokratie Hand in Hand. Die Probleme der Nation können nach rätedemokratischen Muster nach "unten" verlagert werden, anstatt in einem Anschwall von Zentralisierungswahn zu missgunsten des Volkes getroffen werden.

Zentrales Ziel: Ökonomische Eigenständigkeit

Über seine ökologische Komponente hinaus verlangt der Bioregionalismus einen Großteil an ökonomischer Eigenständigkeit einer Region.

"*(Der) innerregionalen Konkurrenzwirtschaft (wird) ein Modell des kooperativ-assoziativen Wirtschaftens gegenübergestellt werden, bei dem Produzenten, Händler und Konsumenten gemeinsam in Form von wechselseitigen Vereinbarungen über Preis, Menge, Qualität, etc. der produzierten Güter entscheiden, sodaß es allseits als faire Lösung akzeptiert werden kann.

Anstelle des Wettbewerbes tritt somit die Verhandlung und die Kooperation; der unbestreitbar vorhandene Egoismus der einzelnen Interessensgruppen (Produzenten, Händler, Konsumenten), der durch den Wettbewerb gebändigt werden soll, wird hier durch Absprache und Koordination kontrolliert. Im Falle der Landwirtschaft könnte sich dies beispielsweise durchaus in einer Art Produzenten-Konsumenten-Genossenschaft manifestieren."

Es ist aus nationalistischer Perspektive also durchaus plausibel und sinnvoll, der Region einen weitaus größeren Wert beizumessen als dem Staat, da die Regionen selbst letztendlich die Träger und Wahrer der Nation sind, nicht deren "Überdachung".


*(Aus: "Regionalismus als Antwort auf die Globalisierung")

Klopperhorst
02.10.2006, 21:33
Erst mal Respekt für diese Wortschöpfung.

Vielleicht dazu ein älterer Text von mir:

Die lokale Gesellschaft

Der Großteil aller heutigen gesellschaftlichen Probleme läßt sich durch ein einfaches Prinzip erklären, dem Prinzip der Informationsvernetzung.

Der Systemgedanke

Was ist Informationsvernetzung?

Informationsvernetzung ist die Vernetzung von einzelnen Bestandteilen eines Systems. Man kann auf dieser Welt verschiedene System betrachten, wie physikalische, biologische, gesellschaftliche Systeme usw. Allen Systemen liegen die gleichen Wirkprinzipien zu Grunde, diese Prinzipien basieren auf Informationsvernetzung. Wenn man bedenkt, dass ein System immer aus einer Vielzahl gleicher oder unterschiedlicher kleiner Dinge besteht, dann sind diese Basiselemente wiederum miteinander vernetzt und stellen in ihrem Gesamtbild das Gesamtsystem dar. Eine Gesellschaft besteht aus Menschen und Institutionen, ein biologisches System aus Zellen und Organen, ein Ökosystem aus entsprechenden Tier- und Pflanzenarten und ein physikalisches System aus Atomen, Elektronen usw. Systeme selber können sich natürlich auch wieder aus einzelnen Untersystemen zusammensetzen, in Wahrheit sind alle Axiome (Bestandteile) eines großen Systems an sich wieder Untersysteme. Einzelne Organe setzen sich wiederum aus Zellen zusammen, diese Zellen bestehen aus Molekülen, diese aus Atomen, eine Gesellschaft besteht aus einer Reihe verschiedener Untersysteme, z.B. den Institutionen, wie dem Gesundheitswesen, dem Militär, welches sich wiederum aus Basisbestandteilen, den einzelnen Menschen, zusammensetzt. Auch abstrakte Dinge, wie das Finanzkapital oder das Rechtswesen sind letztendlich Untersysteme eines gesellschaftlichen Systems und stellen an sich wieder eigene System dar.
Menschen sind wiederum einem Sozialsystem zuzuordnen, in dem es Untersysteme wie Verhaltensweisen usw. gibt. Natürlich sind Menschen auch biologischen Systemen zuzuordnen. Diese geschachtelte Organisationsform bezeichnet man auch als fraktale Organisationsform. In jedem Ding findet man immer noch kleinere Dinge, die aber wieder aus kleineren Dingen bestehen, welche nach dem gleichen Muster aufgebaut sind. Die Grenzen der einzelnen System verschwimmen teilweise miteinander. So ist ein System, je entwickelter es ist, immer aus einer Vielzahl verschiedener Untersysteme aufgebaut, die ineinander greifen. Alles ist letztendlich mit allem verknüpft,
wobei die Betonung auf "verknüpft" liegt.

