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Vollständige Version anzeigen : Die Symbolik des Totalitären



Biskra
02.05.2006, 14:49
http://www.ddr-bilder.de/Fotos/Aufmaers/A4_f_gr.jpg


Hitlerjugend oder DDR-Pionier? Wie sich die Bilder doch gleichen.

Waldgänger
02.05.2006, 15:18
Die Ähnlichkeit ist schon verblüffend, aber Uniformierung bedeutet sicherlich nicht gleich Totalitarismus.Dazu bedarf es noch einiges mehr.

Biskra
02.05.2006, 15:52
Die Ähnlichkeit ist schon verblüffend, aber Uniformierung bedeutet sicherlich nicht gleich Totalitarismus.Dazu bedarf es noch einiges mehr.

Darum ging es mir ja auch nicht, eher um die Kontinuitäten gerade in der DDR.

Sauerländer
03.05.2006, 13:00
Darum ging es mir ja auch nicht, eher um die Kontinuitäten gerade in der DDR.
Ist es besser, stets ohne inhaltliche Prüfung das Gegenteil des Gehabten zu unternehmen, nur damit ja nirgendwo die Spur einer Kontinuität auftaucht?

Biskra
03.05.2006, 13:33
Ist es besser, stets ohne inhaltliche Prüfung das Gegenteil des Gehabten zu unternehmen, nur damit ja nirgendwo die Spur einer Kontinuität auftaucht?

Das habe ich ja auch nicht behauptet, Sokrates.

Sauerländer
03.05.2006, 13:47
Das habe ich ja auch nicht behauptet
Nein, nicht explizit. Aber angesichts des verdammenden Charakters, den Verweise auf das Dritte Reich stets tragen, ist ein Vergleich (vollkommen ungeachtet seiner etwaigen Berechtigung) der DDR mit ihm eine Anklage gegen die DDR, im nächsten Schritt ist die Höherwertung der BRD nicht weit.
Und da wollte ich einfach mal auf den geschichtslosen Chrakter der BRD verweisen.

Sokrates.
Zuviel der Ehre. So ernst, dass es mich hinrichten würde, nimmt mich das Volk noch nicht.:D

Husaar
03.05.2006, 14:52
Also ich finde die Frisuren sind auffällig ähnlich.

twoxego
03.05.2006, 14:58
hallo biskra !

warum hast du nicht die pfadfinder genommen ?
die ähnlichkeiten sind grösser.
nebenbei:
die fahräder in holland und die in china sind sich sehr ählich.
was sagt uns das ? nichts natürlich.


gruss twoxego

Biskra
03.05.2006, 15:19
Nein, nicht explizit. Aber angesichts des verdammenden Charakters, den Verweise auf das Dritte Reich stets tragen, ist ein Vergleich (vollkommen ungeachtet seiner etwaigen Berechtigung) der DDR mit ihm eine Anklage gegen die DDR, im nächsten Schritt ist die Höherwertung der BRD nicht weit.

Nun, sicherlich war es eine provokative Frage und es war zu einem Teil auch gewollt auf die Kontinuitäten anzusprechen, immerhin wurde das Volk ja nicht ausgewechselt, es fanden sich dadurch tw. die selben Piefkes die vorher in der Hitlerjugend marschierten jetzt bei den Pionieren und der FDJ wieder. Das Prozedere bleib das gleiche, nur die Marschrichtung änderte sich. Während sowohl in der BRD als auch in der DDR offiziell der Militarismus verdammt wurde, so dienten doch gerade Organisationen wie die Pioniere und die FDJ der Heranziehung eines kämpferischen Kollektivs, paramilitärischer Drill gehörte zum Programm wie auch Handgranatenwerfen und Schießübungen.


Und da wollte ich einfach mal auf den geschichtslosen Chrakter der BRD verweisen.

Gerade die DDR dürfte als Paradebeispiel eines geschichtslosen Staates gelten. Historische Kontinuitäten wurden erst viel später herbeikonstruiert, so z.B. der Versuch der Verankerung der NVA in der Tradition der Bauernkriege und der internationalen Brigaden oder dem Versuch der Umdeutung Schillers zu einem klassenbewußten Dichter. In den 80ern besonn man sich schließlich auf eine Art preussische Tradition (Stechschritt und Reiterdenkmäler) die aber auch weitgehend inhaltsleer blieb.
Ansonsten berief sich die DDR hauptsächlich darauf, das bessere Deutschland zu sein, in dem es nur Antifaschisten gab, die vor dem Westen mit einem entsprechenden Schutzwall geschützt werden mußten. :]

Roter Prolet
03.05.2006, 15:42
http://www.ddr-bilder.de/Fotos/Aufmaers/A4_f_gr.jpg


Hitlerjugend oder DDR-Pionier? Wie sich die Bilder doch gleichen.

Eindeutig Pioniere.

Aber was haben die bitte schön mit der Hitler-Jugend zu tun, hm?

Roter Prolet
03.05.2006, 15:43
Also ich finde die Frisuren sind auffällig ähnlich.

