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Vollständige Version anzeigen : Der Irrweg unseres Lebens



Klopperhorst
10.04.2006, 20:40
"Also die Belehrung, welche Jedem sein Leben giebt, besteht im Ganzen darin, daß die Gegenstände seiner Wünsche beständig täuschen, wanken und fallen, sonach mehr Quaal als Freude bringen, bis endlich sogar der ganze Grund und Boden, auf dem sie sämmtlich stehn, einstürzt, indem sein Leben selbst vernichtet wird und er so die letzte Bekräftigung erhält, daß all sein Streben und Wollen eine Verkehrtheit, ein Irrweg war:"

Und das mit Recht: denn Alles was entsteht,

Ist werth, daß es zu Grunde geht.

Drum besser wär’s, daß nichts entstünde.

»Was du gewollt hast«, spricht es, »endigt so: wolle etwas Besseres.«

(Schopenhauer)


Ist unser Leben nicht ein Irrweg, wie es Schopenhauer ausdrückte?

Wie können wir die "Religion" Schopenhauers in unsere von Optimismus und Fortschrittswahn zersetzte Welt einbringen?

Apollon7
10.04.2006, 20:46
Wie können wir die "Religion" Schopenhauers in unsere von Optimismus und Fortschrittswahn zersetzte Welt einbringen?

Wir Deutsche sind doch gar nicht optimistisch.

twoxego
10.04.2006, 20:53
seit wann gibt es denn eine schopenhauer religion und wie soll die heissen ?

Kenshin-Himura
10.04.2006, 20:53
Wir Deutsche sind doch gar nicht optimistisch.

Ich würde es so sagen - maßloser Optimismus und Naivität von den Gewinnern und Dumpfbatzen treffen auf übertriebenen Pessimismus von Prolls und Jugendlichen, denen man Pessismismus und Angst in unverantwortlicher Weise eintrichtert.

Klopperhorst
10.04.2006, 20:54
seit wann gibt es denn eine schopenhauer religion und wie soll die heissen ?

Ist in Anführungszeichen gesetzt.

Mystik wäre vielleicht der bessere Ausdruck. Schopenhauers Mystik besteht darin, sich vom Willen zum Leben zu lösen, diesen Willen zu verneinen.

Waldgänger
10.04.2006, 20:56
Im Gegenzug halte ich es da lieber wie Nietzsche und bejahe das Leben in seinen Konsequenzen.Alles vergeht, das ist wahr.Auch das für was wir heute kämpfen und morgen vielleicht siegen wird in vielen Jahren wieder veraltet sein und durch neue Werte ersetzt werden, aber das ist der natürliche Lauf der Dinge.Man sollte diesen Kreislauf bejahen.Zudem leben wir keineswegs in einer optimistischen Welt.Viele Menschen sind von Ungewissheiten gequält und sind der Zukunft gegenüber sehr pessimistisch.

Apollon7
10.04.2006, 20:57
Ich würde es so sagen - maßloser Optimismus und Naivität von den Gewinnern und Dumpfbatzen treffen auf übertriebenen Pessimismus von Prolls und Jugendlichen, denen man Pessismismus und Angst in unverantwortlicher Weise eintrichtert.

Richtig. Eine gesunde Positivität ist der Schlüssel.

Klopperhorst
10.04.2006, 21:00
Im Gegenzug halte ich es da lieber wie Nietzsche und bejahe das Leben in seinen Konsequenzen.Alles vergeht, das ist wahr.Auch das für was wir heute kämpfen und morgen vielleicht siegen wird in vielen Jahren wieder veraltet sein und durch neue Werte ersetzt werden, aber das ist der natürliche Lauf der Dinge.Man sollte diesen Kreislauf Bejahen.Zudem leben wir keineswegs in einer optimistischen Welt.Die Mehrheit der Menschen sind von Ungewissheiten gequält und sind der Zukunft gegenüber sehr pessimistisch.

Platter Optimismus, tierischen Ursprungs.

Ist es nicht viel edler, den Willen zu verneinen, als ihn zu bejahen?

