PDA

Vollständige Version anzeigen : Zölle und Unternehmen



Gott-Los
19.03.2006, 10:37
Da ich im Moment eine Art Essay über den Wohlfahrtsstaat Deutschland schreibe, bin ich auf eine Idee gekommen. Ich habe sie bis jetzt noch nicht besonders bedacht, aber ich will einfach mal wissen, ob das sinnvoll wäre bzw. ob es überhaupt möglich sei, diese Idee umzusetzen.
Angenommen, Deutschland bekommt, trotz EU, die Möglichkeit Zölle zu erheben.
Wäre es möglich, für deutsche Unternehmen, die wenngleich einer guten Bilanz, Offshoring betreiben, Zölle für die jeweiligen Produkte, die das Unternehmen herstellt, zu erheben. Das Ziel soll sein, dass es weniger lohnenswert ist, Arbeitsplätze zu verlagern. Wenn die Zölle hoch genug wären, würde Deutschland als Absatzmarkt dann verschwinden und das Unternehmen würde es sich zweimal überlegen, ob es verschwindet.
Mir ist natürlich klar, dass man dann evtl. auf bestimmte Produkte verzichten müsste.
As a matter of fact müssen im gleichen Zug auch noch andere Reformen geschehen, aber dieses ist nur die Idee an sich.

Gruß

LuckyLuke
19.03.2006, 11:02
Hm, kann sein, muss aber nicht.

Fall1

Importorientierte Unternehmen lagern Arbeit aus, um deutsche Gesetze z.B. Kinderarbeit u/o Umweltschutz zu umgehen.
Dadurch erwerben sie sich einen unfairen Kostenvorteil Unternehmen gegenüber, die sich hier im Lande mehr oder minder an die Gesetze halten müssen.

Schutzzoll bis hin zum Importverbot können sinnvoll sein.

Fall2

Unternehmen kaufen im Ausland Rohstoffe, Halbzeuge und Zulieferteile. Man könnte nun die Unternehmen versuchen zu zwingen, diese Produkte im Inland zu kaufen, was aber den Effekt hätte, dass die Endprodukte im Preis steigen und ggf dadurch in ihrer (Welt-) Marktfähigkeit geschwächt werde.

Die deutsche Autoindustrie wäre hier ein hervorragendes Beispiel.
Die Grenzen sind wie immer fließend.

Generell kann man aber sagen, dass Protektionismus eher negative Auswirkungen auf die eigene wirtschaftliche Entwicklung hat, da

a.) vom Konkurrenzdruck befreit, die internationale Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Unternehmen leidet, da diese notwendige Investition nicht tätigen, weil sie über einen gesicherten Absatzmarkt verfügen.
Paradebeispiel wäre der Niedergang der amerikanische Autoindustrie in den 70ern

b.) Die Staaten, welche von protektionistischen Maßnahmen betroffen sind, natürlich entsprechend reagieren. (diverse Handelskriege zwischen USA und EU)

c.) Zölle auf den Welthandel wie eine gezogene Handbremse beim Auto fahren wirken. Wer nicht verkaufen kann, kann auch nix kaufen.

Gott-Los
19.03.2006, 11:10
Fall2

Unternehmen kaufen im Ausland Rohstoffe, Halbzeuge und Zulieferteile. Man könnte nun die Unternehmen versuchen zu zwingen, diese Produkte im Inland zu kaufen, was aber den Effekt hätte, dass die Endprodukte im Preis steigen und ggf dadurch in ihrer (Welt-) Marktfähigkeit geschwächt werde.


Dann würde es mit der Bilanz ja nicht mehr funktionieren, denn aus dem Zwang, den du beschrieben hast, resultiert ja eine Gewinnverkleinerung.



Die deutsche Autoindustrie wäre hier ein hervorragendes Beispiel.
Die Grenzen sind wie immer fließend.

Generell kann man aber sagen, dass Protektionismus eher negative Auswirkungen auf die eigene wirtschaftliche Entwicklung hat, da

b.) Die Staaten, welche von protektionistischen Maßnahmen betroffen sind, natürlich entsprechend reagieren. (diverse Handelskriege zwischen USA und EU)

c.) Zölle auf den Welthandel wie eine gezogene Handbremse beim Auto fahren wirken. Wer nicht verkaufen kann, kann auch nix kaufen.

Meinst du es im Sinne von "Du willst unsere Ware nicht kaufen? Dann kaufen wir deine auch nicht?" Bitte erkläre!

wtf
19.03.2006, 11:10
*Seufz*

Warum könnt Ihr denn nicht einfach mal annehmen, daß jegliche staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen immer von Nachteil sind.

Was der Threadersteller möchte, ist die Errichtung einer Mauer rund um Deutschland, um Unternehmen daran zu hindern, D zu verlassen und sie zu zwingen, hier zu investieren. Das ist ein Witz, absurd. Und das in einem Land vorschlagen, das angeblich Exportweltmeister ist!

