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Vollständige Version anzeigen : WTO-Verhandlungen gescheitert



Grotzenbauer
30.07.2006, 09:52
Begleitet von allgemeiner Gleichgültigkeit, kämpft die grosse Handelsrunde der WTO ihren Todeskampf. Das Paradoxe ist, dass diese Gesprächsrunde, die vor fünf Jahren in Doha gestartet wurde, ganz im Zeichen der Entwicklungshilfe stehen sollte. Doch die hehren Zusagen von Doha über die Pflicht zur Solidarität sind an harten Realitäten gescheitert.

Frei-denker
30.07.2006, 10:15
Abgesehen davon, daß die WTO-Verhandlungen wohl nichts mit im Religionsforum zu suchen haben stimme ich zumindest insofern mit Dir überein, daß sie für unsere Lebensumstände ausgesprochen wichtig sind.

In den WTO-Verhandlungen soll uns ein Stück nationale Souveränität genommen werden, so daß wir unseren EU-Markt soweit öffnen, daß alle Dumpinglohnstaaten mit ihren Agrarprodukten hier alle Bauern ruinieren können.

Im Grunde versuchen andere Staaten hier Globalisierung durchzusetzen, bei der wir die Verlierer und sie die Gewinner wären.

Giftzwerg
30.07.2006, 10:37
Abgesehen davon, daß die WTO-Verhandlungen wohl nichts mit im Religionsforum zu suchen haben stimme ich zumindest insofern mit Dir überein, daß sie für unsere Lebensumstände ausgesprochen wichtig sind.

In den WTO-Verhandlungen soll uns ein Stück nationale Souveränität genommen werden, so daß wir unseren EU-Markt soweit öffnen, daß alle Dumpinglohnstaaten mit ihren Agrarprodukten hier alle Bauern ruinieren können.Das erste Mal stimme ich dir richtig zu.

Hierzulande geht die gesamte Agrarproduktion den Bach runter, und wir importieren Äpfel statt aus nahegelegenen Ländern aus weit weg liegenden (und verbrauchen unnötig Energie). Außerdem machen wir uns abhängig, während in anderen Ländern gigantische Monokulturen entstehen, die auch sehr mit dem Weltmarkt wackeln.

Ein Subventionsabbau in der Landwirtschaft wäre dringend von Nöten, jedoch kein Zollabbau für Produkte, die wir selber herstellen können.


Im Grunde versuchen andere Staaten hier Globalisierung durchzusetzen, bei der wir die Verlierer und sie die Gewinner wären.Richtig, das zweite Mal. :D

Globalisierung wollen vor allem Staaten wie China und Indien. Unsere Exporte werden bei denen oft mit 20-30 % besteuert (falls überhaupt - sie kopieren ja furchtbar gerne und setzen absichtlich ihre Währung tief), während wir nur 2 % auf deren Exporte zahlen. Haha.

Frei-denker
30.07.2006, 10:47
Hinzufügen sollte man vielleicht noch, daß im Prinzip nicht unsere Bauern subventioniert werden, sondern nur vor Dumpinglohnprodukte geschützt werden. Tatsächlich bekommt der Bauer nicht mehr, als einen halbwegs angemessenen Lohn dafür, daß er unser Volk mit Lebensmitteln versorgt.

Doch warum braucht er Zuschüsse vom Staat?

Um sich gegen Dumpinganbieter aus dem Ausland behaupten zu können.

Und jetzt der Kern des Problems:

Nicht unsere Bauern sind subventioniert, sondern die Agrarprodukte aus Brasilien und Australien sind mit Dumpinglöhnen und unmenschlichen Arbeitsbedingungen bis hin zu echter Sklaverei unter Waffengewalt (Brasilien) subventioniert.

Nicht wir sollten hart arbeitende deutsche Bauern von Dumpinglohnprodukten kaputtmachen lassen, sondern die Dumpinglöhne im Ausland sollten auf ein menschenwürdiges Niveau angehoben werden.

Giftzwerg
30.07.2006, 11:08
Hinzufügen sollte man vielleicht noch, daß im Prinzip nicht unsere Bauern subventioniert werden, sondern nur vor Dumpinglohnprodukte geschützt werden. Tatsächlich bekommt der Bauer nicht mehr, als einen halbwegs angemessenen Lohn dafür, daß er unser Volk mit Lebensmitteln versorgt.Teilweise ist da was dran, teilweise ist das aber auch übertrieben (es gab ja "Butterberge" und "Milchseen" in der EU). Aber dass die Subventionen teilweise einfach nur das Preisniveau genug senken, um konkurrieren zu können, ist richtig.


Doch warum braucht er Zuschüsse vom Staat?

Um sich gegen Dumpinganbieter aus dem Ausland behaupten zu können.Den Schutz gegen die Dumpinganbieter könnte er auch mit einem normalen Zoll haben. Ich bin kein Fan von Subventionen.

Außerdem könnte man, wenn trotzdem noch einige lokal produzierbare Agrarerzeugnisse reinkommen würden, von dem Zollgeld die Steuern senken.


Und jetzt der Kern des Problems:

Nicht unsere Bauern sind subventioniert, sondern die Agrarprodukte aus Brasilien und Australien sind mit Dumpinglöhnen und unmenschlichen Arbeitsbedingungen bis hin zu echter Sklaverei unter Waffengewalt (Brasilien) subventioniert.In Australien? 8o

Australien ist ein westliches Land..

Ansonsten, ja, da ist was dran, aber vor allem das künstliche Tiefhalten von Währungen ist schuld..


Nicht wir sollten hart arbeitende deutsche Bauern von Dumpinglohnprodukten kaputtmachen lassen, sondern die Dumpinglöhne im Ausland sollten auf ein menschenwürdiges Niveau angehoben werden.Die Löhne in den Schwellenländern wären dann jedoch noch immer weit unter unseren. Das Problem an den Jobs in China ist ja, wenn ein westliches Unternehmen einem chinesischen Arbeiter 100 Euro bezahlt, kann er dafür Waren dort einkaufen, die hier 500 Euro wert sind. Also könntest Du einen 2000 Euro - deutschen Arbeiter durch 400 Euro in China ersetzen. Von 400 Euro kann man hier kaum richtig leben, das reicht nicht mal für die Miete.

leuchtender Phönix
30.07.2006, 11:09
Dieser Thread gehört entweder zu "internationale Organisationsforum" oder ins "Wirtschaftsforum". Im Religionsforumk ist er eindeutig falsch.

Frei-denker
30.07.2006, 11:24
@Kapitalist

Klar könnte man auch die Agrarprodukte aus den Dumpinglohnländern mit Zöllen belegen, doch meines Wissens wollen gerade die Biliglohnländer der WTO derartige Handelsbeschränkungen verhindern bzw. abschaffen.

Hier laufen deren Interessen und unsere einfach konträr.

Im Bereich Zucker hat sich die WTO mit einem Urteil bereits gegen die EU durchgesetzt. Man hat der EU untersagt, ihre Zuckerbauern weiter finanziell zu unterstützen. In nächster Zeit dürften allein in Deutschland ca. 30000 Zuckerbauern in den Bankrott gehen.

Meiner Ansicht nach kann nur ein Schutz der EU-Wirtschaft durch Zölle u.ä. eine Demontage von Milionen von hiesigen Arbeitsplätzen bewirken. Die Globalisierung hingegen halte ich für unseren Ruin.

Giftzwerg
30.07.2006, 12:42
@Kapitalist

Klar könnte man auch die Agrarprodukte aus den Dumpinglohnländern mit Zöllen belegen, doch meines Wissens wollen gerade die Biliglohnländer der WTO derartige Handelsbeschränkungen verhindern bzw. abschaffen.

Hier laufen deren Interessen und unsere einfach konträr.

Meiner Ansicht nach kann nur ein Schutz der EU-Wirtschaft durch Zölle u.ä. eine Demontage von Milionen von hiesigen Arbeitsplätzen bewirken. Die Globalisierung hingegen halte ich für unseren Ruin.Die Billiglohnländer wollen sowohl Zölle als auch Subventionen abschaffen - aber vorzugsweise nur für den Westen. Ich bin zwar auch für das Abschaffen von Subventionen (wegen den "lokalen" Effekten, wie Butterbergen und Milchseen, und weil es einfach immens Steuergelder verschlingt). Aber das Abschaffen der Zölle führt eben zu Abhängigkeit und Monokulturen. Und beides ist ungesund.

Die EU sollte sich überlegen, sich mit anderen westlichen Ländern (Schweiz, Norwegen, Island, Kanada, USA, Australien, Neuseeland) zusammentun und dann gemeinsam aus der WTO austreten, nach Abwägung der Kosten und Nutzen. Das wäre das Ende der WTO. Mit dem Rest vom Westen könnten wir dann individuelle Handelsverträge abschliessen, von mir aus auch Freihandel. Und ausser Ingwer müssen wir nichts mehr aus China importieren, und sich nicht von der WTO schikanieren lassen.


Im Bereich Zucker hat sich die WTO mit einem Urteil bereits gegen die EU durchgesetzt. Man hat der EU untersagt, ihre Zuckerbauern weiter finanziell zu unterstützen. In nächster Zeit dürften allein in Deutschland ca. 30000 Zuckerbauern in den Bankrott gehen.Aber die Drecks-WTO kümmert sich kein bisschen darum, wenn wir jedes Jahr Milliarden in China verlieren, weil sich dort keiner um geistiges Eigentum schert. Oder sind die Chinesen doch so geschickt? *Plötzlich* wollen sie ihren eigenen Transrapid bauen, der bestimmt vollends auf ihrem eigenen Mist gewachsen ist.. :rolleyes:

Eigenartig, dass sich hier unsere Meinungen treffen. :D

EINTAUSENDSTER! :D

Frei-denker
30.07.2006, 13:07
Eigenartig, dass sich hier unsere Meinungen treffen. :D

Vielleicht, weil wir hier nur simpler Logik folgen? :cool:

Grotzenbauer
30.07.2006, 13:44
Nur mal so zum Nachdenken: «Wenn ein Joghurt im Magen landet, hat es 9000 Km zurück gelegt. Das ist auch Teil einer gescheiterten Globalisierung!

Giftzwerg
30.07.2006, 13:47
Nur mal so zum Nachdenken: «Wenn ein Joghurt im Magen landet, hat es 9000 Km zurück gelegt. Das ist auch Teil einer gescheiterten Globalisierung!Joghurts eigentlich nicht. Aber für andere Sachen stimmt das. Schon für soetwas einfaches wie einen Pullover.

Frei-denker
30.07.2006, 13:53
Wußtet ihr, daß Zwiebeln als Ballast für leer fahrende Schiffe von Australien nach Europa geschifft werden? Wir essen hier also z.T. Zwiebeln von der anderen Seite der Erde. Kam irgendwann mal im TV.

Grotzenbauer
30.07.2006, 14:11
Dieser Thread gehört entweder zu "internationale Organisationsforum" oder ins "Wirtschaftsforum". Im Religionsforumk ist er eindeutig falsch.
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Sehr geehrter Herr oder Frau Phönix, die Welt ist und bleibt ein Rätzel! Als Neuling dieses Forums ergreife ich die Initiative als Signifikanten “cause célebre» und entschuldige mich in aller Form für das unvorhergesehene Prozedere in dieses Forum geschrieben zu haben. Ich gelobe beim 'Herz-Jesu-Hyen-Teachers' Besserung und werde innkünftig 'express verbis', de facto das richtige Forum anwählen.

Ich hoffe, sehr geehrter Herr oder Frau Phönix Ihnen den Tag gerettet zu haben und verbleibe mit Herz-Jesu-Grüssen,

Ihr Reserven Heiland, Grotzenbauer
:prost: :lesma: :heulsuse:

Grotzenbauer
30.07.2006, 14:22
Joghurts eigentlich nicht. Aber für andere Sachen stimmt das. Schon für soetwas einfaches wie einen Pullover.
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Kapitalist, mit dem Joghurt ist es so! Ein Joghurt besteht nicht nur vom Innhalt. Beschaffung der Rohstoffe, Kübeli, Deckeli, Beschriftung, Produktion ect, ergibt unter dem Strich die herumgekarte Summe von 9000 Km bis es beim Konsumenten im Kühlschrank angekommen ist.. Noch Fragen? :rolleyes:

Mauser98K
30.07.2006, 14:24
Dann hören wenigstens die WTO-Begleitkrawalle auf.

Giftzwerg
30.07.2006, 14:26
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Kapitalist, mit dem Joghurt ist es so! Ein Joghurt besteht nicht nur vom Innhalt. Beschaffung der Rohstoffe, Kübeli, Deckeli, Beschriftung, Produktion ect, ergibt unter dem Strich die herumgekarte Summe von 9000 Km bis es beim Konsumenten im Kühlschrank angekommen ist.. Noch Fragen? :rolleyes:Die meisten Kübeli, Deckeli und vor allem die Rohstoffe (also Milch) werden lokal hergestellt. Fragt sich nur wie lange noch.


Wußtet ihr, daß Zwiebeln als Ballast für leer fahrende Schiffe von Australien nach Europa geschifft werden? Wir essen hier also z.T. Zwiebeln von der anderen Seite der Erde. Kam irgendwann mal im TV.Wenn die Chinesen ihren Billigschrott in die USA dumpen, finden sie es oft billiger, einen neuen Container zu bauen, statt den alten Container zurückzuschiffen.

Alfredos
30.07.2006, 20:51
Irgendwann komm die Globalisierung. Wenn Regionen aber den Zug verpassen, wird es später noch teuer für diese Regionen. :cool: :cool: :cool: :cool: