Vollständige Version anzeigen : Dutschke - ein Nationalrevolutionär?
Waldgänger
02.10.2006, 19:18
Bernd Rabehl: Rede bei den "Bogenhauser Gesprächen" über nationalrevolutionäre Ansätze 1968 und die heutige Lage der Deutschen, erschienen in "Junge Freiheit" 52-53/98
"Die nationale Frage spielte bereits in den sechziger Jahren eine Rolle bei der Konstituierung einer neuen Opposition. Sie war damals vor allem antiamerikanisch und antirussisch eingestimmt. So gesehen gehörten die "Nationalrevolutionäre" Dutschke und Rabehl zu keinem Zeitpunkt zur traditionellen Linken. Deren Denken war beeinflußt durch die russische Revolution und durch die realsozialistischen Experimente in der UdSSR und in der DDR. Zurückzufinden zu den nationalen Grundlagen von Sozialismus, Freiheit und Unabhängigkeit war ein Anliegen des antiautoritären Aufbruchs dieser Zeit.
Für Dutschke etwa war die Sowjetunion, die zwischen weltrevolutionären Aufbrüchen und despotischer Restauration verharrte, anfällig für eine innere Auflösung. In den Strudel einer derartigen Dynamik würde sofort die DDR mitgerissen werden, weshalb eine revolutionäre Linke immer auch gesamtdeutsche und nationalrevolutionäre Ziele verfolgen mußte. Dabei orientierte er sich an dem 17. Juni 1953 und an der Plattform dissidenter Marxisten um Wolfgang Harich im Herbst l956. Der Arbeiteraufstand wurde gesehen als ein Abschied der alten deutschen Arbeiterbewegung, die für die zukünftigen Revolutionäre folgende Botschaft hatte: den Absolutheitsanspruch der SED nicht anzuerkennen und auch nicht zu dulden, daß sowjetische Herrschafts- und Ausbeutungsformen installiert blieben im Osten.
Endlich zurückzufinden zur Solidarität, Offenheit, Freiheit, Rätedemokratie, Arbeiterkontrolle, zu einer Kultur von Verantwortung und Gerechtigkeit, schien Auftrag zu sein für einen neuen revolutionären Anfang. Nach dieser Sichtweise wurde auch Harich interpretiert. Die Intelligenz mußte diese Erbschaft der Arbeiterbewegung übernehmen. Sie war so etwas wie Übersetzer, Bewahrer und Verkünder und legte dadurch den Keim eines nationalrevolutionüren Aufbruchs.
Aus der sozialen Mitte kamen schon deshalb keinerlei Impulse, weil der Mittelstand durch die NS-Diktatur kompromittiert war, im Osten enteignet wurde und im Westen sich dem Diktat der Besatzungsmächte unterwarf. Er war fett und impotent. Nach dem Scheitern der Arbeiterbewegung lag die Last der Verantwortung auf den Schultern einer unabhängigen Intelligenz (...).
Dutschke war bemüht, eine derartige Opposition bündnisfähig zu machen mit konservativen und nationalen Gruppen. Er setzte deshalb bei der Konzipierung einer grünen und ökologischen Partei auf ein Bündniskonzept, das die Parteigänger des traditionellen Sozialismus aussparte. Die Kader von DKP und ML-Parteien sollten nicht mit einbezogen werden in den Aufbau einer neuen Opposition, weil sie entweder im Auftrage von MfS und SED handelten oder auf die Prinzipien von Kadersystem und Erziehungsdiktatur fixiert waren.
Die jugendlichen Mitläufer und Sympathisanten dieser Parteien waren willkommen, teilzuhaben an dem Konzept des neuen Bündnisses.
Um einen Ausgleich zu den links eingestimmten Exponenten einer grünen Partei zu schaffen, dachte Dutschke daran, auf die konservativen Kreise von CDU/CSU um Gruhl, die Aktionsgemeinschaft unabhängiges Deutschland (AUD), Burschenschaften und konservative Zirkel und Bürgergruppen zuzugehen. Ihn interessierten dabei die konservativen Tugenden von Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit, Verantwortung, aber auch die tiefe Verbundenheit zu Natur und Heimat (...).
Für Dutschke bestand kein Zweifel, dass die Radikalopposition eine grundlegende Niederlage erfahren hatte, unter anderem auch deshalb, weil nationalrevolutionäre Ziele aufgegeben worden waren (...).
