PDA

Vollständige Version anzeigen : Basisdemokratie



007basti
04.03.2006, 12:58
Könnte ein basisdemokratischer staat existieren?
Also, dass alle entscheidungen direkt vom Volk getroffen werden.
Ohne Abgordnete, sondern vielleicht eine Expertenkomission, die Vorschläge macht, über die das Volk dann entscheidet.

twoxego
04.03.2006, 13:24
basisdemokratie könnte mit einem klugen volk funktionieren.
gibt es irgendwo ein solches ?
am wochenende bin ich immer optimist.
ich werde mich also heute nicht weiter darüber auslassen.

ein beispiel:

lassen wir das volk abstimmen, ob es steuern bezahlen möchte.

Grüner Simon
04.03.2006, 15:16
Eine vollbasidemokratische Staatsform wird nicht möglich sein. Trotzdem muss Deutschland basisdemokratischer werden, mehr dierekte Demokratie zulassen. Das muss aber mit einer stärkeren Förderung des demokratischen Verständnis und des politischen Denkens und Handelns einhergehen. In einem Land das derart politsch desinteressiert ist wie das unsrige sollte keine allzugroße Möglichkeit haben direkten Einfluss zu nehmen.
Wobei? Würde es schief gehen könnte man nicht mehr alles auf die Politiker schieben. Es wäre doch interessant ob ein Volk, welches immer glaubt besser, ehrlicher, sozialer und verantwortungsbewusster zu sein als die Politik, wirklich besser handeln würde.

Gott-Los
04.03.2006, 15:29
Ich denke nicht, dass es komplett funktionieren würde, denn dem gemeinen Volk fehlt es einfach an Fachwissen in spezifischen Bereichen.
Das ist eine Idee Grüner Simon :-)
Meiner Meinung nach sollte man in jedem Fall bei Verfassungsänderungen das Volk befragen.

Grüner Simon
04.03.2006, 15:32
Ich denke nicht, dass es komplett funktionieren würde, denn dem gemeinen Volk fehlt es einfach an Fachwissen in spezifischen Bereichen.
Das ist eine Idee Grüner Simon :-)
Meiner Meinung nach sollte man in jedem Fall bei Verfassungsänderungen das Volk befragen.

Mit dem Fachwissen hast du recht, leider fehlt das auch sehr häufig bei unseren Abgeordneten. Ist auch klar, dass nicht jeder Palamentarier über alles bescheid wissen kann, über alles abstimmen muss er trotzdem.

Ein Manko der Demokratie, theoretisch kann jeder politischer Entscheidungsträger werden, ungeachtet seiner Qualifikation

Farbwind
05.03.2006, 01:00
Die Frage, ob Basisdemokratie funktionieren kann hängt davon ab,

1. wie man Basisdemokratie definiert (ist z.B. die Schweiz ein wirklich basisdemokratisches Land)

2. wie groß der Bezugsraum ist

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass die Steuern das große Problem wären, weil die Teilnehmer ja nicht nur ein one-turn, sondern ein multiple turn Spiel spielen. Wenn sie sich also gegen Steuern entscheiden, würden sie relativ schnell die Folgen zu spüren bekommen. Allerdings könnte die nächste Wahl dann auf Kosten einer Minderheit gehen. Sie könnte es aber auch nicht. Hinge von den Menschen ab.

Wenn mit Basisdemokratie gemeint ist, dass jeder einen gleichwertigen und direkten Einfluss auf konkrete politische Entscheidungen hat, so glaube ich, dass sich dies vollständig nur in Stadtstaaten durchsetzen ließe, je kleiner desto besser.
Einzelne Elemente ließen sich auch in der deutschen Demokratie einführen, beispielsweise die basisdemokratische Wahl des Präsidenten oder Volksabstimmungen im Allgemeinen.

Letzten Endes ist die politische Struktur für mich vernünftig, wenn sie dem Prinzip der Subsidiarität folgt. Nicht mehr und nicht weniger.

@Grüner Simon

"Ein Manko der Demokratie, theoretisch kann jeder politischer Entscheidungsträger werden, ungeachtet seiner Qualifikation"

Ich würde es nicht Manko nennen. Dem Philosophenstaat müssen wir leider eine Abfuhr erteilen, weil er Basis für faschistische, diskriminierende und absolute Ideologien bietet (letzten Endes waren Hitler-Regime, Franco-Regime, Salazar-Regime und kommunistisches Regime - um nur ein paar zu nennen - nichts anderes als verkommene Philosophenstaaten). Die Demokratie ist nicht perfekt, aber sie ist eben das goldene Stück Scheiße unter allen Scheißhaufen :D Und letzten Endes wäre es auch komisch, wenn ein paar Politiker nicht auch bescheißen, denn dann würde gar nicht mehr der Schnitt der Gesellschaft repräsentiert werden :)) Oder nach George Bernard Shaw etwas flapsiger:

"Die Demokratie ist ein Verfahren, das garantiert, dass wir nicht besser regiert werden, als wir es verdienen."

Redwing
05.03.2006, 02:11
Na ja, zu Demokratie, die wir hier übrigens so gut wie gar nicht haben- und das bißchen wird auch immer mehr aufgeweicht (so ist z.B. in der Diskussion, doch die ewige Wahlperiode noch auf fünf Jahre auszuweiten!)- sollten aber auch unabhängige und vielseitige Medien gehören. Wenn so ein obrigkeitsgesteuerter Medienapparat, so wie jetzt, dann Meinungen manipuliert und einseitig bzw. fehlinformiert, dann führt das auch zu nichts.

Manfred_g
05.03.2006, 02:23
Eine vollbasidemokratische Staatsform wird nicht möglich sein. Trotzdem muss Deutschland basisdemokratischer werden, mehr dierekte Demokratie zulassen. Das muss aber mit einer stärkeren Förderung des demokratischen Verständnis und des politischen Denkens und Handelns einhergehen.

Da stimme ich dir bis zu einem gewissen Grade zu, habe aber grosse Bedenken wenns ans Eingemachte geht, so wie du im folgenden offenbar auch:


In einem Land das derart politsch desinteressiert ist wie das unsrige sollte keine allzugroße Möglichkeit haben direkten Einfluss zu nehmen.
Wobei? Würde es schief gehen könnte man nicht mehr alles auf die Politiker schieben. Es wäre doch interessant ob ein Volk, welches immer glaubt besser, ehrlicher, sozialer und verantwortungsbewusster zu sein als die Politik, wirklich besser handeln würde.
Ja das ist richtig. Nur - ich möchte das Experiment eigentlich nicht wagen. Man macht einen Staat womöglich schnell mal so nebenher kaputt, aber ihn wieder demokratisch aufzurichten, ist eine schwere Aufgabe.

Ein reales Problem sehe ich einfach darin, daß es nicht nur um politisches Interesse im Volk geht (das auch zuwenig vorhanden ist, ok) sondern man wird zugestehen müssen, daß "das Volk" letztlich auch schnell überfordert ist, wenn es um ernsthafte Themen geht und die Folgen wirklich selbst zu spüren hat.
Es ist schon irgendwo vernünftig, daß man für spezielle Aufgaben Experten hat, nicht nur in der Politik, aber eben auch dort.

Ich hielte einen Straftatbestand für überlegenswert, der Politiker und führende Beamte betrifft, wenn zu große vermeidbare politische Verfehlungen vorliegen.

Grüner Simon
05.03.2006, 13:55
Ein reales Problem sehe ich einfach darin, daß es nicht nur um politisches Interesse im Volk geht (das auch zuwenig vorhanden ist, ok) sondern man wird zugestehen müssen, daß "das Volk" letztlich auch schnell überfordert ist, wenn es um ernsthafte Themen geht und die Folgen wirklich selbst zu spüren hat.
Es ist schon irgendwo vernünftig, daß man für spezielle Aufgaben Experten hat, nicht nur in der Politik, aber eben auch dort.



