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Vollständige Version anzeigen : Adorno's "Erziehung nach Auschwitz"



basti
14.08.2006, 22:11
ein auszug:


[...]
Um diesen Zustand zu verändern, dürfte das normale, auf dem Land vielfach sehr problematische Volksschulsystem nicht ausreichen. Ich dächte an eine Reihe von Möglichkeiten. Eine wäre - ich improvisiere -, dass Fernsehsendungen geplant werden unter Berücksichtigung von Nervenpunkten jenes spezifischen Bewusstseinszustands. Dann könnte ich mir vorstellen, dass etwas wie mobile Erziehungsgruppen und - kolonnen von Freiwilligen gebildet werden, dass sie aufs Land fahren und in Diskussionen, Kursen und zusätzlichem Unterricht versuchen, die bedrohlichsten Lücken auszufüllen. Ich verkenne dabei freilich nicht, dass solche Menschen sich schwerlich sehr beliebt machen werden. Aber es wird dann doch ein kleiner Kreis um sie sich bilden, der anspricht, und von dort könnte es vielleicht ausstrahlen.
[...]


komplett: http://server.hagalil.com/s1/schule-judentum/nationalsozialismus/adorno.htm

was haltet ihr davon? kann man ein volk erziehen?

twoxego
14.08.2006, 22:50
test:
es ist themenfremd zu erwähnen, dass der text aus einer radio rede adornos von 1966 stammt ?

KrascherHistory
14.08.2006, 22:54
ein auszug:



komplett: http://server.hagalil.com/s1/schule-judentum/nationalsozialismus/adorno.htm

was haltet ihr davon? kann man ein volk erziehen?

Wie soll das Volk erzogen werden, von wem ?

Das Volk entscheidet. MfG K

basti
14.08.2006, 22:55
test:
es ist themenfremd zu erwähnen, dass der text aus einer radio rede adornos von 1966 stammt ?

die restlichen zeilen waren themenfremd genug, d. h. sie gaben genug punkte für ebenfalls themenfremde antworten, um den thread schon auf der ersten seite zu zerstören.
zufall, daß auch der erste kleine satz, der den themenfremden rest einleiten sollte, drauf ging.

basti
(als mod)

twoxego
14.08.2006, 22:56
sie dienten dazu, die relevanz dieses textes zu verdeutlichen.
ich glaube natürlich nicht an zufälle.

Sauerländer
14.08.2006, 22:59
was haltet ihr davon? kann man ein volk erziehen?
Der aufmerksame Blick in die Umgebung scheint mir das zu bestätigen.

KrascherHistory
14.08.2006, 23:47
Der aufmerksame Blick in die Umgebung scheint mir das zu bestätigen.

Ja, zur Selbstverleugnung und blinden Akzeptanz allen Schwachsinns gegenüber. Stimmt. Die Deutschen sind ein Beweis. MfG K

dr-esperanto
15.08.2006, 00:51
Volkserziehung läuft natürlich zunächst über die Schule und dann auch ganz wichtig über das Fernsehen und - im Falle Deutschlands - über die jüdische BILD-Zeitung. Die meisten Leute sind nicht so gebildet, dass sie gegen Lehrer und Medien argumentativ aufbegehren könnten, deswegen verhalten sie sich wie die normale Masse der Bevölkerung, die sich eben opportunistisch und zum eigenen Vorteil verhält. Auf diese Weise gelingt es den Erziehern, doch das eine oder andere an die Masse zu vermitteln, aber längst nicht alles.
Die geschickteste Methode, Leute dazu zu bringen, was sie nicht wollen, ist natürlich, es ihnen mit einem Köder schmackhaft zu machen. Die Spaßkultur der letzten 30 Jahre ist sicher so ein Köder der Londoner Hochfinanz....wir amüsieren uns nämlich zu Tode......und am Ende sind wir den Bankern völlig ausgeliefert, so, wie sie es haben wollen.

Der Patriot
15.08.2006, 05:19
Bei mir würde das meiste wohl daneben gehen. Frenseher hab ich keinen, Blöd-Zeitung les ich nicht, Schlue besuche ich (momentan) keine und eine Pflichtschule sowieso nie mehr. Ich hör noch nicht einmal Radio (von ein paar Internetradios, wobei auf dem meisten davon eher das Gegenteil propagiert wird... :D )...

