PDA

Vollständige Version anzeigen : Worte der Weisheit



Mark Mallokent
30.04.2006, 18:09
Diesen schönen Text fand ich bei Statler und Waldorf (ein Superblog). :gesetz:
Ab und zu werde ich von dieser Freude am Gruseln überwältigt, die mich dazu bringt, einen billigen B-Movie mit inkonsistentem Drehbuch , schlechten Darstellern und unsäglichen Dialogen anzuschauen — PDS-Parteitage auf Phoenix also. Dort wird wieder alles geboten: Gysi verteidigt Fidel Castro und alte Stasi-Schergen. Oskar Lafontaine wünscht sich mehr jakobinische Tendenzen im deutschen Volk — offensichtlich hofft er, in diesem Fall auf der richtigen Seite des Schaffotts zu stehen. Die Benzinpreise sollen staatlich festgelegt werden, die Zinsen der Banken auch. Der militärische Sturz der Taliban und die Einführung der Demokratie an ihrer Stelle waren “Terror“, und zwar “Terror” von der gleichen Qualität des dreitausendfachen Mordes am elften September.

Dafür gibt es satten Applaus und man hat das Gefühl, keinen Parteitag, sondern die Vollversammlung der Paranoid-Größenwahnsinnigen und ihrer Freunde im Fernsehen zu verfolgen. Paranoid weil natürlich eine turbokapitalistische Weltverschwörung bestehend aus George Bush und fünfhundert Konzernen in allem Elend und allen Kriegen der Welt die Fäden in der Hand hält und größenwahnsinnig, weil man sich bei der PDS offensichtlich von benevolenten, allwissenden Zentralplanern vom Typ Hugo Chavez, Kim Jong Il und Oskar Lafontaine die irdische Erlösung von allen sozialen Übeln erwartet. Es ist ein absurdes und amüsantes Schauspiel, das da geboten wird.

Wenn allerdings mal wieder die Globalisierung als Grundübel ausgemacht wird, dann verstehe ich als alter Kosmopolit keinen Spaß mehr. Das Argumentationsmuster ist bekannt: Der internationale Wettbewerb sorgt dafür, daß Deutschland verarmt. Die billigen osteuropäischen Arbeiter sind dafür verantwortlich, daß in Deutschland Hartz IV eingeführt werden mußte. Marktöffnung schadet uns, und wenn wir nur bald wieder unter uns wären, oder zumindest doch die Einfuhren aus Billiglohnländern mit horrenden Zöllen belegen könnten, dann würde doch sicher wieder alles gut.

Es gibt gegen diese bornierte Sicht der Dinge unendlich viele schlüssige, größtenteils auch empirisch belegte, Gegenargumente. Natürlich generiert eine Marktöffnung unter dem Strich Wohlfahrtsgewinne in allen beteiligten Ländern — auch wenn es immer einzelne Gruppen von Menschen geben wird, die schlechter gestellt werden. Aber die kann man aus den Wohlfahrtsgewinnen kompensieren. Und natürlich ist Globalisierung ja gerade das Vehikel, das Milliarden Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu rasant steigendem Wohlstand verhilft. Aber war gerade das nicht einmal ein linkes Anliegen?

Konzentrieren wir uns allerdings mal auf das Kernargument der beiden Linksparteien, nach dem internationaler Wettbewerb für die deutschen Probleme verantwortlich ist und deshalb durch supranationale Sozialstandards, Mindestlöhne, Mindeststeuern, Mindestumweltstandards und vieles mehr unterbunden werden müsse. Ist es also wirklich internationaler Wettbewerb, der uns zu schaffen macht? Unseren Arbeitsmärkten vor allem?

Auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Physisches Kapital wird dort investiert, wo es günstige Arbeitskräfte vorfindet. Also im Zweifelsfall nicht in Deutschland. Aber was bedeutet eigentlich günstig in diesem Fall? Es bedeutet, daß ein Land im internationalen Vergleich passable Lohnstückkosten anbieten muß. Die Löhne dürfen also produktivitätsbereinigt nicht über denen konkurrierender Länder liegen. Und das gilt übrigens für die bei einer zusätzlichen Investition zu erwartenden Lohnstückkosten, nicht für die statistisch erhobenen landesweiten, durchschnittlichen Lohnstückkosten. Aber das Thema hatten wir ja schonmal.

