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Vollständige Version anzeigen : Gegner von Ideologien ?



Monarchist1985
19.09.2006, 18:56
Hallo,

gibts hier außer mir noch mehr Leute, die Gegner aller Ideologien sind ?

MorganLeFay
19.09.2006, 19:01
Das wuerde ich anders sagen. Wenn man sklavisch "alle Ideologien ablehnt", ist das auch eine Form von Ideologie.

Sauerländer
19.09.2006, 19:39
Die fanatischen Ideologieverneiner sind in der Regel die schlimmeren Ideologen, denn sie machen sich ihren eigenen Ideologismus nicht bewusst.

-jmw-
19.09.2006, 20:02
Ganz kurz: Ideologie = Ideenlehre; Weltanschauung.

Wie kann man KEINE Weltanschauung haben?

Die angeblichen Ideologiegegner sind entweder Opportunisten - dann hamse Recht. Opportunismus ist tatsächlich keine Ideologie;
oder aber sie sind Utilitaristen.
Und das IST eine Ideologie.

"Ideologisch" in diesem Sinne bedeutet, eine (nichtreligiöse?) Vorstellung zu haben von "richtig" und "falsch" und also davon, was in der Politik getan weden soll oder nicht.

mfg

Roter Prolet
19.09.2006, 20:09
Hallo,

gibts hier außer mir noch mehr Leute, die Gegner aller Ideologien sind ?

Da fällt mir spontan der User dimu ein, der sich offiziell als "Feind von Ideologien" bezeichnet. Wer seine Beiträge liest, kommt schnell zum Schluss, dass der selbst ziemlich reaktionär gepolt ist.

Dimu sollte mal Farbe bekennen. Sein Titel und seine Signatur sind einfach nur eine Farce.

twoxego
19.09.2006, 21:34
es gibt präferenzen und fanatische anhängerschaft.
mit leuten, denen eher letzteres zu eigen ist, lohnt keine ernsthafte debatte.
man kann sie höchstens ab und an ein wenig reizen, was einen gewissen unterhaltungswert hat.
der lässt allerdings im laufe der zeit auch nach.
dieses forum ist voll von solchen leuten und es werden ständig mehr.

Frei-denker
19.09.2006, 21:36
Ideologien haben den Anspruch, über der Vernunft zu stehen. Angehörige von Ideologien verlassen also Vernunft und Logik zugunsten ihrer Ideologie. Irrtümer sind so garantiert. Wer die Wahrheit sucht, muß als erstes jegliche Ideologie hinter sich lassen.

Monarchist1985
19.09.2006, 21:40
Das wuerde ich anders sagen. Wenn man sklavisch "alle Ideologien ablehnt", ist das auch eine Form von Ideologie.
Das stimmt auch wieder. Aber jemand, der Ideologien ablehnt, aber teilweise auch zulässt, der ist doch ideologielos bzw. zum größten Teil ideologielos ?

twoxego
19.09.2006, 21:45
freudlich könnte so ein mensch als pragmatiker bezeichnet werden, unfreundlich als oppurtunist.

Rikimer
19.09.2006, 22:11
Hallo,

gibts hier außer mir noch mehr Leute, die Gegner aller Ideologien sind ?Ich strebe jedenfalls einem möglichst ideologiefreien, also undogmatischen, freiheitlichem Leben zu. Ob mir das letztendlich gelingen wird steht auf einem anderen Blatt. Eine Utopie und das Ideal ist es für mich.

MfG

Rikimer

Rikimer
19.09.2006, 22:16
Ganz kurz: Ideologie = Ideenlehre; Weltanschauung.

Wie kann man KEINE Weltanschauung haben?

Die angeblichen Ideologiegegner sind entweder Opportunisten - dann hamse Recht. Opportunismus ist tatsächlich keine Ideologie;
oder aber sie sind Utilitaristen.
Und das IST eine Ideologie.

"Ideologisch" in diesem Sinne bedeutet, eine (nichtreligiöse?) Vorstellung zu haben von "richtig" und "falsch" und also davon, was in der Politik getan weden soll oder nicht.

mfgSo definiert hängt jeder einer Ideologie, also einer Weltanschauung an. Wie es aber bei Fremdwörtern ist, die nicht urtümlichen einfachen Klang der Muttersprache haben, ist es leicht diese auch anders zu verstehen.

