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Vollständige Version anzeigen : [Philosophie] Existenzialismus - Frage



Platon
28.03.2006, 17:09
Nachdem ich mich nun schon hin und wieder mit der Existenzialismus beschäftigt habe (Sartre vor allem) frage ich mich, was der Typ jetzt eigentlich sagen will.
Aus meiner derzeitigen Sicht ist die ganze Sache ein Missverständnis.

Letztlich sagt mir Sartre nur DAS ich mich entscheide während andere Philosophen sagen WARUM ich mich entschieden habe. Diese zwanghafte Freiheit welche Sartre postituliert ist doch nur eine absolute Betonen auf dem Gedanken der Aufklärung, dass der Mensch sein Handeln selber bestimmt und keinem höheren Sinn und Gott unterstellt ist. Trotzdem widerlegt doch das gar nicht, dass dem Menschen aufgrund seiner Umgebung nur eine begrenzte Möglichkeiten zu Handeln möglich sind. (Das jemand ernsthaft behauptet man könnte alles ist völliger Unsinn. Was würde denn sein wenn ich plötzlich in den Weltraum springen will? Nur weil ich das will, setze ich doch lange nicht die äußeren Gesetze außer Kraft.) Daher sehe ich hier überhaupt nichts Neues sondern nur eine Vorstufe zu Anderen. Ich glaube irgendwie hat er irgendwas erzählt was eigentlich völlig belanglos ist und überhaupt nichts aussagt. :D

Oder habe ich einfach nichts verstanden?

twoxego
28.03.2006, 17:21
wie kommst du darauf, satre sei ein philosoph gewesen ?

er war ein literat ob gut oder schlecht ist eine andere sache und du musst das ganze in der zeit einordnen.

Platon
28.03.2006, 17:23
wie kommst du darauf, satre sei ein philosoph gewesen ?

er war ein literat ob gut oder schlecht ist eine andere sache und du musst das ganze in der zeit einordnen.
Ich empfehle die ersten Seiten von "Das Sein und das Nichts", glaube mir DAS ist kein Literat, egal wie viele Romane er geschrieben hat. :))

twoxego
28.03.2006, 17:32
Ich empfehle die ersten Seiten von "Das Sein und das Nichts", glaube mir DAS ist kein Literat, egal wie viele Romane er geschrieben hat. wie ich schon sagte;
versuch es zeitlich einzuordnen.
er " wollte " ein bürgerschreck sein.
jemand der schreibt, ob romane oder philosophisches, ist nun mal ein literat.
ich habe mich da etwas nichtssagend ausgedrückt.
was ich meinte; er stellte den effekt über die klarheit des gedankens.
bei philosophen ist dies umgekehrt.
deshalb sind ihre texte auch oft nicht leicht zu lesen und eher selten lustig.
es gibt aber auch da ausnahmen.

Salazar
28.03.2006, 17:34
Bei Sarte gefallen mir vor allem sine Gedanken zum Mikrokosmos.

Platon
28.03.2006, 17:40
wie ich schon sagte;
versuch es zeitlich einzuordnen.
er " wollte " ein bürgerschreck sein.
jemand der schreibt, ob romane oder philosophisches, ist nun mal ein literat.
ich habe mich da etwas nichtssagend ausgedrückt.
was ich meinte; er stellte den effekt über die klarheit des gedankens.
bei philosophen ist dies umgekehrt.
deshalb sind ihre texte auch oft nicht leicht zu lesen und eher selten lustig.
es gibt aber auch da ausnahmen.
er war also ein Wohnzimmer-Revolutionär, seine Theorie hat aber keinen wirklichen Wert?

