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Vollständige Version anzeigen : Deutsche Gedichte



Lucky punch
31.07.2006, 19:18
Hier dürft ihr schöne Gedichte über Volk und Heimat reinschreiben :]

ich mache mal den Anfang:



Deutsches Mädchen


Deutsches Mädchen hör mich an:
Wähl dir einen deutschen Mann,
Der getreu und redlich sei,
Frei von aller Heuchelei.

Deutsches Mädchen rauche nicht,
Es zerstört sonst deine Pflicht
Schön zu bleiben bis zum Grund –
Rauchen ist sehr ungesund

Deutsches Mädchen schmink dich nicht,
Das verdirbt dir dein Gesicht.
Wahre Schönheit nur allein
Kann Natur in Schlichtheit sein.

Deutsches Mädchen hör mir zu:
Nimm zu deinem Ich ein Du,
Das nicht säuft und auch nicht raucht,
Und auch niemals Rauschgift braucht.

Deutsches Mädchen sei gescheit,
Gegen List und Trug gefeit.
Falsche Liebe täuscht nur sehr,
Und macht dir das Leben schwer.

Deutsches Mädchen denke dran:
Nimm dir einen deutschen Mann.
Rassenmischung ist nicht gut,
Sie verdirbt des Volkes Blut.

MarekD
31.07.2006, 19:28
Von wem ist denn der Schwachsinn? Deutsche Frauen sollen sich nicht schminken, nicht rauchen und nicht saufen? Anno Schnee geschrieben, was? Auch deutsche Frauen dürfen sich schminken. Glaub mir: Bei manchen wärs besser;)

Hier nochn Gedicht von Heinz Erhardt:

Flecke

Gott, voller Weisheit, hehr und mild
schuf uns nach seinem Ebenbild
Gewiß, wir Menschen sind gescheit,
doch wo ist uns're Menschlichkeit?
Erscheint uns jemand edel, groß,
so täuscht das: er verstellt sich bloß!
Erst wenn er Böses tut und spricht,
zeigt er sein wahres Angesicht! —

Um obiges nun zu beweisen,
laßt alphabetisch uns verreisen,
dann kann man sehn, was so geschah!
Wir fangen vorne an, bei A!

A (Amerika)

Amerika, du Land der Super-
lative und dort, wo James Cooper
zwar seinen »Lederstrumpf« verfaßte,
man aber die Indianer haßte,
weshalb man sie, halb ausgerottet,
in Reservaten eingemottet,
sich dafür aber Schwarze kaufte,
sie schlug und zur Belohnung taufte,
doch heute meidet wie die Pest,
sie aber für sich sterben läßt —
wie beispielgebend stehst du da
für Menschlichkeit! O, USA!

B (Briten)

Jedoch auch sie, die vielen Briten,
die Schott- und Engländer, sie bieten
für unser Thema Menschlichkeit
so manchen Stoff seit alter Zeit!
Nur waren's statt Indianer Inder,
die sie ermordeten, auch Kinder;
und ähnlich Schreckliches erfuhren
danach die Iren und die Buren,
die man durch den Entzug des Fetts
verschmachten ließ in den Kazetts!
Jedoch bei Völkern, welche siegen,
wird sowas immer totgeschwiegen...

C (Christen)

Dann wäre da, bar jeden Ruhms,
so manche Tat des Christentums,
die, eben wegen seiner Lehre,
am besten unterblieben wäre!
Man denke da zum Beispiel an
Inquisition zuerst und dann
an Waffensegnung mit Gebeten,
um andre Gläubige zu töten!
Auch dieses: lieber Menschenmassen
verelenden und hungern lassen,
statt man Geburtenreglung übe —
auch das zeugt nicht von Menschenliebe!

D (Deutschland)

Nun: Wollt ihr, daß im Alphabet
es mit dem D jetzt weitergeht?
Ist es nicht besser, wenn ich ende?
Wascht nur in Unschuld eure Hände
und greift, kraft eigenen Ermessens,
zum güt'gen Handtuch des Vergessens...

Doch hilft das Waschen nicht und Reiben:
Die Flecke bleiben!

Scrooge
31.07.2006, 19:31
@ Lucky Punch
Schon mal was von Urheberrecht gehört?

Lucky punch
31.07.2006, 19:32
Von wem ist denn der Schwachsinn? Deutsche Frauen sollen sich nicht schminken, nicht rauchen und nicht saufen? Anno Schnee geschrieben, was?
Keine Ahnung von wem das ist .. dürfte aber älter sein ;)


Auch deutsche Frauen dürfen sich schminken. Glaub mir: Bei manchen wärs besser;)

ja, das ist leider wahr :(

Aber viele verschandeln sich dadurch ziemlich.

Lucky punch
31.07.2006, 19:33
@ Lucky Punch
Schon mal was von Urheberrecht gehört?


ja, aaaaaaber: das Urheberrecht verfällt nach einiger Zeit, nech? (siehe "mein kampf"...
und das Gedicht dürfte älter sein ;)


Ausserdem sollst du hier nicht meckern, sondern die im Eingangsbeitrag erwähnten Gedichte hier niederschreiben.

redanarchist
31.07.2006, 19:35
Deutsches Mädchen
...würg...


so einen schlecht gemachten dreck gedicht zu nennen!
schätze, der göebbels-schreiberling schämt sich noch heute dafür.

Lucky punch
31.07.2006, 19:36
so ein schlecht gemachter dreck gedicht zu nennen!
schätze, der göebbels-schreiberling schämt sich noch heute dafür.


*g* ich wusste, dass dich das Wort "deutsch" anzieht, wie das Licht die Motte.

Scrooge
31.07.2006, 19:39
ja, aaaaaaber: das Urheberrecht verfällt nach einiger Zeit, nech? (siehe "mein kampf"...
und das Gedicht dürfte älter sein ;)


Ausserdem sollst du hier nicht meckern, sondern die im Eingangsbeitrag erwähnten Gedichte hier niederschreiben.
Wenn Du nicht weißt, von wem das Gedicht ist, hier ein Tipp:
http://www.politikforen.de/showthread.php?t=24341&page=5

Ich erinnere Dich nur deshalb daran, da der Betreiber des Forums für das Posten solcher Texte verantwortlich gemacht werden kann.

Außerdem ist das Gedicht inhaltlich wie sprachlich schlecht.

redanarchist
31.07.2006, 19:39
*g* ich wusste, dass dich das Wort "deutsch" anzieht, wie das Licht die Motte.

im gegensatz du dir schätze ich deutsche gedichte sehr!

deine nazi-schüttelreime kannste deiner spielzeug-bdm-puppe vorlesen...


edit: ich glaube sowieso, dass du von deutscher kultur null ahnung hast. aber den linken vorwerfen, sie beschränken deutsche geschichte nur auf die zwölf jahre...:rolleyes:

MarekD
31.07.2006, 19:43
Das hier find ich ganz cool. Ist aber eher so ein Saufgedicht -Lied:cool:

Es saßen die alten Germanen

Worte: ... so in den 1980er Jahren in Greifswald/ Pommern gesungen...
Melodie: Wenn alle untreu werden

1.
I: Es saßen die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, :I
I: sie saßen auf Bärenhäuten und soffen immer noch eins :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.
2.
I: Da trat in ihre Mitte ein Jüngling römischen Blut´s, :I
I: "Sieg Heil!" ihr alten Germanen, ich bin der Tacitus, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

3.
I: Drauf hoben die alten Germanen zum Bergmannsgruß ihre Hand, :I
I: Glück auf, du römischer Schreiber, du bist uns wohlbekannt, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

4.
I: Da mixten die alten Germanen dem Römer einen Trank, :I
I: den soff der fröhlich hinunter, bis er zu Boden sank, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

5.
I: Da lachten die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, :I
und ließen ihn trinken und trinken ein Glas und immer noch eins, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

6.
I: Drauf aßen sie Bärenschinken und soffen literweiß Met, :I
I: sie würfelten um ihre Weiber, es wurde reichlich spät, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

7.
I: Und als am anderen Morgen der Römer den Schaden besah, :I
I: schrieb er mit zitternden Händen in seine Germania, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

8.
I: Es saßen die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, :I
I: sie saßen auf Bärenhäuten und soffen immer noch eins :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

9.
I: Wir sind keine alten Germanen, doch pflegen wir uralten Brauch, :I
I: wir würfeln nicht um uns´re Weiber, doch saufen und singen wir auch, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

10.
I: Und das ist uns´re Devise, an dieser halten wir fest, :I
I: früh ist noch keiner gestorben, der bis ins Alter gezecht, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht

Lucky punch
31.07.2006, 19:44
im gegensatz du dir schätze ich deutsche gedichte sehr!

deine nazi-schüttelreime kannste deiner spielzeug-bdm-puppe vorlesen...


edit: ich glaube sowieso, dass du von deutscher kultur null ahnung hast. aber den linken vorwerfen, sie beschränken deutsche geschichte nur auf die zwölf jahre...:rolleyes:


*g* du bist jedenfalls ein "typisch" Deutscher .. meckern meckern :)


Auch auf die Gefahr hin, das mir hier gleich wieder einer auf Grund meines englisches Benutzernamens gegen die Karre fährt, hier mal ein Gedicht, welches unserer tollen Sprache gewidmet ist:



Deutsche Sprache


Deutsche Sprache, vielgestaltig,
Formenreich und geistesvoll,
Überzeugend und gewaltig,
Wuchtig in des Redners Mund,
Wenn er es recht gut vermag,
Jeder Satz ein Hammerschlag.

Forschergeist führt dich ins Weite,
Philosophenkunst ins Breite.
Führt der Denker dich im Mund
Geht er mit dir auf den Grund.

Farbenklang und Wortschatz auch,
Seelentiefe noch dazu
Formten dich zur Harmonie
Ewigjunger Poesie.

Deutsches Volk
Schirm deine Sprache
Als den Ausdruck deines Geistes,
Deiner Seele tiefstem Grund.

Deutsche Sprache sei bewahrt
Vor Verstümmelung jeder Art.



Georg Hermann

MarekD
31.07.2006, 19:48
Hier mal was von einem elsässischen Nationalisten

An die Franzosen im Elsaß

Im schönen Elsaßlande
War't ihr bisher die Herrn,
Wir armen deutschen Tröpfe
Wir jammerten von fern.

Ihr spracht der deutschen Sitte,
Dem deutschen Glauben Hohn.
Ihr nahmt dem Volk sein Bestes,
Den süßen Mutterton.

Das Blatt hat sich gewendet,
Und eure Zeit ist aus!
Wir Deutsche sind nun wieder
Die Herrn in unserm Haus!

Karl Hackenschmidt

MarekD
31.07.2006, 19:52
Auch ganz nett...:)

Ostpreußen-ABC
Von Siegfried Saßnitz

Als vor 700 Jahren
Die Preußen noch die Pruzzen waren,
Da sprach man hier nicht deutsch, nicht russisch,
Sondern einfach altes Prussisch.
Die Sprache ist verschwunden jetzt,
Gesprochen wurde sie zuletzt
Um fünfzehnhundert - ungefähr,
Und danach hört man sie nicht mehr.
Zwar spricht man heute noch masurisch,
Vier Nehrungsdörfer sprechen kurisch.
Und oberdeutsch und platt - am Strand,
Selbst lithauisch im Memel-Land
Doch von der Pruzzensprache her
Gibt's keine 100 Worte mehr.
Die Worte mit der Endung "odder"
Wie Kodder, Schnodder und Lachodder,
Auch Schossel, Schlorren und Spirkucks
und Wruken, Lorbaß oder Dubs,
Auch kalibratsch und plauksch und Plon,
Die kannten unsere Väter schon.
Namen, die mit "nick" beschließen,
Gehören ebenfalls zu diesen.
Auch Perbandt, Kilgies und Kalnein,
Das sollen alte Preußen sein.
Selbst der gewalt'ge Gott Perkun
Läuft heut' als Eigenname rum.
Doch haben diese Worte kaum
Verlassen ihren Ursprungsraum,
Berlin sagt wohl noch manchmal "schnoddrig",
Und wenn wem mies ist, ist ihm "koddrig",
Und wird empört jetzt protestieren:
Die Worte wären doch die ihren...!
Der große Bruder irrt sich sehr,
Denn "odder" kommt vom Osten her!
Doch ein Wort machte die Karriere
-Auch dem Objekt gereicht's zur Ehre-
Es handelt sich auch um was Rechtes;
Um die, die weiblichen Geschlechtes,
Die -sofern sie unbemannt-,
Bei uns "Marjellchen" sind genannt.
Marjellchen ist ein liebes Wort,
Marjellchen hier, MarjelIchen dort,
Marjellchen sind kaum 18 Jahre,
Das ist ja grad' das Wunderbare!
Denn ältere man daran kennt,
Daß man sie immer "Freilein" nennt.
Marjellchen, das ist Zärtlichkeit,
Marjellchen sind voll Lieblichkeit,
Marjellchen sind stets sehr adrett,
Marjellchen sind auch immer nett.
Marjellchen gibt es groß und klein,
Von zwei Jahren ab stuft man sie ein.
Ist eine blond, die Augen hell,
Dann setzt man "trautste" vor Marjell,
Und ist so'n Mädel gut instand,
Dann sagt man "drugglig" hierzuland.
Und ist sie sichtbar aufgeweckt,
Man sie als Spirkucks gerne neckt.
Ist sie zerfahren, sagt man schnell:
Das ist 'ne schusslige Marjell.
Und geht sie schon mit Herren aus
Und kommt nicht rechtzeitig nach Haus
Und läßt sich von so'm Kerl noch butschen
Und sogar im Hausflur knutschen,
Schimpft man "luchterne Marjell"
Und schreitet zur Verlobung schnell.
Denn zu frommen Klosterfrau'n
Eignen sich Marjellen kaum!

