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Vollständige Version anzeigen : Börsengang der der Bahn?



Pfeifenraucher
31.08.2006, 13:49
Was haltet ihr von der geplanten Privatisierung der Deutschen Bahn? Ist ein kompletter Verkauf (ohne Schienennetz) die richtige Lösung, um weiterhin das Bahnnetz so zuverlässig zu lassen oder sollten wir die Lösung von BM Müntefering favorisieren, der vorgeschlagen hat, die Bahn mit Schienennetz zu privatisieren, bei der der Staat der Mehrheitseigentümer bleibt? Welche Gefahren gehen von einer Privatisierung (mit und ohne Schienennetz aus)?

wtf
31.08.2006, 13:54
Es gibt keinen logischen Sinn, die Bahn mitsamt Schienennetz an die Börse zu bringen außer dem, sie vor der bösen kapitalistischen Konkurrenz zu schützen.

VW wurde ja auch nicht mitsamt der BABs an die Börse gebracht.

Die Gefahr der Privatisierung besteht darin, einem riesigen beamtoiden Apparat Beine zu machen.

Pfeifenraucher
31.08.2006, 15:50
Die Gefahr der Privatisierung besteht darin, einem riesigen beamtoiden Apparat Beine zu machen.

Oder vielleicht besteht das Problem bei einer Privatisierung darin, dass die Anbindung an Dörfer, also wirtschaftlich nicht lukrative Strecken, entfallen wird und Arbeitsplätze abgebaut werden und das in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit.

Siehe: www.transnet.org

KrascherHistory
31.08.2006, 15:55
Oder vielleicht besteht das Problem bei einer Privatisierung darin, dass die Anbindung an Dörfer, also wirtschaftlich nicht lukrative Strecken, entfallen wird und Arbeitsplätze abgebaut werden und das in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit.

Unrealistisch.

Gerade sog. Teilprivatisierte Strecken zeigen auf, das bereits von der Bahn stillgelegte Streckenabschnitte wieder gewinnträchtig befahren werden können.

Der Staat ist kein Unternehmer, sondern die Summe überdimensionierter, aufgeblähter Verwaltungsstrukturen von überbezahlten Nichtskönnern mit unverschämten Pensionsansprüchen nach einer höchst unterdurchschnittlichen Lebensarbeitszeit bei max. 10 Stunden tatsächlicher Wochenarbeitszeit (ich habe mal hoch gestapelt !).

Das ist abzuschaffen. DB ist Nebenkriegsschauplatz und nur ein weiteres Schwachsinnsrädchen im Dämlichkeitsgetriebe OMF-brd !

MfG K

klartext
31.08.2006, 16:37
Oder vielleicht besteht das Problem bei einer Privatisierung darin, dass die Anbindung an Dörfer, also wirtschaftlich nicht lukrative Strecken, entfallen wird und Arbeitsplätze abgebaut werden und das in der Zeit der Massenarbeitslosigkeit.

Siehe: www.transnet.org
Ein Unternehmen ist kein ABM-Massnahme.

Don
01.09.2006, 17:17
Es gibt keinen logischen Sinn, die Bahn mitsamt Schienennetz an die Börse zu bringen außer dem, sie vor der bösen kapitalistischen Konkurrenz zu schützen.


Korrekt. Bereits der Umstand, daß die Eisenbahnergewerkschaft das Schienennetz behalten will, spricht für dessen Abspaltung.

Frey
01.09.2006, 19:08
Es kann nur eine Privatisierung ohne Netz geben.
Man kann nicht erwarten das gerechter Wettbewerb entsteht, wenn ein ehemaliger Monopolist den Wettbewerbern Bedingungen diktiert.

