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Vollständige Version anzeigen : Optimismus fehlt uns!!!



Mark Mallokent
07.05.2006, 07:11
Schon lange ist es kein Geheimnis mehr: die Deutschen sind ängstlich, unsicher, deprimiert, frustriert, derangiert, subobtimiert, unsublimiert, kurzum, mit einem Wort, sie sind Pessimisten. Gerade dieses Forum bietet reichlich Anschauungsmaterial für meine These.
Das muß anders werden. Jeder weiß, daß nur der Erfolg hat, der an den Erfolg glaubt, der den Erfolg will, kurzum, mit einem Wort, der Optimist. Klare Sache: Wir müssen Optimisten werden und alles wird gut:cool: . Dies erkannt zu haben, ist das Verdienst eines Hamburger Unternehmers (gerade Unternehmer sind immer Optimisten, oder sie sind nicht mehr lange Unternehmer), er hat einen Verein der Optimisten gegründet. :respekt: :klatsch:
Ich finde, wir alle sollten uns dieser Initiative anschließen und sie unterstützen.
Hier Näheres: http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,414870,00.html

WALDSCHRAT
07.05.2006, 08:51
Unter Beachtung der wirtschaftlichen Realitäten unserer Volkswirtschaft sowie der Einschätzung der geistigen Kompetenz unserer Politiker; unter dem Primat der EU und der UN lebend, fällt es mir verdammt schwer, Optimist zu sein!!! Vor allem: zu bleiben!!!

Henning

Leitkultur
07.05.2006, 09:25
Unter Beachtung der wirtschaftlichen Realitäten unserer Volkswirtschaft sowie der Einschätzung der geistigen Kompetenz unserer Politiker; unter dem Primat der EU und der UN lebend, fällt es mir verdammt schwer, Optimist zu sein!!! Vor allem: zu bleiben!!!

Henning


Moin, Henning,

mit dem Wissen um den Tod wäre damit jede aktive und auf Zukunft ausgelegte Lebensplanung verdammt schwer?

Optimist sein, heisst doch nicht, dass man Klippen, Risiken und Unabwägbarkeiten ignoriert. Es heisst doch, dass man sich den Herausforderungen stellt und in sich selbst die Kraft wahrnimmt, sich innerhalb der Gegebenheiten zu behaupten.

Optimisten haben zudem noch einen großen Vorteil gegenüber Pessimisten - sie sehen sich nicht ständig von außen und durch andere gehindert, das zu tun, was sie für richtig halten - sind damit diejenigen, die ihr Leben selbstbstimmt und in Verantwortung für ihr Tun gestalten.


sonnige Grüße

Leitkultur

bernhard44
07.05.2006, 09:28
Ich bin optimistisch dass es noch schlimmer kommen kann!

Quo vadis
07.05.2006, 09:29
Schon lange ist es kein Geheimnis mehr: die Deutschen sind ängstlich, unsicher, deprimiert, frustriert, derangiert, subobtimiert, unsublimiert, kurzum, mit einem Wort, sie sind Pessimisten. Gerade dieses Forum bietet reichlich Anschauungsmaterial für meine These.


die Brüder Albrecht, Thomas Gottschalk, Michael Ballack,Frau Schickedanz, oder Kai Uwe Ricke strotzen sicherlich nur so vor Optimismus.....:rofl: :lach: :lach:

Siegfried
07.05.2006, 10:26
Ganz im Gegenteil!

Der Optimismus der letzten Jahrzehnt, die "es wird schon gut gehen" Mentalität hat uns Deutsche viel zu lange nicht erkennen lassen, wie tief unser Karren Deutschland schon im Dreck steckt!

Es ist die Zeit für Realismus!

LuckyLuke
07.05.2006, 10:40
Optimismus fehlt uns!!!

Der Hauptfehler liegt wohl schon genau in dieser Denke. "UNS"

Wenn man die Probleme auf die Deutschland im Rahmen der Globalisierung zusteuert, sieht, könnte einem tatsächlich der Optimismus vergehen.

Allerdings sollte man sich auch nur Probleme aufhalsen, die man in eigenem Umfeld auch beeinflussen kann.
Das führt zumindest bei mir zu einer veränderten Perspektive der Dinge.