So wie es keine Klassen- und Arbeiterkultur mehr gibt, so existiert in Deutschland kaum noch eine nationale Identität. Schon aus diesen Gründen scheiterte jede politische Konzeption, die sich auf die nationale Frage berief. Deutschland ist heute "offener Raum", der sich prägen läßt von außen und der Politik nur als Marketing oder Inszenierung erträgt. Deshalb dominiert das Bild von der multikulturellen Gemeinschaft der Nationen, Völker, Religionen und Kulturen, ein Reklamespot, denn real existieren derartige Gemeinsamkeiten nirgendwo auf der Welt, weder in Kapstadt, New York, Peking, Moskau oder Rio de Janeiro (...).
Der Schuldpranger der deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg soll alle kommenden Verbrechen überdecken, und ein Volk ohne Kultur kann zu allem verleitet werden, zumal es von "Eliten" beherrscht wird, die von "außen" geprägt werden und keine innere Verantwortung tragen.
Dort, wo Völker keinerlei Kultur oder Identität mehr besitzen, ist keine Entscheidung zum Kurswechsel möglich.
Agonie und Anomie sind angesagt. So gesehen haben die Fremden, die nach Deutschland fliehen, sogar recht, sich nicht anzupassen, denn um selbst nicht zu verschwinden in Dekadenz und Lethargie, wird es notwendig sein, die eigene politische Identität zu pflegen und sich vorzubereiten auf die Kriege im eigenen Land."
Prof. Dr. Bernd Rabehl, 60, war ein enger Weggefährte Rudi Dutschkes und gehörte zu den führenden Köpfen im Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS). Heute lehrt der Soziologe am Institut für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin
Ka0sGiRL
05.10.2006, 09:58
Der Schuldpranger der deutschen Verbrechen im Zweiten Weltkrieg soll alle kommenden Verbrechen überdecken, und ein Volk ohne Kultur kann zu allem verleitet werden, zumal es von "Eliten" beherrscht wird, die von "außen" geprägt werden und keine innere Verantwortung tragen.
Dort, wo Völker keinerlei Kultur oder Identität mehr besitzen, ist keine Entscheidung zum Kurswechsel möglich.
Gerade die 68er waren maßgeblich an der Zerstörung der deutschen Kultur und Identität beteiligt. Zu den Ikonen der 68er zählte auch Dutschke.
bernhard44
05.10.2006, 10:18
dazu verweise ich auf folgenden Text:
........................Nehmt euch was sie euch genommen, nehmt euch das was euch gehört!
Macht kaputt was euch kaputt macht, macht kaputt was euch zerstört!.............
Kein Gerede, nur die Tat, stoppt den skrupellosen Staat;
Strommastsägen, Bombenlegen, ab und zu ein Attentat;
Sprengt die Knäste, sprengt Paläste, sprengt die Schweine in die Luft!
Sprengt die Banken, sprengt die Schranken, jagt die Bonzen weg!
http://www.langeneggers.ch/Songs/kein.htm
Ka0sGiRL
05.10.2006, 10:44
Ob er sich bei diesen Sätzen auch mal darüber Gedanken gemacht hat, was nach so einer Aktion noch umzuverteilen wäre...bestenfalls das bereits zigfach widerlegte ideologische Geplärre.
Ausonius
05.10.2006, 11:00
Zunächst mal hat der von Bernhard 44 gepostetete, in der Tat brunzdumme Text von "Kein Gerede" mit Dutschke nichts zu tun und stammt von der Funpunkgruppe Wizo.
Dutschke wird in der Tat in den letzten von "Nationalen" vereinnahmt. Dies liegt v.a. daran, dass sich sein Kumpel aus Apo-Tagen, der hier zitierte Bernd Rabehl, zum rechten Vordenker entwickelt hat. Allerdings wird bei dieser Sichtweise, bei der einige Punkte wohl nicht von der Hand zu weisen sind, vergessen, dass Dutschke mit allen wichtigen Politlinken seiner Zeit in Verbindung stand. Und im allgemeinen wurde eine starke Internationalität propagiert.
Flüchtling
15.10.2022, 02:23
"Was für ein gespaltenes, geschichtsloses, finanziell reiches, geistig immer ärmer werdendes Volk ist existent in diesem Staat."
"Genehmigte Demonstrationen müssen in die Illegalität überführt werden. Die Konfrontation mit der Staatsgewalt ist zu suchen und unbedingt erforderlich."
(Rudi Dutschke)
herberger
15.10.2022, 06:24
Bei Dutschkes letzten öffentlichen Auftritt, drängelten Genossen Dutschke so ganz dezent vom Mikrophon weg.
Merkelraute
15.10.2022, 08:07
...