Wenn der Staat das Netz in seiner Hand lässt kann er :

1. besser für die Sicherheit des Netzes sorgen, als ein Unternehmen was im Wettbewerb steht
2. kann "Schienengebühren" für Anbindungsstrecken niedrig halten, dadurch lukrativer für Regionalanbieter --> Dörfer haben Anbindung

wtf
01.09.2006, 19:51
Sieht nicht gut aus für unsere Volksbeglücker.

basti
01.09.2006, 23:45
ich finde, die bahn sollte von den BORG assimiliert werden!
dann funktioniert sie vielleicht endlich gewinnbringend ... ;)

kritiker_34
02.09.2006, 11:38
Was haltet ihr von der geplanten Privatisierung der Deutschen Bahn? Ist ein kompletter Verkauf (ohne Schienennetz) die richtige Lösung, um weiterhin das Bahnnetz so zuverlässig zu lassen oder sollten wir die Lösung von BM Müntefering favorisieren, der vorgeschlagen hat, die Bahn mit Schienennetz zu privatisieren, bei der der Staat der Mehrheitseigentümer bleibt? Welche Gefahren gehen von einer Privatisierung (mit und ohne Schienennetz aus)?

der staat sollte bei der bahn, telekommunikation und energieversorgung, autobahnen und anderen STRATEGISCHEN BESTANDTEILEN der INFRASTRUKTUR mindestens 51% am GESAMTPAKET behalten.

49% können an der börse plaziert werden.

dadurch ergibt sich eine strategische kontrolle des staates über VOLKSEIGENTUM, aber gleichzeitig können schritte der rationalisierung und modernisierung durchgeführt werden.

probleme entstehen, wenn sich z.B. gewerkschaften gegen jede form einer modernisierung stellen, um eine bestimmte anzahl derzeitiger arbeitsplätze zu erhalten, ohne neue technologien oder effizienz im internationalen vergleich zu berücksichtigen.

wenn bei der bahn die züge usw. an die börse gebracht werden, die schienen aber nicht, woher sollen denn die gelder zur instandhaltung oder für neue schienen kommen. die sollen dann über steuern finanziert werden, oder wie?

ps: die antwortmöglichkeiten in der umfrage sind zu begrenzt, deshalb beteilige ich mich nicht.

StH
02.09.2006, 13:01
In diesem Thread scheinen sich Leute zu tummeln, die zwar eine Meinung, aber keine Ahnung von der Situation der Eisenbahn in Deutschland haben. Zuerst einmal: Nahverkehrsverbindungen lassen sich überhaupt nicht rentabel betreiben. Die einzigen Verbindungen, die die Deutsche Bahn AG heute eigenwirtschaftlich betreibt, sind der InterCityExpreß, der InterCity und der EuroCity. Alle anderen Züge, vom Regionalexpreß bis zum Bummelzug, werden auf Kosten der Allgemeinheit im Auftrag der ausschreibenden Nahverkehrszweckverbände betrieben. Die Behauptung, Privatbahnen seien von der Deutschen Bahn AG mangels Rentabilität aufgegeben und von Privatbahnen rentabel gemacht worden, entbehrt daher jeder Grundlage. Es werden immer mehr Linien ausgeschrieben und eben nicht einfach so an die DB-Regios gegeben, und bei diesen Ausschreibungen können halt man Privatbahnen gewinnen.

Entscheidend ist, daß das Schienennetz bereits jetzt massiv ausgedünnt wurde, es gibt fast keine Nebenbahnen mehr, unzählige Bahnhöfe wurden zu Haltepunkten "zurückgebaut", so daß ein vernünftiger Eisenbahnbetrieb schon bei kleinsten Störungen nicht mehr stattfinden kann, und trotzdem ist das Schienennetz noch immer nicht börsenfähig, es wäre vom ersten Tag an ein Kanditat für eine feindliche Übernahme. Es ist also davon auszugehen, daß auf Verschleiß gefahren wird, und daß das Schienennetz in einigen Jahren in einem desolaten Zustand sein wird, so daß man es, wie in Großbritannien, wieder verstaatlichen muß - oder aber daß es ganz aufgegeben wird.