Ich kann zwar nicht die Welt retten, allerdings mein Leben habe ich durchaus im Griff.
:2faces:

twoxego
07.05.2006, 11:56
ist das alles traurig.

wer nicht pessimist ist, ist blöd.
er erkennt den ernst der lage nicht.

na da bin ich dann doch lieber blöd, als ständig herumzujammern.
das soll auch gar nicht gut für die gesundheit sein.
wer hat hier alles rückenschmerzen ?

turn-the-page
07.05.2006, 12:03
"Optimist: ein Mensch, der die Dinge nicht so tragisch nimmt, wie sie sind."
(Karl Valentin)

Apollon7
07.05.2006, 13:25
"Nur Pessimisten schmieden das Eisen, solange es heiß ist. Optimisten vertrauen darauf, daß es nicht erkaltet."


Peter Bamm

Odin
07.05.2006, 13:48
Was wir brauchen sind unendliche Liebe zum Vaterland und unbändiger Haß auf unsere Feinde.

Dann gehts auch wieder aufwärts mit Deutschland.

LuckyLuke
07.05.2006, 13:55
Klar, weil Hass Deutschland bisher immer größer und lebenswerter gemacht hat...


http://de.wrs.yahoo.com/_ylt=A9ibyjop7l1EuXEAS00.CQx./SIG=122ofsohp/EXP=1147092905/http%3a//www.wikinfo.org/upload/6/6c/Dresden.jpg

Sauerländer
07.05.2006, 15:57
Wir haben nicht zu wenig, sondern noch viel zu viel Optimismus.
Schopenhauer nannte den Optimismus "ruchlos", einen unerhörten Hohn angesichts dessen, was wir sehen, wenn wir mal kurz unsere Augen aufmachen.
Selbst wenn man von der allgemeinen Negativität menschlicher Existenz absieht und konkrete Teilaspekte zum Mittelpunkt macht, wie etwa das Leben in Deutschland in der Gegenwart und dem, was zukünftig daraus werden wird, ist Optimismus bestenfalls ziemlich daneben - in sogar noch stärkerem Maße als das Leben allgemein betreffend, so könnte man meinen.

Der Optimist ist der, der in Verfall, Dekadenz, Widerlichkeit, Niedergang, Abklang, Verrotten Glanz und Gewinn zu erkennen glaubt, der Wichtigkeit sieht, wo Nichtigkeit ist.

Der Optimist ist der Widerling schlechthin.

Odin
07.05.2006, 16:14
Der Optimist ist der Widerling schlechthin.


Genau. Trotzdem werden wir siegen.

esperan
07.05.2006, 19:24
Optimisten sind Grüne und Teile der SPD. Ist das gut für diesen Staat ?

LuckyLuke
07.05.2006, 19:27
Der Optimist ist der Widerling schlechthin.
Ich finde diese Jammerlappen von Pessimisten einfach zum Bröseln.

Außer Selbstmitleid und das Schlechtreden haben die nix auf dem Kasten und deswegen stehen die auch andauernd sich selbst und anderen im Weg.

:cool:

Mark Mallokent
07.05.2006, 19:53
Unter Beachtung der wirtschaftlichen Realitäten unserer Volkswirtschaft sowie der Einschätzung der geistigen Kompetenz unserer Politiker; unter dem Primat der EU und der UN lebend, fällt es mir verdammt schwer, Optimist zu sein!!! Vor allem: zu bleiben!!!

Henning
Halt durch Hennig. Dem Tapferen hilft das Glück!:cool:

Mark Mallokent
07.05.2006, 19:55
Wir haben nicht zu wenig, sondern noch viel zu viel Optimismus.
Schopenhauer nannte den Optimismus "ruchlos", einen unerhörten Hohn angesichts dessen, was wir sehen, wenn wir mal kurz unsere Augen aufmachen.
Schopenhauer war nur frustriert, weil er nicht Professor geworden ist. Eben weil er Pessimist war. Wäre er Optimist gewesen, hätte er, statt Hegel, den Lehrstuhl gekriegt. :cool:

Sauerländer
07.05.2006, 21:42
Schopenhauer war nur frustriert, weil er nicht Professor geworden ist. Eben weil er Pessimist war. Wäre er Optimist gewesen, hätte er, statt Hegel, den Lehrstuhl gekriegt. :cool:
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht die Leute mit den sinnigen Überlegungen, sondern die mit denen, die die Masse hören will, werden belohnt.
Der Frust über den eigenen Mißerfolg hat Schopenhauer zu dieser Erkenntnis verholfen und ihm vermittelt, dass er -hätte er einen Lehrstuhl bekommen- schwer an sich hätte zweifeln müssen.

