Vollständige Version anzeigen : Neuer Faschismus
Stechlin
01.09.2006, 14:03
Ich möchte Euch einen Artikel zur Kenntnis geben, der, wie ich finde, eine mehr als traurige Wahrheit zum Inhalt hat. Brechts Formulierung "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." hat auch 61 Jahre nach der Zerschlagung des Deutschen Faschismus nichts an Aktualität verloren. Daß allerdings einer der ehemaligen Kriegsgegner des Deutschen Faschismus sich seiner Methoden bedient, scheint ein Treppenwitz der Geschichte zu sein. Also, bleiben wir wachsam.
Hier nun der Artikel aus der jungen Welt vom 01.09.2006 (WELTFRIEDENSTAG):
[I]
Neuer Typ Faschismus?
US-Regierung startet Propagandaoffensive: Bush und Rumsfeld warnen vor »Islam-Faschisten« und rücken Kritiker des Irak-Kriegs in die Nähe der »Hitler-Beschwichtiger«
von Rainer Rupp
Mit donnernden Reden werben US-Präsident George W. Bush und sein Verteidigungsminister Donald Rumsfeld dieser Tage für ihren Krieg im Irak. Angesichts immer stärker werdenden Widerstands gegen die Besatzungstruppen im Zweistromland und lauter werdenen Forderungen von Öffentlichkeit und Opposition in den USA erteilte Bush einem Rückzug seiner Armee erneut eine klare Absage. Ein überhasteter Abzug würde den Irak in einen terroristischen Staat verwandeln, sagte der Präsident am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Wahlveranstaltung in Nashville im Bundesstaat Tennessee. »Es steht viel auf dem Spiel«, so Bush, ein Sieg im Irak wäre »ein wichtiger ideologischer Triumph im Kampf des 21. Jahrhunderts«.
Rumsfeld sprach tags zuvor vor Veteranen der »American Legion« in Salt Lake City in der bisher ätzendsten Rede seiner langen Karriere gar von einer Schlacht gegen einen »neuen Typ von Faschismus«. Kritiker der angeblich gegen den »Terrorismus« gerichteten Kriegspolitik der Bush-Administration verglich der US-Verteidigungsminister mit den »alliierten Beschwichtigungspolitikern« gegenüber den Nazis in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
http://www.jungewelt.de/2006/09-01/035.php
Du bist bestimmt so freundlich, eine URL nachzuliefern und den Text entsprechend zu kürzen?
Praetorianer
01.09.2006, 14:27
Der inflationäre und sehr unsaubere Gebrauch des Begriffes Faschismus ist nichts Neues.
Übrigens ist es bei der Vielzahl von Faschismusdefinitionen kein Problem eine zu finden, die nicht erfüllt ist.
Selbst beschränkte Schreiber des roten Klopapiers unter BZ-Niveau "Junge Welt" sind dazu in der Lage. Gut, das wollte ich immer schon wissen!
Praetorianer
01.09.2006, 14:28
Wie bitte?
Selbst dieses geistige Abführmittel "Junge Welt" ist durch das Urheberrecht geschützt, d.h. du darfst hier nur Auszüge zitieren, keine Vollzitate!
Stechlin
01.09.2006, 14:29
Übrigens ist es bei der Vielzahl von Faschismusdefinitionen kein Problem eine zu finden, die nicht erfüllt ist.
Dann fang mal an!
Stechlin
01.09.2006, 14:31
Selbst dieses geistige Abführmittel "Junge Welt" ist durch das Urheberrecht geschützt, d.h. du darfst hier nur Auszüge zitieren, keine Vollzitate!
Upps, das wußte ich nicht. Ich habe es gekürzt. Dennoch denke ich, daß die Macher der jungen Welt nichts dagegen haben. Aber ich halte mich an die Regeln.
(Danke für den Hinweis.)
PS: Ach bitte; ich will Dir die junge Welt nicht schmackhaft machen, aber würdest Du wenigstens die Güte besitzen, sachlich zu argumentieren? Wir wollen doch das zarte Pflänzchen des gegenseitigen Respekts nicht wieder zertrampeln. Danke.
So, ich hab´s mal lege artis gemacht. URL = Internetlink.
Das kapitalistisch-ausbeuterisch-faschistische System kennt ein Urheberrecht. Demnach darf man aus einem fremden Artikel kurz zitieren und muß eine Quellenangabe hinterlassen (s.o.).
Praetorianer
01.09.2006, 14:36
Dann fang mal an!
Dir dürften selbst zahlreiche marxistische Faschismus-Definitionen bekannt sein, die ebenfalls nicht erfüllt wären.