Die Deutsche Bundesbahn war hoch verschuldet. Sie hat in 45 Jahren soviel Schulden angehäuft, wie die Deutsche Bahn AG in zwölf Jahren. Die Schulden der Deutschen Bundesbahn wurden von der Bundesrepublik Deutschland am 31.12.1993 getilgt. Warum war die Deutsche Bundesbahn verschuldet? Die Eisenbahn wurde nach dem Krieg regelrecht ausverkauft, mit minimalen Mitteln mußte danach ein Schiennetz aus dem Boden gestampft werden, und für notwendige Neu- und Ausbauten gab es keinen Pfennig vom Staat dazu, die Deutsche Bundesbahn wurde gezwungen, sich am Kapitalmarkt hoch zu verschulden. Die Schuldenbahn war also politisch gewollt. Heute ist das anders. Neubaustrecken, insbesondere ICE-Schnellfahrstrecken, die dafür sorgen, daß man auf 300 Kilometer Strecke zwanzig Minuten sparen kann, werden von der Bundesrepublik Deutschland bezahlt, sie gehören dann aber der Deutschen Bahn AG. Und obwohl Ausgaben vom Staat übernommen wurden, sind die Schulden inzwischen in ähnlicher Höhe wieder vorhanden.

Der Service hat sich massiv verschlechtert. Durch massenhaften Stellenabbau nach der Bahnreform wurden sehr viele Kunden vergrault. Wenn eben niemand mehr da ist, den man fragen kann, Schalter wurden geschlossen und durch (meistens defekte) Automaten ersetzt, die Züge sind gammlig und verschmutzt, die Bahnhöfe werden immer schlimmer. Die Eisenbahn ist Infrastruktur, sie kann nicht unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten betrieben werden. Natürlich kann man aber einzelne, gewinnträchtige Punkte privatisieren und verlustträchtiges beim Staat lassen. Und auch aus wirtschaftspolitischer Sicht ist es so eine Sache: Die Standortdebatte beschränkt sich oft auf die Parole "Löhne runter!", daß aber auch die Infrastruktur, z.B. die Eisenbahn, ein ganz besonders wichtiger Punkt ist, wird oft ausgeblendet. Viele Firmen hatten einst ihre eigenen Gleisanschlüsse, sie wurden abgebaut, wegrationalisiert, wo früher Güterzüge fuhren, fahren heute LKWs. Mit den Themen Umweltverschmutzung und Verkehrsinfarkt will ich gar nicht erst anfangen.

tommy3333
02.09.2006, 18:14
Oder vielleicht besteht das Problem bei einer Privatisierung darin, dass die Anbindung an Dörfer, also wirtschaftlich nicht lukrative Strecken, entfallen wird und Arbeitsplätze abgebaut werden ...
Das passiert(e) doch schon längst.

tommy3333
02.09.2006, 18:24
der staat sollte bei der bahn, telekommunikation und energieversorgung, autobahnen und anderen STRATEGISCHEN BESTANDTEILEN der INFRASTRUKTUR mindestens 51% am GESAMTPAKET behalten.

49% können an der börse plaziert werden.
Klingt schön und gut, aber wer soll die verbleibenden 49% kaufen bzw. zu welchem Preis? Welche Renditen ließen sich erwarten?

Pfeifenraucher
02.09.2006, 22:10
Das passiert(e) doch schon längst.

Und würde durch eine Privatisierung ohne Schienennetz noch weiter vorangetrieben werden!

KrascherHistory
02.09.2006, 22:21
Und würde durch eine Privatisierung ohne Schienennetz noch weiter vorangetrieben werden!

Doch gib acht vorm miesen Schröder,
der legt aus die fiesen Köder,
ruft agenda und hartz IV
meint nur nutten und viel bier
von gerechter arbeit keine spur
euer lohn ist die armut nur.....

tommy3333
03.09.2006, 15:06
Und würde durch eine Privatisierung ohne Schienennetz noch weiter vorangetrieben werden!
Das kommt darauf an, wem das Schienennetz gehören wird. Wird es bei der Bahn AG bleiben, dann wird es wahrscheinlich so kommen, wie Du sagst. Bleibt das Schienennetz in der Hand des Staates, können auch andere Unternehmen darüber nachdenken, die Strecken vom Staat anzumieten, um Personen- oder Gütertransport anzubieten. Wenn alle diese (potentiellen) Unternehmen aber dann auch der Meinung sind, dass sich diese Strecken zwischen Nieder- und Hintertupfing nicht lohnen, weil sie nicht lukativ genug sind (weil vielleicht zu wenig Leute damit fahren), dann macht es auch kaum Sinn, die Strecken weiterzubetreiben. Dann wäre eine (oder ggf. auch mehrere) Buslinie(n) sinnvoller.

