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Vollständige Version anzeigen : In sieben Tagen am Rhein



Scarlett
10.05.2006, 16:51
Der Warschauer Pakt plante einen Blitzkrieg gegen Westeuropa. Bremen wäre mit Atomraketen beschossen worden - Polen gibt streng geheime Akten frei

http://www.welt.de/data/2006/05/09/884389.html

Die strategische Planung für den Westfeldzug des Warschauer Paktes

Am Tag D3, dem dritten Kriegstag, steht die 10. Panzerdivision der polnischen Armee bereits bei Enschede an der holländischen Grenze, andere Einheiten haben Flensburg erreicht.

Über Bremen, Bremerhaven, Wilhelmshaven, Cuxhaven und Emden, sowie über Amsterdam und Antwerpen sind kleine rote Bomben eingezeichnet: Hier gehen Atombomben nieder.

Der Konflikt sollte fast von Anfang an massive Nuklearschläge umfassen, und gerade der Warschauer Pakt sollte diese Schläge als erster führen.

Mark Mallokent
10.05.2006, 16:59
Das ist nichts Neues. Das konnte man schon vor Jahren in den einschlägigen Handbüchern (Die Armeen der Warschauer Pakt-Staaten) nachlesen. Die NATO-Übungen gingen grundsätzlich von solchen Szenarien aus.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3763705236/qid=1147276794/sr=8-1/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl/302-0845040-9931211

bernhard44
10.05.2006, 17:08
Das ist nichts Neues. Das konnte man schon vor Jahren in den einschlägigen Handbüchern (Die Armeen der Warschauer Pakt-Staaten) nachlesen. Die NATO-Übungen gingen grundsätzlich von solchen Szenarien aus.
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3763705236/qid=1147276794/sr=8-1/ref=sr_8_xs_ap_i1_xgl/302-0845040-9931211


Angriffszeit war Samstagnachmittag, wenn in den Nato-Kasernen keine Sau mehr da war, außer den Diensthabenden und der Rest war besoffen.;)

Mark Mallokent
10.05.2006, 17:12
Angriffszeit war Samstagnachmittag, wenn in den Nato-Kasernen keine Sau mehr da war, außer den Diensthabenden und der Rest war besoffen.;)
Nicht ganz: Eher Freitag nachmittag um 16,30. Da war Dienstschluß. Aber das hätte euch auch nichts genützt. Spätestens am Kamener Kreuz wärt ihr im Stau steckengeblieben. :cool:

Scarlett
10.05.2006, 17:18
Wie man aus den freigegebenen tschechischen Akten weiß, sollten wir hier am Bodensee am Tag 6 von den Tschechen besetzt werden. Von hier bis Besancon in Frankreich wollten sie noch einmal 5 Tage brauchen.
Vielleicht wären ihnen da die Schweizer in Flanke gefallen.

Mark Mallokent
10.05.2006, 17:27
Wie man aus den freigegebenen tschechischen Akten weiß, sollten wir hier am Bodensee am Tag 6 von den Tschechen besetzt werden. Von hier bis Besancon in Frankreich wollten sie noch einmal 5 Tage brauchen.
Vielleicht wären ihnen da die Schweizer in Flanke gefallen.
Wahrscheinlich mit dem berühmten Schweizer Militärvelo (Fahrrad). :cool:

bernhard44
10.05.2006, 17:41
Nicht ganz: Eher Freitag nachmittag um 16,30. Da war Dienstschluß. Aber das hätte euch auch nichts genützt. Spätestens am Kamener Kreuz wärt ihr im Stau steckengeblieben. :cool:


Eben deswegen samstags, die Roten wollten ja den Westen erobern und kein Verkehrschaos auslösen.:))

