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Vollständige Version anzeigen : Warum wird bei der Gesundheitsreform nur über Einnahmen nachgedacht?



DrBrezner
16.04.2006, 14:25
Bei der aktuellen Gesundheitsreform hat die Kanzlerin schon am Anfang klargestellt, dass es teurer wird.
V.a. wenn es nach den Vorstellungen von Fr. Schmid und Herrn Lauterbach geht, soll dem Bürger noch mehr abverlangt werden.
Doch läuft denn diese Diskussion nicht falsch? Wir reden immer über die Einnahmenseite und wagen es nicht mal über die Ausgaben zu reden.
Man muss endlich mal an den Leistungskatalog rangehen.

Biskra
16.04.2006, 14:39
Man könnte v.A. mal die massiven Apothekensubventionen zusammenstreichen und die Generikapflicht einführen.

HIer in Berlin gibts an jeder Straßenecke ne Apotheke, normal ist das nicht.

lupus_maximus
16.04.2006, 14:51
Man könnte v.A. mal die massiven Apothekensubventionen zusammenstreichen und die Generikapflicht einführen.

HIer in Berlin gibts an jeder Straßenecke ne Apotheke, normal ist das nicht.
Da ist dies ja auch normal, die vielen Mickrianten haben doch ein Zugriffsrecht auf deutsche Krankenkassen!

Biskra
16.04.2006, 15:00
Da ist dies ja auch normal, die vielen Mickrianten haben doch ein Zugriffsrecht auf deutsche Krankenkassen!

Falsche Schlussfolgerung, in meinem Stadtteil ist der Ausländeranteil recht gering, so um die 10%.

lupus_maximus
16.04.2006, 15:14
Falsche Schlussfolgerung, in meinem Stadtteil ist der Ausländeranteil recht gering, so um die 10%.
Der ist genau um 9,99 Prozent zu hoch!

Don
16.04.2006, 18:16
In diesem Staat denkt kein Angehöriger der Nomenklatura über Einschränkungen auf irgendeiner Ausgabenseite nach.
Dabei wäre es speziell im Gesundheitsbereich vergleichsweise simpel und schnell umsetzbar.

1. Das Sachleistungsprinzip wird ab einem Stichtag auf das Kostenerstattungsprinzip der Privatversicherung umgestellt.
Die kassenärztliche Vereinigung wird überflüssig.
Jeder sieht was der Arztbesuch resp. Medikament kostet da er's selbst vorstrecken muss. Folge: Wegen eines blaugekloppten Fingernagels vielleicht auch mal nicht zum Arzt zu gehen.
Einsparungspotential: gigantisch.


2. Lohnfortzahlung im Krankheitsfall 6 Wochen durch Arbeitgeber und danach durch die Kasse entfällt.
Statt dessen wird eine Pflichtversicherung ähnlich der Kfz-Haftpflicht eingeführt, allerdings mit gesetzlich vorgegebenen Wahlmöglichkeiten.
Z.B. Versicherungsleistung ab 1.,2.,3. Tag oder nach 1,2,3,oder 4 Wochen.
Den Beitrag teilen sich AN und AG aus der freiwerdenden Lohnsumme der bisheringen Lohnfortzahlungen. Die Versicherung ist von der KV strikt getrennt.
Folge: blaue Montage, Freitage, Brückentage sowie die obligatorische Jahresgrippe entfallen zum grössten Teil.
Einsparungspotential: Für Krankenkassen und Wirtschaft gigantisch.

3. Die Krankenkassen bieten ebenfalls neben einer gesetzlich verankerten immer versicherten Grundversorgung Wahltarife an.
Weshalb soll eine unsportliche ältere Dame das Risiko eines Skiunfalls irgendeines Jungspunds mittragen?
Im Ereignisfall bezahlt die KV zwar erst mal, ist der Tarif nicht versichert schickt sie danach eben die Rechnung.
Einsparpotential: beträchtlich

4. Jede Person muss sich versichern. Familienversicherungen entfallen.
Kinder sind automatisch versichert, die Prämie wird vom Kindergeld einbehalten und abgeführt. (Kindergeld muss parallel neu gestaltet werden)
Zusatzversicherungen (auch privat ) stehen jedem frei, die Durchlässigkeit der Systeme wird hergestellt.
Transferempfänger werden bei definierten Kassen zum Grundtarif versichert, die Prämien offen ausgewiesen.
Die Transferleistungen für irgendwelche Verwandschaft in der Türkei oder auf dem Balkan werden eingestellt. Versichert ist nur, wer sich berechtigt auf deutschem Staatsgebiet aufhält und Beiträge entrichtet. Für weitergehende Leistungen steht jedem der Abschluss eines Zusatztarifs oder einer Privatversicherung frei.