kritiker_34
03.09.2006, 15:37
Klingt schön und gut, aber wer soll die verbleibenden 49% kaufen bzw. zu welchem Preis? Welche Renditen ließen sich erwarten?

diese 49% können auf dem freien Markt gehandelt werden, wie andere Aktien auch.

Ich bin dagegen, dass die "strategischen Bestandteile der Infrastruktur" nach rein kurzfristigen Marktbedingungen verscherbelt werden!

Es gibt Beispiele wie z.B. die völlige Privatisierung der Bahn in England, wo das Schienennetz dann durch Steuern finanziert werden musste. Soll heisen: es wurden die "Filetstücke" von privaten Investoren erworben, während für langfristige Investitionen kein Geld da war. Ähnliches kann sich in D abspielen.
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"Red faces over British rail privatisation

CRITICS of Britain's rail privatisation enjoyed another field day last week. First it was the story from Stagecoach, the bus company which took over the franchise to run South Western trains, one of the busiest commuter links into central London.

South Western was sorry but it had to temporarily cancel 39 services a day because reorganisation of staff - which had meant 70 redundancies - had left insufficient competent drivers. By way of atonement the company offered free travel for one day, but still faced sanctions against it from the industry watchdog, the Office of Passenger Rail Franchising.

Then came the deal of the week. A rolling stock leasing company, Eversholt, which was privatised for an investment of just £70-million in January 1996, was taken over to give its managers and their backers a return of £453-million.

It meant more work for the National Audit Office, which is looking into the sale of another privatised train leasing group, Porterbrook, which made millions for its management even more quickly when it was acquired by Stagecoach last year."

http://www.btimes.co.za/97/0223/world/world.htm

tommy3333
03.09.2006, 16:43
diese 49% können auf dem freien Markt gehandelt werden, wie andere Aktien auch.
Na wenn das auch so ein Flop wird wie die Einführung der T-Aktie, dann würde ich an Stelle eines Anlegers doch lieber gleich die Finger davonlassen.


Ich bin dagegen, dass die "strategischen Bestandteile der Infrastruktur" nach rein kurzfristigen Marktbedingungen verscherbelt werden!
Ich bin ja auch dagegen, das Schienennetz einfach so zu verscherbeln, und es noch dazu einen Monopolisten in den Rachen zu werfen. Ich dachte eigentlich, diese 49% schlössen das Schienennetz aus, weil Du in der Umfrage auch entsprechend gestimmt hast ("Privatisierung ohne Schienennetz"). Mein Fehler, denn Du hattest zuvor auch schon bereits von 'strateg. Bestandteilen der Infrastruktur' geschrieben.

Drosselbart
03.09.2006, 17:13
Das läuft wohl auf eine ähnliche Lumperei hinaus wie die Telekom-Abzocke. Profit für Staat und Insider - Geldvernichtung für deutsche Kleinanleger.

mithardemb
04.09.2006, 20:07
Unrealistisch.

Gerade sog. Teilprivatisierte Strecken zeigen auf, das bereits von der Bahn stillgelegte Streckenabschnitte wieder gewinnträchtig befahren werden können.

Der Staat ist kein Unternehmer, sondern die Summe überdimensionierter, aufgeblähter Verwaltungsstrukturen von überbezahlten Nichtskönnern mit unverschämten Pensionsansprüchen nach einer höchst unterdurchschnittlichen Lebensarbeitszeit bei max. 10 Stunden tatsächlicher Wochenarbeitszeit (ich habe mal hoch gestapelt !).

Das ist abzuschaffen. DB ist Nebenkriegsschauplatz und nur ein weiteres Schwachsinnsrädchen im Dämlichkeitsgetriebe OMF-brd !

