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Vollständige Version anzeigen : Nominalismus-Universalismus



Waldgänger
10.04.2006, 22:37
Nominalismus-Universalismus

Universalisten und Nominalisten sind nach Armin Mohlers Definition entgegengesetze Menschentypen.Der Universalist glaubt, dass der Wirklichkeit eine universelle, also allgemeingültige, Ordnung zugrunde liegt.Diese kann er nicht nur durchschauen, sondern auch definieren und formulieren.Er kann also auch seine Handlungen mit dieser universalen Ordnung in Übereinstimmung bringen, sie somit gar ordnungsphilosophisch und heilsgeschichtlich legitimieren.Der Nominalist hingegen zeichnet sich dadurch aus, dass für ihn die Allgemeinbegriffe dem Wirklichen durch den Menschen erst nachträglich gegeben worden sind.Hinzu kommt, dass er weder den Kampf als immer vermeidbar ansieht, noch ihn scheut, noch davor zurückschreckt.

Keinesfalls jedoch (im Unterschied zum Universalisten) würde er einen Gegner nur deswegen vernichten, weil dieser dem Glauben an eine andere geistige Ordnung anhängt.Im Gegenteil, er achtet die unterschiedlichen Kulturen,Ideen und Ansichten, da es für ihn keine allgemeingültigen Werte gibt, welche sich auf die gesamte Menschheit übertragen lassen würden.Die Menschheit ist nur ein zoologischer Begriff.Erst die Kultur und die Gemeinschaft formen den Menschen."Ein Individuum ist ein einzelnes Kettenglied", schreibt Raimundo Panikkar, "eine Person ist die Verkettung um dieses Glied herum, ein Bruchteil der Kette, die die Wirklichkeit bildet (...) Daß die Kette sich ohne ihre Glieder auflösen würde, läßt sich nicht bestreiten; aber ohne die Verkettung gäbe es auch keine Kettenglieder."Aber das sei nur am Rande erwähnt.

Wie sehr die US-Amerikaner Universalisten sind, wird heute im Krieg gegen "die Achse des Bösen" auf der Welt deutlicher denn je.Wer wollte, konnte es jedoch auch schon nach dem Zweiten Weltkrieg erkennen.Wo der Westen versuchte die europäische Kultur, zugunsten eines universellen Menschenbildes, ihrer Vielfalt zu berauben.Auch heute versucht der Westen aus seiner universalen Weltanschauung die Völker des Nahen-und Mittleren Ostens zu "demokratisieren", ihnen den "Fortschritt", die "Zivilisation" zu bringen oder die "Menschenrechte" zu bewahren.Das ist nichts anderes als verschleierter Ethnozentrismus und Neokolonialismus.

Viele übersehen, dass es beispielsweise Rassismus ohne den Universalismus gar nicht geben würde.Nur wer von allgemeingültige Werte für die Menschheit, für allgemeingültige Werte für "Fortschritt" ausgeht kann Rassist sein, da er seine vermeintliche, oftmals (pseudo-)wissenschaftliche "Überlegenheit", ansonten gar nicht objektiv begründen könnte.Wenn man genau hinsieht erkennt man, dass Kosmopolitismus und Rassismus Hand in Hand gehen, sie sind beide die Kinder des Universalismus.Beide tragen sie eine unbewusste Angst vor der Vielfalt in sich und wollen eine gleichförmige Welt.

Erst mit der Vernichtung des Universalismus sind Gedankenkonstrukte wie kosmopolitische Gleichmacherei und rassistische Agitation zu überwinden.
Nur so ist die Vielfalt der Völker-und Regionalkulturen gewährleistet und der Rassenhass überwunden.Deswegen sollte für alle Völker der Sander`sche nationale Imperativ:"Sei Nation und anerkenne jedes andere Volk als Nation."gelten.

Irratio
11.04.2006, 16:53
Der moralische Relativismus des Nominalisten kann aber dazu führen, dass er seine eigene Fremdenfeindlichkeit, (bzw. Furcht vor dem selben) als gut empfindet, und letztendlich handelt auch ein Nominalist nach dem, was er glaubt - andernfalls könnte er nie handeln, da jede Meinung von irgendeiner anderen widersprochen wird.