So sind Ideologien für mich Welterklärungen von einem Punkte aus. Ideologen sind also Dogmatiker für micht, die für sich die Kenntnis der Wahrheit beanspruchen.

Also sind alle Menschen Dogmatiker, also Ideologen? Oder: Opportunisten, Mitläufer, Leichtgläubige, die den Dogmatikern und Ideologen hörig sind? :( ;)

MfG

Rikimer

FranzKonz
19.09.2006, 22:48
Hallo,

gibts hier außer mir noch mehr Leute, die Gegner aller Ideologien sind ?
Jawohl!

Ich will nicht mit den Wölfen heulen,
lass mich mit keinem Verein ein,
und es passt, was ich mir denke,
auch wenn ich mich sehr beschränke,
nicht auf einen Knopf an meiner Brust.

Frei nach Reinhard Mey.

MorganLeFay
20.09.2006, 10:09
Ich strebe jedenfalls einem möglichst ideologiefreien, also undogmatischen, freiheitlichem Leben zu. Ob mir das letztendlich gelingen wird steht auf einem anderen Blatt. Eine Utopie und das Ideal ist es für mich.

MfG

Rikimer
Allerdigns denke ich schon, dass es einen Unterschied gibt zwischen ideologiefrei und undogmatisch.

-jmw-
20.09.2006, 13:17
Vernunft und Wahrheitsliebe reichen kaum.
Denn zu wissen, dass auf A B folgt, sagt nix darüber aus, ob A und B überhaupt anstrebbar sind.
Eine Ideologie ist da hilfreich.
Sie ist das Gerüst, der Rahmen, in dem man "gut" und "schlecht" beurteilen kann.

mfg

SteveFrontera
20.09.2006, 13:20
Der Begriff Ideologie wurde durch den Marxismus /Leninismus beschädigt. Deshalb meinen sehr viele, Ideologie sei etwas schlechtes.
Ideologie ist Wertevermittlung ohne göttliche Autorität. Ideologie baut auf das humanistische Weltbild.

Auch ich habe eine Ideologie. Deren Eckpfeiler lauten:
Respekt vor der der Natur und dem menschlichen Leben
Schutz für den Schwachen und Armen (das ist ein Grundpfeiler des Christentums und des Humanismus)
Wohlstand, Freude und Spaß
Sanftmut und Menschlichkeit, freie Liebe, Gewaltfreiheit,
Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und vieles mehr

dimu
20.09.2006, 13:26
Ideologien haben den Anspruch, über der Vernunft zu stehen. Angehörige von Ideologien verlassen also Vernunft und Logik zugunsten ihrer Ideologie. Irrtümer sind so garantiert. Wer die Wahrheit sucht, muß als erstes jegliche Ideologie hinter sich lassen.

richtig! das ist es.

"Ideologien schlagen ihre Verfechter mit Blindheit und rauben deren Verstand."

schmerzhaft für manchen.
.

Roter Prolet
20.09.2006, 17:44
Ich strebe jedenfalls einem möglichst ideologiefreien, also undogmatischen, freiheitlichem Leben zu

Moment, Ideologie muss nicht automatisch gleich Dogmatismus bedeuten.

Roter Prolet
20.09.2006, 17:51
Der Begriff Ideologie wurde durch den Marxismus /Leninismus beschädigt. Deshalb meinen sehr viele, Ideologie sei etwas schlechtes.
Ideologie ist Wertevermittlung ohne göttliche Autorität. Ideologie baut auf das humanistische Weltbild.


Der Begriff Ideologie tauchte erstmals im Zuge der Aufklärung in Europa (also im 18. Jahrhundert) auf und sind nichts anderes als geistige Orientierungen.

Und warum soll übrigens der Marxismus-Leninismus den Begriff Ideologie "geschädigt" haben?!

Rikimer
20.09.2006, 18:09
Moment, Ideologie muss nicht automatisch gleich Dogmatismus bedeuten.Möglich. Ist es jedoch meist nach meiner bescheidenen Lebenserfahrung.

Mag sein das manche Menschen dies voneinander trennen können.

MfG

Rikimer

Monarchist1985
20.09.2006, 19:40
(1) Der Begriff Ideologie tauchte erstmals im Zuge der Aufklärung in Europa (also im 18. Jahrhundert) auf und sind nichts anderes als geistige Orientierungen.

(2) Und warum soll übrigens der Marxismus-Leninismus den Begriff Ideologie "geschädigt" haben?!