Gary Gilmore´s Eyes
31.07.2006, 19:58
Schöne Jugend

Der Mund eines Mädchens,
das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach,
war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

gottfried benn

Gary Gilmore´s Eyes
31.07.2006, 19:59
Mann und Frau gehn durch die Krebsbaracke

Der Mann:
Hier diese Reihe sind zerfallene Schöße
und diese Reihe ist zerfallene Brust.
Bett stinkt bei Bett. Die Schwestern wechseln stündlich.

Komm, hebe ruhig diese Decke auf.
Sieh, dieser Klumpen Fett und faule Säfte,
das war einst irgendeinem Manne groß
und hieß auch Rausch und Heimat.

Komm, sieh auf diese Narbe an der Brust.
Fühlst du den Rosenkranz von weichen Knoten?
Fühl ruhig hin. Das Fleisch ist weich und schmerzt nicht.

Hier diese blutet wie aus dreißig Leibern.
Kein Mensch hat so viel Blut.
Hier dieser schnitt man
erst noch ein Kind aus dem verkrebsten Schoß.

Man lässt sie schlafen. Tag und Nacht. Den Neuen
sagt man: hier schläft man sich gesund. Nur Sonntags
für den Besuch lässt man sie etwas wacher.

Nahrung wird wenig noch verzehrt. Die Rücken
sind wund. Du siehst die Fliegen. Manchmal
wäscht sie die Schwester. Wie man Bänke wäscht.

Hier schwillt der Acker schon um jedes Bett.
Fleisch ebnet sich zu Land. Glut gibt sich fort.
Saft schickt sich an zu rinnen. Erde ruft.

gorrfried benn

Scrooge
31.07.2006, 20:05
ja, aaaaaaber: das Urheberrecht verfällt nach einiger Zeit, nech? (siehe "mein kampf"...
und das Gedicht dürfte älter sein ;)


Ausserdem sollst du hier nicht meckern, sondern die im Eingangsbeitrag erwähnten Gedichte hier niederschreiben.
Ein kleiner Nachsatz zum Thema "Mein Kampf":
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,425017,00.html

Das Urheberrecht erlischt erst im Jahre 2015!

Lucky punch
31.07.2006, 20:07
Ein kleiner Nachsatz zum Thema "Mein Kampf":
http://www.spiegel.de/netzwelt/netzkultur/0,1518,425017,00.html

Das Urheberrecht erlischt erst im Jahre 2015!


das war ein Beispiel ;)

Die Gedichte stammen von 1915-

sind also älter als "Mein Kampf"

redanarchist
31.07.2006, 20:07
nunja, da hier alle in die deutschtümmelnde ader stoßen, hier ein kleines gedicht, dessen herkunft allgemein bekannt sein dürfte.


Es war ein König in Thule
Getreu bis an das Grab,
Dem sterbend seine Buhle
Ein goldnen Becher gab.

Es ging ihm nichts darüber,
Er leert ihn jeden Schmaus;
Die Augen gingen ihm über,
So oft er trank daraus.

Und als er kam zu sterben,
Zählt er seine Städt' im Reich,
Gönnt alles seinen Erben,
Den Becher nicht zugleich.

Er saß beim Königsmahle,
Die Ritter um ihn her,
Auf hohem Vätersaale
Dort auf dem Schloß am Meer.

Dort stand der alte Zecher,
Trank letzte Lebensglut
Und warf den heil'gen Becher
Hinunter in die Flut.

Er sah ihn stürzen, trinken
Und sinken tief ins Meer.
Die Augen täten ihm sinken,
Trank nie einen Tropfen mehr.

vom "rockoper faust"-ensemble gibt es davon eine schöne folk-version, von einer frauenstimme gesungen, in die gegen ende metal-gitarren einstimmen.
leider finde ich keinen link...

Der Patriot
31.07.2006, 20:08
Der Gott, der Eisen wachsen ließ

Der Gott, der Eisen wachsen ließ,
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte,
drum gab er ihm den kühnen Mut,
den Zorn der freien Rede,
dass er bestände bis aufs Blut,
bis in den Tod die Fehde.

So wollen wir, was Gott gewollt,
mit rechten Treuen halten
und nimmer um Tyrannensold
die Menschenschädel spalten.
Doch wer für Schand und Tande ficht,
den hauen wir in Scherben,
der soll im deutschen Lande nicht
mit deutschen Männern erben!

O Deutschland heil'ges Vaterland,
o deutsche Lieb' und Treue!
Du hohes Land, du schönes Land,
wir schwören dir aufs Neue:
Dem Buben und dem Knecht die Acht,
der speise Kräh'n und Raben!
So ziehen wir aus zur Hermannsschlacht.
Und wollen Rache haben.

Lasst brausen, was nur brausen kann,
in hellen, lichten Flammen!
Ihr Deutsche alle Mann für Mann,
zum heil'gen Krieg zusammen!
Und hebt die Herzen himmelan.
Und himmelan die Hände,
und rufet alle Mann für Mann:
Die Knechtschaft hat ein Ende.

Lasst wehen, was nur wehen kann,
Standarten weh'n und Fahnen,
wir wollen heut' uns Mann für Mann
zum Heldentod ermahnen.
Auf! Fliege hohes Siegspanier,
voran den kühnen Reihen!
Wir siegen oder sterben hier
Den süßen Tod der freien.

Ernst Moritz Arndt, einer der wohl größten Dichter des Deutschen Volkes

Scrooge
31.07.2006, 20:08
das war ein Beispiel ;)

Die Gedichte stammen von 1915-

sind also älter als "Mein Kampf"
Entscheidend ist nicht das Entstehungsdatum, sondern der Tod des Autors.

MarekD
31.07.2006, 20:12
Hier die dritte Strophe eines ursprünglich als Trinklied vom Autor verstandenen Gedichtes. Wer erkennt den Unterschied;)

Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit sind des Glückes Unterpfand;
Stoßet an und ruft einstimmig: Hoch das deutsche Vaterland!

Lucky punch
31.07.2006, 20:15
Ruf ans Volk

O deutsches Volk wach´ auf,
Vergiß es nicht,
Und werde eins, wo man
Die deutsche Sprache spricht.

Im Quellgrund deines Blut´s,
Deutsches Volk, bleib rein,
Dann wird dein Geist auch groß
Und stark und lauter sein.

O, edles Dichtervolk
So oft verkannt,
Bleib´ glaubenstark und deutsch
In deiner Ahnen Land.

O deutscher Geist erwach,
Erstehe neu
Charakterfest und frei,
Bleib deinem Wesen treu.

Nun schwinge fort der Ruf
Im Sturmeslauf,
Der Donnerruf ans Volks:
O Deutschland, wache auf!



Gerhard Hermann

Lucky punch
31.07.2006, 20:16
Entscheidend ist nicht das Entstehungsdatum, sondern der Tod des Autors.

der ist auch schon in Walhall

Scrooge
31.07.2006, 20:21
der ist auch schon in Walhall
Seit mehr als 70 Jahren?
Könnte es sein, dass Du den Autor nicht nennen willst, weil er hier auf dem Index steht? Oder warum machst Du so ein Theater darum, den Urheber dieser Gedichte zu nennen?

WALDSCHRAT
31.07.2006, 20:23
Einspruch Scrooge! Entscheidend ist das Geburtsdatum des Autors und sein Alter, in dem er seine Gedichte verfaßt hat!!!

Gruß

Henning

Scrooge
31.07.2006, 20:27
Einspruch Scrooge! Entscheidend ist das Geburtsdatum des Autors und sein Alter, in dem er seine Gedichte verfaßt hat!!!

Gruß

Henning
Das widerspricht dem Inhalt des von mir verlinkten Artikels, nach dem das Urheberrecht auf ein Werk 70 Jahre nach dem Tod des Autors erlischt. Quelle ist der Spiegel, was ich für relativ seriös halte!

Und ich verstehe trotzdem nicht, dass Lucky Punch erst behauptet, er kenne den Autor nicht und auf einmal weiß er sowohl das Entstehungsjahr als auch um den Tod des Autors. Wirklich erstaunlich, nicht wahr?!

Edit, hier noch ein Link zum Thema:
http://remus-hochschule.jura.uni-saarland.de/urheberrecht/gw06.html#1a

redanarchist
31.07.2006, 20:34
am dada fehlts:

DADA-Schalmei

Auf der Flöte groß und bieder
Spielt der Dadaiste wieder,
da am Fluß die Grille zirpt
Und der Mond die Nacht umwirbt,
Tandaradei.
Ach, die Seele ist so trocken
Und der Kopf ist ganz verwirrt,
Oben, wo die Wolken hocken,
Grausiges Gevögel schwirrt,
Tandaradei.

Ja, ich spiele ein Adagio
Für die Braut, die nun schon tot ist,
Nenn es Wehmut, nenn es Quatsch,- O
Mensch, du irrst so lang du Brot ißt,
Tandaradei.

In die Geisterwelt entschwebt sie,
Nähernd sich der Morgenröte,
An den großen Gletschern klebt sie
Wie ein Reim vom alten Goethe.
Tandaradei.

Dadaistisch sei dies Liedlein,
Das ich Euch zum besten gebe,
Auf zwei Flügeln wie ein Flieglein
Steig es langsam in die Schwebe.
Tandaradei.
Denk an Tzara denk an Arpen,
An den großen Huelsenbeck!
R. HUEL / SEN / BAG.

Huelsenbeck, Richard
1892-1974

:2faces:

WALDSCHRAT
31.07.2006, 20:36
Ein wenig Claudius - einer meiner Lieblingsdichter-:

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so holt
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs bauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod;
und wenn du uns genommen,
laß uns in Himmel kommen,
du unser Herr und unser Gott.

So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbar auch.

---

Er schrieb es im Gartenhaus von Emkendorf - einem Gut in unserem Land.

"Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar..."

Kein Anderer hat es gekonnt, Natur so zu beschreiben, wie er.

Gruß

Henning

redanarchist
31.07.2006, 20:37
und damit nicht genug:

Das Dadalyripipidon

Den Dadalyden lotselt Pipikotzmos,
Die Pipiratten späheln nach dem Dadalon.
Sieh! Da & Pi, Dapi, Pida, Pidadapi.
Auch der Mestrieze Dapidapi frosig bahreln.
Zuvörderst darfst dem Daad du fröhnen,
Junger Pipi (so pipida und dapipi dada).
Dem Dadaphon entströmeln sanfte Jamben.
Wer könnte - ohne Dadanent des Pipidroms zu sein.
Darob: Das Ganze stillgestanden (Mittelding),
Datater: dat!
Sprecht Dadamuden.
Der Laubfrosch säugelt euch mit Pipxin?
Der du die Dha von Daad stets peinlich weißt zu scheiteln,
Auf, Auf, an's Dadapult, sag's nicht dem Gnömmel-Bömmel.
Gewissenlose Pipidranten flöteln,
Zumal Fritz Friedrich Sunlight (v. Sonderscheunochzagen),
Die mistverpichten Präpipister töteln.
Deromaleinst Milliarden Dadaisten ragen.

Wieland Herzfelde

Lucky punch
31.07.2006, 20:40
Seit mehr als 70 Jahren?
Könnte es sein, dass Du den Autor nicht nennen willst, weil er hier auf dem Index steht? Oder warum machst Du so ein Theater darum, den Urheber dieser Gedichte zu nennen?


weil ich sie nicht kenne, hab die Gedichte aus einem Büchlein von 1913 oder so, es sind keine Autoren aufgeführt.

redanarchist
31.07.2006, 20:41
Ein wenig Claudius - einer meiner Lieblingsdichter-:


will ja nicht meckern, aber hast du dieses gedicht nicht schon in ca. fünf anderen strängen reingestellt? kommt mir so vor...

Stechlin
31.07.2006, 20:44
Friedrich Schiller

DIE TEILUNG DER ERDE

"Nehmt hin die Welt!" rief Zeus von seinen Höhen
Den Menschen zu. "Nehmt, sie soll euer sein!
Euch schenk ich sie zum Erb und ewgen Leben,
Doch teilt euch brüderlich darein."

Da eilt, was Hände hat, sich einzurichten,
Es regte sich geschäftig jung und alt.
Der Ackermann griff nach des Feldes Früchten,
Der Junker birschte durch den Wald.

Der Kaufmann nimmt, was seine Speicher fassen,
Der Abt wählt sich den edlen Firnewein,
Der König sperrt die Brücken und die Straßen
Und sprach: "Der Zehnte ist mein."

Ganz spät, nachdem die Teilung längst geschehen,
Naht der Poet, er kam aus weiter Fern;
Ach! da war überall nichts mehr zu sehen,
Und alles hatte seinen Herrn.

"Weh mir! so soll ich denn allein von allen
Vergessen sein, ich, dein getreuester Sohn?"
So ließ er laut der Klage Ruf erschallen
Und warf sich hin vor Jovis Thron.

"Wenn du im Land der Träume dich verweilet",
Versetzt der Gott, "so hadre nicht mit mir.
Wo warst du denn, als man die Welt geteilet?"-
"Ich war", sprach der Poet, "bei dir.