Dass ein universalistisches Weltbild (mit normativem Charakter) eine gefährliche Sache sein kann, ist klar. Nominalismus birgt aber auch einige Gefahren - der Relativismus, zu dem er ausgebaut werden kann erlaubt alles - ein weit verbreiteter Nominalismus könnte das Ende von Gesellschaften, so wie wir sie kennen, bedeuten. Zudem führt der Nominalimus fast unweigerlich in den Solipsismus, solange man sich nicht zumindest auf einige universelle Eigenschaften der Welt beruft.

Ich verstehe mich als Nominalist, und halte ihn für eine sinnvolle Grundtendenz - Nominalismus setzt aber eine gewisse Menschengläubigkeit voraus. Wenn diese fehlt, kann einem der Gedanke einer Welt voller Nominalisten geradezu Angst machen, da er wie vollkommene Willkür wirkt.

Ich hoffe, ich habe es nicht all zu falsch verstanden.

Irratio.

xjanjan
12.04.2006, 12:29
ja ganz guter text aber was folgern wir jetzt daraus ?
das wir die univerlisten auf unsere nominlitische norm bringen müssen ??

Waldgänger
12.04.2006, 17:08
Der moralische Relativismus des Nominalisten kann aber dazu führen, dass er seine eigene Fremdenfeindlichkeit, (bzw. Furcht vor dem selben) als gut empfindet, und letztendlich handelt auch ein Nominalist nach dem, was er glaubt - andernfalls könnte er nie handeln, da jede Meinung von irgendeiner anderen widersprochen wird.

Das eben gerade nicht.Da jeder Wert relativ ist und es so viele Moralen wie Kulturen gibt, erkennt der Nominalist die Werte des jeweils anderen Kulturkreises an.Natürlich handelt er nach dem was er glaubt, aber er weiß, dass seine Ansicht nicht universal begründbar ist.Die einzige universelle Wahrheit ist, dass es keine universellen Wahrheiten gibt.



Nominalismus birgt aber auch einige Gefahren - der Relativismus, zu dem er ausgebaut werden kann erlaubt alles - ein weit verbreiteter Nominalismus könnte das Ende von Gesellschaften, so wie wir sie kennen, bedeuten. Zudem führt der Nominalimus fast unweigerlich in den Solipsismus, solange man sich nicht zumindest auf einige universelle Eigenschaften der Welt beruft.

Das sehe ich nicht so, da jedes Individuum eben nicht als Atom exisitiert, sondern immer in einer Gemeinschaft eingebettet sein sollte.Die Ablehnung des Universalismus speist sich nur aus einer Ablehnung gegen ein Menschenbild welches beahuptet es würde allgemeingültige Werte für die gesamte Menschheit geben.Die "Menschheit" ist eigentlich nur ein zoologisches Begriff.Der Einzelne wird erst durch Kultur und Gesellschaft geformt, die "den Horizont bildet, vor dem sich die menschliche Präsenz in der Welt von Anfang an abzeichnet. Genausowenig wie es einen Geist gibt, der nicht verkörpert ist, gibt es ein Individuum, das nicht in einem bestimmten sozio-historischen Kontext verankert ist."(Benoist)


Ich verstehe mich als Nominalist, und halte ihn für eine sinnvolle Grundtendenz - Nominalismus setzt aber eine gewisse Menschengläubigkeit voraus. Wenn diese fehlt, kann einem der Gedanke einer Welt voller Nominalisten geradezu Angst machen, da er wie vollkommene Willkür wirkt.

Meines Erachtens setzt er keine Gläubigkeit voraus, sondern die Anerkennung der Tatsachen.Es gibt schlichtweg keine Menschheit mit kollektiven Werten, Moral-und Rechtsvorstellungen.

Waldgänger
12.04.2006, 17:09
ja ganz guter text aber was folgern wir jetzt daraus ?
das wir die univerlisten auf unsere nominlitische norm bringen müssen ??

Daraus sollte die Vernichtung des Universalismus geschlussfolgert werden.

