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Vollständige Version anzeigen : Wing Chun



Azrael
28.07.2006, 19:01
Ein paar Hintergrundinfos:

"Wing Tsun ist eine chinesische Kampfkunst. Genauer gesagt handelt es sich um einen weichen Kung-Fu-Stil. Weich heißt nun nicht, daß es sich beim Wing Tsun, im folgenden kurz WT genannt, um einen Stil für Weichlinge oder Moorhuhnschützer handelt. Weich heißt nur, daß ich nicht versuche mit Kraft gegen Kraft zu arbeiten(z.B. bei einer Blocktechnik), sondern versuche der Kraft des Gegners auszuweichen und die Kraft für mich auszunutzen. Man braucht also keine Kraft um sich erfolggreich zu verteidigen, obwohl es natürlich auch nicht schaden kann, wenn man Kraft hat, sofern es die richtige Kraft ist. Außerdem gibt es im WT keine artistischen Einlagen wie zum Beispiel Sprungtritte und ist deshalb für jede Altersklasse geeignet. WT ist kein Sport sondern reine Selbstverteidigung. Es gibt also keine Regeln und keine Einschränkungen der Art, daß bestimmte Schläge oder Tritte verboten sind oder daß man auf Angriff X mit Technik Y reagieren muß/soll. Im WT ist das nur am Anfang so, da man ein bestimmtes und solides Grundgerüst benötigt. Ansonsten läuft das Training darauf hinaus zu fühlen, was der Gegner vorhat und dann entsprechend zu reagieren. Mit "fühlen" ist nun nichts esoterisches im Sinne von Telepathie oder so gemeint, sondern etwas rein physisches. Wird man angegriffen, so stellt der/die WT-Kämpfer/in zunächst Kontakt zu dem Angreifer her und fühlt in welche Richtung der Angreifer zum Beispiel mit seinem Fauststoß drückt, um dann in angemessener Weise zu reagieren. Das heißt der Angreifer selbst teilt uns mit was wir als Verteidiger zu tun haben. Zur Charakteristik des Stils kann allgemein gesagt werden, dass alle Techniken auf ihre Wirkung hin maximiert worden sind. Die Bewegungen sind meist gradlinig und kurz. Der Einsatz von Kraft ist differenziert zu anderen Kung Fu-Stilen zu sehen: es wird in der Regel keine reine Muskelkraft verwendet, sondern eine Mischung aus Gewichtsverlagerung (Schrittechniken), spontaner Gelenksbewegung (so genannter Peitschenkraft) und einem kleinen Anteil von Muskelkraft. Die Kraft des Gegners wird durch die Anwendung von Winkel- und Drehprinzipien neutralisiert und gegen ihn verwendet (Gleichzeitigkeit von Angriff und Abwehr). Der Stil ist auch durch seine Trittarbeit charakterisiert, die nur sehr wenige Grundtritte umfasst und mit der im Allgemeinen nur niedrige Ziele (bis Hüfthöhe) angegriffen werden.
Die Schreibweise Wing Chun wird international als übergreifende Bezeichnung aller auf Grossmeister Yip Man zurückgehenden Stile benutzt. Als 1972 Yip Man im Alter von 77 Jahren starb ohne einen Nachfolger zu definieren, begann der Streit um sein Erbe. Ein Zeichen davon ist, dass es heute mehrere verschiedene Schreibarten des Stiles gibt, wobei sich jeder sicher ist, die einzige "richtige" Schreibweise und das einzige "wahre" Wing Chun zu trainieren.

· Wing Chun - diese Bezeichnung wird von den beiden Söhnen Yip Man's, Yip Ching, Yip Chun und von Lo Man Kam, der Neffe und langjährige Schüler Yip Mans verwendet. (Die meisten Schulen und Verbände verwenden diesen Namen.)

· Ving Tsun oder auch VT - wird von einigen Schulen/Stilen benutzt, bezeichnet aber hauptsächlich die Schule von Wong Shun Leung.