Um einen Ausgleich zu den links eingestimmten Exponenten einer grünen Partei zu schaffen, dachte Dutschke daran, auf die konservativen Kreise von CDU/CSU um Gruhl, die Aktionsgemeinschaft unabhängiges Deutschland (AUD), Burschenschaften und konservative Zirkel und Bürgergruppen zuzugehen. Ihn interessierten dabei die konservativen Tugenden von Verlässlichkeit, Aufrichtigkeit, Verantwortung, aber auch die tiefe Verbundenheit zu Natur und Heimat (...).
...
Dutschke und seine grünlinken Genossen wollten und wollen immer das Volk unterdrücken, weil sie es hassen. Man höre sich nur an, wie Dutschke hier den angeblichen Alltag des Volkes lächerlich macht. In jedem Wort hört man den Hass auf das Volk. Diese Hetzer sind dafür verantwortlich, daß sie heute friedliebende Bürger kriminalisieren und ohne Richter wegsperren. Und wenn man dazu noch die Aussage Cohn-Bendits hört, daß er viel pazifistischer als seine Gesprächspartner sei, dann kann man nur noch lachen.
https://www.youtube.com/watch?v=4Zz330wzxv0
herberger
19.10.2022, 06:41
Horst Mahler sagte die Grünen sind meilenweit von Rudi Dutschke entfernt.
Flüchtling
15.08.2024, 20:36
Günter Gaus im Gespräch mit Rudi Dutschke
https://www.youtube.com/watch?v=SeIsyuoNfOg
Zwei Kommentare von hunderten:
[...]
Auf was für einem Niveau früher im Fernsehen diskutiert wurde. Heute nicht mehr vorzustellen
[...]
Der damalige Sprachgebrauch stellt nicht nur den heutigen in den Schatten, er beschämt sogar dahingehend wie weit wir degeneriert sind. Rudi wirkt fast wie von einem andern Stern in seiner Klarheit wenn ich heutige Interviews sehe.
[...]
Der Weg von dort war nicht weit, zu einem vollverblödeten Folg. :anbeten:Wie konnte es nur so weit kommen..
Wassiliboyd
15.08.2024, 20:55
Gerade die 68er waren maßgeblich an der Zerstörung der deutschen Kultur und Identität beteiligt. Zu den Ikonen der 68er zählte auch Dutschke.
Dutschke war ein Krakeeler, der zwar wußte, wogegen er war, aber keine Ahnung hatte, WOFÜR er eingetreten ist.
Wenn man etwas zerschlagen will, was zerschlagen werden sollte, muß wissen, was er anstelle dessen setzen will.
Daran haperte es!
Dutschke war ein Krakeeler, der zwar wußte, wogegen er war, aber keine Ahnung hatte, WOFÜR er eingetreten ist.
Wenn man etwas zerschlagen will, was zerschlagen werden sollte, muß wissen, was er anstelle dessen setzen will.
Daran haperte es!
War Dutschke ein Sozialist bzw. Kommunist? Ist alles vor meiner Zeit. Wenn ja, dann ist es nicht weiter verwunderlich. Marxisten bekommen nur beigebracht wie man eine Ordnung zerstoert, nicht aber wie man etwas aufbaut.
Blasphemist
16.08.2024, 05:10
Marxisten versuchen immer natürlich gewachsene Kulturen und Gesellschaften und ihr geistiges Erbe zu zerstören.
Und bauen dann Schritt für Schritt wenn sie das geschafft haben, eine Diktatur in ihrem Sinne auf.
Ich denke die marxistische Studentenbewegung hatte in den Sechziger Jahren in West-Berlin und West-Deutschland
so viel Zuwachs weil die Studenten sich einbildeten, sie könnten so einen Atomkrieg mit dem Ostblock verhindern
und den Weltfrieden garantieren wenn sie sich mit diesem solidarisieren. Vorhergehende Ereignisse wie die Kuba-Krise
und der zeitweise Erfolg der NPD Mitte der Sechziger Jahre waren dafür die ideologische Grundlage.
Trotz aller hohen Bildung waren sie eben was Politik und Propaganda angeht reichlich unbedarft.
Wassiliboyd
16.08.2024, 07:14
War Dutschke ein Sozialist bzw. Kommunist? Ist alles vor meiner Zeit. Wenn ja, dann ist es nicht weiter verwunderlich. Marxisten bekommen nur beigebracht wie man eine Ordnung zerstoert, nicht aber wie man etwas aufbaut.
Der Spruch über Marxens Theorien hat noch immer Gültigkeit:
Marx
ist die Theorie
Murx
die Praxis!
Günter Gaus im Gespräch mit Rudi Dutschke
...
Der Weg von dort war nicht weit, zu einem vollverblödeten Folg. Wie konnte es nur so weit kommen..