Eigentlich eine Trivialität, aber es wird in politischen Diskussionen gerne unterschlagen, wenn Globalisierungsgegener damit drohen, daß bei fortschreitender Globalisierung Deutschland demnächst auf das aktuelle Lohnniveau ländlicher chinesischer Provinzen abfallen werde. Die Nachricht könnte uns beruhigen. Der deutsche Arbeitnehmer ist immer noch halbwegs produktiv, also kann er auch ordentliche Lohnaufschläge verglichen mit der Billiglohnkonkurrenz für sich beanspruchen, ohne daß dies seine Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen würde. Aber, einen Moment mal: “der deutsche Arbeitnehmer”? Gibt es den? Wohl eher nicht.
Wie jede menschliche Population, so ist auch die deutsche Arbeitnehmerschaft äußerst heterogen. Es gibt Faule und Fleißige, Kluge und Dumme, gut und schlecht Ausgebildete. Es gibt faule, kluge gut Ausgebildete, es gibt fleißige, dumme schlecht Ausgebildete und so weiter.

Wenn man also seinen Arbeitsmarkt so gestaltet, daß ein Lohnniveau und ein Satz von Arbeitsmarktregulierungen dabei herauskommen, die allenfalls mit der Arbeitsproduktivität fleißiger, kluger und gut ausgebildeter Arbeitnehmer bezahlbar sind, dann hat man ein Problem. Dennoch haben wir trotz aller Basarökonomie, die uns nur auf dem Papier Exportweltmeister werden läßt, ja auch tatsächlich noch einen Sektor erfolgreicher, wirklich hier produzierender und exportorientierter Unternehmen. Einen Sektor, der zahlreiche hochproduktive Arbeitnehmern absorbiert, ihnen hohe Löhne zahlt und trotzdem völlig wettbewerbsfähig im internationalen Vergleich ist.

Wenn nun aber die wenig produktiven Arbeitnehmer zum deutschen Lohnniveau in exportorientierten Unternehmen keine Arbeit mehr finden — weil sie nicht wettbewerbsfähig sind — wen soll man dann eigentlich dafür verantwortlich machen? Die Globalisierung? Den internationalen Wettbewerb?

Man könnte sich zunächst einmal in Erinnerung rufen, daß es für eine große Volkswirtschaft ja keinesfalls der natürliche Zustand ist, daß ein Großteil ihrer Arbeitskräfte in exportorientierten Unternehmen arbeitet. Da draußen müssen auch noch Busse gefahren, Zeitungskioske betrieben, Wände angestrichen und Autos repariert werden. Und dieser nicht-exportorientierte Sektor ist groß. Er ist quantitativ so bedeutsam, daß man deutsche Arbeitslosigkeit eben keinesfalls nur oder auch vor allem mit “internationalem Wettbewerb” erklären kann.

Ganz im Gegenteil: Wie angesprochen, finden den Weg in den exportorientierten Sektor vor allem die eher produktiveren Arbeitnehmer. Das ist eigentlich in allen entwickelten Volkswirtschaften so und kein deutsches Phänomen. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitslosen setzt sich aber immer noch aus schlecht ausgebildeten, eher unproduktiven Menschen zusammen. Wenn man deren Arbeitslosigkeit in der Masse erklären will, dann ist es also vermutlich falsch, verschärften internationalen Wettbewerb als wichtigsten Grund anzuführen — die Frage ist vielmehr: Warum finden diese Leute keine Jobs in der Breitstellung lokaler Dienstleistungen und bei der Produktion anderer Güter, die für lokale Märkte gedacht sind?

An dieser Stelle würden viele Politiker jetzt rufen: “Ja, die Binnenkonjunktur ist es!” Eben nicht. Denn wir sehen ja in den Daten sofort, daß in Deutschland (und dies ist ein deutsches Phänomen!) Arbeitslosigkeit nur zu einem ganz kleinen Anteil ein konjunkturelles Phänomen ist. Die Masse der Arbeitslosen bleibt arbeitslos, auch in einem Aufschwung in dem, wie es immer so schön heißt, “die Binnennachfrage anzieht.” Wir haben es hier mit keinem konjunkturellen Problem zu tun, nicht mit “zu geringer Binnennachfrage“, sondern mit der längst bekannten, jahrzehntelang schwelenden deutschen Krankheit: inflexible Arbeitsmärkte, zu ausgeprägte Gewerkschaftsmacht, kollektive Lohnaushandlung und so weiter.

