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Vollständige Version anzeigen : Deutsch-Französischer Krieg 1870/71



Großadmiral
13.02.2004, 20:46
Ursachen und Provokationen

Das Ereignis, das schliesslich direkt zum Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges führte, war die Kandidatur des Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, eines entfernten Verwandten des preussischen Königs Wilhelm I., für den spanischen Thron, der durch die Spanische Revolution von 1868 frei geworden war.

Wilhelm war gegen die Kandidatur Leopolds, aber Bismarck überredete Leopold zur Annahme des spanischen Thrones. Frankreich sah in der Übernahme des spanischen Thrones durch ein Mitglied des Hauses Hohenzollern und in einem möglich spanisch-preussischen Bündnis eine Störung des europäischen Kräftegleichgewichts und eine Gefährdung der Interessen Frankreichs.

Deshalb drohte Frankreich Preussen mit Krieg für den Fall, dass Leopold seine Kandidatur nicht zurückziehe. Der französische Botschafter am preussischen Hof, Vincent Graf Benedetti, wurde nach Bad Ems, wo sich Wilhelm I. gerade aufhielt, entsandt, mit dem Auftrag, den preussischen König aufzufordern, Prinz Leopold zur Rücknahme seiner Kandidatur zu bringen. Am 12. Juli 1870 verzichtete Leopold auf Betreiben Wilhelms offiziell auf die spanische Thronkandidatur.

Die französische Regierung war mit diesem Verzicht auf den spanischen Thron jedoch noch nicht zufrieden und willens, Preussen zu demütigen, selbst unter Gefährdung des Friedens. Der französische Aussenminister, der Herzog von Gramont, forderte von Wilhelm ein persönliches Entschuldigungsschreiben an Napoleon III. und vor allem eine Garantie des Verzichts der Hohenzollern auf den spanischen Thron auch für die Zukunft.

Wilhelm lehnte diese Forderungen Graf Benedetti gegenüber ab. Ein Bericht über diese Unterredung zwischen Wilhelm und Benedetti ging am 13. Juli 1870 per Telegramm aus Bad Ems an Otto von Bismarck ab. Gleichzeitig erhielt Bismarck die Zustimmung Wilhelms zur Veröffentlichung der französischen Forderungen und der preussischen Ablehnung. Bismarck überarbeitete das Telegramm, so dass die französischen Forderungen schliesslich den Charakter eines Ultimatums bekamen. Bismarck war sich im Klaren, dass er mit dieser so genannten Emser Depesche – besonders vor dem Hintergrund der bestehenden französisch-preussischen Spannungen – eine Kriegserklärung Frankreichs provozieren würde; aber er war sich auch bewusst, dass Preussen gut vorbereitet war. Ausserdem zählte er auf die psychologische Wirkung einer Kriegserklärung seitens Frankreichs: Sie würde die süddeutschen Staaten für die Sache Preussens gewinnen, und somit wäre ein weiterer, vielleicht der letzte Schritt zur Einigung Deutschlands getan.

Kriegsbeginn

Am 19. Juli 1870 erklärte Frankreich Preussen den Krieg. Die süddeutschen Staaten schlossen sich sogleich Preussen in einer gemeinsamen Front gegen Frankreich an. Ein Bündnis Frankreichs mit Österreich-Ungarn, dem Verlierer des Deutschen Krieges von 1866, kam nicht mehr zustande; Österreich-Ungarn sah sich im Gegenteil nach russischen Drohungen zur Neutralität gezwungen, desgleichen blieben Italien, mit dessen Parteinahme für Frankreich Napoleon III. gerechnet hatte, sowie England neutral. Frankreich verfügte über nur etwa 200 000 Soldaten, während die deutschen Staaten rasch etwa 400 000 Mann mobilisieren konnten. Die deutschen Truppen standen unter dem Oberkommando Wilhelms und seines Generalstabschefs Helmuth Graf von Moltke.

Drei deutsche Armeen marschierten unter der Führung von General Karl Friedrich von Steinmetz, Prinz Friedrich Karl und Kronprinz Friedrich Wilhelm – als Friedrich III. später König von Preussen und deutsche Kaiser – von der Pfalz aus in Frankreich ein. Die erste Begegnung, ein kleineres Gefecht, gewannen am 2. August die Franzosen, die ein preussisches Kommando aus Saarbrücken vertrieben. In den folgenden Schlachten bei Weissenburg (4. August), Wörth und Spichern (6. August) wurden die Franzosen unter dem Marquis de MacMahon allerdings geschlagen.

MacMahon erhielt den Befehl, sich nach Châlons zurückzuziehen. Achille François Bazaine, der Befehlshaber der französischen Rheinarmee wurde angewiesen, seine Stellungen und vor allem Metz selbst um jeden Preis zu halten. Am 12. August übergab der französische Kaiser das Oberkommando an Bazaine, der dann in den grossen Schlachten bei Vionville (15. August) und Gravelotte (18. August) schwere Niederlagen hinnehmen und sich nach Metz zurückziehen musste. Dort wurde er von zwei deutschen Armeen belagert. MacMahon wurde daraufhin zum Entsatz von Metz beordert. Am 30. August überraschten und besiegten die Deutschen MacMahons Vorhut bei Beaumont; MacMahons Hauptarmee wurde nach Sedan zurückgedrängt.

Schlacht bei Sedan und Gefangennahme Napoleons III.

Die Entscheidungsschlacht des Krieges wurde am Morgen des 1. September 1870 bei Sedan eröffnet. Gegen 7.00 Uhr morgens wurde MacMahon schwer verwundet, und eineinhalb Stunden später übernahm General Emanuel Félix de Wimpffen das Oberkommando. Die Schlacht dauerte bis 16.15 Uhr nachmittags, als Napoleon, der mittlerweile in Sedan eingetroffen war, das Kommando übernahm und, da er die Aussichtslosigkeit der Lage erkannte, befahl, die weisse Fahne zu hissen. In der Nacht wurden die Kapitulationsbedingungen ausgehandelt; am nächsten Tag kapitulierte Napoleon mit 83 000 Mann vor den Deutschen und wurde mit seiner gesamten Armee gefangen genommen.

Als die Nachricht von der Gefangennahme des französischen Kaisers in Paris eintraf, kam es zu einem Aufstand, die gesetzgebende Versammlung wurde aufgelöst, und am 4. September 1870 wurde die französische Republik ausgerufen. Noch im September kapitulierte auch Strassburg, und damit verloren die Franzosen ihre letzte Hoffnung, den deutschen Vormarsch doch noch aufhalten zu können. Die deutschen Truppen rückten auf Paris vor und schlossen die Stadt ab Mitte September ein. Am 7. Oktober gelang dem Innen- und Kriegsminister der neuen französischen Regierung, Léon Gambetta, mit einem Freiballon die dramatische Flucht aus Paris. Zusammen mit Charles Louis de Saulces de Freycinet erklärte er die Stadt Tours zur provisorischen Hauptstadt. Von dort aus leiteten die beiden die Aufstellung und Ausrüstung von 36 Divisionen, die zum Entsatz von Paris vorgesehen waren. Im Dezember 1870 und Januar 1871 wurden diese Truppen jedoch von den Deutschen bei Orléans, Le Mans, Amiens und Saint Quentin geschlagen.