Zu (1): Ideologien waren schon von Anfang an nichts anderes als starre Weltsichten, von Professoren in Elfenbeitürmen erdacht, deren Absolutheitssanspruch (mit "der" ist die Ideologie gemeint) und Intoleranz gegenüber natürlichen Staatsformen und gegenüber anderen Ideologien immer mehr zunahm.
Zu Ideologien zähle ich nicht nur den Nationalsozialismus, den Kommunismus, Islamismus etc, sondern auch den Absolutismus, das Gottesgnadentum und sogar das, was heute bei uns unter "Volksherrschaft" ("Demokratie") firmiert.

Zu (2): Diese Frage kannst du dir doch selbst beantworten. Ok, ich geb dir unterstützend drei Begriffe: Stalin, Mao; Gulag.

Haloperidol
27.11.2006, 12:49
Das stimmt auch wieder. Aber jemand, der Ideologien ablehnt, aber teilweise auch zulässt, der ist doch ideologielos bzw. zum größten Teil ideologielos ?

Nein.

Rheinlaender
27.11.2006, 13:55
Alle politischen System basieren auf einer Ideologie. Das demokratisch-liberale System, eben auf der Annahme, dass alle Menschen frei und an Rechten gleich geboren sind, eine Annahme, die eben als "self-evident" (1776) angenommen werden. Eine Erbmonarchie basiert eben auf der, auch nicht zu beweisenden Annahme, dass der Nachkomme eines Herrschers, von "Gottes Gnaden" (sich damit grundsaetzlich dem Bweiss entziehend) das Recht hat das Land zu regieren etc. etc.

Wenn ich also in politschen Diskurs eingreife und jene oder diese Staatsform oder auch praktische politsche Entscheidung bejahe oder verneine, dann kann ich dies am Ende nur aufgrund einer ideologischen Grundentscheidung machen.

-jmw-
27.11.2006, 17:16
Stichwort: Münchhausen-Trilemma.

Entweder wir begründen, bis uns der Arsch abfällt, weil wir nie zu einer Letztbegründung kommen;
oder wir behaupten Evidenzen ("we hold these truths to be self-evident..."), die anderen garnicht so evident vorkommen;
oder wir setzen willkürlich einen Anfangspunkt als Axiom für unsere Begründungen.

Die Politik ist von diesem Trilemma nicht ausgenommen.

mfg

Rheinlaender
28.11.2006, 12:53
Die Politik ist von diesem Trilemma nicht ausgenommen.

In der Politik wird dieses Problem durch die tatsaechliche Machtausuebung geloest. Kann ein Monarch seinen Anspruch auf Herrschaft durch die "Gnade Gottes" durchsetzen, so ist dies die herrschende Ideologie, kann eine libarale Demokratie ihre Herrschaft etablieren, so ist diese die Gleichheit aller vor dem Gesetz die herrschende Ideologie, etc.

-jmw-
28.11.2006, 13:57
In der Politik wird dieses Problem durch die tatsaechliche Machtausuebung geloest.
Ganz richtig, so wird es gemeinhin gemacht, was sicher in gewisser Weise unbefriedigend ist.
Gewalt löst das Problem eben nicht, sondern umgeht es nur.

mfg

Rheinlaender
29.11.2006, 01:59
Ganz richtig, so wird es gemeinhin gemacht, was sicher in gewisser Weise unbefriedigend ist.
Gewalt löst das Problem eben nicht, sondern umgeht es nur.

Wie sollte es sonst geloest werden? Der Anspruch eines Monarchen auf Herrschaft von Gottes Gnaden ist eben unvereinbar mit der Ueberzeugung, dass alle Menschen gleich geboren sind.

NB: Es gibt natuerlich den "faulen Kompriss", wie hier im UK - Elizabeth II herrscht in der Theorie frei uber dieses Land, nach ihrem Willen und Gustus, genehmigt gnaedig alle Gesetze, ernennt die Leute zu Beamten oder Ministern aus ihrem freien Willen kraft der Authoritaet ihres Gottesgnadentums heraus, erlaesst kraft ihrer Gewalt Royal Charters usw. ... in der Praxis macht sie genau das, was das demokratisch gewaehlte Parlament ihr vorschlaegt, weil sie weiss, was hier mit Monarchen passiert, die ihr Gottesgnadentum allzu ernst nehmen ...

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/f/f1/Contemporary_German_print_depicting_Charles_I%27s_ beheading.jpg

Haloperidol
29.11.2006, 09:36
Wie sollte es sonst geloest werden? Der Anspruch eines Monarchen auf Herrschaft von Gottes Gnaden ist eben unvereinbar mit der Ueberzeugung, dass alle Menschen gleich geboren sind.

NB: Es gibt natuerlich den "faulen Kompriss", wie hier im UK - Elizabeth II herrscht in der Theorie frei uber dieses Land, nach ihrem Willen und Gustus, genehmigt gnaedig alle Gesetze, ernennt die Leute zu Beamten oder Ministern aus ihrem freien Willen kraft der Authoritaet ihres Gottesgnadentums heraus, erlaesst kraft ihrer Gewalt Royal Charters usw. ... in der Praxis macht sie genau das, was das demokratisch gewaehlte Parlament ihr vorschlaegt, weil sie weiss, was hier mit Monarchen passiert, die ihr Gottesgnadentum allzu ernst nehmen ...

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/en/f/f1/Contemporary_German_print_depicting_Charles_I%27s_ beheading.jpg

Ich denke aber, dass England mit diesem faulen Kompromis bisher sehr gut gefahren ist.

klartext
29.11.2006, 10:39
Ich denke aber, dass England mit diesem faulen Kompromis bisher sehr gut gefahren ist.
Da die Staatsform in England von der Mehrheit der Bürger mitgetragen wird, ist es kein Kompromiss, sondern der Wille der Mehrheit.
Ich lehne jede Art von Ideologie ab, wenn sie vorgibt, ein in sich geschlossenes Weltbild und die absolute Wahrheit gefunden zu haben.
Die Welt ändert sich viel zu schnell, um in festgefügten Denkstrukturen zu arbeiten. Genau an seiner Starrheit ist der Sozialismus im Ostblock gescheitert.
Die Zeit der Ideologien und der Ideologen ist vorbei. Was zählt ist Pragmatismus und die Kunst des Möglichen.
Alleiniger Massstab kann nur sein, was unserer Gesellschaft nützt oder schadet. Dafür sind Ideologien völlig ungeeignet, weil sie im Regelfall weder darauf noch auf den Mehrheitswillen des Volkes Rücksicht nehmen.

Rheinlaender
29.11.2006, 13:32
Da die Staatsform in England von der Mehrheit der Bürger mitgetragen wird, ist es kein Kompromiss, sondern der Wille der Mehrheit.

Sicher wird diese Staatsform offensichtlich von einer Mehrheit getragen, die Anhaenger einer republikanischen Staatsform sind in der klaren Minderheit.

Es ist dennoch ein Kompromis zwischen zwei kontraeren ideologischen Ideen: Dem Gottesgnadentum und der demokratischen Legitmation. In der Form besteht das Gottesgnadentum weiter, in der Sache regiert die Demokratie.

Das funktioniert auch deshalb, weil die Mehrheit, auch der Intelligenz, hier wenig an ideologischen Debatten interessiert ist, und sich das System die letzten paar hunderd Jahre ganz gut bewaehrt hat.


Ich lehne jede Art von Ideologie ab, wenn sie vorgibt, ein in sich geschlossenes Weltbild und die absolute Wahrheit gefunden zu haben.
Die Welt ändert sich viel zu schnell, um in festgefügten Denkstrukturen zu arbeiten. Genau an seiner Starrheit ist der Sozialismus im Ostblock gescheitert.
Die Zeit der Ideologien und der Ideologen ist vorbei. Was zählt ist Pragmatismus und die Kunst des Möglichen.
Alleiniger Massstab kann nur sein, was unserer Gesellschaft nützt oder schadet. Dafür sind Ideologien völlig ungeeignet, weil sie im Regelfall weder darauf noch auf den Mehrheitswillen des Volkes Rücksicht nehmen.

Du beschreibst die klassische englische Herangehensweise.

Just Amy
29.11.2006, 13:47
Hallo,

gibts hier außer mir noch mehr Leute, die Gegner aller Ideologien sind ?
ideologien sind welterklärungsmodelle. sie machen aussagen über die natur des menschen, der welt und wie jener in selbiger agieren soll. wie kann man sowas ablehnen?

-jmw-
30.11.2006, 21:04
Wie sollte es sonst geloest werden?
Na, eine Lösung für das Problem der Begründung politischer Herrschaft wirste jetzt wohl nicht von mir verlangen, oder? :))