Fritz Fullriede
15.08.2006, 06:20
Was Adorno wirklich meint ist nicht Erzihung,sondern permanente Indoktrination.Und in nicht unerheblichen Masse haben er,sein Spiessgeselle Habermas und deren Horde dumpfer Mitläufer das Ziel ja auch erreicht.Wie schnell kann man heute in Deutschland die Karriere eines Menschen durch geschicktes hantieren mit der Auschwitzkeule aka Antisemitismuskeule aka Faschismuskeule zerstören!

Irratio
15.08.2006, 15:36
Was Adorno wirklich meint ist nicht Erzihung,sondern permanente Indoktrination.Und in nicht unerheblichen Masse haben er,sein Spiessgeselle Habermas und deren Horde dumpfer Mitläufer das Ziel ja auch erreicht.Wie schnell kann man heute in Deutschland die Karriere eines Menschen durch geschicktes hantieren mit der Auschwitzkeule aka Antisemitismuskeule aka Faschismuskeule zerstören!
(Ich verstehe langsam, warum hier viele meinen, das Land würde degenerieren; sie sind nicht einverstanden mit denjenigen Deutschen, die in den letzten Jahrzehnten weltweit Anerkennung gefunden haben, weil diese meist eher eine politische Einstellung haben, die sich im Spektrum Mitte-Links bewegt.)

Kurze Antwort zum Thema: Soweit ich es verstanden habe, geht es darum prinzipiell gegen Massenmord zu wettern, und die Fähigkeit zur Menschenverachtung ins Bewusstsein zu rufen. Das Ausschwitz wohl das beste Beispiel für systematische Vernichtung für Menschen ist, dürfte eigentlich allen klar sein.
(Dass die rechte Paranoia hier wieder zuschlägt, war ungefähr genauso klar.)
Die Aussage "Ausschwitz darf sich nicht wiederholen" würde ich ohne weiteres unterschreiben, und dass ein gesunder Respekt vor dem menschlichen Leben Kernelement der Erziehung sein sollte, wird - so hoffe ich - auch allgemein anerkannt.

Die Erziehung wird in diesem Artikel übrigens folgendermaßen definiert:

Spreche ich von der Erziehung nach Auschwitz, so meine ich zwei Bereiche: einmal Erziehung in der Kindheit, zumal der frühen; dann allgemeine Aufklärung, die ein geistiges, kulturelles und gesellschaftliches Klima schafft, das eine Wiederholung nicht zulässt, ein Klima also, in dem die Motive, die zu dem Grauen geführt haben, einigermaßen bewusst werden.
Das erste ist ohnehin klar - Kinder werden auf irgendeine Weise immer erzogen, egal was die Anti-Autoritären behaupten.
Das zweite halte ich ebenfalls für erstrebenswert - letztendlich wird von Adorno nur gefordert, dass man sich zivilisiert verhalte, und nicht irgendwelche Verdrängungsmechanismen anwendet. Es geht hier, wie einige vielleicht noch nicht gemerkt haben, nicht um das Thema Schuld oder etwas ähnliches, sondern nur darum, Massenmorde zu verhindern.

Irratio.

Fritz Fullriede
15.08.2006, 16:00
Es geht hier um perfide Indoktrination,möglichst schon im Kindergarten.und genau DAS findet auch flächendeckend statt in unserer ach so schönen BRD.Wenn du die Intention Adornos nicht erkennst weil du dich von den oberflächlichen Tarnphrasen ins Bockshorn jagen lässt,so ist das dein Problem,vielleicht fehlt es dir auch einfach bloss an intellektueller Tiefe in deinem Denken.Spätestens seit ein dt.Aussenminister,eingewisser Taugenichts mit Namen Joseph Fischer,selber Kind vertriebener Ungarndeutscher,öfffentlich postulieren konnte: Deutschland denken heisst Auschwitz denken!,der sogar Auschwitz als Rechtfertigung für eine deutsche Beteiligung an einem illegalen Angriffskrieg heranziehen konnte ohne das es irgendeinen Widerspruch seitens dieser ganzen Bande von pseudointellektuellen Schwachmaten gab,spätestens nun dürfte klar sein was diese Sippschaft wirklich wollte und wie sie es erreicht hat!