Sauerländer
12.04.2006, 17:47
Das eben gerade nicht.Da jeder Wert relativ ist und es so viele Moralen wie Kulturen gibt, erkennt der Nominalist die Werte des jeweils anderen Kulturkreises an.Natürlich handelt er nach dem was er glaubt, aber er weiß, dass seine Ansicht nicht universal begründbar ist.Die einzige universelle Wahrheit ist, dass es keine universellen Wahrheiten gibt.
Wobei das in der Tat nur dann unproblematisch ist, wenn man von einer grundsätzlichen Separation der Kulturen als wertgebender Instanzen ausgeht, denn gleichwohl kulturrelativistische Ansätze nach aussen hin ein Handeln im Sinne des Fortbestandes der Differenz ermöglichen, ist dergleichen nach INNEN höchst problematisch, insofern damit gerade der Wertgeber als solcher der langsamen Auflösung unterzogen würde.

Damit das Ergebnis einer bewussten Abkehr vom Universalismus NICHT das völlige Chaos ist, ist eine möglichst starke Homogenität der wertgebenden Instanz Gesellschaft erforderlich.

Direkter: Ein nominalistischer Ansatz wäre gesellschaftsbezogen nach aussen äußert pluralistisch, nach innen entschieden antipluralistisch. Notwendigerweise, da die pluralistische Gesellschaft aus sich selbst heraus keinen Wert (mehr) gewinnen und weitertragen kann - ausser dem des Pluralismus selbst.

Waldgänger
12.04.2006, 17:53
Direkter: Ein nominalistischer Ansatz wäre gesellschaftsbezogen nach aussen äußert pluralistisch, nach innen entschieden antipluralistisch.

So war das auch gedacht, vielleicht habe ich es etwas zu langatmig ausgedrückt.


Notwendigerweise, da die pluralistische Gesellschaft aus sich selbst heraus keinen Wert (mehr) gewinnen und weitertragen kann - ausser dem des Pluralismus selbst.

Es ist klar, dass der Eigendynamik des Nominalismus ein gewisser Riegel vorgeschoben werden muss, da er ansonsten jeden Wert, auch den innergesellschaftlichen, relativieren würde.Ich meinte aber bereits, dass sich die hiesige Nominalismuskonzeption auf die Ablehnung eines Universalismus beruft welcher meint es würde für die Menschheit allgemeingültige Werte geben und somit die Kulturenvielfalt verleugnet.Zudem ist der Einzelne immer ein Teil einer Gemeinschaft, oder sollte es zumindest sein.In einer holistisch geprägten Gesellschaft ist der Individualismus ebeno überwunden und es kann demnach auch kein innergesellschaftliches Chaos geben.

Irratio
12.04.2006, 18:04
Das eben gerade nicht.Da jeder Wert relativ ist und es so viele Moralen wie Kulturen gibt, erkennt der Nominalist die Werte des jeweils anderen Kulturkreises an.Natürlich handelt er nach dem was er glaubt, aber er weiß, dass seine Ansicht nicht universal begründbar ist.Die einzige universelle Wahrheit ist, dass es keine universellen Wahrheiten gibt.
Gleichzeit erlaubt es ihm aber jede Aussage ohne moralische Implikation aufzustellen. Zwar achtet er andere Gedanken, hat ja aber keinerlei Grund, diese einzuhalten. Du setzt hier als universelles Prinzip "Toleranz". Ich glaube zwar, dass sie eine sinnvolle Folgerung aus dem Nominalismus ist, bewzeifel aber, dass sie notwendig ist. Ich kann auch einfach alles Universalistische verneinen, ohne Transsubjektivität zu fordern.