MfG K

Ich würde sagen es ist sogar ziemlich realitisch, daß die Bahn ertragsschwächere Gebiete stillegt, aber die Strecken nicht für andere Unternehmen frei macht um sie nicht in den Markt zu lassen. Solche Handlungsweisen sind nicht nur für große Bürokratien sondern auch für Großunternehmen typisch.

Ich bin auch mal sehr gespannt wer bei einem Börsengang in die Bahn investieren wird.

kritiker_34
04.09.2006, 20:13
Na wenn das auch so ein Flop wird wie die Einführung der T-Aktie, dann würde ich an Stelle eines Anlegers doch lieber gleich die Finger davonlassen.

ich habe nirgends geschrieben, dass eine solche aktie von privatanlegern gekauft werden soll.


Ich bin ja auch dagegen, das Schienennetz einfach so zu verscherbeln, und es noch dazu einen Monopolisten in den Rachen zu werfen. Ich dachte eigentlich, diese 49% schlössen das Schienennetz aus, weil Du in der Umfrage auch entsprechend gestimmt hast ("Privatisierung ohne Schienennetz").

ich habe mich an dieser abstimmung NICHT beteiligt, eben weil mir die optionen zu eng formuliert sind.


Mein Fehler, denn Du hattest zuvor auch schon bereits von 'strateg. Bestandteilen der Infrastruktur' geschrieben.

man könnte sich ja einmal in anderen ländern erkundigen, was es an optionen gibt. aber ich bleibe dabei. mindestens 51% der aktien sollten beim staat verbleiben.

tommy3333
05.09.2006, 01:34
ich habe mich an dieser abstimmung NICHT beteiligt, eben weil mir die optionen zu eng formuliert sind.
ups - sorry, ich hatte Dich mit @klartext verwechselt.

kritiker_34
05.09.2006, 20:59
ups - sorry, ich hatte Dich mit @klartext verwechselt.

Mehdorn hat nichts verwechselt. er hat diesen beitrag gelesen, und ist meinem rat gefolgt, mindestens 51% der Aktien beim Bund zu belassen.
--------------------------------------------------------------------

"Sie geben immerhin 49 Prozent der Bahn aus der Hand. Können Sie da nicht schneller, als Ihnen lieb sein kann, die Kontrolle über das Unternehmen verlieren?
Im schwärzesten Fall - malen wir mal die hässlichste Heuschrecke an die Wand, die es gibt - kann die 49 Prozent kriegen. Und was macht sie damit? - Gar nix! Außer dass sie eine sichere Anlage hat.

Sie kann Ihnen das Leben ganz schön schwer machen.
Kann sie nicht. Die Heuschrecke könnte nur eines wollen: das gesamte Unternehmen übernehmen, um es zu zerschlagen. Aber sie kriegt es nicht. Was soll die Heuschrecke mit 49 Prozent? Sie wird nie 51 Prozent kriegen, denn die gehören dem Bund. Punkt, aus, Feierabend.

Aber dann haben Sie keinen Spielraum für Kapitalerhöhungen?
Der Bund kann theoretisch 49 Prozent verkaufen. Aber er wird das nicht tun. Wir raten ihm: Verkauf erst mal 35 Prozent. Da hat er Luft nach oben. Der Bund wird nie etwas tun, was seine 51 Prozent verwässert. Warum sollte er? Ich sage Ihnen das noch mal: Uns kann keine Heuschrecke auffressen.

Wie viel Geld ist die Bahn denn wert?
Der Wert liegt laut unabhängiger Gutachter bei mindestens 18 Milliarden Euro für das gesamte Unternehmen. 49 Prozent wären dann eben knapp die Hälfte, aber das entscheiden Angebot und Nachfrage.

http://www.stern.de/wirtschaft/unternehmen/unternehmen/565577.html?nv=cb

"

tommy3333
05.09.2006, 22:26
Mehdorn hat nichts verwechselt. er hat diesen beitrag gelesen, und ist meinem rat gefolgt, mindestens 51% der Aktien beim Bund zu belassen.
--------------------------------------------------------------------

[zitat]
Zumindest ist es aus der Sicht des Staates und der Bahn erst mal nicht falsch. Wie gut der Börsengang letztlich klappen wird, wird der Kursverlauf in der Zukunft zeigen. Ein Börsengang hat ja nicht nur Risiken, sondern auch Chancen. Ich habe zwar für einen Börsengang ohne Schienennetz votiert, aber wenn 51% Anteile für das Schienennetz beim Staat verbleiben und die übrigen 49% nicht unter Wert 'verkauft' werden, hätte ich damit auch kein Problem.