Was veranlasste dich zu dieser prähistorischen Ausgrabung? Was bedeutet "Folg"? Fragen!
Dutschke war ein Krakeeler, der zwar wußte, wogegen er war, aber keine Ahnung hatte, WOFÜR er eingetreten ist.
Wenn man etwas zerschlagen will, was zerschlagen werden sollte, muß wissen, was er anstelle dessen setzen will.
Daran haperte es!
Also, das ist schon richtig. Kurioserweise lebt Dutschkes Kritikprinzip ausgerechnet in der AfD weiter. Ich betrachte dies als weiteren Bewies für die Kreistheorie, die einst von einem prominenten User des HPF aufgestellt wurde, und die ähnliche Beachtung verdient wie die Konz'sche Hühnertheorie, die wiederum abgeleitet ist von einem Aphorismus "When I see a bird that walks like a duck and swims like a duck and quacks like a duck, I call that bird a duck."
Die Theorie lautet: "Je extremer politisch Links und politisch Rechts werden, umso ähnlicher werden sie sich."
Also, das ist schon richtig. Kurioserweise lebt Dutschkes Kritikprinzip ausgerechnet in der AfD weiter. Ich betrachte dies als weiteren Bewies für die Kreistheorie, die einst von einem prominenten User des HPF aufgestellt wurde, und die ähnliche Beachtung verdient wie die Konz'sche Hühnertheorie, die wiederum abgeleitet ist von einem Aphorismus "When I see a bird that walks like a duck and swims like a duck and quacks like a duck, I call that bird a duck."
Die Theorie lautet: "Je extremer politisch Links und politisch Rechts werden, umso ähnlicher werden sie sich."
Liegt das nun an links und rechts oder liegt das in der Natur des oppositionellen Verhältnisses zum Status quo und träfe insofern auch auf das zu, was wir "Mitte" nennen, wenn eben dieser Status quo ein anderer wäre?
Wassiliboyd
16.08.2024, 12:38
Also, das ist schon richtig. Kurioserweise lebt Dutschkes Kritikprinzip ausgerechnet in der AfD weiter. Ich betrachte dies als weiteren Bewies für die Kreistheorie, die einst von einem prominenten User des HPF aufgestellt wurde, und die ähnliche Beachtung verdient wie die Konz'sche Hühnertheorie, die wiederum abgeleitet ist von einem Aphorismus "When I see a bird that walks like a duck and swims like a duck and quacks like a duck, I call that bird a duck."
Die Theorie lautet: "Je extremer politisch Links und politisch Rechts werden, umso ähnlicher werden sie sich."
Dazu der Jandl-Spruch:
Lechz und rinks
kann man nicht velwechsern,
werch ein Illtum!
Liegt das nun an links und rechts oder liegt das in der Natur des oppositionellen Verhältnisses zum Status quo und träfe insofern auch auf das zu, was wir "Mitte" nennen, wenn eben dieser Status quo ein anderer wäre?
Beides "nein". Es liegt im Wesen des Extremen, hauptsächlich charakterisiert durch die selbstverständliche Anwendung von Gewalt zum Erreichen eines Ziels, das angeblich jedes Mittel heiligt, z.B. also die Weltherrschaft, die Rassereinheit oder den Weltkommunismus. Verschiedene Dinge, an sich nicht annähernd verwandt, geeint aber durch die Gewalt, die zu ihrer Durchsetzung angeblich oder tatsächlich erforderlich ist.
Beides "nein". Es liegt im Wesen des Extremen, hauptsächlich charakterisiert durch die selbstverständliche Anwendung von Gewalt zum Erreichen eines Ziels, das angeblich jedes Mittel heiligt, z.B. also die Weltherrschaft, die Rassereinheit oder den Weltkommunismus. Verschiedene Dinge, an sich nicht annähernd verwandt, geeint aber durch die Gewalt, die zu ihrer Durchsetzung angeblich oder tatsächlich erforderlich ist.
Wären Liberaldemokraten, die einen nicht-liberaldemokratischen Zustand wegbomben oder wegputschen oder wegbekriegen wollen, nicht auch "Extremisten" in eben jenem Sinne der Gewaltausübung zur Erreichung des Ziels? Oder würden sie dann aufhören, liberaldemokratisch zu sein?
Wären Liberaldemokraten, die einen nicht-liberaldemokratischen Zustand wegbomben oder wegputschen oder wegbekriegen wollen, nicht auch "Extremisten" in eben jenem Sinne der Gewaltausübung zur Erreichung des Ziels? Oder würden sie dann aufhören, liberaldemokratisch zu sein?