Mein Auge hing an deinem Angesichte,
An deines Himmels Harmonie mein Ohr -
Verzeih dem Geiste, der, von deinem Lichte
Berauscht, das irdische verlor."

"Was tun?" spricht Zeus. "Die Welt ist weggegeben,
Der Herbst, die Jagd, der Markt ist nicht mehr mein.
Willst du in meinem Himmel mit mir leben:
So oft du kommst, er soll dir offen sein."

Schiller: tiefsinnig, frech und kritisch gegen die Obrigkeit.
Oh deutsche Kunst, wie lieg´ ich Dir zu Füßen!


http://www.lyrikwelt.de/bilder/schiller-denkmal2.jpg http://www.swif.uniba.it/lei/filosofi/immagini/autori/schiller.jpg

Der Patriot
31.07.2006, 20:48
http://img179.imageshack.us/img179/8104/gedichtlo7.jpg

Habe ich im Pinzgau (das ist der Salzburger Gau der an Tirol grenzt) aufgenommen.

Stechlin
31.07.2006, 20:49
Ein wenig Claudius - einer meiner Lieblingsdichter-:

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so holt
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs bauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
laß uns einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein.

Wollst endlich sonder Grämen
aus dieser Welt uns nehmen
durch einen sanften Tod;
und wenn du uns genommen,
laß uns in Himmel kommen,
du unser Herr und unser Gott.

So legt euch denn, ihr Brüder,
in Gottes Namen nieder;
kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbar auch.

---

Er schrieb es im Gartenhaus von Emkendorf - einem Gut in unserem Land.

"Der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar..."

Kein Anderer hat es gekonnt, Natur so zu beschreiben, wie er.

Gruß

Henning

Herrlich deutsches Liedgut; man möchte Tränen vergießen ob der Schönheit dieser Verse. Ich verneige mich vor diesem Künstler.

redanarchist
31.07.2006, 20:49
F. Schiller: Vorwurf ;-)

Mädchen halt - wohin mit mir du Lose?
Bin ich noch der stolze Mann? der Große?
Mädchen, war das schön?
Sieh! Der Riese schrumpft durch dich zum Zwerge,
Weggehaucht die aufgewälzten Berge
Zu des Ruhmes Sonnenhöhn.

Abgepflücket hast du meine Blume,
Hast verblasen all die Glanzphantome,
Narrenteidigst in des Helden Raub.
Meiner Plane stolze Pyramiden
Trippelst du mit leichten Zephyrtritten
Schäkernd in den Staub.

Zu der Gottheit flog ich Adlerpfade,
Lächelte Fortunens Gaukelrade,
Unbesorgt wie ihre Kugel fiel.
Jenseits dem Kozytus wollt ich schweben,
Und empf ange sklavisch Tod und Leben,
Leben, Tod von einem Augenspiel.

Siegern gleich, die wach von Donnerlanzen
In des Ruhmes Eisenfluren tanzen
Losgerissen von der Phrynen Brust,
Wallet aus Aurorens Rosenbette
Gottes Sonne über Fürstenstädte,
Lacht die junge Welt in Lust!

[...]

Falkenhayn
31.07.2006, 20:51
will ja nicht meckern, aber hast du dieses gedicht nicht schon in ca. fünf anderen strängen reingestellt? kommt mir so vor...


du meckerst doch nicht etwa? :D

redanarchist
31.07.2006, 21:02
...lob des revolutionärs
...von bertolt brecht

Wenn die Unterdrückung zunimmt
Werden viele entmutigt
Aber sein Mut wächst.
Er organisiert seinen Kampf
Um den Lohngroschen, um das Teewasser
Und um die Macht im Staat.

Er fragt das Eigentum:
Woher kommst du?
Er fragt die Ansichten:
Wem nützt ihr?

Wo immer geschwiegen wird
Dort wird er sprechen
Dort wo Unterdrückung herrscht und von Schicksal die Rede ist
Wird er die Namen nennen

Wo er sich zu Tisch setzt
Setzt sich die Unzufriedenheit zu Tisch
Das Essen wird schlecht
Und als eng wird erkannt die Kammer.

Wohin sie ihn jagen, dorthin
Geht der Aufruhr, und wo er verjagt ist
Bleibt die Unruhe doch



ein wenig pathetisch zwar, doch sympathisch...

shigymigy
31.07.2006, 21:22
Mein Land
Dein Land Unser Land
das ist hier - Deutschland


1) Deutschland du mein Heimatland,
von den Bergen bis zum Strand
lieb ich dich in deiner Pracht,
die mich stolz und glücklich macht.

Traditionen möcht‘ ich pflegen,
die den Menschen Achtung geben,
mich vor guten Werten neigen,
Stolz und Würde zeigen.

für ...Mein Land --Dein Land
Unser Land -- das ist hier - Deutschland


2) Deutschland sag, wo stehst du jetzt ?
Ich fühl mich von dir verletzt.
So kann das nicht weitergeh’n.
Jetzt muss was gescheh’n.

Deutschland du mein Heimatland
stehst jetzt am Entscheidungsrand.
Aufwärts streben oder fallen
das betrifft uns allen.

für ...Mein Land Dein Land
Unser Land das ist hier - Deutschland


3) Du, der Mensch, der hier lebt
und nach einer Lösung strebt,
nimm den Kopf aus dem Sand.
ich reiche dir die Hand.

Hoffnung, Mut will ich dir geben
und nach guten Zielen streben.
Bündeln wir gemeinsam Kräfte,
mischt euch ein – in die – Politikgeschäfte.

für ... Mein Land Dein Land
Unser Land das ist hier - Deutschland

gibt es inzwischen auch als melodie und lied copyright bei mir

redanarchist
31.07.2006, 21:30
Mein Land
Dein Land Unser Land
das ist hier - Deutschland

tri - tra - trullala... :P (leider kein copyright :( )

shigymigy
31.07.2006, 21:31
tri - tra - trullala... :P

nee mehr im country stil -- gefällt mir dennoch ganz gut. vieleicht finde ich ja jemanden der es besser kann;)

WALDSCHRAT
31.07.2006, 21:33
Gestärkt durch die positive Kritik von Putin, hole ich den Eichendorff einmal hervor

:)

MONDNACHT:

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

---

DAS ist Deutsche Dichtkunst und unterscheidet sich wohlwollend von den Versuchen bepielsweise der Türken!!!

Henning

redanarchist
31.07.2006, 21:40
@waldschrat: jetzt muss ich doch schon wieder dazwischen funken: das hast du in dem anderen strang doch auch schon gepostet, oder täusche ich mich da? varia delectat!
na, macht nichts...

hau ich auch nochmal in die vollen:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, Dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo Dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!

Ja - wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.

Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.

Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur;
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reden,
Einen Freund, geprüft im Tod;
Wolllust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.

Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt.

Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächt'gen Plan,
Wandelt, Brüder eure Bahn,
Freudig, wie ein Held zum Siegen.

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
Lächelt sie den Forscher an;
Zu der Tugend steilem Hügel
Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riss gesprengter Särge
Sie im Chor der Engel stehn.

Duldet mutig, Millionen!
Duldet für die bess're Welt!
Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.

Göttern kann man nicht vergelten;
Schön ist's, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
Unserm Todfeind sei verziehn;
Keine Träne soll ihn pressen,
Keine Reue nage ihn.

Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.

Freude sprudelt in Pokalen;
In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut - -
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Römer kreist,
Lasst den Schaum zum Himmel spritzen:
Dieses Glas dem guten Geist!

Festen Mut in schwerem Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen -
Brüder, gält' es Gut und Blut -
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!

Schließt den heil'gen Zirkel dichter,
Schwört bei diesem goldnen Wein,
Dem Gelübde treu zu sein,
Schwört es bei dem Sternenrichter!

Mauser98K
31.07.2006, 22:16
Detlev Freiherr von Liliencron, 1844-1909

Pidder Lüng


»Frii es de Feskfang,
frii es de Jaght,
frii es de Strönthgang,
frii es de Naght,
frii es de See, de wilde See
en de Hörnemmer Rhee.«


Der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch,
schlägt mit der Faust auf den Eichentisch:
»Heut fahr' ich selbst hinüber nach Sylt
und hol' mir mit eigner Hand Zins und Gült.
Und kann ich die Abgaben der Fischer nicht fassen,
sollen sie Nasen und Ohren lassen,
und ich höhn' ihrem Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Im Schiff vorn der Ritter, panzerbewehrt,
stützt finster sich auf sein langes Schwert.
Hinter ihm, von der hohen Geistlichkeit,
steht Jürgen, der Priester, beflissen, bereit.
Er reibt sich die Hände, er bückt den Nacken.
»Die Obrigkeit helf' ich die Frevler zu packen,
in den Pfuhl das Wort:
Lewwer duad üs Slaav.«

Gen Hörnum hat die Prunkbarke den Schnabel gewetzt,
ihr folgen die Ewer, kriegsvolkbesetzt.
Und es knirschen die Kiele auf den Sand,
und der Ritter, der Priester springen ans Land,
und waffenrasselnd hinter den beiden
entreißen die Söldner die Klingen den Scheiden.
Nun gilt es, Friesen:
Lewwer duad üs Slaav!

Die Knechte umzingeln das erste Haus,
Pidder Lüng schaut verwundert zum Fenster heraus.
Der Ritter, der Priester treten allein
über die ärmliche Schwelle hinein.
Des langen Peters starkzählige Sippe
sitzt grad an der kargen Mittagskrippe.
Jetzt zeige dich, Pidder:
Lewwer duad üs Slaav!

Der Ritter verneigt sich mit hämischem Hohn,
der Priester will anheben seinen Sermon.
Der Ritter nimmt spöttisch den Helm vom Haupt
und verbeugt sich noch einmal: »Ihr erlaubt,
daß wir Euch stören bei Euerm Essen,
bringt hurtig den Zehnten, den ihr vergessen,
und Euer Spruch ist ein Dreck:
Lewwer duad üs Slaav!«

Da reckt sich Pidder, steht wie ein Baum:
»Henning Pogwisch, halt deine Reden im Zaum!
Wir waren der Steuern von jeher frei,
und ob du sie wünscht, ist uns einerlei!
Zieh ab mit deinen Hungergesellen!
Hörst du meine Hunde bellen?
Und das Wort bleibt stehn:
Lewwer duad üs Slaav!«

»Bettelpack,« fährt ihn der Amtmann an,
und die Stirnader schwillt dem geschienten Mann,
»du frißt deinen Grünkohl nicht eher auf,
als bis dein Geld hier liegt zu Hauf.«
Der Priester zischelt von Trotzkopf und Bücken
und verkriecht sich hinter des Eisernen Rücken.
O Wort, geh nicht unter:
Lewwer duad üs Slaav!

Pidder Lüng starrt wie wirrsinnig den Amtmann an,
immer heftiger in Wut gerät der Tyrann,
und er speit in den dampfenden Kohl hinein:
»Nun geh an deinen Trog, du Schwein!«
Und er will, um die peinliche Stunde zu enden,
zu seinen Leuten nach draußen sich wenden.
Dumpf dröhnt's von drinnen:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Einen einzigen Sprung hat Pidder getan,
er schleppt an den Napf den Amtmann heran
und taucht ihm den Kopf ein und läßt ihn nicht frei,
bis der Ritter erstickt ist im glühheißen Brei.
Die Fäuste dann lassend vom furchtbaren Gittern,
brüllt er, die Türen und Wände zittern,
das stolzeste Wort:
»Lewwer duad üs Slaav!«

Der Priester liegt ohnmächtig ihm am Fuß,
die Häscher stürmen mit höllischem Gruß,
durchbohren den Fischer und zerren ihn fort;
in den Dünen, im Dorf rasen Messer und Mord.
Pidder Lüng doch, ehe sie ganz ihn verderben,
ruft noch einmal im Leben, im Sterben
sein Herrenwort:
»Lewwer duad üs Slaav!«

WALDSCHRAT
31.07.2006, 22:24
Nun, Schiller ist auch nicht verkehrt!!!

"Vivos voco..."

Die Toten beklage ich, die Blitze breche ich

Das Motto des Liedes der "Glocke!"

Gruß

Henning

shigymigy
31.07.2006, 22:27
Nun, Schiller ist auch nicht verkehrt!!!

"Vivos voco..."

Die Toten beklage ich, die Blitze breche ich

Das Motto des Liedes der "Glocke!"

Gruß

Henning
oder die pisa kurzform

loch in erde -- bronze rinn -- sabotage -- nix bim bim

Stechlin
31.07.2006, 22:29
Gestärkt durch die positive Kritik von Putin, hole ich den Eichendorff einmal hervor

:)

MONDNACHT:

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

---

DAS ist Deutsche Dichtkunst und unterscheidet sich wohlwollend von den Versuchen bepielsweise der Türken!!!

Henning

:top: Aber, aber: Ich kann zwar kein Türkisch und meinen Ohren wäre dieser Klang auch fremd, aber Dichtkunst soll man jedem Volke zugestehen.

Ansonsten: Bravo! Welch Balsam für den Geist, der doch tagtäglich so viel Schund muß ertragen.

Stechlin
31.07.2006, 22:33
@waldschrat: jetzt muss ich doch schon wieder dazwischen funken: das hast du in dem anderen strang doch auch schon gepostet, oder täusche ich mich da? varia delectat!
na, macht nichts...

hau ich auch nochmal in die vollen:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, Dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo Dein sanfter Flügel weilt.

Wem der große Wurf gelungen,
Eines Freundes Freund zu sein,
Wer ein holdes Weib errungen,
Mische seinen Jubel ein!