Belagerung von Paris, französische Kapitulation und deutsche Besatzung

Am 27. Oktober 1870 kapitulierte Marschall Bazaine mit 173 000 Mann in Metz. Paris wurde auf Drängen Bismarcks, der ein rasches Ende des Krieges herbeiführen wollte, bevor eventuell die neutralen Staaten eingreifen konnten, belagert und beschossen. Die Bürger der Stadt versuchten, den Feind mit primitiven und improvisierten Waffen abzuwehren. Als aber die Versorgungslage in Paris immer katastrophaler wurde, sah sich die Stadt am 19. Januar 1871 gezwungen, Kapitulationsverhandlungen aufzunehmen.

Einen Tag davor, am 18. Januar, war Wilhelm I., der preussische König, im Spiegelsaal von Schloss Versailles zum deutschen Kaiser gekrönt worden – der Höhepunkt in Bismarcks unablässigen Bemühungen um die Einigung Deutschlands (Reichsgründung). Die formelle Kapitulation der Stadt Paris, verbunden mit einem Waffenstillstandsabkommen, erfolgte am 28. Januar 1871. Eine französische Nationalversammlung, die in Hinblick auf die Friedensverhandlungen gewählt worden war, trat am 13. Februar in Bordeaux zusammen und wählte Adolphe Thiers zum ersten Präsidenten der Dritten Republik; am 26. Februar kam der Vorfriede von Versailles zustande. Im März erhoben sich die Pariser gegen die neue Nationalversammlung und errichteten die Pariser Kommune. Die Kommune war gegen die preussischen Friedensbedingungen und kämpfte erbittert gegen die Regierungstruppen, die Thiers zur Unterdrückung der Kommune entsandt hatte. Im Mai ergaben sich schliesslich die Revolutionäre.

Der Friede von Frankfurt am Main, der am 10. Mai 1871 unterzeichnet wurde, beendete den Krieg zwischen Frankreich und Deutschland formell. Frankreich trat das Elsass (mit Ausnahme von Belfort) und einen Teil Lothringens einschliesslich Metz an das Deutsche Reich ab und wurde zu einer Kriegsentschädigung in Höhe von fünf Milliarden Goldfranc verpflichtet; bis zur vollständigen Begleichung des Betrages sollten deutsche Besatzungstruppen in Frankreich verbleiben. Diese Auflage wurde im September 1873 zurückgenommen, und noch im selben Monat zogen die letzten deutschen Besatzungstruppen aus Frankreich ab.

Der Deutsch-Französische Krieg hatte die Vollendung der Einigung Deutschlands unter preussischer Führung gebracht; er hatte zugleich das Kräfteverhältnis in Europa weiter zugunsten des neuen Deutschen Reiches und zuungunsten Frankreichs verändert und infolge der Abtretung Elsass-Lothringens den deutsch-französischen Gegensatz vertieft.

Sieg, neues Reich...

Die darauffolgende Reichsgründung Deutschlands, ein am 18. Januar 1871 durch die Proklamation Wilhelms I. zum Deutschen Kaiser vorläufig abgeschlossener Prozess der Entstehung des Deutschen Reiches, ging keinesfalls ohne Nebengeräusche über die Bühne. Das besiegte Frankreich musste als Schauplatz für die machtbewussten Preussen herhalten. Der von weiten Teilen des deutschen Bürgertums geforderte Nationalstaat kam als obrigkeitlich inszenierter Krieg nach aussen und Putsch nach innen zustande, ohne dass das Bürgertum die künftige Form "ihres" neuen Staates hätte gestalten können. Am Anfang stand die Uneinigkeit des Deutschen Bundes - am Ende die Provokation Bismarcks. Allzeit anzutreffen jedoch waren der Wunsch nach einem Nationalstaat und einem Monarchen, der die Rolle eines integrierenden Staatsmannes übernehmen sollte. Die Bereitschaft der Bürger in den deutschen Ländern, Preussen gegen Frankreich zu unterstützen, mag dies verdeutlichen.

Nun: Die Revolution von 1848, der Deutsche Krieg gegen Österreich von 1866, die Gründung des Norddeutschen Bundes und der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 schufen die wesentlichen historischen Voraussetzungen für die Reichsgründung. Nachdem die vier süddeutschen Staaten sich 1870 zum Eintritt in den Norddeutschen Bund bereit erklärt hatten und der preussische König den Kaisertitel in Versailles nach anfänglichem Zögern akzeptiert hatte, konnte die Reichsverfassung am 16. April 1871 in Kraft treten.

Sie definierte das Reich als konstitutionell-monarchischen Bund aus 22 Einzelstaaten und drei Freien Städten. Der Reichstag aus zunächst 397 direkt gewählten Abgeordneten bildete das Parlament, in dem nach den ersten Wahlen vom 3. März 1871 die Nationalliberalen klar dominierten. Die Einzelstaaten konnten ihre Stimme im Bundesrat geltend machen, dem Otto von Bismarck als erster Reichskanzler vorstand. Darüber hinaus hatte Bismarck die Leitung über die Exekutive inne, während dem Kaiser als Staatsoberhaupt der Oberbefehl über das Heer zukam. Überproduktion, Spekulation und eine allgemein hektische wirtschaftliche Aktivität prägten die Gründerjahre, die Anfangsjahre des Deutschen Reiches, im wirtschaftlichen Bereich. Bismarcks 1871 begonnener Kulturkampf, der sich vor allem gegen die katholische Kirche richtete, belastete die Anfänge des Deutschen Reiches schwer.

Tiger
13.02.2004, 20:52
Guter Bericht GA. Ich finde der Deutsch-Französische Krieg war eine der Größten Heldentaten unseres geliebten Reiches.

Siran
13.02.2004, 20:53
Bitte für zitierte Beiträge Quellen angeben, GA. Das gibt sonst Ärger mit dem Copyright.

Delbrück
13.02.2004, 21:02
Irgendeine Fragestellung?

Großadmiral
13.02.2004, 21:03
Original von Tiger
Guter Bericht GA. Ich finde der Deutsch-Französische Krieg war eine der Größten Heldentaten unseres geliebten Reiches.

Tiger, ich wohne im Saargebiet.
Ich weis nicht, ob dir "Spichern" bekannt ist, doch es liegt ein Steinwurf entfernt.
Dort sind entscheidene Schlachten entschieden worden.
Ich war schon oft dort, an allen Denkmälern, Friedhöfen tapfer gefallener Soldaten.
Heute steht dort auch ein US Panzer aus dem Zweiten Weltkrieg.

