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Vollständige Version anzeigen : Amerika – weiterhin die «unentbehrliche Nation»



Tell05
09.09.2006, 10:47
Fünf Jahre nach 9/11 gleicht die neue Weltordnung zunehmend der alten

Die Terrorattacke vom September 2001 hat eine schockartige Wirkung erzielt und die USA zu zwei Kriegen bewogen. Trotzdem mehren sich die Anzeichen, dass in der amerikanischen Politik erneut der Alltag einkehrt. «9/11» war offenbar doch keine tiefe welthistorische Zäsur.

Washington, 8. September

Dort, wo Usama bin Ladins Selbstmordkommandos mit ihren entführten Flugzeugen die Zwillingstürme des World Trade Center zum Einsturz brachten, klafft fünf Jahre später noch immer eine Lücke in der Skyline von New York. Doch der Bau des Freedom Tower, der mit seinen 1776 Fuss Höhe dereinst an das Gründungsjahr der Vereinigten Staaten erinnern soll und höher als die Twin Towers in den Himmel ragen wird, hat begonnen. Soeben wurden die Pläne für drei weitere Wolkenkratzer auf demselben Areal vorgestellt. Was treibt amerikanische Geschäftsleute dazu, unbeirrt nach oben zu bauen und Büros in solchen Glaspalästen zu beziehen? Ist es trotziger Patriotismus oder feste Gewissheit, dass sich der damalige Horror nie wiederholen wird? Sicher ist, dass trotz der ständigen Erinnerung an den «11. September» durch Fernsehbilder und drastische Kinofilme rund um die Welt neue Wolkenkratzer entstanden sind.

Keine Zeitenwende
Die Rückkehr zur baulichen Normalität ist nicht das einzige Zeichen von Kontinuität. Nach fünf Jahren stellt sich mehr denn je die Frage, ob die Terrorattacke vom September 2001 Amerika und die Welt wirklich so fundamental umgewälzt hat, wie das immer behauptet wurde. Es mehren sich die Zeichen für das Gegenteil. Gewiss – die USA stecken in einem neuartigen Mehrfrontenkrieg: im Irak (ohne «9/11» wäre es nicht zu dieser Invasion gekommen), in Afghanistan und in einem mit militärisch-geheimdienstlichen Mitteln ausgefochtenen Kampf gegen Terrorzellen auf vier Kontinenten. Bombenattentate im Irak bestätigen täglich, dass Terror weiterhin die bevorzugte Waffe islamistischer Radikaler ist, während verschärfte Kontrollen in den Flughäfen die Amerikaner auch im eigenen Alltag ständig an die Sicherheitsrisiken erinnern.

Dennoch: War der Angriff al-Kaidas wirklich ein Wendepunkt in der Weltgeschichte? Zu Recht kommt die amerikanische Fachzeitschrift «Foreign Policy» in einem Leitartikel zum Schluss, dass 1991 – das Jahr des Untergangs der Sowjetunion – eine viel tiefere Zäsur darstellt. Sie hat die USA als einzige Hegemonialmacht mit weltweiter Ausstrahlung zurückgelassen und damit auch als erstrangiges Ziel fanatischer Muslime, die den Islam durch die westliche Übermacht bedroht sehen.

Kontinuität überwiegt
«Nichts wird je wieder so sein, wie es einmal war», hatten Kommentatoren vor fünf Jahren verkündet. Heute erinnert in der Weltpolitik wieder vieles an die Zeit vor 2001: Die USA basteln im Uno-Sicherheitsrat an Koalitionen zur Lösung verschiedener Konflikte, während Russland und China mit dosiertem Widerstand ihre Eigenständigkeit demonstrieren. Die vielleicht wichtigste Entwicklung des letzten Jahrzehnts, Chinas Aufstieg zur Grossmacht, ist weitergegangen – von den Ereignissen in der islamischen Welt völlig unbeeinflusst. Auch die Globalisierung hat keinen Rückschlag erlitten: Das Welthandelsvolumen hat von 2000 bis 2005 nominell um mehr als die Hälfte zugelegt. [...]


http://www.nzz.ch/2006/09/08/al/newzzERV0RC24-12.html

Ich stimme besonders dem fett gedruckten zu, insgesamt ein sehr interessanter Artikel.
MFG

hardstyler911
09.09.2006, 14:55
Mir kommen die Tränen....wann zeigt man uns endlich die Überreste der Boing die in das Pentagon gerauscht ist? Oder war es evtl. doch ein Globalhawk? :rolleyes:

Außerdem wo bitte haben wir die "alte" Weltordnung wieder? Im nahen Osten brennt der Baum, da sieht man mal wie naiv diese Amis sind. Alleine aus dem Irak erinnern im Schnitt 2 tote Soldaten täglich daran, dass da nicht heile Welt herrscht und dank der USA auch niemals herrschen wird.