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Vollständige Version anzeigen : "Initiative 50 plus" ?



kritiker_34
18.07.2006, 08:11
Was haltet ihr von der "Initiative 50 plus" ?
Welche anderen Vorschläge gibt es für Arbeitnehmer übr 50 ?

Unmut über Münteferings Kombilohn

Arbeitsminister Müntefering in der Kritik

In der SPD und beim DGB gibt es Unmut über das von Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) geplante Modell eines Kombilohns für Ältere. "Solche Instrumente gibt es bereits. Sie haben in der Vergangenheit keine Wirkung gezeigt und werden auch in Zukunft keine Wirkung zeigen", sagte der SPD-Arbeitsmarktexperte Ottmar Schreiner der "Financial Times Deutschland". Ähnlich äußerte sich das Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Annelie Buntenbach: Es sei der "falsche Weg", Ältere zu Billigjobbern zu machen, sagte sie dem Blatt.

http://onnachrichten.t-online.de/c/85/19/20/8519208.html

wtf
18.07.2006, 08:16
Eine weitere Subvention, die einen Haufen Kohle kosten und nichts bringen wird. Die Sozis kapieren es nie.

Andreas63
18.07.2006, 08:21
@wtf: Aber auch die CDU scheint sukzessive ihren Wirtschaftsverstand einzubüßen, da sie dies für einen guten Vorschlag hält. Liegt wohl an der Unterwanderung von links.

kritiker_34
18.07.2006, 08:22
Eine weitere Subvention, die einen Haufen Kohle kosten und nichts bringen wird. Die Sozis kapieren es nie.

von den Subventionen halte ich auch nicht viel.
wie kommt es aber, dass es z.B. in England viel mehr Beschäftigte über 50 gibt? Ist es nicht so, dass in vielen Branchen weniger nach tatsächlichem Können, sondern teils nach Alter entschieden wird? Wäre es nicht an der Zeit, einen vernüftigen "Generationenmix" anzustreben?

Kalmit
18.07.2006, 08:25
Gar nichts... der selbe Stuss wie Hartz IV & Co.!!! Wird nur einen Haufen Geld kosten, die Unternehmen werden den Staat noch mehr ausnutzen - und am Ende hat kein einziger über 50-jähriger dadurch ne richtige Stelle gefunden... :rolleyes:

Sowas wie die nennen sich immer noch ungestraft "Sozialdemokraten"... X(

klartext
18.07.2006, 08:26
Eine weitere Subvention, die einen Haufen Kohle kosten und nichts bringen wird. Die Sozis kapieren es nie.
Die Sozis sind die eigentlichen Kapitalisten, weil sie meinen, durch Umverteilung Probleme lösen zu können. Einfach Geld hineinstecken, und schon ist es gelöst.

wtf
18.07.2006, 08:30
Mit "Sozis" meinte ich wirtschaftlich Inkompetente aller Parteien, also SED, SPD, CDU, CSU sowie GRÜNE.

Ursache für die Unterbeschäftigung älterer Menschen sind aberwitzige Tarifabschlüsse, die die Höhe des Einkommens u.a. vom Alter des Arbeitnehmers abhängig machen.

Der "vernünftige Generationenmix" stellt sich ganz von selbst ein, wenn man aufhört, den Arbeitsmarkt zu manipulieren.

Stattdessen werden jetzt nicht vorhandene Millarden verpulvert und nachher reibt man sich verwundert die Augen, weil > 50jährige für zwei Jahre eingestellt und nach Abgreifen der Subvention wieder entlassen werden.

Wie immer: Ein Eingriff in den freien Markt (in diesem Fall der Preisfindung für die Arbeitskraft) ist stets teuer, wirkungslos und schädlich.

wtf
18.07.2006, 08:30
Hey, Kalmit, wir sind einer Meinung?

Kalmit
18.07.2006, 08:37
"Umverteilung" - ich kann's nicht mehr hören... jedes Mal, wenn ihr irgendwo Geld für'n Bier ausgebt, verteilt ihr euer Geld in die Kassen eines anderen... :rolleyes:

Wenn am Ende des Kreislaufs alles Geld zurück in die Wirtschaft fließt - was habt ihr gegen Umverteilung!? Dürfen Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger, Rentner, Schüler - oder der Pendler mit dem Geld, dass er bis vor kurzem noch von der Steuer absetzen konnte - bei euch eigentlich einkaufen - schließlich tun sie das mit "umverteiltem" Geld!? Wer hat denn eigentlich die höheren Konsumquoten - Gutverdiener oder Empfänger von Staatsleistungen / Geringverdiener!?

wtf
18.07.2006, 08:41
"Umverteilung" - ich kann's nicht mehr hören... jedes Mal, wenn ihr irgendwo Geld für'n Bier ausgebt, verteilt ihr euer Geld in die Kassen eines anderen... :rolleyes:

Das siehst Du falsch. Wenn ich ein Bier kaufe, ist das Markt. Wenn mir Papa Staat 10 Euro abnimmt (Steuer) und dafür sorgt, daß die Bierzuteilung "gerecht" vonstatten geht, und mir 1,357 Biere zugeteilt werden, dann ist das Umverteilen.