Lebensähnlichkeit

Hat man nun einmal diese Sichtweise der Welt verinnerlicht, dann kann man einen nächsten Gedankenschritt vollziehen, den Schritt nämlich, dass es eines gewissen "Etwas" bedarf, damit ein System große Komplexität und Lebensähnlichkeit erreichen kann. Lebensähnlichkeit zeichnet alle großen und weit entwickelten Systeme aus. Lebensähnlichkeit erfordert zum einen eine bestimmte Komplexität, also eine gewisse Anzahl an Systembestandteilen, zum anderen aber eine gewisse Vernetzung dieser Bestandteile. Ein biologischer Körper würde nie funktionieren, wenn nicht die Bestandteile entsprechend intelligent miteinander vernetzt sein würden. Wie aber um Himmelswillen konnte nun diese Art von Komplexität erreicht werden, wie konnte so etwas wie Anpassungsfähigkeit, Weiterentwicklung, kurz Lebensähnlichkeit entstehen? Auch eine menschliche Gesellschaft ist letztendlich lebensähnlich, wenn sie sich anpassen und weiterentwickeln kann.


Die Lösung liegt hier in der lokalen Informationsvernetzung.

Nicht die Steuerung einer Zentralgewalt (oder eines Gottes) schuf die komplexen lebensähnlichen System dieser Welt, sondern der einfache Grundsatz, das alles erst einmal lokal vernetzt sein muss, das alles erst einmal lokal entstehen und auf kleiner Ebene funktionieren muss. Immer muss es erst ein Korn sein, welches den Grundstein für ein großes System, wie dem Gerstenfeld legt, immer muss es ein kleines Etwas sein. Der Schlüssel zum Erfolg, zum Wachsen und Bestehen liegt in der Lokalität an sich. Wenn die Dinge auf kleiner Ebene miteinander vernetzt sind, dann können sich viele unterschiedliche Alternativen entwickeln, welche an sich wiederrum kleine ebenbürtige System darstellen, die sich auf fraktaler Ebene weitervernetzen können, zu größeren Systemen, die an sich wieder etwas völlig anderes darstellen können, aber eben aus diesen vielen unterschiedlichen kleinen Systemen bestehen.

Lokale, kleine Systeme sind die Kraft eines jeden lebensähnlichen Systems und erst recht einer menschlichen Gesellschaft. Sie sind die Kreativität und die Vielfalt, die ein System benötigt, um ausfallsicher und anpassungsfähig zu sein. Ein Ökosystem geht zugrunde, wenn es aus Monokulturen besteht und eine plötzliche Veränderung der Umwelt keine Alternativen zulässt - Ja Gott schuf diese Welt im Kleinen und in einer unzähligen Vielfalt. Diese Vielfalt und diese Lokalität erst ermöglichen Leben und so etwas wie Gesellschaft, aber wenn wir dem System Gesellschaft diese Vielfalt wegnehmen, dann geht die ganze Weltgesellschaft im Gleichtakt und ebenso zugrunde, weil es keine Alternativen gibt, weil die Dinge eben nicht im Kleinen und Lokalen entstehen können.

Wir haben es heute nicht mit lokaler sondern mit einer gigantischen globalen Informationsvernetzung zu tun, jenem täuflischen Pakt, der jede Lebensähnlichkeit und jedes Aufkeimen erstickt. Alles wird mit allem überlagert, nichts kann mehr eigenständig bestehen. Logistik, Finanzen (Kapital) und Medien sind heute globalisiert, die (vielen) unterschiedlichen Kulturen orientieren sich fast alle am selben westlichen Lebensstil, alles wird mit allem vermischt, nichts kann für sich existieren. Durch Interkontinentalflüge kann man Menschen und Waren binnen 24 Stunden an jeden Ort der Welt transportieren. Unsere Nahrung wird zum großen Teil in völlig anderen Regionen produziert, ein gefährliches Spiel, wenn man an die jüngste BSE-Krise denkt. Die weltweiten Sattelitennetze und Nachrichtenverbindungen lassen uns alle die selben Informationen, das selbe Weltbild aufsaugen. Den globalisierten Institutionen des Finanzkapitals kann sich letztendlich niemand mehr entziehen.

Hier ist der eigentliche Fehler dieses Systems zu suchen, nämlich in einer lebensfeindlichen globalen Informationsvernetzung, welche dem System Gesellschaft jede Alternative verwährt und letztendlich nicht Lebensähnlichkeit und Vielfalt, sondern globale Monotonie herbeiführt. Jeder, der über die Gesellschaft redet und diese zu ändern versucht, in welchem Sinne auch immer, sollte die Gesetze der "Lokalen Gesellschaft" beachten.

Nur diese Gesetzte können die großen Probleme unserer heutigen Zeit lösen helfen.





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Waldgänger
02.10.2006, 22:38
@Klopperhorst. Super Beitrag. :top: Das Wort 'Bioregionalismus' habe ich nicht erfunden, die Idee gibt es schon länger, nur ist sie bisher nicht salonfähig geworden. Du bestätigst mit Deinen Ausführungen meine Theorie, dass der Globalisierungsprozess durch eine Regionalisierung kompensiert werden muss.
Der Grundstock der Nation ist die Region!