"Extremisten" würde ich sie nicht nennen, solange sie nicht selbst bomben, aber das ist schon eine Grauzone. Anton Hofreiter ist für mich ein gewaltbereiter Extremist. Aber es gibt natürlich sehr viele Politiker und überhaupt Bürger, die glauben, ein gutes Werk zu tun, wenn sie der Ukraine helfen, sich gegen den Aggressor zu verteidigen.
Meine eigene Position z.B. ist in dieser Sache auch nicht wirklich gefestigt. Ich denke schon man sollte Angegriffene gegen die Angreifer verteidigen, auch wenn die Situation im Verhältnis Ukraine-Russland äußerst komplex ist. Fakt aber ist und das kann nicht mal der dümmste Reichsbürger bestreiten, dass zuerst die Russen in die Ukraine gerollt sind und nicht umgekehrt. Die Ukraine glaubt inzwischen, den Spieß umdrehen zu können, was der ganzen Sache einen noch schwierigeren Aspekt verleiht.
Ein Liberaldemokrat der irgendwo mithilft, eine Demokratie zu verteidigen, ist für mich kein Extremist, auch wenn er dabei Waffengewalt anwendet. Nun ist aber der demokratische Status der Ukraine zumindest fragwürdig gewesen - ich sag ja, es ist kompliziert...
BrüggeGent
16.08.2024, 19:47
Was veranlasste dich zu dieser prähistorischen Ausgrabung? Was bedeutet "Folg"? Fragen!
Wäre es eigentlich politische Leichenfledderei, wenn die Wagenknechttruppe das Erbe Dutschkes für das BSW beanspruchen würde...oder es gar instrumentalisieren würde ...!?
Der Forist Anhalter sprach dieses Thena auch mal an...
Anhalter
16.08.2024, 20:03
Wäre es eigentlich politische Leichenfledderei, wenn die Wagenknechttruppe das Erbe Dutschkes für das BSW beanspruchen würde...oder es gar instrumentalisieren würde ...!?
Der Forist Anhalter sprach dieses Thena auch mal an...
Man kann Aspekte von Rudi Dutschke übernehmen aber instrumentalisieren als Partei wäre dann schon fraglich ...
Minimalphilosoph
16.08.2024, 20:09
Man kann Aspekte von Rudi Dutschke übernehmen aber instrumentalisieren als Partei wäre dann schon fraglich ...
So ein kommunistischer Parteitag artet in seiner Dialektik völlig aus und findet wohl nie ein Ende?
Anhalter
16.08.2024, 20:17
So ein kommunistischer Parteitag artet in seiner Dialektik völlig aus und findet wohl nie ein Ende?
Man muß halt vorsichtig abwägen um keine Fehler zu machen.
BrüggeGent
16.08.2024, 20:21
So ein kommunistischer Parteitag artet in seiner Dialektik völlig aus und findet wohl nie ein Ende?
Die Qualität eines Parteitags... egal welcher politischen Richtung ...steht und fällt mit der Bewirtung und der Qualität des Caterings...Die Gastronomie ist eine zu oft unterschätzte Kategorie in der Politik... ...
Wäre es eigentlich politische Leichenfledderei, wenn die Wagenknechttruppe das Erbe Dutschkes für das BSW beanspruchen würde...oder es gar instrumentalisieren würde ...!?
Der Forist Anhalter sprach dieses Thena auch mal an...
Dutschke war schon zu Zeiten bester Gesundheit bei seinen Reden sehr schwer verständlich. In diesem Punkt ist Frau Wagenknecht sehr viel besser. Hier gäbe es nichts zu fleddern.
Inhaltlich sind beide geistesverwandt, aber auch inhaltlich operiert Frau Wagenknecht vergleichsweise volkstümlich. Dutschke würde ihr vorhalten, wesentliche Teile der gemeinsamen Inhalte der politischen Macht zu opfern. Leichenfledderei wären Bezüge auf Dutschke nicht, aber genauso verlogen wie die Bezüge von Rechtsextremen auf Bert Brecht.
Die Qualität eines Parteitags... egal welcher politischen Richtung ...steht und fällt mit der Bewirtung und der Qualität des Caterings...Die Gastronomie ist eine zu oft unterschätzte Kategorie in der Politik... ...
Richtig. „Plenum venter non studet libenter“ - Ein gut gefüllter Magen reduziert den Drang der Diskussionsteilnehmer, zu jedem Thema unbedingt den eigenen Senft beitragen zu müssen. Die Diskussion werden dadurch deutlich schlanker und sachbezogener.