Es sind diese Probleme — unsere deutschen Arbeitsmarktinstitutionen — die dafür sorgen, daß im Gegensatz zu vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften bei uns die nicht-exportorientierten Sektoren die wenig produktiven Arbeitnehmer nur in relativ geringem Ausmaß absorbieren. Jeder kann es im Alltag sehen, an den kleinen Dingen: Vergleichen Sie mal, wie viele Kellner in einem unspektakulären Mittelklasse-Restaurant in den USA um Sie herumwieseln und wie viele es in Deutschland sind. Oder die Wartezeit auf einen Verkäufer im Kaufhaus im berüchtigten Hire-and-fire-Niedriglohnland Schweiz mit der in Deutschland.

Das alles hat nichts mit der Binnennachfrage zu tun. Und auch nicht damit, daß deutsche Kaufhäuser und Restaurants böswillig einen schlechteren Service bieten wollen. Aber es hat etwas zu tun mit unterschiedlichen relativen Preisen (dem real geringeren Lohn für niedrig Qualifizierte in den USA) und unterschiedlichen Regeln für den Arbeitsmarkt (der weitestgehenden Abwesenheit von gesetzlichem Kündigungsschutz in der Schweiz).

Also nein, liebe PDSler, WASGler und attacies. Die Globalisierung trägt am deutschen Elend nun wirklich keine Schuld. Denn mit der entscheidenden Frage — Wieso finden relativ wenige unproduktive Arbeitnehmer in Deutschland Arbeit in den für lokale Märkte produzierenden Unternehmen? — hat die Globalisierung nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Achsel-des-Bloeden
01.05.2006, 07:31
Der Text ist zu lang.


...zumindest doch die Einfuhren aus Billiglohnländern mit horrenden Zöllen belegen könnten, dann würde doch sicher wieder alles gut. ...

"Alles" würde sicherlich nicht "gut".
Es ist aber unser gutes Recht, Sklavenarbeit nicht zu importieren bzw. durch hohe Zölle den Sklaventreibern die sozialen Kostenin Rechnung zu stellen.
Einiges würde also schon befriedigend ...

Mark Mallokent
01.05.2006, 07:55
Der Text ist zu lang.
Gute Text dürfen lang sind, schlechte nicht. :cool:



"Alles" würde sicherlich nicht "gut".
Es ist aber unser gutes Recht, Sklavenarbeit nicht zu importieren bzw. durch hohe Zölle den Sklaventreibern die sozialen Kostenin Rechnung zu stellen.
Einiges würde also schon befriedigend ...Hm, also wenn ich dich richtig verstehe, dann meinst du: wenn etwa hierzulande die Landwirtschaft subventioniert wird und Produkte aus Entwicklungsländern so vom Markt verdrängt werden, dann diene daß der Bekämpfung der Sklaverei. Ich gebe zu, daß ist immerhin eine originelle Behauptung.

Achsel-des-Bloeden
01.05.2006, 08:05
... wenn etwa hierzulande die Landwirtschaft subventioniert wird und Produkte aus Entwicklungsländern so vom Markt verdrängt werden, Es ist unerheblich, ob es sich um "Entwicklungsländer" handelt, wenn die Landarbeiter wie Sklaven gehalten werden.
Zum anderen ist die Landwirtschaft, wie auch Teile der Militär- und HighTech, ein etwas specielles Gebiet.


Ich gebe zu, daß ist immerhin eine originelle Behauptung.
Originell
Synonyme: attraktiv, besonders, erfinderisch, erfindungsreich, findig, geistvoll, genial, gestalterisch, ideenreich, kreativ, neu, neuartig, original, phantasiebegabt, phantasievoll, schöpferisch, spezifisch, ungewöhnlich

MrS
01.05.2006, 08:31
Eigentlich sind Statler und Waldorf für mich ja alte geifernde Hunde.

Aber sie haben recht. Guter Artikel.

