Mark Mallokent
30.04.2006, 18:09
Diesen schönen Text fand ich bei Statler und Waldorf (ein Superblog). :gesetz:
Ab und zu werde ich von dieser Freude am Gruseln überwältigt, die mich dazu bringt, einen billigen B-Movie mit inkonsistentem Drehbuch , schlechten Darstellern und unsäglichen Dialogen anzuschauen — PDS-Parteitage auf Phoenix also. Dort wird wieder alles geboten: Gysi verteidigt Fidel Castro und alte Stasi-Schergen. Oskar Lafontaine wünscht sich mehr jakobinische Tendenzen im deutschen Volk — offensichtlich hofft er, in diesem Fall auf der richtigen Seite des Schaffotts zu stehen. Die Benzinpreise sollen staatlich festgelegt werden, die Zinsen der Banken auch. Der militärische Sturz der Taliban und die Einführung der Demokratie an ihrer Stelle waren “Terror“, und zwar “Terror” von der gleichen Qualität des dreitausendfachen Mordes am elften September.
Dafür gibt es satten Applaus und man hat das Gefühl, keinen Parteitag, sondern die Vollversammlung der Paranoid-Größenwahnsinnigen und ihrer Freunde im Fernsehen zu verfolgen. Paranoid weil natürlich eine turbokapitalistische Weltverschwörung bestehend aus George Bush und fünfhundert Konzernen in allem Elend und allen Kriegen der Welt die Fäden in der Hand hält und größenwahnsinnig, weil man sich bei der PDS offensichtlich von benevolenten, allwissenden Zentralplanern vom Typ Hugo Chavez, Kim Jong Il und Oskar Lafontaine die irdische Erlösung von allen sozialen Übeln erwartet. Es ist ein absurdes und amüsantes Schauspiel, das da geboten wird.
Wenn allerdings mal wieder die Globalisierung als Grundübel ausgemacht wird, dann verstehe ich als alter Kosmopolit keinen Spaß mehr. Das Argumentationsmuster ist bekannt: Der internationale Wettbewerb sorgt dafür, daß Deutschland verarmt. Die billigen osteuropäischen Arbeiter sind dafür verantwortlich, daß in Deutschland Hartz IV eingeführt werden mußte. Marktöffnung schadet uns, und wenn wir nur bald wieder unter uns wären, oder zumindest doch die Einfuhren aus Billiglohnländern mit horrenden Zöllen belegen könnten, dann würde doch sicher wieder alles gut.
Es gibt gegen diese bornierte Sicht der Dinge unendlich viele schlüssige, größtenteils auch empirisch belegte, Gegenargumente. Natürlich generiert eine Marktöffnung unter dem Strich Wohlfahrtsgewinne in allen beteiligten Ländern — auch wenn es immer einzelne Gruppen von Menschen geben wird, die schlechter gestellt werden. Aber die kann man aus den Wohlfahrtsgewinnen kompensieren. Und natürlich ist Globalisierung ja gerade das Vehikel, das Milliarden Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu rasant steigendem Wohlstand verhilft. Aber war gerade das nicht einmal ein linkes Anliegen?
Konzentrieren wir uns allerdings mal auf das Kernargument der beiden Linksparteien, nach dem internationaler Wettbewerb für die deutschen Probleme verantwortlich ist und deshalb durch supranationale Sozialstandards, Mindestlöhne, Mindeststeuern, Mindestumweltstandards und vieles mehr unterbunden werden müsse. Ist es also wirklich internationaler Wettbewerb, der uns zu schaffen macht? Unseren Arbeitsmärkten vor allem?
Auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Physisches Kapital wird dort investiert, wo es günstige Arbeitskräfte vorfindet. Also im Zweifelsfall nicht in Deutschland. Aber was bedeutet eigentlich günstig in diesem Fall? Es bedeutet, daß ein Land im internationalen Vergleich passable Lohnstückkosten anbieten muß. Die Löhne dürfen also produktivitätsbereinigt nicht über denen konkurrierender Länder liegen. Und das gilt übrigens für die bei einer zusätzlichen Investition zu erwartenden Lohnstückkosten, nicht für die statistisch erhobenen landesweiten, durchschnittlichen Lohnstückkosten. Aber das Thema hatten wir ja schonmal.