Damals waren solche Frisuren generell eine Mode :rolleyes:

Fritz Fullriede
03.05.2006, 15:49
HJ=FDJ=Honecker-Jugend :))

Hat sich doch bloss die Farbe des Hemdchens geändert.Sogar der Wehrsport blieb im Prinzip gleich!

Sauerländer
03.05.2006, 15:54
Nun, sicherlich war es eine provokative Frage und es war zu einem Teil auch gewollt auf die Kontinuitäten anzusprechen, immerhin wurde das Volk ja nicht ausgewechselt, es fanden sich dadurch tw. die selben Piefkes die vorher in der Hitlerjugend marschierten jetzt bei den Pionieren und der FDJ wieder. Das Prozedere bleib das gleiche, nur die Marschrichtung änderte sich. Während sowohl in der BRD als auch in der DDR offiziell der Militarismus verdammt wurde, so dienten doch gerade Organisationen wie die Pioniere und die FDJ der Heranziehung eines kämpferischen Kollektivs, paramilitärischer Drill gehörte zum Programm wie auch Handgranatenwerfen und Schießübungen.
Es ist nie das Militär als solches, das ein Problem darstellt. Probleme bereitet stets nur das Ziel, zu dem es eingesetzt wird.
Im Dienste eines entsprechend richtigen Zieles kann auch die totale Mobilmachung (die in der DDR nicht erreicht wurde) gerechtfertigt sein.
Möglichst umfassende Abwesenheit des Militärischen aus der Gesellschaft kann kein Selbstzweck sein, ist allenfalls als -den Ausgleich herbeiführende- Reaktion auf Selbstzweckwerdung des Militärischen rechtfertigbar.

Man kann persönlich Zu- oder Abneigung zu bzw gegen militärische und militaroide Verhaltensformen, Symboliken und Strukturen hegen wie man will, an ihrer Notwendigkeit kommt man nicht vorbei.
Nichteinmal die anarchistische Utopie kommt ohne die aus, die die Gemeinschaft verteidigen und dies organisiert tun (und gerät regelmäßig in die herrlichsten Chaotismen bei dem Versuch zu erklären, wie das in eine völlig zwangsfreie Gesellschaft integriert werden soll).

Gerade die DDR dürfte als Paradebeispiel eines geschichtslosen Staates gelten. Historische Kontinuitäten wurden erst viel später herbeikonstruiert, so z.B. der Versuch der Verankerung der NVA in der Tradition der Bauernkriege und der internationalen Brigaden oder dem Versuch der Umdeutung Schillers zu einem klassenbewußten Dichter. In den 80ern besonn man sich schließlich auf eine Art preussische Tradition (Stechschritt und Reiterdenkmäler) die aber auch weitgehend inhaltsleer blieb.
Ansonsten berief sich die DDR hauptsächlich darauf, das bessere Deutschland zu sein, in dem es nur Antifaschisten gab, die vor dem Westen mit einem entsprechenden Schutzwall geschützt werden mußten. :]
Die DDR hat hinsichtlich ihrer geschichtlichen Selbstverortung das selbe Problem gehabt wie die BRD: Sie durfte nicht in "deutscher" Tradition stehen, was ein ganzheitliches Bekenntnis zur Nationalgeschichte dargestellt hätte, sondern musste als Ideologiestaat auftreten, als staatliche Manifestation des Sozialismus, zufällig auf deutschem Boden (wie die BRD es eben im Hinblick auf den Liberaldemokratismus war und da zum Teil auch nicht gerade unwirre Linien zog).
Ideologische Geschichtsbetrachtung zieht immer Linien, und hat keine Hemmungen, Unterbrechungen zu...überbrücken.
Sie orientiert sich immer an den Interessen des jeweiligen Ideologieführers bzw der Macht, deren Interesse vordringlich zu diesen Funktion der Ideologie ist. Im Falle der DDR der Sowjetunion, im Falle der BRD den USA.

Wenn ich mir alleine den Krampf um "Tradition der Bundeswehr" anschaue - um Himmels Willen.

Wenn man die Selbstverortung der DDR als "konstruiert" bezeichnen will - insofern die Geschichtsbetrachtung dort selektiv war, mag das zutreffen.
Aber immerhin ist das noch eine positive Bezugnahme, im Gegensatz zum klassisch liberal-abwehrrechtlichen Selbstverständnis der BRD, die sich wesentlich über das begreift, was sie NICHT ist.

Biskra
03.05.2006, 18:10
Es ist nie das Militär als solches, das ein Problem darstellt. Probleme bereitet stets nur das Ziel, zu dem es eingesetzt wird.
Im Dienste eines entsprechend richtigen Zieles kann auch die totale Mobilmachung (die in der DDR nicht erreicht wurde) gerechtfertigt sein.

Die Militarisierung der Gesellschaft stellt für mich immer ein Problem dar, da ich Kollektivismus per se ebenso ablehne wie Selbstversklavung.



