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Vollständige Version anzeigen : wie helfe ich den menschen sinnvoll?



ernesto, die katze
13.04.2006, 00:24
freunde der sonne,

guten tag und hallo!

ich habe mich entschlossen --> meine wenigkeit wird seinen intellekt und seine tatkraft in den dienst des teils der menschheit stellen , der es meiner meinung nach verdient hat, von mir unterstützt zu werden - das klingt jetzt etwas überheblich, aber man möge es mir verzeihen.

mein einsatzgebiet wird nicht - ich wiederhole : nicht - deutschland sein ... obwohl ich dieses land eigentlich sehr gerne mag, aber das spielt keine rolle, denn darum geht es nicht ... oder nicht nur.

ich möchte und werde den menschen helfen.
den menschen, die in den armen regionen dieser welt ein wirtschaftlich tristes, mitunter gar nicht allzu unglückliches leben leben.

mein aha - erlebnis ist gut ein jahr her, und bewegt mich noch immer. gut möglich, dass ich oftmals wie ein verdammtes arschloch rüber komme, und viele menschen warfen mir dies bereits an den kopf, aber das bin ich gar nicht ... hoffe ich doch.
nun gut : das angesprochene aha - erlebnis hatte ich auf der von mir glühend verehrten insel cuba -- wie ich vermutlich schon einige tausendmale erwähnte, verbrachte ich dort im märz und april letzten jahres einen mehrwöchigen urlaub -- es war eine fahrradtour durch dieses herrliche land, mit diesen herrlichen landschaften und diesen unwahrscheinlich freundlichen menschen.
am vierten tage unseres aufenthalts - es war der erste rad - tag; die vorherigen tage verbrachten wir in la habana - fuhren wir durch wohngegenden, die von einer solch entsetzlichen armut geprägt waren, dass mir wirklich fast eine der hollywood - cigaretten, die man in 20er - packungen, ich meine, es waren 20er - packerungen, für weniger als einen euro kaufen kann, die kehle heruntergerutscht wäre ... so etwas hatte ich noch nie gesehen; bzw. gesehen schon - in irgendwelchen reportagen -aber nicht erlebt.
nun radelte unsere neunköpfige gruppe, angeführt von unserem kubanischen führer [ ich liebe dieses wort ], mehrere stunden durch etwas öde landschaften, ehe wir in santa clara ankamen, das che - denkmal bewunderten [ mir gefiel es nicht ], und uns in unser hotel zurück verzogen - wenn man bei google ' santa clara cuba ' eingibt, gelangt man zu diesem bild :

http://www.cuba.tc/images/cubanacan/LosCaneyes_Pool.JPG

und so sah unsere wohnunterkunft aus!

furchtbar - ich habe den ganzen abend geheult, und nichts gegessen, was bei mir schon etwas heißt -- sowohl dass ich nichts gegessen habe als auch dass ich heulte.
normalerweise weine ich nie, und esse viel, aber da konnte ich einfach nicht mehr.
mir wurd kotzübel - schwindelig - und ich vergass sogar, meine tägliche dosis fünfzig cigaretten zu konsumieren [ es waren am ganzen tage vielleicht zehn cigaretten, und so wenige hatte ich seit monaten nicht geraucht und tat es seitdem nur siebenmal wieder...als ich krank war ].

nun, es ist eben etwas anderes -- über armut lesen, armut im fernseher anzuschauen, und armut, und die grässlichen widersprüche hautnah zu erleben.
ich hab mich schuldig gefüht - verdammt schuldig.
ich meine, havana ... zuerst hasste ich diese menschen; jeder bettelte ... nutten, wirklich überall ... sogar unter sozialistischen megaplakaten ... havana hab ich gehasst, und ich mag es immer noch nur so halb, würd ich sagen, weil die dort lebenden menschen - ihnen dies zu verübeln wäre reichlich arrogant, aber zu behaupten, mir gefiele es wäre gelogen - nun mal sehr auf den tourismus eingerichtet sind.