Das sehe ich nicht so, da jedes Individuum eben nicht als Atom exisitiert, sondern immer in einer Gemeinschaft eingebettet sein sollte.Die Ablehnung des Universalismus speist sich nur aus einer Ablehnung gegen ein Menschenbild welches beahuptet es würde allgemeingültige Werte für die gesamte Menschheit geben.Die "Menschheit" ist eigentlich nur ein zoologisches Begriff.Der Einzelne wird erst durch Kultur und Gesellschaft geformt, die "den Horizont bildet, vor dem sich die menschliche Präsenz in der Welt von Anfang an abzeichnet. Genausowenig wie es einen Geist gibt, der nicht verkörpert ist, gibt es ein Individuum, das nicht in einem bestimmten sozio-historischen Kontext verankert ist."(Benoist)
Ja, aber das ist wieder eine Universalistische Aussage, oder? Wenn man behauptet, die Gesellschaft ist immer Teil des Menschen, dann definieren wir dadurch ja eine universelle Eigenschaft des Menschen. Sei es auch über seine Psyche, es erlaubt wieder die Herleitung von universellen Prinzipien.


Meines Erachtens setzt er keine Gläubigkeit voraus, sondern die Anerkennung der Tatsachen.Es gibt schlichtweg keine Menschheit mit kollektiven Werten, Moral-und Rechtsvorstellungen.
Ich bin ja dieser Meinung, nur ist das schon eine Forderung, die ich stelle, und keine Notwendigkeit. Im Rahmen eines bestimmten Gedankengangs/-system ist das sicherlich eine sinnvolle Schlussfolgerung, aber eben nicht, wenn man schon alles universelle verneint hat.

So, muss los. Mache mir noch mal Gedanken zum Thema.

Irratio.

Settembrini
12.04.2006, 18:07
Das sehe ich nicht so, da jedes Individuum eben nicht als Atom exisitiert, sondern immer in einer Gemeinschaft eingebettet sein sollte.Die Ablehnung des Universalismus speist sich nur aus einer Ablehnung gegen ein Menschenbild welches beahuptet es würde allgemeingültige Werte für die gesamte Menschheit geben.Die "Menschheit" ist eigentlich nur ein zoologisches Begriff.Der Einzelne wird erst durch Kultur und Gesellschaft geformt, die "den Horizont bildet, vor dem sich die menschliche Präsenz in der Welt von Anfang an abzeichnet. Genausowenig wie es einen Geist gibt, der nicht verkörpert ist, gibt es ein Individuum, das nicht in einem bestimmten sozio-historischen Kontext verankert ist."(Benoist)

Ist besagter sozio-historischer Kontext nicht aber auch in gewisser Weise universalistisch gepraegt? Kann das Individuum, das sich gesellschaftsbezogen pluralistisch verhaelt, ueberhaupt eine individuell-nominalistische Anschauung ausbilden? Sind nicht durch die Einbettung in die Gesellschaft und die damit verbundene Akzeptanz der zugehoerigen Wertvorstellungen einer solchen Bildung gewisse natuerliche bzw. logische Grenzen gesetzt?
Besteht zwischen der "Menschheit" und der "Gesellschaft" fuer das einzelne Individuum tatsaechlich solch ein grosser Unterschied?

Um nicht missverstanden zu werden: Ich halte deinen Betrachtungsversuch fuer aeusserst begruessenswert und widerspreche generell nicht; die Fragen beziehen sich lediglich auf in meinen Augen etwas unklare Aspekte, die mir das ganze Modell ein wenig praxisfremd erscheinen lassen.

Waldgänger
12.04.2006, 18:13
Gleichzeit erlaubt es ihm aber jede Aussage ohne moralische Implikation aufzustellen. Zwar achtet er andere Gedanken, hat ja aber keinerlei Grund, diese einzuhalten. Du setzt hier als universelles Prinzip "Toleranz". Ich glaube zwar, dass sie eine sinnvolle Folgerung aus dem Nominalismus ist, bezweifel aber, dass sie notwendig ist. Ich kann auch einfach alles Universalistische verneinen, ohne Transsubjektivität zu fordern.

Du beleuchtest mit Recht die selbstzerstörerische Eigendynamik des Nominalismus.Er neigt dazu ALLES zu relativieren, was aber nicht das Ziel sein sollte.Ansonsten endet es wohl im Nihilismus.Die Gegenüberstellung von Universalismus und Nominalismus ist komplizierter als man auf den ersten Blick denken könnte.Es dürfte aber klar sein, dass der Universalismus dazu neigt ein allgemeingültiges Einheitsbild des Menschen zu schaffen, was sich auf die Vielfalt der Kulturen auswirkt und der Nominalismus dazu neigt durch seine allumfassende Relativierung im Nihilismus zu enden, der keine Werte anerkennt .Das könnte so, außer man möchte noch etwas hinzufügen, als Erkenntnis stehen gelassen werden, aber wie sieht die Lösung aus?Eine andere Art von Nominalismus, dessen selbstzerstörerisches Element entfernt wurde, oder gar eine Synthese von Universalismus und Nominalismus?Es stellt sich aber auch die Frage wie viel universelle Werte der Mensch hat und wie viele eindeutig aus nominalistischer Sicht zu sehen sind.

Meine Grundaussage ist, dass der Nominalismus eine antiuniversalistische, auf das Konkrete bezogene Weltsicht zum Ausdruck zu bringt.Wenn das Individuum folglich nicht allein existieren kann-so wie es fälschlicherweise der Liberalismus behauptet-sondern immer in einen soziologischen Kontext eingebettet ist, so ist damit etwas Konkretes angesprochen.Es werden abstrakte universelle Werte verworfen um auf das Konkrete zu verweisen.Es ist somit ein Tatbestand, dass der Mensch soziale Kontakte braucht und ein Leben in Gesellschaft bejaht.Ebenso ist es aber auch zu sehen, dass es keine-im kulturellen, moralischen usw.Sinn-keine allgemeinmenschlichen Werte gibt.Der Nominalismus, der sich auf das Konkrete bezieht, ist somit auch als Ergänzung zum Realismus zu betrachten bzw.ermöglicht ihn erst.

Waldgänger
12.04.2006, 18:54
Ich muss einräumen, dass die von mir vorher genannte Nominalismusdefinition wiederum universelle Standpunkte in sich trägt.Ein radikaler Nominalismus würde wohl zur Verneinung des gemeinschaftlichen Zusammenlebens führen, da alles, bis auf das Individuum als letzter Instanz, relativierbar wäre.Vielleicht ist es sinnvoller von Kulturnominalismus zu sprechen.

Irratio
13.04.2006, 01:56
Du beleuchtest mit Recht die selbstzerstörerische Eigendynamik des Nominalismus.Er neigt dazu ALLES zu relativieren, was aber nicht das Ziel sein sollte.Ansonsten endet es wohl im Nihilismus.Die Gegenüberstellung von Universalismus und Nominalismus ist komplizierter als man auf den ersten Blick denken könnte.Es dürfte aber klar sein, dass der Universalismus dazu neigt ein allgemeingültiges Einheitsbild des Menschen zu schaffen, was sich auf die Vielfalt der Kulturen auswirkt und der Nominalismus dazu neigt durch seine allumfassende Relativierung im Nihilismus zu enden, der keine Werte anerkennt .Das könnte so, außer man möchte noch etwas hinzufügen, als Erkenntnis stehen gelassen werden, aber wie sieht die Lösung aus?Eine andere Art von Nominalismus, dessen selbstzerstörerisches Element entfernt wurde, oder gar eine Synthese von Universalismus und Nominalismus?Es stellt sich aber auch die Frage wie viel universelle Werte der Mensch hat und wie viele eindeutig aus nominalistischer Sicht zu sehen sind.
Ich würde eine Wertfreie Synthese der beiden vorschlagen - der Universalismus haben zu dogmatische Vorgaben bezüglich seiner Form, und der Nominalismus ist darauf beschränkt, relativierte Aussagen zu stellen. Relativismus fünktioniert nicht ohne Universalistische Elemente, und ein Konsequenter Universalismus erlaubt keinerlei Diskussionen, Verbesserungen, oder auch nur Meinungsaustausch. Sofern man der Meinung ist, man sei die Krone der Schöpfung, kann man also theoretisch ein universalistische System formulieren - es erlaubt dann aber keinerlei Kritik, und wäre von jedem Standpunkt mit begrenztem Wissen aus unglaublich überheblich.