Sauerländer
07.05.2006, 21:46
Ich finde diese Jammerlappen von Pessimisten einfach zum Bröseln.

Außer Selbstmitleid und das Schlechtreden haben die nix auf dem Kasten und deswegen stehen die auch andauernd sich selbst und anderen im Weg.

:cool:
Optimisten finden in jeder Katastrophe irgendwas, was sie zum Anlass nehmen, Frohsinn zu predigen und in einer Art Irrsinn dem, was da drohend aber unausweichlich kommt, fröhlich entgegenzublicken.

Würden sie es aus Unerfahrenheit so sehen und irgendwann, nach ein paar ordentlichen Abstürzen, begreifen, so wie es einem selbst ging, könnte man vorausgreifendes Mitleid mit ihnen haben.
Aber das tun sie nicht, nein , immer stehen sie wieder auf, erklären die eben geschehene Katastrophe zu etwas, was bei aller Härte sie charakterlich habe reifen lassen, und setzen wieder ihr unerträgliches Dauergrinsen auf, mit dem sie der nächsten Katastrophe entgegeneilen.

Optimisten sind Faschisten sind Kapitalisten sind unerträglich.

Sauerländer
07.05.2006, 21:47
Genau. Trotzdem werden wir siegen.
Das ist geradezu pervers optimistisch.

Odin
07.05.2006, 21:48
Frauen verbreiten häufig diesen aufgesetzten Optimismus.

Du mußt Dein Leben leben, Spaß haben, Dich nicht ärgern. Mach was draus.

Blablub.

Da merkt man, daß die überhaupt nicht zugehört haben.

ernesto, die katze
07.05.2006, 22:33
[...]
Der Optimist ist der Widerling schlechthin. ... optimismus ist undeutsch.

jeder gesunde deutsche kommt mit einer ordentlichen portion pessimismus zur welt; das us - amerikanische lebensprinzip, die us - amerikanische importkultur, kurzum die nochmals primitiver gewordene art des " american way of life " sollte hier meiner meinung nach nichts zu suchen haben -- leider kann ich niemandem verbieten, sich diesem unfug, und somit auch dem optimismus [ siehe hurra - patriotismus á la " du bist deutschland " ] hinzugeben ... es ist für mich beispielsweise zutiefst erschütternd - und das meine ich ernst -, mitansehen zu müssen, wie nun schon seit jahren in den halbzeitpausen der heimspiele des großartigsten klubs der welt, cheerleader freudig grinsend, und kaum mehr bekleidet über den fussballplatz des ruhrstadions hoppeln, und ich der einzige bin, der ihnen permanent den mittelfinger zeigt.

mir bleibt nichts anderes übrig, als nach thomas mann zu sagen " wo ich bin, ist deutschland. ich trage meine deutsche kultur in mir. " -- bezeichnend, dass der gute mann dies im amerikanischen exil sagte, während ich mich in deutschland befinde.

wer emotional für den untergang gerüstet sein möchte, sollte sich parallel zur deutschen literatur, die russische zu gemüte führen.

Odin
07.05.2006, 23:20
... optimismus ist undeutsch.

jeder gesunde deutsche kommt mit einer ordentlichen portion pessimismus zur welt; das us - amerikanische lebensprinzip, die us - amerikanische importkultur, kurzum die nochmals primitiver gewordene art des " american way of life " sollte hier meiner meinung nach nichts zu suchen haben -- leider kann ich niemandem verbieten, sich diesem unfug, und somit auch dem optimismus [ siehe hurra - patriotismus á la " du bist deutschland " ] hinzugeben ... es ist für mich beispielsweise zutiefst erschütternd - und das meine ich ernst -, mitansehen zu müssen, wie nun schon seit jahren in den halbzeitpausen der heimspiele des großartigsten klubs der welt, cheerleader freudig grinsend, und kaum mehr bekleidet über den fussballplatz des ruhrstadions hoppeln, und ich der einzige bin, der ihnen permanent den mittelfinger zeigt.

mir bleibt nichts anderes übrig, als nach Odin zu sagen " wo ich bin, ist Deutschland. Unser Großdeutschland " -- bezeichnend, dass der gute Mann dies sagte, nachdem die Bluthunde des brd-Endzeitregimes ihn - für kurze Zeit -festsetzen konnten.

wer emotional für den untergang gerüstet sein möchte, sollte sich parallel zur deutschen literatur, die russische zu gemüte führen.