Mark Mallokent
01.05.2006, 08:33
Es ist unerheblich, ob es sich um "Entwicklungsländer" handelt, wenn die Landarbeiter wie Sklaven gehalten werden.
Zum anderen ist die Landwirtschaft, wie auch Teile der Militär- und HighTech, ein etwas specielles Gebiet.

Warum und inwiefern?

Achsel-des-Bloeden
01.05.2006, 08:38
Warum und inwiefern?Du machst es Dir aber leicht!

Erst mal selbst die 'grauen Zellen' aktivieren und nachgedacht und mitgesonnen!

Mark Mallokent
01.05.2006, 08:47
Du machst es Dir aber leicht!

Erst mal selbst die 'grauen Zellen' aktivieren und nachgedacht und mitgesonnen!
Wenn du etwas behauptest, darf ich doch wohl nach der Begründung fragen.

Irratio
01.05.2006, 12:27
Wenn du etwas behauptest, darf ich doch wohl nach der Begründung fragen.
Dazu wäre es aber wohl hilfreich zu erwähnen, welcher Teil der Aussage dich besonders stört, und wesshalb.

Irratio.

Mark Mallokent
01.05.2006, 14:19
Dazu wäre es aber wohl hilfreich zu erwähnen, welcher Teil der Aussage dich besonders stört, und wesshalb.

Irratio.
Was soll ich denn zu folgender Aussage sagen?:

Du machst es Dir aber leicht!

Erst mal selbst die 'grauen Zellen' aktivieren und nachgedacht und mitgesonnen!

wizno
01.05.2006, 16:45
-alles durchgelesen und 3 Sekunden drüber nachgedacht
-keinerlei Stichhaltige Argumente alles zusammengestöpselter Müll
-in Papierkorb entsorgt
-sich über verschwendete Zeit geärgert X(

Biskra
01.05.2006, 17:36
Der Import des Working-poor-Konzepts aus den USA erscheint mir kein erstrebenswerter Ansatz zu sein.

Mark Mallokent
01.05.2006, 19:32
Der Import des Working-poor-Konzepts aus den USA erscheint mir kein erstrebenswerter Ansatz zu sein.
Besser arm und arbeiten, als arm und nichtstun. Letzteres demoralisiert.

Mark Mallokent
01.05.2006, 19:33
-alles durchgelesen und 3 Sekunden drüber nachgedacht
-keinerlei Stichhaltige Argumente alles zusammengestöpselter Müll
-in Papierkorb entsorgt
-sich über verschwendete Zeit geärgert X(
Versuch es mal mit 6 Sekunden. :cool:

Achsel-des-Bloeden
02.05.2006, 13:41
Der Import des Working-poor-Konzepts aus den USA erscheint mir kein erstrebenswerter Ansatz zu sein.Eigentlich nicht.

Aber findest Du den chinesischen besser?

Biskra
02.05.2006, 13:52
Besser arm und arbeiten, als arm und nichtstun. Letzteres demoralisiert.

Dafür gibts ja jetzt die Ein-Euro-Jobs. :2faces:
Davon abgesehen, sind unsere Armen immerhin zumeist krankenversichert, es sei denn sie sind arme Selbstständige. Dagegen sind in den USA 40 Millionen Amerikaner überhaupt nicht versichert.

Mark Mallokent
02.05.2006, 14:08
Dafür gibts ja jetzt die Ein-Euro-Jobs. :2faces:
Davon abgesehen, sind unsere Armen immerhin zumeist krankenversichert, es sei denn sie sind arme Selbstständige.
In der Tat. Wer auf der faulen Haut liegt und Sozialhilfe kassiert, ist krankenversichert. Wer dagegen versucht, als Selbständiger für sich selbst aufzukommen, kann sich das oft nicht leisten.

Dagegen sind in den USA 40 Millionen Amerikaner überhaupt nicht versichert.Immer noch besser als der obige Zustand.

Biskra
02.05.2006, 14:25
In der Tat. Wer auf der faulen Haut liegt und Sozialhilfe kassiert, ist krankenversichert. Wer dagegen versucht, als Selbständiger für sich selbst aufzukommen, kann sich das oft nicht leisten.
Immer noch besser als der obige Zustand.