Ich bin für eine empirische, streng zeitgebundene Gesellschaftsforschung, sowie einer empirischen Anthropologie, die Aussagen zu den Konstanten menschlicher Gesellschaften und menschlichen Verhaltens machen kann. Ich setze dabei nämlich eben nur Logik voraus, nicht anderes, und auf die berufen wir uns in jedem Nominalismus.
Die Zeitgebundenheit fordere ich wegen dem modernen Verständnis der Logik und analytischen Methoden - wir können sie nicht als ewig voraussetzen, wenn wir undogmatisch vorgehen wollen. Gleichzeitig gelten sie aber als der einzige Konsens, auf dem eine solche Forschung aufbauen könnte, um zwangsweise logische Schlüsse hervorzubringen.

Ein geschichtlicher Ansatz sähe z. B. so aus: Wir untersuchen ohne jeden moralischen Anspruch die Handlungen der Menschen, die durch die Jahrhunderte begangen wurden, suche Gemeinsamkeiten in Gesellschaftsentwickelung sowie dem Untergang, und schauen, was wir abstrahieren können, und was nicht. Was kausal aus welcher anderen Handlung und Situation gefolgt ist, und was ein Einzelfall war.

Natürlich ist das das sehr abstrakt - es beschreibt nur die Methodik, und die habe ich zu großen Teilen von Hume übernommen. Andererseits ist es als Ansatz zu jeder philosophischen Forschung durchaus brauchbar, auch wenn das vorgehen in den einzelen Disziplinen nicht geklärt ist, und sich z. B. in der Ethik wahrscheinlich auch durch eine solche Analyse nicht großartig klären lässt.


Meine Grundaussage ist, dass der Nominalismus eine antiuniversalistische, auf das Konkrete bezogene Weltsicht zum Ausdruck zu bringt.Wenn das Individuum folglich nicht allein existieren kann-so wie es fälschlicherweise der Liberalismus behauptet-sondern immer in einen soziologischen Kontext eingebettet ist, so ist damit etwas Konkretes angesprochen.Es werden abstrakte universelle Werte verworfen um auf das Konkrete zu verweisen.Es ist somit ein Tatbestand, dass der Mensch soziale Kontakte braucht und ein Leben in Gesellschaft bejaht.Ebenso ist es aber auch zu sehen, dass es keine-im kulturellen, moralischen usw.Sinn-keine allgemeinmenschlichen Werte gibt.Der Nominalismus, der sich auf das Konkrete bezieht, ist somit auch als Ergänzung zum Realismus zu betrachten bzw.ermöglicht ihn erst.
Klingt ziemlich vernünftig, und stimmt auch weitestgehend mit dem überein, was ich weiter oben vorgeschlagen habe, bzw. ist mit dem vereinbar. Ich bin jetzt aber zu müde um noch lange über das alles nachzudenken. Ich schaue morgen noch einmal rein.

Ich würde allerdings die Tatsache, dass Menschen nicht allein leben können, nicht a priori voraussetzen, sondern empirisch belegen, z. B. über den Konsens über die Absonderlichkeit des Einsiedlertums, oder die Entwickelung von Gesellschaften in verschiedenen Erdteilen. Wie man das genau herleitet ist irrelevant, da es passiert ist.

Ich sag gute Nacht.

Irratio.

eXploited GiGoLo
13.04.2006, 02:23
Ich bin für eine empirische, streng zeitgebundene Gesellschaftsforschung, sowie einer empirischen Anthropologie, die Aussagen zu den Konstanten menschlicher Gesellschaften und menschlichen Verhaltens machen kann.

Beide Forschungsrichtungen existieren bereits in deinem Sinne, und nennen sich "Anthropologie" und "Soziologie/Sozialwissenschaften".


Ich setze dabei nämlich eben nur Logik voraus, nicht anderes

Es ist nicht erst seit des großen Positivismusstreites zwischen Adorno und Popper vornehmlich ein heikles Thema.
Ich bin nach wie vor bekennender Adornist, und vertrete die Haltung:

Eine Wissenschaft, die mangels ihrer Identität, ihrer selbstverordneten Zensur einer bestimmten, intentionellen Ausrichtung, die sich mit einer Kritik an den bestehenden Verhältnissen eigentlich kurzschliessen sollte, ist und bleibt eine zeigerablesende Forscherei in Blaue hinein, die jederzeit, für jedes noch so falsche System adoptionsfähig ist!


Die Zeitgebundenheit fordere ich wegen dem modernen Verständnis der Logik und analytischen Methoden - wir können sie nicht als ewig voraussetzen, wenn wir undogmatisch vorgehen wollen. Gleichzeitig gelten sie aber als der einzige Konsens, auf dem eine solche Forschung aufbauen könnte, um zwangsweise logische Schlüsse hervorzubringen.

Auch hier taugt das ganze nichts, wenn der "Wissenschaft" nicht ein bestimmter "Plan" zugrunde liegt.
Man kann beliebig bis in alle Ewigkeiten vor sich hin forschen.


LG,

GiG

xjanjan
13.04.2006, 14:37
Daraus sollte die Vernichtung des Universalismus geschlussfolgert werden.
falsche antwort
aber genau dadurch zwingt man ja den universalisten deine meinung auf die wo durch man selbst zum universalisten wird
verfahrene situation

Waldgänger
13.04.2006, 14:42
falsche antwort
aber genau dadurch zwingt man ja den universalisten deine meinung auf die wo durch man selbst zum universalisten wird
verfahrene situation

Eben nicht.Der Nominalismus kann an sich nicht universal sein.Universalismus bedeutet, die Meinung zu vertreten, dass es allgemeingültige Werte für die gesamte Menschheit gibt.Diese falsche Ansicht durch eine nominalistische Wende zu ersetzen würde keinesfalls zum Universalismus zurückführen.Nominalismus sollte die Anerkennung des Konkreten bei gleichzeitiger Bejahung von relativen Werten zwischen den Kulturen bedeuten.Ein radikaler Nominalismus, bis in seiner letzten Konsequenz, würde zum Nihilismus mutieren und den gleichen Individualismus heraufbeschwören den der Universalismus bereits hervorgebracht hat.Die Lösung ist deshalb der Ethnopluralismus.

Sauerländer
13.04.2006, 15:03
Eine Wissenschaft, die mangels ihrer Identität, ihrer selbstverordneten Zensur einer bestimmten, intentionellen Ausrichtung, die sich mit einer Kritik an den bestehenden Verhältnissen eigentlich kurzschliessen sollte, ist und bleibt eine zeigerablesende Forscherei in Blaue hinein, die jederzeit, für jedes noch so falsche System adoptionsfähig ist!
(...)
Auch hier taugt das ganze nichts, wenn der "Wissenschaft" nicht ein bestimmter "Plan" zugrunde liegt.
Man kann beliebig bis in alle Ewigkeiten vor sich hin forschen.
Das halte ich für problematisch.
Es ist eine Sache, eine Wechselwirkung zwischen Wissenschaft und gesellschaftlichen Verhältnissen aufzuzeigen (statt "objektive" Wissenschaft im luftleeren Raum zu postulieren).
"In allem Geistigen ist das Politische latent", heißt es bei Carl Schmitt.

Darauf aber zu reagieren, indem man dies bewusst und gezielt einzusetzen sucht, indem die Wissenschaft in den Dienst an einem politisch bestimmten Plan gestellt wird, wird Wissenschaft zum reinen Instrument des Bestätigungliefern für einfach gesetzte Thesen.
Damit wird jede wissenschaftliche Erkenntnis, die nicht dem eigenen Plan entspricht, vermeintlich unwissenschaftlich. Wissenschaftlichkeit definiert sich über Plangemäßheit, und es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Ich wage zu bezweifeln, ob das wünschenswert ist.

Irratio
13.04.2006, 15:39
Beide Forschungsrichtungen existieren bereits in deinem Sinne, und nennen sich "Anthropologie" und "Soziologie/Sozialwissenschaften".
Ja, ist mir klar. Aber besonders die Soziologie ist all zu oft sehr beschränkt in ihren Betrachtungen. Ich verstehe die Anthropologie als eine Wissenschaft, die die Soziologie umfasst, und glaube auch, dass die beiden zu eng zusammenhängen, als dass so eine Trennung wirklich sinnvoll wäre. Ich finde Soziologie streckenweise viel zu anwendungsbetont.