Gott-Los
19.03.2006, 11:20
*Seufz*

Warum könnt Ihr denn nicht einfach mal annehmen, daß jegliche staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsgeschehen immer von Nachteil sind.

Was der Threadersteller möchte, ist die Errichtung einer Mauer rund um Deutschland, um Unternehmen daran zu hindern, D zu verlassen und sie zu zwingen, hier zu investieren. Das ist ein Witz, absurd. Und das in einem Land vorschlagen, das angeblich Exportweltmeister ist!

Was der Threadersteller möchte, ist, dass sie dazu Stellung nehmen. Aber evtl. sollten sie das davor richtig lesen. Auch in einem Land das Exportweltmeister ist.

LuckyLuke
19.03.2006, 11:29
Meinst du es im Sinne von "Du willst unsere Ware nicht kaufen? Dann kaufen wir deine auch nicht?" Bitte erkläre!

Rischtig!

Hat aber eher was Handelsbilanzen zu tun. Würden wir den Chinesen nicht ihr Spielzeug oder ihre Klamotten abkaufen, könnten die bei uns auch keine Werkzeugmaschinen bestellen usw. usf.

wtf
19.03.2006, 11:29
Meine Güte, jeder jammert, daß die Binnennachfrage so gering ist und Du willst Preise erhöhen?

Gott-Los
19.03.2006, 11:41
Meine Güte, jeder jammert, daß die Binnennachfrage so gering ist und Du willst Preise erhöhen?

Die Preise erhöhen sich ja nicht allgemein dadurch. Das wären ja nur bestimmte Unternehmen, die geblockt werden.

Zu Lucky:

Wir würden ja, bspweise den Chinesen, weiterhin Güter abnehmen, denn das sind ja keine deutschen Unternehmen.

LuckyLuke
19.03.2006, 11:48
Wir würden ja, bspweise den Chinesen, weiterhin Güter abnehmen, denn das sind ja keine deutschen Unternehmen.

Und was bitteschön soll ein deutsches Unternehmen sein ?

Der Tante Emmaladen um die Ecke käme mir da in den Sinn...

Gott-Los
19.03.2006, 11:56
Und was bitteschön soll ein deutsches Unternehmen sein ?

Der Tante Emmaladen um die Ecke käme mir da in den Sinn...

Sitz in der BRD.

LuckyLuke
19.03.2006, 11:59
Hm, also ist AMD mit FAB36 ein deutsches Unternehmen oder eher nich ?

mggelheimer
19.03.2006, 12:02
Hm, also ist AMD mit FAB36 ein deutsches Unternehmen oder eher nich ?
Bei der Adresse würd´ ich zweifeln:

Headquarters
One AMD Place
P.O. Box 3453
Sunnyvale, California 94088-3453
(408) 749-4000
TWX:910-339-9280
TELEX:34-6306

LuckyLuke
19.03.2006, 12:04
Aber das Unternehmen(FAB36) steht (bald fertig) doch in Dresden :]

lupus_maximus
19.03.2006, 12:07
Hm, also ist AMD mit FAB36 ein deutsches Unternehmen oder eher nich ?Jedes Unternehmen mit Firmensitz im Ausland, ist kein deutsches Unternehmen, dies gilt auch für ehemalige deutsche Firmen.

mggelheimer
19.03.2006, 12:10
Aber das Unternehmen(FAB36) steht (bald fertig) doch in Dresden :]
Verstehe die Aussage nicht! FAB36 ist doch eine AMD-eigene Produktionsstätte, die sich in Dresden befindet(herstellung von 300mm Wafern), nichts desto trotz gehört sie doch zu AMD, welches sein Hauptquartier in Kalifornien hat.

wtf
19.03.2006, 12:18
Jedes Unternehmen mit Firmensitz im Ausland, ist kein deutsches Unternehmen, dies gilt auch für ehemalige deutsche Firmen.
Eben. Und nach diesem grandiosen Vorschlag würde Siemens seinen Sitz eben nach Amsterdam verlegen.

Gott-Los
19.03.2006, 12:30
Eben. Und nach diesem grandiosen Vorschlag würde Siemens seinen Sitz eben nach Amsterdam verlegen.

Dann erhebt man dennoch Zölle gegen bspweise Siemens. Denn man weiß es ja besser.

wtf
19.03.2006, 12:32
Von europäischem Recht und Niederlassungsfreiheit hältst Du nicht viel?

LuckyLuke
19.03.2006, 12:36
Dann erhebt man dennoch Zölle gegen bspweise Siemens. Denn man weiß es ja besser.

Dann macht Siemens eben Pleite und verkauft das Unternehmen an ausländische Investoren

:))

Und jetzt ?

Gott-Los
19.03.2006, 12:45
Von europäischem Recht und Niederlassungsfreiheit hältst Du nicht viel?

Nein :-) Sonst könnte man doch auch gar keine Zölle erheben :D

Ja Mr. Luke, das weiß ich auch nicht.