Siran, Quelle: http://www.dsg.ch/defrkr7071.htm

Tiger
13.02.2004, 21:16
Hab schon davon gehört bin aber noch nie dagewesen, ich geb aber zu Metz, Sedan und Weissenburg sind mir bekannter.Hatte leider noch nie die Gelegenheit diese höchst interesanten Ort zu Besuchen.
Besonders die Gefangennahme nach Ende der Sedanschlacht Napoleons III. ist für mich ein gutes Beispiel für ritterliche Kriegsführung(damals hat man das ja noch gemacht).

Großadmiral
13.02.2004, 21:23
Original von Tiger
Hab schon davon gehört bin aber noch nie dagewesen, ich geb aber zu Metz, Sedan und Weissenburg sind mir bekannter.Hatte leider noch nie die Gelegenheit diese höchst interesanten Ort zu Besuchen.
Besonders die Gefangennahme nach Ende der Sedanschlacht Napoleons III. ist für mich ein gutes Beispiel für ritterliche Kriegsführung(damals hat man das ja noch gemacht). damals gab es noch keine Panzer oder Flugzeuge, das ist richtig.

Habe mal etwas interessantes gefunden:

Gefecht bei Mars la Tour Anzeiger für Hof und Umgegend
Pont Mousson, 17. August. –
Besonders glänzend in der Schlacht von gestern sind die Attaquen des 1. Garde-Dragonerregiments
und der Ziethenhusaren gewesen, die mit enormen Verlusten in zwei feindliche Bataillone geritten
sind und diese dann vollständig niedergemacht haben.
Im ersten Regiment steht der Sohn des Grafen Bismarck, Graf Herbert v. Bismarck,
als Fähnrich, der einen Schuß in den Oberschenkel erhalten hat.
Pont Mousson, 18. August. –
Im vorgestrigen Gefechte hatte die 5. brandenburgische Division die Franzosen angegriffen;
sie erhielt erst nach sechsstündigen Kampfe Unterstützung.
Die Franzosen unter Bazaine wurden nach Metz zurückgeworfen und ließen 2000 Gefangene,
zwei Adler und sieben Geschütze in unseren Händen.

Berlin, 18. August, Officiell. – Ein Telegramm des Königs Wilhelm an die Königin aus Pont Mousson vom 17. August Abends
meldet außer den bekannten Details:
Die Schlacht fand bei Marslatour statt. Unsere Artillerie nahm 2 Adler und 7 Kanonen.

Paris, 18. August. –
Eine Depesche Bazaine`s über den Kampf am 16. d. meldet: Der Kampf dauerte bis in die Nacht;
wiederholte Angriffe des Feindes wurden abgewiesen.
Wir behaupteten unsere Stellung und brachten dem Feind große Verluste bei;
unsere Verluste sind erheblich. 8 Uhr Abends wurde der Feint zurückgewiesen.
Die Anzahl der am Kampfe betheiligten Truppen beträgt 120 000.
Eine andere Depesche Bazaine`s sagt: Ich unterbreche meine Bewegungen,
um die Munition zu ergänzen. Wir hatten Friedrich Carl und Steinmetz gegenüber.

Berlin, 19. August, Abends 7 Uhr. – Großer Sieg unter Führung Sr. Majestät des Königs.
Officiell an Ihre Maj. die Königin. Bivouak bei Rezonville, 18. August, Abends 9 Uhr.
Die franz. Armee wurde in sehr starker Stellung westlich von Metz heute unter Meiner Führung
angegriffen, in 9stündiger Schlacht vollständig geschlagen, von ihren Verbindungen mit Paris
abgeschnitten und in voller Auflösung gegen Metz zurückgeworfen.

Paris, 19. August. – General Legrand ist in der Schlacht von Mars la Tour gefallen.

Saarbrücken, 19. August. –
Einzelne Episoden, welche Verwundete aus der Schlacht bei Metz (vermuthlich Marslatour am 16.)
erzählen, sind wirklich heroisch.
So soll das 3. Cürassier-Regiment 3 französische Bataillonscarree gesprengt und einen französischen
Adler buchstäblich aus einem Regiment Franzosen herausgehauen haben.
In der That hatten viele hier durchgebrachten Franzosen grässliche Hieb- und Stichwunden,
u. A. war einem französischen Officier der Arm nahe der Schulter abgehauen,
ein Infanterist hatte eine klaffende Kopfwunde, ein anderer eine gespaltene Schulter.
Ferner soll ein Bataillon des bereits hier am 6. so fürchterlich mitgenommenen 12. Regiments
vor Metz einen von den Franzosen auf das hartnäckigste vertheitigten Weinberg genommen
und sämmtliche Franzosen darin mit Bajonnet oder Kolben niedergemacht haben.
Ueber 300 preußische Officiere sollen theils todt, theils verwundet die Wahlstatt bedeckt haben,
und die Verluste der Franzosen dürften noch bedeutender sein.

Bei Mars la Tour sind, laut Berliner Nachrichten, zwei Generale gefangen worden.

Von den Ziethen-Husaren ist bei Mars la Tour der Rittmeister v. Grimm
(Sohn des Generalsatbsarztes der Armee Dr. Grimm, Leibarztes des Königs,
der an demselben Tage auch seinen Schwiegersohn, den Rittmeister Grafen Westarp, verlor) gefallen.
Auch der Handelsminister Graf Itzenplitz hat in dieser Schlacht seinen einzigen Sohn Günther
(geb. 1851), der eben erst vor 4 Wochen als Avantageur bei den Ziethener-Husaren eingetreten war,
verloren.

Berlin, 27. August. – Der bei Mars la Tour gefallene Rittmeister im 1. Gardedragonerregiment, Prinz Reuß,
erlag einem Granatschuß, welcher den Körper so vollständig in Stücke zerrissen hatte,
daß diese in einem weiten Umkreise liegend, vereinzelt vorgefunden wurden. –

(In Saarbrücken wohne ich)
In Mars la Tour war ich auch schon.
http://www.marlesreuth.de/gefecht_bei_marslatour1870.htm

Tiger
13.02.2004, 21:28
Vielen Dank für die Infos GA .Du bist gut informiert.Vor allem Karten von diesem Krieg habe ich bis jetzt nur schwer gefunden.

Großadmiral
13.02.2004, 21:34
Original von Tiger
Vielen Dank für die Infos GA .Du bist gut informiert.Vor allem Karten von diesem Krieg habe ich bis jetzt nur schwer gefunden.
viel mit...
Was mich erschüttert, es aber keine Quelle dazu gibt. Es stand gestern in der Zeitung.
Die Franzosen, die geliebten Franzosen, haben tatsächlich wegen eines Parkplatzes ein Denkmal, abgerissen.
Sie wollen es woanders wieder aufstellen...wers glaubt!