· Wing Tsun oder auch WT - bezeichnet die Schule von Leung Ting.


Die Geschichte:

Wie alles anfing:
Während der Kanghsi-Regierung der Qing-Dynastie (1662-1722) waren die Anhänger des Shaolin-Kung-Fu Stiles wegen ihrer Kampfkunst so berühmt, dass die Qing-Regierung sich Sorgen machte und beschloss, die Mönche zu töten und das Kloster am Sung-Berg der Honan-Provinz in Zentral-China zu vernichten. So wurden Soldaten mit dem Befehl ausgesandt, das Kloster zu zerstören und die Religionsgemeinschaft auszulöschen. Aber die Mönche des Shaolin-Klosters leisteten so starken Widerstand, dass selbst nach langem und hartem Kampf das Kloster noch immer unversehrt war. Chan Man Wai, der bei der Beamtenprüfung als Bester des Jahres abgeschnitten hatte, wollte sich bei der Regierung einen Namen verschaffen, und trug ihr seinen Plan vor. Um den Plan durchzuführen, verschwor er sich mit einigen Mönchen des Shaolin-Klosters. Der wichtigste von ihnen hieß Ma Ning Yee, der sich überreden ließ, seine eigenen Kameraden zu verraten, indem er hinter ihrem Rücken das Kloster in Brand steckte. Auf diese Weise gelang es schließlich doch, das Shaolin-Kloster abzubrennen. Die meisten Mönche und Laien, die sich auf die Kampfkunst verstanden, kamen ums Leben. Dennoch gelang es manchen Kämpfern zu entkommen. Zu diesen gehörten die Fünf Älteren, die Führer der fünf Shaolin-Stile, die buddhistische Meisterin und Ng Mui, Meister Chi Shin, Meister Pak Mei, Meister Fung To Tak, und Meister Miu Hin und ihre Schüler, besonders Hung Hay Kwun, Fong Sai Yuk und Luk Ah Choy. Einer der fünf Älteren, der Meister Chi Shin, der auch Abt war und vor dem Brand die meisten Schüler besaß, Nach der Zerstörung des Shaolin-Klosters trennten sich die Überlebenden, um den Nachstellungen der Manchu-Regierung leichter zu entkommen. Meister Chi Shin nahm zum Beispiel eine Tarnidentität als Koch auf einer "Roten Dschunke" an. (als "Rote Dschunke" wurden die Transportschiffe einer Operntruppe bezeichnet, die üblicherweise mit roter Farbe gestrichen und bunten Fahnen geschmückt waren). Die Nonne Ng Mui ließ sich im Weißen Kranich Tempel am Tai Leung-Berg nieder. Dort konnte sie sich ungestört der Kampfkunst und dem Zen widmen.

Die Entwicklung des Wing Chun

Um sich gegen ihre Verfolger zu verteidigen beschloss Ng Mui das Shaolin-Kung-Fu zu verbessern. Lange Zeit überlegte Ng Mui, wie sie eine neue Kampfkunst entwickeln könnte, die auch einen schwächeren Menschen (sie selbst war schließlich auch nicht mehr die jüngste) befähigen würde, einen in klassischen Kampfkünsten Trainierten zu besiegen. Die Legende sagt, dass sie die entscheidende Inspiration hatte, als sie einen Kampf zwischen einem Kranich und einem Fuchs beobachten konnte. Der Fuchs lief um den Kranich herum, in der Hoffnung, einen tödlichen Angriff gegen dessen ungeschützte Flanke anbringen zu können. Der Kranich drehte sich stets so, dass seine Brustseite unverwandt dem Fuchs zugewandt war. Jedesmal, wenn der Fuchs dem Kranich zu nahe kam und ihn etwa mit einer Pfote angreifen wollte, wehrte der Kranich mit einem Flügel ab und führte gleichzeitig einen Gegenangriff mit seinem Schnabel. Während der Kranich also mit den Schwingen abwehrte und mit dem Schnabel konterte, verließ sich der listige Fuchs auf die Schnelligkeit seiner Beine und auf Überraschungsangriffe. Wie dieser Kampf endete war nicht von Bedeutung. Ng Mui aber entwickelte aus den daraus gewonnenen Ideen ein neues Kampfkunstsystem. Die vornehmlichsten Unterscheidungsmerkmale des neuen Systems von Ng Mui zum Shaolin-Kung Fu waren die einfacheren und anpassungsfähigeren Bewegungen, die Praxisbezogenheit und der ökonomischere Krafteinsatz. Ng Muis System zielte darauf ab den Gegner mit Methode statt mit Kraft zu besiegen.

Die Shaolin-Nonne und ihre Schülerin Yim Wing Chun

Am Tai-Leung-Berg machte Ng Mui die Bekanntschaft mit einem gewissen Yim Lee und dessen Tochter Wing Chun, was so viel bedeutet wie "schöner Frühling". Diesem jungen Mädchen hat das System der Nonne Ng Mui angeblich auch seinen wohlklingenden Namen zu verdanken. Zu jener Zeit lebte Ng Mui im Weißen Kranich-Tempel am Tai Leung-Berg. Dort pflegte sie mehrere Male im Monat den Marktplatz des nahen Dorfes zu besuchen, um einzukaufen. An einem Stand verkaufte das junge Mädchen Yim Wing Chun mit ihrem Vater Tofu. Die beiden waren aus ihrer Heimat in der Kwantung-Provinz geflüchtet, da ihr Vater unglücklicherweise in eine Gerichtssache verwickelt war(man sagt unschuldig), die ihm das Leben hätte kosten können. Als Schüler des Shaolin-Klosters hatte er, Yim Lee, einige Kampftechniken erlernt und sorgte in seiner Gegend für Gerechtigkeit, wenn es sich als nötig erwies. Dadurch geriet er in Schwierigkeiten, die ihn zwangen seine Heimat zu verlassen und an die Grenze der Provinzen Szechwan und Yunnan zu fliehen und sich am besagten Tai Leung-Berg niederzulassen. Yim Wing Chun enwickelte sich zu einem aufgeweckten und hübschen Mädchen. Ihre Schönheit und ihr freundliches Wesen sollten aber auch die Ursache für ein schlimmes Problem werden. Im Ort gab es einen notorischen Schläger namens Wong, der ständig Streit suchte. Aber die Dorfbewohner konnten ihm nichts anhaben, da er ein Kung Fu-Experte war und einer Geheimgesellschaft angehörte. Angezogen von der Schönheit Yim Wing Chun hielt er um ihre Hand an. Doch Wing Chun war schon als kleines Kind dem Jüngling Leung Bok Chau, einem Salzkaufmann aus Fukien versprochen. Wong schickte ihr daraufhin einen Boten, setzte ihr eine Frist und drohte Gewalt anzuwenden, falls sie sich ihm verweigerte. Vater und Tochter lebten also in großer Sorge um ihre Zukunft. Ng Mui war im Laufe der Zeit zur regelmäßigen Kundin von Yim Lee und seiner Tochter geworden und unterhielt sich oft mit den beiden. Eines Tages erkannte sie, dass die beiden von großen Sorgen gequält wurden. Auf ihre Fragen erzählte ihr Yim Lee von Wong. Da Ng Mui einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn hatte, beschloss sie Wing Chun zu helfen. Aber sie wollte den Bösewicht nicht selbst bestrafen, da sie einerseits nicht ihre Tarnidentität aufgeben wollte, andererseits wäre ein Kampf zwischen ihr, der berühmten Meisterin aus dem Shaolin-Kloster und einem unbekannten Dorfschläger unfair und ruhmlos gewesen. Deshalb wollte sie Yim Wing Chun helfen, indem sie ihr die Kunst des Kämpfens mit ihrem neuen Kampfsystem beibrachte. Nach nur drei Jahren Privatunterricht hatte sie die ihr gezeigte Methode gemeistert. Ng Mui schickte sie nach der Ausbildung im Weißen Kranich-Tempel wieder zurück zu ihrem Vater. Kaum kehrte Wing Chun ins Dorf zurück, wurde sie wieder von dem Schläger Wong bedrängt. Doch dieses Mal lief sie nicht vor ihm davon, sondern forderte ihn zum Kampf auf. Der Rowdy war sich seines Sieges sicher und freute sich darauf, das schöne Mädchen endlich zu erringen. Aber er sollte sich getäuscht haben, denn Wing Chun schlug ihn zu Boden, wo er hilflos liegen blieb. Nachdem Wing Chun den Schläger ohne Probleme besiegt hatte, setzte sie ihre Kampfübungen fort. Als Ng Mui beschloss, wieder weiterzureisen ermahnte sie Wing Chun, einen würdigen Nachfolger zu finden und nur die richtigen Schüler zu unterweisen. Diese Mahnung wurde auch von den folgenden Generationen befolgt. Das Mädchen heiratete Leung Bok Chau, der ein Anhänger der Kampfkünste war und sich selbst auch auf das Kämpfen verstand. Als Ihm seine Frau eines Tages eröffnete, das auch sie etwas vom Kämpfen verstand glaubte er ihr zunächst nicht. Daraufhin forderte sie ihn auf sie anzugreifen. Als sie seine Angriffe wieder und wieder erfolgreich abwehrte sah er ein, das seine Frau ihm mit ihrem Kampfsystem überlegen war. Leung Bok Chau erlernte das System seiner Frau und gab ihm ihren Namen: Wing Chun