Sehr richtig. :dr:

ernesto, die katze
07.05.2006, 23:24
Sehr richtig. :dr:nun, den thomas mann scheinst du nicht zu mögen ...

... , aber ich denke, das kann man dir nur schwerlich verübeln. :cool: ;)

Odin
07.05.2006, 23:34
nun, den thomas mann scheinst du nicht zu mögen ...

... , aber ich denke, das kann man dir nur schwerlich verübeln. :cool: ;)


Ja, da hattest Du Dich verschrieben.
Macht nichts, ich hab´s ja berichtigt.

Mark Mallokent
08.05.2006, 06:12
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Nicht die Leute mit den sinnigen Überlegungen, sondern die mit denen, die die Masse hören will, werden belohnt.
Der Frust über den eigenen Mißerfolg hat Schopenhauer zu dieser Erkenntnis verholfen und ihm vermittelt, dass er -hätte er einen Lehrstuhl bekommen- schwer an sich hätte zweifeln müssen.
Das ist eine nachträgliche Rationalisierung. Wäre Schopi Prof. geworden, hätte er das ganz anders gesehen.
Aber ernsthaft. Schopenhausers Philosophie ist in der Tat pessimistisch. Aber selbst er sah ein, daß die praktische Philosophie, also die uns im wirklichen Leben leitende Philosphie, optimistisch sein muß. Lies mal seine Aphorismen zur Lebensweisheit.

kritiker_34
08.05.2006, 12:39
Unter Beachtung der wirtschaftlichen Realitäten unserer Volkswirtschaft sowie der Einschätzung der geistigen Kompetenz unserer Politiker; unter dem Primat der EU und der UN lebend, fällt es mir verdammt schwer, Optimist zu sein!!! Vor allem: zu bleiben!!!

Henning

und es fehlt eine wirklich führungspersönlichkeit. angie macht in teilbereichen einen ok job, aber wenn man sich die eu daten, wachsende staatsverschuldung und zunehmende probleme mit ausländern betrachtet, dann fehlt es schwer wirklichoptimistisch zu sein.

Mark Mallokent
08.05.2006, 15:20
und es fehlt eine wirklich führungspersönlichkeit. angie macht in teilbereichen einen ok job, aber wenn man sich die eu daten, wachsende staatsverschuldung und zunehmende probleme mit ausländern betrachtet, dann fehlt es schwer wirklichoptimistisch zu sein.
Versteht mich denn keiner? Gerade dann, wenn die Lage schwierig ist, ist Optimismus, um aus derselben herauszukommen, besonders wichtig.
Also merke: Je höher die wachsende Staatsverschuldung wird und je mehr die Ausländer zunehmen, desto mehr ist Optimismus am Platze. :cool:

Sauerländer
08.05.2006, 18:08
Das ist eine nachträgliche Rationalisierung. Wäre Schopi Prof. geworden, hätte er das ganz anders gesehen.
Nicht auszuschließen. Aber auch das bestätigt eher die niedrige Meinung von der Welt und vom Menschen, der ein ganzen Denksystem nur danach formt, ob er gerade Glück hat oder nicht.

Aber ernsthaft. Schopenhausers Philosophie ist in der Tat pessimistisch. Aber selbst er sah ein, daß die praktische Philosophie, also die uns im wirklichen Leben leitende Philosphie, optimistisch sein muß. Lies mal seine Aphorismen zur Lebensweisheit.
Ich glaube, dass ist nur Kapitulation vor der Tatsache, dass viele Menschen eben keine Philosophen sind, und mit gewisser Wahrscheinlichkeit nach Lektüre seines Werkes nur noch eins tun würden: Sich umbringen - was Schopenhauer ja gerade als sinnlos verwirft.
Seine Aphorismen (von denen ich z.T. erstaunt war, als ich sie das erste Mal las) würde ich daher auch nicht als praktischen Optimismus zu theoretischem Pessimismus verstehen, sondern eher den Versuch, sich wenigstens in einer grässlichen Welt mit all dem, was das impliziert, halbwegs einzurichten und nicht alles noch schlimmer zu machen, als es ohnehin schon ist. Und dabei führt eben ewiges Beklagen der Zustände (so vollkommen gerechtfertigt es auch ist) nicht wesentlich weiter.
Allenfalls könnte man Optimismus dahinegehend entdecken, dass Schopenhauer mit der Willensverneinung einen Ausweg zeigt - aber die scheint mir nirgendwo als Positivum, sondern als Anstreben der Nullinie aus dem Bereich der negativen Zahlen heraus.
Und wenn die Nulllinie das höchste der Gefühle sein soll, habe ich gewisse Schwierigkeiten, dass als optimistisch zu empfinden.