Manitu
10.05.2006, 18:43
Nicht ganz: Eher Freitag nachmittag um 16,30. Da war Dienstschluß. Aber das hätte euch auch nichts genützt. Spätestens am Kamener Kreuz wärt ihr im Stau steckengeblieben. :cool:
Das mit den sieben Tagen ist grosser Unsinn. Ich denke, ich weiss, wovon ich spreche. Das geplante Angriffstempo einer Panzerdivision lag bei 90 km am Tag, und auch das nur, wenn der Durchbruch durch die taktische Verteidigung gelungen und die Tiefe des Raums erreicht war . Das heisst, unter gúnstigsten Bedingungen hátte man etwa 650 km in 7 Tagen erreichen kőnnen.
Wer aber Clausewitz gelesen hat, weiss, dass solche Bedingungen real selten sind.
Was die Staus auf der Autobahn betrifft: Wenn ein T-72 auf solch einen Stau zufáhrt, verringert sich zwar das Angriffstempo, aber der Stau selbst ist nicht das Problem.
Im Úbrigen: Es ist nicht anzunehmen, dass Angriffsvorbereitungen des Warschauer Vertrages die Nato unvorbereitet getroffen hátten, davon gehe ich mal aus.
Und zum Kernwaffeneinsatz:
Die Stárke der Kernwaffen, deren Einsatz geplant war, lag immer wesentlich hőher als das Áquivalent der Hiroshima-Bombe. Der Grund ist in der damals nicht ausreichend hohen Zielgenauigkeit der Trágermittel zu suchen.
Was hátte in diesem Fall die Einnahme dieses Raumes genutzt? Man hátte schleunigst wieder verschwinden mússen, um aus der radioaktiv verstrahlten Zone zu verschwinden.
Ich denke, wir sollten alle dem Schőpfer danken (auch, wenn ich an einen solchen nicht glaube), dass wir das nicht erleben mussten. Es wáre furchtbar gewesen.

Scarlett
10.05.2006, 18:48
Wahrscheinlich mit dem berühmten Schweizer Militärvelo (Fahrrad). :cool:

Sag nichts gegen das Militärvelo!
Hier fahren noch Velos 23, über 80 Jahre alt, natürlich nicht mehr aktiv.
Und das Velo 93 und das Ordonnanzvelo 05 haben sogar 7-Gangschaltung!
Kosten aber auch 7000 sfr.

Über 100 km wahrscheinlich schneller als ein DDR-Panzer von 1988. Die Schwyzer fahren das in 3,5 Stunden feldmarschmäßig und der Panzer wäre nach spätestens 40 km sowieso wegen Panne liegengeblieben.

Mark Mallokent
10.05.2006, 19:16
Sag nichts gegen das Militärvelo!Nie im Leben. :cool:

Hier fahren noch Velos 23, über 80 Jahre alt, natürlich nicht mehr aktiv.
Und das Velo 93 und das Ordonnanzvelo 05 haben sogar 7-Gangschaltung!
Kosten aber auch 7000 sfr.Die Schweizer rüsten auch immer mehr auf. Es hat schon seinen Grund, daß die seit 200 Jahren keinen Krieg mehr verloren haben.:]


Über 100 km wahrscheinlich schneller als ein DDR-Panzer von 1988. Die Schwyzer fahren das in 3,5 Stunden feldmarschmäßig und der Panzer wäre nach spätestens 40 km sowieso wegen Panne liegengeblieben.Die DDR-Panzer hätte man mit dem berühmten Schweizer-Offizierstaschenmesser abgestochen. :schweiz:

Biskra
10.05.2006, 19:21
Die Schweizer rüsten auch immer mehr auf. Es hat schon seinen Grund, daß die seit 200 Jahren keinen Krieg mehr verloren haben.:]


Muß an der schweizer Marine liegen. :] Wer wissen will wo die Schweizer den größten militärischen Bockmist gebaut haben, der informiere sich über die schweizer Luftstreitkräfte. :2faces:

Scarlett
11.05.2006, 09:30
Muß an der schweizer Marine liegen. :] Wer wissen will wo die Schweizer den größten militärischen Bockmist gebaut haben, der informiere sich über die schweizer Luftstreitkräfte. :2faces:

Mal nicht so überheblich!
Das wird dir kein Luftwaffenpilot von 1940 unterschreiben, der bei Einsätzen gegen Frankreich über Schweizer Territorium kam.
Und das mit einer Flugwaffe, so heißt das nämlich richtig, die kaum Berufspiloten hatte.
Noch in den End-1970igern flogen Milizionäre, die nur am Wochenende übten, die Jets, bis hinauf zur Mirage.
Und das zum Teil auf Plätzen, die ein heutiger deutscher Luftwaffenpilot nur unter Grauen anfliegen würde.....
Anflug in einem Bergtal, dann kurz vor dem Endanflug 90-Grad-Kurve um eine Bergnase und 500m weiter beginnt die Piste. Da stimmen entweder Höhe. Geschwindigkeit und Fluglage oder man kommt nicht mehr rein.

