PDA

Vollständige Version anzeigen : Geschichte des Freidenkertums



Kenshin-Himura
07.03.2006, 19:37
Geschichte des Freidenkertums

Ich habe diesen Thread in die Rubrik ,,Gesellschaft" gepostet, und nicht in die Rubrik ,,Geschichte", da das Thema eine gesondert hohe gesellschaftliche, politische und gesellschaftspolitische Relevanz innehat.

In diesem Forum wird von vielen ,,Optimisten", ,,Positiv-Denkern" und ,,Differenzierern" häufig direkt oder indirekt die These vertreten, die Menschheit habe insgesamt seit ihrem Bestehen große Erfolge und Fortschritte verbuchen können, man könne zudem klar zwischen Meinungsfreiheit und Diktatur unterscheiden, und insgesamt seien die meisten Menschen vernünftig, und es komme nur darauf an, die wenigen Unverbesserlichen zu bekehren. Gegen diese Demagogie und Polemik als Widerlegung, habe ich hier 'mal einige Fakten zur Geschichte des Freidenkertums zusammengestellt, um darzulegen, was man Leuten passiert ist und passiert, die eine Meinung hatten :

1272 - Die erste Frau fällt der ,,Hexenverbrennungen" zum Opfer. Zu germanischer Zeit war Hexerei als Vergehen gegen Leib und Seele strafbar. Vom 13. Jahrhundert an und ausgehend von der stärkeren Verfolgung der Ketzerei wurde die Hexerei als solche zum Religionsverbrechen (Bündnis mit dem Bösen).

1633 - Obwohl Wallenstein krank war und trotz des drohenden Wintereinbruchs rückte Wallenstein im November bis Cham vor, kehrte aber im Dezember nach Böhmen zurück, wo er die erschöpften Truppen Winterquartiere beziehen ließ, da ihm ein Winterfeldzug an der Donau und die Wiedereroberung Regensburgs nicht erfolgversprechend schienen. Diese Vorgänge wurden von der Wallenstein feindlichen Partei am Wiener Hof, an deren Spitze der König von Ungarn und spätere Kaiser Ferdinand III., der spanische Sondergesandte Vélez de Gevara und der Hofkriegsratspräsident Heinrich Graf von Schlick standen, benutzt, um Wallenstein der Unbotmäßigkeit, ja des Verrats anzuklagen. 1634 dringt Deveroux in das Zimmer von Wallenstein ein und ermordet ihm, indem er ihn die Partisane in die Brust sticht.

1878 - Friedrich Wilhelm und Fürst Bismarck erlassen das Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, bekannt unter der Bezeichnung Sozialistengesetz. Es besagt nach §22 (1): ,,Gegen Personen, welche sich die Agitation für die im §. 1 Abs. 2 bezeichneten Bestrebungen [sozialdemokratische Werbung] zum Geschäfte machen, kann im Falle einer Verurtheilung wegen Zuwiderhandlung gegen die §§. 17 bis 20 neben der Freiheitsstrafe auf die Zulässigkeit der Einschränkung ihres Aufenthaltes erkannt werden."

1914 - Wer im Kaisserreich den Kriegsdienst im ersten Weltkrieg verweigert, weil er den Krieg nicht sinnvoll findet, wird für ,,geistesgestört" befunden, und in die Psychiatrie eingewiesen.

1934 - Von den Nationalsozialisten werden in Deutschland unterschiedslos fast alle Freidenkerorganisationen verboten. Viele Freidenker sind im Widerstand aktiv, der damalige Vorsitzende des Freidenker-Verbandes Max Sievers wird am 17. Januar 1944 im Zuchthaus Brandenburg hingerichtet.

1953 - In der DDR möchten einige Arbeiter ihre Meinung zum Ausdruck bringen, dass sie nicht für das gleiche Geld mehr arbeiten wollen, in Form einer friedlichen Demonstration. Die Sowjetunion lässt Panzer aufrollen und richtet ein Gemetzel an, dem dutzende von Demonstranten zum Opfer fallen.

1968 - Die Studentenproteste brechen aus. Die ,,BILD"-Zeitung empfielt den Polizisten ,,Ergreifen" der ,,Rädelsführer", sowie Schläge mit dem Schlagstock, um den ,,eventuell" noch vorhandenen Rest ,,Gehirn locker zu machen".

1979 - Der Studentenfürher Rudi Dutschke wird erschossen.

2005 - US-Präsident George W.Bush wird bei einem Staatsbesuch in der georgischen Hauptstadt Tiflis von einer Granate angegriffen, welche jedoch nicht explodiert.

2006 - In Malaysia ist der Chefredakteuer der Zeitung ,,Sunday Tribune" zurückgetreten, weil er islamkritische Karikaturen abdruckte.

Grüner Simon
07.03.2006, 20:43
Was genau willst du zum Ausdruck bringen? Wenn du damit widerlegen willst, dass die Menschheit im Gesamtbild ernsthaft dazu gelernt hat, dann muss ich dir recht geben. Im großen und ganzen wurde der Mensch nicht friedlicher.
Selbst die "aufgeklärte" "humanistische" "christliche" Welt hat den Sprung in eine friedliche, menschliche Welt nicht gesafft. Sie mag zwar das schlimmste aus den eigenen Ländern vertreiben haben, benötigt aber zu ihrem gegenwärtigen Bestand die große Armut der Entwicklungsländer welche Kriege in jenen Ländern heraufbeschwört.

Sie fördert Kriege auf der ganzen Welt um daran zu verdienen, und das nicht schlecht.

Nein, nicht die Kriegstreiber und Ähnliche sind in der Minderheit. Die friedvollen sind in der Minderheit und waren es meist.
Trotzdem bin ich optimistisch, denn:

"Und es wird keine 10.000 Jahre mehr dauern, denn die Zeit ist reif" Ton, Steine, Scherben

twoxego
07.03.2006, 20:50
hallo kenshin !

der begriff freidenkertum ist im zusammenhang damit, was du dann schreibst, etwas unglücklich.

es gibt schon sehr lange freidenker in deutschland ebenso wie es heute gleich mehrere vereinigungen unter diesem namen gibt.
wenn du dich mit den ansichten dieser leute auseinandersetzt, wirst du feststellen, dass es da um andere dinge geht.


gruss twoxego


ps.:
da ich glaube aus anderen beiträgen von dir, deine einstellung zu bestimmten dingen ein wenig zu kennen, bin ich sicher, dass du mit diesen leuten nur ungern in einem topf landen würdest.

Kenshin-Himura
07.03.2006, 20:51
Was genau willst du zum Ausdruck bringen? Wenn du damit widerlegen willst, dass die Menschheit im Gesamtbild ernsthaft dazu gelernt hat, dann muss ich dir recht geben.

Jep, genau das wollte ich sagen.


Im großen und ganzen wurde der Mensch nicht friedlicher.

Im Großen und Ganzen...

Dazu kann man wohl nur noch sagen:

:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

Und was heißt ,,friedlich" ? Diese Leute wurden ja nicht aus materiellen Sachzwängen umgebracht, sondern aufgrund von Diskriminierungen Andersdenkender.


Selbst die "aufgeklärte" "humanistische" "christliche" Welt hat den Sprung in eine friedliche, menschliche Welt nicht gesafft.

Wieso ? Die ,,aufgeklärte", ,,humanistische" und ,,christliche" Welt hatten es geschafft; nur: Alle diese drei Welten gibt's halt nicht mehr; sie wurden platt gemacht von den Affen; so wie immer halt.


Trotzdem bin ich optimistisch, denn

denn dein Nickname ist ,,Grüner Simon", und das sagt schon alles.

Kenshin-Himura
07.03.2006, 20:53
es gibt schon sehr lange freidenker in deutschland ebenso wie es heute gleich mehrere
vereinigungen unter diesem namen gibt.
wenn du dich mit den ansichten dieser leute auseinandersetzt, wirst du festtellen das es da um
andere dinge geht.


Richtig; um andere Dinge; mit dem gleichen Ziel; nämlich den eigenen Verstand zu bedienen; und dem gleichen Ergebnis.

Grüner Simon
07.03.2006, 20:58
Im Großen und Ganzen...

Dazu kann man wohl nur noch sagen:

:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

Und was heißt ,,friedlich" ? Diese Leute wurden ja nicht aus materiellen Sachzwängen umgebracht, sondern aufgrund von Diskriminierungen Andersdenkender.




Erklär mir das bitte näher

twoxego
07.03.2006, 20:59
Richtig; um andere Dinge; mit dem gleichen Ziel; nämlich den eigenen Verstand zu bedienen; und dem gleichen Ergebnis.
ja, aber nochmal, diese leute würden dir nicht gefallen, glaub mir.

in ostberlin sind eltliche ehemalige sed leute, die sich in diesem anderen verein
nicht wohl fühlten im freidenker - verband gelandet. sie okkopieren leider sozusagen diesen begriff.
mehr meinte ich auch nicht.

Grüner Simon
07.03.2006, 20:59
Wieso ? Die ,,aufgeklärte", ,,humanistische" und ,,christliche" Welt hatten es geschafft; nur: Alle diese drei Welten gibt's halt nicht mehr; sie wurden platt gemacht von den Affen; so wie immer halt.