Kalmit
18.07.2006, 08:46
Hey, Kalmit, wir sind einer Meinung?

In der Schlussfolgerung vielleicht, das war's aber dann schon... ;)

Dass über 50-jährige heute keine Arbeit kriegen, liegt an der falschen neoliberalen Politik, die wir seit Jahrzehnten durchpeitschen, die zu dieser hohen Massenarbeitslosigkeit geführt hat. Wenn auf dem Arbeitsmarkt ein Heer von 5 Mio. Menschen Stellen suchen, nehmen sich die Unternehmen halt die, die am jüngsten sind. Fertig aus, irgendwie auch verständlich. Ältere sind in einem Unternehmen, in dem sie lange tätig waren wegen der Erfahrung meist unverzichtbar - jedoch passt sowas halt nicht in die hire-und-fire-Mentalität, die hier immer mehr Einzug hält!

Und dann wird auf der anderen Seite das Rentenalter auf 67 erhöht, dass eh keiner mehr in Arbeit erreichen kann - und noch 2 Jahre mehr Abschläge wg. Frühverrentung drohen... X(

Drosselbart
18.07.2006, 08:47
Ich werde am 31. August 50 und bin für mein Unternehmen - ganz ohne Eigenlob - unverzichtbar. Mich muß niemand mit Subventionen in Arbeit bringen oder wie saueres Bier verkaufen.

Der geplante Unfug wird Mitnahme-Effekte auslösen. Für kompetente Leute keine Verbesserung bedeuten und den weniger Qualifizierten auch keine Vorteile bringen. Zahlen müssen wir den Mist allerdings alle.

Kalmit
18.07.2006, 08:53
@Drosselbart: Das ist schön und gut, dass du so ne Stelle hast. Solange dein Unternehmen nicht pleite macht wirst du dir auch keine Gedanken um Arbeitslosigkeit und Frühverentung machen müssen. Die meisten Arbeitslosen, die heute um oder über 50 sind, kommen meist aus Unternehmen, die irgendwann pleite gemacht haben - und dann wird es schwierig - du hast zwar eine super Erfahrung in dem einen Betrieb - aber du wirst keinen mehr finden, in dem es annähernd so war wie im alten - bei 5 Mio. anderen, die nen Job suchen - und viel jünger sind. Und das ist das Problem...

wtf
18.07.2006, 08:54
Wenn auf dem Arbeitsmarkt ein Heer von 5 Mio. Menschen Stellen suchen, nehmen sich die Unternehmen halt die, die am jüngsten sind. Fertig aus, irgendwie auch verständlich. Ältere sind in einem Unternehmen, in dem sie lange tätig waren wegen der Erfahrung meist unverzichtbar - jedoch passt sowas halt nicht in die hire-und-fire-Mentalität, die hier immer mehr Einzug hält!
(
Ich würde schätzen, daß eher 7 Millionen arbeitssuchend sind (minus der Faulpelze).

Du bist fast auf dem richtigen Weg: Unternehmen suchen sich die Arbeitnehmer, die ihnen den meisten Nutzen bringen. Das machst Du übrigens auch, wenn Du zur billigsten Tanke fährst oder die Preise vergleichst, bevor Du eine Digicam kaufst.

Der Arbeitgeber vergleicht bei Bewerbern Nutzen und Preis, genau wie Du. Da ihm qua Tarifvertrag vorgegeben ist, daß Ältere mehr kosten (aber in vielen Fällen nicht mehr bringen), wird er einen Jüngeren nehmen. Wenn Müntefix Subvention durch ist, wird er vielleicht einen Älteren nehmen, dessen Preis künstlich gesenkt wurde, und einen Jüngeren arbeitslos lassen.

Drosselbart
18.07.2006, 09:05
Den größten Nutzen bringt nicht unbedingt immer nur ein Junger, nur weil er jung ist. Es zählen auch andere Faktoren.

Kalmit
18.07.2006, 09:09
Mit den 7 Mio. stimmt, seh ich auch so. Zum Rest: Fast... ;) Nur dass ich eben Menschen nicht nur als Kostenfaktor ansehe, was du hier mal wieder machst. Nach dir hat jeder einen (von der unsichtbaren Hand) bestimmten Preis, zu der er sich verkaufen muss. Dass Ältere (mehr kosten und) wenig bringen ist ne ziemlich diskriminierende Aussage. Ich hab mal ne Studie gelesen, wonach ein Mitarbeiter seine optimale Produktivität erst nach 13 Jahren erreicht...