Leung Bok Chauunterrichtete dann Leung Lan Kwai, aber dieser wollte sein Wissen über das WingTsun nicht weitergeben. Schließlich konnte ihn Wong Wah Bo doch noch überzeugen ihn zu unterrichten. Wong Wah Bo tauschte seine Kenntnisse im WingTsun gegen die Langstockkenntnisse von Leung Qee Tei. Als Leung Qee Tei schon ein alter Mann war unterrichtete er Leung Jan, einen zu seiner Zeit berühmten Arzt aus Fatshan. Leung Jan bestritt zahlreiche Kämpfe und wurde als unbesiegbarer Kämpfer berühmt. Dazu muß man sagen, daß die Kung Fu Kämpfe in China ohne Regeln und ohne Schutzausrüstung ausgetragen wurden. Todesfälle waren quasi an der Tagesordnung! Auf diese Weise überlebten nur die besten Kämpfer. Die schlechten starben und mit ihnen ihre Kampfsysteme.

(Anmerkung von mir: Das gleiche gilt für Escrima, ebenfalls "Schlachtfelderprobt" Unfähige Stümper lebten in der Regel nicht lange genug um unfähige Techniken weiterzugeben).

Leung Jan unterrichtete neben seinen Söhnen nur wenige Schüler. Wah der Geldwechsler wurde von ihm als Schüler abgelehnt. Deshalb beobachtete Wah der Geldwechsler, der eigentlich Chan Wah Shun hieß, das Training heimlich und trainierte für sich selbst. Wah der Holzman erwischte den Geldwechsler eines tages und brachte ihn zum Training mit als Leung Jan nicht anwesend war. Wah der Geldwechler besiegte Leung Tsun, einen Sohn Leung Jans. Als Leung Jan davon erfuhr nahm er schließlich auch Wah den Geldwechler als Schüler an.

Als einfacher Mann war Wah der Geldwechsler häufiger in Prügeleien verwickelt und konnte so seine Kenntnisse überprüfen und weiterentwickeln. Als bester Kämpfer übernahm er nach dem Tode Leung Jans die Leitung der Schule und unterrichtete in 36 Jahre nur 16 Schüler. Als letzten Schüler nahm der inzwischen schon über siebzigjährige Chan Wah Shun den 13-jährigen Yip Man an.