Ja - wer auch nur eine Seele
Sein nennt auf dem Erdenrund!
Und wer's nie gekonnt, der stehle
Weinend sich aus diesem Bund.

Was den großen Ring bewohnet,
Huldige der Sympathie!
Zu den Sternen leitet sie,
Wo der Unbekannte thronet.

Freude trinken alle Wesen
An den Brüsten der Natur;
Alle Guten, alle Bösen
Folgen ihrer Rosenspur.
Küsse gab sie uns und Reden,
Einen Freund, geprüft im Tod;
Wolllust ward dem Wurm gegeben,
Und der Cherub steht vor Gott.

Freude heißt die starke Feder
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der großen Weltenuhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen,
Die des Sehers Rohr nicht kennt.

Froh, wie seine Sonnen fliegen
Durch des Himmels prächt'gen Plan,
Wandelt, Brüder eure Bahn,
Freudig, wie ein Held zum Siegen.

Aus der Wahrheit Feuerspiegel
Lächelt sie den Forscher an;
Zu der Tugend steilem Hügel
Leitet sie des Dulders Bahn.
Auf des Glaubens Sonnenberge
Sieht man ihre Fahnen wehn,
Durch den Riss gesprengter Särge
Sie im Chor der Engel stehn.

Duldet mutig, Millionen!
Duldet für die bess're Welt!
Droben überm Sternenzelt
Wird ein großer Gott belohnen.

Göttern kann man nicht vergelten;
Schön ist's, ihnen gleich zu sein.
Gram und Armut soll sich melden,
Mit den Frohen sich erfreun.
Groll und Rache sei vergessen,
Unserm Todfeind sei verziehn;
Keine Träne soll ihn pressen,
Keine Reue nage ihn.

Unser Schuldbuch sei vernichtet!
Ausgesöhnt die ganze Welt!
Brüder - überm Sternenzelt
Richtet Gott, wie wir gerichtet.

Freude sprudelt in Pokalen;
In der Traube goldnem Blut
Trinken Sanftmut Kannibalen,
Die Verzweiflung Heldenmut - -
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
Wenn der volle Römer kreist,
Lasst den Schaum zum Himmel spritzen:
Dieses Glas dem guten Geist!

Festen Mut in schwerem Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen -
Brüder, gält' es Gut und Blut -
Dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!

Schließt den heil'gen Zirkel dichter,
Schwört bei diesem goldnen Wein,
Dem Gelübde treu zu sein,
Schwört es bei dem Sternenrichter!

Ja, es lebe der deutsche Idealismus! Wohl niemand vermochte die Freude in bessere Worte zu kleiden: Oh bedenkt, ihr Gemeinen, daß diese Ferse aus einer Weinlaune heraus entstanden: GÖTTLICH! Ich falle in Ohnmacht...

redanarchist
31.07.2006, 22:36
Ansonsten: Bravo! Welch Balsam für den Geist, der doch tagtäglich so viel Schund muß ertragen.

tut mir leid, solch hehre worte animieren mich immer zu einem dada-gedicht: :2faces: :nido:

'Trauerdiriflog' - Wieland Herzfelde

Wante quante wante,
Da sitzt ja meine Tante,
Seit Ephraim die Sparbüchse verschluckete,
Irrt sie - eija, eija -
Umher und zahlt keine Steuern.
Wirth unter Schweiß massiert seinen Steiß
Mit Fleiß!
Safte vita rati rota sqa momofante,
Was weinst du, greise Tante,
Oelisante ist tot! Oelisante ist tot?
Himmelherrgottkruzitürkensakramentschockschwereno t!
Die war mir noch funfzehn funfzig schuldig.

WALDSCHRAT
31.07.2006, 22:48
will ja nicht meckern, aber hast du dieses gedicht nicht schon in ca. fünf anderen strängen reingestellt? kommt mir so vor...

Das mag durchaus sein. Gutes bleibt.

:)

Henning

Herr Bratbäcker
31.07.2006, 22:52
Deutsche Gedichte
Und wenn es draußen stürmt und wettert,
der Dachs auf seine Dächsin klettert.

Mauser98K
31.07.2006, 23:00
Ein Quell der Heiterkeit ist auch Wilhelm Busch.

redanarchist
31.07.2006, 23:01
ist zwar eine ballade, dafür mag ich sie umso mehr:
(mich dünkt, ich hätte sie auch schon mal früher gepostet)

Bertolt Brecht:
DIE BALLADE VON DER HANNA CASH

Mit dem Rock von Kattun und dem gelben Tuch
Und den Augen der schwarzen Seen
Ohne Geld und Talent und doch mit genug
Vom Schwarzhaar, das sie offen trug
Bis zu den schwärzeren Zeh'n:
Das war die Hanna Cash, mein Kind
Die die „Gentlemen“ eingeseift
Die kam mit dem Wind und ging mit dem Wind
Der in die Savannen läuft.

Die hatte keine Schuhe und die hatte auch kein Hemd
Und die kannte auch keine Choräle!
Und sie war wie eine Katze in die große Stadt geschwemmt
Eine kleine graue Katze, zwischen Hölzer eingeklemmt
Zwischen Leichen in die schwarzen Kanäle.
Sie wusch die Gläser vom Absinth
Doch nie sich selber rein
Und doch muß die Hanna Cash, mein Kind
Auch rein gewesen sein.

Und sie kam eines Nachts in die Seemannsbar
Mit den Augen der schwarzen Seen
Und traf Jacki Kent mit dem Maulwurfshaar
Den Messerjack aus der Seemannsbar
Und der ließ sie mit sich gehen!
Und wenn der wüste Kent den Grind
Sich kratzte und blinzelte
Dann spürt die Hanna Cash, mein Kind
Den Blick bis in die Zeh.

Sie „kamen sich näher“ zwischen Wild und Fisch
Und „gingen vereint durchs Leben“
Sie hatten kein Bett und hatten keinen Tisch
Und sie hatten selber nicht Wild noch Fisch
Und keinen Namen für die Kinder.
Doch ob Schneewind pfeift, ob Regen rinnt
Ersöff auch die Savann
Es bleibt die Hanna Cash, mein Kind
Bei ihrem lieben Mann.

Der Sheriff sagt, daß er`n Schurke sei
Und die Milchfrau sagt: Er geht krumm.
Sie aber sagt: Was ist dabei?
Er ist mein Mann. Und sie war so frei
Und blieb bei ihm. Darum.
Und wenn er hinkt und wenn er spinnt
Und wenn er ihr Schläge gibt:
Es fragt die Hanna Cash, mein Kind
Doch nur: ob sie ihn liebt.

Kein Dach war da, wo die Wiege war
Und die Schläge schlugen die Eltern.
Die gingen zusammen Jahr für Jahr
Aus der Alphaltstadt in die Wälder gar
Und in die Savann aus den Wäldern.
Solang man geht in Schnee und Wind
Bis daß man nicht mehr kann
Solang ging die Hanna Cash, mein Kind
Nun mal mit ihrem Mann.

Kein Kleid war arm, wie das ihre war
Und es gab keinen Sonntag für sie
Keinen Ausflug zu dritt in die Kirschtortenbar
Und keinen Weizenfladen im Kaar
Und keine Mundharmonie.
Und war jeder Tag, wie alle sind
Und gab's kein Sonnenlicht:
Es hatte die Hanna Cash, mein Kind
Die Sonne stets im Gesicht.

Er stahl wohl die Fische, und Salz stahl sie
So war 's. „Das Leben ist schwer.“
Und wenn sie die Fische kochte, sieh:
Dann sagten die Kinder auf seinem Knie
Den Katechismus her:
Durch fünfzig Jahr in Nacht und Wind
Sie schliefen in einem Bett.
Das war die Hanna Cash, mein Kind
Gott mach`s ihr einmal wett.

Stechlin
31.07.2006, 23:06
tut mir leid, solch hehre worte animieren mich immer zu einem dada-gedicht: :2faces: :nido:

'Trauerdiriflog' - Wieland Herzfelde

Wante quante wante,
Da sitzt ja meine Tante,
Seit Ephraim die Sparbüchse verschluckete,
Irrt sie - eija, eija -
Umher und zahlt keine Steuern.
Wirth unter Schweiß massiert seinen Steiß
Mit Fleiß!
Safte vita rati rota sqa momofante,
Was weinst du, greise Tante,
Oelisante ist tot! Oelisante ist tot?
Himmelherrgottkruzitürkensakramentschockschwereno t!
Die war mir noch funfzehn funfzig schuldig.

Glaubst Du mir nun, daß aus mir nie ein Arnarchist wird? Ihr seid mir zu respektlos. Dadaismus - ich kenne zwei Typen aus meinem Bekanntenkreis, die fahre da voll drauf ab. Wunst! :]

Stemmen wir uns dem entgegen:


Nicht länger wollen diese Lieder leben,
Als bis ihr Klang ein fühlend Herz erfreut,
Mit schönern Phantasien es umgeben,
Zu höheren Gefühlen es geweiht;
Zur fernen Nachwelt wollen sie nicht schweben,
Sie tönten, sie verhallen in der Zeit.
Des Augenblickes Lust hat sie geboren,
Sie fliehen fort im leichten Tanz der Horen.

Aus Schillers Abschied vom Leser.

http://www.mckaylodge.com/tylerdavidson/artists/Schiller.jpg

redanarchist
31.07.2006, 23:07
und da hab ich noch was feines:

August Graf von Platen
Das Grab im Busento

Nächtlich am Busento lispeln
bei Cosenza dumpfe Lieder;
Aus den Wassern schallt es Antwort,
und in Wirbeln klingt es wieder!

Und den Fluß hinauf, hinunter
zieh'n die Schatten tapfrer Goten,
Die den Alarich beweinen,
ihres Volkes besten Toten.

Allzu früh und fern der Heimat
mußten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken
seine Schulter blond umgaben.

Und am Ufer des Busento
reihten sie sich um die Wette,
Um die Strömung abzuleiten,
gruben sie ein frisches Bette.

In der wogenleeren Höhlung
wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam,
mit der Rüstung auf dem Pferde.

Deckten dann mit Erde wieder
ihn und seine stolze Habe,
Daß die hohen Stromgewächse
wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweiten Male,
ward der Fluß herbeigezogen:
Mächtig in ihr altes Bette
schäumten die Busentowogen.

Und es sang ein Chor von Männern:
"Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
soll dir je dein Grab versehren!"

Sangen's und die Lobgesänge
tönten fort im Gotenheere;
Wälze sie, Busentowelle,
wälze sie von Meer zu Meere!

Stechlin
31.07.2006, 23:09
oder die pisa kurzform

loch in erde -- bronze rinn -- sabotage -- nix bim bim

VERBRENNT DEN KETZER!

Mauser98K
31.07.2006, 23:15
Glaubst Du mir nun, daß aus mir nie ein Arnarchist wird? Ihr seid mir zu respektlos. Dadaismus - ich kenne zwei Typen aus meinem Bekanntenkreis, die fahre da voll drauf ab. Wunst! :]

Stemmen wir uns dem entgegen:


Nicht länger wollen diese Lieder leben,
Als bis ihr Klang ein fühlend Herz erfreut,
Mit schönern Phantasien es umgeben,
Zu höheren Gefühlen es geweiht;
Zur fernen Nachwelt wollen sie nicht schweben,
Sie tönten, sie verhallen in der Zeit.
Des Augenblickes Lust hat sie geboren,
Sie fliehen fort im leichten Tanz der Horen.

Aus Schillers Abschied vom Leser.

http://www.mckaylodge.com/tylerdavidson/artists/Schiller.jpg


Dadaismus?

Das was Helge Schneider macht, ist doch auch so etwas wie Dadaismus und über den könnte ich mich abrollen vor Lachen.

redanarchist
31.07.2006, 23:25
Dadaismus?

Das was Helge Schneider macht, ist doch auch so etwas wie Dadaismus und über den könnte ich mich abrollen vor Lachen.

um nach all der edlen klassik auch diese niederungen deutscher klamauk-lyrik zu streifen:

Helge Schneider:
Telefonmann


Hey... Hey... Telefonmann.

Das Telefon schellt, und ich bin im Keller,
vielleicht nur verwählt,
doch ich bin schneller.

Ich bin der Telefonmann,
ich geh' ans Telefon ran,
ich bin der Telefonmann,
ich geh' ans Telefon ran.

Das Telefon schellt,
und ich bin im Keller,
vielleicht nur verwählt,
[ha ha - hab's schon mal gesungen.]
[Warte mal.]

[So - nochmal.]

Das Telefon schellt,
und ich bin im Keller,
vielleicht nur verwählt,
doch ich bin schneller.

Ich bin der Telefonmann,
[Neee -- nochmal.]
[Neee - Peter.]
[*Luft hol*]

Das Telefon schellt.
Und ich bin - im Keller!
Vielleicht nur verwählt, doch ich bin schneller.

Ich bin der Telefonmann,
[Neee - dat war kein guter Einsatz.]
[Kein guter Einsatz, Peter.]
[So... normalerweise müßt' ich jetzt die Strafmaske rausholen.]

[So, nochmal. *räusper*]

Ich steh' im Keller,
auf einmal hör' ich das Telefon schell'n.

Äh. Das Telefon schellt,
und ich bin im Keller,
vielleicht nur verwählt,
doch ich bin schneller.

Ich bin der Telefonmann,
ich geh' ans Telefon ran,
ich bin der Telefonmann,
ich geh' ans Telefon ran.

