PDA

Vollständige Version anzeigen : Erzieht die Schule zur Eigenverantwortung?



Leyla
25.07.2006, 14:08
Liebe Forumsgemeinde,

Eigenverantwortung ist heute ein häufig verwendetes Schlagwort und ohne Zweifel auch wünschenswert. Streitpunkt ist meistens die Frage, ob die konsequente Eigenverantwortung des Einzelnen jede soziale Verantwortung überflüssig macht.

Da sich diese Diskussion so ziemlich im Kreis dreht, würde mich zur Abwechslung mal interessieren, inwiefern der Einzelne im jugendlichen Alter darauf vorbereitet wird.

Seid ihr in der Schule zur Eigenverantwortung erzogen worden - oder hattet ihr oft das Gefühl, dass sie nur der Disziplinierung dient?

Letzteres hat ja oft zur Folge, dass man später nur noch Dienst nach Vorschrift macht.

Mit Erziehung zur Eigenverantwortung meine ich nicht die Standardfloskeln "Wer nicht fleißig lernt, ist später selbst schuld" oder "Ihr lernt nicht für die Schule, sondern fürs Leben".

Gemeint sind Aufgabenstellungen und Projekte, die eigenständiges Denken und Kreativität fördern - Teamarbeit nicht ausgeschlossen - und nicht nur darauf abzielen, ob Formeln, Vokabeln und Daten schön auswendig gelernt wurden.

Falls ihr diesbezüglich positive Erfahrungen habt, würde mich auch noch interessieren, ob dies eurer Meinung nach dem Schulsystem oder eher dem persönlichen Engagement einzelner Lehrer zu verdanken war.

Danke im Voraus!

turn-the-page
25.07.2006, 14:22
Wir haben in der 8. Klasse Projektarbeit gemacht, d.h. wir bildeten mehrere Teams (Arbeitsgruppen), die dann ein Thema (z.B. in Biologie, Erdkunde und Geschichte) eigenverantwortlich und umfassend erarbeiteten.
Das hat wesentlich mehr Spaß gemacht als stures Lernen nach Schema F, und das Gelernte blieb auch viel länger gespeichert.
Und bei der Bildung dieser Teams hatten wir freie Wahl, wer mit wem zusammenarbeiten wollte.

Allerdings waren diese Arbeitsgruppen weniger dem Schulsystem als vielmehr dem persönlichen Engagement unseres ganz hervorragenden Lehrers zu verdanken, denn solche Projekte waren zu meiner Schulzeit etwas absolut Innovatives.

Patrik Marxyciel
25.07.2006, 14:24
Ich gehe noch zur Schule, ans Gymnasium in der Schweiz und ich muss sagen, dass dort die Eigenverantwortung vorausgesetzt wird. Wer das nicht mitbringt muss sie entweder lernen oder muss gehen.
An anderen Schulen ist es aber so, dass die Kinder ständig überwacht und kontrolliert werden. Dies finde ich nicht sehr förderlich für die Eigenverantwortung.

Kenshin-Himura
25.07.2006, 14:29
Seid ihr in der Schule zur Eigenverantwortung erzogen worden - oder hattet ihr oft das Gefühl, dass sie nur der Disziplinierung dient?

Bis in den kleinsten Winkel jedes Backsteins der Schule, wurde alles durch die Lehrer kontrolliert, um jede Form von Eigenverantwortung von vornherein zu unterdrücken. Nur, wenn es um Zuständigkeiten und Schuld geht, dann ist die ,,Eigenverantwortung", wie es die Lehrer dann nennen, natürlich bei den Schülern. Merke: Wenn irgendwas nicht klappt (Experiment, Kunststuck, Theater-Aufführung,...) : Schüler war schuld.


Gemeint sind Aufgabenstellungen und Projekte, die eigenständiges Denken und Kreativität fördern - Teamarbeit nicht ausgeschlossen - und nicht nur darauf abzielen, ob Formeln, Vokabeln und Daten schön auswendig gelernt wurden.