In Hong Kong wo Yip Man studierte gewann er viele Kämpfe und lernte dort auch Leung Bik einen Sohn von Leung Jan kennen, der ihn in einem Kampf besiegte. Yip Man lernte von Leung Bik viele Jahre auch die letzten Geheimnisse des WingTsun, die Leung Jan nur seinen Söhnen, nicht aber Chan Wah Chun beigebracht hatte. Yip Man kehrte im Alter von 24 Jahren als echter Meister des WingTsun nach Fatshan zurück. Entsprechend der chinesischen Mentalität, die Hierarchien mehr schätzt als tatsächliches Können und Kenntnisse, galt er in der Schule in Fatshan aber nicht als Meister, obwohl besser war als alle anderen. Auch in Fatshan gewann Yip Man viele Kämpfe, wollte aber nicht unterrichten. Auch dies hat mit der chinesischen Mentalität zu tun. Yip Man stammte aus einer reichen Familie und es galt als unschicklich für Leute seines Standes sich körperlich zu betätigen. Außerdem war er finanziell nicht darauf angewiesen durch unterrichten seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Dies änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg. Auf der Flucht vor der kommunistischen Revolution verlor seine Familie ihren Reichtum und Yip Man gab zunächst für die Mitglieder der Restauranarbeitergewerkschaft Kung Fu Unterricht. Nach einer Weile gründete er eine eigene Schule. Durch die ihm eigene Bescheidenheit dauerte es einige Zeit bis man erkannte wie gut er selbst und das von ihm unterrichtete WingTsun waren. Dann aber nahm die Zahl der Schüler zu und viele von ihnen eröffneten selbst Schulen in Hong Kong. Yip Man machte Leung Ting zu seinem Nachfolger.

Leung Ting hatte zunächst bei einem Schüler Yip Mans WingTsun gelernt. Yip Man nahm ihn als letzten Schüler an und weihte ihn in die letzten Geheimnisse des WingTsun ein. Leung Ting wurde von den anderen Schülern Yip Mans nicht als dessen Nachfolger akzeptiert, da sie vor ihm bei Yip Man gelernt hatten und somit nach chinesischem Verständnis einer ältern und höheren Generation angehörten. Yip Man war der letzte der von allen WingTsun Aktiven als Großmeister anerkannt wurde. Nach seinem Tod machten sich viele seiner Schüler selbst zum Sifu und behaupteten nur sie hätten das komplette System von Yip Man erlernt. Bis zu dieser Zeit wurde das Wort WingTsun nur in chinesischen Schriftzeichen geschrieben. Zum Zwecke der bessern Unterscheidung führte Leung Ting die Schreibweise WingTsun ein und ließ diese für sich schützen. Außer dieser Schreibweise gibt es noch weitere. Bruce Lee, der wohl berühmteste Schüler Yip Mans, zum Beispiel schrieb wing chun. Außerdem gibt es in Europa noch Ving Tsun, Wing Chun und Ving Chun."

Wobei die Bezeichnung „Nonne“ nicht wirklich korrekt ist, aber egal. Ist auch a bisser´l zusammen gestückelt und ich erhebe auch keinen Anspruch darauf dass es 100%ige historisch korrekt ist.

Frei-denker
28.07.2006, 21:51
Vielleicht kannst Du noch was zu den Techniken sagen. Also was für Fußstöße, was für Fauststöße, Taktik usw.

Drosselbart
28.07.2006, 21:53
Selbst wenn ich 80 bin, dann weiß ich wie eine Begegnung zwischen dir und deinem Win-Tsung und mir und meiner Mossberg ausgeht.

