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Vollständige Version anzeigen : Gebührenfreies Studieren für Langzeitarbeitslose?



Frei-denker
15.07.2006, 11:22
In Deutschland leben schätzungsweise zwischen 3,5 bis 4 Mio. Langzeitarbeitslose, die schlechte bis sehr schlechte Beschäftigungschancen haben, da sie nicht übermäßig qualifiziert sind. In Zukunft rechnen alle Wirtschaftsweisen mit sinkender Nachfrage nach Geringqualifizierten. Bestenfalls im Bereich Hochqualifizierter kann mit passabler Nachfrage gerechnet werden.

Aktuell gammeln diese Langzeitarbeitslosen zuhause rum und werden von der Politik bestenfalls als Personengruppe angesehen, denen man Faulheit oder Leistungsbetrug nachsagen und so für Leistungskürzungen identifizieren kann.

Auf der anderen Seite werden per Greencard Einwanderer ins Land geholt, die Stellen mit hohen Anforderungen besetzen. Ist dies nicht eine grob fahrlässige Verschwendung von menschlichen Recourcen und eine unverantwortliche Politik?

Langzeitarbeitslose werden durch Studiengebühren am studieren und damit an der für den Arbeitsmarkt so wichtigen Qualifizierung gehindert. Die Studiengebühren sind nämlich auf 500€ pro Semester festgelegt und das kann kein ALG2-Empfänger bezahlen.

Lobend muß man jedoch erwähnen, daß es der Staat den Arbeitslosen ermöglicht, kostenlos über Abendgymnasium das Abitur nach zu machen.
Wäre es nicht sinnvoll, den Langzeitarbeitslosen dann auch ein gebührenfreies Studium zu ermöglichen? Studium als Alternative zum auf der Parkbank Biertrinken?

Wie sinnvoll ist es, 4 Mio. Langzeitarbeitslose zu alimentieren, ohne ihnen eine echte Perspektive auf dem Arbeitsmarkt zu geben? Sollte man nicht eine Bildungsinitiative starten, die Langzeitarbeitslosen ein Studium erleichtert?

GnomInc
15.07.2006, 13:34
Klingt gut und nützt wenig.

Warum sollte ich zu meinem Diplom noch eines machen- wenn ich dann
4 oder 5 Jahre älter bin und noch schwerer einen Job finde ?
Wer garantiert einen Job danach ?

Abitur anbieten dagegen ist sehr sinnvoll- für junge Leute .
Könnte ein Sprungbrett sein.

Something Wicked
15.07.2006, 14:23
Zumal: Wie soll man studieren, wenn man kein Abitur hat? Und das fehlt bei einem Großteil der jungen Arbeitslosen. Viele haben nicht einmal einen Realschulabschluss. Wie sollten die denn bitte im Studium zurecht kommen?

Außerdem wäre das eine krasse Übervorteilung derjenigen, die regulär Abitur gemacht haben und Studiengebühren zahlen.

Wie GnomInc sagt: Klingt gut, nützt wenig.

Frei-denker
15.07.2006, 18:10
Ich dachte da an Leute so in den dreizigern. Abitur können die bereits kostenlos machen, nur studieren ist für einen ALG2-Empfänger unbezahlbar.

Natürlich wird nicht jeder die geistigen Fähigkeiten mitbringen, doch etlichen könnte das die Möglichkeit auf Beschäftigung erheblich verbessern.

Man muß sich auch klar machen, daß bereits mit 35 die Altersdiskriminierung einsetzt. Wenn man dann geringqualifiziert ist, siehts echt düster aus. Bis zum Renteneintrittsalter sind es aber immer noch 30 Jahre. Und warum nicht die Leute Qualifizieren? Die Alternative ist auf der Parkbank zu sitzen und sich vollaufen zu lassen.

Skorpion968
16.07.2006, 02:08
Ich dachte da an Leute so in den dreizigern. Abitur können die bereits kostenlos machen, nur studieren ist für einen ALG2-Empfänger unbezahlbar.

Natürlich wird nicht jeder die geistigen Fähigkeiten mitbringen, doch etlichen könnte das die Möglichkeit auf Beschäftigung erheblich verbessern.

Man muß sich auch klar machen, daß bereits mit 35 die Altersdiskriminierung einsetzt. Wenn man dann geringqualifiziert ist, siehts echt düster aus. Bis zum Renteneintrittsalter sind es aber immer noch 30 Jahre. Und warum nicht die Leute Qualifizieren? Die Alternative ist auf der Parkbank zu sitzen und sich vollaufen zu lassen.

Deine Absicht in allen Ehren! Ist sicher gut gemeint. Würde uns aber nicht weiterbringen.

Viele Arbeitslose haben die Quali nicht für ein Studium. Und es würde auch nichts bringen, jetzt viele Arbeitslose zu Akademikern zu machen, denn es stehen auch genug Akademiker ohne Job auf der Strasse bzw. werden nur von einem unbezahlten Praktikum zum nächsten unbezahlten Praktikum weitergereicht. Solche Maßnahmen, wie du hier vorschlägst, würden allenfalls den akademischen Abschluss abwerten und die Konkurrenz in diesem Sektor nur um ein Vielfaches erhöhen.

Der einzige Weg ist Arbeitsplätze zu schaffen. Und da das freiwillig nicht funzt, muss man den Druck staatlicherseits erhöhen, mindestens indem man in einem ersten Schritt unbezahlte Praktika verbietet.

Was nützt es dem ALGIIer, wenn er ein kostenloses Studium bekommt und sich danach nur einen Flur weiter ebenfalls wieder auf die Bank in der Arbeitsagentur setzen darf?

Frei-denker
16.07.2006, 07:40
Wie stark bereits Akademikerberufe überlaufen sind, kann ich nicht genau abschätzen. Ich bin bei meinem Überlegungen der These gefolgt, daß ein Hochqualifizierter bessere Beschäftigungschancen hat.

Sollte jedoch diese Prämisse auch nicht mehr gültig sein, weil auch die Akademikerberufe überlaufen sind, müßte man die Tatsache realisieren, daß die Arbeitslosigkeit nichts mehr mit dem Arbeitssuchenden selbst zu tun hat und der Arbeitslose praktisch keine Chance mehr hat, sein Schicksal zu wenden. Das wäre allerdings eine ausgesprochen bittere Pille!