Falls ihr diesbezüglich positive Erfahrungen habt, würde mich auch noch interessieren,

Diese Gedanken gehen meiner Meinung nach von falschen Grundaussagen aus bzw. fertigen die Meinungsmache dieses Threads vor. Es wird von vornherein ausgegangen, dass man diesbezüglich nur positive und keine negativen Erfahrungen gemacht haben kann (und wenn doch, soll man diese hier ja nicht benennen...) . Man könnte den Thread also auch als pro-Lehrer-Werbethread auffassen.


ob dies eurer Meinung nach dem Schulsystem oder eher dem persönlichen Engagement einzelner Lehrer zu verdanken war.

Es ist von Beidem etwas. Das Schulsystem macht es den Lehrern durch seine krampfhaft überfüllten Lehrpläne und Vorgaben sehr schwer, dass die Lehrer auch mal selbst kreativ werden. Die Lehrer gießen aber noch Öl ins Feuer und zerstören auch noch die wenigen Möglichkeiten, die man hat.

Herr Bratbäcker
25.07.2006, 15:17
Liebe Forumsgemeinde,

Eigenverantwortung ist heute ein häufig verwendetes Schlagwort und ohne Zweifel auch wünschenswert.
In den Schulen sollen die jungen BRDler zu mündigen und zivilcouragierten Staatsbürgern herangezogen werden. Dies ist sehr zu begrüßen. Eigenständiges Denken wird dabei durch eigenverantwortliche Projekte gefördert:

Hier ein solch pädagogisch wertvolles Projekt, das in jüngerer Zeit in Hamburg gelaufen ist:

Zeitzeugenprojekt "Erlebte Geschichte - lebendig gestalten"

Schülerinnen und Schüler führten mit Zeitzeugen Interviews und nahmen sie mit Video oder als Audio auf.

Das Thema lautete Nationalsozialismus. Vorgabe der Lehrerschaft war dabei: „Durch eine Reflexion der deutschen Geschichte wird der Kampf gegen Rechts und Rassismus unterstützt.“ Durch das Projekt sollte nach Ansicht der Lehrer Medienkompetenz vermittelt werden, die den Jugendlichen zu selbstständigem Handeln befähigt.

Zur Einstimmung in das Thema wurde den Schülerinnen/Schülern die Dokumentarreihe "Die Befreiung" gezeigt, Hierin wurden aus Sicht der Betroffenen die wichtigsten Etappen des letzten Kriegsjahres im Westen gezeigt.

In einem weiteren Projekt durften sich die BRD-Schülerinnen/Schüler an einer Kampagne "Gegen das Vergessen" beteiligen. Die Anfertigung von Plakaten zum Thema war gefragt.

Die Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen. Wie ich finde, wird doch allerhand getan, um die Schülerinnen/Schüler zu selbständig und unabhängig denkenden, mündigen und wertvollen BRDlern zu machen.
:cool: :] :]

Andreas63
25.07.2006, 15:34
Das kenne ich noch gut aus DDR-Zeiten. Da sollten die Schüler zu allseits entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten erzogen werden. Selbstverständlich war auch eine freie Meinungsäußerung in den 'Diskussionen' erwünscht. Aber wehe, wenn der Schüler so naiv war, das zu glauben. Dann fand er sich sehr schnell zu einer Aussprache in der Direktion wieder.
Merke: Eigene Meinung und Eigenverantwortung nur, solange sie mit dem herrschenden System nicht in Widerspruch geraden. Die BRD ist genauso verlogen, wie es die DDR war.

Herr Bratbäcker
25.07.2006, 16:35
Das kenne ich noch gut aus DDR-Zeiten. Da sollten die Schüler zu allseits entwickelten sozialistischen Persönlichkeiten erzogen werden. Selbstverständlich war auch eine freie Meinungsäußerung in den 'Diskussionen' erwünscht. Aber wehe, wenn der Schüler so naiv war, das zu glauben. Dann fand er sich sehr schnell zu einer Aussprache in der Direktion wieder.
Merke: Eigene Meinung und Eigenverantwortung nur, solange sie mit dem herrschenden System nicht in Widerspruch geraden. Die BRD ist genauso verlogen, wie es die DDR war.
Ich würde gern Mitglied in Deinem Club werden. :] Wie geht das???