Irratio
28.07.2006, 22:02
Die Philosophie gibt die Form ja schon gewissermaßen vor - eine Kampfkunst, die auf Muskelkraft zu verzichten versucht, wird den Fokus nicht auf frontale Angriffe wie Fauststöße oder Fußtritte setzen. Ich würde eher mit Hebeln, Würfen und Fegern rechnen. (Ich finde die Philosophie sowieso ein wenig bedenklich - trifft man auf jemanden von den äußeren Schulen, hilft einem ein leichter Technikvorteil wahrscheinlich kaum gegen die körperliche Überlegenheit.)

Irratio.

Azrael
02.08.2006, 15:17
Die Philosophie gibt die Form ja schon gewissermaßen vor - eine Kampfkunst, die auf Muskelkraft zu verzichten versucht, wird den Fokus nicht auf frontale Angriffe wie Fauststöße oder Fußtritte setzen. Ich würde eher mit Hebeln, Würfen und Fegern rechnen. (Ich finde die Philosophie sowieso ein wenig bedenklich - trifft man auf jemanden von den äußeren Schulen, hilft einem ein leichter Technikvorteil wahrscheinlich kaum gegen die körperliche Überlegenheit.)

Irratio.

Nein, das interpretierst du vollkommen falsch. Weich sein bedeutet nicht auf Muskelkraft zu verzichten. Weich sein bedeutet der größeren Kraft nachzugeben, oder wie Bruce Lee schon sagte: Sei wie Wasser. Der verstorbene Großmeister Yip Man war übrigens Lehrer von letzgenanntem. Der Fokus liegt tatsächlich auf frontalen Angriffen, für eine schwächere Person ist es erstmal nur über Schläge möglich einen stärkeren zu kontrollieren. Hebel gibt es im Wing Chun nicht, und ein Wing Chun Kämpfer ist auch nicht hebelbar. Wing Chun wurde ja speziell gegen die äußeren Systeme entwickelt, insofern kann man da nicht von "leichtem Technikvorteil" mehr sprechen wenn ein chinesisches Mädel einen Kung Fu-Meister verprügelt. Eine der Hauptwaffen im Wing Chun sind die sogenannten "Chainpunches", die bei einem geübten Kämpfer eine Geschwindigkeit von ca. 6 Fausstössen in der Sekunde erreichen. Das blockt von den optisch basierenden Systemen kein Mensch mehr, das ist neurologisch überhaupt nicht möglich. Mit ein Grund warum es im Wing Chun keine Blöcke gibt. Das Herz des eigentlichen Wing Chun ist das sogenannte "Chi Sao", ein System bei dem gefühlte Reflexe gewissermassen eingepflanzt werden. Das bedeutet im Klartext, besteht erst einmal Kontakt, bestimmt der Gegner die Technik und dem Wing Chun Kämpfer kannst du dabei im Prinzip die Augen verbinden (macht sich auch immer gut bei Vorführungen, Chi Sao mit verbundenen Augen, also beide, und abwechselnd Angriffe gesetzt, und keiner kommt durch. Immer viele "aahs" und "oohs". *grins*). Diese Technik gibt es bei keiner anderen Kampfkunst, Wing Chun ist ein rein taktiles System.

Noch einmal, "weich" bedeutet nicht "sanft", wir machen hier schließlich kein Wellness.:2faces:

Jetzt hab ich ein wirklich schönes Video gefunden, ist zwar ´n Werbefilm, aber da sind so ziemlich alle oben erwähnten Aspekte schön zu sehen, und die Christa ist auch ne ganz ne süße, die echt was auf dem Kasten hat:

http://youtube.com/watch?v=Svvp2GOCKnU&mode=related&search=wing%20tsun

Azrael
02.08.2006, 15:24
Auch ein paar wirklich seeehr geile Ausschnitte dabei, mit dem Grandmaster himself, der "etwas" ältere mit der Glatze ist übrigens Yip Man, der verstorbene Grand-Grandmaster:

http://youtube.com/watch?v=NQlk2-k6CuY&mode=related&search=wing%20tsun

Das, wo ab und zu die Arme der Kontrahenten zu "rollen" scheinen, ist übrigens Chi Sao.;)