Irratio
15.08.2006, 16:08
Es geht hier um perfide Indoktrination,möglichst schon im Kindergarten.und genau DAS findet auch flächendeckend statt in unserer ach so schönen BRD.Wenn du die Intention Adornos nicht erkennst weil du dich von den oberflächlichen Tarnphrasen ins Bockshorn jagen lässt,so ist das dein Problem,vielleicht fehlt es dir auch einfach bloss an intellektueller Tiefe in deinem Denken.
Du behauptest hier mindestens zwei verschiedene Dinge:
1. Es findet eine Indoktrinierung statt, die als Aufklärung getarnt ist.
2. Genau diese Indoktrinierung hat Adorno gefordert.

Aus der ersten folge nicht zwangsläufig das zweite, und der Text lässt einen solchen Schluss auch nicht zu.


Spätestens seit ein dt.Aussenminister,eingewisser Taugenichts mit Namen Joseph Fischer,selber Kind vertriebener Ungarndeutscher,öfffentlich postulieren konnte: Deutschland denken heisst Auschwitz denken!,der sogar Auschwitz als Rechtfertigung für eine deutsche Beteiligung an einem illegalen Angriffskrieg heranziehen konnte ohne das es irgendeinen Widerspruch seitens dieser ganzen Bande von pseudointellektuellen Schwachmaten gab,spätestens nun dürfte klar sein was diese Sippschaft wirklich wollte und wie sie es erreicht hat!
DIESE Sippschaft? Du behauptest, Fischer und Adorno seien Sippschaft, weil sie beide irgendwas mit der Verdammung von Ausschwitz zu tun haben?
Fischer folgerte aus Ausschwitz, dass man Verantwortung dafür habe, gegen alle Verbrechen dieser Art (d. h. ethnisch oder religiös bedingte Massenmorde) vorzugehen. Ob das nun richtig oder falsch ist, ist Meinungssache.
Vor allem aber hat es nicht unbedingt was mit Adorno zu tun, und seiner Aussage, dass Menschen dazu erzogen werden sollten, solche Verbrechen nicht zu begehen.

Irratio.

Mark Mallokent
15.08.2006, 16:13
Vorzüglicher Beitrag, Irratio! :cool: :top:

Fritz Fullriede
15.08.2006, 16:13
Nein,Jospeh Fischer ist ein typisches Produkt dieser Sippschaft!Wenn Indoktrination selbstständiges Denken unterdrückt ist sie definitiv abzulehnen,und genau das ist der zutagegetretene Effekt(und ich unterstelle mal,dass das eindeutig das Ziel des Ganzen war!).Daher dieses mannigfache Phrasengedresche ohne wirkliche Substanz,ohne jegliche Reflektion,ohne jegliche Weiterentwicklung!Warum vollzieht sich in diesem Lande wohl so ein eindrucksvoller Stillstand im Denken,gepflegt von einer "Elite" pseudointellektueller Klugscheisser,die mit ihrem Geschwätz lediglich überdecken welch mediokre Gestalten sie wirklich sind?

Biskra
15.08.2006, 16:44
ein auszug:



komplett: http://server.hagalil.com/s1/schule-judentum/nationalsozialismus/adorno.htm

was haltet ihr davon? kann man ein volk erziehen?

Dein Zitatausriss zeigt überhaupt nicht worum es geht, daher sei einmal folgender hinzugefügt:


Es war die Barbarei, gegen die alle Erziehung geht. Man spricht vom drohenden Rückfall in die Barbarei. Aber er droht nicht, Auschwitz war er; Barbarei besteht fort, solange die Bedingungen, die jenen Rückfall zeitigten, wesentlich fortdauern.

Und das ist die Sorge Adornos gewesen und wie twoxego schon richtig bemerkte ist der Text im Kontext der Zeit in der er entstand zu verstehen.

Ob man ein Volk erziehen kann erscheint mir als Fragestellung unsinnig zu sein, im Text geht es um die Erziehung der Jugend und zwar in einer Art und Weise, die verhindert, daß sich solche Barbarei wiederholt. Es entspricht im Allgemeinen dem Selbstverständnis aller Erziehungssysteme eben auch moralische / ethische Werte vermitteln zu können und zu müssen.
Adornos Überlegungen über die Art des Vorgehens dabei bezeichnet er ja selbst als Improvisation.

