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Vollständige Version anzeigen : Die Ökonomie - jenseits des Marktes



Waldgänger
09.08.2006, 14:51
Die Neue Ökonomie - eine nachkapitalistische Ordnung


Vielen Analytikern der gegenwärtigen wirtschaftlichen Verhältnisse ist klar, dass die kapitalistische Wirtschaft mit ihrer unaufhörlichen Profitmaximierung keine Alternative mehr darstellt um den Bedarf der unteren Schichten in der Informationsgesellschaft zu decken. Hinzu kommt, dass das natürliche Gemeinschaftswesen des Menschen durch den Kapitalismus zerstört wurde und es deswegen schwierig ist neue Strukturen, die auf gegenseitiger Anerkennung beruhen, aufzubauen, solange die Marktwirtschaft den Ton angibt. Der französische Theoretiker und Philosoph Alain de Benoist hat im folgenden Artikel die Entwicklung des Kapitalismus kurz umrissen und die Einstellung der traditionellen Gesellschaften der Vormoderne zur Profitmaximierung aufgezeigt. Gegen Ende des Artikels gibt es eine kleine Aussicht auf mögliche Alternativen gegenüber des marktwirtschaftlichen Systems.

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"So weit man in der Geschichte der Menschengesellschaften zurückblicken kann, bestimmen gewisse Regeln die Erzeugung, den Verkehr und den Gebrauch der Güter, die für das Überleben der Menschen und der Gruppen notwendig sind. Trotzdem - und anders als die Voraussetzungen des Liberalismus und des Marxismus - hat die Wirtschaft niemals den "Unterbau" des Gesellschaft gebildet: In der Geschichte bildet die Überbetonung des Wirtschaftlichen (Ökonomismus) die Ausnahme, und nicht die Regel. Zahlreiche Mythen, die die Verwünschung der Arbeit (Prometheus, Vergewaltigung der Mutter Erde), des Geldes (Krösus, Gullveig, Tarpeja) und des Überflusses (Pandora) anklingen lassen, zeigen übrigens, daß die Wirtschaft schon sehr früh als der "verwünschte Teil" jeder Gesellschaft wahrgenommen wurde, als die Tätigkeit, die deren Harmonie gefährdet. Die Ökonomie wurde damals entwertet, nicht etwa, weil sie nicht nützlich war, sondern gerade, weil sie nur das war.

Die den Bereich der Notwendigkeit vertretende produktive Funktion befand sich auf der niedrigsten Stufe im dreifunktionalen System der Indoeuropäer. Damals war jemand nicht mächtig, weil er reicht war, sondern eventuell reich, weil mächtig - die Macht war mit der Pflicht verbunden, mit dem Vertrauen zu teilen und sie zu beschützen. Der "Fetischismus der Ware", der den neuzeitlichen Kapitalismus kennzeichnet, wurde als gefährlich an sich erkannt: Die Erzeugung im Überfluß vn differenzierten Gütern erregt den Neid, den Nachahmungswunsch, der wiederum Unruhen und Gewalt erzeugt. In allen vormodernen Gesellschaften war das Ökonomische in die anderen Ordnungen der menschlichen Betätigung eingefügt. Die Vorstellung, die Wechselwirkung von Angebot und Nachfrage und das folgerichtige Auftreten eines abstrakten Gegenwertes (Geld) sowie sachlicher Ware (Gebrauchs,- Tausch- und Nützlichkeitswert) hätten den Handelsverkehr vom frühen Tauschhandel bis zum modernen Markt schon immer gesteuert, ist eine liberale Mär.

Die moderne Gesellschaft ist durch die übermäßige Anschwellung des geschäftlichen Austausches gekennzeichnet: Übergang der Wirtschaft mit Markt zur Marktwirtschaft und dann zur Marktgesellschaft. Die liberale Wirtschaft hat die Ideologie des Fortschritts in eine Religion des Wachstums übertragen:

Die ständige Mehrproduktion und der ständige Mehrverbrauch sollen die Menschheit zum Glück führen. Daß die wirtschaftliche Entwicklung in der Gegenwart manche bis dahin für die meisten unerreichbare Bedürfnisse befriedigt, läßt sich nicht bestreiten. Es stimmt aber auch, daß die künstliche Steigerung der Bedürfnisse durch die Verführungsstrategien des Systems der Objekte (Werbung) zwangsläufig in eine Sackgasse führt. In einer Welt mit begrenzten Vorräten, die dem Prinzip der Entropie unterworfen ist, bildet der Wachstumsrückgang den unvermeintlichen Erwartungshorizont der Menschheit. Durch das Ausmaß der daraus hervorgegangenen Veränderungen war die Merchandisierung (Kommerzialisierung) der Welt, ihre durchgängige Vermarktung, zwischen dem 16. und dem 20. Jahrhundert wohl eine der bedeutsamsten Erscheinungen, die die Menschheit gekannt hat. Eine Gegenentwicklung, die Entmarktung der Welt, einzuleiten wird einer der Hauptherausforderungen des 21. Jahrhunderts sein.