Wenn ich mich recht entsinne, wäre die von Nolte ebenfalls nicht erfüllt, wie alle, die zeitgenössisch gebunden sind und z.B. das "Fronterlebnis" für die Anhänger als ein Kriterium sehen, das erfüllt sein muss!
Edit: Achja, die Definition, die Benito Mussolini selber gegeben hat, dürfte wohl nichts mehr damit zu tun haben!
Praetorianer
01.09.2006, 14:42
Upps, das wußte ich nicht. Ich habe es gekürzt. Dennoch denke ich, daß die Macher der jungen Welt nichts dagegen haben. Aber ich halte mich an die Regeln.
(Danke für den Hinweis.)
PS: Ach bitte; ich will Dir die junge Welt nicht schmackhaft machen, aber würdest Du wenigstens die Güte besitzen, sachlich zu argumentieren? Wir wollen doch das zarte Pflänzchen des gegenseitigen Respekts nicht wieder zertrampeln. Danke.
Das braucht doch eine unterschiedliche Haltung zur "Jungen Welt" nicht zu berühren!
PS: Es gibt vermutlich viele Organe, in deren Interesse man handelt, wenn man deren Texte publik macht, der Betreiber hat aber vermute ich kein Interesse daran, sich ggf. in dieser Einschätzung mal zu irren.
Brechts Formulierung "Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch." hat auch 61 Jahre nach der Zerschlagung des Deutschen Faschismus nichts an Aktualität verloren.
So so, der Faschismus hat seine Wurzeln also in den USA. :rolleyes:
als er von der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah sprach. Beide sind demokratisch anerkannte Parteien mit Mitgliedern in einer demokratisch gewählten Regierung.
War die NSDAP auch. Wo soll da der Widerspruch sein?
Im wissenschaftlichen Sinn ist der Begriff »Islam-Faschismus« unsinnig, ein Widerspruch in sich selbst.
Was man ja auch nicht irgendwie belegen muß. Beweis durch Behauptung.
Selbst unter Zugrundelegung bürgerlicher Definitionen wie der des US-amerikanischen Professors Robert Paxton trifft der Faschismusvorwurf auf keine der vielen muslimischen Gruppen zu, die sich der anglo-amerikanischen Kontrolle des Nahen Ostens widersetzen.
Nach Paxtons Definition trifft der Vorwurf sehr wohl auf Hamas und Hisbollah zu, die sich nach Paxtons Definition derzeit in der "zweiten Phase" befinden. Der Iran befindet sich nach Paxtons Def. sogar in der "vierten Phase". Der Autor scheint Paxton nicht verstanden zu haben, wohl aber seine Autorität gezielt zu nutzen, da nämlich nach Paxtons Definition Faschismus als eine Reaktion auf das Scheitern des Liberalismus zu sehen ist und nichts anderes will die "Junge Welt" ja dauernd suggerieren. Dass sie in gewohnt marxistischer Manier ebenso Faschismus als Reaktion auf den Kapitalismus ansieht, was nach Paxton so nicht zu sehen ist, sei mal dahingestellt.
In seinem vielgepriesenen Buch »The Anatomy of Fascism« (2004) listet Paxton fünf Kriterien auf, die den Faschismus charkterisieren:1) In der Gruppe herrscht ein Gefühl einer alles überwältigenden Krise, die nicht mit traditionellen Mitteln gelöst werden kann. 2) Die Überzeugung, daß die eigene Gruppe, das eigene Volk, das Opfer ist und alle Maßnahmen gerechtfertigt sind, jenseits aller rechtlichen und moralischen Grenzen. 3) Das Bedürfnis nach Autorität durch einen Führer, der über dem Recht steht und auf die Überlegenheit seiner Instinkte vertraut. 4) Das Recht des ausgewählten Volkes, andere Völker zu dominieren, ohne rechtliche oder moralische Zurückhaltung. 5) Angst vor ausländischer »Durchrassung«.
Die 5. Kategorie trifft natürlich so nicht auf den 'Islam-Faschismus' zu, ich frage mich gerade, wie die Linken die 5. kategorie so beim 'Klerikal-Faschismus' definieren würden.
Der Faschismus fordert einen Krieg nach dem anderen zur Eroberung und Dominierung fremder Länder. Zugleich bedarf er im Inneren vieler Bedrohungen, um die Nation in Angst und Schrecken zu halten und »patriotischen« Hyperaktivismus zu entfalten, wobei jeder Kritiker als Verräter gebrandmarkt wird. Und last but not least verweist Paxton darauf, daß alle erfolgreichen faschistischen Regimes den Schulterschluß mit den Konzernen, insbesondere mit dem militärisch-industriellen Komplex gesucht haben. Folgt man dieser Definition, dann sind die Faschisten allerdings nicht im Nahen Osten, sondern in Washington zu finden.