Drosselbart
11.05.2006, 10:48
Wahrscheinlich mit dem berühmten Schweizer Militärvelo (Fahrrad). :cool:

So leicht wäre das Alpen-Reduit nicht zu knacken gewesen. Das war keine simple Maginot-Linie, das war echte Kunst. Und der Wehrwille des Schweizer Volksheeres darf auch nicht unterschätzt werden.

Biskra
11.05.2006, 13:47
Anflug in einem Bergtal, dann kurz vor dem Endanflug 90-Grad-Kurve um eine Bergnase und 500m weiter beginnt die Piste. Da stimmen entweder Höhe. Geschwindigkeit und Fluglage oder man kommt nicht mehr rein.

Ich meinte auch eher die schweizerischen Eigenkreationen im Bereich der militärischen Luftfahrt. ;)

Meister Lampe
11.05.2006, 14:12
Ich habe mal erheiternde Filmaufnahmen aus dem zweiten Weltkrieg gesehen: Ein amerikanischer B-17 Bomber hatte sich über Schweizer Luftraum verfranzt und wurde von der eidgenössischen Luftwaffe zum nächsten Flughafen eskortiert (Man nahm es ja sehr genau mit der Neutralität). Schönes Bild: Ein kleiner Doppeldecker fliegt vor diesem Riesenbomber her und bedroht ihn mit dem Heckschützen. Ansonsten hatte die schweizer LW ja Messerschmidts.
Natürlich haben die Alliierten immer gekuscht. Wäre ja nicht auszudenken, wenn die Schweiz auf Seite der Achsenmächte in den Krieg eingetreten wäre.

Scarlett
11.05.2006, 15:06
Ich meinte auch eher die schweizerischen Eigenkreationen im Bereich der militärischen Luftfahrt. ;)

Ich hoffe, du meinst nicht den FFA P-16?

Das war damals ein genau auf die Verhältnisse der Schweiz zugeschnittener Erdkämpfer, der extrem enge Kurven in den Bergtälern fliegen konnte. Sie haben zwei Flugzeuge in der Erprobung aus nichtigem Anlaß verloren.

Ein Pilot hatte Probleme mit der Treibstoffzufuhr und schoss sich in großer Höhe raus, ohne erstmal zu versuchen, das Triebwerk wieder zu starten.
Ein anderer hatte Probleme mit der Steuerung im Landeanflug und schoß sich ebenfalls raus und ließ den Flieger gleich am Ufer in den Bodenee klatschen.

Darauf stornierte die Regierung die bestellten Flieger und stieg um auf Hawker Hunter, die viel schlechter für diesen Zweck geeignet war.

Das Team, das den P-16 entwickelt hatte, entwickelte dann den Learjet und der Flügel des P-16 wurde in den frühen Learjet 1:1 verwendet.

Scarlett
11.05.2006, 15:15
Ein amerikanischer B-17 Bomber hatte sich über Schweizer Luftraum verfranzt und wurde von der eidgenössischen Luftwaffe zum nächsten Flughafen eskortiert Schönes Bild: Ein kleiner Doppeldecker fliegt vor diesem Riesenbomber her und bedroht ihn mit dem Heckschützen. Ansonsten hatte die schweizer LW ja Messerschmidts.
Natürlich haben die Alliierten immer gekuscht. Wäre ja nicht auszudenken, wenn die Schweiz auf Seite der Achsenmächte in den Krieg eingetreten wäre.