Man kann persönlich Zu- oder Abneigung zu bzw gegen militärische und militaroide Verhaltensformen, Symboliken und Strukturen hegen wie man will, an ihrer Notwendigkeit kommt man nicht vorbei.
Nichteinmal die anarchistische Utopie kommt ohne die aus, die die Gemeinschaft verteidigen und dies organisiert tun (und gerät regelmäßig in die herrlichsten Chaotismen bei dem Versuch zu erklären, wie das in eine völlig zwangsfreie Gesellschaft integriert werden soll).

Zwischen der Notwendigkeit eines Staatsgebildes das Gewaltmonopol auszuüben und dem Militarismus gibt es ja wohl noch mehr als ein paar graduelle Unterschiede.


Die DDR hat hinsichtlich ihrer geschichtlichen Selbstverortung das selbe Problem gehabt wie die BRD: Sie durfte nicht in "deutscher" Tradition stehen, was ein ganzheitliches Bekenntnis zur Nationalgeschichte dargestellt hätte, sondern musste als Ideologiestaat auftreten, als staatliche Manifestation des Sozialismus, zufällig auf deutschem Boden (wie die BRD es eben im Hinblick auf den Liberaldemokratismus war und da zum Teil auch nicht gerade unwirre Linien zog).

Wer verbat denn der BRD in deutscher Tradition zu stehen, den NS mal ausgenommen? Das Problem der BRD war doch wohl eher, daß sie um den NS nicht so herumkam, wie sich das einige erhofften, indem sie versuchten eine republikanische Tradition von 1848 über 1918 zu ziehen und 12 Jahre als Betriebsunfall darzustellen, an denen hauptsächlich ein Österreicher die Alleinschuld trug.



Wenn ich mir alleine den Krampf um "Tradition der Bundeswehr" anschaue - um Himmels Willen.

Ja, schöne Beispiel, stand die Bundeswehr doch immer einerseits in der Tradition der Wehrmacht, die ja eine anständige Armee gewesen sei und andererseits wurde der "Bürger in Uniform" herbeigefabelt. Der "Krampf" erscheint mir eher der relativ neue Versuch zu sein, die Attentäter des 20. Juli in eine demokratische Tradition stellen zu wollen.


Wenn man die Selbstverortung der DDR als "konstruiert" bezeichnen will - insofern die Geschichtsbetrachtung dort selektiv war, mag das zutreffen.
Aber immerhin ist das noch eine positive Bezugnahme, im Gegensatz zum klassisch liberal-abwehrrechtlichen Selbstverständnis der BRD, die sich wesentlich über das begreift, was sie NICHT ist.

Die positive Selbstverordnung der DDR funktionierte so allerdings auch nur dadurch, daß eine Diskussion über ebendiese offiziell ausgeschlossen war. Man kann Identität schlecht diktieren.

KrascherHistory
04.08.2006, 08:47
Darum ging es mir ja auch nicht, eher um die Kontinuitäten gerade in der DDR.

Moin. Die "BRD" ist da nicht besser. Nur subtiler in der Vorgehensweise und damit perverser. MfG K

twoxego
04.08.2006, 09:44
als ob blinde von farbe redeten.
das regime in der ostzone war weitaus sensibler, was symbolik angeht, als ein westdeutscher sich vorstellen kann. es grenzte nahezu an besessenheit.
an die geschichte mit dem " schwerter zu pflugscharen " aufnäher erinnert sich vielleicht noch der eine oder andere. etliche leute verloren dadurch abitur oder studium.
die verwendung nationalsozialistischer symbole stand unter hoher strafe. ein hackenkreuz konnte jemanden für lange zeit in den knast bringen.
als gegen 1972 neue offiziersuniformen eingeführ werden sollten, stelle sich heraus, dass die ersten entwürfe auf verblüffende weise an die uniformen der waffen ss erinnerten.
ratet einmal, welchen job der designer anschliessend ausübte.
drei oder vier jahre später, durfte ich mich stundenlang mit " genossen " unterhalten
weil mir ausgerechnet am 6.oktober eingefallen war, mir eine frisur zuzulegen, die heute wohl als naziglatze gelten würde, die es damals übrigens noch nicht gab.
ich hatte tatsächlich keinerlei hintergedanken dabei und nur vergessen, dass ich am nächsten tag eine veranstaltung vor parteileuten zu moderieren hatte.

Neutraler
04.08.2006, 16:49
Aber was haben die bitte schön mit der Hitler-Jugend zu tun, hm?
Die DDR hat viele Organisationen des NS-Staates im Prinzip übernommen: Gestapo-Leute in die Stasi, Spitzel gleich mit, Wehrmachtsoldaten und Offiziere in die NVA, Verwaltungsbeamte in die Ämter und die HJ-Leute zur FDJ.

asdfasdf
04.08.2006, 17:43
Die DDR hat viele Organisationen des NS-Staates im Prinzip übernommen: Gestapo-Leute in die Stasi, Spitzel gleich mit, Wehrmachtsoldaten und Offiziere in die NVA, Verwaltungsbeamte in die Ämter und die HJ-Leute zur FDJ.
Ich sag's ja immer, ich kenn keinen Unterschied zwischen diesen beiden mordenden Systemen.