PDA

Vollständige Version anzeigen : Danke, Frau Birthler!



John Donne
07.05.2006, 00:29
Die Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen, Marianne Birthler, vermißt eine eindeutige Reaktion deutschen Spitzenpolitiker auf das zunehmend selbstbewußte öffentlichen Auftreten ehemaliger Stasi-Offiziere. "Ich würde mir sehr wünschen", sagte Frau Birthler der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, "daß prominente Politiker sich deutlicher als bisher den alten Stasi-Kadern in den Weg und eindeutig auf die Seite der Opfer stellten, daß sie die Diktatur Diktatur nennen, die Täter Täter, und die Opfer Opfer." [..]
(Quelle: FAZ.net (http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E5DCD2865186B4B7E81FF5C5E15DFF28E~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)).

Für diese offenen und wichtigen Worte meinen aufrichtigen Dank, Frau Birthler. Sie sprechen mir aus der Seele!

Grüße
John

twoxego
07.05.2006, 03:22
auf kommentare der PDS könnte man leichten herzens verzichten.
warum aber auch alle anderen schweigen, ist volkommen unbegreiflich.

wtf
07.05.2006, 05:38
Man möchte potentiellen Wählern nicht zu nahe treten?

WALDSCHRAT
07.05.2006, 06:23
Wenn die -wie Kaos schon a.a.O. schrieb- "veröffentliche Meinung die öffentliche Meinung prägen soll", dann laufen wir unter dem Diktat der Linken längst wieder auf eine Art "DDR light" zu.

Die Stasipest wird von den Systempolitikern, vor allen von den -medien gesundgebetet; Verfolgungen, Unrechtsurteile, Knast und Folter wird es im weitern Verlauf unserer Geschichte nie gegeben haben!!!

Sie -die Postkommunisten- reißen allerorts ihr gottverdammtes Maul schon wieder auf. Es war in meinen Augen ein großer Fehler von Kohl, diesen Müllhaufen der Deutschen Geschichte nicht direkt nach der Wiederverinigung verbieten zu lassen. Die PDS ist stattdessen salonfähig geworden und genießt Anerkennung in dem Spannungsbogen der "wirklich demokrötischen" Parteien.

ZUM KOTZEN!!!

Henning

Frei-denker
07.05.2006, 07:16
Vom moralischem her müßte die PDS/SED zweifellos genauso behandelt werden wie die Nazis, denn sie hat ebenfalls gefoltert und gemordet.

Tragisch ist nur, daß wir sie bei der aktuellen politischen Lage dringend brauchen. Denn welche Partei sonst stellt sich gegen den gallopierenden Neokapitalismus, der momentan die über Jahrzehnte hin hart erkämpften Arbeitnehmerrechte wie Kündigungsschutz, 6-Monate-Probezeit und steuerfreie Nachtzuschläge der Krankenschwester im Schnellverfahren abschafft?
Die etablierten Parteien sind doch vom Kapital längst aufgekauft und lassen sich von solchen Schmiergeldmaklern wie die Fa. Hunzinger nach Strich und Faden aufkaufen.

Was uns fehlt, sind echte Arbeitnehmerparteien zwischen Mitte und PDS. Die SPD ist mittlerweile zur Arbeitgeberpartei geworden (Unternehmenssteuerreform, Hartz4).

Ich habe auch ein unangenehmes Gefühl dabei, aber ich fürchte, wir werden mit dem kommunistischen Beelzebub paktieren müssen, um den kapitalistischen Teufel auszutreiben.

WALDSCHRAT
07.05.2006, 07:34
Was ist denn am Kapitalismus in Deinen Augen so teuflisch?

Gruß

Henning

Frei-denker
07.05.2006, 07:52
Was ich am Kapitalismus teuflisch finde hatte ich doch im letzten Posting bereits angeschnitten: z.B. Streichung der Nachtzuschläge für die Krankenschwester.