In jungen Jahren kann es vielleicht noch sinnvoll sein, in mehreren Firmen tätig gewesen zu sein - aber je älter man wird, desto sesshafter wird man, desto weniger machen Firmenwechsel noch sinn - sondern die Spezialisierung in einem Betrieb!

Warum ist das Modell eigentlich so falsch: die Lebenslange Arbeit in einem einzigen Betrieb, wie das bei meinen Großeltern noch der Fall war!?

wtf
18.07.2006, 09:17
Wir kommen der Sache näher.

Den Mensch nicht als Kostenfaktor sehen. Ein hübscher Sonntagsspruch, wie gemacht für den Altpräsidenten Rau.

Wenn man ein Unternehmen leitet, hat man Einnahmen und Ausgaben. Ausgaben sind z.B. Personalkosten. Bitter, aber wahr.

Richtig, jeder Angestellte kostet Geld, hat ergo einen Preis, den der Arbeitgeber zahlen muß, genauer: den der Arbeitnehmer erwirtschaften muß.

Es gibt Fälle, bei denen Ältere bessere Umsätze generieren als Jüngere und umgekehrt.

In die Preisfindung einzugreifen, ist eine wirtschaftliche Sünde. Ein höheres Gehalt zu befehlen, weil jemand älter ist, und sich anschließend zu wundern, daß so wenig Ältere beschäftigt sind, ist absurd.

bernhard44
18.07.2006, 09:29
Und was ist mit "Corporate Identity"? Spielt das keine Rolle mehr? Ich kann mir nicht vorstellen dass es für ein Unternehmen auf Dauer keine Nachteile bringt, wenn die Mitarbeiter sich nicht mit dem Unternehmen identifizieren können und immer mit dem Gefühl der drohenden Entlassung ihren Job mehr oder weniger Lustlos abarbeiten.

wtf
18.07.2006, 09:39
Und was ist mit "Corporate Identity"? Spielt das keine Rolle mehr? Ich kann mir nicht vorstellen dass es für ein Unternehmen auf Dauer keine Nachteile bringt, wenn die Mitarbeiter sich nicht mit dem Unternehmen identifizieren können und immer mit dem Gefühl der drohenden Entlassung ihren Job mehr oder weniger Lustlos abarbeiten.
Bei der Betrachtung der Kosten eines Arbeitnehmers gibt es sehr viele Faktoren, auch weiche. Wenn ein AN bei Kunden sehr gut ankommt, viel Erfahrung hat, wenig krankfeiert etc., ist das "wertsteigernd". Gerade in dieser Hinsicht bieten ältere Mitarbeiter viele Vorteile.

Umgekehrt entstehen hohe Kosten, wenn ein neuer Mitarbeiter angelernt werden muß.

Die Entscheidung, sich von jemandem zu trennen oder einen neuen Mitarbeiter einzustellen, macht sich ein Mittelständler normalerweise jedenfalls nicht leicht.

Misteredd
18.07.2006, 09:46
von den Subventionen halte ich auch nicht viel.
wie kommt es aber, dass es z.B. in England viel mehr Beschäftigte über 50 gibt? Ist es nicht so, dass in vielen Branchen weniger nach tatsächlichem Können, sondern teils nach Alter entschieden wird? Wäre es nicht an der Zeit, einen vernüftigen "Generationenmix" anzustreben?

Die haben keine Frühpensionierung/ - verrentungsprogramme, also werden Firmen ihre "Alten" Mitarbeiter nur durch normale Kündigung los - also praktisch nicht.

Drosselbart
18.07.2006, 09:49
Ihr geht immer davon aus, daß der Jüngere automatisch und stets besser, kostengünstiger und profitabler für den Betrieb ist. Das ist häufig aber gerade nicht der Fall. Es gibt Firmen, die versuchen händeringend ihre "Alten" zu halten. Mit gutem Grund.

wtf
18.07.2006, 10:00
Ihr geht immer davon aus, daß der Jüngere automatisch und stets besser, kostengünstiger und profitabler für den Betrieb ist. Das ist häufig aber gerade nicht der Fall. Es gibt Firmen, die versuchen händeringend ihre "Alten" zu halten. Mit gutem Grund.
Das habe ich ja geschrieben. Bei körperlich anstrengenden Arbeiten sind Jüngere performanter, bei geistigen Tätigkeiten häufig Ältere.