Ich zitiere noch einmal:

"Nachdem also der Wille zum Leben, d.i. das innere Wesen der Natur, in rastlosem Streben nach vollkommener Objektivation und vollkommenem Genuß, die ganze Reihe der Thiere durchlaufen hat, – welches oft in den mehrfachen Absätzen successiver, stets von Neuem anhebender Thierreihen auf dem selben Planeten geschieht; – kommt er zuletzt in dem mit Vernunft ausgestatteten Wesen, im Menschen, zur Besinnung. Hier nun fängt die Sache an ihm bedenklich zu werden, die Frage dringt sich ihm auf, woher und wozu das Alles sei, und hauptsächlich, ob die Mühe und Noth seines Lebens und Strebens wohl durch den Gewinn belohnt werde? le jeu vaut-il bien la chandelle? – Demnach ist hier der Punkt, wo er, beim Lichte deutlicher Erkenntniß, sich zur Bejahung oder Verneinung des Willens zum Leben entscheidet; wiewohl er sich Letztere, in der Regel, nur in einem mythischen Gewände zum Bewußtseyn bringen kann. – Wir haben demzufolge keinen
Grund, anzunehmen, daß es irgendwo noch zu höher gesteigerten Objektivationen des Willens komme; da er hier schon an seinem Wendepunkte angelangt ist."

Waldgänger
10.04.2006, 21:05
Platter Optimismus, tierischen Ursprungs.

Ist es nicht viel edler, den Willen zu verneinen, als ihn zu bejahen?

Ich zitiere noch einmal:

"Nachdem also der Wille zum Leben, d.i. das innere Wesen der Natur, in rastlosem Streben nach vollkommener Objektivation und vollkommenem Genuß, die ganze Reihe der Thiere durchlaufen hat, – welches oft in den mehrfachen Absätzen successiver, stets von Neuem anhebender Thierreihen auf dem selben Planeten geschieht; – kommt er zuletzt in dem mit Vernunft ausgestatteten Wesen, im Menschen, zur Besinnung. Hier nun fängt die Sache an ihm bedenklich zu werden, die Frage dringt sich ihm auf, woher und wozu das Alles sei, und hauptsächlich, ob die Mühe und Noth seines Lebens und Strebens wohl durch den Gewinn belohnt werde? le jeu vaut-il bien la chandelle? – Demnach ist hier der Punkt, wo er, beim Lichte deutlicher Erkenntniß, sich zur Bejahung oder Verneinung des Willens zum Leben entscheidet; wiewohl er sich Letztere, in der Regel, nur in einem mythischen Gewände zum Bewußtseyn bringen kann. – Wir haben demzufolge keinen
Grund, anzunehmen, daß es irgendwo noch zu höher gesteigerten Objektivationen des Willens komme; da er hier schon an seinem Wendepunkte angelangt ist."

Nun nähern wir uns den harten und komplizierten Bereichen der Philosophie.Ersteinmal muss ich sagen, das es vielleicht "tierisch", oder "barbarisch" sein mag, aber aus diesen Urgrund speist sich das Leben welches sich ausdehnen will.Das Leben an sich ist zudem sowieso nicht zu zerstören, es hatte keinen Anfang und kein Ende.Dem bürgerlichen und modernen Nihilismus, sowie dem Materialismus kann man nur durch die Wiedergeburt der blutsmäßigen Erdkräfte die Stirn bieten.

twoxego
10.04.2006, 21:13
hallo horst !

da der waldgänger ja nietzsche nun schon erwähnte, nur ganz knapp:
da nitzsche ja, wie du weisst in schopenhauers nachfolge stand und jede
einzelne schopenhauersche idee fortführte, kommt man zu der frage,
wie es kommt, das nitzsche schopenhauer so ganz anders interpretiert als
du.

meine güte, schopenhauer hat fast ständig polemisiert und genau deshalb
eignen sich auch aus dem zusammenhange gerissenene zitate von ihm eher
selten bis gar nicht, irgendeine these zu stützen.

gruss twoxego

Klopperhorst
10.04.2006, 21:20
[left]hallo horst !

meine güte, schopenhauer hat fast ständig polemisiert und genau deshalb
eignen sich auch aus dem zusammenhange gerissenene zitate von ihm eher

Aus dem Zusammenhang? Das sind die Kerngedanken überhaupt.

Die "WWV" zielt eigentlich in dem ganzen Zusammenhang auf die Schlußkapitel, aus denen die Zitate stammen, ab!

twoxego
10.04.2006, 21:24
Das sind die Kerngedanken überhaupt.

hallo horst!

dazu habe ich echt keine lust.
glaub, was immer du willst.

nur eines noch:

kulturpessimismus ist nicht mit rumjammern gleichzusetzen.
er verfolgt ein ziel.
ich denke allerdings, dass es schlechterdings unmöglich sein dürfte,
dir dies plausibel zu machen.



gruss twoxego

Klopperhorst
10.04.2006, 21:33
hallo horst!

dazu habe ich echt keine lust.
glaub, was immer du willst.

nur eines noch:

kulturpessimismus ist nicht mit rumjammern gleichzusetzen.
er verfolgt ein ziel.
ich denke allerdings, dass es schlechterdings unmöglich sein dürfte,
dir dies plausibel zu machen.



gruss twoxego

Du hast nicht verstanden, um was es geht.