Wieder was gefunden:

Berlin, 12. August, Officiell. – Die Franzosenarmee hatte die Positionen am französischen Ried zur Vertheitigung eingerichtet,
trotzdem ist sie gestern über die Mosel zurückgegangen.
Unsere Cavalerie steht vor Metz und pont a mousson Nancy.
Das Fort Lichtenberg in den Vogesen hat capitulirt.
In Lützelstein und an anderen Stellen wurden in Magazinen große Militärvorräthe gefunden.
Der Kaiser Napoleon hat – der Wink mit dem Zaunpfahl, der ihm aus Paris gegeben wurde, folgend -
das Oberkommando über seine Armee niedergelegt und dasselbe dem Marschall Bazaine übergeben.
Die Hauptstärke der französischen Armee ist jetzt um Metz concentrirt, und da nach den neuesten
Nachrichten preußische Patrouillen schon bis zwei Meilen vor Metz streifen,
so steht der entscheidende Hauptkampf – an welchem unsererseits die erste und zweite Armee
unter Steinmetz und Friedrich Karl in erster Linie betheiligt sein werden,
der Kronprinz scheint sich auf Nancy zu werfen – vielleicht schon heute oder morgen zu erwarten.
Die Deutschen gehen mit Siegeszuversicht in den Kampf;
bei den Franzosen greift in der Hauptstadt und in der Armee die Verwirrung immer mehr um sich.

Ueber die Stimmung welche in Metz schon am 13. August herrschte,
erfahren wir aus dem „Constitutionnel“:
„Seit gestern Abend (12. Aug.) sind wir in einer grässlichen Angst; kein Kurir von Paris,
keine Depeschen. Das Gerücht geht, der Feind sei in Nancy, der dort kommandirende General
habe sein Pulver unter Wasser gesetzt und den Platz verlassen, ohne einen Schuß zu thun....
Die Wuth, der Durst nach Rache, der Unwille hat unter unseren Regimentern den Gipfel erreicht.
Im kaiserlichen Quartiere tiefer Schmerz.“

Neuestes Telegramm, angekommen Vormittags 10 Uhr 20 Minuten.
Herny. 14. August. –
Heute siegreiches Gefecht bei Metz durch die Truppen des 7. und 1. Armeecorps.
Die Details fehlen noch.

Die „Berliner Börsenzeitung“ sagt:
Metz, das bei den nächsten Kriegsereignissen wahrscheinlich eine Hauptrolle spielen dürfte,
ist mit einem auf die Aufnahme von 150 000 Mann berechneten festen Lager verbunden.
Von den sechs zu dessen Schutz bestimmten Forts sind indessen erst vier vollendet.
Schwerlich möchte es der Kaiser jedoch auf eine Einschließung seiner Armee
in diesem festen Platze ankommen lassen und wenn das nicht, erscheinen die Werke wie viel zu
ausgedehnt, um auf eine lange und erfolgreiche Vertheitigung eine gegründete Aussicht zugewähren.

Man schreibt der „K.Z.“ vom Schlachtfelde bei Metz unter dem 15. ds.:
Heute ist Waffenstillstand, heute am Napoleonstag. Man begräbt die Todten.
Das Schlachtfeld gehört uns unbestritten.
Der Feind hat nicht einmal eine Feldwache zur Demarcation ausgestellt.
Unsere Patrouillen halten das ganze Gefechtsterrain besetzt, überall auf den Höhen
unsere litthauischen Dragoner mit gespannten Karabinern.
Kein Franzose vor den Wällen, es sei denn, er liege mit gebrochenem Auge auf der Wahlstatt.
Der König hat heute das Schlachtfeld besucht.
Die französischen Ambulance-Einrichtungen haben sich diesmal glänzend bewährt.
Schon am Gefechtsabende glaubte man Bivouaks mit flackerndem Feuer zu sehen,
es waren aber die feindlichen Ambulancen, die mit Fackeln ihre Verwundeten aufsuchten
und der Art wegschafften, daß nur einige Hundert noch auf dem Gefechtsfelde liegen blieben.
Sie haben eben nur Todte zurückgelassen.
Der Feind hat nach Aussage der Gefangenen und Verwundeten große Verluste,
größere wahrscheinlich noch als wir, durch unser Granatfeuer.
Und die unsrigen sind schon groß durch unsere expouirte Stellung.
Beispielsweise hat das Jägerbataillon 7 Officiere, 2 Fähnriche und 270 Jäger, das 43. Regiment,
das zuerst und lange ohne Unterstützung den Kampf führte, 32 Officiere incl. Fähnriche
und Feldwebel und 891 Mann verloren!

Herny, 15. August. – Gestern Nachmittags griffen das 1. und 7. Armeecorps die außerhalb Metz stehenden Franzosen an
und warfen sie nach blutigem Gefechte in die Stadt zurück.
Der Verlust der Franzosen wird auf 4000 Mann veranschlagt. -
Heute große Recognoscirung des Königs, welcher sich mehrere Stunden zwischen den beiden
Vorpostenketten bewegte, ohne dass die Feinde eine Demonstration machten,
was große Muthlosigkeit von Seiten der Franzosen beweist.

Berlin, 15. August. –
Nach Mittheilung des Militärinspectors der freiwilligen Krankenpflege, Fürsten Pleß,
fand das gestrige Gefecht in der Richtung vom Dorfe Pange nach Metz zu statt.
Die Dörfer sind von den Bewohnern sämmtlich verlassen.
(Pange ist ein Dorf an der Ried, 2 Meilen vor Metz).

Berlin, 16. August, Officielle Meldung aus dem großen Hauptquartier in Herny:
Am 14. gegen 4 Uhr Nachmittags glaubte unsere vor Metz befindliche Avantgarde den Abmarsch
der unter dem Schutz der Festung noch lagernden französischen Corps zu erkennen.
Unverzüglich griff die Brigade Goltz die Arrieregarde des Corps Decaen (des bisherigen Corps
Bazaine) an und verwickelte dieselbe in ein so heftiges Gefecht, daß das Corps Decaen
sowie Abtheilungen vom Corps Frossard zu ihrer Unterstützung Front machen mussten.
General Glümer führte sofort die 2. Brigade Osten-Sacken vor.
Rechtzeitig griffen ferner die Divisionen Kameke und Wrangel in der wirksamsten Weise auf dem
rechten Flügel ins Gefecht ein und warfen den Feind schließlich überall hinter die Festungswerke.
Inzwischen versuchte das Corps Ladmirault, die rechte Flanke des 1. Armeecorps zu erfassen,
wurde aber von General v. Manteuffel mit seinen tambour battant vorgehenden Reserven angegriffen,
und so wurde unter Erstürmung einer Reihe von Abschnitten der Feind auch auf diesem Flügel
ebenso entschieden in die Festung zurückgeworfen.
Die diesseitigen Truppen drangen bis Bellecroix und Borny, bis in den Bereich der neu angelegten
Forts vor. Am Morgen recogniscirte der König das Schlachtfeld.
Von den höchsten Punkten des rechten Moselufers aus war vom Feinde nichts mehr zu erkennen.
Dichte Rauchwolken jenseits des Flusses ließen auf den Abmarsch der Hauptarmee schließen. –
Unterm 15. wird aus Herny noch gemeldet, daß die kleine Festung Marsal nach kurzer Beschießung
durch das zweite bayrische Armeecorps capitulirt hat und daß erhebliche Bestände
und circa 60 Geschütze dort vorgefunden worden sind.

Wir entnehmen dem „St.-Anz.“ Folgende Detailangaben über die Festung Metz:
„Metz, Platz erster Classe mit einer Minimal-Kriegsbesatzung von 10 000 Mann.
Innerhalb der Festung
1) Arsenal d´Artillerie und
2) Arsenal du Genie;
Ersteres arbeitet und deponirt sämmtliches Artilleriematerieal, als Lafetten, Wagen und Zubehör,
das andere Arsenal arbeitet und bewahr auf: das Pionierhandwerkszeug und die Fahrzeuge
(auch Pontons) für die Festungs- und Feldtruppen der gesammten Armee.
3) Pulverfabrik und
4) Schmiedewerkstat (forge.)
Die Festung ist Depotplatz und Fabrik zugleich, dadurch also sehr selbständig.

Metz sammelt, resp. sperrt 4 Eisenbahnen, d. h. es ist der Schnittpunkt für ein Schienenkreuz,
dessen eine Linie von Lüttich-Luxemburg kommend über Thionville der Mosel entlang folgt,
und deren andere Paris und das Lager Chalons über Verdun und die Mosel senkrecht hinweg
am kürzesten mit dem Mittelrhein in Verbindung bringt. Alle diese Schienen werden südlich der Stadt
innerhalb der Festung, speciell in dem Inundationsbereich zwischen der Mosel und der Seille
gesammelt.
Die Festung selbst umschließt eine völlig in der Niederung gelegene Stadt
von über 55 000 Einwohnern, von welcher der größere Theil auf der Halbinsel zwischen der rechts
mündenden Seille und dem ersten (schiffbaren) Moselarm so gelegen ist,
daß die Seille abermals innerhalb derselben noch eine Insel bildet.
Jenseits der „schiffbaren“ Mosel und auf der anderen Seite von dem „Hauptstrom“ der Mosel,
deren Schiffahrtsfähigkeit durch ein großes Wehr gestört ist, liegen zwei flache Inseln,
von denen die südliche nur Festungswerke trägt, die andere größere aber
noch von einem ansehnlichen Stadtviertel bebaut ist.
Von der zuletzt genannten Insel (Isle Chambie`re) führen zwei Pontonbrücken an das linke Ufer resp.
in den großen, durch 4 Bastionen mit Grabenscheeren, doppelte Ravelinen und anderen
Außenwerken versehenen Brückenkopf, „Fort Moselle“.
Die Stadt wird also mehrfach durch Flussrinnen zerlegt, über die hinweg eine durchaus hinreichende
Anzahl von Brücken führt und hat ihre eigene unregelmäßig bastionirte Enceiute,
die wegen der zum Theil für die Füllung der Wallgräben benutzten Flussläufe
um so weniger zugänglichist, als die Wasser der verschiedenen Moselarme, wie die der Seille
bei einer Belagerung des Platzes zur Inundation der Niederungen an der Süd- und Südwestfront
verwendet werden können, vor welcher, wie erwähnt, auch die Schienenstränge gesammelt werden.

Vom Oberrhein, 21. August, schreibt man der „Allg. Ztg.“:
Da auf dem Münster zu Straßburg ein electrischer Telegraph errichtet und mit allen Bastionen
und Vorwerken in Verbindung gesetzt war, wodurch alle Veränderungen Seitens der Belagerer
sofort mitgetheilt und vertheilt werden konnten, so wurde dem Commandanten die Erklärung,
daß Dies entweder sofort beseitigt werden müsse, oder man werde auch den Münster
nicht mehr schonen, und dies that dann seine Wirkung. (Ist schwer zu glauben).

München, 21. August. – Se. Maj. der König haben aus Anlaß der ruhmreichen Waffenthaten, welche die preußische Armee
am 14., 16. und 18. l. Mts. vor Metz vollführte, sowohl dem König von Preußen
als I. M. der Königin Auguste Glückwunschtelegramme übersandt, von welchen jenes an die Königin
bereits in freudigster Weise mit dem Bemerken beantwortet wurde,
daß zu dem Siege der deutschen Waffen das tapfere bayrische Heer so wesentlich beitrage. –

Bezüglich der Mittheilung des Grafen Palikao im gesetzgebenden Körper,
daß vor Metz das preußische Kuirassier-Regiment „Bismarck“ vernichtet wurde,
weist die „Nat. Ztg.“ nach, daß keines der beiden Regimenter die den Namen Bismarck führen,
(das 1. Magdeb. Landwehr-Reg. und das Magdeb. Kür-Reg. Nr. 7.) an den Kämpfen bei Metz
und Mars la Tour theilgenommen haben.

Berlin, 24. August. –
Dir Provincial-Correspondenz sagt in einem Artikel, welcher die Kriegsereignisse resumirt:
In Kurzem wird die förmliche Belagerung von Metz beginnen.
Die Vorposten der Armee des Kronprinzen gehen bis an die Aube und die Marne.
Bald wird der Kronprinz die feindliche Armee in dem letzten Gebietsabschnitte vor Paris aufsuchen.
Die bereits erprobte ruhmreiche Armee des Kronprinzen, in welcher Nord- und Süd-Deutschland
in herzlicher Waffenbrüderschaft vereinigt sind, wird, so Gott will, im Herzen Frankreichs erfolgreich
beendigen, was am Rhein herrlich begonnen worden ist.
Für unsere Küsten dürften alle Gefahren jetzt fast gänzlich beseitigt sein.

Unter den vor Metz an der Spitze der preußischen Garde-Regimenter zahlreich gefallenen
Stabsofficieren befindet sich auch ein deutscher Prinz, Prinz Salm,
dessen Name durch die Theilnahme am Schicksal des Kaisers von Mexico bekannt wurde.

Berlin, 27. August. – Die Kreuzzeitung meldet heute wieder unter den Privatnachrichten den Tod von nicht weniger
als 62 meist in den Schlachten bei Metz gefallenen preußischen Officieren.

In einem Briefe, den der Herzog von Meinigen vom Kriegsschauplatze an die Herzogin sandte,
schreibt derselbe:
Von den zwei berühmten Zuavenregimentern Nr. 2. und 3, die sich vor Sewastopol ausgezeichnet
haben, sollen nach der Schlacht von Wörth durch Lüneville nur noch 50 Mann gekommen sein!

Die „Karlsr. Ztg.“ schreibt:
Zuverlässigen Privatnachrichten von Metz zufolge ist die seit der Schlacht vom 18. ds. verflossene
Zeit schon trefflich genutzt worden.
Drei Tage lang hat die preußische Armee nichts gethan als mit Hacke und Schaufel gearbeitet
und jetzt steht sie schon völlig in Verschanzung eingegraben um die Festung und das in derselben
eingeschlossene französische Heer herum.
Die Entwicklung der dortigen Dinge dürfte zu dem Erstaunlichsten gehören,
wovon die Kriegsgeschichte aller Zeiten und Völker zu erzählen weiß.
Wenn nur nicht Metz, mit seinen vielen Tausenden von Verwundeten, mit den Massen oberflächlich
verscharrten Todten aus den Schlachten vom 14. bis 18., mit dem Mangel an Lebensmitteln
welcher sich jetzt schon fühlbar zu machen beginnt –
wenn diese Stadt nur nicht zu einem förmlichen Seuchenherde für die ganze Umgegend wird.

In Metz liegen, abgesehen von den benachbarten Dörfern, nach Angaben der Franzosen 15 000,
nach unseren Berechnungen 20 000 verwundete Franzosen, unter welchen der Lazarethbrand
herrscht und der Typhus ausgebrochen ist.

Ein Brief eines sächsischen Officiers enthält nachstehenden Passus:
„Ist den Worten eines Ueberläufers zu trauen, so beabsichtigt Marschall Bazaine,
einen letzten Trumpf auszuspielen, um sich und seine Armee vor Gefangenschaft zu sichern.
Wie der Ueberläufer berichtet, lässt der Marschall Tag und Nacht ununterbrochen an der weiteren
Hinausschiebung der Minenwerke arbeiten.
Es sollen dann Nachts 4, 5 oder 6 Minen zu gleicher Zeit springen und will Bazaine die dadurch
entstehendes allgemeine Verwirrung benützen, um sich mit seiner Armee durchzuschlagen.“
Dieser letzte Versuch des Helden von Mexico dürfte aber, wie seine früheren, vereitelt werden.

http://www.marlesreuth.de/gefecht_bei_metz1870.htm

Tiger
13.02.2004, 21:41
Ja viele Denkmäler die von Großen Taten zeugen existieren nicht mehr.
Denk nur mal an Tannenberg. Dabei sind dort die Angaben wiedersprüchlich manche Behaupten die Wehrmacht hätte es vor den anrückenden Russen gesprengt andere jedoch sagen, dass die Russen es dem Erdboden gleichgemacht haben.

Großadmiral
13.02.2004, 21:53
Original von Tiger
Ja viele Denkmäler die von Großen Taten zeugen existieren nicht mehr.
Denk nur mal an Tannenberg. Dabei sind dort die Angaben wiedersprüchlich manche Behaupten die Wehrmacht hätte es vor den anrückenden Russen gesprengt andere jedoch sagen, dass die Russen es dem Erdboden gleichgemacht haben.

bin eher für die erste Theorie, die scheint mir realistischer.
Ich hätte die Denkmäler auch sprengen lassen, bevor die Russen sie in die Hände bekommen.
Hier in der nähe, in Schöneck einem kleinen Örtchen im Reichsland Lothringen, gibt es auch ein Denkmal der gefallenen Soldaten der Schlacht von Saarbrücken. (Spicherer Höhen)...folgender Beitrag:

Großadmiral
13.02.2004, 21:55
Ehemaliges Schlachtfeld Spichern
B 41 Metzer Straße, L 273 Zum Zollstock, rue des Hauteurs de Spicheren
Denkmäler zur Erinnerung an die Schlacht vom 6. August 1870; Die Spicherer Höhen im Zweiten Weltkrieg; Ein gemeinsamer Ort der Erinnerung; Quellen und weiterführende Literatur

Die Spicherer Höhen, seit Jahrzehnten ein beliebtes Ausflugsziel für Saarbrücker und Besucher der Region, bilden seit dem Krieg von 1870/71 einen wichtigen Ort der Erinnerung, an dem sich die bewegten Phasen der deutsch-französischen Beziehungsgeschichte brennpunktartig verdichtet haben. Sowohl die Zeiten der blutigen Konfrontation zwischen beiden Völkern als auch die Epoche der Aussöhnung und des freundschaftlichen Miteinanders sind für die regionale Erinnerungskultur eng mit den unmittelbar auf der deutsch-französischen Grenze liegenden Spicherer Höhen verbunden und haben hier die Kulturlandschaft dauerhaft geprägt. Die Schlacht auf den Spicherer Höhen war die erste große Schlacht des Krieges von 1870/71. Daher wurde sie zu einem besonderen Symbol dieses Krieges, den beide Seiten noch Jahrzehnte später als Folge der Expansionsgelüste des jeweiligen Gegners sahen. Französische Befürchtungen vor der „deutschen Gefahr“ zogen nach 1945 eine Linie von 1939 zurück zu 1914 und 1870, zumal der deutsche Sieg 1871 zur Durchsetzung der im Spiegelsaal von Versailles verkündeten Reichsgründung geführt hatte. Dieser Sieg ließ Frankreich auf vielen Gebieten jahrzehntelang auf den deutschen Gegner fixiert bleiben, den vermuteten deutschen Stärken als Grund für die eigene Niederlage nachgehen und sie gelegentlich, etwa im Bildungswesen, als Vorbild nehmen. Auf deutscher Seite wurde der gleiche Sieg zu einem wesentlichen einigenden Band der „inneren Reichsgründung“, der Tag der Gefangennahme Kaiser Napoleons III. auf dem Schlachtfeld am 2. September 1870 wurde als „Sedanstag“ der wichtigste nationale Feiertag des Reiches.
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Denkmäler zur Erinnerung an die Schlacht vom 6. August 1870
Der Sturm der Regimenter aus verschiedenen deutschen Staaten gegen die den Höhenzug bei Spichern verteidigenden Franzosen hinterließ auf beiden Seiten hohe Verluste: auf französischer Seite zählte man 4078 Tote, Verwundete und Vermißte, bei den deutschen Regimentern 4817 Mann, darunter mehr als 800 Tote. Schon bald nach 1870 wurden die gefallenen Soldaten im Ehrental beigesetzt, und auf dem Schlachtfeld entstanden für die beteiligten Regimenter die ersten Helden-Denkmäler. Zumeist an den Jahrestagen der Schlacht vom 6. August wurden weitere Denkmäler im Rahmen von feierlichen Zeremonien eingeweiht, und bald entwickelten sich die Spicherer Höhen zu einem nationalen Wallfahrtsort, wo die andächtigen Besucher wie bei den Stationen eines Kreuzweges von einem Monument zum andern pilgern konnten.