Was zu erwarten war. Zunächst mal wieder Paxtons Definition genommen treffen die Punkte 1,2,3,4 und 5 nicht zu. Dann wird wieder verkannt, daß es nach Paxton 4 Phasen gibt, in denen der Faschismus sich etabliert.
Kurzum, schlechter Stil, der Autor wurde nicht verstanden, die Definition wurde tw. unterschlagen, die Argumentation begnügt sich damit Beweise durch Behauptung aufzustellen.
sporting
01.09.2006, 15:23
ich kann bush und rumsfeld nur zustimmen. nieder mit dem islamfaschismus!
Praetorianer
01.09.2006, 18:07
Ich weiß auch gar nicht, was dieser Streit um Begriffsdefinitionen und Begriffshoheiten soll.
Massenmord wird nicht dadurch besser oder schlechter, dass man ihn in irgendwelche Definitionen reinzwängen kann oder nicht. Ob man den islamistischen Abschaum jetzt "Faschisten" tituliert oder nicht, jeder kann sich im Internet die Widerwärtigkeiten anschauen, die diese Verbrecher begehen und dass die Menschenverachtung und Brutalität eine ähnliche wie bei den Faschisten ist.
Die These, dass ein Land auf den Weg in den Faschismus sei, wenn zu politischen Zwecken Kritiker ins Lächerliche gezogen werden, ist lachhaft, man zeige mir ein Land, in dem Politik nicht auch polemisch und mit harten Bandagen ausgefochten wird.
Die These, dass ein Land auf den Weg in den Faschismus sei, wenn zu politischen Zwecken Kritiker ins Lächerliche gezogen werden, ist lachhaft, man zeige mir ein Land, in dem Politik nicht auch polemisch und mit harten Bandagen ausgefochten wird.
Für viel schwerwiegender halte ich die Tatsache, daß der zitierte Definitionsgeber vom Autor dieses Pamphlets scheinbar nicht einmal im Ansatz verstanden wurde.
Praetorianer
01.09.2006, 18:30
Für viel schwerwiegender halte ich die Tatsache, daß der zitierte Definitionsgeber vom Autor dieses Pamphlets scheinbar nicht einmal im Ansatz verstanden wurde.
Auch wenn NITUP das als persönliche Beleidigung auffasst, aber ich habe noch nie einen Artikel aus der jungen Welt gelesen, der es ansatzweise wert wäre, diskutiert zu werden, obgleich mir zahlreiche User sowas natürlich unter die Nase reiben.
Dieser Artikel war schon mit Abstand das beste, was ich intellektuell aus diesem abartig schlechten Blatt je vorgesetzt bekommen habe.
Der Autor hat sich gefragt, was ist Faschismus, ist das im Einklang mit dem, was Rumsfeld und Co. behaupten und wäre es stattdessen auf die USA anwendbar.
Das ist ein einigermaßen strukturierter Artikel, das Vorgehen des Autors ist zumindest mal vom Ansatz her verständlich, dass es beim Verständnis der Faschismusdefinition hapert, die er zu Rate ziehelen will - bitte geschenkt!
Ich kann mich vaage an zwei weitere Artikel erinnern, einen, den roter Prolet hier zeigte, in dem Autor einen lächerlichen Versuch machte, das "Schwarzbuch des Kommunismus" im Handstreich zu widerlegen, auf einem Niveau, das einem die Schuhe auszog. Der Oberhammer war ein Artikel, den Grileg vorzeigte, in dem zunächst ein Artikel einer amerikanischen Zeitschrift (New York Times, glaube ich) zitiert wurde, den der Autor wirr und chaotisch kommentierte und den abwegigen Schluss daraus zog, dass es keinen Massenmord an den Kurden unter Saddam gegeben hat, was der Artikel aus der NYT nicht ansatzweise hergab.
Dieses Blatt hat wirklich nichtmal das Niveau als Klopapier zu dienen, so meine Meinung aus den Artikeln bisher.
Darüber lässt sich ja bekanntlich streiten, weswegen ich nicht verstehe, dass Nitup Angriffe gegen diese Zeitung persönlich nimmt.
klartext
01.09.2006, 18:54
Die typischen Kennzeichen von Faschismus sind: Führerprinzip, Antidemokratisch, antiaufklärerisch, uneingeschränkter Machtanspruch.
Dies trifft auf kommunistische Systeme gleichermassen zu wie auf islamische. Ob eine Religion zum System erhoben wird oder eine Ideologie den Platz der Religion einnimmt, ist für die davon betroffenen Menschen kein Unterschied.
"Faschismus" ist das, was es in Italien gab.
Ende Gelände!
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