Es macht dideldi, es macht düdeldühü, es macht ring-ring-ring, haha.
Ich bin der Telefonmann,
ich gehe immer dran,
ich bin immer parat,
am Telefonapparat.

Ich steh' in der Küche,
und koch mir was Schönes,
da geht das Telefon,
ich lass'n Löffel fallen.
Ich bin der Telefonmann,
ich geh' ans Telefon ran,
ich steh' immer parat,
am Telefonapparillo.

Plötzlich klopft es an der Tür,
da ist doch jemand, der klopft.

Ich bin der Türenmann,
ich geh zu der Türe dran,
ich mach' die Türe auf,
draußen steht jemand.

Er sagt dingelding, er sagt dongeldong, er sagt düdeldühü und auch dudeldudo.
Er wär' der Telefonmann,
- ich nehme immer ab,
von 60 auf 55 Kilo.

La la la, Text vergessen,
Scheißegal.
Dab dabadab-dideldudu, rock rock rock-e me Baby,
rock-e rock-e rock - rock rock rock-e Baby

Sauerländer
31.07.2006, 23:28
Gottfried Benn - Schöne Jugend

Der Mund eines Mädchens,
das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach,
war die Speiseröhre so löcherig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!

redanarchist
31.07.2006, 23:31
nicht ganz so morbide wie benn, aber doch unheimlich:

Emmy Hennings 'Gesang zur Dämmerung' -
für Hugo Ball

Oktaven taumeln Echo nach durch graue Jahre.
Hochaufgetürmte Tage stürzen ein.
Dein will ich sein -
Im Grabe wachsen meine gelben Haare
Und in Holunderbäumen leben fremde Völker
Ein blasser Vorhang raunt von einem Mord
Zwei Augen irren ruhelos durchs Zimmer
Gepenster gehen um beim Küchenbord.
Und kleine Tannen sind verstorbene Kinder
Uralte Eichen sind die Seelen müder Greise
Die flüstern die Geschichte des verfehlten Lebens.
Der Klintekongensee singt eine alte Weise.
Ich war nicht vor dem bösen Blick gefeit
Da krochen Neger aus der Wasserkanne,
Das bunte Bild im Märchenbuch, die rote Hanne
Hat einst verzaubert mich für alle Ewigkeit.

Stechlin
31.07.2006, 23:37
Dadaismus?

Das was Helge Schneider macht, ist doch auch so etwas wie Dadaismus und über den könnte ich mich abrollen vor Lachen.

Ach, immer dieses Gewöhnliche. Laben wir uns doch lieber an Folgendem:


__________________________________________________ _______________

Heinrich Heine

DIE LORELEY


http://www.webdelsol.com/LITARTS/Literary_Traveler/rhine/Die%20Loreley%20Nach%20dem%20Gemalde%20von%20C.%20 Begas.jpg

Ich weiß nicht was soll es bedeuten,
Daß ich so traurig bin.
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.

Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein.
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.

Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar;
Ihr goldnes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.

Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.

Den Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan.


Wer will dabei noch sein klägliches Erdendasein bedauern. Es muß sie geben, die Götter! Ach Schwermut, umfange mich...

Sauerländer
31.07.2006, 23:41
Einstweilen bleibe ich noch bei Benns dezidierter Nichtsinnsetzung.


Saal der kreißenden Frauen

Die ärmsten Frauen von Berlin
- dreizehn Kinder in anderthalb Zimmern,
Huren, Gefangene, Ausgestoßene -
krümmen hier ihren Leib und wimmern.
Es wird nirgends so viel geschrien.
Es wird nirgends Schmerzen und Leid
so ganz und gar nicht wie hier beachtet,
weil hier eben immer was schreit.

"Pressen Sie, Frau! Verstehn Sie, ja?
Sie sind nicht zum Vergnügen da.
Ziehn Sie die Sache nicht in die Länge.
Kommt auch Kot bei dem Gedränge!
Sie sind nicht da, um auszuruhn.
Es kommt nicht selbst. Sie müssen was tun!"
Schließlich kommt es: bläulich und klein.
Urin und Stuhlgang salben es ein.

Aus elf Betten mit Tränen und Blut
grüßt es ein Wimmern als Salut.
Nur aus zwei Augen bricht ein Chor
von Jubilaten zum Himmel empor.

Durch dieses kleine fleischerne Stück
wird alles gehen: Jammer und Glück.
Und stirbt es dereinst in Röcheln und Qual,
es liegen zwölf andere in diesem Saal.

redanarchist
31.07.2006, 23:41
die loreley inspiriert mich natürlich hierzu:

Friedrich Schiller
Der Taucher

"Wer wagt es, Rittersmann oder Knapp,
Zu tauchen in diesen Schlund?
Einen goldnen Becher werf' ich hinab,
Verschlungen schon hat ihn der schwarze Mund
Wer mir den Becher kann wieder zeigen,
Er mag ihn behalten, er ist sein eigen."

Der König spricht es und wirft von der Höh
Der Klippe, die schroff und steil
Hinaushängt in die unendliche See,
Den Becher in der Charybde Geheul.
"Wer ist der Beherzte, ich frage wieder,
Zu tauchen in diese Tiefe nieder?"

Und die Ritter, die Knappen um ihn her
Vernehmen's und schweigen still,
Sehen hinab in das wilde Meer,
Und keiner den Becher gewinnen will.
Und der König zum dritten Mal wieder fraget:
"Ist Keiner, der sich hinunter waget?"

Doch alles noch stumm bleibt wie zuvor,
Und ein Edelknecht, sanft und keck,
Tritt aus der Knappen zagendem Chor,
Und den Gürtel wirft er, den Mantel weg,
Und alle die Männer umher und Frauen
Auf den herrlichen Jüngling verwundert schauen.

Und wie er tritt an des Felsen Hang
Und blickt in den Schlund hinab,
Die Wasser, die sie hinunter schlang,
Die Charybde jetzt brüllend wiedergab,
Und wie mit des fernen Donners Getose
Entstürzen sie schäumend dem finstern Schoße.

Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
Und Flut auf Flut sich ohn' Ende drängt,
Und will sich nimmer erschöpfen und leeren,
Als wollte das Meer noch ein Meer gebären.

Doch endlich, da legt sich die wilde Gewalt,
Und schwarz aus dem weißen Schaum
Klafft hinunter ein gähnender Spalt,
Grundlos, als ging's in den Höllenraum,
Und reißend sieht man die brandenden Wogen
Hinab in den strudelnden Trichter gezogen.

Jetzt schnell, ehe die Brandung wieder kehrt,
Der Jüngling sich Gott befiehlt,
Und - ein Schrei des Entsetzens wird rings gehört,
Und schon hat ihn der Wirbel hinabgespült,
Und geheimnisvoll über dem kühnen Schwimmer
Schließt sich der Rachen; er zeigt sich nimmer.

Und stille wird's über dem Wasserschlund,
In der Tiefe nur brauset es hohl,
Und bebend hört man von Mund zu Mund'
"Hochherziger Jüngling, fahre wohl!"
Und hohler und hohler hört' man's heulen,
Und es harrt noch mit bangem, mit schrecklichem Weilen.

Und wärfst du die Krone selber hinein
Und sprächst: Wer mir bringet die Kron',
Er soll sie tragen und König sein!
Mich gelüstete nicht nach dem teuren Lohn.
Was die heulende Tiefe da unten verhehle,
Das erzählt keine lebende glückliche Seele.

Wohl manches Fahrzeug, vom Strudel gefasst,
Schoss gäh in die Tiefe hinab;
Doch zerschmettert nur rangen sich Kiel und Mast
Hervor aus dem alles verschlingenden Grab.
Und heller und heller, wie Sturmes Sausen
Hört man's näher und immer näher brausen.

Und es wallet und siedet und brauset und zischt,
Wie wenn Wasser mit Feuer sich mengt,
Bis zum Himmel spritzet der dampfende Gischt,
Und Well' auf Well' sich ohn' Ende drängt,
Und wie mit des fernen Donners Getose,
Entstürzt es brüllend dem finstern Schoße.

Und sieh! Aus dem finster flutenden Schoß,
Da hebet sich' schwanenweiß
Und ein Arm und ein glänzender Nacken wird bloß,
Und es rudert mit Kraft und mit emsigem Fleiß,
Und er ist's, und hoch in seiner Linken
Schwingt er den Becher mit freudigem Winken,

Und atmete lang und atmete tief,
Und begrüßte das himmlische Licht.
Mit Frohlocken es einer dem andern rief:
"Er lebt! Er ist da! Es behielt ihn nicht!
Aus dem Grab, aus der strudelnden Wasserhöhle
Hat der Brave gerettet die lebende Seele."

Und er kommt, es umringt ihn die jubelnde Schar!
In des Königs Füßen er sinkt,
Den Becher reicht er ihm kniend dar,
Und des Königs der lieblichen Tochter winkt,
Die füllt ihn mit funkelndem Wein bis zum Rande;
und der Jüngling sich also zum König wandte:

"Lang lebe der König! Es freue sich,
Wer da atmet im rosigten Licht!
Da unten aber ist's fürchterlich,
Und der Mensch versuche die Götter nicht,
Und begehre nimmer und nimmer zu schauen,
Was sie gnädig bedecken mit Nacht und Grauen."

"Es riss mich hinunter blitzesschnell,
Da stürzt' mir aus felsigtem Schacht
Wild flutend entgegen ein reißender Quell;
Mich packt des Doppelstroms wütende Macht,
Und wie einen Kreisel mit schwindelndem Drehen
Trieb mich's um, ich konnte nicht widerstehen."

"Da zeigte mir Gott, zu dem ich rief,
In der höchsten schrecklichen Not,
Aus der Tiefe ragend, ein Felsenriff,
Das erfasst' ich behend und entrann dem Tod.
Und da hing auch der Becher an spitzen Korallen,
Sonst wär' er ins Bodenlose gefallen."

"Denn unter mir lag's noch bergetief
In purpurner Finsternis da,
Und ob's hier dem Ohre gleich ewig schlief,
Das Auge mit Schaudern hinunter sah,
Wie's von Salamandern und Molchen und Drachen
Sich regt' in dem furchtbaren Höllenrachen."

"Schwarz wimmelten da, in grausem Gemisch,
Zu scheußlichen Klumpen geballt,
Der stachlichte Roche, der Klippenfisch,
Des Hammers gräuliche Ungestalt,
Und dräuend wies mir die grimmigen Zähne
Der entsetzliche Hay, des Meeres Hyäne."

"Und da hing ich und war's mir mit Grausen bewusst,
Von der menschlichen Hilfe so weit,
Unter Larven die einzige fühlende Brust,
Allein in der grässlichen Einsamkeit,
Tief unter dem Schall der menschlichen Rede
Bei den Ungeheuern der traurigen Öde."

"Und schaudernd acht' ich's, da kroch's heran,
Regte hunderte Gelenke zugleich,
Will schnappen nach mir; in des Schreckenswahn
Lass ich los der Koralle umklammerten Zweig;
Gleich fasst mich der Strudel mit rasendem Toben,
Doch es war mir zum Heil, er riss mich nach oben."

Der König darob sich verwundert schier
Und spricht: "Der Becher ist dein,
Und diesen Ring noch bestimm' ich dir,
Geschmückt mit dem köstlichsten Edelgestein,
Versuchst du's noch einmal und bringst mir Kunde,
Was du sahst auf des Meeres tiefunterstem Grunde."

Das hörte die Tochter mit weichem Gefühl,
Und mit schmeichelndem Munde sie fleht:
"Lasst, Vater, genug sein das grausame Spiel!
Er hat euch bestanden, was keiner besteht,
Und könnt ihr des Herzens Gelüsten nicht zähmen,
So mögen die Ritter der Knappen beschämen."

Drauf der König greift nach dem Becher schnell
In den Strudel ihn schleudert hinein:
"Und schaffst du den Becher mir wieder zur Stell',
So sollst du der trefflichste Ritter mir sein,
Und sollst sie als Ehgemahl heut noch umarmen,
Die jetzt für dich bittet mit zartem Erbarmen."

Da ergreift's ihm die Seele mit Himmelsgewalt,
Und es blitzt aus den Augen ihm kühn,
Und er siehet erröten die schöne Gestalt,
Und sieht sie erbleichen und sinken hin -
Da treibt's ihn, den köstlichen Preis zu erwerben,
Und stürzt hinunter auf Leben und Sterben.

Wohl hört man die Brandung, wohl kehrt sie zurück,
Sie verkündigt der donnernde Schall;
Da bückt sich's hinunter mit liebendem Blick,
Es kommen, es kommen die Wasser all,
Sie rauschen herauf, sie rauschen nieder,
Den Jüngling bringt keines wieder.

Sauerländer
31.07.2006, 23:49
Hans Hermann-Neiße - Das unfruchtbare Glück


Auf allen Bänken döst es lebensfett:
Die Muttersau, ihr Auswurf, das Gekröse,
und hier und da ein Großpapaskelett,
das Ahnenwrack im Wagen, blöd und böse.

Das schmierige Geschmeiß, die Krötenbrut,
das quäkt und kotzt und kackt und grätscht im Drecke.
Das welke Fleisch, das junge. Kot und Blut
Und Ammenschwatz von Windeln und Gehecke.

Daneben Mädchenjungvieh, lüstern, schmal,
und wie das wippt, zwischen den flinken Schenkeln
den schieren Strich, das lasterhafte Tal,
den ewigen Grund zu abertausend Enkeln.