Ich wage es zu behaupten, dass es diese Welten, insofern du ihnen jenen Sprung zutraust, nie gegeben hat.
Wen meinst du genau mit den Affen?

Grüner Simon
07.03.2006, 21:01
denn dein Nickname ist ,,Grüner Simon", und das sagt schon alles.

Ah jetz ja, eine Insel

Wenn du lieber pessimistisch bist, sei es. hoffentlich bist du damit glücklich. Meine Wenigkeit könnte es nicht.

Kenshin-Himura
07.03.2006, 21:07
Im Großen und Ganzen...

Dazu kann man wohl nur noch sagen:

:rolleyes: :rolleyes: :rolleyes:

Und was heißt ,,friedlich" ? Diese Leute wurden ja nicht aus materiellen Sachzwängen umgebracht, sondern aufgrund von Diskriminierungen Andersdenkender.

Erklär mir das bitte näher

- ,,Im Großen und Ganzen": Es hat meines Erachtens [so gut wie?] KEINEN Fortschritt bei der Masse gegeben. Die rudimentären und jederzeit zur Rückfälligkeit bereiten Fortschritte beim Kampf gegen Antihumanismus, resultieren offenbar ausschließlich aus verbesserte Kommunikationstechnik, welche von Einzelnen entwickelt wurden, die schon damals humanistisch gedacht haben.

- zum Thema Sachzwänge: Manchmal muss man vielleicht gegen ein Land Krieg führen, um ihnen das fruchtbare Land abzuluchsen, und somit selber überleben zu können. Anders sieht es aus, wenn zum Beispiel wie bei den Nazis ein Kommunist umgebracht wird: Dies macht überhaupt keinen wirtschaftlichen Sinn.


Ich wage es zu behaupten, dass es diese Welten, insofern du ihnen jenen Sprung zutraust, nie gegeben hat.

Na ja, dann stimmst du mir ja immerhin im pessimistischen Grundtenor halbwegs zu. Ich denke allerdings schon, dass es sie zumindest (extremst) rudimentär gegeben, beispielsweise hat man ja immerhin 1919 und 1949 den guten Willen gezeigt und eine sog. ,,Demokratie" gegründet. Der Wille ist ja schonmal der erste Schritt.


Wen meinst du genau mit den Affen?

Antihumanisten, Vollidioten, unethisches Pack.

Kenshin-Himura
07.03.2006, 21:08
Wenn du lieber pessimistisch bist, sei es.

Das nicht; aber lieber realistisch. Und in meinem Fall sind Realismus und Pessimismus das Selbe.


hoffentlich bist du damit glücklich. Meine Wenigkeit könnte es nicht.

Ich auch nicht. Aber das ist eine andere Frage. Ohne Realismus wäre ich jedenfalls wohl noch weniger glücklich.

Grüner Simon
07.03.2006, 21:15
- ,,Im Großen und Ganzen": Es hat meines Erachtens [so gut wie?] KEINEN Fortschritt bei der Masse gegeben. Die rudimentären und jederzeit zur Rückfälligkeit bereiten Fortschritte beim Kampf gegen Antihumanismus, resultieren offenbar ausschließlich aus verbesserte Kommunikationstechnik, welche von Einzelnen entwickelt wurden, die schon damals humanistisch gedacht haben.



Genau das habe ich doch gesagt. "Der Mensch ist im Gesammtbild nicht friedlicher geworden." Ich verstehe deine Gegenreaktion nicht, wenn du hier mit mir übereinstimmst.
Hast vermutlich das "nicht" übersehen. Passiert, nicht weiter tragisch

Grüner Simon
07.03.2006, 21:17
[QUOTE=kenshin-himura


Na ja, dann stimmst du mir ja immerhin im pessimistischen Grundtenor halbwegs zu. Ich denke allerdings schon, dass es sie zumindest (extremst) rudimentär gegeben, beispielsweise hat man ja immerhin 1919 und 1949 den guten Willen gezeigt und eine sog. ,,Demokratie" gegründet. Der Wille ist ja schonmal der erste Schritt.


[/QUOTE]

Es gibt leider viel negativere oder eben positivere Beispiele, kommt darauf an wie man es sehen möchte, die weiter zurück liegen.

Die alten Griechen haben die Grundzüge der Demokratie schon gezeichnet.
Die Römer haben 313 Religionsfreiheit ausgerufen.
Hat alles leider nicht lange gehalten

Grüner Simon
07.03.2006, 21:18
[QUOTE=kenshin-himura
Antihumanisten, Vollidioten, unethisches Pack.[/QUOTE]

Danke. Hier stimme ich dir völlig zu

Grüner Simon
07.03.2006, 21:20
Das nicht; aber lieber realistisch. Und in meinem Fall sind Realismus und Pessimismus das Selbe.



