kotzfisch
23.08.2025, 18:20
Ein Vorfall an der schlecht gesicherten und selbst von den „Omas gegen Rechts” regelmäßig unbehelligt überschrittenen Grenze zwischen Wirklichkeit und Satire vollzog sich zu Karlsruhe. Strenggenommen vollzieht er sich wohl noch. Die Badischen Neuesten Nachrichten / Ausgabe Brettener Nachrichten teilen mit, dass Spitzen der hiesigen Fauna in den Widerstandskampf der Omas einbezogen werden sollen. (Mir schickte ein Leser die in Rede stehende Zeitungsseite; online steht der Text hinter der Satirezonengrenzenschranke.)
Denn wären die antifaschistischen Protestsongs kein Widerstand, könnten sie sich ja im Halsumdrehen in neofaschistische Oppositionsbekämpfungsschlachtgesänge verwandeln.
„Der antifaschistische Schlachtruf kommt im Karlsruher Schlossgarten zwitschernd daher – aus dem großen Baum direkt hinter dem Schloss: Dort ist ein Lautsprecher installiert, aus dem Frequenzen diverser Protestsongs erklingen”, notiert die Premiumjournalistin in hitzewallungsumwaberter Verzückung. Sie meint vermutlich Sequenzen, aber wir wollen nicht pingelig sein, wenn es um eine so große Sache wie den Antifaschismus geht (der sich im Falle der Karlsruher Schlossgartenbeschallung immerhin hörbarer Frequenzen bedient).
„Diese Lieder werden nicht im Original gespielt. Der aus Frankfurt am Main stammende Künstler Dennis Siering hat sie vielmehr in künstliche Vogelgesänge übersetzt. ‚Radical Climate Action Bird’, also in etwa radikaler Klimaschutzvogel, ist die Installation überschrieben. Sie ist eines von elf Kunstwerken, welche die Stadt Karlsruhe als City of Media Art gerade parallel zu den Schlosslichtspielen zeigt.”
Es handelt sich um so bedeutenden Protestwiderstand, dass sogar die Kommune nicht herumkam, ihn zu fördern.
„Die Passanten treffen in der Stadt auf Kunst und müssen dafür nicht ins Museum.”
Das ist eine Art von Kunst, mit der schon Ulbricht, Honecker und der kleine hinkende Teufel aus Rheydt liebäugelten: Die Passanten werden in der Stadt mit Propaganda beschallt, obwohl sie mitunter extra nicht ins Museum gehen wollten.
„Der Künstler setzt darauf, dass die Karlsruher Vögel bald den Protest lernen und selbst von den Bäumen singen.”
Staatlich und kommunal gesponserter künstlerischer Protest, mitgetragen und beklatscht von allen Protestparteien und Widerstandsmedien, von den Widerstandskirchen, Widerstandsgewerkschaften, Widerstandsberufsverbänden, Widerstandsuniversitäten, Widerstandstheatern, Widerstandssportvereinen, Widerstandsmoscheegemeinden, Wiederstandszentralräten, Widerstandsnagelstudios sowie 551 Protest-NGOs. Und nun eben auch von beschallungsdressierten Karlsruher Protestpiepmätzen.
„Vögel ahmen zum Beispiel auch Stadtgeräusche nach, das ist ein ganz natürliches Verhalten”, erklärt eine lokale Kulturfunktionärin den Badischen Neuesten Widerstandsnachrichten, die von der Idee natürlich total begeistert ist, weil ihr natürliches Verhalten ebenfalls im Nachsingen der jeweiligen Tagesparolen besteht und ihr sogar den Lebensunterhalt beschert. Gerade Amseln seien sehr lernfähig, „der Künstler will sie quasi zur Stimme des Widerstands machen”. Zu Widerstandsamseln quasi. „Die Tiere und ebenso die Passanten können derzeit zum Beispiel Ausschnitte von ‚Bella Ciao’ oder den antifaschistischen Schlachtruf ‚Alerta, Altera’ hören und nachahmen”, frohlockt die lokale Protestjournalistin.
Was das mit dem Klima zu tun hat? Nun:
O partigiano, portami via,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
O partigiano, portami via,
ché mi sento di morir.
Antifaschismus und Klimaschutz gehören so fest zusammen wie Merkel und abgekaute Fingernägel bzw. Joko und Klaas. Deshalb, schreibt die Gazette, gehe es dem Vogelstimmenimitator nicht nur „um den Austausch zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Lebensformen sowie die Wechselwirkung von Technologie und Natur. Noch etwas ist ihm wichtig” – Widerstandsfördergelder? Proteststipendien? – nein: „Gleichzeitig ist die Installation eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wiederaufleben nationalistischer und neofaschistischer Ideen.“
In der Medizin spricht man von einem Breitbandantibiotikum, wenn es gegen möglichst viele Erreger wirken soll. Karlsruhe präsentiert, an einem Baum hinterm Schloss, wo auch ein Nazi hängen könnte, das erste Breitbandantifaschistikum.