Einsparpotential: gigantisch


Die Liste lässt sich noch um Einiges verlängern.

cego
16.04.2006, 18:44
@don
Deine Vorschlagsliste ist schon recht umfangreich, und da ich seit 23 Jahren in verschiedenen Funktionen in der Branche arbeite, sprichst bzw. schreibst du mir aus der Seele. :top:
Die meisten Vorschläge ließen sich auch problemlos umsetzen, wenn die verkusteten Interessenverbände der Gesundheitsindustrie nicht wären.
Beispiel zu den Medikamenten: die meisten Ärzte, die ich kenne, verschreiben konsequent Generika bzw. der Patient muß die Differenz zum teuren Medikament selber zahlen, wenn er darauf besteht. Sehr viele Präparate von "zweifelhafter Wirksamkeit" dürfen laut einer Negativliste nicht mehr verschrieben werden. Vor Jahren gab es die Idee einer "Positivliste", wo vornherein die Wirkstoffe vermerkt waren, die ausdrücklich verschrieben werden durften. Das hätte -zigtausend nutzlosen Präparaten den Garaus gemacht. Ergebnis: das Papier verschwand sang- und klanglos in der Schublade.
Zum Leistungskatalog: hier gibt es Bereiche, die sich gut und sinnvoll trennen lassen, was auch geschehen sollte: Zahnersatz, Kuren, Lohnersatzleistungen, Bezuschussung von Sportkursen (ja, das gibt's) usw. Andererseits steckt der Teufel hier im Detail und man kommt sehr schnell an Grenzen. Soll ein 80jähriger, noch eine Chemotherapie bekommen, die möglicherweise nichts nützt oder sein Leben um 1 - 2 Jahre verlängert oder nicht ? Ist bei einem Herzinfarkt in jedem Fall eine Herzkatheruntersuchung erforderlich ? In keinem Land Europas werden so oft Herzkatheteruntersuchungen (extrem teuer) gemacht, wie in Deutschland, ohne dass die Todesrate an Herz-Kreislauferkrankungen im Vergleich geringer wäre. Am sag das mal einem Infarktpatienten, der in der Notaufnahme liegt !
Dennoch werden wir um solch schwierige Entscheidungen nicht herumkommen. Was glaubst du, wer in den Kommissionen sitzt, die definieren, was in Zukunft Kassengrundleistung sein wird ? Die Vertreter und Verdiener des Gesundheitswesens als "Fachleute" ! Genausogut kannst du einen hungrigen Hund dazu abstellen, eine Wurst zu bewachen.

