WladimirLenin
26.03.2006, 04:21
Raucher leben länger…
Mathias Bröckers 18.05.2005
... zumindest in statistischen Monokulturen
Wenn es um Statistiken geht, ist der Spruch: "Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe" meist nicht weit. Es stammt nicht von Winston Churchill, sondern wurde ihm vom deutschen Propagandaminister Joseph Goebbels in den Mund gelegt, um die statistisch belegten Erfolge Englands herunterzuspielen (vgl [extern] Zahlen lügen nicht, sie verführen). Dem Gegner vorzuwerfen, dass er mit manipulierten Statistiken operiert, um dann seinerseits die "richtigen" Zahlen auf den Tisch zulegen, gehört zu den Standards im politischen Geschäft. Aber nicht nur dort spielen auf Zahlenwerken aufgebaute "Wahrheiten" eine große Rolle, wie etwa Gerd Gigerenzer in seinem Buch "Das Einmaleins der Skepsis - Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken" (2002) vor allem an Beispielen aus der Medizin (Mammografie, AIDS_-Tests, genetischer Fingerabdruck) gezeigt hat. Selbst scheinbar absolute Wahrheiten beruhen hier auf Zahlenblindheit und falscher Risiko-Einschätzung. Kein Wunder eigentlich, wenn laut einer Umfrage (Emnid 1998) etwa ein Drittel aller Deutschen auf die Frage, wieviel "40 Prozent" sind ( a: ein Viertel, b: 4 von 10, c: jeder Vierzigste) die falsche Antwort gaben.
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Derart mit Statistik-Skepsis gewappnet - und nach einem gescheiterten Nikotinentzug schlechten Gewissens wieder am Docht – klang die Überschrift "Smoke Cigarettes - Live Longer" wie Musik in meinen Ohren. Und die [extern] Statistik auf die sie sich bezog, klang noch viel besser: Die 400.000 Todesopfer, die der Tabakkonsum angeblich jährlich in den USA fordert, wurden nämlich durchschnittlich älter als der Rest der Bevölkerung:
Die Analyse des Alters der 400.000 angenommen Verstorbenen, berechnet vom SAMMEC (Smoking Attributable Mortality, Morbidity and Economic Costs)-Programm des Centers for Disease Control (CDC) zeigte:
* die rauchenden "Opfer" lebten etwa 2 Jahre länger als der Rest von uns: 71,9 vs. 70 Jahre;
* über 70.000, oder etwa 17%, starben "vorzeitig" in einem Alter von über 85 Jahren;
* nur 1900, weniger als 0,5% der rauchenden "Opfer", starben in einem Alter von unter 35 Jahren, während 143.000 oder 8% des Rests von uns unter 35 stirbt.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20075/1.html
http://www.cato.org/pubs/regulation/regv21n4/lies.pdf
huch? Habe ich was verpasst? Ich glaube, um kürzer zu leben, muss ich wohl aufhören zu rauchen.
Mathias Bröckers 18.05.2005
... zumindest in statistischen Monokulturen
Wenn es um Statistiken geht, ist der Spruch: "Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe" meist nicht weit. Es stammt nicht von Winston Churchill, sondern wurde ihm vom deutschen Propagandaminister Joseph Goebbels in den Mund gelegt, um die statistisch belegten Erfolge Englands herunterzuspielen (vgl [extern] Zahlen lügen nicht, sie verführen). Dem Gegner vorzuwerfen, dass er mit manipulierten Statistiken operiert, um dann seinerseits die "richtigen" Zahlen auf den Tisch zulegen, gehört zu den Standards im politischen Geschäft. Aber nicht nur dort spielen auf Zahlenwerken aufgebaute "Wahrheiten" eine große Rolle, wie etwa Gerd Gigerenzer in seinem Buch "Das Einmaleins der Skepsis - Über den richtigen Umgang mit Zahlen und Risiken" (2002) vor allem an Beispielen aus der Medizin (Mammografie, AIDS_-Tests, genetischer Fingerabdruck) gezeigt hat. Selbst scheinbar absolute Wahrheiten beruhen hier auf Zahlenblindheit und falscher Risiko-Einschätzung. Kein Wunder eigentlich, wenn laut einer Umfrage (Emnid 1998) etwa ein Drittel aller Deutschen auf die Frage, wieviel "40 Prozent" sind ( a: ein Viertel, b: 4 von 10, c: jeder Vierzigste) die falsche Antwort gaben.
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Derart mit Statistik-Skepsis gewappnet - und nach einem gescheiterten Nikotinentzug schlechten Gewissens wieder am Docht – klang die Überschrift "Smoke Cigarettes - Live Longer" wie Musik in meinen Ohren. Und die [extern] Statistik auf die sie sich bezog, klang noch viel besser: Die 400.000 Todesopfer, die der Tabakkonsum angeblich jährlich in den USA fordert, wurden nämlich durchschnittlich älter als der Rest der Bevölkerung:
Die Analyse des Alters der 400.000 angenommen Verstorbenen, berechnet vom SAMMEC (Smoking Attributable Mortality, Morbidity and Economic Costs)-Programm des Centers for Disease Control (CDC) zeigte:
* die rauchenden "Opfer" lebten etwa 2 Jahre länger als der Rest von uns: 71,9 vs. 70 Jahre;
* über 70.000, oder etwa 17%, starben "vorzeitig" in einem Alter von über 85 Jahren;
* nur 1900, weniger als 0,5% der rauchenden "Opfer", starben in einem Alter von unter 35 Jahren, während 143.000 oder 8% des Rests von uns unter 35 stirbt.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/20/20075/1.html
http://www.cato.org/pubs/regulation/regv21n4/lies.pdf
huch? Habe ich was verpasst? Ich glaube, um kürzer zu leben, muss ich wohl aufhören zu rauchen.