Drosselbart
18.07.2006, 10:03
Das habe ich ja geschrieben. Bei körperlich anstrengenden Arbeiten sind Jüngere performanter, bei geistigen Tätigkeiten häufig Ältere.

:top:

Und manchmal ist es ja auch so, daß ein guterhaltener 50-er einem Jungen, fastfood-, Alkohol-, Verweichlichungs- und Abschlaffungsgeschädigten auch körperlich noch etwas vormacht.

wtf
18.07.2006, 10:08
In der Tat. Außerdem sind Ältere deutlich seltener (dann allerdings länger) krank.

Frei-denker
18.07.2006, 10:20
Wie hier bereits angesprochen wurde, wird es bei dem Kombilohn zu Mitnahmeeffekte bzw. Mißbrauch durch Unternehmen kommen.

Man muß sich klar machen, daß bei einer durch ständige Steuer- und Abgabenerhöhungen mies gewordene Binnennachfrage die Unternehmen nicht mit Umsatzsteigerungen rechnen, folglich auch keine zusätzlichen Mitarbeiter einstellen.

Was werden die Unternehmen also machen, wenn der Staat ihnen Mitarbeiter anbietet, deren Lohn er zum Teil subventioniert? Sie werden einfach die eigenen voll bezahlten Mitarbeiter durch Kombilohnarbeiter austauschen. So können sie Teile der Personalkosten auf den Staat abwälzen.

Ergebnis:

1.Die Unternehmen können durch die Personalkostensenkung ihre Gewinne steigern.

2. Es wird in der Summe nicht weniger Arbeitslose geben, da nur ein Austausch der Arbeiter auf bestehenden Arbeitsplätzen stattfindet.

3. Der Staat wird durch die Subvention der Personalkosten der Unternehmen ein weiteres Finanzloch reißen.

4. Dieses Finanzloch wird der Staat durch Steuererhöhungen bei den Verbrauchern schließen.


Im Endeffekt wird der Staat den Unternehmern Geld schenken und dafür die Arbeitnehmer mit Steuern belasten. Sowas nenne ich eine unverantwortliche Umverteilung von unten nach oben!

wtf
18.07.2006, 10:47
Korrekte Diagnose. Dazu hättest Du noch erwähnen können, daß sich absurderweise Linke für die Idee begeistern. DAS nennt man paradox.

Frei-denker
18.07.2006, 10:53
Korrekte Diagnose. Dazu hättest Du noch erwähnen können, daß sich absurderweise Linke für die Idee begeistern. DAS nennt man paradox.
Das könnte man auch anders deuten. Die Gewinner sind ja einzig und allein die Unternehmer. Insofern könnte man argwöhnen, daß diese kontraproduktive Aktion durch Einflußnahme des Kapitals auf die Unternehmerparteien initiiert wurde. Immerhin hat Merkel bei Amtsantritt den Kombilohn als das Ei des Kolumbus angepriesen. Und die SPD zähle ich mittlerweile zu den Unternehmerparteien, da die meißten Spd-Bundestagsabgeordneten mittlerweile im Aufsichtsrat oder Vorstand irgendeines Unternehmens sitzen.

Uri Gellersan
18.07.2006, 19:57
@wtf, Drosselbart & Co.
Bei Eurer Diskussion vergesst ihr aber, dass längst nicht alle AN über 50 von irgendwelchen Tariflöhnen abhängig sind. Im kaufmännischen ist es seit jeher meistens die persönliche Gehaltsverhandlung, die den Preis des AN bestimmt.
Ich bin seit 1976 im Berufsleben und habe noch nie einen Tariflohn bekommen. Immer selbst ausgehandelt, mit UG/WG und was sonst wichtig ist. Gut, seit '91 bin ich selbständig, aber da zählt's eh anders.
Die Tariflöhne betreffen ergo die stets schrumpfende Zahl von AN in den Produktionsstätten und nicht zu vergessen, das Heer von Beamten und Staatsdienern. Deren Besoldungen sind im besonderen jene, die nach Altersgruppen und Dienstgrad stets steigend vergütet werden, nicht nach Leistung.

Aber zurück zu den über 50. Ich halte es für eine deutsche Manie, dass man nur jung und fit etwas wert sei und einem Unternehmen nutzen bringe.
OK, die sind meist billiger als jene, die sich über Jahrzehnte 'hochgearbeitet' haben und heute Leitungsfunktionen besetzen. Aber gerade das Rauskehren der Mittelmangementebene in den 80er Jahren führte schon zum Stamm der Alos über 50. Dazu natürlich auch die Computer, Technisierung von Arbeitsabläufen etc.