Das alles wimmelt wie Gewürm im Moor,
in Glut gehurt, sich in die Gruft zu huren,
bringt immer wieder neuen Tod hervor
und überschwemmt mit Menschenpack die Fluren.

Doch ewiger und unberührt und groß
bewahren sich der Wald, der Berg, die Wiese,
fließen die Ströme in des Meeres Schoß,
blüht immerdar der Baum im Paradiese.

Er ist und blüht und bleibt, was auch geschah,
und kann das endliche Verwehn erwarten
von dem, was Menschheit hieß und nimmer sah
das unfruchtbare Glück: den Göttergarten.

Stechlin
31.07.2006, 23:49
Darf er fehlen, der große Meister? Nein, es wäre ein Frevel:


Goethe

MENSCHENGEFÜHL

Ach, ihr Götter! Große Götter
In dem weiten Himmel droben!
Gäbet ihr uns auf der Erde
Festen Sinn und guten Mut:
Oh, wir ließen euch, ihr Guten,
Euren weiten Himmel droben!

http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/db/wiss/goethe/goethe-motive_auf_postkarten/goethe-plastiken/Rauch_1820__500x764_.jpg

redanarchist
31.07.2006, 23:56
wünsch euch eine gute nacht!



Georg Heym
Der Gott der Stadt


Auf einem Häuserblocke sitzt er breit.
Die Winde lagern schwarz um seine Stirn.
Er schaut voll Wut, wo fern in Einsamkeit
die letzten Häuser in das Land verirr’n.

Vom Abend glänzt der rote Bauch dem Baal,
die großen Städte knieen um ihn her.
Der Kirchenglocken ungeheure Zahl
wogt auf zu ihm aus schwarzer Türme Meer.

Wie Korybanten-Tanz dröhnt die Musik
der Millionen durch die Straßen laut.
Der ******* Rauch, die Wolken der Fabrik
ziehn auf zu ihm, wie Duft von Weihrauch blaut.

Das Wetter schwelt in seinen Augenbrauen.
Der dunkle Abend wird in Nacht betäubt.
Die Stürme flattern, die wie Geier schauen
von seinem Haupthaar, das im Zorne sträubt.

Er streckt ins Dunkle seine Fleischerfaust.
Er schüttelt sie. Ein Meer von Feuer jagt
durch eine Straße. Und der Glutqualm braust
und frißt sie auf, bis spät der Morgen tagt.

Stechlin
01.08.2006, 00:09
Max Zimmering

ES BEGINNT ERST DER MENSCH...

Es beginnt erst der Mensch,
Wo die Ausbeutung endet,
Wo das Brot, das du ißt,
keinen würgt,
wo die Frau ihren Pfennig
nicht tausendmal wendet,
wo das Leben
das Leben verbürgt.

Es beginnt erst der Mensch,
wo das Sterben verständlich,
weil die Jahre
zur Neige gelebt,
und wo endlich
der menschliche Friede unendlich,
wo das Schwert
keine Gräber mehr gräbt.

Es beginnt erst der Mensch,
wo die Herzen erklingen,
wo die Flamme der Menschlichkeit
brennt
und wo Hände
die toten Gesteine bezwinget,
wo der Mensch
sich zum Menschen bekennt.

http://www.neumarkt-dresden.de/image1/rote-fahne.jpg

Stechlin
01.08.2006, 00:14
Zum Ausklang dieses Festes der Poesie:


Alles wiederholt sich nur im Leben,
Ewig jung ist nur die Phantasie,
Was sich nie und nirgends hat begeben,
Das allein veraltet nie!
Schiller

Euch allen eine geruhsame Nacht. Mögen Morpheus Arme Euch empfangen.

luftpost
01.08.2006, 00:17
Tränen hab’ ich viele, viele vergossen,
Daß ich scheiden muss von hier.
Doch mein lieber Vater hat beschlossen,
Aus der Heimat wandern wir!
Heimat, heute wandern wir,
Heut auf ewig von dir.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

Lebet wohl, ihr grünen, blumigen Felder,
Wo ich manches Sträuschen band!
Lebet wohl, ihr Büsche, Lauben und Wälder,
Wo ich kühlen Schatten fand!
Berg und Thäler, stille Aun,
Werd' euch nimmermehr schau'n.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

Lebe wohl, so ruf ich traurig hernieder,
Ruft's vom Berg hinab ins Thal.
Heimat, Heimat, seh ich nimmer dich wieder?
Seh' ich dich zum letzten Mal?
Dunkel wird es rings umher,
Und mein Herz ist so schwer.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

...

Sauerländer
01.08.2006, 00:21
So gehe denn auch ich mal langsam mein Bett aufsuchen und schließe für heute mit:

Herybert Menzel - Wenn wir in Staub zerfallen

Wenn wir in Staub zerfallen,
was bleibt von uns zurück,
von unseren Gütern allen,
von dem erbauten Glück?
Die Mauern werden brechen,
und Gras wächst überm Grund,
doch sollen Enkel sprechen
von uns mit frohem Mund.

Wir können nichts erwerben
für alle Ewigkeit,
wie wir uns selbst vererben,
das dauert durch die Zeit.
Wenn einst in bangen Tagen
die Enkel fragend stehn,
dann soll in starken Sagen
von uns ein Mut ausgehn.

Dann sollen sie es wissen,
was nur ein Knecht erträgt,
und daß sie schlagen müssen,
wenn sie ein andrer schlägt.
Da gibt es nichts zu büßen,
Fließt Feindblut noch so rot,
wir wolln sie lachend grüßen
hin über unsern Tod.

Stechlin
01.08.2006, 00:46
Läßt das Thema dieses Threads auch eigene Werke zu?

luftpost
01.08.2006, 00:52
Läßt des Thema dieses Threads auch eigene Werke zu?

Deutscher Autor? Deutsche Sprache?

Stechlin
01.08.2006, 00:54
Deutscher Autor? Deutsche Sprache?

...zweifelst Du meine deutschen Wurzeln an?

Odin
01.08.2006, 00:59
Tränen hab’ ich viele, viele vergossen,
Daß ich scheiden muss von hier.
Doch mein lieber Vater hat beschlossen,
Aus der Heimat wandern wir!
Heimat, heute wandern wir,
Heut auf ewig von dir.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

Lebet wohl, ihr grünen, blumigen Felder,
Wo ich manches Sträuschen band!
Lebet wohl, ihr Büsche, Lauben und Wälder,
Wo ich kühlen Schatten fand!
Berg und Thäler, stille Aun,
Werd' euch nimmermehr schau'n.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

Lebe wohl, so ruf ich traurig hernieder,
Ruft's vom Berg hinab ins Thal.
Heimat, Heimat, seh ich nimmer dich wieder?
Seh' ich dich zum letzten Mal?
Dunkel wird es rings umher,
Und mein Herz ist so schwer.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

...


Doofes Gedicht.

Stechlin
01.08.2006, 01:04
Tränen hab’ ich viele, viele vergossen,
Daß ich scheiden muss von hier.
Doch mein lieber Vater hat beschlossen,
Aus der Heimat wandern wir!
Heimat, heute wandern wir,
Heut auf ewig von dir.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

Lebet wohl, ihr grünen, blumigen Felder,
Wo ich manches Sträuschen band!
Lebet wohl, ihr Büsche, Lauben und Wälder,
Wo ich kühlen Schatten fand!
Berg und Thäler, stille Aun,
Werd' euch nimmermehr schau'n.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

Lebe wohl, so ruf ich traurig hernieder,
Ruft's vom Berg hinab ins Thal.
Heimat, Heimat, seh ich nimmer dich wieder?
Seh' ich dich zum letzten Mal?
Dunkel wird es rings umher,
Und mein Herz ist so schwer.

D’rum ade, so lebe wohl!
D’rum ade, ade, ade!
D’rum ade, so lebe wohl!

...

Selbstgemacht?

luftpost
01.08.2006, 01:12
Selbstgemacht?
Ne.

.........

Stechlin
01.08.2006, 01:17
Ne.

.........

Dann nenne mir den Autor.

luftpost
01.08.2006, 01:19
Dann nenne mir den Autor.
Eine Bitte anstelle einer lapidaren Aufforderung hätte ihren Zweck auch erfüllt.

Stechlin
01.08.2006, 01:23
Mein Büchlein tituliert ihn als "Volksmund".

Dem unbekannten Autor meine Verneigung.

luftpost
01.08.2006, 01:24
Hm. Zu spät.

Lucky punch
01.08.2006, 12:14
Läßt das Thema dieses Threads auch eigene Werke zu?

Ja, natürlich! - Wer sich das (zu)traut... warum nicht? ;)

Stechlin
01.08.2006, 13:33
Ja, natürlich! - Wer sich das (zu)traut... warum nicht? ;)


Na dann, frisch ans Werk:

GÖTTER UND PLANETEN

von nitup
-
Wo der Sonne Strahl nur ein Funkeln ist,
An ihrer Pforte sich unsere Welt ergießt,
Hier beginnt mit Pluto meisterhaft
Ein Uhrwerk schön, das Leben schafft.
-
Auf des Äthers Wellen scheint er zu ruh´n,
Im schönsten Blau, der kalte Neptun.
Der Jahrhunderte Dauer er fest verbunden,
Unser Gestirn präzis zu umrunden.
-
Nicht minder gewaltig im Sternenfluß
Der beringte und prächtige Uranus.
Den göttlichen Himmel des Menschen Ideal
Schmückt seine Anmut wie ein Fanal.
-
Sein Antlitz veredelnd der Ring wie ein Thron!
Majestätisch kreisend der edle Saturn.
Des Römers Gott der Fruchtbarkeit
Läßt Monde kreisen, endlich doch weit.
-
Ein Gigant im All, Cäsaren beschützend,
Erscheint dort Jupiter seine Bahn verrichtend.
Einen Wirbel in kräftigen roten Farben
Zeigt er stolz, muß an Schönheit nicht darben.
-
Wütende Flammen, zwei Monde im Bann,
Kämpfend der Mars mit erzürntem Gespann.
Wer wollte sich stellen ihm in den Weg?
Der Gestirne Bahnen stört auch kein Komet.
-
Die Wiege von allem, von Mensch und Getier,
Oh Götter des Lebens - verweilet hier!
Sehet die Erde in blühender Kraft,
Mit Schöpfung und Fleiß dort Seelen entfacht.
-
Wenn der Tag beginnt zu sterben
Ist um der Liebe Gottheit dann zu werben.
Wenn Venus strahlt am Firmament
Verweilen die Götter für diesen Moment.
-
Als Flinker der Planetenschnur
Erscheint uns mondlos der Merkur.
Der Götterbote muß es tragen,
Den Stern zu umrunden in wenigen Tagen.
-
Die Mechanik des Himmels nun zu vollenden,
Zeigt sich die Sonne inmitten der Welten.
Die Bahn der Planeten, geformt nur von ihr,
Vollenden das Spiel der Götter hier.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21508/21508_2.jpg
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Nun ja, für einen Atheisten ein gewagtes Werk.

Angel of Retribution
01.08.2006, 14:13
Ein Nashorn liegt am Wüstenrand
putzt sich den Arsch mit Wüstensand
möge dieses Bier so rein
wie der Arsch vom Nahorn sein!

Gehört gestern auf´m Bürgerfest:cool:

Angel of Retribution
01.08.2006, 14:19
Zählen Volkslieder auch? Wenn ja, dann haben wir hier ein Musterbeispiel:


Wollt ein Bauer -Bayrisches Volkslied:

Es wollt’ ein Bauer früh aufsteh’n,
Es wollt’ ein Bauer früh aufsteh’n,
wollt’ raus auf seinen Acker geh’n,
falteri tirallala, falteritera.

Und als der Bauer nach Hause kam,
da wollt’ er was zu fressen ha’m.

»Ach, Lieschen, koch’ mir Hirsebrei
mit Bratkartoffeln, Spiegelei!«

Und als der Bauer saß und fraß,
da rumpelt in der Kammer was.

»Ach, liebe Frau, was ist denn das?
Da rumpelt in der Kammer was!«

»Ach, lieber Mann, das ist der Wind,
der raschelt da am Küchenspind.«

Der Bauer sprach: »Will selber seh’n,
will selber ’naus in d’ Kammer geh’n!«

Und als der Bauer in die Kammer kam,
zog sich der Pfaff’ die Hosen an.

»Ei Pfaff’, was machst’ in meinem Haus?
Ich jag’ dich ja sogleich hinaus!«

Der Pfaffe sprach: »Was ich verricht’?
Deine Frau, die kann die Beicht’ noch nicht!«

Da nahm der Bauer ein Ofenscheit
und schlug den Pfaffen, dass er schreit.

Der Pfaffe schrie: »O Schreck, o Graus!«
und hing den Arsch zum Fenster ‘raus.

Da kamen die Leut’ von nah und fern
und dachten, es sei der Morgenstern.

Der Morgenstern, der war es nicht,
es war des Pfaffen Arschgesicht.

So soll es allen Pfaffen geh’n,
die nachts zu fremden Weibern geh’n.

Und die Moral von der Geschicht’:
Trau nie des Pfaffen Arschgesicht!



Und noch ein Gedicht-Klassiker:

Goethe - Prometheus:

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?


Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?


Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?


Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.

redanarchist
01.08.2006, 14:26
Na dann, frisch ans Werk:

GÖTTER UND PLANETEN

von nitup
-
Wo der Sonne Strahl nur ein Funkeln ist,
An ihrer Pforte sich unsere Welt ergießt,
Hier beginnt mit Pluto meisterhaft
Ein Uhrwerk schön, das Leben schafft.
-
Auf des Äthers Wellen scheint er zu ruh´n,
Im schönsten Blau, der kalte Neptun.
Der Jahrhunderte Dauer er fest verbunden,
Unser Gestirn präzis zu umrunden.
-
Nicht minder gewaltig im Sternenfluß
Der beringte und prächtige Uranus.
Den göttlichen Himmel des Menschen Ideal
Schmückt seine Anmut wie ein Fanal.
-
Sein Antlitz veredelnd der Ring wie ein Thron!
Majestätisch kreisend der edle Saturn.
Des Römers Gott der Fruchtbarkeit
Läßt Monde kreisen, endlich doch weit.
-
Ein Gigant im All, Cäsaren beschützend,
Erscheint dort Jupiter seine Bahn verrichtend.
Einen Wirbel in kräftigen roten Farben
Zeigt er stolz, muß an Schönheit nicht darben.
-
Wütende Flammen, zwei Monde im Bann,
Kämpfend der Mars mit erzürntem Gespann.
Wer wollte sich stellen ihm in den Weg?
Der Gestirne Bahnen stört auch kein Komet.
-
Die Wiege von allem, von Mensch und Getier,
Oh Götter des Lebens - verweilet hier!
Sehet die Erde in blühender Kraft,
Mit Schöpfung und Fleiß dort Seelen entfacht.
-
Wenn der Tag beginnt zu sterben
Ist um der Liebe Gottheit dann zu werben.
Wenn Venus strahlt am Firmament
Verweilen die Götter für diesen Moment.
-
Als Flinker der Planetenschnur
Erscheint uns mondlos der Merkur.
Der Götterbote muß es tragen,
Den Stern zu umrunden in wenigen Tagen.
-
Die Mechanik des Himmels nun zu vollenden,
Zeigt sich die Sonne inmitten der Welten.
Die Bahn der Planeten, geformt nur von ihr,
Vollenden das Spiel der Götter hier.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/21/21508/21508_2.jpg
----------------------------------------------------------------------

Nun ja, für einen Atheisten ein gewagtes Werk.


sehr schön, NITUP, sehr gelungen, aber verzeih mir, ich musste losbrüllen vor lachen, als ich darunter das doch etwas derbe gedicht von AoR las.

damit musst du jetzt wohl leben, dass deine hommage an die göttergleichen planeten nun neben dem arsch eines nashorns platziert ist...:2faces:

:lach: :lach: :lach: :lach:

redanarchist
01.08.2006, 14:40
Goethe - Prometheus:

Bedecke deinen Himmel, Zeus,
Mit Wolkendunst!
Und übe, Knaben gleich,
Der Disteln köpft,
An Eichen dich und Bergeshöhn!
Mußt mir meine Erde
Doch lassen stehn,
Und meine Hütte,
Die du nicht gebaut,
Und meinen Herd,
Um dessen Glut
Du mich beneidest.

Ich kenne nichts Ärmeres
Unter der Sonn als euch Götter.
Ihr nähret kümmerlich
Von Opfersteuern
Und Gebetshauch
Eure Majestät
Und darbtet, wären
Nicht Kinder und Bettler
Hoffnungsvolle Toren.

Da ich ein Kind war,
Nicht wußte, wo aus, wo ein,
Kehrte mein verirrtes Aug
Zur Sonne, als wenn drüber wär
Ein Ohr zu hören meine Klage,
Ein Herz wie meins,
Sich des Bedrängten zu erbarmen.

Wer half mir wider
Der Titanen Übermut?
Wer rettete vom Tode mich,
Von Sklaverei?
Hast du's nicht alles selbst vollendet,
Heilig glühend Herz?
Und glühtest, jung und gut,
Betrogen, Rettungsdank
Dem Schlafenden dadroben?

Ich dich ehren? Wofür?
Hast du die Schmerzen gelindert
Je des Beladenen?
Hast du die Tränen gestillet
Je des Geängsteten?


Hat nicht mich zum Manne geschmiedet
Die allmächtige Zeit
Und das ewige Schicksal,
Meine Herren und deine?


Wähntest du etwa,
Ich sollte das Leben hassen,
In Wüsten fliehn,
Weil nicht alle Knabenmorgen-
Blütenträume reiften?


Hier sitz ich, forme Menschen
Nach meinem Bilde,
Ein Geschlecht, das mir gleich sei,
Zu leiden, weinen,
Genießen und zu freuen sich,
Und dein nicht zu achten,
Wie ich.

den prometheus zu rezitieren zeigt natürlich den wahren kenner! ;)

Stechlin
01.08.2006, 16:43
den prometheus zu rezitieren zeigt natürlich den wahren kenner! ;)

Zitat von Kenshin Himura: Kein Fußbreit dem Goetheismus.

Des Nashorn´ Arsch neben der Mechanik des Himmels, nun, die Götter haben´s so eingerichtet. Der Prometheus folgte ja auf dem Fuße. Vielfalt, oh holdes Vergnügen. Was wären wir ohne sie?!

MarekD
01.08.2006, 17:42
Wach auf, wach auf, du deutsches Land

Worte: Johann Walter, 1561
Melodie: Johann Walter, 1561

1.
Wach auf, wach auf,
du deutsches Land!
Du hast genug geschlafen.
Bedenk, was Gott an dich gewandt,
wozu er dich erschaffen.
Bedenk, was Gott dir hat gesandt
und dir vertraut sein höchstes Pfand,
drum magst du wohl aufwachen.

2.
Gott hat dich, deutsches Volk,
geehrt mit seinem Wort der Gnaden,
groß Hilf und Kraft dir auch beschert, Elend und Not
zu tragen, viel Feind, groß Not und Haßgeschrei.
Tritt an und fürcht ihr keinerlei!
Die Rott wirst du zerschlagen.


Anm:
Vermutlich die erste deutsche Nationalhymne!

Der Gerechte
01.08.2006, 17:58
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit.
Warum auch nicht, es hat ja Zeit.
.................................................. ...Kurt Schramm (Volksdichter)

Stechlin
01.08.2006, 18:04
Das Reh springt hoch, das Reh springt weit.
Warum auch nicht, es hat ja Zeit.
.................................................. ...Kurt Schramm (Volksdichter)

Können wir wieder ein bischen Niveau in diesen Themenstrang bringen? Wir sind hier nicht bei RTL II!

Andreas63
02.08.2006, 14:30
Der wackere Schwabe

Als Kaiser Rotbart lobesam
zum heil'gen Land gezogen kam,
da mußt er mit dem frommen Heer
durch ein Gebirge wüst und leer.
Daselbst erhub sich große Not,
viel Steine gab's und wenig Brot,
und mancher deutsche Reitersmann
hat dort den Trunk sich abgetan;
den Pferden war's so schwer im Magen,
fast mußte der Reiter die Mähre tragen.

Nun war ein Herr aus Schwabenland,
von hohem Wuchs und starker Hand,
des Rößlein war so krank und schwach,
er zog es nur am Zaume nach;
er hätt' es nimmer aufgegeben,
und kostet's ihn das eigne Leben.
So blieb er bald ein gutes Stück
hinter dem Heereszug zurück;
da sprengten plötzlich in die Quer
fünfzig türkische Ritter daher.

Die huben an auf ihn zu schießen,
nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
ging seines Weges Schritt vor Schritt,
ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
und tät nur spöttisch um sich blicken,
bis einer,dem die Zeit zu lang,
auf ihn den krummen Säbel schwang.

Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,
er trifft des Türken Pferd so gut,
er haut ihm ab mit einem Streich
die beiden Vorderfüß' zugleich.
Als er das Tier zu Fall gebracht,
da faßt er erst sein Schwert mit Macht,
er schwingt es auf des Reiters Kopf,
haut durch bis auf den Sattelknopf,
haut auch den Sattel noch zu Stücken
und tief noch in des Pferdes Rücken;
zur Rechten sieht man wie zur Linken,
einen halben Türken heruntersinken.

Da packt die andern kalter Graus;
sie fliehen in alle Welt hinaus,
und jedem ist's, als würd' ihm mitten
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten.
Drauf kam des Wegs 'ne Christenschar,
die auch zurückgeblieben war;
die sahen nun mit gutem Bedacht,
was Arbeit unser Held gemacht.

Von denen hat's der Kaiser vernommen.
Der ließ den Schwaben vor sich kommen;
er sprach: »Sag an, mein Ritter wert!
Wer hat dich solche Streich' gelehrt?«
Der Held bedacht sich nicht zu lang:
»Die Streiche sind bei uns im Schwang;
sie sind bekannt im ganzen Reiche,
man nennt sie halt nur Schwabenstreiche.«

von Ludwig Uhland

http://gutenberg.spiegel.de/autoren/bilder/uhland.jpg

Siegfried
05.08.2006, 11:24
Teilweise schon sehr schöne Gedichte, aber der Klassiker schlechthin fehlt natürlich noch:


Des Deutschen Vaterland
(Ernst Moritz Arndt, 1813)

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Preußenland, ist's Schwabenland?
Ist's, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ist's, wo am Belt die Möwe zieht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Baierland, ist's Steierland?
Ist's, wo des Marsen Rind sich streckt?
Ist's, wo der Märker Eisen reckt?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ist's Pommerland, Westfalenland?
Ist's, wo der Sand der Dünen weht?
Ist's, wo die Donau brausend geht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.

Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
Ist's Land der Schweizer? ist's Tirol?
Das Land und Volk gefiel mir wohl;
Doch nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.

Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
Gewiß, es ist das Oesterreich,
An Ehren und an Siegen reich?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muß größer sein.

Was ist des Deutschen Vaterland?
So nenne mir das große Land!
So weit die deutsche Zunge klingt
Und Gott im Himmel Lieder singt,
Das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!

Das ist des Deutschen Vaterland,
Wo Eide schwört der Druck der Hand,
Wo Treue hell vom Auge blitzt
Und Liebe warm im Herzen sitzt -
Das soll es sein!
Das, wackrer Deutscher, nenne dein!

Das ist des Deutschen Vaterland,
Wo Zorn vertilgt den wälschen Tand,
Wo jeder Franzmann heißet Feind,
Wo jeder Deutsche heißet Freund -
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!

Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel sieh' darein,
Und gieb uns rechten deutschen Muth,
Daß wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein!

Abseits
05.08.2006, 12:18
Autor: Gerd Honsik

Es schwankt der Jüngling auf tanzendem Ross: 'Sag, Vater, wohin soll ich reiten?
Viel sind der Wege, die Erde ist groß, und ich kann die Zeichen nicht deuten.

Der bärtige Alte zögert und spricht: 'Es ist leichter zu helfen, denn raten.
Doch rat ich, gehe nach Norden nicht, dort triffst du nur Schluchten und Schatten!

Siehe, im Süden, da weiß ich von Wein und dunkler Mädchen Gestalten.
Dort wirst du gerne gesehen sein, in den schattigen Schenken, den alten.

Oder ziehe nach Osten, gen Morgenland, in das Reich der Märchen und Träume.
An die Fürsten verborge die Schwerterhand gegen Gold und kostbare Steine.

Und locken dich Süden und Osten nicht, so treibe dein Ross gegen Westen.
Südliche Wärme und nordisches Licht blinkt über Erkern von Festen!

Der Jüngling zaudert, er zügelt den Hengst: 'Mein Vater, noch eine Frage:
Wie hast du selber gewählt an des längst verflossenen Aufbruchs Tage?

Der Alte, er wendet sich barsch und bang: 'Ich selbst bin nach Norden geritten und habe ein ganzes Leben lang vergeblich - für Deutschland gestritten!

Frei schnellen die Zügel, und los stiebt das Pferd: So liebt es ein Jüngling zu scheiden.
In der Faust schwenkt er grüßend sein blankes Schwert hoch vom Kamm, wo die Wege sich scheiden.

Es schreit der Alte: 'Wie hast du gewählt? Was ist dein Ziel geworden?'
Der Jüngling ruft, dass es jauchzend gellt: 'Mein Vater, ich reite nach Norden!

Abseits
05.08.2006, 12:33
Arische Brüder - von Gerd Ittner (23.12.1998)

O arische Brueder, Soehne des Lichts,
Unser Kampf gilt dem Weltfeind;
Ihr wisst, wer er ist.

Das Reich liegt geschunden, die Luege regiert.
Verloren ist nur,
Wer den Mut jetzt verliert.

Der Weltfeind frohlockt, noch ist er am Zug;
Doch arische Jugend
Durchschaut Lug und Trug.

Verbunden den Ahnen, die Herzen entflammt;
Die Reihen geschlossen,
Seit´an Seit´, Hand in Hand.

Adler des Reiches, die Schwingen so weit,
Dein Schlachtruf erschalle,
Wir sind bereit!

Und wir werden kaempfen bis die Luege zerbricht.
Der Weltfeind wird fallen.
Die Wahrheit stirbt nicht.

Das Reich dann der Sieger. Die Fahnen empor!
Heil Walvater Wotan!
Heil Dir, Retter Thor!

Ehre und Treue, germanisches Blut,
Einheit des Volkes,
Du heiligstes Gut!

O arische Brueder, ihr Soehne des Lichts,
Dort steht der Weltfeind,
Nun haltet Gericht.

bernhard44
05.08.2006, 12:37
Morgenrot


Morgenrot,
Leuchtest mir zum frühen Tod?
Bald wird die Trompete blasen.
Dann muß ich mein Leben lassen,
Ich und mancher Kamerad!