Hier noch einmal ein paar Gedanken dazu:
Nun er geht ja davon aus, dass das Sein erstmal völlig zusammenhanglos ist und nur der Mensch durch seine Wahrnehmung die Sache für ihn ordnet. ("Die Existenz geht der Essenz vorraus"(oder umgekehrt??) heißt es doch). Damit schließt er sich ja Kant an, der ja auch von den Kategorien(z.B. der Kausalzusammenhang) und den Grenzen der Vernunft(das man eben die "wahre" Natur nicht erkennen kann, da man in seiner eigenen Wahrnehmung gefangen ist) geschrieben hatte. Darauf aufbauend will er ja den Menschen als einzige Erscheinung mit Verstand (und damit die Möglichkeit zu entscheiden) ausmachen. (übrigens sehr interessant ist meiner Meinung nach hier die Totalität der Aufklärung zu erkennen, dass der Mensch eben die Spitze der Existenz ist) Aber dadurch dass er die Welt wahrnimmt kann er sich entscheiden, er muss sich entscheiden was er tut. Aber hier angekommen kommen doch bereits die äußeren Einflüsse, dass der Mensch an die Existenz auch wieder gebunden ist und von ihr Grenzen aufgezeigt bekommt. z.B. die Sache mit dem Springen ins Weltall wenn ich will. Daher ist es unsinnig zu sagen, der Mensch kann alles was er will. Letztlich sagt er mir also nur, dass ich mich entscheiden muss. Aber über die Entscheidung selber sagt er nichts (bzw. ich hab nix darüber gelesen). Das der Mensch eben in einen z.B. sozio-kulturellen Kontext eingebettet ist dazu sagt er nichts. Und daher sagt er meiner Meinung nach, rein gar nichts aus, was neue Erkenntnisse bringen könnte.

Platon
28.03.2006, 17:59
Am bündigsten formuliert er seine These mit dem Satz "Die Existenz geht dem Wesen voraus" ("L'existence précçde l'essence") - einzig sein nacktes Dasein ist dem Menschen vorgegeben; was ihn am Ende ausmacht, muss er erfinden.
Dass diese Haltung angesichts der historischen Wirklichkeit (Krieg, Holocaust) abstrakt ist, erfährt Sartre am eigenen Leibe, als er einberufen wird. Aus dieser Erfahrung, die ihm nicht freiwillig widerfährt, modifiziert er seine Philosophie hin zu einer politischen, auf dem Prinzip des Engagements fundierten Stellung: die große Bedeutung des Bildes, das sich Mitmenschen von einem machen und dessen Handeln modifizieren, veranlasst ihn spätestens seit Le diable et le bon dieu (1951) und der Critique de la raison dialectique (1960) zur Einsicht, dass das Wesen des Menschen, die Realität seines Daseins und Tuns, nachhaltig gesellschaftlich geprägt ist.
QUELLE (http://www.philosophenlexikon.de/sartre.htm)
damit verwirft er, meiner Meinung nach, seine ganze These

twoxego
28.03.2006, 18:03
Letztlich sagt er mir also nur, dass ich mich entscheiden muss. Aber über die Entscheidung selber sagt er nichts (bzw. ich hab nix darüber gelesen). Das der Mensch eben in einen z.B. sozio-kulturellen Kontext eingebettet ist dazu sagt er nichts. Und daher sagt er meiner Meinung nach, rein gar nichts aus, was neue Erkenntnisse bringen könnte.

es gibt dinge, die so selbstverständlich sind, dass es sich erübrigt, darüber zu palavern.
viele philosophen haben es trotzdem getan, z.b. schopenhauer und in seiner direkten
nachfolge auch nietzsche.

auch wenn ich mich wiederhole;
ich habe satre noch nie für einen philosophen gehalten.
das bedeutet nicht, dass belletristik nicht ´schon mal philosophische gedanken enthalten kann.
nur darf man diese halt nicht als eine " lehre " auffassen.
das führt nur zu verwirrung.

existenzialistische anschauungen findet man übrigens schon wesentlich früher
z.b. bei schelling.
so neu wie satre es gern darstellte, war dieser denkansatz nicht.