Man sollte sich dabei auch das Prinzip des Kapitalismus klarmachen, um seinen Hang zur Unmenschlichkeit zu vergegenwärtigen. Im Kapitalismus kann ein einzelner (der Unternehmer) seinen eigenen Vorteil immer weiter steigern, indem er der Allgemeinheit (den Arbeitnehmern) Teile der Lebensgrundlage nimmt. Somit ist der Kapitalismus ein institutionalisierter Egoismus. Wenn es um den eigenen Vorteil geht macht der menschliche Egoismus aber nicht vor moralischen und ethischen Grenzen halt, sondern treibt den Eigennutz und die Schädigung der Mitmenschen bis in perverse Bereiche. Das führt dann zu Verhältnissen wie vor 120 Jahren in Europa, als man Kleinkinder ohne Arbeitsschutz und Krankenversicherung in Bergwerke schickte, da Kleinkinder weniger Lohn bekamen als Erwachsene.

Der menschliche Egoismus findet selbst keine Grenzen, insofern ist der Kapitalismus als institutionalisierter Egoismus eine potentielle Gefahr für die Allgemeinheit. Ihm müssen von Gewerkschaften und dem Staat (also der Allgemeinheit) Grenzen gesetzt werden. Und dafür brauchen wir Arbeitnehmerparteien. Leider existiert da in Deutschland, soweit ich das überblicken kann nur die PDS als echte Arbeitnehmerpartei.

Sterntaler
07.05.2006, 07:57
(Quelle: FAZ.net (http://www.faz.net/s/Rub594835B672714A1DB1A121534F010EE1/Doc~E5DCD2865186B4B7E81FF5C5E15DFF28E~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)).

Für diese offenen und wichtigen Worte meinen aufrichtigen Dank, Frau Birthler. Sie sprechen mir aus der Seele!

Grüße
John

der Mann der im KZ Sachsenhausen Schönbohm angemacht hat, soll Hauptamtlicher Mitarbeiter der Stasi gewesen sein,(so heute im RBB), Schönbohm sagte im KZ sachsenhausen errinnerte an die Insassen nach 45, da wurde Schönbohm vom Stasi Fuzzi angemacht, kein Wunder denn der Stasi Fuzzi und seine Russen Kumpane sorgten dafür das Deutsche dort im KZ verschwanden. Inzwischen wurde die Zusammenarbeit der Gedenkstätte mit dem ehemaligen Hauptamtlichen Stasi Mitarbeiter gekündigt.


was die Fr. Birthler betrifft kann ich mich nur der Frau anschließen.Bravo.

WALDSCHRAT
07.05.2006, 08:34
@ Frei-denker

Wir werden uns lohnmäßig der Europäischen und Ausländischen Konkurrenz anzupassen haben. Wenn nicht, werden die Deutschen Krankenschwestern einfach entlassen!

Auch Krankenhäuser werden -zumindest in Zukunft- wie ein privatwirtschaftlicher - und damt gewinnorientierter Betrieb zu führen sein!!!

Deine gewerkschaftlichen Phantasien kannste Dir an den Hut stecken!!!

Ich schrieb diverse Male a.a.O. hier und wiederhole es für Dich nochmal:

Der Kapitalist wird sich nur dann engagieren, wenn auf seinem Zettel "Gewinn nach Steuern" mindestens ein Euro mehr bez. auf die Verrentung seines investierten Kapitals steht, als bei einer vergleichbaren sicheren Bankanlage.

Sozialromantik ist "out"!!!

Die Schuld daran, daß das Lohnniveau hier so ist, wie es ist, tragen in meinen Augen einzig und alleine die GEW s mit ihren maßlos überzogenen Lohnforderungen insbesondere was die 80 ger Jahre angeht!!!

Wenn der Pole oder der Rumäne (zukünftig) bereit ist, als Handwerker für die Hälfte oder gar ein Drittel des Lohnes als Handwerker bei uns zu arbeiten -woran kann das wohl liegen?

Bist Du eigentlich schon einmal auf den Trichter gekommen, daß unsere Unternehmer deshalb ins Ausland verlagern, da sie unter dem Lohndiktat sonst nicht mehr konkurrenzfähig sind und alternativ Konkurs anmelden müßten? Da eben aus dem Ausland billiger produziert und damit angeboten wird?

Denke darüber auch noch einmal nach:

Bevor unserer Staat eine Mark (Unternehmer)Steuern ausgibt, muß sie in meinen Augen auch erst einmal verdient worden sein. Das sollten sich übrigens die GEW s auch einmal hinter die Ohren schreiben!