Eigentlich eine Trivialität, aber es wird in politischen Diskussionen gerne unterschlagen, wenn Globalisierungsgegener damit drohen, daß bei fortschreitender Globalisierung Deutschland demnächst auf das aktuelle Lohnniveau ländlicher chinesischer Provinzen abfallen werde. Die Nachricht könnte uns beruhigen. Der deutsche Arbeitnehmer ist immer noch halbwegs produktiv, also kann er auch ordentliche Lohnaufschläge verglichen mit der Billiglohnkonkurrenz für sich beanspruchen, ohne daß dies seine Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen würde. Aber, einen Moment mal: “der deutsche Arbeitnehmer”? Gibt es den? Wohl eher nicht.
Wie jede menschliche Population, so ist auch die deutsche Arbeitnehmerschaft äußerst heterogen. Es gibt Faule und Fleißige, Kluge und Dumme, gut und schlecht Ausgebildete. Es gibt faule, kluge gut Ausgebildete, es gibt fleißige, dumme schlecht Ausgebildete und so weiter.
Wenn man also seinen Arbeitsmarkt so gestaltet, daß ein Lohnniveau und ein Satz von Arbeitsmarktregulierungen dabei herauskommen, die allenfalls mit der Arbeitsproduktivität fleißiger, kluger und gut ausgebildeter Arbeitnehmer bezahlbar sind, dann hat man ein Problem. Dennoch haben wir trotz aller Basarökonomie, die uns nur auf dem Papier Exportweltmeister werden läßt, ja auch tatsächlich noch einen Sektor erfolgreicher, wirklich hier produzierender und exportorientierter Unternehmen. Einen Sektor, der zahlreiche hochproduktive Arbeitnehmern absorbiert, ihnen hohe Löhne zahlt und trotzdem völlig wettbewerbsfähig im internationalen Vergleich ist.
Wenn nun aber die wenig produktiven Arbeitnehmer zum deutschen Lohnniveau in exportorientierten Unternehmen keine Arbeit mehr finden — weil sie nicht wettbewerbsfähig sind — wen soll man dann eigentlich dafür verantwortlich machen? Die Globalisierung? Den internationalen Wettbewerb?
Man könnte sich zunächst einmal in Erinnerung rufen, daß es für eine große Volkswirtschaft ja keinesfalls der natürliche Zustand ist, daß ein Großteil ihrer Arbeitskräfte in exportorientierten Unternehmen arbeitet. Da draußen müssen auch noch Busse gefahren, Zeitungskioske betrieben, Wände angestrichen und Autos repariert werden. Und dieser nicht-exportorientierte Sektor ist groß. Er ist quantitativ so bedeutsam, daß man deutsche Arbeitslosigkeit eben keinesfalls nur oder auch vor allem mit “internationalem Wettbewerb” erklären kann.
Ganz im Gegenteil: Wie angesprochen, finden den Weg in den exportorientierten Sektor vor allem die eher produktiveren Arbeitnehmer. Das ist eigentlich in allen entwickelten Volkswirtschaften so und kein deutsches Phänomen. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitslosen setzt sich aber immer noch aus schlecht ausgebildeten, eher unproduktiven Menschen zusammen. Wenn man deren Arbeitslosigkeit in der Masse erklären will, dann ist es also vermutlich falsch, verschärften internationalen Wettbewerb als wichtigsten Grund anzuführen — die Frage ist vielmehr: Warum finden diese Leute keine Jobs in der Breitstellung lokaler Dienstleistungen und bei der Produktion anderer Güter, die für lokale Märkte gedacht sind?