dr-esperanto
29.03.2006, 07:51
Heidegger war ja auch schon Existenzialist. Aber natürlich hat auch Sartre gewusst, dass der Mensch nicht alles kann (z.B. nicht in den Weltraum springen). Man kann ja auch mal zugespitzt formulieren. Er hat natürlich gemeint, dass der Mensch sich selbst verwirklichen soll, sich selbst einen Lebenssinn aussuchen soll, der ihn ausfüllt und seinen Leben wertvoll macht. Für die Gesellschaft ist so eine Anleitung natürlich weitgehend desaströs (weil zersetzend) - vielleicht ging es ihm ja darum? Genau wie seiner jüdischen Lebensgefährtin Francoise Sagan (poln.-weißruss. "Kessel"), die bewusst ganz böse und unmoralische Sachen durchgezogen hat. Schlimm, dass es solche "Philosophen" gibt - in Wahrheit sind wir wieder bei den Sophisten angekommen, wie um 500v.Chr., als die philosophisch Gebildeten nicht mehr das Gute, Wahre und Schöne suchten, sondern ihr Wissen vermarktet und alles relativiert haben.

NOmoreLIES
01.04.2006, 16:31
sartres ziel war es nicht zwanghaft "freiheit" für ein individuum zu proklamieren...er wollte vielmehr, das die menschen ihre "vorbestimmtheit" (determinismus) überwinden...das schließt nicht aus, dass man von seinem milieu beeinflusst ist...nur genau das soll man sich selbst nicht zum hinderniss der selbstverwirklichung machen!

lg, nml

twoxego
01.04.2006, 16:45
man darf bei satre auch nie vergessen,
dass er selbst, ebenso wie auch camus und andere den existenzialismus als etwas eindeutig politisches, gesellschaftskritisches verstanden wissen wollte.
daher nochmal die bitte, den historischen zusammenhang zu beachten.

Heinrich_Kraemer
01.04.2006, 19:10
Grüß Gott,

die gesamte französische Nachkriegsphilosophie baut auf Heidegger auf, v.a. auf "Sein und Zeit", was das existenzphilosophische Werk schlechthin ist. Die Freiheit des Menschen begründet sich darin, daß er sich seiner Endlichkeit bewußt wird, indem es ihm um sein eigenes Sein geht und er sich diesem stellt. Dieses Vorlaufen zum Nichts (Tod) wird im alltäglichen Leben verdrängt und macht den Menschen unfrei, sofern sich dieser im Gerede, Geschwafel, im Besorgen usw. erschöpft.

Naja, Sartre. Hängt mit der französischen Tradition zusammen, die keine klare Trennung zwischen Literatur und Philosophie macht. Den Literaturnobelpreis hat er ja zurückgegeben (Respekt!), weil er sich zumindest selbst für einen Philosophen gehalten hat.

Ein französischer Heidegger Abklatsch, vom in Absurdistan als Nazi denunzierten bösen, bösen Heidegger. Irrwitzig.

Viele Grüße

Platon
01.04.2006, 19:13
Grüß Gott,

die gesamte französische Nachkriegsphilosophie baut auf Heidegger auf, v.a. auf "Sein und Zeit", was das existenzphilosophische Werk schlechthin ist. Die Freiheit des Menschen begründet sich darin, daß er sich seiner Endlichkeit bewußt wird, indem es ihm um sein eigenes Sein geht und er sich diesem stellt. Dieses Vorlaufen zum Nichts (Tod) wird im alltäglichen Leben verdrängt und macht den Menschen unfrei, sofern sich dieser im Gerede, Geschwafel, im Besorgen usw. erschöpft.
aha, ich werde gleich mal danach googlen

Naja, Sartre. Hängt mit der französischen Tradition zusammen, die keine klare Trennung zwischen Literatur und Philosophie macht. Den Literaturnobelpreis hat er ja zurückgegeben (Respekt!), weil er sich zumindest selbst für einen Philosophen gehalten hat.
Ein Heidegger Abklatsch.
Viele Grüße
So viel ich weiß, hat er allerdings danach angefragt ob er das Geld nicht doch haben könnte. :D