Meiner Meinung nach kann man diese Leute, die alle den Vorteil der Erfahrung mitbringen nur dann sinnvoll in Beschäftigung bringen, wenn man mal völlig neue Wirtschaftszweige etabliert.
Beispiel: flächendeckendes Magnetbahnnetz bauen, um Luftverkehr zu entlasten und neue Exportfelder zu erschließen.
Oder die Binnenwasserwege modernisieren und Hochwasserfest zu machen.
Oder die in vielen Städten marode Abwasserinfrastruktur zu erneuern.
Oder, oder, oder....
Es gibt unzähliger solcher Infrastrukturprojekte, die in den Jahrzehnten seit den 70ern sträflich vernachlässigt wurden.
Es ist also eine rein politische Entscheidung, eben das nicht lange getan zu haben und bis heute nichtmal daran zu denken. Da liegt der Hund begraben und würde man derartiges anstoßen, flössen Steuer- und Abgabenmilliarden das es dem Finanzminister ein Grinsen auf alle 4 Backen zaubern würde.
Vielleicht bräuchte man dann sogar wieder 'Gastarbeiter'.

Doch das setzt gerade einen 'starken Staat' voraus und nicht den Privatisierungswahn, der die Politikerkaste seit Jahren befallen hat. Für den Fehler werden unsere Kinder und Enkel noch bitter zahlen müssen. Jede Wette.



UG

tommy3333
18.07.2006, 21:38
Was haltet ihr von der "Initiative 50 plus" ?
Welche anderen Vorschläge gibt es für Arbeitnehmer übr 50 ?

Unmut über Münteferings Kombilohn

Arbeitsminister Müntefering in der Kritik

In der SPD und beim DGB gibt es Unmut über das von Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) geplante Modell eines Kombilohns für Ältere. "Solche Instrumente gibt es bereits. Sie haben in der Vergangenheit keine Wirkung gezeigt und werden auch in Zukunft keine Wirkung zeigen", sagte der SPD-Arbeitsmarktexperte Ottmar Schreiner der "Financial Times Deutschland". Ähnlich äußerte sich das Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Annelie Buntenbach: Es sei der "falsche Weg", Ältere zu Billigjobbern zu machen, sagte sie dem Blatt.

http://onnachrichten.t-online.de/c/85/19/20/8519208.html
Dass sowas möglich ist, hier stimme sogar mal dem DGB zu. Tja, auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Diese "Initiative 50 plus" alleingenommen ist Mumpitz, weil sie nur einen Drehtüreneffekt erzeugt. Sie schafft weder mehr Kaufkraft (wg. "Gegenfinanzierung") noch mehr Binnennachfrage noch mehr offene Stellen. Eher werden andere wiederum aus dem Arbeitsmarkt verdrängt, und vermutlich wird es dann junge Menschen im Berufseinstiegsalter treffen. Dazu alles auf Steuerzahlers Kosten, weil auch die Lohnsubvention erst mal aufgebracht und daher auch eingenommen werden muss. Besser wäre eine deutliche Steuerentlastung bei gleichzeitiger Schließung von Steuerschlupflöchern und Subventionskürzungen bzw. -streichungen sowie ein deutlicher Abbau der Bürokratie(en) und eine starke Vereinfachung des Steuersystems, dazu vielleicht noch z.B. eine restriktivere Einwanderungspolitik und Inhaftungnahme von Steuergeldverschwendern.

Skorpion968
18.07.2006, 23:04
Das siehst Du falsch. Wenn ich ein Bier kaufe, ist das Markt. Wenn mir Papa Staat 10 Euro abnimmt (Steuer) und dafür sorgt, daß die Bierzuteilung "gerecht" vonstatten geht, und mir 1,357 Biere zugeteilt werden, dann ist das Umverteilen.

Es ist zwar eine ganz witzige Vorstellung, dass du oder ein anderer 1,357 Biere zugeteilt bekommen. Aber dieses lustige Gedankenspiel macht deine Aussage nicht wahrer.
Der Markt selbst ist nichts weiter als ein Umverteilungsprogramm. Es ist vollkommen egal, mit welchen Mechanismen Umverteilung vorgenommen wird - Umverteilung bleibt Umverteilung!

Ansonsten stimme ich dir in diesem topic aber großteils zu, auch wenn wir die Sache von zwei unterschiedlichen Seiten aus angehen.
Dieser Kombilohn für über 50jährige ist tatsächlich absurd. Er führt nur zu Mitnahmeeffekten auf Seiten der Unternehmen, schafft keinen einzigen zusätzlichen Arbeitsplatz und mündet schließlich darin, dass jüngere AN entlassen werden bzw. Berufseinsteiger noch weniger Chancen erhalten.
Es setzt dem Ganzen die Krone auf, wenn man sich ansieht, dass auf der entgegengesetzten Seite ebenfalls kräftig gepusht wird mit Programmen zur Schaffung von Ausbildungsplätzen. Was nützt denn dem 20jährigen eine abgeschlossene Ausbildung, wenn er danach nicht in den Arbeitsmarkt reinkommt? Das ist alles derart dilletantisch, dass es nur so quietscht...