***
Wir bleiben knie- und porentief in der Provinz.
( Danke Michael Klonovski ) Gehts noch geisteskränker? Was ...!?
Denn wären die antifaschistischen Protestsongs kein Widerstand, könnten sie sich ja im Halsumdrehen in neofaschistische Oppositionsbekämpfungsschlachtgesänge verwandeln.
„Der antifaschistische Schlachtruf kommt im Karlsruher Schlossgarten zwitschernd daher – aus dem großen Baum direkt hinter dem Schloss: Dort ist ein Lautsprecher installiert, aus dem Frequenzen diverser Protestsongs erklingen”, notiert die Premiumjournalistin in hitzewallungsumwaberter Verzückung. Sie meint vermutlich Sequenzen, aber wir wollen nicht pingelig sein, wenn es um eine so große Sache wie den Antifaschismus geht (der sich im Falle der Karlsruher Schlossgartenbeschallung immerhin hörbarer Frequenzen bedient).
„Diese Lieder werden nicht im Original gespielt. Der aus Frankfurt am Main stammende Künstler Dennis Siering hat sie vielmehr in künstliche Vogelgesänge übersetzt. ‚Radical Climate Action Bird’, also in etwa radikaler Klimaschutzvogel, ist die Installation überschrieben. Sie ist eines von elf Kunstwerken, welche die Stadt Karlsruhe als City of Media Art gerade parallel zu den Schlosslichtspielen zeigt.”
Es handelt sich um so bedeutenden Protestwiderstand, dass sogar die Kommune nicht herumkam, ihn zu fördern.
„Die Passanten treffen in der Stadt auf Kunst und müssen dafür nicht ins Museum.”
Das ist eine Art von Kunst, mit der schon Ulbricht, Honecker und der kleine hinkende Teufel aus Rheydt liebäugelten: Die Passanten werden in der Stadt mit Propaganda beschallt, obwohl sie mitunter extra nicht ins Museum gehen wollten.
„Der Künstler setzt darauf, dass die Karlsruher Vögel bald den Protest lernen und selbst von den Bäumen singen.”
Staatlich und kommunal gesponserter künstlerischer Protest, mitgetragen und beklatscht von allen Protestparteien und Widerstandsmedien, von den Widerstandskirchen, Widerstandsgewerkschaften, Widerstandsberufsverbänden, Widerstandsuniversitäten, Widerstandstheatern, Widerstandssportvereinen, Widerstandsmoscheegemeinden, Wiederstandszentralräten, Widerstandsnagelstudios sowie 551 Protest-NGOs. Und nun eben auch von beschallungsdressierten Karlsruher Protestpiepmätzen.
„Vögel ahmen zum Beispiel auch Stadtgeräusche nach, das ist ein ganz natürliches Verhalten”, erklärt eine lokale Kulturfunktionärin den Badischen Neuesten Widerstandsnachrichten, die von der Idee natürlich total begeistert ist, weil ihr natürliches Verhalten ebenfalls im Nachsingen der jeweiligen Tagesparolen besteht und ihr sogar den Lebensunterhalt beschert. Gerade Amseln seien sehr lernfähig, „der Künstler will sie quasi zur Stimme des Widerstands machen”. Zu Widerstandsamseln quasi. „Die Tiere und ebenso die Passanten können derzeit zum Beispiel Ausschnitte von ‚Bella Ciao’ oder den antifaschistischen Schlachtruf ‚Alerta, Altera’ hören und nachahmen”, frohlockt die lokale Protestjournalistin.
Was das mit dem Klima zu tun hat? Nun:
O partigiano, portami via,
o bella, ciao! bella, ciao! bella, ciao, ciao, ciao!
O partigiano, portami via,
ché mi sento di morir.
Antifaschismus und Klimaschutz gehören so fest zusammen wie Merkel und abgekaute Fingernägel bzw. Joko und Klaas. Deshalb, schreibt die Gazette, gehe es dem Vogelstimmenimitator nicht nur „um den Austausch zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Lebensformen sowie die Wechselwirkung von Technologie und Natur. Noch etwas ist ihm wichtig” – Widerstandsfördergelder? Proteststipendien? – nein: „Gleichzeitig ist die Installation eine kritische Auseinandersetzung mit dem Wiederaufleben nationalistischer und neofaschistischer Ideen.“
In der Medizin spricht man von einem Breitbandantibiotikum, wenn es gegen möglichst viele Erreger wirken soll. Karlsruhe präsentiert, an einem Baum hinterm Schloss, wo auch ein Nazi hängen könnte, das erste Breitbandantifaschistikum.
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Wir bleiben knie- und porentief in der Provinz.
( Danke Michael Klonovski ) Gehts noch geisteskränker? Was ...!?