Anti-Zionist
15.06.2006, 15:36
Den zu Deutschland Stehenden hier wollte ich dieses interessante WELT-Interview (http://www.welt.de/data/2006/06/15/916355.html) mit dem Historiker Paul Nolte nicht vorenthalten:
DIE WELT: Herr Professor Nolte, in den Tagen der Fußball-WM erblüht Deutschland in Schwarz-Rot-Gold. Ist das Ausdruck eines neuen, unbeschwerten Patriotismus?
Paul Nolte: Wir Deutsche wissen ja nie so genau, was das sein soll, Patriotismus, und zerreden uns daher den Kopf darüber. Vielleicht steckt in den WM-Tagen ja eine subversive Botschaft der Menschen auf der Straße an die Intellektuellen im Land: Ihr diskutiert in euren komplizierten Hirnwindungen über Patriotismus und neue Leitkultur - und wir stecken uns einfach mal ein Fähnchen ans Auto.
DIE WELT: Warum braucht es in Deutschland einen "Event" wie die Fußball-WM, um patriotische Gefühle auszulösen?
Nolte: Die WM bringt diese Gefühle an die Oberfläche, löst sie aber nicht aus. Sie sind schon da. Daß sich nun vor allem junge Menschen mit Fahnen schmücken, sich schwarzrotgoldene Schals umhängen oder das Nationaltrikot tragen, hängt auch mit einem Wandel der Massenkultur zusammen. Vielen reicht heute "spectator sports", das passive Erleben sportlicher Veranstaltungen, nicht mehr aus. Sie wollen sich aktiv einbringen, ein Gemeinschaftsgefühl erleben, Teil des Ganzen sein, nicht mehr bloß dumpfe Massen. Und bei einer Fußball-WM geschieht dies, indem man sich mit nationalen Symbolen schmückt - und das eigene Team unterstützt. Ganz unverkrampft.
DIE WELT: Vor vier Jahren, bei der letzten WM, geschah dies auch bereits - und Deutschland diskutierte auch damals über einen neuen, unverkrampften Patriotismus. Nun diskutieren wir erneut. Zeigt dies nicht, daß der Patriotismus der Deutschen noch längst nicht unverkrampft ist?
Nolte: Nein. Das zeigt eher, daß wir uns periodisch immer wieder gern mit uns selbst beschäftigen. Heute hat das auch eine andere Dimension als vor vier Jahren. Der Generationswechsel ist weiter vorangeschritten - und mit ihm auch die Unverkrampftheit im Umgang mit nationalen Symbolen. 1990, als Deutschland kurz nach dem Fall der Mauer auch noch Weltmeister wurde, diskutierten wir ja auch über den neuen Patriotismus. Aber damals galt er nicht als unbeschwert, sondern war mit vielen Ängsten und Sorgen verbunden. Diese Ängste haben sich aufgelöst.
...
DIE WELT: Selbst die Achtundsechziger entdecken jetzt ihre patriotischen Gefühle. Erleben wir da einen Wandel auf breiter Front?
Nolte: Die Achtundsechziger haben sich ja in die unterschiedlichsten politischen Ecken verkrümelt. Man weiß gar nicht mehr so genau, wer die eigentlich sind. Es gibt zahlreiche Konvertiten, manche Geläuterte - und viele, die von der generationellen Haltung im Kern nicht mehr abrücken und ihrer eigenen Überzeugung treu bleiben. Letztere werden auch in Zukunft mit nationalen Symbolen und Patriotismus wenig anfangen können. Generell gilt: Die Achtundsechziger-Generation löst sich auf, bricht auseinander. Da ist keine konsistente Haltung erkennbar - und daher auch kein konsistenter Wandel.
[...]
DIE WELT: Herr Professor Nolte, in den Tagen der Fußball-WM erblüht Deutschland in Schwarz-Rot-Gold. Ist das Ausdruck eines neuen, unbeschwerten Patriotismus?
Paul Nolte: Wir Deutsche wissen ja nie so genau, was das sein soll, Patriotismus, und zerreden uns daher den Kopf darüber. Vielleicht steckt in den WM-Tagen ja eine subversive Botschaft der Menschen auf der Straße an die Intellektuellen im Land: Ihr diskutiert in euren komplizierten Hirnwindungen über Patriotismus und neue Leitkultur - und wir stecken uns einfach mal ein Fähnchen ans Auto.
DIE WELT: Warum braucht es in Deutschland einen "Event" wie die Fußball-WM, um patriotische Gefühle auszulösen?
Nolte: Die WM bringt diese Gefühle an die Oberfläche, löst sie aber nicht aus. Sie sind schon da. Daß sich nun vor allem junge Menschen mit Fahnen schmücken, sich schwarzrotgoldene Schals umhängen oder das Nationaltrikot tragen, hängt auch mit einem Wandel der Massenkultur zusammen. Vielen reicht heute "spectator sports", das passive Erleben sportlicher Veranstaltungen, nicht mehr aus. Sie wollen sich aktiv einbringen, ein Gemeinschaftsgefühl erleben, Teil des Ganzen sein, nicht mehr bloß dumpfe Massen. Und bei einer Fußball-WM geschieht dies, indem man sich mit nationalen Symbolen schmückt - und das eigene Team unterstützt. Ganz unverkrampft.
DIE WELT: Vor vier Jahren, bei der letzten WM, geschah dies auch bereits - und Deutschland diskutierte auch damals über einen neuen, unverkrampften Patriotismus. Nun diskutieren wir erneut. Zeigt dies nicht, daß der Patriotismus der Deutschen noch längst nicht unverkrampft ist?
Nolte: Nein. Das zeigt eher, daß wir uns periodisch immer wieder gern mit uns selbst beschäftigen. Heute hat das auch eine andere Dimension als vor vier Jahren. Der Generationswechsel ist weiter vorangeschritten - und mit ihm auch die Unverkrampftheit im Umgang mit nationalen Symbolen. 1990, als Deutschland kurz nach dem Fall der Mauer auch noch Weltmeister wurde, diskutierten wir ja auch über den neuen Patriotismus. Aber damals galt er nicht als unbeschwert, sondern war mit vielen Ängsten und Sorgen verbunden. Diese Ängste haben sich aufgelöst.
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DIE WELT: Selbst die Achtundsechziger entdecken jetzt ihre patriotischen Gefühle. Erleben wir da einen Wandel auf breiter Front?
Nolte: Die Achtundsechziger haben sich ja in die unterschiedlichsten politischen Ecken verkrümelt. Man weiß gar nicht mehr so genau, wer die eigentlich sind. Es gibt zahlreiche Konvertiten, manche Geläuterte - und viele, die von der generationellen Haltung im Kern nicht mehr abrücken und ihrer eigenen Überzeugung treu bleiben. Letztere werden auch in Zukunft mit nationalen Symbolen und Patriotismus wenig anfangen können. Generell gilt: Die Achtundsechziger-Generation löst sich auf, bricht auseinander. Da ist keine konsistente Haltung erkennbar - und daher auch kein konsistenter Wandel.
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