Im Gegensatz zu dir sehe ich die Ursache dieser völlig schwachsinnigen Politik jedoch nicht bei den "Sozis", sondern bei der Unternehmer-Lobby. Insbesondere die größeren Unternehmen pushen diese Politik, weil sie so auf beiden Seiten was mitnehmen können. Auf der einen Seite winken subventionierte Arbeitskräfte aus der älteren Generation, auf der anderen Seite vergleichsweise preisgünstige Arbeitskräfte im Ausbildungsmarkt. Praktikanten nicht zu vergessen.
Auf der Strecke bleibt alles, was dazwischen liegt, inkl. Berufseinsteiger. Dort werden nur noch diejenigen genommen, die sich maximal billig verkaufen.

Das ist nun wahrlich keine Politik aus dem "Sozi-Handbuch", sondern Unternehmens-Alimentierung par excellence.

Frei-denker
19.07.2006, 09:06
Offensichtlich sind wir uns alle darin einig, daß der Kombilohn arbeitsmarkt-technisch absoluter Mumpitz ist.

Nun war der Kombilohn aber das Instrument, daß Merkel bei Amtsantritt als das Superkonzept anpries. Da stellt sich doch die Frage, was die Große Koaltition denn überhaupt an vernünftigen Konzepten gegen die Arbeitslosigkeit vorzuweisen hat.

Unternehmenssteuerreform? Führt wie Schröders Unternehmenssteuerreform auch nur zur Gewinnmitnahme.

Senkung des Arbeitslosenvers.-Beitrages? Ist auch nur ein Geldgeschenk an die Unternehmer und wird aller Wahrscheinlichkeit nach ebenfalls nur zu Gewinnsteigerungen führen.

Was bleibt dann noch an Konzepten der GK übrig? Könnte es sein, daß unsere etablierten Parteien im Grunde nichts effektives vorzuweisen haben? Verlieren wir durch die Wahl derselben nur weitere vier Jahre?

Drosselbart
19.07.2006, 09:18
So ist es. Das Land trudelt in die Katastrophe. Wer kann sollte auswandern. Nicht ohne Grund verlassen soviele Gutqualifizierte wie seit Kriegsende nicht die untergehende BRD.

D ist kein Einwanderungsland. D ist Auswanderungsland.

Frei-denker
19.07.2006, 19:33
Grad kam in den ARD-Nachrichten die Bestätigung unserer Befürchtungen:

Ottmar Fischer (SPD) sprach sich gegen den Kombilohn aus, denn etwas ähnliches gäbe es in kleinerem Umfang bereits und dort würden nur reguläre Arbeitskräfte gegen Kombilöhner ausgetauscht - also reine Mitnahmeeffekte!

Tatsächlich gibt es so was wie Kombilohn schon. Ein Kumpel von mir macht grad sowas.

Uri Gellersan
19.07.2006, 20:03
Hey Leute, aufwachen!
Ich habe doch oben beschrieben, mit welchen Mitteln sich die Karre aus dem Dreck hieven ließe. Man muss neue Märkte etablieren, d.h. einen evolutionären Sprung in das bereits angebrochene Jahrtausend machen.
So wie der Wandel von der Kutsche zum Motorwagen/Automobil. Dazu ist bis heute eine Unmenge an Technik entwickelt worden, die es verfeinert und letzten Endes einen Großteil der deutschen Wirtschaftsmacht gesichert hat.
Nur, die Technik mit dem rollenden Rad (Auto) ist mittlerweile gut 100 Jahre alt, da könnte man sich aus vielerlei Gründen mal was besseres einfallen lassen. Also: warum nicht eine neue technische Revolution mit der Magnetbahn. Überirdisch, Personen- und Gütervarianten und unterirdisch im Kleinformat für den Post/Paket und Kleintransport grad mit dazu.
Das gäbe Arbeit und neue (höhere) Wertschöpfung für die nächsten 50 - 100 Jahre und diese leidig primitive Verteilungsdebatte hätte mit einem Schlag ein Ende.

