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Vollständige Version anzeigen : Der Tausendsassa des Terrors



Foley
20.08.2006, 09:02
Er lehrte Bin Laden das Bombenbauen, war Arafats Leibwächter, er heuert islamistische Söldner an, koordiniert die palästinensischen Milizen und schürt an allen Fronten den Krieg – Imad Mughniyah, militärischer Kopf und Vollstrecker der Hisbollah. Sein Auftraggeber: der Iran.

Beirut, Bagdad, Gaza – die Konflikte im Nahen Osten hängen zusammen und sind nicht isoliert. Im Hintergrund agiert ein Drahtzieher mit ideologischen, politischen und ökonomischen Interessen: der Iran. Das Regime der Mullahs hält sich Terroristen, um gewaltsam seine eigenen Ziele durchzusetzen, ohne sich dabei selber exponieren zu müssen.

Dabei setzt es vor allem auf einen Mann, der zu den gefährlichsten Gewalttätern der Welt gehört: Imad Mughniyah (sprich: Murnije). Er ist die Schlüsselfigur in der Achse des Terrors, die in Teheran beginnt und Damaskus, Beirut, Gaza und Bagdad miteinander verbindet.

Mughniyah ist der Mann fürs Grobe des Gottesstaates. Sein jüngster Coup: die Entführung von zwei israelischen Soldaten, die den Nahen Osten an den Rand eines regionalen Flächenbrandes gebracht hat.

Der in der libanesischen Stadt Tayr Dibba geborene Mughniyah begann seine militärische Karriere Anfang der achtziger Jahre als Leibwächter des PLO-Führers Arafat. Seither stellt er seine Dienste Terror-Organisationen verschiedenster Couleur zur Verfügung. Im Grunde genommen arbeitet er aber stets für Teheran.

Der heute 44-jährige Generalstabschef der Hisbollahmilizen ist dem Hisbollahführer Hassan Nasrallah direkt unterstellt. Doch dieser ist nur vordergründig sein oberster Patron: Die Hisbollah empfängt ihre Befehle direkt aus Teheran. Wenn Nasrallah Revolutionsführer Ali Chamenei trifft, küsst er ihm jeweils ehrfürchtig die Hand und bezeugt damit seine unterwürfige Rolle als Lakai des iranischen Regimes. Die Mullahs zeigen sich gegenüber der Hisbollah grosszügig. Sie überweisen ihr pro Jahr (je nach Quelle) 100 bis 200 Millionen Dollar. Die Höhe der Summe zeigt den hohen Stellenwert der libanesischen Schiitenmiliz im iranischen strategischen Kalkül: Sie ist der verlängerte Arm der iranischen Revolutionswächter. Ein grosser Teil der Unterstützung erfolgt nicht in Cash, sondern mit der Lieferung von Kriegswaffen. Dabei spielt der mit dem Iran verbündete syrische Staatspräsident Baschar Assad auch nach dem syrischen Rückzug aus dem Libanon (2005) bei der Logistik des Terrors immer noch eine zentrale Rolle. Iranische Waffen werden nach Damaskus oder in die syrische Hafenstadt Latakia geflogen, von wo sie den Weg zur Hisbollah im Libanon finden. In den letzten Jahren hat sich die Qualität der gelieferten Waffen deutlich verbessert. Die Geschosse fliegen weiter als je zuvor. Inzwischen verfügen die Islamisten gar über Marschflugkörper und moderne Mittelstreckenraketen – alles im Iran oder in Syrien produziert. In Beirut sind 150 iranische Revolutionsgardisten stationiert, die der Hisbollah bei der Bedienung der neugelieferten Hightech-Waffen zur Hand gehen.

Dank iranischer Gefälligkeiten entstand auch der Propagandasender der Hisbollah, Al-Manar. Die Islamic Republic of Iran Broadcasting bezahlt einen grossen Teil der Journalistenlöhne des Senders, der jetzt von der israelischen Luftwaffe ins Visier genommen wurde.

Hisbollah und Iran bilden eine Einheit. Mughniyah ist insbesondere mit dem iranischen «Ministerium für Informationsbeschaffung und Sicherheit» eng verbunden. Als mittlerweile legendär gewordener Mastermind des Terrors wird er von Teheran für spezielle und besonders anspruchsvolle Aufgaben eingesetzt. Aktuell ist das Militärgenie damit beauftragt, die palästinensischen Milizen der Hamas und des Islamischen Dschihad auszubilden und auszurüsten. So versorgt Mughniyah die Hamas per E-Mail mit Blaupausen zur Herstellung von Kassamraketen, gibt ihr Tipps für den Terrorkampf und Anweisungen zum Waffenschmuggel in die abgeriegelten palästinensischen Gebiete. Weil Teheran die Verbindungen zur Hisbollah für entscheidend hält, hat es den früheren und immer noch einflussreichen Innenminister Ali Akbar Mohtaschemi als Kontaktperson delegiert. Anfang der Achtziger, als Mohtaschemi iranischer Botschafter in Damaskus war, förderte er die Gründung der Hisbollah. Und in seiner Funktion als offizieller Vertreter des obersten Revolutionsführers zur Unterstützung palästinensischer Gruppen verfügt er über beste Beziehungen zu Hamasführer Chaled Maschal in Damaskus.

Trotz seiner prominenten Rolle als Tausendsassa an allen Fronten bleibt Mughniyah ein unfassbares Mysterium. Letztmals wurde er in Qom gesichtet, der heiligen Schiitenstadt südwestlich von Teheran, wo er sich während Jahren aufhielt. Sein Wohnsitz in der frommen Stadt öffnete ihm den Zugang zu Tausenden von Muslimen aus Bosnien, Afghanistan, Indien und Pakistan, die in den Seminarien von Qom den Koran studieren. Von den 35000 Seminaristen sind zehn Prozent Ausländer. Das erleichtert seinen Spezialauftrag, den er vom Revolutionsführer und der Hisbollah erhalten hat: das Anwerben und Ausbilden von Leuten, die ausserhalb des Irans zu Terroraktivitäten eingesetzt werden sollen. Die Söldner (derzeit sind es 50) werden in der bei Teheran gelegenen Kaserne «Imam Ali» zu Terroristen ausgebildet.


Fünf Millionen Dollar Kopfgeld

Sein einschlägiges Fachwissen hatte der Libanese bereits in den achtziger Jahren unter Beweis gestellt, als er in Beirut Baracken, in denen US-Marines und französische Fallschirmspringer untergebracht waren, in die Luft sprengte. Mughniyahs Handschrift tragen auch die Entführung der TWA 847, die Ermordung amerikanischer Diplomaten und Geheimdienstoffiziere in Beirut, Bombenanschläge auf die israelische Botschaft und jüdische Zentren in Buenos Aires (1992 und 1994) sowie vermutlich die Attacke gegen die Khobar Towers in Saudi-Arabien (1996).

Mughniyah ist ein vorsichtiger Mann. Es existieren kaum Bilder von ihm – und die wenigen sind längst nicht mehr aktuell. Um seinen Verfolgern zu entkommen – das FBI hat auf ihn fünf Millionen Dollar ausgesetzt, und der Mossad versuchte, ihn umzubringen –, verändert er sein Aussehen immer wieder mit Hilfe von plastischen Chirurgen. Auch legt er sich regelmässig einen neuen Namen und wohl auch frische Pässe zu. Dank seinen engen Beziehungen zum iranischen Regime fällt ihm dies nicht schwer.

Zu seinen engsten Kontaktpersonen in Teheran gehört Verteidigungsminister Mostafa Mohammed Nadschar. Die beiden sind seit zwanzig Jahren befreundet: In den achtziger Jahren waren sie gemeinsam an der Entführung von Ausländern im Libanon beteiligt. Ihr prominentestes Opfer war der amerikanische Geheimdienstchef in Beirut, Colonel William R. Higgins. Er wurde durch Schergen der iranischen Revolutionsgarden und Hisbollahmilizen zu Tode gefoltert. Weil der Libanon danach für Mughniyah zu gefährlich wurde, setzte er sich nach Teheran ab, wo er gleich die Staatsbürgerschaft erhielt.

Mughniyah machte darauf rasch Karriere. Im Herbst 2000 ernannte der Iran den Generalstabschef der Hisbollah gar zum Chefkoordinator internationaler Operationen. Der ehemalige Leibwächter von Jassir Arafat sollte auf Geheiss der Ajatollahs den palästinensischen Aufstand, der im Herbst 2000 begann, anheizen, indem er der Hamas und dem Islamischen Dschihad beistand. Er könnte auch bei einem der schlimmsten Terroranschläge in Israel die Hand im Spiel gehabt haben, bei der Attacke gegen das «Park Hotel» in der Küstenstadt Netanya am 27. März 2002, bei der 30 Menschen getötet wurden. Das Blutbad löste eine massive israelische Militäraktion gegen das Westjordanland aus. Dabei wurde ein Teil der terroristischen Infrastruktur zerstört, worauf er von Teheran prompt den Auftrag erhielt, als Kommandant des Südlibanon eine neue Truppe im Westjordanland aufzubauen.

Das Terrorimperium des Iran ist breitgefächert. Nicht nur Hisbollahchef Nasrallah, auch Hamasführer Khaled Maschal pilgert regelmässig nach Teheran, um dort Befehle entgegenzunehmen. Nasrallah hat in der iranischen Hauptstadt sogar einen Verbindungsoffizier, der alle Aktionen mit der iranischen Regierung koordiniert. In Absprache mit Teheran mischt sich die Hisbollah auch ausserhalb des Libanon in alle möglichen Händel ein. Um den Palästinensern zu helfen, gründete Mughniyah die «Einheit 1800»: Diese heuert Spione an, die in Israel strategisch wichtige Einrichtungen auskundschaften sollen. So versuchte im Januar 2005 der Däne und gebürtige Palästinenser Iyyad al-Aschua in der Nähe von Haifa, militärische Installationen zu filmen. Ein aufmerksamer Zeitgenosse überführte ihn der israelischen Armee, als er vom Zug aus Videoaufnahmen machte. Al-Aschua hätte von der Hisbollah für seine Schnüffelei 2000 Dollar erhalten sollen – stattdessen bekam er von den Israelis eine Haftstrafe von 33 Monaten aufgebrummt. Der aus Kopenhagen stammende 007 ist kein Einzelfall. «Der Iran benützt die Hisbollah, um uns auszuspionieren und Informationen für Angriffe zu erlangen», sagt ein israelischer Armeekommandant.


Ökumenisch gegen Israel

Das Militärgenie der Hisbollah steht auch den Aufständischen im Irak mit Rat und Tat zur Seite. Zum kürzlich getöteten Abu Mussab al-Zarkawi unterhielt Mughniyah beste Beziehungen. In den neunziger Jahren hatte er schon den damals im Sudan lebenden Osama Bin Laden gelehrt, wie man Bomben bastelt und ein internationales Agentensystem aufbaut.

Konflikte zwischen Sunniten und Schiiten werden regelmässig vergessen, wenn es um Israel geht. Dann denken die Mullahs plötzlich ökumenisch. So überreichte Leila Khaled, die marxistische Flugzeugentführerin, an der letzten «Internationalen Konferenz zur Unterstützung der Palästinenser» in Teheran dem obersten geistlichen Führer Ali Chamenei ein Palästinensertuch (Kefije), während marxistische Gruppen im Hintergrund ein Loblied auf den Kampf gegen die Zionisten sangen. Sunnitische Hamasmitglieder werden in schiitischen Garnisonen im Iran, in Syrien oder im Südlibanon ausgebildet – die Rechnung wird von Teheran bezahlt. «Alle antiisraelischen Kräfte im Mittleren Osten sind ein verlängerter Arm der iranischen Diplomatie», sagt der iranische Journalist Saloumeh Peyam, «sie sind stets bereit, den Friedensprozess zu stören.» Das hatte seinerzeit sogar Palästinenserführer Jassir Arafat bestätigt. «Wenn immer eine Annäherung mit Israel in Sicht ist, sabotieren vom Iran unterstützte palästinensische Extremisten die Friedensbemühungen», sagte Arafat in einem Interview. Daran, so scheint es, hat sich seither nicht viel geändert.


Quelle: http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=14464&CategoryID=66

DANKE WELTWOCHE!

romeo1
20.08.2006, 09:54
Interessanter Artikel. Dies erklärt so manches an den harten israelischen Reaktionen.

bernhard44
20.08.2006, 10:01
Auf dem Weg des Dschihads ist Mughniyahs Dienstleistung - Tod und Terror - ganz besonders gefragt. Aber dennoch ist Imad Mughniyah kein Mietkiller, wie es Carlos, der Schakal, oder der psychopathische Abu Nidal in den 70er und 80er Jahren waren. Alles, was der Mann ohne Gesicht seit mehr als 20 Jahren getan hat, geschah aus tiefster Überzeugung, einem inbrünstigen Haß auf Amerika und beseelt von der Überzeugung, daß Allah die Juden zur Strafe für ihre Niedertracht in Schweine und Affen verwandelt hat.