Geht man vom Parkplatz vor dem Gasthaus Woll in Richtung Saarbrücken, erreicht man nach 100 m zwei Denkmäler aus dem Jahr 1872: Auf der linken Seite des Weges steht das Denkmal des Niederrheinischen Füsilierregiments Nr. 39. Ursprünglich befand sich auf der abgebrochenen Spitze ein Adler, der aber vermutlich während des Ersten oder Zweiten Weltkrieges abgeschossen wurde. Auf der rechten Seite steht das Denkmal des Hohenzollernschen Füsilierregiments Nr. 40. Um es genauer zu betrachten, kann man die Stufen emporsteigen, durch das Tor des schmiedeeisernen Zaunes, der das Denkmal umgibt, hindurchgehen und es sich von allen Seiten anschauen. Geht man den Weg weiter, so öffnet sich der Blick auf ein freies Feld und der Besucher entdeckt die Skyline von Saarbrücken. Der Weg der Erinnerung führt am Ende des Feldes rechts und links zu zwei weiteren Denkmälern. Auf der rechten Seite befindet sich das Denkmal des 5. Brandenburgischen Infanterieregiments Nr. 48, dessen Frontseite ein steinerner preußischer Adler schmückt. Von diesem Denkmal aus kann man über einen kleinen Pfad zum linken Denkmal gehen. Doch bevor man es erreicht, bemerkt man ca. 10 m vor ihm eine kleine umzäunte Stelle: es ist die Gedenkstätte des Generals Bruno von François, der hier bei der Erstürmung des Berges fiel. Von hier aus gelangt man zum Denkmal des Hannoverschen Infanterieregiments Nr. 74, das bereits 1871 errichtet wurde, aber leider schon ziemlich verwittert ist.
Während die bisher genannten Erinnerungsstätten das Andenken der siegreichen deutschen Soldaten und Offiziere ehrten, entstand ein Denkmal für die französischen Gefallenen erst nach der Rückkehr Lothringens und damit Spicherns in den französischen Staatsverband. Auf Initiative des „Souvenir Français“ wurde am 6. August 1934 ein 15 m hohes Betonkreuz mit der Inschrift „Aux soldats français morts le 6 août 1870“ eingeweiht. Dieses weithin sichtbare Denkmal unterscheidet sich durch seine klare und schlichte Form von den früher errichteten, eher verherrlichenden Monumenten und hat vor allem einen mahnenden Charakter. Es ist das letzte steinerne Zeugnis, das die nachfolgenden Generationen zur Erinnerung an die Schlacht von 1870 errichteten.

http://www.memotransfront.uni-saarland.de/htm/3x36.htm

Tiger
13.02.2004, 22:51
Vielleicht mache ich bald eine Reise ins Deutsch-Französische Grenzgebiet, dort werde ich dank deiner guten Beschreibung mal das Denkmal besichtigen.

Großadmiral
13.02.2004, 23:08
Original von Tiger
Vielleicht mache ich bald eine Reise ins Deutsch-Französische Grenzgebiet, dort werde ich dank deiner guten Beschreibung mal das Denkmal besichtigen.

mir vorher aber mal bescheid.
Würde dich gerne kennenlernen. Ich könnte dir auch etwas, zwar nicht viel, über die Gegend erzählen.
Du bist jedoch in Spichern z.B. noch nicht in Frankreich, denn nach meiner Staatenordnung heißt die erste größere frz. Stadt Nancy.

Stifter
13.02.2004, 23:15
Wie ist das, werden die Denkmäler noch gepflegt?
Oder werden sie lieber von den Behörden vergessen?

Großadmiral
13.02.2004, 23:19
Original von Stifter
Wie ist das, werden die Denkmäler noch geplegt?
Oder werden sie lieber von den Behörden vergessen?
denke eher das zweite.
Vor kurzem stand in der Saarbr. Innenstadt ein Meteologiedenkmal von 1864. Ich weis die Bedeutung nicht genau, die Schriftzüge waren meist unlesbar.
Am nächsten Tag, als ich es sehen wollte, war es weg.
Bis jetzt. Ich werde mal bei der Saarbrücker Zeitung recherchieren und das Ergebnis mal hier hereinstellen.

Es ist so, dass die Bevölkerung meist an ihnen vorbeischaut.
Die meisten kennen noch nicht einmal die Bedeutung. (Ursprung, Grund...)
Ich finde es schade, denn diese Denkmäler sind die einziegen Zeugen dieses großen zweiten Reiches. Es lebe hoch.

Stifter
13.02.2004, 23:50
Ja, ich finde es auch schade, das die Denkmäler glorreicher Deutscher Heldentaten immer mehr verschwinden!
Aber dem Volk ist es gleichgültig, dieser wichtige Teil Deutscher Kulturgeschichte!

Großadmiral
13.02.2004, 23:55
Original von Stifter
Ja, ich finde es auch schade, das die Denkmäler glorreicher Deutscher Heldentaten immer mehr verschwinden!
Aber dem Volk ist es gleichgültig, dieser wichtige Teil Deutscher Kulturgeschichte!

das stimmt. Meist sind es ältere oder solche Leute wie ich, die die Wertschätzung nicht verlieren.

Stifter
14.02.2004, 00:02
JA, aber einem großen Teil der Jungend ist es egal!
Leider, wichtige Ideale gehen verloren!
Punks oder ähnliches Volk beschmiert sowas acuh noch!

Großadmiral
14.02.2004, 00:05
Original von Stifter
JA, aber einem großen Teil der Jungend ist es egal!
Leider, wichtige Ideale gehen verloren!
Punks oder ähnliches Volk beschmiert sowas acuh noch!

hast du wieder recht. Diese "undeutsche" Jugend hat von nichts eine Ahnung. Für die ist das meist nur ein Steinbrocken mit einer komischen Schrift drauf.

Stifter
14.02.2004, 00:10
Aber wer ist heute noch stolz auf Deutsche Geschichte von den unter 20jährigen?
Die rennen doch lieber mit ihrem AntiFa Zeug rum, ohne zu wissen, wogegen sie überhaupt sind!

Großadmiral
14.02.2004, 00:26
Original von Stifter
Aber wer ist heute noch stolz auf Deutsche Geschichte von den unter 20jährigen?
Die rennen doch lieber mit ihrem AntiFa Zeug rum, ohne zu wissen, wogegen sie überhaupt sind!

das stimmt.


Bismarck über Elsass-Lothringen

In einem Brief an seinen Botschafter in London begründet Bismarck die deutschen Aneignungsabsichten von Elsass-Lothringen (August 1870).