Im Bezug auf die Überforderung gebe ich dir recht. Doch das geht vielen Abgeordneten ebenso. Außerdem darf das in einer Demokratie kein Argument sein. Da jeder jener Überforderten auch zum politischen Entscheidungsträger gewählt werden kann. Klar, nicht jeder wird gewählt, sondern jene von denen man annimmt, dass sie Ahnung haben, was aber nicht heißt, dass es so ist.

Was nutzen Experten, wenn dann uninformierte Abgeordnete darüber abstimmen. Ich erinnere mich an die Befragung der Bundestagabgeordneten nach ihrer Zustimmung zur EU-Verfassung. Die meisten hatten ebesoviel/ebensowenig einen Plan wie jeder Normalbürger der was in den Medien aufgeschnappt hat.

Don
05.03.2006, 19:19
Ich halte es da mit Churchill:
Die Demokratie ist die schlechteste aller denkbaren Staatsformen, aber die beste die wir haben.
Die repräsentative Demokratie macht die meisten Entscheidungsprozesse bereits unerträglich langsam. Eine Basisdemokratie würde dieses Phänomen zum Exzess steigern. Siehe Parteiversammlungen von Grünen.
Sie bietet allerdings jedem die Möglichkeit Einfluss zu nehmen. Im Gegenatz zu Diktaturen, Monarchien und Volksrepubliken.
Erschwert wird dieser Einfluss für Dünnbrettbohrer da sie schnell die Geduld verlieren, also nicht unbedingt ein Nachteil.
Die Schweiz ist ist sozusagen ein singulärer Punkt in der Kurvenschar. Nicht auf andere Staaten übertragbar.

politi_m
05.03.2006, 19:26
Basisdemokratie könnte schon heute funktionieren.

Zu bestimmten Fragen (Welches Steuermodell?, welches Zuwanderungsgesetz?, etc.) dürften alle im Bundestag vertretenen Parteien einen Vorschlag vorlegen. Über all diese Modelle stimmt dann das Volk ab und das mit den meisten Stimmen wird genommen. Natürlich birgt auch so eine Basisdemokratie Probleme, die es zu lösen gilt. Trotzdem fände ich das geil!

politi_m
05.03.2006, 19:33
lassen wir das volk abstimmen, ob es steuern bezahlen möchte.Sowas würde mit meinem Vorschlag z.B. kein Problem sein. Denn egal ob FDP, SPD oder PDS: Alle wollen, dass das Volk Steuern zahlt! :]

Grüner Simon
06.03.2006, 14:36
Sowas würde mit meinem Vorschlag z.B. kein Problem sein. Denn egal ob FDP, SPD oder PDS: Alle wollen, dass das Volk Steuern zahlt! :]

klingt plausibel. Also keine absolute Basisdemokratie sondern eine stärkere Einflussnahme des Volkes auf die Politik der Regierung bzw. des Parlaments. Damit der Bürger zwischen den Wahlen nicht mehr aus den politischen Entscheidungen weitgehenst aus geschlossen bleibt.

Ich lasse es mir nicht nehmen, bei einer nicht selten vertretenen Anti- Grünen Meinung, eine solche Forderung nach mehr Demokratie, als Grünes Anliegen zu erklären.
Doch wie bereits gesagt, das muss mit mehr politischer Bildung einhergehen, da gehen mir die Programme der Grünen nicht weit genug.

twoxego
06.03.2006, 15:50
Sowas würde mit meinem Vorschlag z.B. kein Problem sein. Denn egal ob FDP, SPD oder PDS: Alle wollen, dass das Volk Steuern zahlt!

du verstandest mich miss.

die frage lautet :

möchte das volk steuern zahlen ?