Es ist nicht erst seit des großen Positivismusstreites zwischen Adorno und Popper vornehmlich ein heikles Thema.
Ich bin nach wie vor bekennender Adornist, und vertrete die Haltung:

Eine Wissenschaft, die mangels ihrer Identität, ihrer selbstverordneten Zensur einer bestimmten, intentionellen Ausrichtung, die sich mit einer Kritik an den bestehenden Verhältnissen eigentlich kurzschliessen sollte, ist und bleibt eine zeigerablesende Forscherei in Blaue hinein, die jederzeit, für jedes noch so falsche System adoptionsfähig ist!
Mit dem Verweis weiß ich ehrlich gesagt nicht viel anzufangen. Adorno hab ich mir leider auch nie wirklich näher angeguckt. Ansonsten...

Wie ist falsch hier definiert?

Das schöne an der Logik ist ihre Unverzichtbarkeit, so falsch das auch erstmal klingen. In jeder Diskussion wird sie a priori vorausgesetzt, und ist die einzige Methodik, die dem Menschen zur Verfügung steht.
Ich setze sie a priori, weil sie Konsens ist, und ein in sich vollkommenes System.


Auch hier taugt das ganze nichts, wenn der "Wissenschaft" nicht ein bestimmter "Plan" zugrunde liegt.
Man kann beliebig bis in alle Ewigkeiten vor sich hin forschen.
"Vor sich hin forschen?"
Ich gehe immer von einem bestimmten Modell aus, bis es sich selbst wiederlegt, oder schwere Konflikte mit den eigenen Prinzipien auftauchen. Aus den Modellen, die in sich logisch sind, kann man dann was machen. Ich gebe hier keine Präzise Wissenschaft vor, sondern nur eine allgemeine Methodik, bei der ich versuche, nur die Logik festzusetzen.
Alle Erkenntnis, die man so gewinnt ist unsicher, und als Produkt der Zeit zu verstehen, hat aber im Rahmen dieses Systems ungefähr die gleiche Gültigkeit wie jede andere diesseitige Betrachtung. Worüber ich nichts wissen kann...

Für pragmatische Zwecke ist es sicherlich sinnvoll, noch Occam und seinen Wahrscheinlichkeitsschnippler fürs Grobe miteinzuladen, aber mir ging es um eine grundsätzliche Methodik. Ursprünglich war das hier ein Vorschlag, um aus dem absoluten Relativismus des Nominalismus herauszukommen, und ihm die Möglichkeit der pragmatsichen Anwendung zu geben, ohne große Einschnitte in den sinnvollen Aspekt, nämlich dem, was er am Universalismus verneint.

Irratio.

xjanjan
13.04.2006, 17:23
Eben nicht.Der Nominalismus kann an sich nicht universal sein.Universalismus bedeutet, die Meinung zu vertreten, dass es allgemeingültige Werte für die gesamte Menschheit gibt.Diese falsche Ansicht durch eine nominalistische Wende zu ersetzen würde keinesfalls zum Universalismus zurückführen.Nominalismus sollte die Anerkennung des Konkreten bei gleichzeitiger Bejahung von relativen Werten zwischen den Kulturen bedeuten.Ein radikaler Nominalismus, bis in seiner letzten Konsequenz, würde zum Nihilismus mutieren und den gleichen Individualismus heraufbeschwören den der Universalismus bereits hervorgebracht hat.Die Lösung ist deshalb der Ethnopluralismus.

eben nicht wer von sich behaubtet nominalist zu sein kannicht da für sein den universalimus zu vernichten da er desen werte ja wieder bewertet auser dem wieder spricht es dem menschlichen verstnd seine werte nach den er lebt nicht auch auf andere zuübertragen und sie daran zumessen bestes beispiel dafür sind 2 katolicken in meiner klasse die meinen ich wär einschlechter mensch weil ich heide bin und das sind an für sich auch tolerante menschen aber sie messen mich an ihren ansichten und das ist absulut menschlich