Plastikweste an, Trillerpfeife in den Mund und rumblöken ist der Beweis für die völlige Verkennung der wirtschaftlichen Realitäten und Fakten hier! Wenn wir denn EU- und Weltoffen sein wollen und politisch dort hingedrängt werden, dann muß eben auch anerkannt werden, daß UNSER Lonniveau völlig überzogen ist. Und es sollte dann, so es noch geht, präventiv gehandelt werden.

Henning

bernhard44
07.05.2006, 08:56
Genau zu diesem Thema hab ich schon einige Beiträge geschrieben!
Ich musste mir gerade aus der, von Frau Birthler angesprochenen Ecke, die entsprechenden höhnischen Kommentare und Verunglimpfungen anhören.
Dieses Thema ist zu wichtig um es widerspruchslos, den roten Seilschaften, zur Geschichtsrevidierung und Verfälschung zu überlassen.
Gut das Frau Birthler solch deutliche Worte findet und ihnen auch Nachdruck verleiht.

DrBrezner
07.05.2006, 11:20
Ich bin ja generell der Meinung, dass die DDR- Vergangenheit (im Gegensatz zur NS- Vergangenheit) nicht richtig aufgearbeitet worden ist.
Die Verbrechen werden heruntergespielt und die Nöte beschönigt. - Stichwort "Ostalgie".

Daher gibt es noch eine hohe Bereitschaft PDS zu wählen.

Ich wünsche mir ebenfalls, dass alle Politiker dazu deutlich Stellung beziehen. Nicht nur wegen eines richtigen Bildes von der DDR- Geschichte, auch und v.a. der Opfer wegen.

Auch Frau Birthler verdient allgemein mehr Unterstützung und mehr Anerkennung.

Außerdem ist es ein Skandal, dass die Opfergedenkstätte für die Opfer der SED- Diktatur in Berlin abgerissen wurde. Niemand würde das mit einer Gedenkstätte für die NS- Opfer tun.
Ich will diese beiden Diktaturen nicht vergleichen, auch wenn man weis, dass die NS- Diktatur schlimmer war (auf Grund von Massenmord und Weltkrieg).
Doch für die Opfer spielt es keine Rolle ob sie von einem Nazi auf der Flucht in die Schweiz oder von einem VoPo auf der Flucht in die BRD erschossen wurden. Man kann das Leid der einzelnen nicht durch die unterschiedliche Zahl der Opfer in den beiden Diktaturen herunterspielen. Wer das tut macht die Opfer des SED- Regimes zu Opfern zweiter Klasse.

twoxego
07.05.2006, 12:18
gerade bemerke ich, dass die netseite der gedenkstätte hohenschönhausen ebenso wie die der dahinter stehenden stiftung, nicht mehr ereichbar sind; seltsam.


noch ein link zum thema (http://www.dieneueepoche.com/articles/2006/04/13/15691.html)

SAMURAI
07.05.2006, 12:24
Habe letzten in einer Sendung (??) die Stasi-Pfeifen gesehen. War schon dreist wie sich die aufgeplustert haben.

Man hätte denen die Renten auf ein Minimum kürzen sollen !

So aber leben sie besser als der Durchschnitt der Bevölkerug !

twoxego
07.05.2006, 12:27
immer wieder lustig:
wer in der ddr " staat und recht " studierte, die klassische ausbildung der bonzen und auch vieler stasis, ist heute ein akademiker, mit den entsprechenden ansprüchen an das rentensytem.

für westdeutsche: " staat und recht " hätte eigentlich " marxismus leninismus "
heissen müssen.

Frei-denker
07.05.2006, 12:27
@Waldschrat

Du reißt hier eine ganze Reihe Themenbereiche an. Würde ich auf alle eingehen, würde das ein Mammut-Posting. Darum werde ich mal Drei rausgreifen und näher beleuchten.

