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Vollständige Version anzeigen : Prof. Dr. Ernst Nolte



Schwarzer Rabe
23.05.2006, 14:26
20 Jahre Historikerstreit

Ein deutscher Streitfall: Der Historiker Ernst Nolte

Film von Andreas Christoph Schmidt
Erstausstrahlung


Kaum ein deutscher Historiker hat mehr geschrieben als der heute 83-jährige Ernst Nolte. Und keiner ist so umstritten wie der Mann, der 1986 mit seinem Artikel "Vergangenheit, die nicht vergehen will" den Historikerstreit auslöste. Darin stellte Nolte den "roten Terror" des revolutionären Russlands und die Verbrechen der Nazis in einen ursächlichen Zusammenhang. Der Frankfurter Soziologe Jürgen Habermas warf ihm daraufhin vor, die nationalsozialistischen Gräueltaten zu relativieren. Die publizistische Diskussion, die als Folge entbrannte, war von nie da gewesener Dimension: Sie umfasste rund 1.000 Zeitungsartikel. Seither wird Nolte von der großen Mehrheit seiner Fachkollegen in Deutschland entschieden abgelehnt. Scheinbar unerschüttert besteht Nolte weiterhin darauf, es sei seine Pflicht als Historiker, ursächlich verstehbar zu machen, wie es zu Auschwitz kommen konnte. Damit beabsichtige er jedoch weder Relativierung noch Rechtfertigung der Naziverbrechen.
Andreas Christoph Schmidt rekonstruiert die Eskalation des legendären Streits und gibt Ernst Nolte Gelegenheit, seine umstrittenen Thesen zu erläutern.

http://www.3sat.de/

Hat das gestern wer gesehen? Für mich ist dieser Professor eine echt interessante Persönlichkeit!

Programm ---> gestern (Montag) 20.15Uhr

Schwarzer Rabe
23.05.2006, 14:27
http://www.ernst-nolte.de/Vortrage/vortrage.html

Schaut euch mal seine Seite an - echt interessant!

Waldgänger
23.05.2006, 14:30
Ich habe mich einigermaßen über Ernst Nolte informiert. Interessante Ansichten, aber ich stimme nicht mit der These überein, dass der Nazismus nur eine Reaktion bzw. Konsequenz des Kommunismus war. Es handelte sich stattdessen um zwei Parallelrevolutionen. Es muss aber gesagt werden, dass der Faschismus/Nazismus ohne den Marxismus warscheinlich nie so radikalisiert gewesen wäre.

Schwarzer Rabe
23.05.2006, 14:32
Ich habe mich einigermaßen über Ernst Nolte informiert. Interessante Ansichten, aber ich stimme nicht mit der These überein, dass der Nazismus nur eine Reaktion bzw. Konsequenz des Kommunismus war. Es handelte sich stattdessen um zwei Parallelrevolutionen. Es muss aber gesagt werden, dass der Faschismus/Nazismus ohne den Marxismus warscheinlich nie so radikalisiert gewesen wäre.
Er sprach unter anderem an, dass die deutschen KZ´s die russischen Gulags als Vorlage hatten!

Waldgänger
23.05.2006, 14:38
Er sprach unter anderem an, dass die deutschen KZ´s die russischen Gulags als Vorlage hatten!

Damit mag er recht haben. Die Nationalsozialisten haben wohl die Methoden der Bolschewisten übernommen, ohne Zweifel. Aber wenn vom ideologischen Inhalt die Rede ist, dann kann der Faschismus/Nazismus nicht als bloße Gegenideologie verstanden werden.

Schwarzer Rabe
23.05.2006, 14:40
Damit mag er recht haben. Die Nationalsozialisten haben wohl die Methoden der Bolschewisten übernommen, ohne Zweifel. Aber wenn vom ideologischen Inhalt die Rede ist, dann kann der Faschismus/Nazismus nicht als bloße Gegenideologie verstanden werden.
Er meinte ja auch, dass wenn man z.B. "Antikommunist" ist, man trotzdem nicht der gleichen politischen Strömung angehören muß, obwohl man das selbe Feindbild hat.

