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Vollständige Version anzeigen : Rechtsradikale in der Türkei aggressiv gegen christlichen Verlag



sparty2
06.04.2006, 11:59
Islamisten wollen Bibel verbieten

Rechtsradikal islamisch motivierte Jugendliche "Ülkücüler" haben in der Türkei eine Buchmesse gestürmt und dem Aussteller der christlich-türkischen Bücher mit erhobenem Zeigefinger vor laufenden Kameras einiger Fernsehgesellschaften gedroht: "Wieso erlaubst du dir, das Neue Testament zu verkaufen? Das hier ist ein muslimisches Land oder?" Im Hintergrund riefen die anderen zur Gruppe gehörenden Jugendlichen: "Die Türkei ist türkisch und wird türkisch bleiben!"

Türker Alkan, Redakteur der türkischen Zeitung "Radikal", kommentiert:


"Heißt das nun, dass, obwohl der Schock durch die Karikaturen aus Dänemark noch nicht verkraftet ist, jetzt diejenigen eingeschüchtert werden müssen, die Neue Testamente verkaufen? Müssen wir uns nicht fragen, ob das Folgende richtig ist: ‚Du musst meinem Propheten Ehre erweisen, aber ich muss deinem Buch (der Bibel) keine Achtung erweisen?’ Wäre es nicht an der Zeit, wenn jetzt religiöse Christen gegen uns Demonstrationen veranstalten? … Drittens: Wird nicht das Neue Testament, dessen Verkauf hier behindert werden sollte, auch von den Muslimen zu den heiligen Büchern gezählt? … Viertens: Wird durch die Einschüchterung: ‚Wer das Neue Testament liest, verlässt den Islam und wird zum Christen’ nicht die Kraft des Korans in Frage gestellt? Warum sollte ein Muslim, der das Neue Testament liest, seine Religion wechseln? Sind wir eine Gesellschaft, die ihres Glaubens so unsicher ist? … Sind wir nicht diejenigen, die sich immer damit brüsten, tolerant zu sein? Wo ist die Toleranz geblieben? Nach dem Verhalten (der Rechtsradikalen) würde jeder, der religiösen Themen nachgeht, Bücher liest und Bücher schreibt, zu bestrafen sein. Selbst die großen Islamgelehrten der Vergangenheit, welche die Bibel gelesen haben, könnten sich dann ihrer Kritik nicht entziehen. Das Neue Testament zählt zu den Büchern, die weltweit am meisten gelesen werden und größte Auswirkungen haben. Wenn es verboten wäre, würden wir uns dem Verständnis für das Fundament des christlichen Westens berauben."

(Quelle: www.radikal.com.tr/haber.php (http://www.radikal.com.tr/haber.php?haberno=181290))

Allgemein haben diverse, zumeist nationalistische Kreise geradezu paranoide Ansichten üder die Bedrohung durch chrsitliche Missionstätigkeit. Die rechtsorientierte "Milligazete" zitiert den türkischen Religionsbeauftragten, Bilal Eser, mit den Worten:


"In der Türkei gibt es fast 20.000 Untergrundkirchen … . Sincan quilt über von christlichen Missionaren … und 15 Kirchen". Die vergangenen Unruhen in Sincan, bei denen sogar Panzer eingesetzt werden mussten, brachte Eser mit der christlichen Missionsarbeit in Verbindung. Eser bezeichnete in der Zeitschrift der "Kamu-Sen" die christliche Missionisarbeit der Türkei einen "Schraubstock der Missionare", der besonders nach dem 11. September an Stärke zugenommen habe. So tummeln sich, laut Eser, Missionare in der ganzen Türkei bis in die Dörfer hinein, so dass selbst die Stadt Sanli-Urfa im Südosten, die als Stadt der Propheten (Abraham, Mose u. a.) gilt, an sie (die Missionare) verloren gegangen sei. Da wird ein Englischkurs oder Pfadfinderkurs in einer Wohngegend angeboten, doch anstatt, dass es um Englisch oder Spurenlesen ginge, werde missioniert. Heute gäbe es unter dem Decknamen "Englisch- oder Pfadfinderkurs" 20.000 Untergrundkirchen in der Türkei. Ein Dialog der Religionen sei, so Eser, unmöglich und würde nur den Christen helfen. Zwischen Menschen könne es einen Dialog geben, aber nicht zwischen Religionen. Eser schloss: "Das türkische Volk muss sich gegenüber diesen Aktivitäten viel klüger verhalten".