aber als wir aus havana raus kamen, lernte ich auch die menschen lieben.
eines der fahrräder, die man uns zur verfügung stellte, war - im gegensatz zu allen anderen - in einer etwas unguten verfassung, so dass es zwischenzeitlich den geist aufgab; wir befanden uns in einem dorf mit ungefähr hundert einwohnern, würde ich sagen; vielleicht war es auch kein richtiges dorf, egal - jedenfalls, ohne dass wir irgendetwas sagten, wir stiegen bloß von den rädern ab, umzingelten uns mindestens fünfundzwanzig menschen, sie kamen aus ihren häusern, oder sonstwo her und allemann - wirklich alle - machten sich daran, uns zu helfen.
sie verlangten nach der reparatur nichts - nicht wie die menschen in havanna. als sie fertig waren, verabschiedeten sie sich freundlich, und gingen.

glaubt mal, wie eklig ich mich fühlte als mir wirklich - es gibt einen unterschied zwischen dem intellektuellen und dem emotionalen begreifen einer sache - bewusst wurde, dass die menschen, die uns so aufopferungsvoll halfen nun in ihren ' sozialistischen ' hütten hausten, und ich in diesem gottverdammten hotel.

ich habe auf cuba milliarden solcher erlebnis gemacht [ der höhepunkt war als ich mich mit einem cubaner über den deutschen fussball unterhielt, und er mir sagte, dass er dortmund nicht leiden könne ... hach, was war das für ein unbeschreiblich schöner moment ], und ich möchte diesen menschen helfen.

die frage nun, um die sich die diskussion drehen soll, ist : was ist sinnvoller?
das aktive mitarbeiten an einer dauerhaften politischen alternative zum herrschenden system [ ich sage bewusst nicht kapitalismus, weil ich nicht weiß, inwieweit ich diesen dafür verantwortlich machen kann ] oder die konkrete hilfe vor ort.

meinereiner hat den entschluss schon gefasst, aber was meint ihr?

twoxego
13.04.2006, 08:53
meinereiner hat den entschluss schon gefasst, aber was meint ihr?

na ja, hinziehen, was sonst.

wollte ich auch schon mal.
man liess mich nicht, ist schon 'ne weile her.

ich kenne etliche kubaner, sehr nette leute.
wenn du da warst, kennst du ihr problem, diese gewisse unentschlossenheit
und dieses typische, heute nicht, lieber morgen.

als strebsamer fleissiger deutscher, der du ja vermutlich, vielleicht, ein wenig
bist, könntet du da nützlich sein.
am besten wäre es natürlich, wenn du irgendwelche spezialkenntnisse
auf irgend einem gebiet hättest und mit denen irgendwas konkretes aufziehen könntest.

ps.:

bei verabredungen nicht vergessen: was dem deutschen das akademische viertel
ist, ist dem kubaner der tag oder die woche.

Drosselbart
13.04.2006, 09:12
Die Menschen in RD - liegt ja gleich um die Ecke - haben eine ähnliche Mentalität. Mache dort 2 x im Jahr mit der gesamten Familie Erholung total, verlasse aber mein 5-Sterne-Resort eher selten. Gebe reichlich Trinkgeld und kaufe auch ordentlich Bernstein, Kunstgegenstände etc.. Sehe das als meinen privaten Beitrag zur Entwicklungshilfe. Nützt den Leuten wahrscheinlich mehr als blutleere politische Theorie mit wenig praktischem Nährwert.

Einsatzleiter
13.04.2006, 09:23
Politik wäre ja gut, aber man weiß nie, ob man nicht letztlich sogar das Gegenteil dessen bewirkt, was man eigentlich wollte.

Eine Partei z.B., für die man sich sehr engagierte und die man auch durch diese eigene Leistung voranbrachte, kann ihre Orientierung ändern bzw. in eine totalitäre Richtung abgleiten.
Dagegen wird die direkte persönliche Hilfe kaum jemals irgendeinen negativen Einfluss haben! :cool: :cool: :cool:

Settembrini
13.04.2006, 17:22
Ich halte es auch fuer sinnvoller, zumindest mit konkreter Hilfe vor Ort zu BEGINNEN.
Nur durch umfassenden Kontakt mit der Bevoelkerung erreichst du, dass du schlussendlich weisst, was die ueberhaupt wollen, welche politischen Massnahmen fuer das Land in Frage kommen und nicht zuletzt ob du ueberhaupt bereit bist, dich langfristig dahingehend einzubringen.

xjanjan
14.04.2006, 09:21
das past nicht zu dir
lweist du eigentlih noch das zeug das du vor montnaten geschiebn hast ??

Waldgänger
14.04.2006, 17:22
Das Sprichwort: "Lokal handeln, global denken", scheint wohl eher etwas "linkes" an sich kleben zu haben, aber darum soll es nicht gehen.Ich denke auch, dass lokales Handeln zuerst kommen sollte.Wenn es geschafft wurde lokale Netzwerke auszubauen, dann kann man es auch wagen immer größere Netzwerke zu spinnen, bis man endlich "große Politik" wagen kann.

Grüner Simon
17.04.2006, 12:50
Ich denke beide Wege der Hilfe sind wichtig. Die Antwort richtet sich nach dem was jenem der helfen möchte besser liegt, was ihn eher erfüllt. Wenn du dich dazu berufen fühlst anderen Menschen, direkt vor Ort zu helfen, dann begrüße ich das sehr und wünsche dir Erfolg wie Glück.

Redwing
17.04.2006, 17:46
Diese Einzelaktionen machen m.E. nur Sinn, wenn sie wirklich massenhaft betrieben werden. Ansonsten sind sie Tropfen auf dem heißen Stein und schaffen neue, regelrechte Ungerechtigkeiten. Warum wird Dorf X z.B. unterstützt, wenn Dorf Y und Z noch immer in der Scheiße stecken? Und wie lange hält der positive Effekt für Dorf X in so einer Welt an?

Nein, wenn man dauerhaft bessere Umstände für alle schaffen will (jedenfalls größere Räume- z.B. ein Land), dann muß man die Ursachen angehen und bessere Rahmenbedingungen und Voraussetzungen schaffen. Und dazu zählt es z.B. ganz erheblich, das politische System- also hier vom Ausbeuterkapitalismus im Zeichen der Gefälle zum Neosozialismus im Zeichen der Ausgewogenheiten- zu wechseln.
Wer hier spendet, etc. will entweder wirklich etwas Gutes tun, wird aber letztlich zum Sissiphus, oder wie der Typ heist, oder aber auch einfach nur heuchlerisch sein schlechtes Gewissen beruhigen bzw. sozial dastehen, obwohl er letztlich ein System der Unsozialität unterstützt und vielleicht sogar davon profitiert (betrifft z.B. viele Promis).

Apollon7
17.04.2006, 19:33
Wer hier spendet, etc. will entweder wirklich etwas Gutes tun, wird aber letztlich zum Sissiphus, oder wie der Typ heist, oder aber auch einfach nur heuchlerisch sein schlechtes Gewissen beruhigen bzw. sozial dastehen, obwohl er letztlich ein System der Unsozialität unterstützt und vielleicht sogar davon profitiert (betrifft z.B. viele Promis).

:2faces:

Hier geht es um Kuba, da dürfte doch - Deiner Meinung nach - kein Ausbeuterkapitalismus existieren, oder?

Roberto Blanko
17.04.2006, 19:53
Meine Hochachtung, Ernesto.

Zur Frage: Ich denke, das eine bringt nichts ohne das Andere.

Ich wünsche Dir in jedem Falle viel Erfolg für Deine Mission.

Gruß
Roberto

twoxego
17.04.2006, 20:07
ich wüsste schon gern, was die tote katze sich überlegt hat.
aber vielleicht ist ernesto ja auch schon weg.

am rande: der name ernesto, könnte sich in kuba als echtes handicap erweisen.
el maximo leader teilt nicht gern, nicht mal popularität.