Don
16.04.2006, 19:08
@don
Deine Vorschlagsliste ist schon recht umfangreich, und da ich seit 23 Jahren in verschiedenen Funktionen in der Branche arbeite, sprichst bzw. schreibst du mir aus der Seele. :top:
Die meisten Vorschläge ließen sich auch problemlos umsetzen, wenn die verkusteten Interessenverbände der Gesundheitsindustrie nicht wären.
Beispiel zu den Medikamenten: die meisten Ärzte, die ich kenne, verschreiben konsequent Generika bzw. der Patient muß die Differenz zum teuren Medikament selber zahlen, wenn er darauf besteht. Sehr viele Präparate von "zweifelhafter Wirksamkeit" dürfen laut einer Negativliste nicht mehr verschrieben werden. Vor Jahren gab es die Idee einer "Positivliste", wo vornherein die Wirkstoffe vermerkt waren, die ausdrücklich verschrieben werden durften. Das hätte -zigtausend nutzlosen Präparaten den Garaus gemacht. Ergebnis: das Papier verschwand sang- und klanglos in der Schublade.
Zum Leistungskatalog: hier gibt es Bereiche, die sich gut und sinnvoll trennen lassen, was auch geschehen sollte: Zahnersatz, Kuren, Lohnersatzleistungen, Bezuschussung von Sportkursen (ja, das gibt's) usw. Andererseits steckt der Teufel hier im Detail und man kommt sehr schnell an Grenzen. Soll ein 80jähriger, noch eine Chemotherapie bekommen, die möglicherweise nichts nützt oder sein Leben um 1 - 2 Jahre verlängert oder nicht ? Ist bei einem Herzinfarkt in jedem Fall eine Herzkatheruntersuchung erforderlich ? In keinem Land Europas werden so oft Herzkatheteruntersuchungen (extrem teuer) gemacht, wie in Deutschland, ohne dass die Todesrate an Herz-Kreislauferkrankungen im Vergleich geringer wäre. Am sag das mal einem Infarktpatienten, der in der Notaufnahme liegt !
Dennoch werden wir um solch schwierige Entscheidungen nicht herumkommen. Was glaubst du, wer in den Kommissionen sitzt, die definieren, was in Zukunft Kassengrundleistung sein wird ? Die Vertreter und Verdiener des Gesundheitswesens als "Fachleute" ! Genausogut kannst du einen hungrigen Hund dazu abstellen, eine Wurst zu bewachen.

Eben. Eigentlich weiss jeder wie es ginge. Gemacht wird es nicht, solange die Melkkuh noch steht, ob sie wackelt und kurz vor dem Koma steht interessiert die Verantwortlichen nicht. Mafiöses Gesindel.

Bezüglich der Massnahmen würde ich Details wie die angeführten erst mal beiseite lassen. Es geht darum, das Fundament neu zu gestalten.
Ich würde auch gar nicht viel organisieren, was Kliniken, Arztpraxen, Effizienzsteigerung und andere Sprechblasen anbelangt. Regelt dann höchstwahrscheinlich der Markt.
Allerdings werden wir mittelfristig nicht darum herumkommen die gesellschaftliche Diskussion aufzunehmen die die Aktzeptanz des Ablebens, die Erkenntnis dass es manche mit 20 erwischt und manche eben mit 90 sowie die Sinnhaftigkeit der verbissenen Lebensverlängerung um jeden Preis zum Thema hat.

Redwing
17.04.2006, 17:39
Bei der aktuellen Gesundheitsreform hat die Kanzlerin schon am Anfang klargestellt, dass es teurer wird.
V.a. wenn es nach den Vorstellungen von Fr. Schmid und Herrn Lauterbach geht, soll dem Bürger noch mehr abverlangt werden.
Doch läuft denn diese Diskussion nicht falsch? Wir reden immer über die Einnahmenseite und wagen es nicht mal über die Ausgaben zu reden.
Man muss endlich mal an den Leistungskatalog rangehen.

Tja, es liegt beim wahlberechtigten Bürger selbst, wie lange er sich noch von Prinz John und seinem Sheriff ausbeuten und verarschen läßt. Und es gibt natürlich auch Widerstandsformen außerhalb der Wahle. :D

Preuße
17.04.2006, 17:57
Überall denken die Politiker doch nur daran wie man noch mehr Geld sinnlos zum Fenster rausschmeisen kann. Ich sag nur Mwst. Warum überlegen die nicht einmal, wo man einsparen kann. In diesem Punkt versteh ich sogar mal den Stoiber. Er forderte, dass Deutschland weniger an die EU zahlen soll (zZ größter Nettozahler der EU), weil nach der Wirtschaftsleistung Dtld nur noch im Mittelfeld steht. Da kann ich die Medien nicht verstehen, warum sie die Merkel hochgelobt haben, als sie beim Streit um den EU-Haushalt, England wollen auf ihrem dämlichen Rabatt beharren, die Franzmänner auf ihre Argrarsubventionen, einen Kompromiss gefunden hat: Dtld zahlt noch paar 100 mio € mehr an die EU!! Wir hams ja so dicke! Was aber dass aller perverseste ist, meiner Meinung nach, bei der Gesundheitsreform nur daran gedacht wird, bei den Arbeiter mehr Geld rauszuholen, als bei den Reichen!! Wo soll das noch hinführen??

Gruß Preuße