An dieser Stelle würden viele Politiker jetzt rufen: “Ja, die Binnenkonjunktur ist es!” Eben nicht. Denn wir sehen ja in den Daten sofort, daß in Deutschland (und dies ist ein deutsches Phänomen!) Arbeitslosigkeit nur zu einem ganz kleinen Anteil ein konjunkturelles Phänomen ist. Die Masse der Arbeitslosen bleibt arbeitslos, auch in einem Aufschwung in dem, wie es immer so schön heißt, “die Binnennachfrage anzieht.” Wir haben es hier mit keinem konjunkturellen Problem zu tun, nicht mit “zu geringer Binnennachfrage“, sondern mit der längst bekannten, jahrzehntelang schwelenden deutschen Krankheit: inflexible Arbeitsmärkte, zu ausgeprägte Gewerkschaftsmacht, kollektive Lohnaushandlung und so weiter.
Es sind diese Probleme — unsere deutschen Arbeitsmarktinstitutionen — die dafür sorgen, daß im Gegensatz zu vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften bei uns die nicht-exportorientierten Sektoren die wenig produktiven Arbeitnehmer nur in relativ geringem Ausmaß absorbieren. Jeder kann es im Alltag sehen, an den kleinen Dingen: Vergleichen Sie mal, wie viele Kellner in einem unspektakulären Mittelklasse-Restaurant in den USA um Sie herumwieseln und wie viele es in Deutschland sind. Oder die Wartezeit auf einen Verkäufer im Kaufhaus im berüchtigten Hire-and-fire-Niedriglohnland Schweiz mit der in Deutschland.
Das alles hat nichts mit der Binnennachfrage zu tun. Und auch nicht damit, daß deutsche Kaufhäuser und Restaurants böswillig einen schlechteren Service bieten wollen. Aber es hat etwas zu tun mit unterschiedlichen relativen Preisen (dem real geringeren Lohn für niedrig Qualifizierte in den USA) und unterschiedlichen Regeln für den Arbeitsmarkt (der weitestgehenden Abwesenheit von gesetzlichem Kündigungsschutz in der Schweiz).
Also nein, liebe PDSler, WASGler und attacies. Die Globalisierung trägt am deutschen Elend nun wirklich keine Schuld. Denn mit der entscheidenden Frage — Wieso finden relativ wenige unproduktive Arbeitnehmer in Deutschland Arbeit in den für lokale Märkte produzierenden Unternehmen? — hat die Globalisierung nichts, aber auch gar nichts zu tun.
Ab und zu werde ich von dieser Freude am Gruseln überwältigt, die mich dazu bringt, einen billigen B-Movie mit inkonsistentem Drehbuch , schlechten Darstellern und unsäglichen Dialogen anzuschauen — PDS-Parteitage auf Phoenix also. Dort wird wieder alles geboten: Gysi verteidigt Fidel Castro und alte Stasi-Schergen. Oskar Lafontaine wünscht sich mehr jakobinische Tendenzen im deutschen Volk — offensichtlich hofft er, in diesem Fall auf der richtigen Seite des Schaffotts zu stehen. Die Benzinpreise sollen staatlich festgelegt werden, die Zinsen der Banken auch. Der militärische Sturz der Taliban und die Einführung der Demokratie an ihrer Stelle waren “Terror“, und zwar “Terror” von der gleichen Qualität des dreitausendfachen Mordes am elften September.
Dafür gibt es satten Applaus und man hat das Gefühl, keinen Parteitag, sondern die Vollversammlung der Paranoid-Größenwahnsinnigen und ihrer Freunde im Fernsehen zu verfolgen. Paranoid weil natürlich eine turbokapitalistische Weltverschwörung bestehend aus George Bush und fünfhundert Konzernen in allem Elend und allen Kriegen der Welt die Fäden in der Hand hält und größenwahnsinnig, weil man sich bei der PDS offensichtlich von benevolenten, allwissenden Zentralplanern vom Typ Hugo Chavez, Kim Jong Il und Oskar Lafontaine die irdische Erlösung von allen sozialen Übeln erwartet. Es ist ein absurdes und amüsantes Schauspiel, das da geboten wird.