Kaum gedacht,
War der Lust ein End' gemacht,
Gestern noch auf stolzen Rossen,
Heute durch die Brust geschossen,
Morgen in das kühle Grab!

Wilhelm Hauff, 1824

Abseits
05.08.2006, 12:41
Jetzt eines meiner Lieblingsgedichte.
Autor: Eduard Frauenfeld (ehemaliger Gau-Propagandaleiter von Wien)

Zeitkaleidoskop

Müder Rauch entsteigt den *******n,
Milde lächeln Idionten
Mit humaner Perfidie.

Gellend tuten Lügentrompeten,
Süßlich jaiern Mosesflöten:
Disharmonische Kakophonie.

Rülpsend schlatzt die Demo-Kröte,
Denn im Schmutze ihrer Nöte
Fühlt sie sich bestialisch wohl.

Und es preist die plutokrate,
Fettgefressene Mammonsratte
Grunzend ihren alten Kohl.

Lauernd kriecht die infernale
Giftvermarxte kapitale
Rote Schlange beuterund.

Alles fressend, vielverzehrend,
Wirkt sie überall verheerend,
Bringt die Völker auf den Hund.

Ratten, Schlangen, Dem´-Kröten,
Lügentrompeten, Mosesflöten,
Alles dreht sich bunt im Kreise.

Tanzend auf vulkanischem Trichter
Stampft das ganze Höllengelichter
In höchsteigener kotiger Scheiße.

Schwerbeladen mit den Bürden
Der diversen Menschenwürden
Keucht das Menschlein durch die Zeit.

Armes Menschlein! Ausgeschunden
Und gehetzt durch viele Runden
Tust Du mir wahrhaftig leid.

Laß' Dich weiter nicht verblöden,
Pfeif auf Ratten, Schlangen, Kröten
Und die Lügentrompeterei!

Auf! Beseitige die Zweifel,
Hau den ganzen Dreck zum Teufel,
dann erst bist Du wirklich frei!!!

George Rico
05.08.2006, 12:48
Hermann Löns
Matrosenlied


Heute wollen wir ein Liedlein singen,

Trinken wollen wir den kühlen Wein,

Und die Gläser sollen dazu klingen,

Denn es muß, es muß geschieden sein;

Gib mir deine Hand,

Deine weiße Hand,

Leb wohl, mein Schatz, leb wohl,

Denn wir fahren gegen Engelland.

Unsre Flagge und die wehet auf dem Maste,

Sie verkündet unsres Reiches Macht,

Denn wir wollen es nicht länger leiden,

Daß der Englischmann darüber lacht;

Gib mir deine Hand,

Deine weiße Hand,

Leb wohl, mein Schatz, leb wohl,

Denn wir fahren gegen Engelland.

Kommt die Kunde, daß ich bin gefallen,

Daß ich schlafe in der Meeresflut,

Weine nicht um mich, mein Schatz, und denke,

Für das Vaterland da floß sein Blut;

Gib mir deine Hand,

Deine weiße Hand,

Leb wohl, mein Schatz, leb wohl,

Denn wir fahren gegen Engelland.

twoxego
05.08.2006, 13:45
Jetzt eines meiner Lieblingsgedichte.
Autor: Eduard Frauenfeld (ehemaliger Gau-Propagandaleiter von Wien)


dazu Gerd Ittner und Gerd Honsik.
und sonst so ?
immerhin muss man sagen, dass dein nick sehr treffend ist.

Roter Prolet
05.08.2006, 14:06
Resolution der Kommunarden

In Erwägung unserer Schwäche machtet
ihr Gesetze, die uns knechten soll'n
die Gesetze seien künftig nicht beachtet
in Erwägung,
daß wir nicht mehr Knecht sein woll'n.

In Erwägung, daß ihr uns dann eben
mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen,
nunmehr schlechtes Leben
mehr zu fürchten als den Tod.

In Erwägung, daß wir hungrig bleiben
wenn wir dulden, daß ihr uns bestehlt
wollen wir mal feststell'n,
daß nur Fensterscheiben
uns vom Brote trennen, das uns fehlt.

In Erwägung, daß ihr uns dann eben
mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen,
nunmehr schlechtes Leben
mehr zu fürchten als den Tod.

In Erwägung, daß da Häuser stehen
während ihr uns ohne Bleibe laßt
haben wir beschlossen, jetzt dort einzuziehen
weil es uns in uns'ren Löchern nicht mehr paßt

In Erwägung, daß ihr uns dann eben
mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen,
nunmehr schlechtes Leben
mehr zu fürchten als den Tod.

In Erwägung, es will euch nicht glücken
uns zu schaffen einen guten Lohn
übernehmen wir jetzt selber die Fabriken
in Erwägung, ohne euch reicht's für uns schon.

In Erwägung, daß ihr uns dann eben
mit Gewehren und Kanonen droht
haben wir beschlossen,
nunmehr schlechtes Leben
mehr zu fürchten als den Tod.

In Erwägung, daß wir der Regierung
was sie immer auch verspricht,
nicht trau'n
haben wir beschlossen, unter eig'ner Führung
uns ein gutes Leben aufzubau'n .

In Erwägung, ihr hört auf Kanonen
and're Sprachen könnt ihr nicht versteh'n
müssen wir dann eben, ja das wird sich lohnen
die Kanonen auf euch dreh'n.

(von Bert Brecht)

Holsatia
05.08.2006, 14:55
Braakmand

An'n blauen Heven steiht de Sünn.
Se warmt us Lief un Seel.
De Immen summt in'n Appelboom.
Du nimmst dat wahr, so as in'n Droom,
in disse Middaagsstünn.
An'n Heven witte Wulken sweevt.
De Wind, de weiht van't Meer.
De Sscheep, de dümpelt up un dal,
de Luft, de rückt na Teer.


Dat Water laadt to'n Baden in.
An'n Nord- un Ostseestrand
Kaamt de Minschen, söökt Pläseer
Van wiet van't Binnenland.

Walter Pieper

Gary Gilmore´s Eyes
05.08.2006, 15:21
Schließ Aug und Ohr für eine Weil
vor dem Getöß der Zeit,
Du heilst es nicht und hast kein Heil,
als bis dein Herz sich weiht.

Dein Amt ist hüten, harren, sehn.
Im Tag die Ewigkeit,
Du bist schon so im Weltgeschehn
gefangen und befreit.

Die Stunde kommt da man dich braucht,
dann sei du ganz bereit,
und das feuer das verraucht,
wirf dich als letztes Scheit.

Und handeln sollst du so, als hinge
von dir und deinem Tun ganz allien
das Schicksal ab der Menschen Dinge,
Und ihre Verantwortung wär dein.

Gary Gilmore´s Eyes
05.08.2006, 15:26
Gott gab uns nur einen Mund,
weil zwei der Münder ungesund;
Mit dem einen Maule schon;
Schwätzt zu viel der Erdensohn!
Hat er jetzt das Maul voll Brei,
muß er schweigen unterdessen;
Hätte er der Mäuler zwei;
Löge er sogar beim fressen.


Heinrich Heine

Lucky punch
05.08.2006, 15:36
Gott gab uns nur einen Mund,
weil zwei der Münder ungesund;
Mit dem einen Maule schon;
Schwätzt zu viel der Erdensohn!
Hat er jetzt das Maul voll Brei,
muß er schweigen unterdessen;
Hätte er der Mäuler zwei;
Löge er sogar beim fressen.


Heinrich Heine

Das ist gut, das ist gut :))

Gary Gilmore´s Eyes
05.08.2006, 15:43
mit einem maschinengewhr auf einer honda
durch die stadt,das es dröhnt, alle schüler umlegen,
die kollegen, den direktor,bomben in die kaufhäuser,
die unternehmer neben den staatserhaltenden betriebsräten
an die werkstore geküpft, die professoren in die innere
Emmigration schicken und die studenten endlich laufen lassen,
mit den arbeitslosen und dem lumpenpack die schnapsläden plündern,
das inselhotel besetzen und sich den arsch vollsaufen, das wäre glück

herrman kinder

George Rico
05.08.2006, 17:02
mit einem maschinengewhr auf einer honda
durch die stadt,das es dröhnt, alle schüler umlegen,
die kollegen, den direktor,bomben in die kaufhäuser,
die unternehmer neben den staatserhaltenden betriebsräten
an die werkstore geküpft, die professoren in die innere
Emmigration schicken und die studenten endlich laufen lassen,
mit den arbeitslosen und dem lumpenpack die schnapsläden plündern,
das inselhotel besetzen und sich den arsch vollsaufen, das wäre glück

herrman kinder
Wie ich solche "Gedichte" hasse. Jeder Trottel kann so wat verfassen. Und der Inhalt spricht eh Bände.

Gary Gilmore´s Eyes
14.08.2006, 12:53
Wünsche

Bescheidene Hütte, Strohdach, abeFenster Blumen gutes Bett, gutes Essen,
Milch und Butter, sehr frisch, vor dem Fenster Blumen, vor der Türe einige schöne Bäume und wenn der liebe Gott mich ganz glücklich machen will, läßt er mir die Freude erleben, daß an diesen Bäumen etwa sechs bis sieben meiner Feinde aufgehängt werden. Mit gerührten Herzen werde ich ihren Tode allen Unbill verzeihen, die sie mir im Leben zugefügt - ja man soll seinen Feinden verzeihen, aber nicht früher als sie gehängt wurden

Heinrich Heine

Gary Gilmore´s Eyes
14.08.2006, 13:01
Verhülle Dich

Verhülle dich mit Masken und mit Schminken
auch blinzle wie gestörten Augenlichts,
laß sie nie erblicken, wie dein Sein, dein Sinken
sich abhebt vom rand des Angesichts.

Im letzten Licht vorbei an trüben Gärten,
der Himmel ein Geröll aus Brand und Nacht -
verhülle dich, die Tränen und die Härten,
das Fleisch darf man nicht sehen, das dies vollbracht.

Die Spaltungen, den Riß, die Übergänge,
den Kern, wo die Zerstörung dir geschieht,
verhülle, tu, als ob die Ferngesänge
aus eine Gondel gehn, die keiner sieht.

Gottfried Benn

Drache
06.12.2010, 23:39
Einmal im Jahr, in der heiligen Nacht
Verlassen die toten Soldaten die Wacht
Die sie für Deutschlands Zukunft stehn,
Und kommen nach Haus, um nach Art und Ordnung zu sehn.
Schweigend treten sie ein in den festlichen Raum -
Den Tritt der genagelten Stiefel, man hört ihn kaum -
Sie stellen sich still zu Vater und Mutter und Kind,
Aber sie spüren, daß sie erwartete Gäste sind:
Es steht für sie ein Stuhl am gedeckten Tisch.
Es glüht für sie im Glase dunkel der Wein,
Und in die Weihnachtslieder, gläubig und frisch
Stimmen sie fröhlichen Herzens mit ein.
Hinter dem Bild mit dem Stahlhelm dort an der Wand
Steckt ein Tannenreisig mit goldenem Stern.
Es duftet nach Tannen und Apfel und Mandelkern
Und es ist alles wie sonst - und der Tod ist so fern.
Wenn dann die Kerzen am Lichterbaum zu Ende gebrannt
Legt der Soldat die erdverkrustete Hand
Jedem der Kinder leise aufs junge Haupt:
Wir starben für Euch, weil wir an Deutschland geglaubt.

Thilo Scheller

Berwick
06.12.2010, 23:45
Mal e bissl ebbes anderes:


Mondnacht

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.


Joseph Freiherr von Eichendorff

Berwick
07.12.2010, 00:07
I: Es saßen die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, :I
I: sie saßen auf Bärenhäuten und soffen immer noch eins :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.
2.
I: Da trat in ihre Mitte ein Jüngling römischen Blut´s, :I
I: "Sieg Heil!" ihr alten Germanen, ich bin der Tacitus, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

3.
I: Drauf hoben die alten Germanen zum Bergmannsgruß ihre Hand, :I
I: Glück auf, du römischer Schreiber, du bist uns wohlbekannt, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

4.
I: Da mixten die alten Germanen dem Römer einen Trank, :I
I: den soff der fröhlich hinunter, bis er zu Boden sank, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

5.
I: Da lachten die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, :I
und ließen ihn trinken und trinken ein Glas und immer noch eins, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

6.
I: Drauf aßen sie Bärenschinken und soffen literweiß Met, :I
I: sie würfelten um ihre Weiber, es wurde reichlich spät, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

7.
I: Und als am anderen Morgen der Römer den Schaden besah, :I
I: schrieb er mit zitternden Händen in seine Germania, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

8.
I: Es saßen die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins, :I
I: sie saßen auf Bärenhäuten und soffen immer noch eins :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

9.
I: Wir sind keine alten Germanen, doch pflegen wir uralten Brauch, :I
I: wir würfeln nicht um uns´re Weiber, doch saufen und singen wir auch, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht.

10.
I: Und das ist uns´re Devise, an dieser halten wir fest, :I
I: früh ist noch keiner gestorben, der bis ins Alter gezecht, :I
und eins und zwei und drei und vier, sie soffen unheimliche Lagen Bier,
und fünf und sechs und sieben und acht, sie soffen die ganze Nacht

Und auch das sind goldene Worte! :]

AnastasiaNatalja
13.12.2010, 20:46
Mal e bissl ebbes anderes:


Mondnacht

Es war, als hätt' der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt'.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.


Joseph Freiherr von Eichendorff

Ich liebe dieses Gedicht:)