So, ich glaube jetzt hält das keiner mehr für "sanfte Kuschelpädagogik".:)) :2faces:

Die erste Szene ist gleich so richtig lehrreich: Merke, wenn du ne Demo machst und dein Gegner die Augen verbunden hat - räum die Stühle vorher weg.:))

Azrael
02.08.2006, 15:48
Ein bischen Einblick in den Unterricht, und demonstriert sehr anschaulich warum Hebel nicht funktionieren:

http://www.youtube.com/watch?v=LCkZANC1YUU&mode=related&search=

auch sehr schöne Sachen dabei, wie z.B. wieviel Power in einem einzelnen Fausstoss ist in der 26sten Sekunde (und der hat den noch geschont;) )

http://www.youtube.com/watch?v=K1Cnck_WOmA&mode=related&search=

Azrael
02.08.2006, 15:55
Selbst wenn ich 80 bin, dann weiß ich wie eine Begegnung zwischen dir und deinem Win-Tsung und mir und meiner Mossberg ausgeht.

Die Sprüche kenne ich zur Genüge. Dialog in meiner Schule, auch so ein möchtegern nach ner Einführung:

"...aber meine Smith & Wesson ist schneller, wetten?"

"...und, hast ´se dabei? *fiesgrins*"

"....äähhh......äähmm..."

Dialog Ende.:2faces:

Azrael
02.08.2006, 16:13
....noch ein schönes Chi Sao Video gefunden:

http://www.youtube.com/watch?v=84_BXI-e73A&search=wingtsun%20WingTsun%20wingchun%20wing%20tsu n%20kungfu

...bischen vergleichbar mit Vokabeln abfragen was ihr da seht, wie wird auf verschiedene Inputs reagiert.

Und noch ein Großmeister, der sehr schön und anschaulich erklärt, und vor allem in einer Geschwindigkeit in der man auch noch mitkommt. Sind Basics die er da zeigt:

http://www.youtube.com/watch?v=-oyGVst6vCY&NR


Soooo, any Questions?

Würfelqualle
02.08.2006, 16:59
Wenn so ein Kämpfer laut schreiend, mit Händen und Füssen wild rumschlenkernt auf mich zu kommen würde, hätte ich längst meine 9 mm gezogen und ihm ein Loch zwischen die Augen verpasst.

:))


Gruss vonne Würfelqualle

Azrael
02.08.2006, 17:23
Wenn so ein Kämpfer laut schreiend, mit Händen und Füssen wild rumschlenkernt auf mich zu kommen würde, hätte ich längst meine 9 mm gezogen und ihm ein Loch zwischen die Augen verpasst.

:))


Gruss vonne Würfelqualle


...siehe mein Beitrag Nr. 8.:] :2faces:

basti
02.08.2006, 18:09
Wenn so ein Kämpfer laut schreiend, mit Händen und Füssen wild rumschlenkernt auf mich zu kommen würde, hätte ich längst meine 9 mm gezogen und ihm ein Loch zwischen die Augen verpasst.

:))


Gruss vonne Würfelqualle

trotzdem, für einen ungeübten schützen ist es wohl dennoch schwer, sich schnell bewegende ziele mit einer handfeuerwaffe bzw. pistole außer gefecht zu setzen.

Azrael
02.08.2006, 18:19
Mal abgesehen davon dass die wenigsten ständig mit einer geladenen Waffe rumlaufen dürften, und so ziemlich alle die mir solche Sprüche rübergelassen haben ausnahmslos Dummschwätzer waren die so etwas nicht einmal besitzten, braucht man ja auch a bisserl Zeit um die Waffe zu ziehen. Und man glaubt gar nicht wie wenig 8 Meter sind, und wieviel Zeit eine simple Sekunde, und was ein trainierter in dieser alles zu tun vermag.;)

Mauser98K
05.08.2006, 12:31
Selbst wenn ich 80 bin, dann weiß ich wie eine Begegnung zwischen dir und deinem Win-Tsung und mir und meiner Mossberg ausgeht.