Nun, ich wüßte nicht was daran besser sein soll sich eine lebenswichtige Operation nicht leisten zu können. Und Selbstständige haben eben hier wie auch in den USA das selbe Problem. Wenn der Laden nicht läuft sollte man das Geschäftsmodell überdenken oder dicht machen.

twoxego
02.05.2006, 15:22
dicht machen ?
eine kneipe wird dicht gemacht und dann geht oder vielmehr wankt man nach haus.
wohin soll denn ein volk wanken?

Skorpion968
04.05.2006, 03:01
Diesen schönen Text fand ich bei Statler und Waldorf (ein Superblog). :gesetz:
Ab und zu werde ich von dieser Freude am Gruseln überwältigt, die mich dazu bringt, einen billigen B-Movie mit inkonsistentem Drehbuch , schlechten Darstellern und unsäglichen Dialogen anzuschauen — PDS-Parteitage auf Phoenix also. Dort wird wieder alles geboten: Gysi verteidigt Fidel Castro und alte Stasi-Schergen. Oskar Lafontaine wünscht sich mehr jakobinische Tendenzen im deutschen Volk — offensichtlich hofft er, in diesem Fall auf der richtigen Seite des Schaffotts zu stehen. Die Benzinpreise sollen staatlich festgelegt werden, die Zinsen der Banken auch. Der militärische Sturz der Taliban und die Einführung der Demokratie an ihrer Stelle waren “Terror“, und zwar “Terror” von der gleichen Qualität des dreitausendfachen Mordes am elften September.

Dafür gibt es satten Applaus und man hat das Gefühl, keinen Parteitag, sondern die Vollversammlung der Paranoid-Größenwahnsinnigen und ihrer Freunde im Fernsehen zu verfolgen. Paranoid weil natürlich eine turbokapitalistische Weltverschwörung bestehend aus George Bush und fünfhundert Konzernen in allem Elend und allen Kriegen der Welt die Fäden in der Hand hält und größenwahnsinnig, weil man sich bei der PDS offensichtlich von benevolenten, allwissenden Zentralplanern vom Typ Hugo Chavez, Kim Jong Il und Oskar Lafontaine die irdische Erlösung von allen sozialen Übeln erwartet. Es ist ein absurdes und amüsantes Schauspiel, das da geboten wird.

Wenn allerdings mal wieder die Globalisierung als Grundübel ausgemacht wird, dann verstehe ich als alter Kosmopolit keinen Spaß mehr. Das Argumentationsmuster ist bekannt: Der internationale Wettbewerb sorgt dafür, daß Deutschland verarmt. Die billigen osteuropäischen Arbeiter sind dafür verantwortlich, daß in Deutschland Hartz IV eingeführt werden mußte. Marktöffnung schadet uns, und wenn wir nur bald wieder unter uns wären, oder zumindest doch die Einfuhren aus Billiglohnländern mit horrenden Zöllen belegen könnten, dann würde doch sicher wieder alles gut.

Es gibt gegen diese bornierte Sicht der Dinge unendlich viele schlüssige, größtenteils auch empirisch belegte, Gegenargumente. Natürlich generiert eine Marktöffnung unter dem Strich Wohlfahrtsgewinne in allen beteiligten Ländern — auch wenn es immer einzelne Gruppen von Menschen geben wird, die schlechter gestellt werden. Aber die kann man aus den Wohlfahrtsgewinnen kompensieren. Und natürlich ist Globalisierung ja gerade das Vehikel, das Milliarden Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern zu rasant steigendem Wohlstand verhilft. Aber war gerade das nicht einmal ein linkes Anliegen?

Konzentrieren wir uns allerdings mal auf das Kernargument der beiden Linksparteien, nach dem internationaler Wettbewerb für die deutschen Probleme verantwortlich ist und deshalb durch supranationale Sozialstandards, Mindestlöhne, Mindeststeuern, Mindestumweltstandards und vieles mehr unterbunden werden müsse. Ist es also wirklich internationaler Wettbewerb, der uns zu schaffen macht? Unseren Arbeitsmärkten vor allem?

Auf den ersten Blick scheint die Sache klar zu sein. Physisches Kapital wird dort investiert, wo es günstige Arbeitskräfte vorfindet. Also im Zweifelsfall nicht in Deutschland. Aber was bedeutet eigentlich günstig in diesem Fall? Es bedeutet, daß ein Land im internationalen Vergleich passable Lohnstückkosten anbieten muß. Die Löhne dürfen also produktivitätsbereinigt nicht über denen konkurrierender Länder liegen. Und das gilt übrigens für die bei einer zusätzlichen Investition zu erwartenden Lohnstückkosten, nicht für die statistisch erhobenen landesweiten, durchschnittlichen Lohnstückkosten. Aber das Thema hatten wir ja schonmal.