Ruprecht
18.08.2024, 11:57
Als ich jung war gab es im BRD-Fernsehen Berichte vom Dutschke, in der Aktuellen Kamera eher nicht.
Den DDR-Kommunisten war der bestimmt zu unheimlich.
BrüggeGent
18.08.2024, 12:00
Dutschke war schon zu Zeiten bester Gesundheit bei seinen Reden sehr schwer verständlich. In diesem Punkt ist Frau Wagenknecht sehr viel besser. Hier gäbe es nichts zu fleddern.
Inhaltlich sind beide geistesverwandt, aber auch inhaltlich operiert Frau Wagenknecht vergleichsweise volkstümlich. Dutschke würde ihr vorhalten, wesentliche Teile der gemeinsamen Inhalte der politischen Macht zu opfern. Leichenfledderei wären Bezüge auf Dutschke nicht, aber genauso verlogen wie die Bezüge von Rechtsextremen auf Bert Brecht.
Ich habe eine Perlenkette Rosa Luxemburg...Clara Zetkin...Margot Honecker...Sahra Wagenknecht...
Ach noch die Frage...Welche Rechtsextremen instrumentalisieren den ollen Brecht !?
Ein Faschist,Kommunist, der Carl Valentin instrumentalisiert, wäre mir lieber...
Das sind typisch konservative Zuchtperlen. Hau wech.
Du hast bestimmt schon Signaturen gesehen, die Brecht zitieren mit „wenn Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht“, sein Aufruf gegen das NS-Regime. Heute wird das gerne von denen verwendet, die das NS-Regime vehement verteidigen und die Regierung Merkel ein „Regime“ nennen und sich so gerne selbst als „Regimeopfer“ bezeichnen, obwohl sie nur wegen Ladendiebstahl einsitzen.
Leichenfledderei wären Bezüge auf Dutschke nicht, aber genauso verlogen wie die Bezüge von Rechtsextremen auf Bert Brecht.
Es war wohl erstmalig Dutschkes Mitstreiter Bernd Rabehl, der Dutschke in die nationalrevolutionäre Ecke stellen wollte.
Was Brecht angeht, der wollte gern in den USA und dann in der Schweiz bleiben, wenn ihm nicht Ruth Fischer die Tour vermasselt hätte.
Für mich ist die Biographie von Rabehl bedeutend interessanter als die von Dutschke, wie eben überhaupt die von Renegaten von Ruth Fischer, Arthur Koestler, Horst Mahler, Herbert Wehner & Co..
Dutschke wäre wohl später bei den Grünen oder der SPD gelandet.
Es war wohl erstmalig Dutschkes Mitstreiter Bernd Rabehl, der Dutschke in die nationalrevolutionäre Ecke stellen wollte.
Was Brecht angeht, der wollte gern in den USA und dann in der Schweiz bleiben, wenn ihm nicht Ruth Fischer die Tour vermasselt hätte.
Für mich ist die Biographie von Rabehl bedeutend interessanter als die von Dutschke, wie eben überhaupt die von Renegaten von Ruth Fischer, Arthur Koestler, Horst Mahler, Herbert Wehner & Co..
Dutschke wäre wohl später bei den Grünen oder der SPD gelandet.
Niemals, dafür spricht überhaupt nichts. Aber Gedanken, „was wäre wenn wie gewesen“ sind müßig. Halten wir uns doch an die Fakten:
Arthur Koestler hat als hochintelligenter Jude einen vielfachen Interessenwandel durchlebt. Seinem grundsätzlichen Hang zum Kommunismus ist er in verschiedenster Ausprägung bis hin zum Existenzialismus immer treu geblieben. Die Abkehr vom Stalinismus, einer mit dem westlichen Faschismus sehr vergleichbare Phase, bedeutet nicht die Abkehr kommunistischer Grundhaltung, eher im Gegenteil.
Herbert Wehner wurde DER Vorzeigesozi. Sein stets sozialistisch angehauchter, bissiger Humor prägte viele Jahre den deutschen Bundestag.
Horst Mahler ist das beste Beispiel für die Ähnlichkeiten der beiden politischen Extreme. Der war nie Kommunist und ist heute kein Nazi. Das ist schlicht ein Verrückter, der Spaß an Zerstörung hat. Überall da zu finden, wo irgendjemand irgendeinen Umsturz plant. Ein Seismograph der geplanten Gewalt, der freudig ausschlägt, wenn er Terror erspürt.
Im übrigen möchte ich grundsätzlich davon abraten, Menschen, die einen langen Lebensweg hinter sich hatten, mit jemand zu vergleichen, der bereits in jungen Jahren Opfer einer Rufmordkampagne wurde.