Wenn Du die Mossberg zur hand hast und Zeit zum Zielen hast.

Übrigens, ich habe eine Remington 870 Express.
Für den Fall, daß die Zeiten härter werden.:D

Mauser98K
05.08.2006, 12:33
trotzdem, für einen ungeübten schützen ist es wohl dennoch schwer, sich schnell bewegende ziele mit einer handfeuerwaffe bzw. pistole außer gefecht zu setzen.

Richtig!

Das ist sogar für einen geübten Schützen schwer.

Mauser98K
05.08.2006, 12:37
Wenn so ein Kämpfer laut schreiend, mit Händen und Füssen wild rumschlenkernt auf mich zu kommen würde, hätte ich längst meine 9 mm gezogen und ihm ein Loch zwischen die Augen verpasst.

:))


Gruss vonne Würfelqualle

Das ist dann aber der Ausnahmefall!

So ein Kämpfer wird unauffällig recht nah an Dich herangehen und dann seine "Maßnahmen" treffen.

Dann hast Du keine Zeit mehr eine Waffe zu ziehen und keinen freien Arm mehr, weil der Kämpfer diesen kontrollieren wird.

Denn:
Schußwaffen sind Distanzwaffen und für den Nahkampf ungeeignet.

Azrael
09.08.2006, 19:45
So, dann mach ma mal weiter:

http://www.youtube.com/watch?v=GD6dKujukMY&mode=related&search=

Vor allem der letzte Teil mit verbundenen Augen veranschaulicht sehr gut, dass Wing Chun ein taktiles System ist. In dem Moment wo Kontakt besteht ist die Optik überflüssig.

Azrael
09.08.2006, 20:01
Noch ein sehr schönes und anschauliches Video, vor allem ab so der 20sten Sekunde sieht man das ganze mal langsam, wie die Reflexe auch eintrainiert werden. Sehr nah gefilmt und ich denke etwas nachvollziebarer, weil der Speed da teilweise immer wieder mal rausgenommen wird

http://www.youtube.com/watch?v=jwF36ZSHHII&mode=related&search=

Azrael
09.08.2006, 20:16
Ein kleines Beispiel dafür, wieviel Energie man auf wie kleinem Raum freisetzen kann, wenn man weiß wie und über die entsprechende Technik verfügt. Merke: Da ist jetzt noch nicht einmal ein Schritt dabei.

http://www.youtube.com/watch?v=VBp51BtTj64

Azrael
09.08.2006, 20:21
...und hier noch mal sehr schön ein paar Kraftprinzipien demonstriert. Auch noch einmal der one-inch-punch, man beachte dir Wirkung. Und nein, das ist nicht gefakted.

http://www.youtube.com/watch?v=l7wDsaMsypk

...und ja, der alte Mann steht da wirklich nur mit einem Bein auf der Waage.

Meister Lampe
10.08.2006, 00:29
Wenn so ein Kämpfer laut schreiend, mit Händen und Füssen wild rumschlenkernt auf mich zu kommen würde, hätte ich längst meine 9 mm gezogen und ihm ein Loch zwischen die Augen verpasst.

Jaja, und ich trage ständig mein 5,56mm G36K bei mir - schön mit eingeklappter Schulterstütze in der Gesäßtasche. :rolleyes:

Joseph
03.07.2008, 14:46
Diese Technik gibt es bei keiner anderen Kampfkunst, Wing Chun ist ein rein taktiles System.



Bei dir hat die Gehirnwäsche gegriffen.

Azrael
03.07.2008, 15:15
Ich kann es nur wiederholen:

Du bist ein Dummschwätzer.

Joseph
03.07.2008, 16:03
Glaub nur weiter fest an den taktilen Endsieg.

Azrael
03.07.2008, 16:20
Glaub du nur weiter, du hättest auch nur einen Hauch von Ahnung. Ansonsten - siehe Signatur.