Auch zu den Risiken wird in dem gleichen Stern-Artikel Stellung genommen:

>>>

"Kritiker sagen, Mehdorn verkauft die Bahn viel zu billig, es gebe ungehobene Schätze in Ihren Bilanzen. In den vergangenen zehn Jahren haben Sie etwa 90 Milliarden Euro investiert. Knapp 40 Prozent davon sind Investitionszuschüsse des Bundes - also Steuergelder - gewesen. Wo sind die in Ihrer Bilanz?
Ein Zuschuss wird nicht in eine aktive Bilanz mit einbezogen. Wenn Bund, Land und Kommunen einem Autohersteller Geld für eine neue Fabrik geben, taucht das auch nicht in der Unternehmensbilanz auf. Alles, was wir an Infrastrukturinvestitionen gemacht haben, ist in unserem Anlagewert von 40 Milliarden Euro in der Bilanz enthalten.

Da stimmt doch was nicht. Sie sind mit 56 Milliarden Euro Anlagewert 1994 in die Bahnreform gegangen, haben in den letzten zehn Jahren 90 Milliarden Euro in Brücken, Gleise, Anlagen und Fahrzeuge gesteckt und kommen heute auf 40 Milliarden Euro?
Einspruch, die Eröffnungsbilanz der DB AG hatte ein Anlagevermögen von rund 13 Milliarden Euro.

Weil schon vorher viele Milliarden einfach gestrichen wurden. So oder so heißt das, es sind mindestens 63 Milliarden Euro irgendwo verdunstet.
Nein, die sind da. Die sind zum Teil die nächsten hundert Jahre da und werden genutzt.

Aber wieso steht das nicht in der Bilanz?
Die Zuwendungen des Bundes stehen im Bundeshaushalt, nicht in unserer Bilanz.

Aber die Gleise, Tunnel und Brücken, die damit gebaut wurden, gehören doch jetzt der Bahn und sollen verkauft werden?
Das ist eine Investition, die der Bund so auch in die Autobahn machen würde. Die Strecken kann ja nie einer wegtragen oder verkaufen.

Wir Steuerzahler haben in den vergangenen Jahren Milliarden in die Bahn gesteckt und müssen der Bahn in den nächsten zehn Jahren noch mal 25 Milliarden Euro als Investitionszuschüsse für Gleise und Anlagen geben. Und Sie verkaufen die Bahn für einen Bruchteil davon. Das ist doch komisch?
Sie machen da irgendwo einen Bruch, der so nicht erlaubt ist. Die Bahn ist quasi im Gemeinwohl mit dem Bund verwoben. In diesem Land gibt es eben Schienennetze. Die werden durch Zuwendungen des Bundes bezahlt, und die bleiben da. Das ist doch etwas anderes als eine Montagestraße bei VW.

(...)

Sie wollen unsere Frage nicht beantworten. Sie bekommen für 49 Prozent der Bahn neun Milliarden Euro. Das ist doch ein schlechtes Geschäft. Wo ist unser Geld?
Das Schienennetz ist kein Wirtschaftsgut. Die Bahn hat einen Preis, der sich am Ertragswert orientiert. Punkt. Das andere ist abgeschrieben und wird weiter im Sinne dessen, der investiert hat, genutzt.

Das Schienennetz ist unrentabel, und trotzdem wollen Sie es mit an die Börse nehmen?
Weil die Bahn sonst so nicht funktioniert, wie es die Kunden zu Recht erwarten.