Ich kannte mal einen Schweizer Banker, der 1944/45 Me 109 geflogen hat. Der hat Ende 1944 eine noch auf 2 Motoren laufende B-17 abgefangen, die genau auf Lausanne zuflog. Sie reagierte nicht und er konnte auch keine Besatzung erkennen, da hat er sie abgeschossen. Als er landete, kam er sofort unter Arrest, bekam Flugverbot und später eine Disziplinarstrafe, obwohl das Flugzeug tatsächlich ohne Besatzung flog, die war nämlich schon abgesprungen.
So ganz hart haben sie gegen Ende des Krieges ihre Neutralität gegen die Alliierten nicht mehr verteidigt. Der Luftangriff auf Schaffhausen hat wohl seine Wirkung getan.

Biskra
11.05.2006, 15:32
Ich hoffe, du meinst nicht den FFA P-16?

Doch. :]


Das war damals ein genau auf die Verhältnisse der Schweiz zugeschnittener Erdkämpfer, der extrem enge Kurven in den Bergtälern fliegen konnte. Sie haben zwei Flugzeuge in der Erprobung aus nichtigem Anlaß verloren.

Na ja, Triebwerksausfall und Ausfall der Steuerhydraulik sind nicht gerade nichtige Anlässe wenn man bedenkt, daß das 2 von gerade mal 5 Maschinen betraf.

Scarlett
11.05.2006, 15:40
Na ja, Triebwerksausfall und Ausfall der Steuerhydraulik sind nicht gerade nichtige Anlässe wenn man bedenkt, daß das 2 von gerade mal 5 Maschinen betraf.

Das waren Prototypen in der Flugerprobung, da passiert immer mal was.
Aber ich steige doch nicht gleich aus, wenn in 10000 m der Schub wegbleibt.
Erstmal versuche ich, das Triebwerk wieder zu starten.
Der zweite Fall ist etwas schwieriger zu beurteilen. Mir hat jemand erzählt, dass der Pilot schon auf der Piste war als er sich rausgeschossen hat und der Flieger dann in den See gerollt ist.
Kann aber nicht beschwören, ob das wahr ist.
Hatte jedenfalls toll enge Kurvenradien, der Flieger.

Mark Mallokent
11.05.2006, 15:43
Mit Flugzeugen ist es wie mit Frauen. Nur die schwierigen sind eine echte Herausforderung.:cool:

Biskra
11.05.2006, 15:55
Der zweite Fall ist etwas schwieriger zu beurteilen. Mir hat jemand erzählt, dass der Pilot schon auf der Piste war als er sich rausgeschossen hat und der Flieger dann in den See gerollt ist.
Kann aber nicht beschwören, ob das wahr ist.
Hatte jedenfalls toll enge Kurvenradien, der Flieger.

Die Maschine war im Landeanflug als die Hydraulik versagte. Man kann natürlich argumentieren, daß der Abbruch der Entwicklung vielleicht etwas früh erfolgte, der erste Versuch der Schweizer eigene Strahlenflugzeuge zu entwickeln wurde ja auch schon vor dem ersten Flug eines Prototyps abgebrochen. Aber das Bild einer nicht gerade erfolgreichen Strategie ist da nicht wegzudiskutieren. Ähnlich erging es den Schweizern ja mit dem Versuch eigene Atomkraftwerke zu bauen. Erst mal viel Geld in die Entwicklung stecken, dann merken, daß das so nicht wirklich optimal läuft, dann kalte Füße kriegen, dann Import. ;)

Scarlett
11.05.2006, 16:36
Ihren Panzer 68 haben sie dagegen beschafft.
Und der hätte gegen den Leo I keinen Stich gemacht.

Im Grundsatz hast du ja recht.

Das schlimme war, dass die Flugzeugwerke Emmen und die Eidg. Konstruktionswerkstätte, Thun viel zu großen Einfluß hatten, Staatsbetriebe, die sehr eingebildet und nicht sehr fähig waren, halt Staatsbetriebe eben.

Und die Existenz von FFA war Emmen immer ein Dorn im Auge.

Biskra
11.05.2006, 16:56
Ihren Panzer 68 haben sie dagegen beschafft.
Und der hätte gegen den Leo I keinen Stich gemacht.

Stimmt. Wobei der 68er ja mehrfach modernisiert wurde. Gegenüber dem Leo I dürfte die 92er Version ohne weiteres überlegen sein. Inzwischen haben sie aber nur noch den Panzer 87=Leo 2.

Scarlett
11.05.2006, 17:15
In der 92er Version sicher besser als Leo I, aber nach Meinung der Schweizer hatten sie in dieser Version sogar eine Feuerleitanlage, die besser sein soll als die vom Leo II.
Wieso sie das meinen, weiß ich auch nicht. IMHO hat der letzte 68er-Bauzustand
das PERI-ZL68 von Zeiss, und das basiert ja auf dem PERI-R17A1 des Leo II.
Aber so ein Spezialist bin ich auch wieder nicht.

Bleiben wir lieber bei den Velos. Da sind uns die Schweizer wirklich weit überlegen. Aber die Wochenend-Velo-Patrouillen hab ich schon lange nicht mehr gesehen.

Biskra
11.05.2006, 17:21
Bleiben wir lieber bei den Velos. Da sind uns die Schweizer wirklich weit überlegen.

Keine Frage, die wären schneller am Rhein gewesen als die Polen. ;)

Sauerländer
11.05.2006, 17:25
Und zum Kernwaffeneinsatz:
Die Stárke der Kernwaffen, deren Einsatz geplant war, lag immer wesentlich hőher als das Áquivalent der Hiroshima-Bombe. Der Grund ist in der damals nicht ausreichend hohen Zielgenauigkeit der Trágermittel zu suchen.
Was hátte in diesem Fall die Einnahme dieses Raumes genutzt? Man hátte schleunigst wieder verschwinden mússen, um aus der radioaktiv verstrahlten Zone zu verschwinden.
Das ist doch durchaus nicht planungsinkompatibel: Der Sinn des Einsatzes taktischer Nuklearwaffen liegt doch darin, Löcher in die gegnerische Front zu reißen, die bereits in den Startlöchern stehende eigene Truppen dann ausnutzen können, um idealerweise so viele Durchbrüche zu schaffen, dass diese nicht mehr abzuriegeln sind und die Front kollabiert. Das unmittelbar verseuchte Territorium ist dabei nur "Durchgangsstation".

Scarlett
11.05.2006, 17:48
Keine Frage, die wären schneller am Rhein gewesen als die Polen. ;)

Da sind sie 30 Minuten nach Alarm ohne Velo. Der Korporal von meinem Schwiegersohn hat einen Jeep mit aufgesattelter Pak in der zweiten (staatsbezahlten) Garage. Spätestens 20 Minuten nach Alarm sind seine Leute bei ihm und nach 30 Minuten stehen sie an der im Alarmplan angewiesenen Kreuzung, gleich am Rhein.

Aber dieses schöne System bauen sie jetzt ab.

Biskra
11.05.2006, 17:54
Da sind sie 30 Minuten nach Alarm ohne Velo. Der Korporal von meinem Schwiegersohn hat einen Jeep mit aufgesattelter Pak in der zweiten (staatsbezahlten) Garage. Spätestens 20 Minuten nach Alarm sind seine Leute bei ihm und nach 30 Minuten stehen sie an der im Alarmplan angewiesenen Kreuzung, gleich am Rhein.

Aber dieses schöne System bauen sie jetzt ab.

Tja, die schweizer Armeereform. Allerdings durchaus verständlich wenn man bedenkt, daß die letzte Generalmobilmachung über 60 jahre zurückliegt und der letzte Einsatz 1932 war.

Scarlett
11.05.2006, 18:07
Tja, die schweizer Armeereform. Allerdings durchaus verständlich wenn man bedenkt, daß die letzte Generalmobilmachung über 60 jahre zurückliegt und der letzte Einsatz 1932 war.

Ja, die Reform. Und das, wo sie jetzt so fortschrittlich sind, haben sogar schon eine Oberstbrigadierin (Ein-Sterne-General).

Also die Schweizer sehen das so, dass ihr letzter Einsatz der Aktivdienst war, 1939 - 1945. Was war 1932? Grenzzwischenfall mit Liechtenstein?

Biskra
11.05.2006, 18:11
Also die Schweizer sehen das so, dass ihr letzter Einsatz der Aktivdienst war, 1939 - 1945. Was war 1932? Grenzzwischenfall mit Liechtenstein?

Antifaschistische Demo in Genf. 13 Demonstranten erschossen, 65 verwundet. Aber ansonsten klar, 39-45, da haben sie so lustige Sachen gemacht, z.B. die Strategie der Reduits. Verteidigung der Berge bei Aufgabe des Binnenlands. :))

Scarlett
11.05.2006, 20:03
Antifaschistische Demo in Genf. 13 Demonstranten erschossen, 65 verwundet. Aber ansonsten klar, 39-45, da haben sie so lustige Sachen gemacht, z.B. die Strategie der Reduits. Verteidigung der Berge bei Aufgabe des Binnenlands. :))

Nunja, Genf war und ist auch heute ein ganz linkes Pflaster, Man glaubt es nicht, wenn man auf der Seepromenade langspaziert und sieht die ganzen Scheichinnen mit ihren Domestiken, wie sie von Bulgari zu Tiffany und in die teuersten Schuhläden strömen.

Aber die Armee im Einsatz? Kann ich garnicht glauben.

Die Strategie mit dem Reduit National war garnicht so schlecht ausgedacht und schließlich auch erfolgreich. Angedacht war das schon viel früher von dem Schweizer Generalstabschef Pfyffer im 19. Jahrhundert. Die Schweizer waren vollkommen überrascht von dem schnellen Zusammenbruch Frankreichs. Die Regierung war erleichtert, weil nun kein Durchmarsch der Deutschen Richtung Frankreich mehr zu befürchten war und forderten von Guisan, größere Truppenteile zu entlassen. Guisan entließ auch die ältesten Jahrgänge.

Nun mußte aber eine Strategie für die Zukunft entwickelt werden, denn es gab keine.
Es gab zwei Strömungen:
1. Verteidigung der Limmat-Saane-Stellung
2. Reduit national.

Schließlich konnte Guisan das Reduit National in einem Stufenplan durchsetzen, der hieß
- Grenzbrigaden halten bis zur letzten Patrone
- Halbes Feldheer hält Limmat-Saane-Stellung.
- Halbes Feldheer ist im Reduit.

Dies gilt solange, bis die logistischen Voraussetzungen im Reduit geschaffen sind, das ganze Feldheer und die 500000 Zivilbevölkerung im Reduit 6 Monate autark zu versorgen.

Dann sollte das ganze Feldheer, ohne die Grenzbrigaden, ins Reduit gehen.
Und so geschah es auch.
Man erwartete, hier 6 Monate militärisch halten zu können.

Da das Reduit so angelegt war, dass es alle Schweizer Transversalen beherrschte und eine Kriegführung Italiens ohne dauernde deutsche Kohlelieferungen über die Gotthard-Strecke nicht möglich war, hätte ein Einmarsch in die Schweiz mit halbjährigem Gebirgskrieg und völliger Zerstörung aller Nord-Süd-Verkehrswege schwerwiegende strategische Nachteile für Deutschland gehabt.
Deutschland hätte die Besetzung der Schweiz auf der anderen Seite nichts gebracht. So konnte Oerlikon seine 2- und 3,7-cm-Flak ohne Bombenangriffe produzieren und an Deutschland liefern, wenn auch ein Teil der Produktion an die Alliierten ging.
Unschön für Deutschland war natürlich die Tätigkeit der Agenten in der Schweiz. So saßen am Südufer des Bodensees die Engländer mit großen Fernrohren und beobachteten den Raum Friedrichshafen. Neue Rüstungswerke wurden gebaut, und wenn sie gerade fertig waren kamen pünktlich die Bomber.

Insgesamt war die Strategie des Reduit erfolgreich.
Goebbels schreibt irgendwo in seinen Tagebüchern, wie man nach dem Krieg mit der Schweiz abrechnen will. Aber im Krieg wäre es zu teuer geworden.

Biskra
11.05.2006, 20:20
Insgesamt war die Strategie des Reduit erfolgreich.

Interessanter Beitrag. Wahrscheinlich hast du Recht, die Aussicht auf 6-monatige Unterbrechung der Verkehrsadern hat wahrscheinlich abschreckend gewirkt, wobei mir das Festungskampfprinzip doch etwas schon für damalige Verhältnisse überholt erscheint.




Goebbels schreibt irgendwo in seinen Tagebüchern, wie man nach dem Krieg mit der Schweiz abrechnen will. Aber im Krieg wäre es zu teuer geworden.

"Der Führer verteidigt in diesem Zusammenhang die Politik Karls des Großen. Auch seine Methoden sind richtig gewesen. Es ist gänzlich falsch, ihn als Sachsenschlächter anzugreifen. Wer gibt dem Führer die Garantie, daß er später nicht etwa einmal als Schweizerschlächter angeprangert wird! Auch Österreich mußte ja zum Reich gebracht werden. Wir können glücklich sein, daß es auf eine so friedliche und enthusiastische Weise geschah; aber hätte Schuschnigg Widerstand geleistet, so hätte dieser Widerstand natürlich niedergeschlagen werden müssen." schreibt Goebbels am 8.5.43, ich denke darauf sprichst du an. Interessant ist in dem Zusammenhang auch, daß der Willhelm Tell von Schiller im NS-Deutschland verboten war.

Scarlett
11.05.2006, 20:40
Wahrscheinlich hast du Recht, die Aussicht auf 6-monatige Unterbrechung der Verkehrsadern hat wahrscheinlich abschreckend gewirkt, wobei mir das Festungskampfprinzip doch etwas schon für damalige Verhältnisse überholt erscheint.

Kennst du die Topographie?
Wehe dem, der da nicht verbunkert war.
Da halfen auch keie Tiger.

Und es wären viel mehr als 6 Monate geworden, da ja alle Tunnel gesprengt werden sollten.

Mancherorts in der Schweiz findet man ja heute noch die Sprengeinrichtungen an den Straßen, oft an Stellen, wo man Schwierigkeiten hat sich vorzustellen, wie die Straße wohl wiederhergestellt werden könnte.


"Der Führer verteidigt in diesem Zusammenhang die Politik Karls des Großen. Auch seine Methoden sind richtig gewesen. Es ist gänzlich falsch, ihn als Sachsenschlächter anzugreifen. Wer gibt dem Führer die Garantie, daß er später nicht etwa einmal als Schweizerschlächter angeprangert wird! Auch Österreich mußte ja zum Reich gebracht werden. Wir können glücklich sein, daß es auf eine so friedliche und enthusiastische Weise geschah; aber hätte Schuschnigg Widerstand geleistet, so hätte dieser Widerstand natürlich niedergeschlagen werden müssen." schreibt Goebbels am 8.5.43, ich denke darauf sprichst du an. Interessant ist in dem Zusammenhang auch, daß der Willhelm Tell von Schiller im NS-Deutschland verboten war.

Nein, ich hab da eine andere Formulierung im Kopf. Aber dem Sinne nach ist es das natürlich.

Und Wilhelm Tell?

Nein, eine Grenze hat Tyrannenmacht.
Wenn der Gedrückte nirgends Recht kann finden,
Wenn unerträglich wird die Last – greift er
Hinauf getrosten Mutes in den Himmel
Und holt herunter seine ew’gen Rechte
Die droben hangen unveräußerlich
Und unvergänglich wie die Sterne selbst.

Das hat Hitler auf sich bezogen. Immerhin!
Ganz ohne Einsicht war er also doch nicht.

Adminißtrator
12.05.2006, 14:48
Der Plan für einen Feldzug sagt noch gar nichts aus. Es ist der Beruf des Stabes, solche Pläne zu entwickeln. Wenn sie es nicht tun würden, dann gehörten sie vor das Kriegsgericht.

Man kann aus dem Vorhandensein eines Planes niemals eine Kriegsabsicht ableiten. Das kann man nur tun, wenn die Truppen entsprechend aufgestellt werden.