Odin
08.05.2006, 18:28
Also merke: Je höher die wachsende Staatsverschuldung wird und je mehr die Ausländer zunehmen, desto mehr ist Optimismus am Platze. :cool:


:top: Genau. Das macht auch mir Hoffnung auf den großen Sieg.

Sauerländer
08.05.2006, 18:39
... optimismus ist undeutsch.
Was ihn zwar nicht global, sondern eben nur für Deutschland disqualifiziert, aber in Deutschland befindlich ist das eine eher akademische Unterscheidung, insofern es aufs gleiche rauskommt.

jeder gesunde deutsche kommt mit einer ordentlichen portion pessimismus zur welt; das us - amerikanische lebensprinzip, die us - amerikanische importkultur, kurzum die nochmals primitiver gewordene art des " american way of life " sollte hier meiner meinung nach nichts zu suchen haben -- leider kann ich niemandem verbieten, sich diesem unfug, und somit auch dem optimismus [ siehe hurra - patriotismus á la " du bist deutschland " ] hinzugeben ...
Ich würde die deutsche Kollektivseele nicht auf reinen Pessimismus reduzieren. Was uns Deutschen fremd ist, ist das, was man im angelsächsischen Raum als vernünftigen, nüchternen Pragmatismus sieht - der ist für uns Deutsche oberflächlich, geistlos, flach, banal, langweilig, überflüssig.
Den Deutschen zieht es zum Großen (völlig indifferent gegenüber dem jeweiligen ethischen Gehalt).
Marx war Deutscher - und Hitler.
Wagner war Deutscher - und Nietzsche.
Schmitt war Deutscher - und Stirner.
Oft genug bewegen uns Dinge, die gar nicht von uns originär erdacht wurden, die wo ganz anders herkommen - aber dann tritt der deutsche Zug zutage: viele Völker übernehmen Fremdes, aber kein Volk übernimmt fremde Gedanken und führt sie so gnadenlos total und konsequent zuende wie die Deutschen.
Der Antisemitismus (der ursprünglich in vielen Ländern Europas viel stärker ausgeprägt war als in Deutschland) ist da nur das vordringlichste Beispiel.

Das Deutsche hat auch eine überschwänglich-freudige Seite. Nur ist das eine gänzlich andere Art Freude, als wir sie aus dem amerikanoiden Medienkultur der Gegenwart -nämlich als dümmlich-niveauloses Witzchen- kennen. Deutsche Freude ist eine todernste Freude - gerade deshalb ist sie so überschwänglich und jede Vernunft fahren lassend.
Der Deutsche hat nicht "gerade gute Laune", er betritt feuertrunken der Himmlischen Heiligtum.
Deutsche sind Grenzensprenger, Träumer - Romantiker.
Und es wird eben heute viel zu oft übersehen, dass die Romantik auch eine sehr, sehr düstere Seite hat.

Das deutsche Volk als solches ist manisch-depressiv.
Weil man meinte, ihm helfen (und andere vor ihm schützen) zu müssen, hat man es unter böseste Chemie (Totalratio) gesetzt - nun fühlt es gar nichts mehr ausser der inneren Leere.

es ist für mich beispielsweise zutiefst erschütternd - und das meine ich ernst -, mitansehen zu müssen, wie nun schon seit jahren in den halbzeitpausen der heimspiele des großartigsten klubs der welt, cheerleader freudig grinsend, und kaum mehr bekleidet über den fussballplatz des ruhrstadions hoppeln, und ich der einzige bin, der ihnen permanent den mittelfinger zeigt.