(Quelle: www.milligazete.com.tr/index.php (http://www.milligazete.com.tr/index.php?action=show&type=news&id=20616))

sparty2

Anti-Zionist
06.04.2006, 12:05
Da scheinen wohl Leute Angst vor dem Christentum zu haben. Es kann doch nicht sein, dass Menschen freiwillig einen Glauben annehmen, der nicht von Hass und Gewalt geprägt ist! 8o

sparty2
06.04.2006, 12:11
Da scheinen wohl Leute Angst vor dem Christentum zu haben. Es kann doch nicht sein, dass Menschen freiwillig einen Glauben annehmen, der nicht von Hass und Gewalt geprägt ist! 8o
Für einen Teil der Türken ist das Christentum gleichbedeutend mit ausländischer Missionstätigkeit mit dem Ziel die Türkei zu unterwandern und
zu zerschlagen... :]
Das hat nichts mit Gewalt oder Gewaltlosigkeit zu tun...

sparty2

Platon
06.04.2006, 12:14
die schleichende Christianisierung der Türkei 8o

Sauerländer
06.04.2006, 12:15
Verstehe ich nur bedingt. Ich dachte eigentlich bislang, der türkische Nationalismus, vor allem in seinen radikaleren Varianten, sei wesentlich a) militärbasiert und b) laizistisch.
Sollte ich mich geirrt haben?

emire
06.04.2006, 12:19
Da scheinen wohl Leute Angst vor dem Christentum zu haben. Es kann doch nicht sein, dass Menschen freiwillig einen Glauben annehmen, der nicht von Hass und Gewalt geprägt ist! 8o

Mein Motto:
Wenn einer für eines nichts Taugt,taugt es für das andere noch weniger.

sparty2
06.04.2006, 12:26
Verstehe ich nur bedingt. Ich dachte eigentlich bislang, der türkische Nationalismus, vor allem in seinen radikaleren Varianten, sei wesentlich a) militärbasiert und b) laizistisch.
Sollte ich mich geirrt haben?
Ja da hast Du Dich gewaltig geirrt... :]
Der türkische Nationalismus bedeute vor allem Kemalismus, was die "Einheit" von Volk, Sprache, Religion und Nation bedeutet. Der Kemalismus versucht(e) die Schwäche des Vielvölkerstaates des Osmanischen Reichs durch die Ideologie eines einheitlichen "Türkentums" zu ersetzen. Dabei wurde auf die Realität relativ wenig Rücksicht genommen um die junge Republik mit einer zentralen Staatsidee versehen zu können. Das türkische Milität sieht sich selbst (und wird von der grossen Masse der Bevölkerung genauso gesehen) als "Hüter" dieser Ideologie.
Der türkische Staat ist prinzipiell schon laizistisch, jedoch bedeutet jede Religionsgruppe neben dem sunnitischen "Staatsislam" eine potentielle Geafhr für diese mythische Einheit... :]

sparty2

Sauerländer
06.04.2006, 12:41
Ja da hast Du Dich gewaltig geirrt... :]
Der türkische Nationalismus bedeute vor allem Kemalismus, was die "Einheit" von Volk, Sprache, Religion und Nation bedeutet. Der Kemalismus versucht(e) die Schwäche des Vielvölkerstaates des Osmanischen Reichs durch die Ideologie eines einheitlichen "Türkentums" zu ersetzen. Dabei wurde auf die Realität relativ wenig Rücksicht genommen um die junge Republik mit einer zentralen Staatsidee versehen zu können. Das türkische Milität sieht sich selbst (und wird von der grossen Masse der Bevölkerung genauso gesehen) als "Hüter" dieser Ideologie.
Der türkische Staat ist prinzipiell schon laizistisch, jedoch bedeutet jede Religionsgruppe neben dem sunnitischen "Staatsislam" eine potentielle Geafhr für diese mythische Einheit... :]

sparty2
Was die Frage aufwirft, wie weit das Sunnitentum denn real präsent ist im türkischen Staat, wie man gegenüber den "Brüdern" in der Region dann etwa die doch recht guten Beziehungen der Türkei zu Israel begründet (falls man nicht glaubt, das nicht nötig zu haben), und wie man allgemein zum doch sehr übernationalen Charakter des Islam steht.

Widersprechen sich Nationalismus und "weltweite Bruderschaft im Glauben" nicht irgendwo?

Ich meine mich z.B. zu erinnern, dass bis vor kurzem noch innerhalb der türkischen Armee mit religiösen Menschen nicht besonders freundlich verfahren wurde.

Baxter
06.04.2006, 12:48
die schleichende Christianisierung der Türkei 8o


Genau wir nehmen die in der EU auf und dann bauen wir jede menge Kirchen
in der ganzen Türkei.

Ein genialer Plan.!

mfg
Baxter