Niemals, dafür spricht überhaupt nichts. Aber Gedanken, „was wäre wenn wie gewesen“ sind müßig. Halten wir uns doch an die Fakten:
Arthur Koestler hat als hochintelligenter Jude einen vielfachen Interessenwandel durchlebt. Seinem grundsätzlichen Hang zum Kommunismus ist er in verschiedenster Ausprägung bis hin zum Existenzialismus immer treu geblieben. Die Abkehr vom Stalinismus, einer mit dem westlichen Faschismus sehr vergleichbare Phase, bedeutet nicht die Abkehr kommunistischer Grundhaltung, eher im Gegenteil.
Herbert Wehner wurde DER Vorzeigesozi. Sein stets sozialistisch angehauchter, bissiger Humor prägte viele Jahre den deutschen Bundestag.
Horst Mahler ist das beste Beispiel für die Ähnlichkeiten der beiden politischen Extreme. Der war nie Kommunist und ist heute kein Nazi. Das ist schlicht ein Verrückter, der Spaß an Zerstörung hat. Überall da zu finden, wo irgendjemand irgendeinen Umsturz plant. Ein Seismograph der geplanten Gewalt, der freudig ausschlägt, wenn er Terror erspürt.
Im übrigen möchte ich grundsätzlich davon abraten, Menschen, die einen langen Lebensweg hinter sich hatten, mit jemand zu vergleichen, der bereits in jungen Jahren Opfer einer Rufmordkampagne wurde.
Natürlich ist es im Fall Spekulation, das „wäre wenn“. Seine kurze Biographie deutet aber m.M. darauf hin. Ich glaube nicht, dass er den Weg von Rabehl gegangen wäre.
Was Mahler angeht, er ist schlichtweg zum Politclown verkommen. Dass Justiz ihn ernst nimmt, zeigt nur was für Enthemmte dort etwas zu melden haben.
erselber
19.08.2024, 14:26
Und Benno war ein Märtyrer von der Reaktion "erschossen oder besser gemeuchelt."
An die Ukraine (oder andere aktuelle Konflikte) dachte ich dabei gar nicht; eher an den Widerstand gegen nichtliberaldemokratische Regime in Gegenwart, Vergangenheit und meinetwegen auch Phantasie. Es muss ja nicht jede Revolution ablaufen wie in der DDR, wo die politische Kaste grösserenteils selbst umfällt, sondern es kann ja auch härter, blutiger, langandauernder werden, dann eben gerne auch mit Geschiesse und Gebombe. Am Ende stünde dann bei Erfolg zwar ein liberaldemokratisches System, dies dann aber eben mit Gewalt erzwungen.
Die Frage war, ob so ein Vorgehen, so ein Ablauf, so ein Tun aus jenen Liberaldemokraten (oder, weiter vorne, "die Mitte") Extremisten machen würde.
Wenn nicht, hiesse das nicht, den Extremismusbegriff von einer bestimmten ideologischen Warte aus zu denken, eben der liberaldemokratischen? So in Richtung "Wir können keine Extremisten sein, das können nur die anderen!"?
Ich neige dazu, "Extremismus" als Haltung und als Tatform zu sehen, nicht als Anhängsel einer bestimmten politischen Richtung.
"Extremisten" würde ich sie nicht nennen, solange sie nicht selbst bomben, aber das ist schon eine Grauzone. Anton Hofreiter ist für mich ein gewaltbereiter Extremist. Aber es gibt natürlich sehr viele Politiker und überhaupt Bürger, die glauben, ein gutes Werk zu tun, wenn sie der Ukraine helfen, sich gegen den Aggressor zu verteidigen.
Meine eigene Position z.B. ist in dieser Sache auch nicht wirklich gefestigt. Ich denke schon man sollte Angegriffene gegen die Angreifer verteidigen, auch wenn die Situation im Verhältnis Ukraine-Russland äußerst komplex ist. Fakt aber ist und das kann nicht mal der dümmste Reichsbürger bestreiten, dass zuerst die Russen in die Ukraine gerollt sind und nicht umgekehrt. Die Ukraine glaubt inzwischen, den Spieß umdrehen zu können, was der ganzen Sache einen noch schwierigeren Aspekt verleiht.
Ein Liberaldemokrat der irgendwo mithilft, eine Demokratie zu verteidigen, ist für mich kein Extremist, auch wenn er dabei Waffengewalt anwendet. Nun ist aber der demokratische Status der Ukraine zumindest fragwürdig gewesen - ich sag ja, es ist kompliziert...
Anhalter
19.08.2024, 14:47
Und Benno war ein Märtyrer von der Reaktion "erschossen oder besser gemeuchelt."
...und sein Mörder Kurras wurde freigesprochen, ein Skandal ohnegleichen ! :basta:
erselber
19.08.2024, 14:55
...und sein Mörder Kurras wurde freigesprochen, ein Skandal ohnegleichen ! :basta:
Ja leider.
An die Ukraine (oder andere aktuelle Konflikte) dachte ich dabei gar nicht; eher an den Widerstand gegen nichtliberaldemokratische Regime in Gegenwart, Vergangenheit und meinetwegen auch Phantasie. Es muss ja nicht jede Revolution ablaufen wie in der DDR, wo die politische Kaste grösserenteils selbst umfällt, sondern es kann ja auch härter, blutiger, langandauernder werden, dann eben gerne auch mit Geschiesse und Gebombe. Am Ende stünde dann bei Erfolg zwar ein liberaldemokratisches System, dies dann aber eben mit Gewalt erzwungen….
Der letzte Versuch, per gewalttätiger Revolution so etwas wie eine Demokratie zu schaffen ist am Wesen des Menschen gescheitert. Robespierre wurde selbst zu genau dem Schlächter, den er mit der Ermordung des Königs stellvertretend eliminieren wollte.
„Die Revolution frisst ihre Kinder“ - ganz egal, in welchen historischen Zeitabschnitt du schaust oder in welches Land - Gewalt sät nur Gewalt. Eine per Gewalt erzeugte Demokratie ist ganz schlecht vorstellbar. Insofern stellt sich mir deine Frage nicht.
...und sein Mörder Kurras wurde freigesprochen, ein Skandal ohnegleichen ! :basta:
Genau dieser Skandal hat in weiterer Folge die Radikalisierung einiger Linker begünstigt und zur Gründung der RAF geführt. Pikant: Berlin hatte in dieser Zeit einen SPD-Bürgermeister…
Es ist bis heute unglaublich naiv, faschistisches Denken ausschließlich bei Rechtsextremen zu vermuten. Die Linksextremen sind nicht besser. Damals waren die Reste der faschistischen Ideologie noch in vielen Köpfen, unabhängig vom Parteibuch.
Anhalter
19.08.2024, 20:23
Genau dieser Skandal hat in weiterer Folge die Radikalisierung einiger Linker begünstigt und zur Gründung der RAF geführt. Pikant: Berlin hatte in dieser Zeit einen SPD-Bürgermeister…
Es ist bis heute unglaublich naiv, faschistisches Denken ausschließlich bei Rechtsextremen zu vermuten. Die Linksextremen sind nicht besser. Damals waren die Reste der faschistischen Ideologie noch in vielen Köpfen, unabhängig vom Parteibuch.
Bei Linksextremen würde ich das eher stalinistisch nennen ...
Bei Linksextremen würde ich das eher stalinistisch nennen ...
Gute Idee. Sonst kommt wieder irgendjemand daher und redet von „Linksfaschismus“, was Unsinn ist. Wenn ein Linker immer noch alten faschistischen Ideen hinterherjammert verändert das ja den armen Faschismus nicht grundlegend von rechts nach links…
Der letzte Versuch, per gewalttätiger Revolution so etwas wie eine Demokratie zu schaffen ist am Wesen des Menschen gescheitert. Robespierre wurde selbst zu genau dem Schlächter, den er mit der Ermordung des Königs stellvertretend eliminieren wollte.
„Die Revolution frisst ihre Kinder“ - ganz egal, in welchen historischen Zeitabschnitt du schaust oder in welches Land - Gewalt sät nur Gewalt. Eine per Gewalt erzeugte Demokratie ist ganz schlecht vorstellbar. Insofern stellt sich mir deine Frage nicht.
Ich als jemand, dem viele ganz schwierigkeitslos "Extremismus" unterstellen würden, ich muss sie schon aus reinem Eigennutz stellen und den Begriff a bissle dekonstruieren! :)
Flüchtling
03.11.2024, 10:01
Sendung "Zu Protokoll" vom 3. Dezember 1967.
Rudi Dutschke beschreibt warum die Parteien nicht die Wählenden vertreten, sondern eine Fiktion dessen, was sie für den Volkswillen halten. Nicht etwa aus Mangel an Information, im Gegenteil: In vollem Bewußtsein des Gegensatzes zugunsten derer, die sie stützen und die deswegen von den Parteien bevorzugt *bedient* werden.
[...]
https://www.re-actio.com/wordpress/?p=119276
Es war "schon immer so", nur wurde es so spät und von so Wenigen erkannt, dass "es" sich in aller Ruhe zementieren konnte.
Somit: "Weiter so!"
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