Man muss doch nun wirklich nur mal ein bißchen weiter als 4 oder 10 Jahre in die Zukunft denken, zumal die Technik funktioniert, einwandfrei übrigens. Und kommt mir nicht mit den Kosten. Die sind zum Teil gedeckt durch die resultierende Produktivitätserhöhung der Wirtschaft und geben, was den Lohnanteil anbelangt nichts anderes als Binnennachfrage bzw. Kaufkraft.
Das kein Geld da sei, ist ein Märchen. Wenn's so wäre hätte es nie den Wiederaufbau nach dem 2. WK gegeben. Auch da wurde aus Nichts etwas aufgebaut, was im Anschluß als Wert verfügbar war.

Gruss
UG

Frei-denker
19.07.2006, 20:18
Ach Uri, Du hast das Problem leider nicht verstanden. Selbst wenn man eine neue Innovation auf den Markt bringen würde, hätte das keine positiven Auswirkungen auf unseren Arbeitsmarkt, da man die benötigten Teile sicher im Biliglohn-Ausland produzieren und die Teile dann nach Deutschland exportieren würde.

Und die Magnetschwebebahn wäre nur ein Ersatz für ein bereits bestehendes Transportgerät namens "Automobil". Was Du dort an Arbeitsplätzen aufbauen würdest, würdest Du im Automobilbereich abbauen. Also bestenfalls ein Nullsummenspiel. Und wenn dort mehr Arbeitsplätze benötigt würden, als heute in der Automobilbranche, dann wäre diese Innovation aufgrund der höheren Personalkosten bereits unwirtschaftlich. Also: Die Magnetschwebebahn vergiß mal ganz schnell wieder!

Wir haben hier ein Wirtschaftsstrucktur-Problem. Dieses wird von den etablierten Parteien m.E.n. überhaupt nicht angepackt. Statt dessen läßt man alles so laufen und bekämpft nur die Symptome.

Skorpion968
19.07.2006, 20:29
Also: warum nicht eine neue technische Revolution mit der Magnetbahn. Überirdisch, Personen- und Gütervarianten und unterirdisch im Kleinformat für den Post/Paket und Kleintransport grad mit dazu.
Das gäbe Arbeit und neue (höhere) Wertschöpfung für die nächsten 50 - 100 Jahre und diese leidig primitive Verteilungsdebatte hätte mit einem Schlag ein Ende.

Das Problem ist doch auch, dass diese Innovationen gar nicht wirklich gewünscht sind.
Wenn du mit deiner Magnetbahn um die Ecke kommst, werden die Lobbies aller Couleur im Hintergrund auf die Barrikaden gehen, die Automobil-Lobby, die Mineralöl-Lobby etc.

Es ist zum Beispiel schon seit vielen Jahren möglich Autos mit minimalem Kraftstoffverbrauch oder mit alternativen Antrieben zu bauen. Warum gehen die wohl nicht in Serienproduktion???

Ein lustiges Beispiel aus kleinerem Rahmen:
Irgendein Rentner hat vor einiger Zeit ein Gerät entwickelt, mit dem man per Magnetfeld Rasierklingen nachschärfen kann. Dieses Gerät hätte den Rasierklingenverbrauch auf ein Drittel reduziert. Nun rate mal, wie die dazugehörige Industrie auf diese Innovation reagiert hat.

Uri Gellersan
19.07.2006, 20:39
@frei-denker

Das sehe ich völlig anders. Allein für den Streckenbau benötigte man 10.000de Bauarbeiter, die man sicherlich nicht aus dem Ausland rankarren kann. Da bleibt für unsere ALO schon einiges übrig. Auch für bisweilen arbeitlose Akademiker, Ingenieure und Büroleute.
Natürlich besteht die Möglichkeit, die heutigen Autobauer zu Modulbauern für Magnetsysteme umzurüsten. Null Problem, nur muß man es WOLLEN, und da hapert es in unserer deutschen Denke. Keine Aufbruchstimmung, nur noch Depression und Verstrickung in Kleinscheiß.
Sicher fallen auf der einen Seite weitere Jobs weg, aber nicht in dem Maße, wie sie auf der 'neuen' Seite entstehen. Für die Übergangsphase braucht es das alte System ja noch ein ganze Weile.
Nein nein, das ist schon richtig was ich sage.
Ein gleitender Umstieg in eine höhere Ebene der Mobilität. Das wäre für die kommenden 50 Jahre eine Lösung und was dann kommt, wird sich zeigen wenn es soweit ist. Vielleicht fliegt der Mensch dann wie selbstverständlich zum Mars. Das kann keiner vorhersagen.

UG

@ skorpion968

Deiner Argumentation kann ich da eher beipflichten. Es wird verhindert. Zum einen von Lobbyisten die nicht wissen was sie reden (s. Umrüstung) oder Machtinteressen vertreten (Ölkonzerne). Die verhindern ja auch seit Jahrzehnten die Akzeptanz der Kernkraft in D, weil sie der natürliche Feind des Öls ist. Nicht umsonst haben sich Shell & Co. die Photovoltaik unter den Nagel gerissen.

zur Rasiere. Ich denke, billig aufgekauft und in der Schublade versenkt. Ich habe von ähnlichen Machenschaften ebenfalls Kenntnis.