Wenn allerdings mal wieder die Globalisierung als Grundübel ausgemacht wird, dann verstehe ich als alter Kosmopolit keinen Spaß mehr. Das Argumentationsmuster ist bekannt: Der internationale Wettbewerb sorgt dafür, daß Deutschland verarmt. Die billigen osteuropäischen Arbeiter sind dafür verantwortlich, daß in Deutschland Hartz IV eingeführt werden mußte. Marktöffnung schadet uns, und wenn wir nur bald wieder unter uns wären, oder zumindest doch die Einfuhren aus Billiglohnländern mit horrenden Zöllen belegen könnten, dann würde doch sicher wieder alles gut.
Es gibt gegen diese bornierte Sicht der Dinge unendlich viele schlüssige, größtenteils auch empirisch belegte, Gegenargumente. Natürlich generiert eine Marktöffnung unter dem Strich Wohlfahrtsgewinne in allen beteiligten Ländern — auch wenn es immer einzelne Gruppen von Menschen geben wird, die schlechter gestellt werden. Aber die kann man aus den Wohlfahrtsgewinnen kompensieren. Und natürlich ist Globalisierung ja gerade das Vehikel, das Milliarden Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu rasant steigendem Wohlstand verhilft. Aber war gerade das nicht einmal ein linkes Anliegen?
Konzentrieren wir uns allerdings mal auf das Kernargument der beiden Linksparteien, nach dem internationaler Wettbewerb für die deutschen Probleme verantwortlich ist und deshalb durch supranationale Sozialstandards, Mindestlöhne, Mindeststeuern, Mindestumweltstandards und vieles mehr unterbunden werden müsse. Ist es also wirklich internationaler Wettbewerb, der uns zu schaffen macht? Unseren Arbeitsmärkten vor allem?
Auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Physisches Kapital wird dort investiert, wo es günstige Arbeitskräfte vorfindet. Also im Zweifelsfall nicht in Deutschland. Aber was bedeutet eigentlich günstig in diesem Fall? Es bedeutet, daß ein Land im internationalen Vergleich passable Lohnstückkosten anbieten muß. Die Löhne dürfen also produktivitätsbereinigt nicht über denen konkurrierender Länder liegen. Und das gilt übrigens für die bei einer zusätzlichen Investition zu erwartenden Lohnstückkosten, nicht für die statistisch erhobenen landesweiten, durchschnittlichen Lohnstückkosten. Aber das Thema hatten wir ja schonmal.
Eigentlich eine Trivialität, aber es wird in politischen Diskussionen gerne unterschlagen, wenn Globalisierungsgegener damit drohen, daß bei fortschreitender Globalisierung Deutschland demnächst auf das aktuelle Lohnniveau ländlicher chinesischer Provinzen abfallen werde. Die Nachricht könnte uns beruhigen. Der deutsche Arbeitnehmer ist immer noch halbwegs produktiv, also kann er auch ordentliche Lohnaufschläge verglichen mit der Billiglohnkonkurrenz für sich beanspruchen, ohne daß dies seine Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen würde. Aber, einen Moment mal: “der deutsche Arbeitnehmer”? Gibt es den? Wohl eher nicht.
Wie jede menschliche Population, so ist auch die deutsche Arbeitnehmerschaft äußerst heterogen. Es gibt Faule und Fleißige, Kluge und Dumme, gut und schlecht Ausgebildete. Es gibt faule, kluge gut Ausgebildete, es gibt fleißige, dumme schlecht Ausgebildete und so weiter.
Wenn man also seinen Arbeitsmarkt so gestaltet, daß ein Lohnniveau und ein Satz von Arbeitsmarktregulierungen dabei herauskommen, die allenfalls mit der Arbeitsproduktivität fleißiger, kluger und gut ausgebildeter Arbeitnehmer bezahlbar sind, dann hat man ein Problem. Dennoch haben wir trotz aller Basarökonomie, die uns nur auf dem Papier Exportweltmeister werden läßt, ja auch tatsächlich noch einen Sektor erfolgreicher, wirklich hier produzierender und exportorientierter Unternehmen. Einen Sektor, der zahlreiche hochproduktive Arbeitnehmern absorbiert, ihnen hohe Löhne zahlt und trotzdem völlig wettbewerbsfähig im internationalen Vergleich ist.