Ich auch nicht. Aber das ist eine andere Frage. Ohne Realismus wäre ich jedenfalls wohl noch weniger glücklich.

Der Optimismus verschließt sich nicht der Realität sondern erkennt die Möglichkeiten und hofft auf deren Erfüllung. So kann die Menschheit, sofern sie will, friedlicher und gerechter werden. Es mag zur Zeit und im historischen Rückblick mehr als unwahrseinlich erscheinen, aber nicht unmöglich.

Keine 10.000 Jahre heißt halt nicht binnen der nächsten Jahrzehnte.

Kenshin-Himura
07.03.2006, 21:21
Es gibt leider viel negativere oder eben positivere Beispiele, kommt darauf an wie man es sehen möchte, die weiter zurück liegen.

Nein, eben nicht, es gibt ausschließlich nur negative Beispiele, das haben wir doch gerade festgestellt: Nichts hat funktioniert, bzw. ,,lange gehalten", wie du es nennst.




- ,,Im Großen und Ganzen": Es hat meines Erachtens [so gut wie?] KEINEN Fortschritt bei der Masse gegeben. Die rudimentären und jederzeit zur Rückfälligkeit bereiten Fortschritte beim Kampf gegen Antihumanismus, resultieren offenbar ausschließlich aus verbesserte Kommunikationstechnik, welche von Einzelnen entwickelt wurden, die schon damals humanistisch gedacht haben.

Genau das habe ich doch gesagt. "Der Mensch ist im Gesammtbild nicht friedlicher geworden." (...) Hast vermutlich das "nicht" übersehen. Passiert, nicht weiter tragisch

Nein, das war leicht anders:


Im großen und ganzen wurde der Mensch nicht friedlicher.

Kenshin-Himura
07.03.2006, 21:23
Der Optimismus verschließt sich nicht der Realität sondern erkennt die Möglichkeiten und hofft auf deren Erfüllung.

Ein seltsames Verständnis von ,,Optimismus", der nur darauf beruht, nicht die derzeitige Situation, sondenr die ,,Möglichkeiten" zu erkennen. Aber gut, wenn das deine Definition ist, dann ist das ja vielleicht nicht in Widerspruch zu meiner These.

twoxego
07.03.2006, 21:26
Der Optimismus verschließt sich nicht der Realität sondern erkennt die Möglichkeiten und hofft ( hervorhebung twxg. ) auf deren Erfüllung. der richtige optimist hofft nicht einfach nur.
er versucht, wenn vielleicht auch nur im ganz kleinen oder gar erfolglos, etwas zu tun,
für das, was er für erstrebenswert hällt.


ps.:


ein beispiel:

ein mensch fällt ins wasser, er ruft nicht um hilfe (das ist wichtig).
er ist am ertrinken.
springst du nun hinein oder stehst du am rand und sagst:
" warum hat der trottel denn nicht schwimmen gelernt."

Grüner Simon
07.03.2006, 21:27
Nein, eben nicht, es gibt ausschließlich nur negative Beispiele, das haben wir doch gerade festgestellt: Nichts hat funktioniert, bzw. ,,lange gehalten", wie du es nennst.



Nein, das war leicht anders:

Das evt. positivere bezog sich eben darauf, dass du für eine kurze Existenz des Humanismus das Andenken einer Demokratie im 19Jh und 20Jh. gesehen hast und dies schon weitaus früher gab.
Es war insoweit positiv, dass es solche Ansätze bereits früher gab.
Aber du hast recht, dass es im Bezug auf deine These ein negaitves Beispeiel war, da es zeigte, dass sich der demokratische, friedliche Gedanke nie durchgesetzt hat, obwohl er sich immer wieder zeigte

Aber im Grunde ist der Inhalt identisch

Grüner Simon
07.03.2006, 21:28
Ein seltsames Verständnis von ,,Optimismus", der nur darauf beruht, nicht die derzeitige Situation, sondenr die ,,Möglichkeiten" zu erkennen. Aber gut, wenn das deine Definition ist, dann ist das ja vielleicht nicht in Widerspruch zu meiner These.

Er erkennt die jetzige Sitaution, sieht aber das es so nicht sein muss, es anders sein kann, anderster werden kann.

Grüner Simon
07.03.2006, 21:29
der richtige optimist hofft nicht einfach nur.
er versucht, wenn vielleicht auch nur im ganz kleinen oder gar erfolglos, etwas zu tun,
für das, was er für erstrebenswert hällt.

Richtig. Er strebt seiner Hoffnung entgegen.