Irratio
15.08.2006, 18:55
Nein,Jospeh Fischer ist ein typisches Produkt dieser Sippschaft!Wenn Indoktrination selbstständiges Denken unterdrückt ist sie definitiv abzulehnen,und genau das ist der zutagegetretene Effekt(und ich unterstelle mal,dass das eindeutig das Ziel des Ganzen war!).Daher dieses mannigfache Phrasengedresche ohne wirkliche Substanz,ohne jegliche Reflektion,ohne jegliche Weiterentwicklung!
Dieses "daher" steht in keiner logischen Relation zu dem vorher gesagten - es handelt sich um einen Zirkelschluss, wenn überhaupt.

Deiner Definition nach ist jede Erziehung auch eine Indoktrinierung ("wasch dir die Hände, oder es gibt kein Essen" ist z. B. eine Form der Erpressung, da das Kind sich
gar nicht vernünftig entscheiden kann...)
Ich finde es schwer nachzuvollziehen, warum man Indoktriniert sein muss, um ein zivilisiertes Klima, in dem keine Massenmorde gefordert werden, als Basis für Diskussionen zu fordern. Ich dachte eigentlich, dass wäre seit einigen Jahrhunderten einer der größeren Anliegen der großen Denker ganz Europas (und nicht nur der "mediokren").

Fischer wird von dir als typisches Opfer dieser Indoktrination dargestellt, aber ich weiß immer noch nicht ganz genau, worin diese bestehen soll. Ein Hass auf alles, was mit der Hitler-Ära zu tun hatte? Dazu braucht man nicht indoktriniert zu sein, sondern man kommt auch so leicht zum Ergebnis, dass die Psychologie, die diese Zustände hervorgerufen hat, hochgradig destruktiv und zivilisationsfeindlich ist, und dem gesamten Prinzip der Aufklärung widerstrebt.
Ist jeder, der sich dagegen ausspricht, also einfach indoktriniert? Diese Ansicht teile ich nicht, und sie wäre auch schwer haltbar.


Warum vollzieht sich in diesem Lande wohl so ein eindrucksvoller Stillstand im Denken,gepflegt von einer "Elite" pseudointellektueller Klugscheisser,die mit ihrem Geschwätz lediglich überdecken welch mediokre Gestalten sie wirklich sind?
Du behauptest, es wäre so, und dem kann ich nicht zustimmen. Vielleicht habe ich auch eine andere Vorstellung von "Elite", als du. Politik ist eine Show, die auf den Wähler angepasst ist, und dementsprechend hat man die Elite in diesem Feld weitestgehend abgeschafft...
Inwiefern herrscht denn sonst deiner Meinung nach ein Stillstand, und womit vergleichst du das? Anderen Ländern, anderen Zeiten?
Unter Forschern, Musikern, Schriftstellern, etc. herrscht keinesfalls Stillstand, und m. E. sagt das viel mehr über das Denken aus, als die Aussagen der Politiker.
Und zu behaupten, Habermas wäre mittelmaß ist eine weitere Aussage, die ich keinesfalls teilen kann.

Und noch einmal: Ich wäre sehr dankbar, wenn du Form und Inhalt dieser Indoktrinierung noch einmal klar darlegen würdest.

Irratio.

SteveFrontera
17.08.2006, 20:22
Zitat von Adorno
Ich möchte nicht die Liebe predigen. Sie zu predigen, halte ich für vergeblich: keiner hätte auch nur das Recht, sie zu predigen, weil der Mangel an Liebe - ich sagte es schon - ein Mangel aller Menschen ist ohne Ausnahme, so wie sie heute existieren. Liebe predigen, setzt in denen, an die man sich wendet, bereits eine andere Charakterstruktur voraus als die, welche man verändern will. Denn die Menschen, die man lieben soll, sind ja selber so, dass sie nicht lieben können, und darum ihrerseits keineswegs so liebenswert. Es war einer der großen, mit dem Dogma nicht unmittelbar identischen Impuls des Christentums, die alles durchdringende Kälte zu tilgen.


Genial wie Adorno in diesem Aufsatz über die Liebe schreibt.
Dialektisches Denken in der Tradion Hegels, aber dennoch klar und verständlich ausgedrückt. Ich werde mir über diesen Text noch viele Gedanken machen.