Kulturpessismismus ist Ausdruck des Optimismus, denn dieser ist ja für den Pessimismus notwendig.

Schopenhauer geht es aber um die generelle Verneinung des Willens, indem man ihn zum Quietiv, nicht zum Motiv seiner Wünsche erhebt!

twoxego
10.04.2006, 21:34
Du hast nicht verstanden, um was es geht.
!

da hast du volkommen recht.

Klopperhorst
10.04.2006, 21:37
da hast du volkommen recht.

Das Ausrufezeichen ist aus dem Zusammenhang gerissen.

twoxego
10.04.2006, 21:38
das stimmt.



ein rätsel für dich:
was ist gemeint wenn man von dem " sinn hinter dem wortsinn " spricht ?

Klopperhorst
10.04.2006, 21:54
was ist gemeint wenn man von dem " sinn hinter dem wortsinn " spricht ?

Sicher irgendwas, was ich nicht verstehe.

Klopperhorst
10.04.2006, 21:58
Nun nähern wir uns den harten und komplizierten Bereichen der Philosophie.Ersteinmal muss ich sagen, das es vielleicht "tierisch", oder "barbarisch" sein mag, aber aus diesen Urgrund speist sich das Leben welches sich ausdehnen will.Das Leben an sich ist zudem sowieso nicht zu zerstören, es hatte keinen Anfang und kein Ende.Dem bürgerlichen und modernen Nihilismus, sowie dem Materialismus kann man nur durch die Wiedergeburt der blutsmäßigen Erdkräfte die Stirn bieten.

Die Mystik Schopenhauers geht von der Verneinung des Willens aus. Das die totale Abkehr. Diese Verneinung kann nicht durch die Abtötung des Lebens, also den Selbstmord, erreicht werden; sondern durch die Verneinung des Wollens im Leben (Selbstmord = Wollen).

Nicht mehr zu wollen, die Nichtigkeit alles Wollens, anzuerkennen, ist NUR beim Menschen möglich.

Und er offenbart dadurch sein Menschsein, denn alles andere ist Tiersein.

Waldgänger
10.04.2006, 22:03
Nicht mehr zu wollen, die Nichtigkeit alles Wollens, anzuerkennen, ist NUR beim Menschen möglich.

Und er offenbart dadurch sein Menschsein, denn alles andere ist Tiersein.

Nichts mehr zu wollen heißt aber auch nichts mehr zu erreichen.Natürlich ist irgendwann alles hinfällig was man einmal erkämpft hat(ein Liberalist oder Marxist würde es anders sehen, da sie beide der Illusion vom "Ende der Geschichte", dem heilsbringenden Utopia anhängen).Aber trotzdem sollte man diesen Kreislauf nicht verneinen, sondern in allen seinen Konsequenzen bejahen.Zudem ist der Mensch für mich nur ein besonderes Tier und wohin die Idee sich von der Natur loszulösen führt sieht man ja, das heutige Debakel verdanken wir zum (großen) Teil der Aufklärung.

twoxego
10.04.2006, 22:08
Sicher irgendwas, was ich nicht verstehe.


na komm, nicht den beleidigten, bitte.

ganz, ganz platt könnte man es sarkasmus nennen.

schopenhauer war so etwas wie dessen menschliche verkörperung.
die ganz sache wird allerdings dadurch sehr gemildert, dass er, auch wenn das
nicht sofort auf den ersten blick offensichtlich wird, über eine gehörige portion
humor verfügte und zwar oft in dessen ausprägung als selbstironie.

nitzsche übrigens, folgte auch darin schopenhauer und brachte es fertig, ihn darin noch zu übertreffen.

Kenshin-Himura
10.04.2006, 22:25
Richtig. Eine gesunde Positivität ist der Schlüssel.

Ich würde eher sagen eine gesunde Negativität.

Irratio
10.04.2006, 23:43
Warum mehr Sorgen haben, als sein müssen? Warum darüber Sorgen, ob man auf dem Holzweg ist, wenn man eh nicht zurück kann? Dann konzentriere ich mich lieber auf andere Aspekte meines endlichen Lebens.

Schopenhauer mag in seinen quasi buddhistichen überlegungen (Leben ist Leiden/Bedürftigkeit) rechthaben, aber Gautama lächelt trotzdem.

Irratio.

Holzmichel
03.11.2006, 12:32
Unser Leben ist kein Irrweg, sondern macht Sinn.

Das Leben steckt nicht in den Büchern, und auch nicht im Internet.

Aber: "Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen!" (Goethe,Faust)

Der Mensch ist von seiner Natur aus ein Superheiler... :cool: