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Vollständige Version anzeigen : Neues von Münte



dtm05
13.09.2006, 13:22
http://focus.msn.de/jobs/arbeitsmarkt_nid_35434.html

Ob die Rechnung aufgeht? Eventuell werden einige Unternehmen jetzt aufgeben müssen, weil sie sich Vollzeitbeschäftigte aufgrund der momentanen wirtschaftlichen Situation nicht mehr leisten können. Soll das der Weg zur Beseitigung der Massenarbeitslosigkeit sein?

basti
13.09.2006, 14:36
für praktikanten, die mitten im studium oder schon fertig sind, geht die rechnung jedenfalls nicht mehr auf.
in berlin ist es inzwischen die regel, daß reguläre arbeitsplätze als praktikantenstellen vergeben werden.
vergütung entweder nach verhandlung, meist aber ein hungerlohn oder auch gar keiner.
der praktikant wird anschließend 6 monate lange ausgebeutet und dann rausgeschmissen, das nächste sich hoffnung auf festanstellung machende opfer ersetzt den vorgänger und arbeitet ebenfalls für lau.
mit den traditionellen praktika, nämlich einblick zu gewinnen und später eine festanstellung zu erreichen, hat das nichts mehr zu tun.

wtf
13.09.2006, 14:47
Schöne Zusammenfassung. Man bekommt, was man wert ist.

wtf
13.09.2006, 14:57
Richtig, und bei den wenigen Helleren macht sich inzwischen ein leichtes Unwohlsein breit. Ihnen dämmert langsam, in welchem riesigen, dampfenden Haufen sie sitzen.

SAMURAI
13.09.2006, 15:00
für praktikanten, die mitten im studium oder schon fertig sind, geht die rechnung jedenfalls nicht mehr auf.
in berlin ist es inzwischen die regel, daß reguläre arbeitsplätze als praktikantenstellen vergeben werden.
vergütung entweder nach verhandlung, meist aber ein hungerlohn oder auch gar keiner.
der praktikant wird anschließend 6 monate lange ausgebeutet und dann rausgeschmissen, das nächste sich hoffnung auf festanstellung machende opfer ersetzt den vorgänger und arbeitet ebenfalls für lau.
mit den traditionellen praktika, nämlich einblick zu gewinnen und später eine festanstellung zu erreichen, hat das nichts mehr zu tun.

Ich kann ähnliches bestätigen. Aus eigenem Wissen. Stellen werden aufgelöst und durch Praktikanten in Serie ersetzt. Das in eimem Grosskrankenhaus, zu vielen Dutzenden. Dieses Vorgehen ist gerade in der IT üblich geworden. PCs konfigurieren, PCs aufstellen. Störungsdienst etc.
Hier lernen die Leute wenigstens noch was.

In anderen Bereichen, werden einfache Tätigkeiten komplett durch Praktikanten ersetzt.

Hier hat der Gedanke des Praktikas seinen Sinn völlig eingebüsst.

Sehr selten wird ein Praktikant/in in eine feste Stelle übernommen.

Die früher verbotenen Kettenverträge werden durch Praktikanten neu aufgelegt, zu Hungerverdiensten und kaum Lerninhalten.

mfg

politi_m
13.09.2006, 18:13
Ich finde diese Münte-Aktion gut. Ich habe in einem Schulpraktikum von meinen "Vorgesetzten" unter vier Augen gesagt bekommen, dass der Betrieb sehr viele Praktikanten einsetzt, um Personal einzusparen. Münte will ja keine Praktika verbieten, sondern nur ein paar Rahmenbedingungen setzen, um dem Missbrauch vorzubeugen. Wie er das machen will, ist die Frage. Und da kann man wiederum ein bisschen zweifeln, ob z.B. die Begrenzung für ein Praktikum auf 4 Monate tatsächlich soviel bringt. Die Definierung könnte vielleicht eher was bringen.

turn-the-page
13.09.2006, 18:28
Dem Münte fällt also auch mal was Vernünftiges ein. :respekt:
Ich habe mich kürzlich auch bei einer Firma beworben bzw. die haben mich angeschrieben.
Als ich in der Firma ankam, stellte sich heraus, dass es derselbe Laden war, bei dem ich schon einmal ein Praktikum gemacht hatte, nur dass sie jetzt unter einem anderen Namen firmieren.
Im Verlauf des Vorstellungsgespräches haben sie mir doch tatsächlich ein zweites, natürlich unbezahltes Praktikum "angeboten", da haute es mir fast den Vogel raus.
Dies vor allem, weil sie mich nach dem ersten Praktikum nach endlosem Hinhalten und diversen Vertröstungen doch nicht eingestellt haben.
Ich habe es dankend abgelehnt, ein zweites Mal für lau zu buckeln, sollen sie sich doch andere Hiwis suchen. X(
Die Praktikanten-Masche hat in dem Laden offensichtlich Methode, ich würde es begrüßen, wenn es solchen Leuten ein wenig schwerer gemacht würde, die Bewerber auszubeuten.

basti
13.09.2006, 21:15
Schöne Zusammenfassung. Man bekommt, was man wert ist.


wenn alle so kurzsichtig denken, ist es kein wunder weshalb es in deutschland bergab geht.
schon mal daran gedacht, daß eine gesellschaft und deren wirtschaft nicht ausschließlich von den besten abhängig ist? die kann man in die chefetagen setzen oder in spitzenpositionen der forschung, aber irgendjemand muss auch den rest machen.
die masse der uniabgänger macht leistungsmäßig den durchschnitt aus und die lässt sich auf dauer nicht mit solch flachen begründungen mit lächerlichen praktika abspeisen.
die verschwinden sonst einfach ins ausland, wo sie als durchschnitt auch ihrem universitären abschluss entsprechend besser bezahlt werden. das gejammer über den "brain drain" ist dann wieder groß und denen wird vorgworfen, sie ließen sich hier auf kosten der steuerzahler teuer ausbilden und verschwänden undankbarer weise ins ausland.
wenn die politik keinen brauchbaren rahmen für die wirtschaft bietet, in dem sie universitätsabgängern mit abschluss ein vernünftiges gehalt bieten kann und sich das auch lohnt, dann ist das nicht die schuld der praktikanten.
davon mal abgesehen, es werden auch die jahrgangsbesten von praktikantenstelle zu praktikantenstelle verschoben, weil sie keine sozialen fähigkeiten besitzen.
es ist ja auch einfacher, das kreative potential von motivierten jungen menschen für kurz- bis mittelfristige projekte auszunutzen, als sie fest anzustellen.
außerdem ist es haargenau so, wie samurai es beschrieben hat. erst werden die leute aus ihren festanstellungen entlassen und hernach werden praktikanten stattdessen eingestellt.