---> siehe Antikommunismus der USA während des kalten Krieges

im Vergleich mit:

---> Antikommunismus des 3. Reiches

Waldgänger
23.05.2006, 14:44
Er meinte ja auch, dass wenn man z.B. "Antikommunist" ist, man trotzdem nicht der gleichen politischen Strömung angehören muß, obwohl man das selbe Feindbild hat.

---> siehe Antikommunismus der USA während des kalten Krieges

im Vergleich mit:

---> Antikommunismus des 3. Reiches

Das ist mir ebenso klar, aber ich meine, dass im Geschichtsunterricht
des liberalistischen Systems das Ganze meist so dargestellt wird, dass der
Faschismus und der NS reaktionäre Gegenideologien waren. Das ist
nicht richtig. Kommunismus und Faschismus entstanden eher parallel
voneinander und wären ohne den liberalen Westen nie zu denken gewesen.
Ich würde Noltes Theorie zustimmen, wenn er den Liberalismus als Ausgangspunkt für die modernen totalitären Ideologien nehmen würde.

Schwarzer Rabe
23.05.2006, 14:48
Das ist mir ebenso klar, aber ich meine, dass im Geschichtsunterricht
des liberalistischen Systems das Ganze meist so dargestellt wird, dass der
Faschismus und der NS reaktionäre Gegenideologien waren. Das ist
nicht richtig. Kommunismus und Faschismus entstanden eher parallel
voneinander und wären ohne den liberalen Westen nie zu denken gewesen.
Ich würde Noltes Theorie zustimmen, wenn er den Liberalismus als Ausgangspunkt für die modernen totalitären Ideologien nehmen würde.
Schwierig schwierig... Normalerweise entwickelt eine Strömung eine Gegenströmung. In dem Falle entstanden entweder 2 Gegenströmungen, die sich nun auch wieder in Ihren Ansichten entgegen stehen/standen oder nur eine Gegenströmung, die sich in Kommunismus und Faschismus aufgegliedert hat! Somit wären Kommunismus und Faschismus "Brüder" im Geiste!

Waldgänger
23.05.2006, 14:55
Schwierig schwierig... Normalerweise entwickelt eine Strömung eine Gegenströmung. In dem Falle entstanden entweder 2 Gegenströmungen, die sich nun auch wieder in Ihren Ansichten entgegen stehen/standen oder nur eine Gegenströmung, die sich in Kommunismus und Faschismus aufgegliedert hat! Somit wären Kommunismus und Faschismus "Brüder" im Geiste!

Nein, aus dem liberalen Gedanken haben sich vermeintliche Gegenströmungen entwickelt, welche die Moderne nicht überwanden, sondern unbewusst in sich trugen und radikalisierten. NS und Kommunismus waren sich feindlich gesonnen, aber inhaltlich im Kern ziemlich ähnlich. Ich denke das Ganze ist unter dem Phänomen der Moderne zu betrachten. Als wirkliche Gegenströmung ist keine der damaligen Ideologien zu verstehen.

Schwarzer Rabe
23.05.2006, 14:57
Nein, aus dem liberalen Gedanken haben sich vermeintliche Gegenströmungen entwickelt, welche die Moderne nicht überwanden, sondern unbewusst in sich trugen und radikalisierten. NS und Kommunismus waren sich feindlich gesonnen, aber inhaltlich im Kern ziemlich ähnlich. Ich denke das Ganze ist unter dem Phänomen der Moderne zu betrachten. Als wirkliche Gegenströmung ist keine der damaligen Ideologien zu verstehen.
Vermeintlich hieße ja, dass sie sich inhaltlich nicht wirklich vom liberalen Gedanken verabschiedet hätten! Das aber taten sie, indem totalitäre Regime entstanden (auf beiden Seiten) ---> Gegenpart zur Liberalität

Waldgänger
23.05.2006, 15:02
Vermeintlich hieße ja, dass sie sich inhaltlich nicht wirklich vom liberalen Gedanken verabschiedet hätten! Das aber taten sie, indem totalitäre Regime entstanden (auf beiden Seiten) ---> Gegenpart zur Liberalität

Das ist ein gewisser Trugschluss. Der Individualismus, als Herauslösung des Einzelnen aus der organischen Gemeinschaft, fördert paradoxerweise den Kollektivismus. Dadurch, dass das Individuum keiner Gemeinschaft angehört um sein Ich zu finden, sondern angeblich seine Persönlichkeit "aus sich selber heraus" schaffen soll, entsteht die Grundlage für die allgemeine Gleichschaltung. Nämlich ein Haufen von atomisierten Individuen die, oberflächlich betrachtet, zwar vielfältig sind, in Wahrheit aber recht eintönig. Freiheit kann nur innerhalb einer Gemeinschaft, jenseits von Individualismus und Kollektivismus, ausgelebt werden.
Es darf auch nicht übersehen werden, dass der Nazismus seinen Sozialdarwinismus auf westliche Rassentheorien und der Kommunismus seine Klassenkampftheorien auf den Marxismus bezog der ebenfalls im Westen, nämlich England, enstanden ist.

Unter Liberalismus verstehe ich die Individualisierung der natürlichen Gemeinschaften und die Heraufkunft eines negativen Freiheitsbegriffs. Die vermeintliche Liberalität führt letzten Endes in ihrer Eigendynamik in den totalitären Abgrund.

Pirx
23.05.2006, 15:25
Für mich ist Nolte der größte lebende Historiker Deutschlands. Ich kann mich noch sehr gut erinnern, wie sich dieses pc-Gesocks, das sich Fachkollegen nennt, auf ihn gestürzt hat. Und? Was ist die Bilanz der zurückliegenden fast 20 Jahre?
Der rote Holocaust ist seitdem immer mehr ins Licht der Öffentlichkeit gerückt, siehe z.B. Schwarzbuch des Kommunismus.
Rayfield und andere haben auf die sowjetische Vernichtungsmethode der Gaswagen hingewiesen, die vom NKDW schon in den dreißiger Jahren eingesetzt wurden.
Musial konnte aufzeigen, dass es einen Zusammenhang zwischen bolschewistischem und NS-Terror an der Ostfront gab. Außerdem hat er deutlich gemacht, wie kompliziert die Verhältnisse dort waren (teilweise spontane antijüdische Pogrome durch die Bevölkerung, gegen die in einigen Fällen sogar die Wehrmacht eingeschritten ist).
Reemtsma hat mit seiner Wehrmachtstingeltruppe wissenschaftlich mächtig Schiffbruch erlitten
Von Biberstein und A. Solschenizyn haben die tragende Rolle von jüdischen Funktionären in der Revolution (und im roten Terror) herausgearbeitet.
Mehrere drastische Reduktionen der Opferzahlen des NS-Holocausts: Jäckel für Homosexuelle und Roma & Sinti, Pressac und Meyer für Auschwitz und andere Lager. Letztes Beispiel Maidanek durch den polnischen Forscher Kranz, der jetzt auf ca. 78.000 Opfer in diesem Lager kommt (Gesamtzahl, nicht nur Gaskammern), womit er um die 200.000 Tote niedriger liegt als die deutsche Strafjustiz. Das Maidanek-Museum hat diese neuen Zahlen mittlerweile anerkannt.
Wenn ein Historiker auf ganzer Linie gesiegt hat und es verdient hätte, dass sich seine geistig und moralisch deutlich beschränkteren Kritiker endlich einmal entschuldigen, dann ist es Nolte!

Waldgänger
23.05.2006, 15:33
Dazu fällt mir folgendes Zitat von Jan von Flocken aus der Jungen Freiheit ein:

"Ich bin mir sicher, wenn die Bürgerrechtler 1989 nicht nur Kerzen, sondern Gewehre in der Faust gehalten und ein paar von diesen Politbürobanditen an die Wand gestellt oder einige Stasi-Schergen in der Normannenstraße aus dem Fenster geworfen hätten, dann wäre vielleicht nicht nur die Renaissance der PDS ausgeblieben, sondern die BRD-Politiker hätten 17 Millionen DDR-Bürger mit mehr Respekt behandelt und ihnen nicht ohne Diskussion ihr marodes Staats- und Gesellschaftssystem aufgedrückt. Ich sage nicht, daß besser Blut geflossen wäre, dennoch ist an dieser Überlegung etwas dran. Es ist doch seltsam, daß die Revolution 1989 offiziell gerade deshalb als gelungen gilt, weil die konsequente Abrechnung nicht erfolgt ist. Während oftmals dieselben Linken die Revolution von 1918 aus ebendiesem Grund für gescheitert erklären."