Wir werden uns lohnmäßig der Europäischen und Ausländischen Konkurrenz anzupassen haben. Wenn nicht, werden die Deutschen Krankenschwestern einfach entlassen!Mal zum Vergleich: Ein Hilfsarbeiter bekommt in Deutschland mittlerweile einen Stundenlohn von 5,50 €, in England dagegen liegt der staatl. festgelegte Mindestlohn bei 7,80 €/Stunde. In Norwegen bekommt der Handwerker 20 €/Stunde, hier grad mal ca. 10 €/Stunde. Du siehst, so hoch sind unsere Löhne hier gar nicht mehr. Wo sie wohl niedriger sind, ist in Biliglohnländern wie Polen, Tschechien und Rumänien. Solange wir einen europäischen Binnenmarkt hatten, waren die Löhne hier nie ein Problem. Auch die Unternehmer machten einen guten Schnitt. Erst als die von Unternehmerverbänden wahrscheinlich geschmierten EU-Politiker Biliglohnländer in die EU holten, begann ein Vernichtungskampf auf die Löhne. Jetzt werden die hiesigen Arbeiter gegen die Biligarbeiter aus Polen ausgespielt. Und die können in ihrer wirtschaftlichen Notsituation keine besseren Konditionen gegenüber den Unternehmern durchsetzen. Auf diese Weise werden die Löhne zugunsten der Gewinne der Unternehmen kaputtgemacht. Mittlerweile gehen in unserem Land kranke Menschen zur Arbeit, weil sie Angst um ihren Arbeitsplatz haben. Das nenne ich galoppierenden Kapitalismus. Und gegen diese Auswüchse brauchen wir echte, linke Arbeitnehmerparteien.


Bist Du eigentlich schon einmal auf den Trichter gekommen, daß unsere Unternehmer deshalb ins Ausland verlagern, da sie unter dem Lohndiktat sonst nicht mehr konkurrenzfähig sind und alternativ Konkurs anmelden müßten? Da eben aus dem Ausland billiger produziert und damit angeboten wird?
Moment, wieso entsteht denn der Preisdruck auf den hier produzierenden Unternehmer? Durch die Öffnung der Märkte bzw. durch die sogenannte Globalisierung. Ohne die Öffnung der Märkte käme der hiesige Unternehmer gar nicht in den Zwang nach Polen zu verlagern, um mit den dort produzierenden Konkurrenten mithalten zu können. Die Öffnung der Märkte ist erst die Ursache, daß der Preiskampf entstand - nicht umgekehrt! Ohne die Öffnung der Märkte bräuchte der hiesige Unternehmer nicht den Preis des Produkts zu senken, müßte nicht nach Polen auswandern und die Löhne müßten nicht sinken. Ebenso würden die Löhne hier ausgezahlt, es würde mehr Geld in die Sozialversicherungen fließen und man könnte dadurch die Lohnnebenkosten senken.

In früheren Jahrzehnten hatten wir einen mit Zöllen geschützten EU-Binnenmarkt. Erst seit die Märkte geöffnet wurden und Biliglohnländer wie Polen, Tschechien und Ungarn in die EU geholt wurden begann das Unglück seinen Lauf zu nehmen. Dort liegt der Hund begraben - und nicht weil wir hier zu hohe Löhne hätten. Wie gesagt, diesem Globalisierungstreiben kann nur eine echte Arbeitnehmerpartei einhalt gebieten. Andernfalls wird unser Lohn tatsächlich auf das Lohnniveau der Biliglohnländer abgesenkt. Und da wollen wir doch wohl wirklich nicht hin, oder?


Der Kapitalist wird sich nur dann engagieren, wenn auf seinem Zettel "Gewinn nach Steuern" mindestens ein Euro mehr bez. auf die Verrentung seines investierten Kapitals steht, als bei einer vergleichbaren sicheren Bankanlage.Das ist zwar richtig aber nur die halbe Wahrheit. Ebenso muß der Arbeiter durch seine Arbeit einen gewissen Lebensstandard erzielen können, sonst wird seine Arbeit Zeitverschwendung und unwirtschaftlich. Das einseitige Gewichtung der Interessen zu keinem für die Allgemeinheit akzeptablen Lebensumständen führt haben Kapitalismus vor 120 Jahren und Kommunismus bis vor 16 Jahren eindrucksvoll demonstriert. Schlußfolgerung: Nur bei der Ausgeglichenheit der Interessen (soziale Marktwirtschaft) kommt es für die Allgemeinheit zu akzeptablen Lebensumständen. Aktuell driften wir mit Hartz4, 2-Jahre Probezeit, Dumpinglöhnen und Aufweichen des Kündigungsschutzes usw. in einen unmenschlichen Kapitalismus. Daher sehe ich in der ungeliebten PDS momentan unsere einzigste Chance die Unmenschlichkeit des Kapitalismus aufzuhalten.