Wenn nun aber die wenig produktiven Arbeitnehmer zum deutschen Lohnniveau in exportorientierten Unternehmen keine Arbeit mehr finden — weil sie nicht wettbewerbsfähig sind — wen soll man dann eigentlich dafür verantwortlich machen? Die Globalisierung? Den internationalen Wettbewerb?
Man könnte sich zunächst einmal in Erinnerung rufen, daß es für eine große Volkswirtschaft ja keinesfalls der natürliche Zustand ist, daß ein Großteil ihrer Arbeitskräfte in exportorientierten Unternehmen arbeitet. Da draußen müssen auch noch Busse gefahren, Zeitungskioske betrieben, Wände angestrichen und Autos repariert werden. Und dieser nicht-exportorientierte Sektor ist groß. Er ist quantitativ so bedeutsam, daß man deutsche Arbeitslosigkeit eben keinesfalls nur oder auch vor allem mit “internationalem Wettbewerb” erklären kann.
Ganz im Gegenteil: Wie angesprochen, finden den Weg in den exportorientierten Sektor vor allem die eher produktiveren Arbeitnehmer. Das ist eigentlich in allen entwickelten Volkswirtschaften so und kein deutsches Phänomen. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitslosen setzt sich aber immer noch aus schlecht ausgebildeten, eher unproduktiven Menschen zusammen. Wenn man deren Arbeitslosigkeit in der Masse erklären will, dann ist es also vermutlich falsch, verschärften internationalen Wettbewerb als wichtigsten Grund anzuführen — die Frage ist vielmehr: Warum finden diese Leute keine Jobs in der Breitstellung lokaler Dienstleistungen und bei der Produktion anderer Güter, die für lokale Märkte gedacht sind?
An dieser Stelle würden viele Politiker jetzt rufen: “Ja, die Binnenkonjunktur ist es!” Eben nicht. Denn wir sehen ja in den Daten sofort, daß in Deutschland (und dies ist ein deutsches Phänomen!) Arbeitslosigkeit nur zu einem ganz kleinen Anteil ein konjunkturelles Phänomen ist. Die Masse der Arbeitslosen bleibt arbeitslos, auch in einem Aufschwung in dem, wie es immer so schön heißt, “die Binnennachfrage anzieht.” Wir haben es hier mit keinem konjunkturellen Problem zu tun, nicht mit “zu geringer Binnennachfrage“, sondern mit der längst bekannten, jahrzehntelang schwelenden deutschen Krankheit: inflexible Arbeitsmärkte, zu ausgeprägte Gewerkschaftsmacht, kollektive Lohnaushandlung und so weiter.
Es sind diese Probleme — unsere deutschen Arbeitsmarktinstitutionen — die dafür sorgen, daß im Gegensatz zu vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften bei uns die nicht-exportorientierten Sektoren die wenig produktiven Arbeitnehmer nur in relativ geringem Ausmaß absorbieren. Jeder kann es im Alltag sehen, an den kleinen Dingen: Vergleichen Sie mal, wie viele Kellner in einem unspektakulären Mittelklasse-Restaurant in den USA um Sie herumwieseln und wie viele es in Deutschland sind. Oder die Wartezeit auf einen Verkäufer im Kaufhaus im berüchtigten Hire-and-fire-Niedriglohnland Schweiz mit der in Deutschland.
Das alles hat nichts mit der Binnennachfrage zu tun. Und auch nicht damit, daß deutsche Kaufhäuser und Restaurants böswillig einen schlechteren Service bieten wollen. Aber es hat etwas zu tun mit unterschiedlichen relativen Preisen (dem real geringeren Lohn für niedrig Qualifizierte in den USA) und unterschiedlichen Regeln für den Arbeitsmarkt (der weitestgehenden Abwesenheit von gesetzlichem Kündigungsschutz in der Schweiz).
Also nein, liebe PDSler, WASGler und attacies. Die Globalisierung trägt am deutschen Elend nun wirklich keine Schuld. Denn mit der entscheidenden Frage — Wieso finden relativ wenige unproduktive Arbeitnehmer in Deutschland Arbeit in den für lokale Märkte produzierenden Unternehmen? — hat die Globalisierung nichts, aber auch gar nichts zu tun.