Das kann ich nur allzu gut nachvollziehen.

mir bleibt nichts anderes übrig, als nach thomas mann zu sagen " wo ich bin, ist deutschland. ich trage meine deutsche kultur in mir. " -- bezeichnend, dass der gute mann dies im amerikanischen exil sagte, während ich mich in deutschland befinde.
Sehr bezeichnend - leider.;(

wer emotional für den untergang gerüstet sein möchte, sollte sich parallel zur deutschen literatur, die russische zu gemüte führen.
Ein Brudervolk im Geiste, ein ernstes Volk, dass wesentlich mehr noch als Deutschland das Glück hatte, dass 1789 an ihm vorbeiging. Ein -auch da, wo nicht religiös- gläubiges Volk, und wie das deutsche ein mit sich selbst haderndes.
Es ist -auch fernab jeder Politik- eine Schande, in welchem Maße immer noch der Durchschnittsdeutsche der Gegenwart den Russen als den Feind oder zumindest Konkurrenten betrachtet, alles Westliche aber als Vorbild.
Umgekehrt hätte es zu sein.

Odin
08.05.2006, 19:35
Welcher Marx war Deutscher?

Sauerländer
08.05.2006, 19:41
Welcher Marx war Deutscher?
Der jetzige ist auch einer - den meine ich aber nicht.:D

Odin
08.05.2006, 20:41
Der jetzige ist auch einer - den meine ich aber nicht.:D


Dann hülf mir mal auf die Sprünge.

Sauerländer
08.05.2006, 21:01
Dann hülf mir mal auf die Sprünge.
Ich denke jetzt eher an einen bereits toten Mann, der sich im 19. Jhdt vorwiegend zu politökonomischen Fragen seine Gedanken machte und damit eine nach ihm benannte Denkrichtung begründete.:D

Es gibt Leute, die ihn nicht zu den Deutschen zählen, und begründen dies mit seiner jüdischen Sippschaft, aber das scheint mir relativ absurd.

Odin
08.05.2006, 21:06
Ich denke jetzt eher an einen bereits toten Mann, der sich im 19. Jhdt vorwiegend zu politökonomischen Fragen seine Gedanken machte und damit eine nach ihm benannte Denkrichtung begründete.:D

Es gibt Leute, die ihn nicht zu den Deutschen zählen, und begründen dies mit seiner jüdischen Sippschaft, aber das scheint mir relativ absurd.


Ach so, Du meinst diesen Rabbiner-Abkömmling. Interessante Interpretation.

Mark Mallokent
09.05.2006, 09:48
Hier gibt es noch mehr Gründe für Optimismus.
http://www.maxeiner-miersch.de/standp2005-12-23a.htm

Sauerländer
11.05.2006, 11:44
Ach so, Du meinst diesen Rabbiner-Abkömmling. Interessante Interpretation.
Ich muss ganz ehrlich sagen, ich weiß gar nicht, was hier alle immer für ein Problem mit Rabbinern haben.

Solange er sich nicht wesentlich in Israellobbyismus ergeht (und nein, das tun keinswegs alle), ist mir ein strammer, konservativer jüdischer Schriftgelehrter allemal lieber als ein postprotestantisch-liberal-"aufgeklärter" Wohlfühldeutscher.

Die Zeit, in der konservative Juden bekennende Reichsbürger mit Primärbezug Deutschland sein können, ist leider dahin - aber in der damaligen Zeit ist glühender deutscher Nationalismus auch am deutschen Judentum keineswegs vorbeigegangen.
Ich behaupte sogar, dass in der damaligen Zeit in keinem anderen Land eine solche (durchaus auch auf Anpassung der Juden basierende) Integration der Juden in die Gemeinschaft geherrscht hat - woran liegt es sonst, dass etwa der äusseren Rechten Frankreichs der Jude damals prinzipiell als "deutscher Agent" galt?

Hier gibt es noch mehr Gründe für Optimismus.
http://www.maxeiner-miersch.de/standp2005-12-23a.htm
Die Leuten werden also heute älter, mehr von ihnen können schreiben, es herrscht bessere Gesundheitsversorgung (wenn man sie sich leisten kann...), und Krieg hat abgenommen (?!).
Dann bleibt ja wirklich NICHTS mehr übrig, womit man unzufrieden sein kann.:rolleyes:

Auf die Idee, dass vielleicht jemand in noch ganz andere Zeiten zurückversetzt würde als die unterschiedlichen Phasen des 20 Jhdts - darauf kommt der Autor gar nicht.