Andreas63
25.07.2006, 16:44
Ich würde gern Mitglied in Deinem Club werden. :] Wie geht das???
Da es außer mir noch keine weiteren Mitglieder gibt, bleibt die ganze Arbeit an mir hängen und ich hatte noch keine Zeit, eine Satzung oder einen Mitgliedsantrag auszuarbeiten. Aber wenn Du möchtest, kann ich Dich gern formlos aufnehmen.

Herr Bratbäcker
25.07.2006, 16:52
Aber wenn Du möchtest, kann ich Dich gern formlos aufnehmen.
Wie hoch soll denn der Jahresbeitrag sein?

ErhardWittek
25.07.2006, 17:05
Da es außer mir noch keine weiteren Mitglieder gibt, bleibt die ganze Arbeit an mir hängen und ich hatte noch keine Zeit, eine Satzung oder einen Mitgliedsantrag auszuarbeiten. Aber wenn Du möchtest, kann ich Dich gern formlos aufnehmen.
Darf ich auch mitmachen? Ich könnte dann zu Deiner Entlastung vielleicht die Mitgliederzeitschrift gestalten.

Herr Bratbäcker
25.07.2006, 17:09
Darf ich auch mitmachen?
Erst mußt du mindestens 5 Bürgen aus Clubkreisen benennen oder 26 Jahresbeiträge im voraus bezahlen.

Andreas63
26.07.2006, 10:32
Wie hoch soll denn der Jahresbeitrag sein?
Ich stelle mir vor, daß ich von den Beiträgen leben kann. Solange es nur wenige Mitglieder gibt, kommt da natürlich einiges auf Dich zu.

@Erhard:
Über Deinen Antrag wird die nächste Mitgliederversammlung entscheiden. Ich könnte mir aber gut vorstellen, daß die Entscheidung positiv ausfällt, da du gern Arbeiten übernehmen möchtest.

SLOPPY
26.07.2006, 11:12
In den Schulen sollen die jungen BRDler zu mündigen und zivilcouragierten Staatsbürgern herangezogen werden. Dies ist sehr zu begrüßen. Eigenständiges Denken wird dabei durch eigenverantwortliche Projekte gefördert:
Hier ein solch pädagogisch wertvolles Projekt, das in jüngerer Zeit in Hamburg gelaufen ist:
Zeitzeugenprojekt "Erlebte Geschichte - lebendig gestalten"
Das Thema lautete Nationalsozialismus. Vorgabe der Lehrerschaft war dabei: „Durch eine Reflexion der deutschen Geschichte wird der Kampf gegen Rechts und Rassismus unterstützt.“ Durch das Projekt sollte nach Ansicht der Lehrer Medienkompetenz vermittelt werden, die den Jugendlichen zu selbstständigem Handeln befähigt.
Zur Einstimmung in das Thema wurde den Schülerinnen/Schülern die Dokumentarreihe "Die Befreiung" gezeigt, Hierin wurden aus Sicht der Betroffenen die wichtigsten Etappen des letzten Kriegsjahres im Westen gezeigt.

Was an dem übliche roten Einheitsbrei von "Befreiung" und "Zeitzeugen des Widerstands" etc. soll denn zur freien Persönlichkeitsbildung beitragen?

Den Schülern werden politisch konforme Themen aufgezwungen mit konkret vorgegeben Erwartungen, was dabei rauskommen muss!

Die Schüler haben doch dabei keinerlei Handlungsspielraum. Warum dürfen die nicht mal Ritterkreuzträger, Ostfrontkämpfer oder erfolgreiche U-Boot Kommandanten und andere herausragende Zeitzeugen zu solchen Themen befragen, was sicher interessanter und wesentlich aufschlussreicher wäre als der immer wiederholte Kotzbrei des nie stattgefunden antifaschistischen Widerstandes und/oder der Märchenerzählungen diverser Flüchtlinge, die diese Zeit aus sicherer Entfernung in England oder Amerika verbrachten...