Eigentlich eine Trivialität, aber es wird in politischen Diskussionen gerne unterschlagen, wenn Globalisierungsgegener damit drohen, daß bei fortschreitender Globalisierung Deutschland demnächst auf das aktuelle Lohnniveau ländlicher chinesischer Provinzen abfallen werde. Die Nachricht könnte uns beruhigen. Der deutsche Arbeitnehmer ist immer noch halbwegs produktiv, also kann er auch ordentliche Lohnaufschläge verglichen mit der Billiglohnkonkurrenz für sich beanspruchen, ohne daß dies seine Wettbewerbsfähigkeit beeinträchtigen würde. Aber, einen Moment mal: “der deutsche Arbeitnehmer”? Gibt es den? Wohl eher nicht.
Wie jede menschliche Population, so ist auch die deutsche Arbeitnehmerschaft äußerst heterogen. Es gibt Faule und Fleißige, Kluge und Dumme, gut und schlecht Ausgebildete. Es gibt faule, kluge gut Ausgebildete, es gibt fleißige, dumme schlecht Ausgebildete und so weiter.

Wenn man also seinen Arbeitsmarkt so gestaltet, daß ein Lohnniveau und ein Satz von Arbeitsmarktregulierungen dabei herauskommen, die allenfalls mit der Arbeitsproduktivität fleißiger, kluger und gut ausgebildeter Arbeitnehmer bezahlbar sind, dann hat man ein Problem. Dennoch haben wir trotz aller Basarökonomie, die uns nur auf dem Papier Exportweltmeister werden läßt, ja auch tatsächlich noch einen Sektor erfolgreicher, wirklich hier produzierender und exportorientierter Unternehmen. Einen Sektor, der zahlreiche hochproduktive Arbeitnehmern absorbiert, ihnen hohe Löhne zahlt und trotzdem völlig wettbewerbsfähig im internationalen Vergleich ist.

Wenn nun aber die wenig produktiven Arbeitnehmer zum deutschen Lohnniveau in exportorientierten Unternehmen keine Arbeit mehr finden — weil sie nicht wettbewerbsfähig sind — wen soll man dann eigentlich dafür verantwortlich machen? Die Globalisierung? Den internationalen Wettbewerb?

Man könnte sich zunächst einmal in Erinnerung rufen, daß es für eine große Volkswirtschaft ja keinesfalls der natürliche Zustand ist, daß ein Großteil ihrer Arbeitskräfte in exportorientierten Unternehmen arbeitet. Da draußen müssen auch noch Busse gefahren, Zeitungskioske betrieben, Wände angestrichen und Autos repariert werden. Und dieser nicht-exportorientierte Sektor ist groß. Er ist quantitativ so bedeutsam, daß man deutsche Arbeitslosigkeit eben keinesfalls nur oder auch vor allem mit “internationalem Wettbewerb” erklären kann.

Ganz im Gegenteil: Wie angesprochen, finden den Weg in den exportorientierten Sektor vor allem die eher produktiveren Arbeitnehmer. Das ist eigentlich in allen entwickelten Volkswirtschaften so und kein deutsches Phänomen. Die überwältigende Mehrheit der Arbeitslosen setzt sich aber immer noch aus schlecht ausgebildeten, eher unproduktiven Menschen zusammen. Wenn man deren Arbeitslosigkeit in der Masse erklären will, dann ist es also vermutlich falsch, verschärften internationalen Wettbewerb als wichtigsten Grund anzuführen — die Frage ist vielmehr: Warum finden diese Leute keine Jobs in der Breitstellung lokaler Dienstleistungen und bei der Produktion anderer Güter, die für lokale Märkte gedacht sind?

An dieser Stelle würden viele Politiker jetzt rufen: “Ja, die Binnenkonjunktur ist es!” Eben nicht. Denn wir sehen ja in den Daten sofort, daß in Deutschland (und dies ist ein deutsches Phänomen!) Arbeitslosigkeit nur zu einem ganz kleinen Anteil ein konjunkturelles Phänomen ist. Die Masse der Arbeitslosen bleibt arbeitslos, auch in einem Aufschwung in dem, wie es immer so schön heißt, “die Binnennachfrage anzieht.” Wir haben es hier mit keinem konjunkturellen Problem zu tun, nicht mit “zu geringer Binnennachfrage“, sondern mit der längst bekannten, jahrzehntelang schwelenden deutschen Krankheit: inflexible Arbeitsmärkte, zu ausgeprägte Gewerkschaftsmacht, kollektive Lohnaushandlung und so weiter.

Es sind diese Probleme — unsere deutschen Arbeitsmarktinstitutionen — die dafür sorgen, daß im Gegensatz zu vielen anderen entwickelten Volkswirtschaften bei uns die nicht-exportorientierten Sektoren die wenig produktiven Arbeitnehmer nur in relativ geringem Ausmaß absorbieren. Jeder kann es im Alltag sehen, an den kleinen Dingen: Vergleichen Sie mal, wie viele Kellner in einem unspektakulären Mittelklasse-Restaurant in den USA um Sie herumwieseln und wie viele es in Deutschland sind. Oder die Wartezeit auf einen Verkäufer im Kaufhaus im berüchtigten Hire-and-fire-Niedriglohnland Schweiz mit der in Deutschland.

Das alles hat nichts mit der Binnennachfrage zu tun. Und auch nicht damit, daß deutsche Kaufhäuser und Restaurants böswillig einen schlechteren Service bieten wollen. Aber es hat etwas zu tun mit unterschiedlichen relativen Preisen (dem real geringeren Lohn für niedrig Qualifizierte in den USA) und unterschiedlichen Regeln für den Arbeitsmarkt (der weitestgehenden Abwesenheit von gesetzlichem Kündigungsschutz in der Schweiz).

Also nein, liebe PDSler, WASGler und attacies. Die Globalisierung trägt am deutschen Elend nun wirklich keine Schuld. Denn mit der entscheidenden Frage — Wieso finden relativ wenige unproduktive Arbeitnehmer in Deutschland Arbeit in den für lokale Märkte produzierenden Unternehmen? — hat die Globalisierung nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Hast du dir diesen Stumpfsinn eigentlich selbst ausgedacht oder nur blöd kopiert?

Der Text ist leider wirklich viel zu lang. Auf jedes einzelne schwachsinnige Argument - teilweise sind es nur leere Behauptungen - einzugehen überfordert leider meine Zeit.

Ich empfehle dir dringend dich nach besseren blogs umzusehen. ;)

Mark Mallokent
04.05.2006, 06:58
Hast du dir diesen Stumpfsinn eigentlich selbst ausgedacht oder nur blöd kopiert?

Der Text ist leider wirklich viel zu lang. Auf jedes einzelne schwachsinnige Argument - teilweise sind es nur leere Behauptungen - einzugehen überfordert leider meine Zeit.

Ich empfehle dir dringend dich nach besseren blogs umzusehen. ;)
Der Text ist leider nicht von mir. Wenn er dir nicht gefällt, so brauchst du ihn ja nicht zu lesen.
Wie sagte doch der liebe Gott so treffend: Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht. Er muß wohl an die Deutschen gedacht haben.

Don
05.05.2006, 18:59
Der Text ist leider nicht von mir. Wenn er dir nicht gefällt, so brauchst du ihn ja nicht zu lesen. Wie sagte doch der liebe Gott so treffend: Sie haben Augen und sehen nicht, sie haben Ohren und hören nicht. Er muß wohl an die Deutschen gedacht haben. Etwas verfälschter Einstein: die allgemeine und die spezielle Sozialistentheorie. Das Universum und die menschliche Dummheit sind unendlich. Beim Universum bestehen diesbezüglich Zweifel.

twoxego
17.06.2010, 22:29
"erwachsene sind arabische erstgeborene nach dem tod des vaters oder gräfin Dönhoff oder Derrick."

twoxego
18.06.2010, 00:24
"Österreis ist neben Frankreis eines der letzten Reisanbaugebiete Europas. Es liegt am Rande der Zivilisation, auf welcher Seite davon konnte aber noch nicht abschließend geklärt werden."