Gruss
UG

Frei-denker
19.07.2006, 20:52
Uri, Du meinst also, daß man für Gleisbauarbeiten keine 10000 ausländischen Biliglohnarbeiter ins Land holen könnte?

Zu Deiner Information:
Man hat mehrere Hundert Tausend ausländische Biliglohn-Bauarbeiter nach Deutschland geholt, so daß auf unseren Baustellen kaum noch Deutsche Bauarbeiter arbeiten. Und in der Landwirtschaft arbeiten allein 300.000 ausländische Biliglohnarbeiter. Selbst der neue Reichstag wurde mit Biligbauarbeitern aus dem Ausland umgebaut.

Wir also kommst Du darauf, daß es bei den grad mal 10.000 Gleisbauarbeitern irgend etwas anders laufen würde?

Statt dessen würdest Du mit der Magnetbahn die Arbeitsplätze der Deutschen in den Autofabriken vernichten. Unterm Strich hätten wir sogar noch weniger Arbeitsplätze als vorher, dafür gewaltige Kosten für die Umstellung auf die Bahn. Davon, daß die Bevölkerung ihre individuelle Mobilität überhaupt nicht aufgeben will und die Magnetbahn viel zu unflexibel ist noch nicht gesprochen! Wie gesagt, vergiß die Magnetbahn mal besser schnell wieder!

Uri Gellersan
19.07.2006, 21:53
Es wäre in der Summe ein Ersatz des heutigen, das ist klar. Wir werden ja nicht (wesentlich) mehr Menschen in D. Aber für den Übergangsprozess, der eben einige Jahrzehnte dauern wird, braucht es für beide Bereiche Arbeitskräfte. Und das schafft hier und jetzt Arbeit und Einkommen für Millionen von Menschen.

Natürlich kann es sein, dass die Wirtschaft geneigt ist, sich Billigheimer aus Osteuropa zu holen, doch aufgepasst!
Hier kommt der Nationalstaat ins Spiel, den es zuvor ohnehin braucht, um die Finanzierung zu ermöglichen (mit EU geht's nicht, wie wir wissen) und da die Gelder vom Staat an die Unternehmen gegeben werden, hat dieser auch ein Mitspracherecht, wie und für wen es verwendet wird.
Das ist ja der Sinn der sozialen Marktwirtschaft.
Wer zahlt, bestimmt wie's läuft.
Natürlich bleibt für die beteiligten Unternehmen Gewinn, aber eben nicht zu dem Preis der Massenarbeitslosigkeit wie heute.
Langfristig wird die Automobilindustrie überflüssig (im Autosektor). Da hast Du Recht. Da sie selbst mit dem Umstellungsprozess aber neue Produkte herstellt geht am Ende nichts verloren, es wird nur 'upgedated', wenn wir das mal so nennen wollen.
Hinzu kommen all die feinen Neuerungen, die ein neues System so mit sich bringen wird und von denen wir heute noch nicht zu träumen wagen.
Das war bei Autoindustrie nicht anders im Verlauf der letzten 100 Jahre.
Da nun aber die Probleme des Autos offensichtlich sind, muss man über kurz oder lang eh etwas ändern. Und ich spreche nicht vom Benzin, dass könnte man (allerdings nur unter Einsatz der Kernenergie zur Herstellung desselben) später mal mit Wasserstoff betreiben. Die Technik ist ja in ihren Kinderschuhen schon vorhanden. Aber was ist mit der Verkehrsdichte, Unfallfolgen, Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit des Transportsektors. Ein Grund für die Krise ist heute ja nicht nur der hohe Spritpreis sondern auch der hohe Zeitaufwand, mit dem Güter unterwegs sind, bis sie durch etliche Staus am Ziel sind.
Und erschwinglich sind z.B. Mittelklasseautos für den Normalverdiener heute auch kaum noch, wenn man ehrlich ist. Sie werden aufgrund des tw. unnützen Schnickschnacks einfach zu teuer.

Ich denke, wir müssen uns von dieser Fessel Automobil einfach mal lösen und wenn wir es nicht verpennen sind wir mit einem flächendeckenden Magnetsystem wieder vorneweg in der Welt. Das wäre gleich das nächste Highlight, wo man stolz auf 'Made in Germany' sein könnte. Denke an die Kids von heute, die hätten wieder Ziele, für die es sich lohnen würde zu lernen und zu arbeiten.

Gruss
UG