Und gerade das macht ihn so gefährlich!

http://www.wams.de/data/2006/05/28/894392.html

Koran 5/60. Sprich: «Soll ich euch über die belehren, deren Lohn bei Allah noch schlimmer ist als das? die Allah verflucht hat und denen Er zürnt und aus denen Er Affen und Schweine gemacht hat und die den Bösen anbeten

Alfredos
20.08.2006, 11:01
Erst ist bin Laden der Schlimmste, dann Saddam Hussein und jetzt Imad Mughniyah. Immer ein Feindbild vor den Augen. Wie bei Stalin, können auch die USA es nicht lassen. Dass er Arafats Leibwächter war ist nachvollziehbar, aber nicht der Bombenlegenlehrer von bin Laden. Die Interessen Libanon und Afghanistan waren zur Zeit des Einmarsches der Russen in Afghanisten so groß, dass ein Zusammenarbeiten schwer vorzustellen war. Bin Laden hatte gegen Russland aufgerufen, die aber die Palästinenser und Libanon am Stärksten unterstüzten. Es wäre so als ob Bush junior chinessicher Geheimagent. Da wurde wie oft etwas nachgeholfen. Na, ja wenigstens passt es wieder in die Propagandamaschine. :cool: :cool: :cool: :cool:

twoxego
20.08.2006, 11:16
es ist doch immer wider erstaunlich, wie schwer es einer supermacht fällt, einen einzelnen mann
unschädlich zu machen, egal wer immer dies auch grade sein mag.
in wirklichkeit, wissen wir natürlich, steckt der teufel dahinter.

KrascherHistory
20.08.2006, 11:18
Erst ist bin Laden der Schlimmste, dann Saddam Hussein und jetzt Imad Mughniyah. Immer ein Feindbild vor den Augen. Wie bei Stalin, können auch die USA es nicht lassen. Dass er Arafats Leibwächter war ist machvollziehbat, aber nicht der Bombenlegenlehrer von bin Laden. In Interessen Libanon und Afghanistan waren zur Zeit des Einmarsches der Russen in Afghanisten so groß, dass ein Zusammenarbeiten schwer vorzustellen war. Bin Laden hatte gegen Russland aufgerufen, die aber die Palästinenser und Libanon am Stärksten unterstüzten. Es wäre so als ob Bush junior chinessicher Geheimagent. Da wurde wie oft etwas nachgeholfen. Na, ja wenigstens passt es wieder in die Propagandamaschine. :cool: :cool: :cool: :cool:

Genau: die Propagandamaschine läuft wie geschmiert.

Und die "deutsche" Presse hat ja bekanntlich auch bestimmte Eigentümer.

Das dazu. MfG K

KrascherHistory
20.08.2006, 11:19
es ist doch immer wider erstaunlich, wie schwer es einer supermacht fällt, einen einzelnen mann
unschädlich zu machen, egal wer immer dies auch grade sein mag.
in wirklichkeit, wissen wir natürlich, steckt der teufel dahinter.

Wenn der Teufel G.Bush heißt: Zustimmung ! MfG K

Odin
20.08.2006, 11:27
Interessanter Artikel. Dies erklärt so manches an den harten israelischen Reaktionen.


Ja, das erklärt vor allem einiges über dein Denkvermögen.

romeo1
20.08.2006, 11:29
Ja, das erklärt vor allem einiges über dein Denkvermögen.

Ich weiß, daß ich über ein beträchtliches Denkvermögen verfüge!

FranzKonz
20.08.2006, 11:35
DANKE WELTWOCHE!

Und nächste Woche lesen wir die neuesten Abenteuer von Jerry Cotton, schließlich ist ja das FBI die international operierende Truppe der Amis

Roter Prolet
20.08.2006, 11:58
Die US-Regierungen haben doch selbst in der Vergangenheit reaktionäre Regime (z.B. Pinochet) und Untergrundorganisationen bzw. Netzwerke (z.B. Al-Kaida) finanziell oder militärisch unterstützt, weil diese (zumindest eine Zeit lang) den Schutz von Interessen der (US-)Multis garantierten und fortschrittliche Kräfte unterdrückten. Eine Tradition, die bis heute anhält.