Dazu muß man zur ursprünglichen Wirtschaftsauffassung zurückkehren, zum "oikos-nomos", den allgemeinen Gesetzen unseres natürlichen Lebensraums in der Welt; diese Gesetze schließen die ökologischen Gleichgewichte, die menschlichen Leidnschaften, den Respekt der Harmonie und der Schönheit in der Natur und überhaupt sämtliche nichtquantifizierbaren Elemente mit ein, die die Wirtschaftswissenschaft von ihren Bereichen ausgeschlossen hat. Jedes Wirtschaftsleben bedingt die Vermittlung einer breiten Palette von kulturellen Einrichtungen und juristischen Instrumenten und das Ende der Vorrangstellung der kommerziellen Werte. Heute muß die Wirtschaft wieder organisch werden, das heißt wieder in der Lebendige, die Gesellschaft, die Politik und Ethik eingefügt werden."

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Nun dürfte klar sein, dass die unteren Schichten der postmodernen Gesellschaften im Verlauf der wirtschaftlichen Automatisierung und Technisierung nicht mehr benötigt werden. Im Gegensatz zum Industriezeitalter, in dem der Arbeiter durch den Kapitalisten ausgebeutet wurde, findet heute keine Ausbeutung mehr statt, sondern es kann davon ausgegangen werden, dass der Konzernbetreiber den Arbeiter schlichtweg nicht mehr benötigt. Dieser Prozess zeichnet sich bereits heutzutage ab und wird sich im Verlauf des 21. Jahrhunderts zunehmend verschärfen.

Dieser Entwicklung muss entgegengesteuert werden. Natürlich ist der technische Fortschritt nicht aufzuhalten und es wäre auch blanker Irrsinn sich an einem derartigen politischen Projekt zu beteiligen, aber es können Alternativen geschaffen werden.

Der Wirtschaftskampf gegen die politische Elite der Gegenwart kann nicht als Klassenkampf betitelt werden, weil es in der postmodernen Informationsgesellschaft so gut wie keine Klassen/Stände mehr gibt. Zudem ist das Proletariat im Laufe der Zeit verbürgerlicht und hat als revolutionäres Subjekt ausgedient. Nach dem Ende der Moderne 1989 ist es ein unsinniges strategisches Konzept Massenbewegungen aufzubauen, weil ersichtlich ist, dass es keine Revolutionen mehr geben wird. Putsche und Revolten sind der einzige Ausweg. Dadurch, dass Massenbewegungen im postmodernen Paradigmenwechsel der Vergangenheit angehören, liegt das revolutionäre Potential in einer rebellischen Gegenelite. Durch die vorangegangene und zunehmende Egalisierung der sozialen Schichten kommt es deshalb auf den politischen Willen an, die Verhältnisse zu verändern.

Im Gegensatz zu den marxistischen Bewegungen geht es heutzutage auch nicht nur darum, das kapitalistische System niederzureißen, sondern auch die Geistesabarten der bürgerlichen Überreste zu beseitigen. Klassenkampf wäre deswegen unzutreffend. Ich würde mich freuen, wenn der ein oder andere sich an der Ausarbeitung von Alternativen beteiligen würde. Natürlich ist auch Kritik angebracht, solange sie konstruktiv ist und auf die Herausarbeitung eines nachkapitalistischen Wirtschaftsystems hinarbeitet.

klartext
09.08.2006, 22:43
Eine Aneinanderreihung von geschickt verpackten Allgemeinplätzen in verquastem Deutsch, unterlegt mit grundsätzlichen Irrtümern.
Lohnt wirklich nicht, sich damit zu beschäftigen.

Waldgänger
09.08.2006, 22:48
Gut, dann halte - um es auf gut deutsch zu sagen - bitte die Fresse. =)