Manfred_g
17.04.2006, 20:13
Ich glaube, daß es viele Möglichkeiten gibt, Menschen sinnvoll zu helfen. Wie hier schon gesagt wurde, macht es keinen Sinn, wenn du dabei unglücklich wirst. Das hilft niemandem und sorgt eher dafür, die guten Vorsätze schnell wieder zu aufzugeben.
Jede Hilfe, die konkret was positives bewirkt ist gut. Das kann eine Geldspende sein, muß aber nicht. Wichtig ist eben, daß es real eine Wirkung hat. Bevor du im Überschwang dein ganzes Leben umkrempelst und dich Planungen hingibts, denen du dann nicht gewachsen bist, mach lieber was kleineres, aber das wirklich und real. Gehe z.B. zum Blutspenden, schon dies ist für einige gar nicht so leicht, sich zu überwinden.

Grüner Simon
18.04.2006, 13:14
Diese Einzelaktionen machen m.E. nur Sinn, wenn sie wirklich massenhaft betrieben werden. Ansonsten sind sie Tropfen auf dem heißen Stein und schaffen neue, regelrechte Ungerechtigkeiten. Warum wird Dorf X z.B. unterstützt, wenn Dorf Y und Z noch immer in der Scheiße stecken? Und wie lange hält der positive Effekt für Dorf X in so einer Welt an?

Nein, wenn man dauerhaft bessere Umstände für alle schaffen will (jedenfalls größere Räume- z.B. ein Land), dann muß man die Ursachen angehen und bessere Rahmenbedingungen und Voraussetzungen schaffen. Und dazu zählt es z.B. ganz erheblich, das politische System- also hier vom Ausbeuterkapitalismus im Zeichen der Gefälle zum Neosozialismus im Zeichen der Ausgewogenheiten- zu wechseln.
Wer hier spendet, etc. will entweder wirklich etwas Gutes tun, wird aber letztlich zum Sissiphus, oder wie der Typ heist, oder aber auch einfach nur heuchlerisch sein schlechtes Gewissen beruhigen bzw. sozial dastehen, obwohl er letztlich ein System der Unsozialität unterstützt und vielleicht sogar davon profitiert (betrifft z.B. viele Promis).

Ich denke du siehst das Ganze zu sehr in schwarz/weiß. Du hast recht, dass ein Beheben der Ursachen erforderlich ist, doch die Hilfsaktionen welche einfach nur die Not lindern, anstatt langfristig ihre Ursachen zu bekämpfen sind alleindeshalb wichtig, weil große Veränderungen Zeit brauchen, großes Leid aber schon da ist.

DrBrezner
18.04.2006, 21:46
Wie wär's mit Selbstmord?

DrBrezner
18.04.2006, 21:47
Scherz !!!!

Liegnitz
18.04.2006, 22:12
Hilfe zur Selbsthilfe?

ortensia blu
18.04.2006, 22:41
Am besten könnte man den Menschen in Cuba helfen, wenn man den Fidel zur Hölle schickt.

DrBrezner
18.04.2006, 22:51
Am besten könnte man den Menschen in Cuba helfen, wenn man den Fidel zur Hölle schickt.

BRAVO !!!
Volle Zustimmung von mir.

Settembrini
18.04.2006, 22:53
Am besten könnte man den Menschen in Cuba helfen, wenn man den Fidel zur Hölle schickt.

Das mag stimmen oder nicht:

Als ernstgemeinter Ratschlag erscheint es jedenfalls wenig praktikabel.

Apollon7
19.04.2006, 06:53
Am besten könnte man den Menschen in Cuba helfen, wenn man den Fidel zur Hölle schickt.

Deiner Meinung nach gibt es doch gar keine Hölle. ;)

ortensia blu
19.04.2006, 11:14
Deiner Meinung nach gibt es doch gar keine Hölle. ;)

Richtig!
In unserer Sprache gibt es aber eine Menge Redensarten, die aus der Bibel stammen. Unsere westliche Art zu Denken wurde durch griechische Philosophen und die christliche Lehre geprägt.

Die Paradiesvorstellung ist auch ein Teil der christlichen Lehre und die Vorstellung, Menschen könnten für alle Menschen schon auf der Erde das Paradies erschaffen, hat dort auch ihre Wurzeln.