Warum gehen Sie statt an die Börse nicht an den internationalen Finanzmarkt und begeben eine Bahn-Anleihe? Da kriegen Sie die Milliarden für einen festen Zinssatz.
Wir nutzen das schon heute. Wir haben in der Größenordnung von elf Milliarden Euro Anleihen.

Die Bahn muss also gar nicht zwingend an die Börse. Sie kann sich auf anderem Wege Geld besorgen und dafür Zinsen bezahlen?
Klar. Es gibt immer sieben Wege zum Ziel. Aber der Börsengang ist der beste.

Wäre der Kapitalmarkt nicht günstiger?
Jedes Unternehmen braucht ein gesundes Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital. Sie können eine Firma nicht nur mit Schulden finanzieren."

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kritiker_34
06.09.2006, 08:04
Wäre der Kapitalmarkt nicht günstiger?
Jedes Unternehmen braucht ein gesundes Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital. Sie können eine Firma nicht nur mit Schulden finanzieren."

Zitat
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interessanter Beitrag!

der Bund braucht Geld um Haushaltslöcher zu stopfen und immer mehr Kriegseinsätze, welche für D keinen direkten wirtschaftlichen Vorteil bringen, müssen ja auch finanziert werden. Dies sind wohl Hintergründe die mit reinspielen.

Rein firmentechnisch betrachtet, müsste wohl zuerst eine Bestandaufnahme gemacht werden. Was gehört der Bahn? Brücken, Gleisanlagen, Bahnhöfe UND die jeweiligen Grundstücke? Oder sind die Grundstücke teils gepachtet?

Wer trägt die Kosten für die Instandhaltung von Anlagen und Grundstücken?

Welche Firmen z.B. Logistik Unternehmen gehören zur Bahn?

Wer haftet für eventuelle Schäden an den Anlagen?

Welche Lehren können aus der Privatisierung der Telekom gezogen werden?

tommy3333
06.09.2006, 15:25
interessanter Beitrag!

der Bund braucht Geld um Haushaltslöcher zu stopfen und immer mehr Kriegseinsätze, welche für D keinen direkten wirtschaftlichen Vorteil bringen, müssen ja auch finanziert werden. Dies sind wohl Hintergründe die mit reinspielen.

Rein firmentechnisch betrachtet, müsste wohl zuerst eine Bestandaufnahme gemacht werden. Was gehört der Bahn? Brücken, Gleisanlagen, Bahnhöfe UND die jeweiligen Grundstücke? Oder sind die Grundstücke teils gepachtet?

Wer trägt die Kosten für die Instandhaltung von Anlagen und Grundstücken?

Welche Firmen z.B. Logistik Unternehmen gehören zur Bahn?

Wer haftet für eventuelle Schäden an den Anlagen?

Welche Lehren können aus der Privatisierung der Telekom gezogen werden?
Der Bund hat ja früher auch schon Vermögen (Tafelsilber) privatisiert (verscherbelt), um Haushaltslöcher zu stopfen - da könnten Waigel und Eichel ein Lied von singen. Nur irgendwann ist die Substanz aufgebraucht. Die notwendige Konsolidierung der öffentlichen Haushalte wurde mit den Privatisierungen letztlich nur aufgeschoben, aber der Spielraum für weiteren Aufschub ist nahezu erschöpft. Was kann nach der Privatisierung der Bahn noch alles kommen, und ist es überhaupt auch sinnvoll?

Daher sind insbesondere Deine zuletzt aufgeworfenen Fragen in Bezug auf die Privatisierung der Bahn durchaus berechtigt - insbesondere, welche Lehren man aus früheren Privatisierungen wie z.B. der Telekom ziehen kann. Auf den Börsengang der Telekom hatte ich ja auch bereits aufmerksam gemacht, denn es gibt auch eine Zeit nach dem Börsengang. Was mit der "Volksaktie" einst öffentlich gepushed wurde, lockt heute niemanden mehr hinter den Ofen hervor, und zudem hat auch das Vertrauen vieler Anleger in die Aktienmärkte überhaupt darunter gelitten.