"Wir stehen heute im Felde gegen den 12. oder 15. Überfall und Eroberungskrieg, den Frankreich seit 200 Jahren gegen Deutschland ausführt. 1814 und 1815 suchte man Bürgschaften gegen Wiederholung dieser Friedensstörungen in der schonenden Behandlung Frankreichs. Die Gefahr liegt aber in der unheilbaren Herrschsucht und Anmaßung, welche dem französischen Volkscharakter eigen ist und sich von jedem Herrscher des Landes zum Angriff auf friedliche Nachbarstaaten missbrauchen lässt. Gegen dieses Übel liegt unser Schutz nicht in dem unfruchtbaren Versuche, die Empfindlichkeit der Franzosen momentan abzuschwächen, sondern in der Gewinnung gut befestigter Grenzen für uns.

Wir müssen dem Druck ein Ende machen, den Frankreich seit zwei Jahrhunderten auf das ihm schutzlos preisgegebene Süddeutschland ausübt, und der ein wesentlicher Hebel für die Zerstörung der deutschen Verhältnisse geworden ist. Frankreich hat sich durch die konsequent fortgesetzte Aneignung deutschen Landes und aller natürlichen Schutzwehren desselben in den Stand gesetzt, zu jeder Zeit mit einer verhältnismäßig kleinen Armee in das Herz von Süddeutschland vorzudringen, ehe eine bereite Hilfe da sein kann. Seit Ludwig XIV., unter ihm, unter der Republik, unter dem ersten Kaiserreich haben sich diese Einfälle immer und immer wiederholt; und das Gefühl der Unsicherheit, welches sie zurückgelassen, und die Furcht vor einer Wiederholung dieses Schrecknisses zwingt die süddeutschen Staaten, den Blick stets auf Frankreich gerichtet zu halten. Wir können nicht immer auf eine außerordentliche Erhebung des Volkes rechnen und der Nation nicht ansinnen, stets das Opfer so starker Rüstung zu tragen. Wenn die Entwaffnungstheorie in England ehrliche Anhänger hat, so müssen dieselben wünschen, dass die nächsten Nachbarn Frankreichs gegen diesen alleinigen Friedensstörer Europas mehr als bisher gesichert werden. Dass in den Franzosen dadurch eine Bitterkeit geweckt werde, kann dagegen nicht in Betracht kommen. Diese Bitterkeit wird ganz in demselben Maße stattfinden, wenn sie ohne Landabtretung aus dem Kriege herauskommen. Wir haben Österreich, wesentlich aus jener Rücksicht, keine Gebietsabtretungen angesonnen, haben wir irgendeinen Dank davon gehabt? Schon unser Sieg bei Sadowa hat Bitterkeit in den Franzosen geweckt; wie viel mehr wird es unser Sieg über sie selbst tun! Rache für Metz, für Wörth wird auch ohne Landabtretung länger das Kriegsgeschrei bleiben als Revanche für Sadowa und Waterloo! Die einzig richtige Politik ist unter solchen Umständen, einen Feind, den man nicht zum aufrichtigen Freunde gewinnen kann, wenigstens etwas unschädlicher zu machen und uns mehr gegen ihn zu sichern, wozu nicht die Schleifung seiner uns bedrohenden Festungen, sondern nur die Abtretung einiger derselben genügt."

In einer Reichstagsrede legte der Reichskanzler am 2. Mai 1871 dar:

"Ein anderes Mittel wäre gewesen - und das wurde auch von Einwohnern von Elsass und Lothringen befürwortet- einen neutralenStaat, ähnlich wie Belgien und die Schweiz, an jener Stelle zu errichten ... [Allerdings] ist zu erwarten, dass die starken französischen Elemente, welche in dem Lande noch lange zurückbleiben werden, die mit ihren Interessen, Sympathien und Erinnerungen an Frankreich hängen, diesen neutralen Staat ... bei einem neuen französisch-deutschen Kriege bestimmt haben würden, sich Frankreich wieder anzuschließen, und die Neutralität wäre eben nur ein für uns schädliches, für Frankreich nützliches Trugbild gewesen. Es blieb daher nichts anderes übrig, als diese Landstriche mit ihren starken Festungen vollständig in deutsche Gewalt zu bringen ... Der Verwirklichung dieses Gedankens, der Befriedigung dieses unabweisbaren Bedürfnisses zu unserer Sicherheit stand in erster Linie die Abneigung der Einwohner selbst, von Frankreich getrennt zu werden, entgegen ... Tatsache ist, dass diese Abneigung vorhanden war, und dass es unsere Pflicht ist, sie mit Geduld zu überwinden. Wir haben meines Erachtens viele Mittel dazu; wir Deutsche haben im ganzen die Gewohnheit, wohlwollender, mitunter etwas ungeschickter, aber auf die Dauer kommt es doch heraus, wohlwollender und menschlicher zu regieren, als es die französischen Staatsmänner tun; es ist das ein Vorzug des deutschen Wesens, der in dem deutschen Herzen der Elsässer bald anheimeln und erkennbar werden wird. " (Zitiert nach Geschichte in Quellen, Das bürgerliche Zeitalter, S.375)


Gefallene Soldaten des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71

Deutsche:41 000 Franzosen: 139 000


www.deutsche-schutzgebiete.de

Tiger
14.02.2004, 10:22
Original von Großadmiral

mir vorher aber mal bescheid.
Würde dich gerne kennenlernen. Ich könnte dir auch etwas, zwar nicht viel, über die Gegend erzählen.
Du bist jedoch in Spichern z.B. noch nicht in Frankreich, denn nach meiner Staatenordnung heißt die erste größere frz. Stadt Nancy.

Klar sag ich dir bescheid würde dich übrigens auch gern kennenlernen.
Ich glaube aber kaum dass dies vor den Sommerferien was wird.

Großadmiral
14.02.2004, 17:25
Original von Tiger

Original von Großadmiral

mir vorher aber mal bescheid.
Würde dich gerne kennenlernen. Ich könnte dir auch etwas, zwar nicht viel, über die Gegend erzählen.
Du bist jedoch in Spichern z.B. noch nicht in Frankreich, denn nach meiner Staatenordnung heißt die erste größere frz. Stadt Nancy.

Klar sag ich dir bescheid würde dich übrigens auch gern kennenlernen.
Ich glaube aber kaum dass dies vor den Sommerferien was wird.

Wenn du deine PN einschalten würdest, könnte ich dir auch zurückschreiben..

Tiger
14.02.2004, 19:56
Wenn ich die PN einschalte indem ich dich zu meiner Freundesliste hinzufüge hab ich das jetzt getan. :D

Großadmiral
14.02.2004, 20:08
Original von Tiger
Wenn ich die PN einschalte indem ich dich zu meiner Freundesliste hinzufüge hab ich das jetzt getan. :D

schon längst in meiner Freundeliste.
Doch eine PN an dich schreiben kann ich immernoch nicht.